Es ist offiziell. „Chicagoland Vampires“ endet mit Band 13, der am 25. August 2017 unter dem Titel „Ein Biss von dir“ erscheinen wird. Angesichts dieser Neuigkeiten möchte auch ich etwas verkünden: ich werde die Reihe bis zum bitteren Ende durchziehen. Ich habe lange mit mir gehadert und bin skeptisch, ob sich diese Entscheidung auszahlen wird, aber ein Teil von mir ist überzeugt, ich bin es Merit einfach schuldig, zu erfahren, wie ihre Geschichte endet, nachdem ich sie jahrelang begleitet habe. So kurz vor Schluss möchte ich nicht mehr abbrechen. Ich will wissen, wie es ausgeht. Nach „Auf den letzten Biss“ liegen noch drei Bände vor mir. Ein Leseziel für 2017 ist damit gesetzt.
Chicago ist zur Ruhe gekommen. Nach wochenlangen Ausschreitungen hat sich die Lage endlich entspannt. Doch die Beziehungen zwischen Menschen und Übernatürlichen sind noch immer schwierig, der Frieden empfindlich. Als Merit, Hüterin des Hauses Cadogan, zum Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen wird, befürchtet sie das Schlimmste. Das Opfer wurde mit Katanas durchbohrt. Alles deutet auf einen Vampirangriff hin. Erst eine genauere Untersuchung zeigt, dass die Hinrichtung lediglich aussehen soll, als wären Vampire dafür verantwortlich. Versucht jemand, die Vampirgemeinschaft in Verruf zu bringen und so das sensible Gleichgewicht der Stadt erneut zu stören? Merit möchte den Ermittler_innen helfen, kann jedoch kaum mehr tun, als ihnen beratend zur Seite zu stehen, denn die Belange Cadogans verlangen ihre Aufmerksamkeit. Seit Ethan den Vorsitzenden des Greenwich Presidium herausforderte und sich selbst auf den Posten bewarb, wird er bedroht und erpresst. Es ist Merits Aufgabe, ihren Meister und Geliebten zu schützen, nur wird sie das Gefühl nicht los, dass er ihr etwas Bedeutsames verschweigt. Ist ihre Liebe stärker als die dunklen Geheimnisse seiner Vergangenheit?
Ich habe diese Rezension in zwei Versionen geschrieben. Diese ist die zweite Variante. Ich hatte meine ursprüngliche Besprechung von „Auf den letzten Biss“ fast fertig, nur um dann festzustellen, dass ich mit dem gesamten Text unglücklich war. Ich habe beschlossen, das Buch aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Während der Lektüre von „Auf den letzten Biss“ habe ich einen Funken der Begeisterung gespürt, die ich früher für die Reihe empfunden habe. Ich gebe zu, Chloe Neill und ich haben mittlerweile ein schwieriges Verhältnis, was sowohl an mir als auch an ihr liegt, aber ich finde nicht alles von Vorneherein doof, was sie im Rahmen der „Chicagoland Vampires“ schreibt. Die erste Rezension wurde diesem Gefühl nicht gerecht. In dieser habe ich mich erneut lang und breit darüber ausgelassen, wie unzufrieden ich mit der Darstellung der Beziehung zwischen Merit und Ethan bin. Wisst ihr was? Ich bin es leid, darüber zu motzen. Ihre Beziehung wird immer im Fokus stehen, ob mir das nun passt oder nicht. Ich möchte mich stärker auf die positiven Aspekte der Bücher konzentrieren, statt wiederholt einen Punkt zu kritisieren, der sich ohnehin nicht ändern wird. Ihr wisst, dass mir Merit und Ethan als Paar nicht gefallen. Ich sehe keinen Sinn darin, permanent darauf herumzureiten.
Lieber möchte ich euch erzählen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, dass Merit in „Auf den letzten Biss“ einerseits ihre Freundschaft zu Mallory wiederaufleben lässt und andererseits nicht einmal in die Nähe des verfluchten Whiteboards kommt. Das heißt natürlich nicht, dass Chloe Neill ihr heißgeliebtes, sich wiederholendes Handlungskonstrukt vollkommen ad acta legen würde, nein, so experimentierfreudig ist sie dann doch nicht. Aber immerhin variierte sie es so weit, dass es mir positiv auffiel. Merit ist zwar auch dieses Mal in die Ermittlung eines spannenden, interessanten Mordfalls involviert, spielt darin allerdings eine viel geringere Rolle als in den vorangegangenen Bänden. Ich fand es toll, dass sie die Polizei ausnahmsweise ihre Arbeit machen lässt und ihnen lediglich unterstützend unter die Arme greift. Endlich priorisiert sie ihre Aufgabe als Hüterin Cadogans und kümmert sich um die Angelegenheiten ihres Hauses, statt all ihre Zeit darauf zu verwenden, einen Mörder zu jagen. Die globale Vampirpolitik verlangt ihre volle Aufmerksamkeit, denn diese erfährt in diesem zehnten Band einige unerwartete Wendungen, die die Zukunft der vampirischen Gemeinschaft mächtig auf den Kopf stellen werden. Ich freue mich darauf, in dieser heißen Phase des Umbruchs dabei zu sein. Schade nur, dass Neill einen Handlungsstrang, den sie in „Auf den letzten Biss“ beginnt, mehr oder weniger verwaisen lässt: Darius West, der Vorsitzende des Greenwich Presidiums, fällt in Chicago durch reichlich seltsames Verhalten auf. Die Autorin erklärt zwar, wieso West nicht er selbst zu sein scheint, holt meines Erachtens nach jedoch zu wenig aus diesem Teil ihrer Geschichte heraus. Leider ließ sie sich diesbezüglich wieder einmal vom Merit-Ethan-Turteltauben-Drama ablenken.
Ich fand „Auf den letzten Biss“ solide. Der zehnte Band bietet einen kreativ konstruierten Mordfall und diverse Elemente, die neue Perspektiven für die übergreifende Handlung eröffnen. Er gefiel mir wesentlich besser als der Vorgänger „Teuflische Bisse“, da mir Merits Rolle außerhalb ihrer Beziehung zu Ethan weit mehr zusagte. Meine Entscheidung, das Thema ihrer Beziehung ruhen zu lassen und auszuklammern, erleichtert mich unglaublich. Ich hatte es so satt, darüber nachzudenken. Es hat Spaß gemacht, über „Auf den letzten Biss“ zu schreiben, ohne das unausgeglichene Machtverhältnis zwischen den beiden zu analysieren und einfach nur zu erläutern, was mir gefiel und was nicht. Für die verbleibenden drei Bände habe ich mir vorgenommen, diese Einstellung bereits während der Lektüre zu pflegen. Es ist Zeit für ein Umdenken, denn ich wünsche mir nichts mehr, als die letzten Episoden aus Merits unsterblichem Leben genießen zu können. Ich möchte mich im Guten von ihr verabschieden.