Brünhilde Blum führt ein Bestattungsunternehmen, ist glücklich verheiratet und hat 2 Töchter. Doch die Idylle wird jäh zerstört, als ihr Mann Mark von einem Auto niedergefahren wird. Als Blum dann noch die Mitschnitte von Gesprächen mit einer anderen Frau auf Marks Handy findet, fängt sie an Fragen zu stellen.
Zuallererst: Das ist ein Buch, das man nicht weglegen kann. Es ist spannend geschrieben, man lebt mit... und es spielt auch ein bisschen mit dem Voyeurismus des Lesers. Man *kann* nicht wegschauen...
Im Endeffekt spielt Aichner hier mit Selbstjustiz, Schuld und Sühne, Rache... all das eingebettet in einerseits die unendliche Liebe und heile Familienwelt, die Aichner in nur rund 50 Seiten zwischen Blum und Mark entstehen zu lassen vermochte, andererseits aber die grausamen Verbrechen, deren Zeugnis Blum unvermittelt findet. Als Leser ist man schließlich hin und hergerissen, Blums "Es ist richtig" zu folgen, aber natürlich auch ihre Taten zu verabscheuen. Es ist diese Dichotomie zwischen Recht und Gerechtigkeit, zwischen Idylle und grausamer Gewalt, die die Faszination dieses Romans ausmacht.
Der einzige kleine Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Ende zu vorhersehbar ist. Blums Schock war für mich eher ein "Ha, wusste ich es doch!"-Moment. Dazu ist auch die Erzählweise etwas gewöhnungsbedürftig: Es gibt keine Dialoge, sondern Gespräche sind eher in der Protokollform niedergeschrieben. Es ist Blums Sicht auf die Dinge.
Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deshalb packend, in weiten Teilen auch unangenehm berührend, weil man sich eben dieser Position des Voyeurs, dieser Frage, was macht sie jetzt, nicht entziehen kann. Mehr noch: Am Ende lechzt man zwar danach, seine Gehirnwindungen wieder reinzuwaschen... aber noch viel mehr nach der Fortsetzung.