Schriftsteller Thad Beaumont will sich von seinem Pseudonym verabschieden. Doch nachdem er sich von dem Namen George Stark offiziell getrennt hat, geht ein blutrünstiger Mörder um, der ausgerechnet Thad Beaumonts Fingerabdrücke hat ...
Stephen Kings "Stark. The Dark Half" ist ein blutiger Horror-Roman, der im Stil von Robert Louis Stevenson mit den zwei Seiten der Medaille spielt.
Auf der einen Seite gibt es den bekannten Autor Thad Beaumont, der es mit seinen Büchern zumindest zu Preis-Nominierungen und passablen Verkaufszahlen bringt. Im Gegensatz zum berüchtigten George Stark, schlagen seine Bücher aber nicht so in den Bestseller-Listen ein. Stark punktet durch Blutrünstigkeit und einem rasiermesserscharfen Protagonisten, dem keine furchtsame Regung entgeht.
Für Beaumont ist es an der Zeit dem bösen Stark offiziell "Adieu" zu sagen, weil er in der Hand eines Erpressers ist. Außerdem ist es ganz nett, auf diese Weise einen PR-Gag zu veranstalten und Stark im wörtlichen Sinn zu Grabe zu tragen.
Doch was, wenn sich das fiktive Pseudonym dem inszenierten Tod widersetzt und zu mordgieriger Realität wird?
Meiner Meinung nach hat Stephen King hier mal wieder eine wahre Horror-Vision kreiert, die vielleicht manchem Autor das Blut in den Adern gefrieren lässt. King lässt Beaumonts Pseudonym auferstehen, haucht im Leben ein und dieser werkt wie eine Furie, um nicht als Fiktion begraben zu werden.
Beaumont holt die Realität schnell ein, weil seine Fingerabdrücke bei Mordopfern gefunden werden. Die Polizei hat ihn im Visier, George Stark sitzt ihm im Nacken und er selbst kann nicht begreifen, wie es überhaupt erst dazu gekommen ist.
Bei diesem Buch spritzt das Blut, verwest das Fleisch und stinkt der Eiter, wobei alles Geschehen von einer bedrohlichen Aura umgeben ist. Setzt sich das Böse durch oder wird das Gute siegen? Und wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass zwei Seiten einer Person lebendig sind?
King geht auf etliche Themen ein, die sogar in natürlichen Vorkommnissen ihren Ursprung haben. Davon will ich hier allerdings nichts erzählen, weil man es beim Lesen selbst erfahren soll. Jedenfalls räumt er dem schriftstellerischem Schaffensprozess viel Platz in diesem Werk ein, was für versierte Kingleser bestimmt hoch interessant zu lesen ist. Meiner Meinung nach geht er mit "The Dark Half" auch die dunkle Seite des Schriftstellerseins an. Er reisst Sorgen sowie Probleme an, die mit dieser Berufung verbunden sind und wenig im Rampenlicht stehen.
Ich habe Stephen King erneut von einer anderen Seite kennengelernt, weil er in „Stark. The Dark Half“ relativ viel Blut einsetzt und dennoch das Mysteriöse zum Zug kommen lässt. Es hat mir gut gefallen! Besonders beim ersten Drittel bin ich an den Seiten geklebt. Danach lässt die Spannung etwas nach, weil die Handlung fast zu glatt über die Bühne geht. Schnell hat man den Dreh raus und ahnt sehr früh, wie das alles wohl enden wird. Dafür ist die Grundidee schaurig, grauslich und Furcht einflößend zugleich, und wird von King in blutige Details zerlegt.
Der Schreib- und Erzählstil ist gewohnt souverän und phänomenal. Von kleinen Details bis zu großen Zusammenhängen ist alles dabei, was das Horror-Herz begehrt.
Meiner Ansicht nach ist „Stark. The Dark Half“ ein Horror-Roman für den blutliebenden Leser geschrieben, der sich für Schreibprozesse von Schriftstellern interessiert und sich gern vom Mysteriösem fesseln lässt.