Anna Dressed in Blood ist bis Dato mein einziger Titelkauf. Diese vielsagende Zeile klang so verheißungsvoll, versprach Nervenkitzel vielleicht sogar Grusel, so dass ich nicht widerstehen konnte. Es klang nach Geheimnissen, Rache, Mordlust! Nun, teilweise hält das Buch was der Titel verspricht.
Der Roman startet genau so, wie es mir erhofft hatte. Ein junger Geisterjäger kommt in eine kleine Stadt in der ein verwunschenes Haus steht. Vor Jahrzehnten war dort ein Mädchen gestorben und ihr rachsüchtiger Geist spukt nun in dem alten Zuhause herum. Wer das Haus betritt überlebt es in der Regel nicht. Als Cas also ebendies tut, wird er von einem arg wütenden Geist im Empfang genommen.
Anna ist Anfangs einfach nur »der Geist«, von dem man erwartet, dass er da ist um die Lebenden zu ermorden. Im Laufe der Handlung lernt man jedoch nach und nach ihre ganze Geschichte kennen und die ist, bis hin zu ihrer letztlich Ermordung, ziemlich bitter. Da muss man doch erstmal schwer schlucken. Man kann gut nachvollziehen, wie ihre Erlebnisse diesen wütenden Geist aus ihr gemacht haben. Obwohl es sich bei Kendare Blakes Debütroman um ein Jugendbuch handelt, sind manche Beschreibung darin überraschend blutig und schonungslos. Zartbesaiteten wird das vielleicht nicht ganz so sehr gefallen, aber es ist immerhin eine Horrorgeschichte, da darf man nicht nur rosa Blümchen erwarten.
Leider verliert sich der starke Anfang ab der Mitte etwas, denn die Geschichte endet, wie in so vielen Jugendbüchern, in einer Liebesgeschichte und macht aus Anna wieder eine eher zarte Erscheinung. Immer noch nett, aber leider alles andere als spannend oder gar gruselig. Immerhin gibt es keine Dreiecksbeziehung mit boyfriend-issues, das hält den Nerv-Faktor erfreulicherweise in Grenzen. Der anfängliche Geisterspuk geht dabei dennoch fast vollständig verloren, weil Anna eben nicht mehr spukt und plötzlich wieder sehr menschlich und lebendig wirkt. Dafür taucht eine andere Gruselgestalt auf, so richtig überzeugen kann diese recht abstrakte Kreatur aber nicht mehr.
Anna Dressed in Blood ist ein Buch mit starkem Anfang und schwächelndem Ausgang. Bei dem genialen Titel hatte ich auf eine stärkere Wirkung gehofft, die sich zu Beginn des Romans auch andeutete, dann aber leider zugunsten der Romanze verebbte. Das Buch ist durchaus mal etwas anderes und wagt einen neuen Ansatz in der Jugendbuchsektion, der fade ausklang motiviert mich aber leider nicht die Nachfolger lesen zu wollen.