logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: Rache
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2020-03-17 15:28
Die Rache // Darkdawn!!!
Nevernight: Die Rache - Jay Kristoff

german and english review

audible audiobook

spoilerfree

 

Inhalt: Die Großen Spiele enden mit dem kühnsten Mord in der Geschichte der itreyanischen Republik - nur leider erwischt es den falschen. Der Konsul Julius Scaeva überlebt das Attentat, und seine Macht im Staat ist nun beinahe grenzenlos. Genauso wie sein Hass auf Mia Corvere.

Gejagt von den Assassinen der Roten Kirche und den Soldaten der itreyanischen Republik bricht Mia zu ihrer letzten großen Reise auf, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften und herauszufinden, wie sie Scaeva besiegen kann. Doch sie muss sich beeilen, denn das nächste Wahrdunkel naht, und Nacht fällt über die Republik.

 

Meine Bewertung: Ich liebe diese Bücher einfach so sehr!!!

 

Ich werde nicht wirklich ins Detail gehen, es ist das dritte und letzte Buch in einer Serie, ich werde hier nicht einen Spoiler nach dem anderen fallen lassen.

 

Ich möchte mehr oder weniger einfach über die ganze Serie reden und wie sehr ich sie liebe. Seit ich das erste mal von den Büchern gehört habe, wurde ein riesiger Hype um die Serie gemacht, was mich immer abgeschreckt hat, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und einfach mit der Reihe selbst anfangen musste um mir mein eigenes Bild davon zu machen.

 

Die Story an sich hat mich von Anfang an total interessiert und begeistert. Ich liebe eine richtig gute Geschichte über Rache. Ich liebe Geschichten über Assassinen. Ich liebe großartige weibliche Hauptcharaktere. Und genau das habe ich in dieser Reihe bekommen. WOW.

Mia gehört eindeutig zu meinen absoluten Lieblingscharakteren, deswegen war es wirklich schwer jetzt von ihr Abschied zu nehmen, wo die Bücherreihe vorbei ist. Ich will so viel mehr über sie lesen. Deswegen kann ich es auch garnicht abwarten, die Bücher wieder und wieder zu lesen.

 

Zu dem letzten Band direkt. Zwischenzeitlich habe ich gedacht das Buch geht absolut in die falsche Richtung, für mich persönlich und das was ich mir gewünscht hatte. Doch am Ende, ich bin einfach mehr als zufrieden.

Die Serie hat sich einen Platz ganz weit oben in der Liste meiner Lieblingsserien gesichert.

 

***

 

Summary: Mia Corvere, gladiatii, escaped slave and infamous assassin, is on the run. Pursued by Blades of the Red Church and soldiers of the Luminatii legion, she may never escape the City of Bridges and Bones alive. Her mentor Mercurio is now in the clutches of her enemies. Her own family wishes her dead. And her nemesis, Consul Julius Scaeva, stands but a breath from total dominance over the Republic.

But beneath the city, a dark secret awaits. Together with her lover Ashlinn, brother Jonnen and a mysterious benefactor returned from beyond the veil of death, she must undertake a perilous journey across the Republic, seeking the final answer to the riddle of her life. Truedark approaches. Night is falling on the Republic for perhaps the final time.

Can Mia survive in a world where even daylight must die?

 

My review: I just love these books so damn much!!!

 

I won't go into much detail, this is the third and last book in this series and I don't want to drop spoilers left and right.

 

I just want to talk about the series as a whole and how much I love it. Since I first heard about these books, there was always this big hype about it, that always scared me away until I couldn't handle it anymore and started this whole series myself to see for myself.

 

The story itself drew me in right from the start, it's just so intersting and exciting. I just love a really good story about revenge. I love stories about assassins. I love amazing female main characters. And that's exactly what I got in this series. WOW.

 

Mia is totally one of my favorite characters by now, that's why it was so hard to say goodbye to her, now that this series is over. I want to read so many more stories about her. That's why I can't wait to read these books over and over again.

About the last book itself. There were moments I thought the book was going in the wrong direction, for me personally and how I wanted things to end. But at the end of it, I was more than satisfied with how things ended.

 

This series really has a really high spot in my favorite series lists.

 
<!-- Used for easily cloning the properly namespaced rect -->
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2019-12-12 08:02
Einmal um die halbe Welt
Königsjäger: Roman - Joe Abercrombie,Kirsten Borchardt

Bereits als Joe Abercrombie den dritten Band seiner „First Law“-Trilogie schrieb, „Königsklingen“, wurde ihm bewusst, dass er sich in Sachen Gleichberechtigung nicht mit Ruhm bekleckert hatte. Nicht nur ist das „First Law“-Universum ein striktes Patriarchat, er hatte auch vergleichsweise wenig weibliche Charaktere in die Geschichte integriert. In seiner „Shattered Sea“-Trilogie wollte er das ändern. Da Gettland eine von den Wikingern inspirierte Gesellschaft darstellt, konnte er Frauen wichtige Aufgaben übertragen: finanzielle Entscheidungen, Handel und Haushaltsführung liegen ganz in weiblicher Hand. Dennoch gibt es sogar in Gettland Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen ist die Protagonistin des zweiten Bandes „Königsjäger“, Dorn Bathu.

 

Alles, was Dorn Bathu je wollte, ist, für ihr Land und ihren König zu kämpfen. Sie ist nicht wie andere Mädchen: weder kann sie nähen, noch kochen und sie versteht auch nichts von Haushaltsführung. Sie versteht sich nur auf den Gebrauch eines Schwertes. Leider hat ihr Ausbilder etwas dagegen, dass eine Frau die Truppen Gettlands verstärkt und stellt ihr während ihrer letzten Prüfung eine unmögliche Aufgabe. Dorn scheitert – mit fatalen Folgen. Geächtet und verzweifelt erwartet sie das Urteil ihres Königs. Doch als sich ihre Zelle öffnet, steht dort nicht der Vollstrecker, sondern Vater Yarvi. Der Gelehrte bietet ihr an, sie rauszuholen, im Austausch für ihre Dienste. Sie soll ihn auf eine völlig verrückte Reise um die halbe Welt begleiten, als Mitglied der seltsamsten Crew, die jemals ein Schiff bemannte. Vater Yarvis undurchsichtige Pläne sind Dorn ein Rätsel. Aber was hat sie schon zu verlieren?

 

Ja! Ich fand „Königsjäger“ deutlich besser als den ersten Band „Königsschwur“! Ich habe mich während der Lektüre beobachtet: ich freute mich viel mehr aufs Lesen und wollte meist nicht unterbrechen, hatte ich einmal angefangen. Das war mit dem Trilogieauftakt nicht der Fall und ist ein unmissverständlicher Hinweis darauf, dass mich die Geschichte des zweiten Bandes verstärkt fesselte. Einerseits lag meine positivere Leseerfahrung sicher daran, dass ich mich mit Joe Abercrombies konzeptioneller Herangehensweise an „Shattered Sea“ bereits abgefunden hatte und mich die erneut auftretenden Zeitsprünge weniger störten. Diese gestalteten sich teilweise abermals recht abrupt, ich hatte allerdings seltener das Gefühl, dass dadurch entscheidende Entwicklungen ausgelassen wurden. Andererseits konnte ich mich mit Dorn als Protagonistin wesentlich besser anfreunden als mit Yarvi in „Königsschwur“. Wo Yarvi intrigant und verschlossen ist, ist Dorn gradlinig und direkt. Sie handelt nicht immer sympathisch, doch es fiel mir leichter, ihre Entscheidungen, Motivationen und Prioritäten nachzuvollziehen, wodurch ich eine tiefere Verbindung zu ihr aufbauen konnte. Außerdem empfand ich es als hilfreich, dass Abercrombie Dorns kompromissloser Härte die sanfte Güte ihres Ruderpartners Brand gegenüberstellt, der Yarvi ebenfalls auf seiner Reise in seiner offiziellen Funktion als Gelehrter begleitet. Gemeinsam krempeln sie Gettlands Geschlechterrollen auf links, denn beide verkörpern jeweils genau das Gegenteil dessen, was gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. Trotz der höheren Präsenz weiblicher Figuren in „Königsjäger“ wäre es ein Trugschluss, anzunehmen, das Universum der „Shattered Sea“-Trilogie sei feministisch. Es existiert keine wahre Gleichberechtigung, weil „männliche“ und „weibliche“ Domänen sehr klar abgesteckt sind und Übertretungen der Grenzen durchaus Folgen haben, die Dorn und Brand am eigenen Leib erfahren. Ebenso erleben sie die Auswirkungen einer prekären politischen Situation, auf die sie selbst keinen Einfluss haben. Dieser indirekte Blickwinkel gefiel mir hervorragend, weil „Königsjäger“ dadurch überraschend politisch ist, ohne diejenigen zu fokussieren, die die Machtströmungen der Bruchsee konkret repräsentieren, sondern die daraus resultierende, greifbare Realität für das einfache Volk. Demzufolge empfand ich auch die Kampfszenen als mitreißender, denn im Gegensatz zu Yarvi sind Dorn und Brand mittendrin. Dennoch faszinierte es mich, Yarvi diesmal von außen zu betrachten, zu studieren, wie er auf andere wirkt und welchen Ruf er sich in seiner relativ kurzen Zeit als Gelehrter bereits erarbeitete. Er ist wirklich ein verflixt gerissener Intrigant, der weitreichende Pläne verfolgt. Er beeindruckte mich, obwohl ich finde, dass seine Absichten und Strategien recht gut lesbar sind, hat man erst verstanden, wie er tickt. Deshalb bin ich sicher, dass Yarvi mit der Bruchsee noch nicht fertig ist. Sein Konflikt mit dem Hochkönig und dessen Gelehrter Großmutter Wexen ist noch nicht gelöst. Ich bin gespannt, was er sich im Finale „Königskrone“ einfallen lässt, um diesen beiden endgültig ihre Machtpositionen zu entreißen.

 

Meiner Meinung nach entspricht „Königsjäger“ eher dem unverwechselbaren Stil, den Fans (wie ich) von Joe Abercrombie gewohnt sind. Der zweite Band der „Shattered Sea“-Trilogie führt die Geschichte um Yarvi zwar konsequent weiter, bedient sich dafür jedoch anderer Charaktere, die viel mehr an die Figuren der „First Law“-Romane erinnern und deren Profile die Handlung actionreicher und schwungvoller gestalten. Ich mochte Dorn und Brand sehr, weil sie für mich nahbarer waren als der reservierte Yarvi, der sich so ungern in die Karten schauen lässt. Ihre Reise um die halbe Welt greift erneut den Coming of Age – Aspekt auf, konfrontiert sie – manchmal unangenehm – mit ihrer Selbstwahrnehmung und stellt sie vor die Wahl, was für Menschen sie künftig sein wollen. Ganz nebenbei lernte ich das Universum des Dreiteilers dadurch besser kennen und begriff, dass der Bruchsee Krieg bevorsteht. „Shattered Sea“ ist nicht nur die Geschichte des Racheschwurs eines einzelnen Mannes – es ist die Geschichte einer Welt im Wandel und somit doch ganz typisch Abercrombie.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/12/12/joe-abercrombie-konigsjager
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2019-12-10 10:45
Abercrombie light
Königsschwur: Roman - Joe Abercrombie,Kirsten Borchardt

„Königsschwur“ von Joe Abercrombie erschien 2014 als Auftakt der Trilogie „Shattered Sea“ – zwei Jahre, nachdem er sechs umfangreiche Bände in seinem „First Law“-Universum veröffentlicht hatte. Abercrombie war seiner eigenen Schöpfung müde und wollte etwas Neues versuchen. „Königsschwur“ ist seine Auslegung des Young Adult – Genres. Kitschiges Teenagerdrama sucht man bei ihm dennoch vergeblich, denn seiner Ansicht nach sind junge Erwachsene eben auch Erwachsene, weshalb ihre literarischen Bedürfnisse nicht allzu stark abweichen. Der größte Unterschied zu seinen „First Law“-Romanen liegt im Alter des Protagonisten: Prinz Yarvi ist deutlich jünger, wodurch die Geschichte einen Coming of Age – Aspekt enthält. Aber Abercrombie wäre nicht Abercrombie ohne eine ordentliche Portion Blut und Grimmigkeit. Deshalb überrascht es nicht, dass „Königsschwur“ das Motiv der Rache behandelt. 

 

Prinz Yarvi wollte nie König werden. Er weiß, dass er mit seiner schmächtigen Statur, der verkrüppelten linken Hand und seiner Liebe zu Büchern nicht das Abbild eines Herrschers verkörpert, wie ihn sich das Volk von Gettland wünscht. Glücklicherweise ruht die Bürde des Thronfolgers auf den Schultern seines Bruders, sodass es Yarvi freisteht, den Weg eines Gelehrten einzuschlagen. Doch leider dreht sich der Wind im hohen Norden manchmal innerhalb eines Wimpernschlags. Als sein Vater und sein Bruder im benachbarten Vansterland ermordet werden, bleibt Yarvi keine andere Wahl, als den Schwarzen Thron zu besteigen. Er schwört blutige Rache und befiehlt einen raschen Gegenschlag. Noch bevor die Kämpfe beginnen, wird er verraten. Verkauft als Sklave verschlägt es ihn in die entlegensten Gegenden der Bruchsee. Aber sein Wille ist ungebrochen. Denn das Gesetz der Rache kennt keine Gnade. 

 

Ich wusste vor der Lektüre nicht, dass „Königsschwur“ Joe Abercrombies Version eines Jugendromans darstellt. Hätte ich es gewusst, hätte ich vermutlich einige Aspekte der Geschichte und des Handlungsverlaufs anders bewertet. Ich freute mich auf einen typischen Abercrombie, was ich hingegen bekam, war „Abercrombie light“. Ich erkannte seine unnachahmliche Handschrift, doch meine Erwartungen wurden nicht vollständig erfüllt. Der Auftakt der „Shattered Sea“-Trilogie weist nicht dieselbe Liebe zum Detail auf, die mich in seinen „First Law“-Romanen begeisterte. Das Buch ist eine schnellere, oberflächlichere Variante seiner übrigen Arbeit. Mittlerweile weiß ich, dass das genauso beabsichtigt war, aber während der Lektüre wunderte ich mich über das ungenutzte Potential der Geschichte. Größere Zeitsprünge diktierten ein höheres Tempo und eine weniger sorgfältige Taktung, was wiederum in eine weniger tiefgreifende Charakterisierung der Figuren resultierte. Ich fand das schade, denn mich hätten die übersprungenen Abschnitte der abenteuerlichen Reise des Protagonisten Yarvi ebenfalls interessiert, gerade bezüglich ihrer Bedeutung für seine persönliche Entwicklung. Wie es sich für Young Adult – Literatur gehört, ist die Coming of Age – Ebene in „Königsschwur“ sehr deutlich und klar definiert, obwohl Abercrombie hierfür ungewöhnlich harte Bedingungen aufstellt, die er explizit porträtiert. Als Sklave erwachsen zu werden, ist für Yarvi selbstverständlich kein Zuckerschlecken. Dennoch haben die brutalen Umstände, die ihm aufgezwungen werden, einen maßgeblichen Einfluss auf sein Selbstverständnis, der ihm als Prinz oder König von Gettland verwehrt geblieben wäre. Am Anfang der Geschichte hadert er mit seiner Rolle in der kriegerischen Gesellschaft des nordischen Königreichs, in dessen Kontext Abercrombie wenig Experimente wagt, sich auf eine klassische Darstellung der Wikinger verlässt und bisher kaum übernatürliche Elemente involviert. Da Yarvi mit einer Missbildung seiner linken Hand geboren wurde und sich körperlich nicht als Kämpfer qualifiziert, ist er ein Außenseiter, notgedrungen toleriert, weil er zur königlichen Familie gehört. Niemand respektiert ihn. Er kann sich nicht einmal selbst leiden. Erst während der Strapazen der Zwangsarbeit lernt er, die scharfen, tödlichen Waffen seines Verstandes effektiv einzusetzen. Er beginnt, sich wirklich mit seiner Intelligenz zu identifizieren und diese als Zentrum seiner Selbstwahrnehmung zu etablieren. Je mehr Selbstbewusstsein er aus seinem Intellekt bezieht, desto irrelevanter erscheint ihm sein verhängnisvoller Racheschwur. Ich mochte, dass sich seine Einstellung ändert und er seinen Eid verflucht, denn eigentlich passt dieses Versprechen roher Gewalt nicht zu ihm. Allerdings kann Yarvi als Gettländer nicht aus seiner Haut; seine Herkunft erlaubt ihm nicht, ein Unrecht einfach zu vergeben und so verfolgt er seinen Schwur mit aller Konsequenz – deshalb fügt sich „Königsschwur“ inhaltlich trotz konzeptioneller Unterschiede nahtlos in Joe Abercrombies Gesamtwerk ein. Blut, Gewalt und Tod sind eben seine Markenzeichen. 

 

Obwohl „Königsschwur“ nicht meinen Erwartungen entsprach, bin ich froh, dass Abercrombie sogar in einem Jugendroman als Abercrombie erkennbar ist. Mir gefällt es, wie gelassen er diesen Rahmen interpretiert, denn ich halte die Unterstellung, junge Erwachsene könnten nicht mit expliziten Darstellungen umgehen, für Unsinn. Der Trilogieauftakt erschien mir etwas weniger aufregend als die „First Law“-Romane, weil der Protagonist Yarvi eben kein Krieger ist und selten aktiv an Kampfszenen teilnimmt, doch die politisch aufgeladene Handlung, die interessante Konsequenzen für die Folgebände impliziert und einige Überraschungen bereithält, entschädigte mich dafür. Das einzige, was mich ehrlich wurmte, war meine flache Bindung an Yarvi, die meiner Ansicht nach darin begründet war, dass ich entscheidende Stationen seiner Entwicklung nicht miterleben durfte. Hoffentlich verzichtet Abercrombie in der Fortsetzung „Königsjäger“ auf allzu große Zeitsprünge. 

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/12/10/joe-abercrombie-konigsschwur
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2019-09-25 12:35
Ich habe den weißen Wal bezwungen!
Moby Dick - Herman Melville

Der Mann, der niemals irgendwo gescheitert ist, kann nicht groß werden. – Herman Melville

 

Die Biografin Laurie Robertson-Lorant schrieb über Herman Melville, man könne ihn entweder als gescheiterten Schriftsteller charakterisieren oder als verkanntes Genie und Visionär. Melville gehört zu den tragischen Figuren der Literaturgeschichte, die erst weit nach ihrem Tod die Anerkennung erlangten, die sie verdienen.

 

1819 in New York geboren, nach einer Kindheit, die vom Bankrott seines ehemals wohlhabenden Vaters geprägt war, fuhr Melville im Alter von 20 zur See und erlebte fünf äußerst turbulente Jahre auf Handelsschiffen, Walfängern und sogar einer Kriegsfregatte. Er desertierte, heuerte wieder an, war Teil einer Meuterei, wurde ins Gefängnis geworfen, floh und bereiste weite Teile des Atlantiks und Pazifiks. Er war ein Abenteurer. Zurück in New York verarbeitete er seine Erlebnisse in zwei erfolgreichen, überwiegend fiktiven Reisedokumentationen, „Typee“ (1846) und „Omoo“ (1847). Leider stellten diese beiden Romane bereits den Höhepunkt seiner literarischen Karriere dar, an den er nie wieder anknüpfen konnte. Nicht einmal mit dem Buch, für das er heute am besten bekannt ist: „Moby-Dick“.

 

Melville litt unter der gesellschaftlichen Zurückweisung, erkrankte an Depressionen und konnte sich nur schwer mit der Missachtung der Kritiker abfinden. Dennoch gab er das Schreiben niemals auf, veröffentlichte weiterhin Romane und Kurzgeschichten und wandte sich vermehrt der Lyrik zu. Als er im September 1891 im Alter von 72 Jahren starb, hinterließ er die unveröffentlichte Gedichtsammlung „Weeds and Wildings“ und ein fragmentarisches Manuskript namens „Billy Budd“, das erst 1919 von seinem Biografen Richard Weaver entdeckt und 1924 überarbeitet veröffentlicht wurde. Bei seinem Tod war der kurzzeitige literarische Star Herman Melville längst in Vergessenheit geraten. Die New York Times widmete seinem Nachruf lediglich ein paar Zeilen.

 

Rückblickend geht man davon aus, dass Melville seiner Epoche zu weit voraus war. In seinen Werken finden sich Techniken und Stilmittel, die erst in den 1920er Jahren populär wurden und seine zeitgenössische Leserschaft überforderten. Es überrascht daher nicht, dass Melville auch erst anlässlich seines 100. Geburtstags wiederentdeckt und sein literarisches Schaffen neubewertet wurde. Seitdem gilt er als Vorreiter der Moderne und als einer der Väter der US-amerikanischen Literatur, an dem sich Literaturwissenschaftler_innen aus verschiedensten Perspektiven abarbeiten.

 

„Moby-Dick“, Melvilles monumentaler Roman, erschien 1851. Die Druckgeschichte des Buches wirkt aus heutiger Sicht absurd: der Setzer arbeitete bereits daran, während Melville noch schrieb und Korrekturen anordnete. Das ursprüngliche Manuskript ist nicht erhalten, ein für Melville-Forscher_innen unglücklicher Umstand, weil „Moby-Dick“ zwar in England und den USA mit nur etwa einem Monat Abstand originalveröffentlicht wurde, sich die beiden Ausgaben jedoch stark unterschieden. Die britische Ausgabe wurde Opfer der Zensur, die „antiroyalistische“ und religionskritische Passagen strich. Außerdem fehlte der Epilog. Die US-amerikanische Ausgabe hingegen verzichtete auf viele der nachträglichen Änderungen, weil diese nicht mehr eingearbeitet werden konnten. Trotz dessen konnten beide Versionen ein literaturhistorisches Novum vorweisen. Die britische Ausgabe erschien unter dem unspezifischen Titel „The Whale“; auf dem US-amerikanischen Cover war „Moby-Dick; or, The Whale“ zu lesen. Damit war dies der allererste Roman, dessen titelgebende Hauptfigur ein Tier war, noch dazu mit Eigennamen.

 

Für mich entwickelte „Moby-Dick“ über die Jahre ohne mein Zutun eine beinahe unheimliche Eigendynamik. Ich hatte immer vor, das Buch zu lesen, dieses Schwergewicht unter den Klassikern. In meiner Vorstellung lag ich im hohen Alter auf meinem Sterbebett und flüsterte „Aber den Wal, den hab ich gelesen“. Das mag seltsam klingen, aber ich glaube, dass viele Leser_innen sich literarische Meilensteine setzen, die sie im Laufe ihres Lebens unbedingt abhaken wollen. Für mich war es eben „Moby-Dick“.
Im Juni 2015 lachte mich eine günstige deutsche Ausgabe von dem Wühltisch eines Antiquariats an, die ich freudig und kurzentschlossen mit heimnahm. Es war das letzte Mal für lange Zeit, dass mir das Buch positive Emotionen vermittelte.

 

Anfangs betrachtete ich den Wal in meinem Bücherregal mit der üblichen Zutraulichkeit. Ich vertraute darauf, dass seine Zeit kommen würde und setzte mich nicht unter Druck. Doch die Jahre vergingen und irgendwie gelang es dem Wal, zunehmend Raum in meinem Hinterkopf einzunehmen und darin herumzuspuken. Wann immer das Thema auf Bücher kam, die ich längst gelesen haben wollte, schlug er heftig mit seiner Schwanzflosse und machte auf sich aufmerksam. Ich stellte fest, dass mich die ausstehende Lektüre einschüchterte. Es ist ein dickes Werk von über 800 Seiten, geschrieben in einer Zeit, in der Eingängigkeit noch nicht als Ziel der Literatur verstanden wurde. Ich begann, bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit anderen Leser_innen über „Moby-Dick“ zu sprechen, um aus ihren Erfahrungen eine Ahnung dafür zu entwickeln, was mich erwartete und meine Ängste zu lindern. Leider hatte diese Taktik eher den gegenteiligen Effekt. Langweilig und langatmig sei der Wal, eine Qual und überhaupt keine angenehme Lektüre.

 

Mir schlotterten die Knie. In meinem Kopf verwuchs sich das Buch „Moby-Dick“ mit seinem tierischen Titelhelden und ich verwandelte mich in eine abstruse Version von Kapitän Ahab: das Subjekt der Begierde und der obsessive Jäger (bzw. die Jägerin), auf ewig vereint in einem unvollendeten Tanz. Ich hatte die Befürchtung, niemals bereit zu sein. Ich sehnte und bangte dem Moment gleichermaßen entgegen.

 

Dann wurde ich im Juni 2019 nach meinen „SuB-Leichen der Schande“ gefragt, also nach ungelesenen Büchern, die ich schon lange vor mir herschiebe. Der weiße Wal in meinem Kopf flippte aus. Er veranstaltete einen spektakulären Zirkus und überflutete mich mit Wellen des schlechten Gewissens. Ich begriff, dass ich längst bereit war. Meine Sorgen, mein Respekt vor der Lektüre, blockierten mich. Als mir das klar wurde, regte sich endlich mein alter Freund, der Trotz. Ich ärgerte mich über mich selbst und entschied, dass ich dem Wal nicht länger erlauben wollte, munter vorwurfsvoll durch meinen Geist zu planschen. Es reichte. Daher nahm ich im Juli 2019 meinen ganzen Mut zusammen und holte ihn aus dem Regal. Ich würde es schaffen. Ich würde „Moby-Dick“ lesen und den weißen Wal erlegen. Komme, was da wolle.

 

Treiben ihn Geldnot und Fernweh um, fährt Ismael als Matrose zur See. Nach Jahren, in denen er sich auf Handelsschiffen verdingte, will er erstmals auf einem Walfänger anheuern und reist nach Nantucket, in das stolze Herz des US-amerikanischen Walfangs. Drei Schiffe liegen dort zum Auslaufen bereit. Das Schicksal führt ihn auf die Pequod und in die Arme des finsteren Kapitän Ahab. Ahab ist ein Veteran des Walfangs, weitgereist und mit jeder Unbill der eifersüchtigen See vertraut. Doch seit seiner letzten Reise brennt die unheilige Flamme des Hasses in ihm. Damals traf er auf Moby Dick, den legendären weißen Wal, den gefürchteten Leviathan und musste ihm sein Bein opfern. Seitdem wird Ahab von erbarmungslosen Rachegelüsten gepeinigt. Um jeden Preis will er den weißen Wal erlegen und schreckt nicht davor zurück, die Besatzung der Pequod auf seine obsessive Jagd einzuschwören. Der Atem des Todes bläht die Segel auf ihrer verhängnisvollen Fahrt…

 

Sieg! Es ist mir gelungen! Ich habe den weißen Wal bezwungen! Und wisst ihr was? Es war viel weniger schlimm, als ich befürchtet hatte. So ist das ja oft im Leben. Natürlich muss man während der Lektüre damit zurechtkommen, dass „Moby-Dick“ grundsätzlich sehr weitschweifig, ausholend und überwältigend detailverliebt ist. Ja, manchmal erscheint es langatmig, manchmal langweilig und manchmal beides. Aber eben nicht nur.

 

Der Klassiker, der Herman Melville unsterblich machte, enthält durchaus spannende und interessante Passagen und strotzt nur so vor Wissen. Aus der Ich-Perspektive des neunmalklugen Matrosen Ismael, der sich gleichermaßen als Chronist, Kommentator und Dozent versteht, vermittelt Melville zahlreiche Informationen, die ich als Bereicherung empfand. Ich weiß jetzt alles, was es über den US-amerikanischen Walfang im 19. Jahrhundert zu wissen gibt. Seine Darstellungen wirkten auf mich äußerst akkurat; man spürt, dass der Autor eigene Erfahrungen sammelte und höchstpersönlich erlebte, wie Wale auf offener See gejagt, erlegt und verarbeitet wurden. Dieser reiche Erinnerungsschatz befähigte ihn, jeden noch so winzigen Aspekt der Walerei eingehend zu beleuchten.

 

Mich faszinierten vor allem seine Ausführungen über die Cetologie, die Wissenschaft der Wale, die ich neugierig mit aktuellen Wikipedia-Artikeln abglich. Es erstaunte mich, dass sich unsere Erkenntnisse über Pottwale seit 1851 kaum erweiterten. Noch immer ist die Tragzeit von Pottwalkühen unbekannt, ebenso wie die Funktion des Spermaceti, das feine Öl in den Köpfen der Pottwale, das auch Walrat genannt wird und der Hauptgrund für die Pottwaljagd war. Die maximale Tauchtiefe der Meereskolosse kann lediglich anhand von Nahrungsresten, die in den Mägen verendeter Exemplare gefunden wurden, gemutmaßt werden. 3000 Meter und mehr sind möglich. All diese Punkte sprach Melville bereits an, was mir bewusst machte, wie unerforscht die Tiefsee bis heute ist. Prinzipiell war mir das lange vor der Lektüre von „Moby-Dick“ klar, doch schwarz auf weiß zu lesen, dass sich der Wissensstand über Pottwale in über 150 Jahren nur minimal vergrößerte, transportierte diesen Fakt in eine für mich greifbare Realität.

 

Auf andere Wissensfelder, die Melville erläutert, hätte ich hingegen gut verzichten können. Ich hätte wunderbar weiterleben können, ohne genauestens über die Beschaffenheit und Einsatzmöglichkeiten diverser Leinen, Haken und anderer Hilfsmittel auf einem Walfänger informiert zu werden. Ich gebe zu, hin und wieder langweilte ich mich fürchterlich, doch ich kann Melville seine Akribie verzeihen, weil ich durchaus einsehe, dass er ein vollständiges Bild des Walfangs anfertigen wollte. Es ist nun mal wichtig, zu visualisieren, wie eine Leine durch ein kleines Fangboot lief, um zu verstehen, warum von dieser eine große Gefahr für die Mannschaft ausging, die ihr in unglücklichen Fällen Körperteile oder gar gleich das Leben opfern musste, wenn ihr Zug die Matrosen ins offene Meer warf. Außerdem half es mir, dass Melville überwiegend kurze Kapitel einsetzte. Es fiel mir dadurch leichter, mich durch einschläfernde Abschnitte durchzubeißen, denn ich hangelte mich an der Aussicht entlang, dass es bald wieder besser werden würde. Tatsächlich gilt die exzessive Unterteilung von „Moby-Dick“ als Markenzeichen Melvilles und wurde von Literaturwissenschaftler_innen sinngemäß als „seine Methode der Beherrschung der Schreibkunst“ bezeichnet.

 

Wer nun allerdings glaubt, „Moby-Dick“ sei nicht mehr als eine Abfolge von Beschreibungen des Walfangalltags, irrt gewaltig. Schließlich ist da ja immer noch der gruselige Kapitän Ahab und seine wahnhafte Rachemission. Diese grundlegende Handlungslinie verlor Melville niemals aus den Augen, häufig zeigt sie sich jedoch subtil, indirekt und primär durch die Atmosphäre, die die Pequod umgibt. Melville gelang es hervorragend, seinem Roman eine metaphysische Ebene zu verleihen, auf der er die kommenden katastrophalen Ereignisse bereits vorzeichnete. Die Handlung selbst weist eine deutlich wahrnehmbare Zuspitzung auf, eine Abwärtsspirale, die von wachsender Manie und Unausweichlichkeit gekennzeichnet ist. Je weiter sich die Pequod von Nantucket entfernt, desto häufiger erfährt die Mannschaft von Sichtungen des weißen Wals und desto fieberhafter gestaltet sich ihre Jagd. Den Einfluss von Ahab empfand ich dabei als beklemmend unheimlich. Seine Obsession vereinnahmt Stück für Stück den Rhythmus seines Schiffes und infiziert die Besatzung, bis seine irrationale Fehde mit Moby Dick auch die ihre und nichts anderes mehr von Belang ist.

 

Ahab ist eine finstere Figur, der ich außerhalb der Seiten des Buches wirklich nicht begegnen möchte. Er strahlt eine autoritäre Aura der Selbstzerstörung aus, die mich einschüchterte, meinen Mund austrocknete und mir Schauer über den Rücken jagte. Sein vernunftwidriger Hass auf ein Tier, dem er willentlich bösartige Absichten unterstellt, auf das er scheinbar alles Negative der Welt und in seinem Leben projiziert, ist einfach verrückt. Unter Seeleuten hatte Aberglaube damals eine gewisse Tradition (vielleicht ist das heute noch so), doch angesichts all des Wissens, das Ismael aufzählt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Wale tatsächlich noch für Seeungeheuer gehalten wurden. Deshalb steht die grundsätzlich sehr realistische Darstellung des Lebens auf einem Walfänger, um die sich Melville bemühte, in krassem Kontrast zu Ahabs psychotisch-paranoider Überzeugung, sich in einem privaten, gegenseitigen Krieg mit Moby Dick zu befinden. Ich denke, dieser Widerspruch ist beabsichtigt, weil ich glaube, dass Melville gezielt einen Charakter erschaffen wollte, dessen innere Dämonen sich in dem ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur widerspiegeln. Ahab trägt vielmehr den Konflikt mit sich selbst als den Konflikt mit Moby Dick aus. Ich hatte sogar das Gefühl, dass der düstere Kapitän den Tod sucht und gar nicht damit rechnet, heimzukehren. Selbstmord durch Wal.

 

Die Frage, die sich mir deshalb aufdrängte, lautet: geht es in „Moby-Dick“ überhaupt um Moby Dick? Meiner Meinung nach nicht. Schließlich taucht der weiße Wal erst ganz am Ende des Buches auf und ist in der übrigen Zeit eher ein substanzloses Phantom, ein Gerücht, dem die Pequod nachjagt. Ich glaube, „Moby-Dick“ ist einerseits eine Art Imagekampagne für den damals stark mit Vorurteilen, Unglaube und Missbilligung behafteten Walfang und andererseits eine tiefsinnige Untersuchung des Kampfes des Menschen mit den dunklen Abgründen seiner Seele. Der Wal Moby Dick dient lediglich als Medium.

 

Es wundert mich nicht, dass diese anspruchsvolle, komplexe und unkonventionelle Kombination Melvilles damaliges Publikum überforderte. Ich bin keine Literaturhistorikerin, aber ich vermute, dass die Leserschaft zu dieser Zeit noch nicht daran gewöhnt war, zwischen den Zeilen nach versteckten Bedeutungen zu fahnden und die Atmosphäre als existenziellen Bestandteil der Handlung zu interpretieren. Demzufolge glaube auch ich, dass Herman Melville seiner Epoche weit voraus war. Es ist bedauerlich, dass er nie erleben konnte, wie sein großer Roman zum Klassiker der Weltliteratur erhoben wurde.

 

Für mich war „Moby-Dick“ ein überraschend flüssig geschriebener Klassiker, der mich deutlich weniger folterte, als ich angenommen hatte. Die Lektüre war kein überschäumender Spaß, denn die vielen umfassenden Schilderungen des Walfängeralltags sind definitiv nicht immer reizvoll und manchmal verfluchte ich Ismael dafür, dass er nicht einfach zum Punkt kommen konnte und unterstellte ihm, sich selbst allzu gern reden zu hören, aber dennoch hatte ich den Eindruck, dass für das Gesamtwerk kein Satz, kein Wort überflüssig ist. Alles hat seinen Platz in Melvilles Komposition und erfüllt einen Zweck. Das Buch hat mir neues, spannendes Wissen vermittelt und meine Gedanken stimuliert, ganz so, wie Melville es meiner Ansicht nach beabsichtigte. Ich finde, dass „Moby-Dick“ seinen Status als Weltliteratur verdient, allerdings weniger aufgrund der Geschichte an sich, sondern aufgrund der Geschichte im historischen Kontext. Es ist beeindruckend, wie experimentell Melville vorging, wie mutig er Stilmittel einsetzte, die damals noch nicht zum guten literarischen Ton gehörten und auf diese Weise eine Erzählung niederschrieb, die bis heute viele Interpretationsansätze zulässt. Ich bin stolz, „Moby-Dick“ endlich gelesen zu haben. Jetzt kann ich beruhigt sterben und auf meinem Totenbett berichten, dass ich den Wal erlegt habe.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/09/24/herman-melville-moby-dick
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2019-07-09 08:14
Nicht perfekt, aber ungemein befriedigend
The High Lord - Trudi Canavan

Wie viele Autor_innen entwickelte Trudi Canavan früh den Wunsch, Geschichten zu erzählen. Als sie in der Grundschule war, hätte sie allerdings beinahe den Mut verloren. Sie langweilte sich während der Geschichtsstunde der Schulbibliothekarin und beschwerte sich. Diese fragte, ob sie an ihrer Stelle erzählen wolle. Die kleine Trudi nutzte ihre Chance und spann eine Variante von „Die kleine Meerjungfrau“, an deren Ende der Prinz starb. Das gefiel ihrem jungen Publikum gar nicht und sie erfuhr erstmals, wie Fans reagieren, wenn man ihre Lieblingsfigur tötet. Heutzutage begeht Canavan solche Kardinalsfehler natürlich nicht mehr, doch das heißt nicht, dass das Finale ihrer „The Black Magician Trilogy“, „The High Lord“, ganz ohne Verluste auskäme.

 

Gildenmeister Akkarin hat Sonea in der Hand. Sie hasst den mächtigen Magier, der offiziell als ihr Mentor auftritt und dessen dunkles Geheimnis schwer auf ihrem Gewissen lastet. Doch dann beginnt Akkarin, sein Protegé zu ermutigen, Bücher seiner privaten Bibliothek zu lesen. Verbotene Bücher, die ein völlig neues Licht auf die Geschichte der Magier-Gilde werfen. Sonea findet heraus, dass die Praktiken, die heute als schwarze Magie geächtet sind, einst offen gelehrt wurden – bis eine schreckliche Katastrophe die Gilde überzeugte, diese unter Strafe zu stellen. Akkarin eröffnet Sonea, dass die Mordfälle, die Imardin in Angst und Schrecken versetzen, die Spitze eines uralten Konflikts zwischen der Gilde und den verbannten Magier_innen Sachakas sind, die noch immer nach Rache dürsten. Er behauptet, er allein könne einen Angriff der sogenannten Ichari verhindern und bringt Sonea in eine verzwickte Lage. Entweder, sie vertraut Akkarin und riskiert, für düstere Absichten benutzt zu werden oder sie setzt die Zukunft der Gilde aufs Spiel, indem sie ihn verrät. Wie wird sie sich entscheiden?

 

Manchmal erscheine ich in meinen Rezensionen vermutlich ziemlich streng. Ich kritisiere und mäkele herum, warte mit Verbesserungsvorschlägen auf und finde zielsicher Schwachstellen. Mir ist klar, dass ich dadurch vielleicht übertrieben anspruchsvoll wirke, als wäre kein Buch jemals gut genug. Tatsächlich ist das nicht wahr. Eigentlich möchte ich einfach nur zufrieden aus einer Lektüre rausgehen. Macht mich ein Buch glücklich, kann ich Mängel verzeihen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Trudi Canavan das verstanden hat. „The High Lord“ ist nicht perfekt und etwas langatmig, aber ungemein befriedigend. Ich halte es für ein angenehm rundes Finale, das sowohl inhaltlich als auch emotional erneut mit vielen unerwarteten Wendungen überrascht und die meisten offenen Fragen klärt. Im letzten Band „The Novice“ habe ich mich darüber gewundert, dass die Grenze zu schwarzer Magie nicht eindeutig definiert zu sein scheint. „The High Lord“ räumt mit dieser vertretbaren Fehleinschätzung auf und konzentriert die Handlung auf den ältesten Konflikt der Welt: Gut gegen Böse. Wer allerdings glaubt, die Leser_innen bekämen es mit einer eindimensionalen Einteilung zu tun, irrt gewaltig. Obwohl die Rolle der Antagonisten unmissverständlich von den Ichari, den verbannten Magier_innen aus Sachaka, erfüllt wird, ist die Situation speziell für Sonea mit zahlreichen moralischen Stolpersteinen gespickt. Schwarze Magie ist in diesem Universum kein Teufelspakt, kein Direktflug in die Verdammnis. Es handelt sich lediglich um eine spezifische Praxis, die negatives Potential besitzt, per se allerdings nicht böse ist. Es ernüchterte mich, wie schmal das Spektrum schwarzer Magie daher ist, was auch das Repertoire der Ichari stark einschränkt. Sie stellen nur deshalb eine ernsthafte Bedrohung für die Gilde dar, weil sie skrupellos genug sind, diese Spielart als Waffe zu missbrauchen, während die Gilde an ihren selbst auferlegten Vorschriften scheitert. Ich mochte, dass Trudi Canavan die Gilde als fehlbare Institution charakterisiert, diese niemals glorifiziert und mir folglich erlaubte, ihre Methoden zu hinterfragen und mich mit Soneas Gewissenskonflikt zu identifizieren. Die Novizin muss entscheiden, ob der Schutz ihrer Lehreinrichtung und ihres Landes Kyralia eine drastische Regelübertretung rechtfertigt. Unterstützung erhält sie dabei von einem alten Bekannten: Cery. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen mit dem jungen, gewitzten Gangster, der es in der Organisation der Diebe weit brachte und mir nun deutlich reifer erschien. Für mich fungierte er als willkommenes Gegengewicht zu Akkarin, an dessen distanzierter, kühler Art ich mir die Zähne ausbiss. Wenngleich mich die Offenbarung seiner Vergangenheit berührte, konnte ich keine Verbindung zu ihm aufbauen. Mir war Cery bedeutend lieber, außerdem kehrt Sonea seinetwegen noch einmal in die labyrinthischen Tunnel unter Imardin zurück – ein hübsches Detail, das harmonischen Einklang zwischen Beginn und Ende der „Black Magician Trilogy“ herstellt.

 

Anlässlich meiner Lektüre der „Black Magician Trilogy“ erzählten mir viele Leser_innen, wie sehr sie diesen Dreiteiler lieben. Besonders die weibliche Fraktion teilte ihre Erinnerungen an schöne Lesestunden in jüngeren Jahren mit mir. Nachdem ich die Trilogie mit „The High Lord“ beendet habe, kann ich diese positiven Eindrücke mühelos nachvollziehen. Soneas Geschichte ist entschieden feminine High Fantasy, die sanfte Spannung erzeugt, jede Menge Herz besitzt und mit einer starken Protagonistin aufwartet, ohne langweilig oder weichgespült zu wirken. Mir gefiel Trudi Canavans milde Herangehensweise, die die Magie ihres Universums konkurrenzlos in den Mittelpunkt stellt, sehr gut. Ich fühlte mich in Kyralia und den angrenzenden Nationen äußerst wohl und freue mich darauf, mit der „Traitor Spy Trilogy“ in diese Welt zurückzukehren. Das Kapitel Sachaka ist noch nicht abgeschlossen und bietet tonnenweise Entwicklungspotential. Schließlich endet der Kampf für das Gute niemals.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/07/09/trudi-canavan-the-high-lord
More posts
Your Dashboard view:
Need help?