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review 2023-05-19 19:51
Nur ein richtig schlechter Tag?
Institut für gute Mütter - Jessamine Chan

Frida Liu hat es nicht leicht. Die Tochter chinesischer Einwanderer hat beruflich nicht den erhofften Erfolg. Auch die Ehe mit Gust bleibt hinter ihren Erwartungen. Nur mit Harriet, ihrem Baby, erfüllt sich ein Traum. Doch dann hat die alleinerziehende Frida einen sehr schlechten Tag…

 

„Institut für gute Mütter“ ist der Debütroman von Jessamine Chan.

 

Meine Meinung:
Der Roman umfasst 18 Kapitel. Die Handlung spielt in der Zukunft. Erzählt wird weitestgehend in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit Rückblenden.

 

Der Schreibstil ist atmosphärisch stark und anschaulich. Die Darstellungen sind meist detailliert.

 

Frida steht im Vordergrund der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle werden deutlich. Sie und die anderen Charaktere erscheinen jedoch manchmal etwas schablonenhaft.

 

Inhaltlich geht es um ein totalitäres Regime, das sich stark unter anderem in die Kindererziehung einmischt und seine Bürger kontrolliert. Das dystopische Szenario ist interessant ausgestaltet. Mir gefällt, dass der Roman aktuelle Tendenzen aufgreift und gesellschaftlichskritische Elemente enthält. Darüber hinaus ist er als feministisch zu betrachten, weil er das Bild der perfekten Mutter nicht nur infrage stellt, sondern sogar demontiert. Zwar haben mich nicht alle Details überzeugt, weil die Darstellung zum Teil sehr überspitzt ist. Dennoch schafft es die Autorin, mit ihrer Geschichte zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen.

 

Die mehr als 400 eng bedruckten Seiten sind durchaus umfangreich. Dennoch gibt es nur wenige Längen und lediglich im Mittelteil Wiederholungen.

 

Das Cover wirkt mysteriös und ein wenig düster, weshalb es gut zur Geschichte passt. Der deutsche Titel orientiert sich stark am englischsprachigen Original („The School for Good Mothers“).

 

Mein Fazit:
Mit „Institut für gute Mütter“ hat Jessamine Chan einen unterhaltsamen Roman verfasst, der Denkimpulse liefert. Trotz kleinerer Schwächen eine empfehlenswerte Lektüre.

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review 2020-05-04 05:35
(Wahn)witziges Landleben und Brauchtum
Alles Gute vom Onkel Franz - Klaus Ranzenberger

Ich bin ja ein veritabler Fan des Onkel Franz aus dem Innviertel und habe schon seine wundervolle Reise nach Wien begeistert hier auf dem Blog rezensiert. In seinem neuen Roman, der keine zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern viel anekdotischer konzipiert ist, begibt sich der Protagonist wieder auf die Reise, aber auf eine sehr vergnügliche Reise in Episoden quer durch das Kalenderjahr.

 

Der Roman startet mit einem lustigen Gschichtl am Neujahrstag, den 1.1., und endet zu Silvester am 31.12. Mit witzigen und teilweise grotesken Ereignissen aus dem Innviertel und aus dem benachbarten Bayern, das den Innviertlern von der Kultur her sehr ähnlich ist – von einigen Ortschaften und Städten des Innviertels geht man nur ein paar Meter über den Fluss ins Nachbarland – wird ein ganzes Jahr beleuchtet und satirisch sehr gut aufbereitet.

 

Aber warum bin ich denn überhaupt Fan von so einer Figur? Klaus Ranzenberger hat den Onkel Franz sehr gut konzipiert. Der Onkel ist zwar ein Bewahrer, der auf Gutem aus der Vergangenheit zu beharren und manche modernen Sitten ob ihrer Sinnhaftigkeit infrage zu stellen weiß. Er ist aber kein Kulturpessimist, der meint, früher wäre alles besser gewesen, im Gegenteil, manche der ganz modernen Sitten (eigentlich ganz alte Sitten, die wieder von der Jugend reaktiviert werden), wie Umweltschutz, Kapitalismuskritik und Kampf gegen Xenophobie, weiß er durchaus zu schätzen, wenn er sich mit dem Neuen und Fremden auf der Basis seiner Neugier intensiver auseinandergesetzt hat. Er nimmt alle ländlichen Ressentiments seiner Herkunft – des kleinen Dorfes – auf, überprüft sie, bewertet sie aus der Sicht seiner Lebenserfahrung und prinzipiellen Menschenfreundlichkeit und entzieht ihnen dann einfach den Boden. Ebenso verfährt er in diesem Buch mit dem Brauchtum und stellt es augenzwinkernd infrage. Das gefällt mir sehr gut.

 

Die Geschichten sind meist so köstlich, dass ich kichernd im Lesesessel gesessen bin. Die perfekte Lektüre für solch schwere Zeiten, in denen uns Sorgen plagen. Am ersten Jänner treffen sich uneingeladen zufällig die Neujahrsbläser, die Heiligen Drei Könige, die infolge von Rationalisierungsmaßnahmen in diesem Jahr früher dran sind, um ihr Pensum zu schaffen, der Postbote und die Zeugen Jehovas in Onkel Franzens Vorbau und stören ihn bei der Aufnahme seiner Nachmittagsjause. Nach einem recht witzigen Geplänkel, das in einem veritablen Besäufnis und Essgelage endet, bei dem der Onkel auch noch den Kellner spielen muss – so ist es auf dem Land Brauch –, büchst der Hausherr irgendwann genervt ob der unerwünschten Horde zur Hintertür hinaus. So geht es fröhlich weiter über Fasten, Osterbräuche und witzige -kalamitäten, Hochzeiten im Mai und so weiter.

 

Sehr lustig war auch die Geschichte vom Ferdl, der im August am Stammtisch wie immer mit der Waffe Bildung nicht ganz umzugehen weiß und seine Urlaubserlebnisse schildert.

Geschickt versteht er Fremdwörter und Fachbegriffe in seine Rede einzubauen. Rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse und gymnasiale Unterstufenbildung weiß er anzuwenden, und nur selten stolpert einer der anderen über die kleinen Fehler, die dem Ferdl ab und an unterlaufen.

In diesem Zitat sind die Wörter selten und ab und an so satirisch zu nehmen, dass ich irgendwann in der Geschichte einen totalen Drehwurm bezüglich der falsch applizierten Wörter bekam. Es war hinreißend komisch. Der ziemlich ausführliche Wahnwitz, den ich hier als Zitat aus dem Kapitel [sic!] präsentiere, ist wirklich nur ein Bruchteil des gesamten Abschnitts.

Und Italienisch is ja eh fast’s Gleiche wie Latein, caprice? Hab mir also eine Birra bestellt, aber grande und caldo. Da dürft er mich aber nur halbert verstanden haben, der Papageno, weil groß wars dann schon, das Bier aber halt warm. […]
Was jetzt die Unterschiede sind zum Beispiel zwischen Italien und Österreich. […] die Radlwege. Bei uns san in jeder Querstraß‘ so blöde Stufen, die in Italien sind niveaulos. Da geht’s schön eben dahin. Wogegen die Regierung bei uns meist aus einer Zweier-Kollision besteht, in Italien können’s schon mal vier oder fünfe sein. Da sitzen dann oft die Radikalen drin, solche wie bei uns die Sanitären. Dafür sind fast alle Italiener Katholen. Weil auch der Papst dort wohnt. Kaum Evangelisten. Aber a prioli ist dieses Italien – und das muss man least but not last rekatapultierend sagen – trotzdem ein sehr schönes Land. Diese Lebensart und die südliche Leichtigkeit, dieses Dolce Firmamente, geht uns halt ab, gell?

Ich habe übrigens mal in St. Gilgen einen Restaurantchef getroffen, der diese Form der Konversation, inflationär die falschen Fremdwörter zu verwenden, zur Kunstform erhoben hat, indem die Sätze dann auch tatsächlich andere Bedeutungen hatten. Das war ein höchst anstrengender und lustiger Abend.

 

Aber zurück zum Jahresablauf. Im Herbst besucht Onkel Franzens Stammtisch dann das Münchner Oktoberfest und erlebt einige Abenteuer. Die aberwitzigste, groteskeste Episode ist die moderne Nikolausfeier der Kindergarten-Zwergerlgruppe römisch eins aus Haubenbrunn, in der der Großbauernsohn Klenkenbichler Schorschi, die sehr progressiv erzogene Dakota Cheyenne und Kemal mit Migrationshintergrund die Tante, (Halt! das sagt man nicht mehr) die diplomierte Kleinkindpädagogin und die Praktikantin, die den Nikolaus verkörpert, an den Rand des Wahnsinns bringen. Die neuesten Richtlinien betreffs pädagogischer Unterweisung von Vorschulkindern, zwar das Brauchtum zu vermitteln, aber weitgehend auf christliche Symbole zu verzichten und angstfrei zu unterrichten, geht so gehörig nach hinten los. Kemal versucht das den Zwergerln dargebotene Narrativ zu überprüfen, dass der präsentierte Nikolaus ein Bischof aus Konstantinopel sei, indem er die Figur in ein türkisches Gespräch verwickelt, Dakota checkt durch hochheben des Mantels unverblümt das Geschlecht des Nikolaus und bekommt heraus, dass unter der Verkleidung eine Frau steckt und der Schorschi will das Laserschwert, das ihm sein Vater versprochen hat.

Er (Schorschi) fasst den Sack am unteren Ende und leert ihn ganz aus. Die Situation eskaliert. Sämtliche Kinder der Zwergerl Gruppe römisch eins stürzen sich auf die verstreuten Gaben, es hat ein bisserl was von Anarchie. Die Dakota Cheyenne sucht das ihr versprochene rosa Handy, und der Kemal, der sich inzwischen seine Jausen-Tascherl geholt hat, macht reiche Beute. Schorschi hat sich des Bischofstabes bemächtigt und spielt damit Jedi-Ritter.

So geht es vergnüglich im Jahresablauf weiter von der „stillen“ Adventszeit über Weihnachten bis zu Silvester.

 

Fazit: Anspruchsvoller, köstlicher, augenzwinkernder Humor, der das Leben der Landbevölkerung skizziert. Absolute Leseempfehlung in so ernsten Zeiten. Wer den Witz und Lokalkolorit von bayrischen Landkrimis der Kommissare Jennerwein (Jörg Maurer) und Franz Eberhofer (Rita Falk) liebt, ist hier punktgenau im richtigen Buch.

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text 2018-01-12 06:36
Update Autorinnen Challenge A-Z - Der Monat Dezember
Boboville - Andrea Maria Dusl
Die Vegetarierin: Roman - Han Kang,Dr. Ki-Hyang Lee
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce
Die gute Terroristin. Roman. - Doris Lessing,Manfred Ohl
Der Professor - Amélie Nothomb,Wolfgang Krege
Lucy fliegt - Petra Piuk
Eidechse - Banana Yoshimoto,Banana Yoshimoto
Die A-Z Autorinnenchallenge ist ein voller Erfolg und bereitet mir sehr viel Freude und Inspiration, neue Autorinnen zu entdecken. Wer noch einsteigen will, kein Problem wir haben noch das ganze Jahr 2018 Zeit, um 26 Bücher von Autorinnen zu lesen.  Selbstverständlich möchte Ich Euch alle auf dem Laufenden halten, wie diese Idee ihre Kreise gezogen hat.
Auf Goodreads hat sich mittlerweile eine Gruppe von 22 Personen gefunden, die fleissig bei der Challenge mitmachen und Gedanken austauschen. Mein Lesefreund Semion, der mich eigentlich erst auf die Idee gebracht hat, hat unter dem Titel Alexandras Alphabetische Autorinnenchallenge einen Gruppenthread eingerichtet, in dem extrem eifrig kommentiert wird und Tips für gute Autorinnen ausgetauscht werden. Genauso habe ich mir das vorgestellt. Falls Ihr Euch die Gruppe mal anschauen möchtet hier geht es zur Gruppe.
Aber auch hier in Booklikes, wo ich noch gar nicht so gut vernetzt bin, hat sich eine internationale englischsprachige Gruppe von 7 Teilnehmern unter der Schirmherrschaft von Themis Athena's Garden of books gebildet, die auch noch mitmachen. Themis Athena hat uns für grafisch interessierte und Spieltrieb-Besessene eine wundervolle Bingokarte entworfen.
Obwohl sich ja jeder seine persönliche Liste mit Autorinnen von A-Z zusammenstellen soll, braucht man manchmal Hilfe und Inspiration bei exotischen Buchstaben. Deshalb habe ich eine kumulierte Vorschlagsliste aus all Euren Vorschlägen (sowohl aus Goodreads als auch aus Booklikes) für die exotischen Buchstaben X,Y,Q erstellt. Hier ist die Liste
Weiters hat Tannat mir eine Liste von weiblichen Science Fiction Autorinnen erstellt, die ich um noch 5 Vorschläge von Semjon und aus Twitter erweitert habe. Gerade im Genre der Science Fiction sind Frauen noch sehr unterrepräsentiert, das werde ich persönlich für mich auf jeden Fall ändern, denn ich habe bisher noch kein einziges Buch einer Frau aus diesem Genre gelesen, obwohl mein SciFi-Shelf mehr als 80 Bücher enthält. Hier ist die Liste
A - Ann Aguirre, Madeline Ashby, Naomi Alderman
B - Octavia E. Butler, Lois McMaster Bujold, Rachel Bach, Aliette de Bodard, Kage Baker
C - C.J. Cherryh, Julie E. Czernada, Becky Chambers,
E - Kate Elliott,
F - C.S. Friedman
G - Mira Grant
H - Tanya Huff, Kameron Hurley, 
K - Mary Robinette Kowal, Nancy Kress, Amie Kaufman,
L - Karin Lowachee, Sharon Lee, Ann Leckie, Ursula K. Leguin,
M - Chris Moriarty, Elizabeth Moon
N - Emma Newman, Linda Nagata,
O - Nnedi Okorafor
P - Ada Palmer
R - Kristine Kathryn Rusch
S - Michelle Stern, Uschi Schwartz = Sci-Fi Pseudonym von Uschi Zietsch
T - Jodi Taylor, Verena Themsen
V - Carrie Vaughn
W - Martha Wells and  Connie Willis

Auch meine persönliche Challenge hat sich großartig entwickelt, ich habe Ende Dezember bereits 7 Autorinnen von meiner Liste gelesen. Möglicherweise werde ich, wenn das so gut weitergeht, bei Buchstaben mit Büchern unter 4 Sternen noch ein besseres nachlegen, aber schauen wir mal, ob hierfür die Zeit noch bleibt. Auf jeden Fall habe ich schon eine Enttäuschung erlebt (Lessing) aber umsomehr positive Überraschungen wie Banana Yoshimoto, Han Kang und Amelie Nothomb. Hier ist mein Aktueller Stand. Auch Vea Kaiser war sehr gut. Rezension erfolgt am 17.1.2018, denn diese muss ich mit einem Gemeinschaftsblog koordinieren. Juli Zeh wird gerade gelesen und bisher gefällt mir der Krimi außerordentlich gut. Hier ist meine bisherige Liste
A:
B:
C:
D: Dusl Anna Maria: Boboville - 2,5 *** aufgerundet auf 3
E:
F:
G:
H: Han, Kang: Die Vegetarierin *****
I:
J: Joyce Rachel: Die unwahscheinliche Pilgerreise des Harold Fry ****
K: Kaiser, Vea: Blasmusikpop (currently reading)
L: Lessing, Doris: Die gute Terroristin **
M:
N: Nothomb Amelie: Der Professor ****
O:
P: Piuk Petra: Lucy fliegt ***
Q:
R:
S:
T:
U:
V:
W:
X:
Y: Yoshimoto Banana: Eidechse *** nur wegen der Stilform Kurzgeschichte
Z: Zeh Julie: Schilf (currently reading)

 Ich hoffe, Euch geht es mit dieser Challenge genausogut wie mir und ich freue mich schon auf Eure zukünftigen Tips und begeisterte Rezensionen.
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review 2017-12-24 06:03
Tage zäh wie Sirup in der dilletantischen Revolutionsnachhilfegruppe
Die gute Terroristin. Roman. - Doris Lessing,Manfred Ohl

Meh! und Wäh!

Was hat die Kritikerin der WELT über dieses Buch geschrieben? "Die gute Terroristin ist eine dramatische und literarisch aufregende Mischung aus Thriller, Gesellschaftsroman, Zeitgemälde und einem glühenden Plädoyer, dem Terror endlich eine endgültige Absage zu erteilen."

Meine Meinung: Ein sprödes langweiliges nichtssagendes Werk in dem gehirntote gelangweilte Kinder der Oberschicht mit einem ausreichenden sozialen Netz a bissi rebellieren, Kommunismus und Arbeiterklasse spielen, alle verachten (auch jene Arbeiter, für die sie zu kämpfen vorgeben), blöde Parolen von Faschisten und Klassenkampf klopfen, die Eltern beklauen, demonstrieren, a bissi dilletantisch Bombenattentate ausführen... usw. usf. Die paar authentischen wirklichen arbeitslosen Hausbesetzer aus der Unterschicht werden eh an den Rand gedrängt, ausgenutzt und wenn sie abkratzen, zuckt man noch kurz mit den Schultern, schüttelt sich ab und macht mir der gaar so wichtigen Revolution weiter. Die meisten Figuren sind völlig ambivalent wie die Protagonistin Alice. Die Gute Terroristin ist kein Oxymoron, sondern die Hausbesetzerin ist wirklich so. Einerseits organisiert repariert kocht & putzt sie im besetzten Haus, um es für die sehr peinliche Revolutionsnachhilfegruppe zu Muttis Wohlfühlhöhle zu machen, andererseits verabscheut sie Spießertum und badet in langweiligen revolutionären Parolen.

Dabei muss ich bezüglich meiner Bewertung sagen, unsymphatische Figuren machen mir gar nichts aus, aber wenn sie derart gähnend langweilig beschrieben sind, dann muss ich die Autorin abstrafen. Da wird doch tatsächlich raumgreifend ständig thematisiert ob man nun Kummerl nach UDSSR Ausrichtung, Trotzkist, IRA oder sonstwas ist und das nicht so kurz, knackig und witzig wie bei Monty Phytons konspirativen Treffen nach dem Circus im Rom mit der judäischen Volksfront bzw. der Volksfront von Judäa, sondern den ganzen Roman immer wieder und wieder. Und was soll das mit dem Upperclass Sprachduktus, den jeder einzelne der Hausbesetzergruppe durch irgendeinen anderen Unterschicht-Dialekt zu kaschieren versucht? Ausgewalzt nicht nur auf mehreren Seiten, nein es wird immer wieder als Thema im Roman aus der Mottenkiste des bourgeoisen Grauens hervorgekramt für jeden einzelnen der Gruppe aber auch jeder Fremde wird aufgrund des Sprachduktus detailliert analysiert und taxiert. Ich weiß von der Manie der Briten mit Sprache, aber muss ich das verstehen und auch noch raumgreifend lesen. Zudem werden gefühlte 1000 Suppen gekocht und die Hausrenovierung in einem Detaillierungsgrad geschildert, der dem Film Hinterholz 8 seine Ehre gemacht hätte.

Ab der Mitte des Werkes, immer wenn mir die Autorin irgendwas politisches mitteilen will, bin ich beinahe in Narkolepsie gefallen, weil es so platt und schnarchnasig vermittelt wird. Gleich einem Leierkasten oder einer hängengebliebenen Schallplatte ewig dieselben polititschen Parolen, so kann die Revolution einfach nicht funktionieren, genausowenig wie dieser Roman, wenn sie beide so scheinheilig und total einschläfernd daherkommen. Das ist wirklich soooo *gähn*, wo die Thrillerelemente bei all dem Gekoche, Geputze, den Reparaturen dem peinlichen Spiel auf Eratzfamilie und wo das glühende Plädoyer gegen Terrorismus in diesem Buch abgeblieben sein soll, ist mir schleierhaft, ich habs mit der Lupe gesucht, und nicht gefunden.

Und dann auch noch Literaturnobelpreis? Echt jetzt? Da müssen die anderen Romane der Autorin aber wirklich um Klassen besser sein.

Fazit: 2,3 Sterne diesmal abgerundet auf 2 denn der Roman hat meine erste und ultimative Todsünde begangen, und mich gelangweilt. Geärgert hat er mich auch, aber das ist nicht so schlimm.

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review 2017-10-31 10:42
Krisentango in Lichtgeschwindigkeit
Trapped - Kevin Hearne

Kevin Hearnes „Iron Druid Chronicles“ ist eine der wenigen Reihen, die mit Buch-Merchandise veredelt wurde, obwohl es (noch?) keine Verfilmung gibt. Der Onlineshop The Tinker’s Packs bietet neben Hearnes Büchern Klamotten und allerlei Kinkerlitzchen an, die von der Geschichte des Eisernen Druiden inspiriert wurden und das Fan-Herz höherschlagen lassen. Ich werde mir zum Abschluss der Reihe ein T-Shirt gönnen, weil ich verrückt nach Buch-Merchandise bin und The Tinker’s Packs mit jedem gekauften Artikel ein Wohltätigkeitsprojekt unterstützt. Nerd sein für den guten Zweck! Bis ich mir diese Belohnung gestatte, wird allerdings noch einige Zeit vergehen, denn ich habe mich erst bis zum fünften Band „Trapped“ vorangelesen.

 

Atticus O’Sullivan wusste, dass er sich eines Tages den Schäden, die er in Asgard anrichtete und die alle Welten beeinflussen, stellen muss. Die Inszenierung seines eigenen Todes war niemals als langfristige Lösung gedacht. Sie sollte ihm lediglich Zeit kaufen. Zeit, die Lehre seiner Auszubildenden Granuaile abzuschließen, die nun, 12 Jahre später, beinahe eine vollwertige Druidin ist. Er hätte den Zeitpunkt seiner wundersamen Wiederauferstehung allerdings gern selbst gewählt, statt kurz vor dem letzten und wichtigsten Schritt in Granuailes Ausbildung, ihrer Bindung an Gaia, von seiner Vergangenheit überrumpelt zu werden. Leider kann man sich nicht aussuchen, wann das Ende des Universums droht. Ragnarök naht und Atticus hat keine andere Wahl, als die Götter wissen zu lassen, dass er noch lebt. Dummerweise liegen „Vergessen und Vergeben“ nicht in der Natur der Götter. Bacchus, die dunklen Elfen, ein uralter Meistervampir – die Liste seiner Feinde ist lang und hochkarätig und sie alle wollen ihn tot sehen. Vielleicht sollte er anfangen, Buch zu führen.

 

Das ist er also, der fünfte Band der „Iron Druid Chronicles“, der eine neue Ära für Atticus, Granuaile und Oberon einläuten sollte. Ich muss gestehen, ich bin ein bisschen enttäuscht. Ein Zeitsprung von 12 Jahren ist keine Kleinigkeit und ich habe angenommen, dass die Handlung durch die Jahre, die verstrichenen sind, eine neue Richtung und neuen Schwung erhält. Leider war das nicht der Fall. Der einzige Unterschied zu den vorangegangenen Bänden besteht darin, dass Granuailes Ausbildung erfreulicherweise nun so gut wie beendet ist. Ansonsten setzt „Trapped“ genau an der Stelle an, an der wir das Trio Infernale im vierten Band „Tricked“ verließen. Es ist im Grunde nicht erkennbar, dass mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist. Natürlich weiß ich Kevin Hearnes inhaltliche Konsequenz zu schätzen, doch ich finde, dass ein Zeitsprung dieser Größenordnung spürbar sein sollte. Sowohl die Figuren als auch das Universum sollten sich weiterentwickelt haben. Diesen Anspruch erfüllt „Trapped“ nicht; Atticus ist noch immer derselbe und plagt sich mit denselben Konflikten, die ihn bereits seit Beginn der Reihe begleiten. In 12 Jahren machte er emotional überhaupt keine Fortschritte, was ihn einige Sympathiepunkte kostete, weil ich erwartet hatte, dass er sich zumindest mit seiner Schuld an der drohenden Apokalypse auseinandergesetzt hätte. Er verursachte unfassbares Leid und kümmert sich scheinbar nicht die Bohne darum. Das ist schockierend ignorant. Ich habe ihm mehr zugetraut. Meine Beziehung zu ihm hat sich dadurch definitiv verändert, da ich mich mittlerweile frage, ob seine guten Absichten all den Schaden, den er anrichtet, rechtfertigen. Wann immer er versucht, seine Verfehlungen in Ordnung zu bringen, macht er es nur noch schlimmer, was meiner Ansicht nach der Grund dafür ist, dass sich die Liste seiner Feinde ständig erweitert, wodurch „Trapped“ chaotisch und unübersichtlich wirkt. Es ist ein unruhiges Buch, das mit zahllosen Schauplatzwechseln ein mörderisches Tempo diktiert, mit dem ich mich trotz des hohen Actionlevels nicht mehr so recht anfreunden konnte. Kämpfe hier, Kämpfe dort, überall sind sie hinter Atticus her, zwischendurch werden neue Komponenten des Universums vorgestellt und nebenbei erhalten die Leser_innen auch noch Einblicke in die druidische Lebensweise. All das auf nicht einmal 300 Seiten. Obwohl mir Kevin Hearnes Freigiebigkeit mit Informationen per se gut gefiel, konfrontierte er mich innerhalb kürzester Zeit mit extrem viel Input und ich hatte Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Ich fühlte mich gehetzt, getrieben und am Ende des Buches völlig außer Atem. „The Iron Druid Chronicles“ war von Anfang an eine äußerst temporeiche Reihe, aber „Trapped“ erreicht beinahe Lichtgeschwindigkeit. Muss es denn immer so sein? Ich würde Atticus, Granuaile und Oberon gern einmal unter entspannteren Bedingungen treffen, weitere Facetten ihrer Persönlichkeiten kennenlernen und sie nicht permanent beim Krisentango beobachten. Vielleicht war der immense Zeitsprung nicht die beste Idee, weil die Vergangenheit auf die drei einstürzt wie eine Lawine. Ein sanfterer Übergang wäre vielleicht besser gewesen.

 

Mit „Trapped“ wagt Kevin Hearne keinerlei Experimente. Obwohl der fünfte Band einen neuen Handlungsbogen einleitet, bleibt er seinem Stil treu und hält sich an Altbewährtes, um die „Iron Druid Chronicles“ fortzuführen. Grundsätzlich ist sein Hausrezept für die Reihe natürlich nicht schlecht – ich hatte durchaus Spaß an der Lektüre – doch ein wenig Abwechslung täte der übergreifenden Geschichte meiner Meinung nach wirklich gut. Von mir aus könnte Hearne auf die Bremse treten und den verschiedenen Komponenten mehr Raum zugestehen, um sich zu entfalten. Ich habe das Gefühl, dadurch, dass alles rasant und gleichzeitig geschieht, nimmt er sich selbst die Möglichkeit, bestimmte Entwicklungen eingehend zu erforschen und deren Implikationen abzuwägen. Deshalb bleibt „Trapped“ trotz der mythologischen Vielfältigkeit oberflächlich. Für mich war es der bisher schwächste Band der Reihe und ich kann nur hoffen, dass mich die Folgebände mehr überzeugen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/10/31/kevin-hearne-trapped
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