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review 2018-02-11 13:04
Uff...
Jahrmarkt der Eitelkeit - Theresa Mutzenbecher

Ich möchte diese Rezension mit einem meiner Lieblingszitate aus dem Buch beginnen: 

Ein vornehmes Publikum wird es ebensowenig vertragen, eine abenteuerliche Schilderung des Lasters zu lesen, wie eine wirklich feingebildete Engländerin oder Amerikanerin es dulden würde, dass das Wort "Hosen" vor ihren keuschen Ohren ausgesprochen wird.

 

Tja, ich hätte doch eine Schilderung des Lasters im Buch doch hin und wieder gerne gelesen, alles sehr gesittet, gelegentliche Ausrutscher werden sehr blumig versteckt thematisiert... so viel zu meiner Keuschheit und feinen Bildung. 

 

Im Buch geht es um die sozialen Verstrickungen von hauptsächlich zwei Familien mit den beiden heimlichen Hauptdarstellerinnen Rebecca und Amelia, die beide aus verschiedenen Verhältnissen stammen und beide aus verschiedenen Gründen eine wilde Achterbahn von sozialem Auf- und Abstieg mitmachen. Keiner der Personen ist einem in diesem Buch wirklich ausnahmslos sympathisch, entweder aus mangelnder Intelligenz oder durch soziale Defizite und Ränkeschmiederei. Ausnahme ist hier vielleicht nur der gutherzige Major Dobbin, der durch seine unerwiderte Liebe zu Amelia lange mein Mitleid erregte. 

Insgesamt habe ich mich, wie auch einige meiner werten Mitleser, doch etwas langsam durch das Buch geknabbert. Obwohl es durchaus sehr nett geschrieben ist und der Autor es versteht sehr scharfsinnig und mit einigem Witz (insbesondere bei der Wahl einiger Namen -> Sir Huddlestonfuddleston, Lady von Schlippenschloppen) durch die Geschichte zu führen, hat die Geschichte doch so einige Längen. Obwohl in den etwa 900 Seiten durchaus interessante, gar aufregende Dinge passieren (Tode, Schicksalsschläge), so hat man beim Lesen doch immer etwas das Gefühl, es würde eigentlich nichts so wirklich passieren.  Problematisch war auch an einigen Stellen, dass viele der Charaktere auf gleiche Nachnamen hören und auch inkonsequent zwischen Vor- und Nachnamen gewechselt wird. Von welcher der drei (!) Miss Crawleys ist denn nun gerade die Rede und ist es Sir Pitt Crawley senior oder junior von dem gesprochen wird? Auch verschwinden einige Figuren einfach in irgendwelchen Nebensätzen, ob nun unerwartet gestorben oder einfach unwichtig geworden. 

 

Insgesamt ist "Jahrmarkt der Eitelkeiten" ein nettes Buch für den versierten, ausdauernden Leser und gibt viele Einsichten in die Denkwelten der höheren Gesellschaft in England in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Kann man durchaus mal lesen, ist aber keine leichte Lektüre für zwischendurch. 

 

P.S.: Der Film "Vanity Fair" mit Reese Witherspoon als Rebecca hat kaum etwas mit dem Buch zu tun und ist, außer eingefleischten Schnulzenfans, nur bedingt zu empfehlen. 

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review 2018-01-04 09:11
Jahrmarkt, meine lieben Leser
Jahrmarkt der Eitelkeit - Theresa Mutzenbecher

Es ist das erste Buch, was wir in unserem Buchclub gemeinsam im November lesen wollten. Wollten... Zu aller Mann Verteidigung: es lässt sich nicht so lockerflockig weglesen, wie wir uns das vermutlich alle vorgestellt haben. Ich habe es immerhin innerhalb von 8 Wochen geschafft...uff.

Worum geht es überhaupt? Kurz und bündig: Gesellschaften. Auf- und Abstieg. Intrigen und Macht. Und das alles mit einer ordentlichen Portion Humor und Zynismus. Dementsprechend ist "Jahrmarkt der Eitelkeiten" ein fürwahr unterhaltsames Buch.

ABER: der Autor macht es einem nicht leicht. Ich bin davon überzeugt, dass die "mythenmetzsche Abschweifung" hier ihren Ursprung hat. Thackeray kommt vom Hölzchen auf Stöckchen, schweift weit ab, stellt Personen bis zum Weltenursprung vor, obwohl sie nur einmal auftauchen und der Protagonistin die Hand schütteln. Dabei passiert es nicht selten, dass auch ich etwas abschweife und die letzten 13 Seiten nochmal lesen muss, um nur dann festzustellen, dass gar nichts schwerwiegendes geschehen ist. Wer eine Gute-Nacht-Lektüre sucht: Tada, sie haben ihren Meister gefunden. Obendrauf kommt dann noch die Namensflut. Entweder haben die Darsteller vollkommen abstruse Namen (Sir Huddleston Fuddleston, Madame de Cruchescassee) oder sie heißen seit Generationen gleich (ja, ich meine Sie, Pitt Crawley!). Da kam bei mir durchaus Verwirrung auf. 

Der Untertitel "Ein Roman ohne Helden" trifft fürwahr zu. Meine anfängliche Sympathie für Rebecca Sharp/Crawley lösten sich zunehmend auf. Sicherlich, sie ist gewieft und setzt alle Waffen ein, um gesellschaftlich aufzusteigen. Das ist ihr Ziel und dafür tut sie auch alles. Doch dieses "Alles" war es, was mich immer mehr abstieß. Und vermutlich soll es das auch. Die kleine, in Selbstmitleid badende Amelia geht mir ebenfalls gehörig auf den Zeiger. Nur Mister Dobbin hat etwas Wohlgefallen verdient, obwohl auch er am Ende mich schwer enttäuscht, der Idiot. Aber so ist es wohl im Leben und besonders auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit. Es gibt nicht den strahlenden Helden oder Heldin. Jeder hat seine Schwächen und seine Ziele, die er in seinem Sinne verfolgt. Manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste.

Es ist ein Klassiker, den man durchaus mal lesen kann, aber vielleicht nicht eben nur so zwischendurch. Die spitzfindigen und sarkastischen Momente begeistern mich dennoch.

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review 2017-09-28 08:56
Einfallslos, enttäuschend, langweilig
Mortal Danger - Ann Aguirre

„Mortal Danger“ von Ann Aguirre, der Auftakt der Trilogie „Immortal Game“, schaffte es durch eine Unaufmerksamkeit in mein Bücherregal, die mir erst bewusstwurde, als ich es vom SuB befreite. Auf der Rückseite ist Aguirres „Razorland“-Trilogie abgebildet. Ich erinnerte mich, dass ich vor langer Zeit eine Rezension zum ersten Band „Enclave“ las und angeekelt war, als die Rezensentin von Vergewaltigungsmythen und speziell Opferbeschuldigung als essentiellen Bestandteilen des Buches berichtete. Ich verbannte es auf meine mentale „Niemals-niemals-nie-nicht“-Liste. Wäre mir aufgefallen, dass „Enclave“ und „Mortal Danger“ von derselben Autorin stammen, hätte ich „Mortal Danger“ garantiert nicht gekauft. Jetzt war es aber nun mal da, also beschloss ich, es trotzdem zu lesen.

 

Edie Kramer wollte sterben. Die Demütigungen an der Blackbriar Academy waren einfach zu viel. Das Maß war voll. Sie stand bereits auf der Brücke, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und ihr ein Angebot unterbreitet wurde, das sie nicht ausschlagen konnte. Der gutaussehende Kian offerierte ihr einen Vertrag über drei magische Gefallen mit seiner Firma. Edie erkannte die Vorteile der Vereinbarung sofort. Die Gefallen ermöglichen ihr, sich an all jenen zu rächen, die sie Tag für Tag quälten. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie schlug ein. Innerhalb eines kurzen Sommers änderte sich ihr Leben radikal. Als sie nach Blackbriar zurückkehrt, ist sie bereit, Vergeltung zu üben. Sie will die Elite der Schule leiden lassen, sie von innen heraus zerstören. Doch kaum hat sie begonnen, sich ihren Weg in ihre Mitte zu erschleichen, gerät die Situation außer Kontrolle. Aus Streichen und Manipulationen wird tödlicher Ernst. Nun ist Edie in einem Spiel gefangen, dessen Regeln sie nicht versteht. Wird sie gemeinsam mit Kian einen Weg finden, sich aus ihrem Pakt mit dem Übernatürlichen zu befreien?

 

Meine Leseerfahrung mit „Mortal Danger“ von Ann Aguirre war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nicht, weil ich aufgrund meines Wissens über „Enclave“ voreingenommen gewesen wäre – ich bin sicher, dass ich dem Buch eine faire Chance eingeräumt habe. Nein, für mich begann es damit, dass ich eine völlig andere Geschichte erwartet hatte. Im originalen Klappentext wird nämlich nicht erwähnt, dass übernatürliche Elemente eine Rolle spielen, weshalb es mir sehr wichtig war, diesen Fakt in meiner Inhaltsangabe zu betonen. Ich dachte, es handele sich um den vollkommen menschlichen Rachefeldzug eines gehänselten, nerdigen Mauerblümchens gegen die beliebten Kids ihrer Schule, der außer Kontrolle gerät, weil sie sich im Zuge ihrer Pläne auf einen gefährlichen, zwielichtigen Kerl einlässt. Ich habe nicht mit Sagengestalten, Göttern oder Magie gerechnet. Als sich herausstellte, dass Edies Vertrag mit Kians Firma ein paranormaler Teufelspakt ist, war ich demzufolge ziemlich verdattert. Ich musste meine Erwartungshaltung anpassen und habe mich wirklich angestrengt, diesen Richtungswechsel zu verdauen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen, weil der ganze übernatürliche Kram in „Mortal Danger“ unzureichend umgesetzt ist. Das einfallslose ewige Spiel der unoriginellen Unsterblichen, in das sich Edie blindlings hineinziehen lässt, erschien mir wirr, chaotisch und vage; ich habe nicht einmal begriffen, wer da gegen wen um was spielt und wieso. Edie, deren Rachemission ebenfalls unklar bleibt, ist mittendrin, interessiert sich allerdings frustrierend wenig für den größeren Rahmen ihrer eigenen Situation. Sie reagiert maximal auf akute Probleme und half mir überhaupt nicht, zu verstehen. Ich hatte das Gefühl, das Spiel, das der Trilogie immerhin ihren Namen gibt, dient Ann Aguirre lediglich als Bühne für die Inszenierung ihrer Protagonistin. Dadurch mangelt es der Geschichte an Atmosphäre und Ordnung, an einem roten Faden, an dem sich die Leser_innen orientieren können. Vielleicht sollte Edie die Rolle des roten Fadens ausfüllen, für mich konnte sie diese Aufgabe jedoch nicht übernehmen, weil ich sie nicht ausstehen kann. Sie ist in abstoßendem Maße egozentrisch. All die Eigenschaften, die sie ihren Peinigern an der Blackbriar Academy vorwirft, besitzt sie selbst im Übermaß: Egoismus, Falschheit, Oberflächlichkeit, Eitelkeit. Wer im Glashaus sitzt. Es dreht sich alles immer nur um sie, um ihre Empfindungen und ihren eigenen extrem begrenzten Horizont. Ihre ichbezogenen Scheuklappen hindern sie daran, die richtigen Fragen zu stellen und brandmarken sie als schales Püppchen ohne Tiefgang, IQ hin oder her. Außerdem trieb es mich beinahe in den Wahnsinn, wie sie sich von Kian behandelt lässt und wie sehr sie sich auf ihn verlässt, obwohl sie im Grunde nichts von ihm weiß und er ihr Vertrauen nicht verdient. Der Typ ist mit seiner besitzergreifenden, klammernden, obsessiven Art dermaßen unheimlich, dass ich darauf hoffte, dass er Edie verrät, damit sein Verhalten einen höheren Sinn ergibt. Pustekuchen. Stattdessen entwickelt sich zwischen ihnen – natürlich – eine Beziehung, die mir alle Haare zu Berge stehen ließ und die dank Ann Aguirres triefend kitschigen Formulierungen an meinem Brechreiz zerrte.

 

„Mortal Danger“ hat meiner Ansicht nach wenig zu bieten außer einer komplett vorhersehbaren Lektion über Oberflächlichkeit und Vorurteile, einer kaum zu ertragenden Protagonistin und einem farblosen, verwirrenden Konstrukt übernatürlicher Verwicklungen. Die Lektüre war enttäuschend und langweilig. Ich habe natürlich schon schlechteres gelesen, aber die Folgebände des „Immortal Game“ kommen für mich nicht in Frage. Ich habe Ann Aguirre die Möglichkeit gegeben, mir zu beweisen, dass sie trotz der heftigen Kritik an „Enclave“ eine talentierte Autorin ist – sie konnte mich nicht überzeugen, daher bezweifle ich, dass ich es noch einmal mit ihr versuche. Vielleicht hätte ich es doch gleich lassen sollen. Eine solche Unaufmerksamkeit wird sich nicht wiederholen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/09/27/ann-aguirre-mortal-danger
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