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review 2019-07-09 08:14
Nicht perfekt, aber ungemein befriedigend
The High Lord - Trudi Canavan

Wie viele Autor_innen entwickelte Trudi Canavan früh den Wunsch, Geschichten zu erzählen. Als sie in der Grundschule war, hätte sie allerdings beinahe den Mut verloren. Sie langweilte sich während der Geschichtsstunde der Schulbibliothekarin und beschwerte sich. Diese fragte, ob sie an ihrer Stelle erzählen wolle. Die kleine Trudi nutzte ihre Chance und spann eine Variante von „Die kleine Meerjungfrau“, an deren Ende der Prinz starb. Das gefiel ihrem jungen Publikum gar nicht und sie erfuhr erstmals, wie Fans reagieren, wenn man ihre Lieblingsfigur tötet. Heutzutage begeht Canavan solche Kardinalsfehler natürlich nicht mehr, doch das heißt nicht, dass das Finale ihrer „The Black Magician Trilogy“, „The High Lord“, ganz ohne Verluste auskäme.

 

Gildenmeister Akkarin hat Sonea in der Hand. Sie hasst den mächtigen Magier, der offiziell als ihr Mentor auftritt und dessen dunkles Geheimnis schwer auf ihrem Gewissen lastet. Doch dann beginnt Akkarin, sein Protegé zu ermutigen, Bücher seiner privaten Bibliothek zu lesen. Verbotene Bücher, die ein völlig neues Licht auf die Geschichte der Magier-Gilde werfen. Sonea findet heraus, dass die Praktiken, die heute als schwarze Magie geächtet sind, einst offen gelehrt wurden – bis eine schreckliche Katastrophe die Gilde überzeugte, diese unter Strafe zu stellen. Akkarin eröffnet Sonea, dass die Mordfälle, die Imardin in Angst und Schrecken versetzen, die Spitze eines uralten Konflikts zwischen der Gilde und den verbannten Magier_innen Sachakas sind, die noch immer nach Rache dürsten. Er behauptet, er allein könne einen Angriff der sogenannten Ichari verhindern und bringt Sonea in eine verzwickte Lage. Entweder, sie vertraut Akkarin und riskiert, für düstere Absichten benutzt zu werden oder sie setzt die Zukunft der Gilde aufs Spiel, indem sie ihn verrät. Wie wird sie sich entscheiden?

 

Manchmal erscheine ich in meinen Rezensionen vermutlich ziemlich streng. Ich kritisiere und mäkele herum, warte mit Verbesserungsvorschlägen auf und finde zielsicher Schwachstellen. Mir ist klar, dass ich dadurch vielleicht übertrieben anspruchsvoll wirke, als wäre kein Buch jemals gut genug. Tatsächlich ist das nicht wahr. Eigentlich möchte ich einfach nur zufrieden aus einer Lektüre rausgehen. Macht mich ein Buch glücklich, kann ich Mängel verzeihen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Trudi Canavan das verstanden hat. „The High Lord“ ist nicht perfekt und etwas langatmig, aber ungemein befriedigend. Ich halte es für ein angenehm rundes Finale, das sowohl inhaltlich als auch emotional erneut mit vielen unerwarteten Wendungen überrascht und die meisten offenen Fragen klärt. Im letzten Band „The Novice“ habe ich mich darüber gewundert, dass die Grenze zu schwarzer Magie nicht eindeutig definiert zu sein scheint. „The High Lord“ räumt mit dieser vertretbaren Fehleinschätzung auf und konzentriert die Handlung auf den ältesten Konflikt der Welt: Gut gegen Böse. Wer allerdings glaubt, die Leser_innen bekämen es mit einer eindimensionalen Einteilung zu tun, irrt gewaltig. Obwohl die Rolle der Antagonisten unmissverständlich von den Ichari, den verbannten Magier_innen aus Sachaka, erfüllt wird, ist die Situation speziell für Sonea mit zahlreichen moralischen Stolpersteinen gespickt. Schwarze Magie ist in diesem Universum kein Teufelspakt, kein Direktflug in die Verdammnis. Es handelt sich lediglich um eine spezifische Praxis, die negatives Potential besitzt, per se allerdings nicht böse ist. Es ernüchterte mich, wie schmal das Spektrum schwarzer Magie daher ist, was auch das Repertoire der Ichari stark einschränkt. Sie stellen nur deshalb eine ernsthafte Bedrohung für die Gilde dar, weil sie skrupellos genug sind, diese Spielart als Waffe zu missbrauchen, während die Gilde an ihren selbst auferlegten Vorschriften scheitert. Ich mochte, dass Trudi Canavan die Gilde als fehlbare Institution charakterisiert, diese niemals glorifiziert und mir folglich erlaubte, ihre Methoden zu hinterfragen und mich mit Soneas Gewissenskonflikt zu identifizieren. Die Novizin muss entscheiden, ob der Schutz ihrer Lehreinrichtung und ihres Landes Kyralia eine drastische Regelübertretung rechtfertigt. Unterstützung erhält sie dabei von einem alten Bekannten: Cery. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen mit dem jungen, gewitzten Gangster, der es in der Organisation der Diebe weit brachte und mir nun deutlich reifer erschien. Für mich fungierte er als willkommenes Gegengewicht zu Akkarin, an dessen distanzierter, kühler Art ich mir die Zähne ausbiss. Wenngleich mich die Offenbarung seiner Vergangenheit berührte, konnte ich keine Verbindung zu ihm aufbauen. Mir war Cery bedeutend lieber, außerdem kehrt Sonea seinetwegen noch einmal in die labyrinthischen Tunnel unter Imardin zurück – ein hübsches Detail, das harmonischen Einklang zwischen Beginn und Ende der „Black Magician Trilogy“ herstellt.

 

Anlässlich meiner Lektüre der „Black Magician Trilogy“ erzählten mir viele Leser_innen, wie sehr sie diesen Dreiteiler lieben. Besonders die weibliche Fraktion teilte ihre Erinnerungen an schöne Lesestunden in jüngeren Jahren mit mir. Nachdem ich die Trilogie mit „The High Lord“ beendet habe, kann ich diese positiven Eindrücke mühelos nachvollziehen. Soneas Geschichte ist entschieden feminine High Fantasy, die sanfte Spannung erzeugt, jede Menge Herz besitzt und mit einer starken Protagonistin aufwartet, ohne langweilig oder weichgespült zu wirken. Mir gefiel Trudi Canavans milde Herangehensweise, die die Magie ihres Universums konkurrenzlos in den Mittelpunkt stellt, sehr gut. Ich fühlte mich in Kyralia und den angrenzenden Nationen äußerst wohl und freue mich darauf, mit der „Traitor Spy Trilogy“ in diese Welt zurückzukehren. Das Kapitel Sachaka ist noch nicht abgeschlossen und bietet tonnenweise Entwicklungspotential. Schließlich endet der Kampf für das Gute niemals.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/07/09/trudi-canavan-the-high-lord
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text SPOILER ALERT! 2015-08-04 21:47
wow!
Verbannt (Tales of Partholon, #2) - Ivonne Senn,P.C. Cast

Das Buch hab ich jetzt innerhalb weniger Tage gelesen. Ich finds echt toll! :)

Habe mich natürlich gleich nach dem 3. Band umgesehen, doch die Rezis dazu sagten mir schon nicht zu. Im nächsten Band geht es nicht mehr um Shannon und von dem her endet diese Serie für mich nun schon wieder nach dem 2. Teil... :(

 

Aber dieser Teil war genauso gut wie der erste! :)

Die Spannung baute sich stetig auf und mit Shannon, Clint und ihrem Vater wurde ich schnell warm.

Hach, der Roman war einfach nur schön :)

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review 2015-04-17 10:01
Eindeutig nicht mein Buch
Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit - Robin Li

„Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ habe ich in einer LovelyBooks – Leserunde gewonnen, für die ich mich aufgrund einer wirklich sehr netten Einladung der Autorin beworben hatte. Ich bin froh, endlich mit einiger Sicherheit von einer Autorin sprechen zu können, denn lange Zeit wusste ich gar nicht, ob Robin Li männlich oder weiblich ist. Natürlich spielt es an sich keine Rolle, es war mir allerdings schon etwas peinlich. Kürzlich fand ich jedoch ein paar Forenposts, die recht eindeutig auf eine Schriftstellerin hinweisen. Sollte ich dennoch daneben liegen – ich entschuldige mich hiermit von Herzen für diese Fehleinschätzung.
Da Robin Li so freundlich zu mir war, freute ich mich sehr auf die Lektüre. „Der Grendel“ versprach eine absurde Geschichte in bester Pratchett-Manier zu werden, die mit den Genregrenzen Seilspringen spielt.

 

Der Grendel – die Geißel der Galaxie. Seit tausenden von Jahren setzen die Jungas alles daran, diese Bestie unter Kontrolle zu halten. Die ganze Nation zittert, wird nur sein Name genannt. Dabei erinnert sich eigentlich niemand mehr daran, warum alle Angst vor ihm haben. Sogar seine Akte im Archiv ist erstaunlich unvollständig. Die Wahrheit ist irgendwo da draußen, verstreut in der Galaxie. Wenn der Grendel erwacht, wird dieses Wissen gebraucht werden. Doch wem wird es nützen? Wird es offenbaren, wie der Grendel zur Strecke gebracht werden kann? Oder… wird es beweisen, dass er nicht die furchtbare Bestie ist, für die ihn alle halten, sondern ein Opfer?

 

Manche Bücher sind nicht für alle LeserInnen bestimmt. So, wie man nicht mit jedem Menschen auf der Welt befreundet sein kann und will, kann und will man auch nicht jedes Buch auf der Welt mögen. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben; vielleicht ist das Thema nicht das richtige, vielleicht ist die Umsetzung einer Idee nicht spannend genug gelungen. Und manchmal hat man einfach keinen Draht zum Autor oder zur Autorin. Genau das ist mir bei „Der Grendel“ passiert. Ich kann erkennen, warum andere LeserInnen sich bestimmt vor Lachen kugeln würden und es gar nicht mehr aus der Hand legen könnten –  ich selbst gehöre nur leider nicht dazu. Robin Li und ich, wir passen schlicht nicht zusammen, befinden uns sowas von nicht auf einer Wellenlänge. „Der Grendel“ war für mich daher eher die Erfüllung einer Pflicht als tatsächlicher Lesespaß.
Schon der Einstieg fiel mir recht schwer. Nicht nur stieß mir Lis Schreibstil sauer auf, den ich als unnötig kompliziert und verschachtelt empfand, ich brauchte auch gute 100 Seiten, bis ich ansatzweise das Gefühl entwickelt hatte, zu wissen, worum es überhaupt geht. Mir fehlte Leichtigkeit und der lockere, absurde Witz, den ich erwartet hatte. Ich musste mich wohl oder übel damit abfinden, dass Robin Li eine andere Auffassung von Humor hat als ich. Ihre Komik erschien mir zu gewollt, zu gekünstelt, um darüber lachen zu können und auch insgesamt schlich sich der Eindruck des Verbissenen, Angestrengten ein. „Der Grendel“ war meines Erachtens nach keine Geschichte, die von selbst strömte, sondern kleinlich, verwirrend und langatmig. Für jedes Stückchen Hintergrundinformation musste ich kämpfen, als wäre dieser Roman ein unheimlich anstrengendes Puzzle. Die Teile waren alle da, wollten sich aber einfach nicht zusammen fügen.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich das Buch zumindest über die Charaktere retten konnte – leider war das nicht der Fall. Ich konnte mit keiner der vielen Figuren etwas anfangen, weil ich sie nie wirklich kennenlernen durfte. Die häufigen Szenen- und Perspektivwechsel machten es mir unmöglich, eine Verbindung aufzubauen; jedes Mal, wenn ich dachte „Jetzt erfahre ich endlich mehr über diesen Charakter!“, musste ich ihn oder sie auch schon wieder verlassen. Dementsprechend sind die Kapitel häufig ebenfalls sehr kurz. Ich fragte mich ernstlich, warum Robin Li ihre Geschichte so oft unterbrach und habe bis heute keine Antwort darauf gefunden. Sicher gibt es LeserInnen, die diese Kürze schätzen, mich macht es allerdings eher misstrauisch, weil ich es nicht verstehe. Was ich hingegen sehr wohl verstanden habe, ist, dass Robin Li keine Umgebungsbeschreibungen mag. In diesem Punkt unterscheiden wir uns maßgeblich, denn ich empfinde das Aufbauen einer dichten, greifbaren Atmosphäre als unglaublich wichtig. Ich möchte gedanklich vor Ort sein, will quasi jedes Blatt an dem Baum zählen können, unter dem der Protagonist gerade sitzt. Dazu brauche ich die Hilfe des Autors oder der Autorin. Robin Li verzichtete bewusst darauf, die Geschichte von „Der Grendel“ in eine konkrete Umgebung einzubinden, wodurch ich erhebliche Probleme hatte, sie mir vorzustellen.

 

Es tut mir wahnsinnig leid, dass mir „Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ nicht sonderlich gefiel. Das Buch war ein Geschenk von Robin Li; ich hätte es wirklich gern gemocht und euch hier in den schillerndsten Farben angepriesen. Es ist nicht schlecht, aber es war einfach nicht die richtige Lektüre für mich. Niemand trägt Schuld daran, dass Robin Li und ich offenbar recht verschieden sind und zumindest als Autorin und Leserin nicht zusammen passen.
Ich möchte euch nicht von „Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ abraten, denn nur, weil es nicht mein Geschmack war, heißt das ja noch lange nicht, dass es euch ebenso ergeht. Deswegen habe ich zwei Sterne vergeben. Zwar ist „Der Grendel“ nicht mein Buch, aber eures könnte es ohne weiteres sein.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/04/17/robin-li-der-grendel-verbannt-in-alle-ewigkeit
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review 2013-05-06 15:02
Düster, spannend und einfach faszinierend
Wir sind verbannt - Megan Crewe

Gut ein Jahr habe ich auf dieses Buch gewartet, denn die englische Originalversion fand ich wirklich toll und ich wollte das Buch unbedingt auch in der deutschen Übersetzung lesen. Und habe dann natürlich erst einmal völlig verpasst, dass das Buch im Februar erschienen ist… Hier aber nun meine Rezension dazu:

 

Zuerst einmal, dieses Buch ist in Form eines Tagebuchs geschrieben! Etwas, was ich normalerweise wirklich gar nicht ausstehen kann. ABER ich muss sagen, dass es in diesem Fall einfach perfekt gepasst hat. Das Format, dass die Autorin aus gewählt hat, ist optimal für die Geschichte, die Crewe hier erzählt und ich denke nicht, dass dieser Roman so intensiv gewesen wäre, wenn sie sich für einen ganz gewöhnlichen Erzählstil entschieden hätte.

Zu Beginn des Romans habe ich nicht gedacht, dass das so wirklich funktionieren würde. Das Tagebuch wird von der 16-jährigen Kaelyn geschrieben und zwar in Form von Briefen an ihren ehemaligen besten Freund, der ihre Heimatinsel vor einigen Jahren verlassen hat. Die Briefe beginnen als von Schuldgefühlen gequälte Erinnerungen an eine lang vergangene Freundschaft und ich muss zu geben, dass ich damit einige Probleme hatte. Es war einfach nicht besonders faszinierend.

Glücklicherweise ändert sich das aber schnell, denn bald geschehen seltsame Dinge auf Kaelyns Insel. Als Leser erfährt man selbst nur das, was auch Kaelyn mitbekommt und genau hier entwickelt sich der Reiz der Erzählart, die Crewe gewählt hat. Denn einerseits ist Kaelyn eine aufmerksame Beobachterin und eine der ersten, die merken, dass etwas nicht stimmt, andererseits ist sie eben nur ein junges Mädchen, das von vielem erstmal nichts erfährt. So erhält man auch als Leser immer nur einzelne Informationshappen und fiebert mit Kaelyn der Auflösung entgegen.

Crewe gelingt dabei die Balance zwischen Kaelyns Teeny-Ich und dem dämmernden Bewusstsein, dass etwas falsch ist, hervorragend und im Gegensatz zu vielen anderen YA-Heldinnen hatte ich hier nie das Bedürfnis ihr eins überzuziehen, weil sie sich einfach unnatürlich blöd anstellt und absolut offensichtliche Dinge übersieht. Im Gegenteil, der Autorin gelingt, nicht zuletzt durch den mir sonst so unsympathischen Erzählstil, die überaus realistische Darstellung einer sympathischen Heldin.

Dadurch gewinnt die gesamte Geschichte an Tiefe und Intensität und wird immer greifbarer je mehr sich die Situation auf der Insel verschlechtert. Es gibt dadurch auch einige wirklich sehr düstere Szenen, die der Geschichte aber nur mehr Tiefe geben, denn ohne solche Stellen, ohne die Augenblicke, in denen Kaelyn der Kampf ums Überleben und die Angst um ihre Mitmenschen einfach zu viel werden, wäre das Buch nicht halb so realistisch.

Das Buch wird dadurch zwar an einigen Stellen recht düster und ist mir zumindest zwischendurch auch sehr nahe gegangen, die Geschichte ist aber nicht deprimierend, denn Kaelyn ist alles in allem eine sehr positive und lebensfrohe Person, die ihren Lebenswillen trotz aller Zweifel nicht verliert. Und das wird auch in ihren Tagebucheinträgen/Briefen deutlich.

Auch die restlichen Personen in dieser Geschichte tragen viel zur Atmosphäre des Buchs bei wodurch immer wieder amüsante, romantisch aber auch traurige Momente entstehen. Dadurch dass diese anderen Charaktere nur durch Kaeylins Beschreibungen charakterisiert werden, entwickeln sie ganz unterschiedliche Tiefen und sind mir als Leser dadurch auch ganz unterschiedlich nah ans Herz gewachsen. Alles in allem fand ich sie allerdings durchweg gut gezeichnet und sehr passend.

Alles in allem und für alle, die das meinen bisherigen Ausschweifungen noch nicht entnehmen konnten: Ich finde dieses Buch einfach toll und halte es für wirklich gelungen. Also, geht und besorgt euch ein Exemplar und wenn ihr wollt, lest mein Interview mit Autorin Megan Crewe ;)

Source: anima-libri.de/rezension/megan-crewe-wir-sind-verbannt
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review 2012-11-21 00:00
Abby Lynn: Verbannt ans Ende der Welt - Rainer M. Schröder 3.5
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Es ist Februar 1804 und die damals vierzehnjährige Abby weiß nicht mehr weiter. Schon seit Wochen plagt ihre Mutter eine Krankheit, die sie einfach nicht abschütteln kann und die sie am Arbeiten hindert. Geld haben sie keines mehr und in den meisten Geschäften bekommen sie auch nichts mehr angeschrieben. Selbst Betteln würde nichts helfen, denn London ist von den Armen und Bedürftigen bevölkert. Als Abby einmal mehr ihre Sachen verkaufen möchte, geschieht jedoch etwas Unerwartetes. Dass junge Taschendiebe die Runde machen und reiche Menschen bestehlen, ist nichts Ungewöhnliches – wohl aber, dass sie auf ihrer Flucht ihre Beute in Abbys Korb fallen lassen, mit dem Versprechen später zu teilen. In Panik versucht auch Abby zu fliehen, wird jedoch geschnappt und für alle Umstehen steht bereits fest, dass sie die Komplizin des Diebes ist. Ohne viel Federlesen wird das junge Mädchen in Newgate untergebracht, einem der schlimmsten Gefängnisse der Stadt. Lange Zeit vergeht, ehe ihr überhaupt der Prozess gemacht wird – und auch dann deutet nichts auf ein gutes Ende für die unschuldig Eingekerkerte hin. Zum Strang wird sie nicht verurteilt, dafür aber zu sieben Jahre Straflager am anderen Ende der Welt, Australien; die meisten überstehen nicht einmal den Weg dorthin.


Es gibt gewisse Details, die beim Lesen sofort auffallen, und dazu gehört der Schreibstil eines Autors selbstverständlich dazu. Im Falle von Rainer M. Schröder ergibt das einen gewissen Zwist, denn einerseits ist sein Buch sehr schnell und leicht zu lesen, so dass es kaum mehr als einen Tag dauerte, ehe ich das Buch ausgelesen hatte. Andererseits wirkt sein Schreibstil sehr steif, wenn es die wörtliche Rede betrifft. Was beim allgemeinen Erzählen der Geschichte gut funktioniert, kann aus dem Munde einer der Charaktere vollkommen unnatürlich klingen und genau das war das Problem, das ich oftmals hatte. Es war nicht so prominent, dass mir das Lesen keinen Spaß mehr gemacht hätte, trotzdem fiel es negativ auf, genauso wie der sehr ausschweifende Gebrauch von Ausrufezeichen und das ständig wiederkehrende „so, …“.
Es ist ein wenig schade drum, denn ansonsten lässt sich das Buch wirklich sehr gut lesen. Ich habe mich über die Zeit auch nicht daran gewöhnen können, aber immerhin konnte ich es akzeptieren – allzu sehr hat er mir den Spaß am Buch schließlich nicht verdorben.

Wer erst einmal bereit ist, diese kleine Hürde zu nehmen, den erwartet in „Abby Lynn: Verbannt ans Ende der Welt“ eine ganze Menge. Denn anstatt sich auf eine kurze Zeitspanne zu beschränken, vergehen im Buch ganze vier Jahre, was für wenig mehr als 300 Seiten eine beachtliche Zahl ist.
Wenn man sich die Widmung des zweiten Bandes ansieht, so scheint es, als sollte es zunächst keine Fortsetzung geben, worauf auch das Nachwort des erstem Buches schließen lässt, in dem der geschichtliche Abriss zu einem Ende gebracht und kleine, offen gebliebene Fragen geklärt werden.
Das Buch beschäftigt sich nämlich nur zum Teil mit dem Mädchen – und später der junge Frau – Abby Lynn. Sie ist der Hauptcharakter des Buches, muss sich diesen Platz aber auch mit Australien und dem Leben in der damaligen Kolonie teilen.
Die Darstellung der Ereignisse ist oftmals sehr gerafft. Immer wieder gehen wir die anfänglichen Schritte mit, alles andere wird nach einem Sprung im Nachhinein erklärt. So erleben wir Abbys Festnahme und ihre anfängliche Einkerkerung, bis plötzlich Monate vergangen sind und ihr der Prozess gemacht wird. Gleiches gilt für den anfänglichen Weg nach Australien, dann aber sind wir angekommen. Nach diesem Schema funktioniert das ganze Buch. Es gibt keinen wirklichen Höhepunkt oder ein Ziel, auf das hingearbeitet wird, stattdessen erhalten wir einen umfassenden Eindruck, der sowohl das Leben eines Sträflings im 19. Jahrhundert betrifft als auch das der Farmer und Australien an sich.

Wie man sich vorstellen kann, ist das Buch nicht unbedingt durch rasante Action und Spannung im Übermaß gekennzeichnet, langweilig ist es deswegen aber noch lange nicht. Wer sich schon länger mit dem Land oder den Menschen dieser Zeitperiode beschäftigt, erfährt hier freilich nichts Neues. Für alle anderen, vor allem junge Leser, dürfte es eine interessante Lektüre sein, die all das ein wenig näher bringt.
Außerdem lernen wir Abby gut genug kennen, um zu merken, dass sie ein sympathisches Mädchen ist, das stets Gutes im Sinn hat und bereit ist, das Beste aus der Situation zu machen. Jammern liegt ihr nicht, stattdessen tut sie, was nötig ist und früher oder später wünscht sich wohl jeder, dass sie endlich ihr Glück findet.
Andere Charaktere lernen wir nicht so gut kennen, aber Ansätze sind da und da es sich letztlich doch um eine Reihe handelt, kann man sich damit vorerst auch zufrieden geben. Denn auch diese Charaktere zeigen zum Teil, dass sie sich ändern und eine Entwicklung durchmachen können. Das Potential ist da und reicht vollkommen aus, um trotz der an sich abgeschlossenen Handlung Interesse am nächsten Buch zu wecken.


„Abby Lynn: Verbannt ans Ende der Welt“ ist das erste Buch einer vierbändigen Reihe, das besonders auf diesem Gebiet unerfahrenen Lesern einen umfassenden Eindruck über Australien und das Leben dort verschafft. Wer daran Interesse hat und nicht allzu sehr auf Spannung aus ist, soll getrost zu diesem Buch greifen und muss nur über die bisweilen steif wirkende wörtliche Rede hinweg sehen. Einen Blick ist das Buch trotzdem definitiv wert.
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