logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: Kunden
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
review 2016-09-07 10:06
Pervertierte Kleinstadtidylle
In einer kleinen Stadt [Needful Things] - Stephen King,Christel Wiemken „In einer kleinen Stadt: Needful Things“ von Stephen King habe ich mir vorgenommen, weil mein Bauch so laut danach schrie, dass ich seinen Wunsch nicht ignorieren konnte. Ich weiß nicht, warum er plötzlich von heute auf morgen der Ansicht war, dass die Zeit ausgerechnet für dieses Buch gekommen sei, war aber gern bereit, mich darauf einzulassen. Meinen letzten King hatte ich im Juli 2015 gelesen; es handelte sich um „Stark: The Dark Half“. Beide Romane werden dem Castle-Rock-Zyklus zugeordnet, wobei „In einer kleinen Stadt“ passenderweise chronologisch nach „Stark“ angesiedelt ist. Ursprünglich plante King, den Zyklus mit diesem Werk abzuschließen, kehrte in den folgenden Jahren allerdings doch mehrfach nach Castle Rock, die fiktive Kleinstadt im Westen Maines, zurück. In einer kleinen Stadt wie Castle Rock ist die Eröffnung eines neuen Geschäfts eine mittlere Sensation. Natürlich würde es niemals jemand zugeben, aber als an der Main Street eine schöne grüne Markise angebracht wird, ergreift eine Atmosphäre mühsam im Zaum gehaltener Neugier die Stadt. »Needful Things« steht auf dem Schild an der Tür. Der Inhaber ist Leland Gaunt, ein Fremder von außerhalb. Er verspricht eine völlig neue Art von Laden und er hält Wort: bei »Needful Things« gibt es alles, was das Herz begehrt – zu Spottpreisen. Geld scheint Mr. Gaunt nicht besonders wichtig zu sein. Stattdessen erwartet er von seinen Kund_innen als Teil der Bezahlung, dass sie ihren Nachbar_innen kleine Streiche spielen. Was ist schon dabei? Doch der harmlose Spaß entwickelt sich unaufhaltsam zu tödlichem Ernst, die Situation gerät außer Kontrolle und Castle Rock stürzt ins Chaos. Werden einige wenige aufrechte Bürger_innen ausreichen, um die Stadt zu retten? Ich bin ein bisschen perplex. „In einer kleinen Stadt“ hat meine Erwartungen weit übertroffen. Nicht hinsichtlich des Inhalts, denn diesen schätzte ich bereits vor der Lektüre als gewohnt aufregend und unheimlich ein, sondern hinsichtlich des Schreibstils. Stephen King hat irgendetwas verändert. Anscheinend hat er an ein paar Schräubchen gedreht, denn dieses Werk ist der erste und bisher einzige Roman aus seiner Feder, der meine Aufmerksamkeit ungebrochen zu fesseln vermochte. „In einer kleinen Stadt“ weist keinerlei Längen auf. Es ist durchgehend spannend. Für mich ist das eine kleine Sensation, denn ich war fest darauf eingestellt, es wieder einmal mit einigen zähen Passagen zu tun zu bekommen, durch die ich mich würde durchbeißen müssen. Vielleicht lag es daran, dass ich wirklich aus tiefstem Herzen Lust auf dieses Buch hatte, vielleicht hat King mehr Wert auf einen konstanten Spannungsbogen gelegt – was immer es war, „In einer kleinen Stadt“ hielt mich pausenlos in Atem, obwohl sich die Handlung recht gemütlich entfaltet. Es beginnt harmlos: »Needful Things« eröffnet in Castle Rock und Mr. Gaunt bemüht sich rührend, die sehnlichsten Wünsche aller Bewohner_innen der Stadt zu erfüllen. Dass Gaunt keineswegs ein wohltätiger Samariter und Geschäftsmann ist, lässt King erst nur anklingen. Ein bedrohlicher Blick hier, ein gemurmeltes Wort da, ein Händeschütteln, das Abscheu auslöst. Er vermittelt seinen Leser_innen subtil, dass Misstrauen angebracht ist und bringt sie dadurch in die für Horrorgeschichten typische überlegene Position. Ich konnte beobachten, wie die Bürger_innen von Castle Rock der Gier nachgaben und Mr. Gaunt auf den Leim gingen; ich wollte ihnen zurufen, sich nicht auf diesen aalglatten Händler einzulassen und spürte lebhaft, wie sich die Spirale des Terrors zuzog und sich die Ereignisse bis zur Eskalation zuspitzten. Meiner Meinung nach haben die Menschen in Castle Rock zwei bedeutende Schwachstellen, die King Gaunt perfide ausnutzen ließ: ihre Habsucht und ihre Streitigkeiten untereinander. Gaunt spielt meisterhaft auf der Klaviatur der Kleinstadt-Fehden und hetzt alle Akteure geschickt gegeneinander auf, sodass am Ende er allein als Profiteur dasteht. Er treibt jeden noch so kleinen schwelenden Zwist auf die Spitze und bedient sich dabei (zumindest anfangs) erstaunlich zurückhaltender Mittel. Es überraschte mich, wie wenig nötig ist, um die Konflikte gottesfürchtiger, anständiger und strikt bürgerlicher Leute in hässliche Gewalttätigkeiten ausufern und eine ganze Stadt in Anarchie versinken zu lassen. Natürlich kann eine derartige Situation nicht für alle Beteiligten glimpflich ausgehen. Ich fand, dass Stephen King sehr hart mit seinen Figuren ins Gericht geht und sie für ihre Fehler bitter bestraft. Besonders in einem Fall wünschte ich mir vergeblich, dass er Nachsicht und Gnade walten ließe. Trotz dessen verstehe ich, warum er streng war, niemanden davonkommen und sie alle leiden ließ. Castle Rock musste geläutert werden. Läuterung verlangt nach Schmerz. Mir gefiel „In einer kleinen Stadt“ hervorragend. Es ist eine mitreißende Geschichte von Gier, Bedürfnissen und Manipulation, die das Klischee der Kleinstadtidylle auf faszinierende Weise pervertiert. Obwohl Stephen King das eine oder andere übernatürliche Elemente einarbeitete, sind es in Wahrheit doch wieder einmal die Abgründe der menschlichen Psyche und Natur, die das Grauen dieses Buches prägen. Man stelle sich vor, alle Fehden einer kleinen Stadt würden mit einem Schlag eskalieren, aus welchem Grund auch immer – das Ergebnis ist den Geschehnissen nicht unähnlich, die King für „In einer kleinen Stadt“ so farbenfroh beschreibt. Lässt man das Übernatürliche weg, ist seine Schreckensvision unwahrscheinlich, aber dennoch vorstellbar und genau das ist der Grund, warum ich ihn als Autor unheimlicher Geschichten schätze. Er hat erkannt, dass wir Menschen selbst die furchteinflößende Quelle unseres Horrors sind. Vielleicht ist die schützende Schicht namens Zivilisation, die unsere Triebe unter Verschluss hält, um einiges dünner, als wir glauben möchten.
Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/09/07/stephen-king-in-einer-kleinen-stadt-needful-things
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2016-07-16 23:45
[Kurz-Rezension] 5 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich von Paul-Philipp Hanske, Barbara Höfler, Klaus Raab, Jakob Schrenk
5 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich: Die 100 bekanntesten Bücher im Urteil der Leser - Paul-Philipp Hanske,Barbara Höfler,Klaus Raab,Jakob Schrenk,Vera Bachmann,Claudio Gutteck,Conny Habbel,Niklas Hofmann,Franz Adrian Wenzl
Klappentext:
«Zur Handlung: Es gibt keine.»
«Der Godot kommt bis zum Schluss nicht. Vielleicht hätte er das Buch spannender gemacht.»
«Man kann das Buch zehnmal lesen und findet immer einen anderen roten Faden.»
«Freuds Werk ist die absolute Fehlleistung. Bitte komplett verdrängen.»
«Wenn er denn wenigstens weg wäre! Aber da isser doch, ständig überall immer nur ‹Ich bin dann mal weg›, ‹Ich bin dann mal weg›. Wenn es um eine Auszeit geht, Kerkeling, dann schreib halt nicht drüber!»
«Der Horror ging schon los, als ich das Buch sah: 1200 Seiten!»
«Es geht, wie immer bei den Schweden, nur um rote Häuser und
Namen mit ö. Alles dazwischen ist Buchstabenzement, der einem
arg unter den Augen wegbröselt.»
 
Im Internet gibt es jede Menge Möglichkeiten, seine Meinung zu Büchern loszuwerden. Bei Onlinehändlern und in Leserforen wird gelobt und gelästert, tiefschürfend analysiert oder einfach drauflosschwadroniert. So eröffnen sich überraschende Perspektiven auf Klassiker der Weltliteratur und aktuelle Bestseller. Und oft geben die Hobbykritiker unfreiwillig sehr viel über sich selbst preis …

 

 
Details:
Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: Originalausgabe (1. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499629860
ISBN-13: 978-3499629860
Größe: 12,5 x 2 x 19 cm
 
Fazit:
Zum Cover kann man sagen, es passt, es geht um Online-Bewertungen und die meisten Portale verwenden die Sterne für ihre Bewertungen, daher ist das Cover recht passend. Ob man nun die Satire von 5 auf 4 Kunden versteht, kann man mal dahin gestellt lassen. 
Das größte Problem an diesem Buch ist eigentlich, dass keine der Bewertungen real ist. Die Begründung darin liegt im Datenschutz, aber gerade deswegen kauft man ja so ein Buch, damit man mal sieht, was andere Menschen über die Weltliteratur denken, aber so wirklich kommt man mit dem Buch da nicht weiter. Zudem sind manche erfundene Meinungen einfach nur zu sehr an den Haaren herbeigezogen. 
An sich ist die Idee nicht schlecht, mal die Bücher im Spiegel der Leser zu sehen und das Cover ist auch recht gut und passend, mehr aber leider nicht. Wer mal lachen will, kann sich das Buch sicher mal anschauen, aber wer wirkliche Meinungen lesen will, ist sicher in dem einen oder anderen Bewertungsportal besser aufgehoben als in diesem Buch. 

 

Like Reblog Comment
review 2013-08-06 12:58
So wahr!
Die Leiden einer jungen Kassiererin - Anna Sam

Sie ist uns vertraut, und wir kennen flüchtig ihr Gesicht, weil wir mehrmals pro Woche an ihr vorbeigehen – die Supermarkt-Kassiererin. Für die meisten von uns reduziert sich ihre Identität jedoch auf das von Piepstönen untermalte Scannen der Waren sowie auf stereotype Floskeln wie “Ist das alles??” oder “Macht dann 9,99″.
Anna Sam hat Literatur stduiert und musste 8 Jahre lang ihren Lebensunterhalt als Kassiererin verdienen. Mit ironischer Lässigkeit und scharfer Beobachtungsgabe beschreibt sie hier Szenenbilder aus der Welt der Supermärkte, die im Kleinen das wiederspiegelt, was in unserer Gesellschaft insgesamt im Argen liegt.

 

Dieses Buch ist ganz sicher keine Lektüre für Jedermann, auch wenn er noch so gerne mal etwas Amüsantes liest.  Es richtet sich vielmehr an die Leser, die das Geld für ihre Bücher eben in diesen oder einem ähnlichen Job im Service verdienen. Ich empfehle daher dieses Buch auch ausschließlich solchen Lesern, denn alle anderen werden mindestens nicht glauben, was Anna Sam hier schreibt. Die meisten werden es unter “Die sollen sich nicht so anstellen, die dürfen die ganze Zeit bequem sitzen, haben ein Dach über dem Kopf und müssen nicht groß denken.” verbuchen.
So eine Aussage kann nur jemand von sich geben, der noch nie einen solchen Job hatte.
Bei uns kreiste dieses Buch im Kollegenkreis und war dort der Renner. Nicht weiter verwunderlich in einem Supermarkt ;)
Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert bei dieser Lektüre, was besonders deshalb erstaunlich ist, weil Anna Sam sich wirklich Szenen aus dem Arbeitsleben herauspickt, mit denen ich ebenfalls alle naselang konfrontitiert werde…und was ich DANN wirklich alles andere als lustig finde!
Gleichzeitig tröstet das Buch aber auf diese Weise auch sehr, denn man stellt fest, dass man nicht alleine ist in diesem Haifischbecken namens Service. Anderen geht es also auch so, wie schön, solche Kunden gibt es also nicht nur jenseits des eigenen Förderbands, wenn das nichts ist.
Und vielleicht…ganz, ganz vielleicht gerät das Buch auch mal dem einen oder anderen Kunden in die Hand, dem dann noch eventueller auffällt, dass er sich auch schon mal so oder so verhalten hat und der hier dann mal erfährt, wie das bei der Kassiererin ankommt.
Ich glaube nicht, dass Anna Sam ihren Ex-Kunden mit “Die Leiden einer jungen Kassiererin” etwas Böses will. Genauso wenig wie ich das gerade mit dieser Besprechung möchte. Aber ein Aufzeigen gewisser Situationen und Querelen ist es auf jeden Fall und soll es auch sein. Auf witzige Art und Weise eben, quasi mt einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn auch das kann ich ruhigen Gewissens von meinem Job sagen: trotz allem macht er irgendwie doch Spass.
Es gibt halt nur so Momente da…na ja, lest halt selber! Und nicht gleich in die Luft gehen, wenn ihr selber auch schon mal “so ein Kunde” wart und nun mit der Nase drauf gestupst werdet.

 

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, jedes beschreibt quasi ein Szenario. Das lässt sich leicht weglesen, weil es ja außerdem auch noch sehr witzig und pfiffig geschrieben ist. Geübte Leser werden kaum einen Nachmittag für “Die Leiden einer jungen Kassiererin” brauchen. Seinen Anfang nahm das Buch übrigens in einem Internet-Blog, in dem Anna Sam schrieb. Daher erklärt sich der Stil sicher auch mit der Kürze der Kapitel und den treffenden Feststellungen und Anmerkungen. Bitte nicht davon in die Irre führen lassen, dass der Rückentext behauptet, Anna Sam habe Literatur studiert. Das stimmt natürlich, klar, und Wortwahl und manche Formulierung geben einen Hinweis darauf, aber hohe Literatur ist dieses Buch ganz klar nicht.Aber es macht Spass und das zählt -für mich jedenfalls- am meisten.

 

Ein eher schlichtes Cover, bei dem ich meine, dass es zu wenig Aufmerksamkeit erregen wird, wenn es so im Buchladenregal steht. Aber klare Hinweise auf den Inhalt sind mit der Kundenschlange und dem Einkaufswagen gegeben. Leute, die in diesen Jobs arbeiten, sind auf solche Elemente koditioniert…DIE entdecken das Buch sicher trotzdem!

 

Fazit:   Für Leser, die in diesem oder einem ähnlichem Job arbeiten sehr empfehlenswert! Für Leser, die sonst selber “nur” Kunde sind, sicher erschreckend. Denkt aber bitte doch mal kurz über das Gelesene nach, ehe ihr es zerreißt. Am besten nimmt es keine der beiden Seiten so bierernst, dann kann es auch beiden gefallen.

Source: leserattz.wordpress.com/2010/09/04/rezension-die-leiden-einer-jungen-kassierin-anna-sam
More posts
Your Dashboard view:
Need help?