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review 2017-08-29 12:30
Emotionalität über Konstruktion
Shadow and Bone - Leigh Bardugo

Ich bin vermutlich die letzte, die „Shadow and Bone“ von Leigh Bardugo liest. Der Trilogieauftakt erschien 2012 und löste einen verrückten Hype aus, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ich kaufte das Buch 2014, lies es dann aber drei Jahre warten. Nicht, weil es mich nicht mehr interessierte, sondern weil ich die Vorfreude darauf voll auskosten wollte. Die Aussicht auf ein High Fantasy – Universum, das vom zaristischen Russland inspiriert wurde, war einfach zu delikat, um kopfüber in die Geschichte zu stürzen.

 

Manchmal ändert ein einziger Moment alles. Seit Alina Starkov, Waise und mittelmäßige Kartografin beim Militär von Ravka, ihrem besten Freund Malyen und ihrem Trupp im Schatten-Spalt das Leben rettete, erkennt sie sich selbst kaum wieder. Als sie in der schwärenden Wunde tiefster Dunkelheit angegriffen wurden, brach etwas aus ihr hervor: eine Macht, von der sie nicht wusste, dass sie sie besitzt. Verwirrt und desorientiert wurde sie dem Dunklen vorgeführt, dem Anführer der Grischa, der magischen Elite des Landes. Er sandte sie in die Hauptstadt Os Alta und riss sie brutal aus ihrer Existenz. Nun wird Alina als Grischa ausgebildet, weit entfernt von Mal und allem, was ihr vertraut ist. Ihre Fähigkeiten sind selbst für eine Magierin einzigartig. Große Hoffnungen lasten auf ihren Schultern. Sie könnte Ravkas Kriege beenden. Sie könnte den Hunger in ihrem Land bekämpfen. Gemeinsam mit dem Dunklen könnte sie sogar den Spalt schließen. Aber kann sie dem Dunklen und ihren neuen Kräften überhaupt vertrauen, ohne Mal an ihrer Seite, der sie daran erinnert, wer sie ist?

 

Ich möchte nicht schon wieder die alte Leier spielen. Also werde ich nicht schreiben, dass „Shadow and Bone“ dem Hype nicht gerecht wird. Stattdessen schreibe ich: der Hype um „Shadow and Bone“ ist übertrieben. Leigh Bardugo ist gewiss auf einem guten Weg und der Auftakt der „Grisha“-Trilogie hat mich gut unterhalten, doch angesichts all der Aufregung hatte ich definitiv mehr Feuerwerk erwartet. Mir reichen die unausgegorenen positiven Ansätze nicht aus, um mich in Begeisterungsstürme verfallen zu lassen. Ich erkenne die vielversprechenden Aspekte, über die andere Leser_innen schwärmen, aber meiner Meinung nach sind diese nicht in aller Konsequenz ausgearbeitet. Betrachten wir zum Beispiel das Worldbuilding. Die zaristisch-russischen Einflüsse sind prägnant, was mir wirklich gut gefiel, weil es eine erfrischende Abwechslung zu den zahllosen mittelalterlichen High Fantasy – Welten darstellt. Ich habe in einem Interview mit Leigh Bardugo gelesen, dass bestimmte Merkmale des Landes Ravka für sie von Beginn an feststanden – die extreme Diskrepanz zwischen Arm und Reich, die Unfähigkeit zur Industrialisierung, die truppenstarke, zwangsverpflichtete Armee – sie jedoch nach einer kulturellen Inspirationsquelle suchte, die diesem skizzenhaften Konzept Leben einhauchen würde. Das imperialistische Russland bot sich nahezu zwingend an und ich finde, sie transportiert die damit einhergehende Atmosphäre hervorragend. Meiner Vorstellung nach könnte Ravka tatsächlich ein Landstrich im Russland zur Zarenzeit sein. Leider hilft mir dieses stabile Bild allerdings nicht, die Situation in Ravka zu verstehen. Das Land führt seit Generationen Krieg gegen seine Nachbarnationen. Wieso? Worum geht es? Rohstoffe? Territorium? Ich weiß es nicht und ich bin bedauerlicherweise nicht überzeugt, dass Leigh Bardugo es weiß. Ich habe den Eindruck, dass sie Ravka kaum besser kennt als ich, weil sie – dem strengen Korsett der YA folgend – die Ausschlachtung der Liebesgeschichte der detaillierten Ausarbeitung ihres Universums vorzog. Emotionalität über Konstruktion. Natürlich gibt es ein Liebesdreieck. Die Protagonistin Alina ist hin- und hergerissen zwischen ihrem reizenden besten Freund Mal und dem nebulösen Oberhaupt der Grischa, dem Dunklen. Ich mochte Alina anfangs sehr gern. Ich fand sie rotzig, schlagfertig und frech, voller spitzer, scharfer Ecken und Kanten, ohne verletzend zu sein. Das Mädchen hatte Persönlichkeit. Dann offenbart sich ihr magisches Talent und sie wird für ihre Ausbildung in den Kleinen Palast geschickt, wo sie sich in eine langweilige, schale, stereotype Version ihrer selbst verwandelt, in eine weitere, austauschbare YA-Heldin, die nichts hinterfragt. Ich war unglaublich enttäuscht. Im letzten Drittel von „Shadow and Bone“ erhält sie zwar etwas von ihrem Biss zurück, wird aber nie wieder die Alina, die mich zu Beginn beeindruckte. Das einzige, das mir während ihrer Ausbildungszeit gefiel, war die minutiöse Beschreibung des Erlebens ihrer Kräfte. Hier war Leigh Bardugo sehr explizit, was vermutlich daran liegt, dass ihr überraschend wissenschaftlich angehauchtes Magiesystem im Gegensatz zu ihrem Worldbuilding vollständig ist.

 

Die Vorliebe der Young Adult – Literatur für Trilogien ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits erhalten Autor_innen mehr Raum, um Handlung, Charaktere und Setting überzeugend zu entwickeln, andererseits wird diese Möglichkeit leider viel zu selten genutzt. Ich habe das Gefühl, Universen werden nicht mehr vorbereitet, geplant und konstruiert, sondern impulsiv beim Schreiben zusammengeschustert. Nicht so wild, bleiben viele Fragen im ersten Band ungeklärt, es kommen ja noch zwei Folgebände. Nun, für mich ist das wild. Für mich ist das ein Makel, den ich nur schwer verzeihen kann, weil ich finde, dass zwar nicht alle Fragen im ersten Band einer Trilogie geklärt werden müssen, Autor_innen jedoch zumindest die Antworten kennen sollten. Dessen bin ich mir bei Leigh Bardugo nicht sicher. Deshalb kann ich „Shadow and Bone“ nicht höher als mit drei Sternen bewerten. Obwohl ich Spaß daran hatte, fühlte sich die Lektüre fragmentarisch an. Die „Grisha“-Trilogie erhält von mir noch eine Chance, doch sollte der zweite Band „Siege and Storm“ die Lücken nicht plausibel schließen, könnte ein Abschied ins Haus stehen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/08/29/leigh-bardugo-shadow-and-bone
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review 2015-09-13 08:06
Überraschend und Rätselhaft
Die Frau mit dem roten Schal: Roman - Michel Bussi,Olaf Matthias Roth

uerst sieht Jamal nur den roten Schal. Doch dann auch die verzweifelte junge Frau, die am Rande der Klippen steht. Er wirft ihr den Schal zu, will sie retten. Aber sie springt. Doch niemand glaubt seine Geschichte, denn vor einigen Jahren sind bereits zwei andere Frauen nach exakt dem gleichen Muster zu Tode gekommen. Jamal versucht verzweifelt zu beweisen, dass er nichts mit dem Tod der Frau zu tun hat, doch alles spricht gegen ihn. Bald weiß er nicht mehr, was wahr ist und wem er noch vertrauen kann.

Meinung

 

Schreibstil

 

Michel Bussi schreibst sehr schlicht, aber dennoch auch geheimnisvoll. Seine Beschreibungen von Orten und Personen sind einzigartig. Die Geschichte wird von Jamal erzählt und springt immer wieder zwischen den Zeiten. Zusätzlich wird sie unterbrochen von Polizeiberichten, die Jamal von einem oder einer Unbekannten zugesteckt werden. Selbst diese hat Bussi in seinem literarischen Schreibstil gehalten, statt in der typischen Beamtensprache, was mir gut gefallen hat.

 

Geschichte und Charaktere

 

Jamal ist ein sehr einzigartiger Charakter, den man so sonst nicht trifft. Oft ist es so, dass Charaktere sich einander ähneln, dass man bei einem Buch denk, ja so in der Art hab ich das schon gelesen. Jamal ist da ganz anders, ich kann noch nicht mal genau beschreiben wieso. Auch die anderen Charaktere, egal ob sie nun viel vorkamen oder nicht, hatten alle etwas besonders, insbesondere Mona. Sie hatte etwas sehr geheimnisvolles an sich und hat mir ebenfalls gut gefallen.

 

Jamal ist nur für wenige Tage in Yport, und trainiert jeden Morgen für den schwersten  Lauf der Welt – obwohl er nur ein Bein hat. Eines morgens sieht er dort ein wunderschönes Mädchen am Rande der Klippen stehen und einen roten Schal, den sie auf ihrer Flucht scheinbar verloren hat. Er nimmt ihn mit, geht langsam auf sie zu und spricht sie an, will sie daran hindern, wirklich zu springen. Er reicht ihr den Schal, damit sie sich daran festhalten kann. Doch sie reißt ihm den Schal aus den Händen und springt. Am Fuße der Klippen sieht er nur noch ihre Leiche liegen, gemeinsam mit zwei andern Zeugen, die am Strand spazieren gingen.

 

Doch die Polizei will seine Geschichte, sie wäre freiwillig gesprungen, nicht glauben. Denn vor zehn Jahren gab es schon einmal zwei solcher Fälle, die nach dem selben Muster abliefen. Verzweifelt versucht er, seine Unschuld zu beweisen und verstrickt sich immer tiefer in ein Netz voller Geheimnisse. Bis er anfängt selber an sich zu zweifeln, selber nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht. Ist er doch ein Mörder? Wird er verrückt? Was ist die Wahrheit? Will ihm jemand eine Falle stellen?

 

Fragen über Fragen, die auch mich als Leser stets in Atem hielten und mich immer wieder auf die falsche Fährte führten. Bussi schafft es zu erst langsam und gemächlich zu starten und einen quasi in Sicherheit zu wiegen, bis dann plötzlich alles Schlag auf Schlag geht. Bis eine Wirrung nach der anderen auftaucht und auch mich als Leser immer mehr daran zweifeln lässt, wer nun gut und böse ist, was nun wahr und falsch ist. Mich konnte Bussi von der ersten bis zu letzten Seite fesseln und mehrfach überraschen. Das Ende hat dem Ganzen dann aber noch die Krone aufgesetzt.

 

Fazit

 

Michel Bussi hat einen Roman voller Wirrungen, Fragen und Geheimnisse erschaffen. Er konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln und stets aufs neue verwirren. Mit seinem Charakter Jamal und dem Ende hat er mich begeistert und rundet das ganze mit einem schlichten, aber einnehmenden Schreibstil ab.

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