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review 2019-04-02 10:23
Lebe in vollen Zügen - als bestmögliche Version deiner selbst
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie - Lauren Oliver,Katharina Diestelmeier

„Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ von Lauren Oliver begründete meine Liebe zu Young Adult – Literatur. Ich stolperte über diesen Roman, als ich gerade begann, meine Bibliothek zu organisieren, zu strukturieren und hemmungslos zu erweitern. Bücher spielten in meinem Leben immer eine Rolle, doch erst in dieser Phase fing ich an, mich wirklich für Literatur zu interessieren und mir eigenständig – ohne den Einfluss meiner Eltern – eine Sammlung aufzubauen. „Wenn du stirbst“ hatte erheblichen Anteil daran, dass ich Lesen als ernstzunehmendes Hobby begriff und war ein Meilenstein auf der niemals endenden Erforschung meines Literaturgeschmacks. Als ich im November 2018 für eine Challenge ein Buch lesen sollte, in der eine Figur denselben Tag wieder und wieder erlebt, beschloss ich daher, diese Aufgabe mit einem Reread dieses für mich sehr wichtigen Buches zu erfüllen.

 

Samantha Kingston starb am Abend des 12. Februars in einem Autounfall, der auch ihre drei besten Freundinnen Lindsay, Elody und Ally das Leben kostete. Deshalb ist Sam mehr als überrascht, als sie am nächsten Morgen einfach wieder in ihrem Bett aufwacht, als wäre nichts geschehen. War der Unfall ein Traum? Sam ist erleichtert und dankbar, am Leben zu sein, doch schon bald fallen ihr beunruhigend viele Parallelen auf. Es ist nicht morgen. Es ist exakt derselbe Tag, der 12. Februar. Wieder und wieder durchlebt Sam den Tag, an dem sie starb. Nichts ändert sich – nur sie selbst. Tief in ihrem Inneren weiß Sam, dass sie noch nicht bereit ist, zu gehen. Sie hat noch etwas zu erledigen. Ein Unrecht zu begleichen. Erst dann wird sie weiterziehen und Frieden finden können.

 

„Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ ist meiner Meinung nach noch immer ein absolut perfekter Young Adult – Roman. Es freut mich sehr, dieses Urteil fällen zu können, da ein Reread ja stets ein gewisses Risiko birgt. Einige Jahre nach der ersten atemberaubenden Lektüre nahm ich das Buch nun natürlich anders wahr – schließlich bin ich selbst gealtert und hoffentlich etwas gereift – doch ich empfand meine persönliche Weiterentwicklung nicht als hinderlich, sondern als Gewinn, obwohl ich jetzt noch weniger zur Zielgruppe zähle. Damals fand ich „Wenn du stirbst“ einfach nur großartig, bewegend und fesselnd. Heute bin ich in der Lage, zu analysieren, warum es ein hervorragendes Mysterydrama der Jugendliteratur ist. Das Buch bietet eine unglaubliche Bandbreite an Identifikationsmöglichkeiten, Emotionen und Themen, die vor allem für eine junge Leserschaft relevant sind, aber auch Erwachsene berühren können. Die intensive Mischung aus Mystik, Philosophie und selbstironischer Melancholie transportiert die Botschaft mühelos: jede Tat hat Konsequenzen und zieht Kreise, die nicht immer vorhersehbar oder überschaubar sind. Die Protagonistin Samantha und ihre drei besten Freundinnen Lindsay, Elody und Ally bilden eine Clique beliebter Mädchen, die vermutlich in jeder US-amerikanischen High-School zu finden ist. Sie genießen ihre Popularität, nutzen sie aus und finden es völlig normal, ihren Mitschüler_innen grausame Streiche zu spielen. Ihnen ist nicht klar, wie verletzend sie sich verhalten. Sie sind sich der fatalen Auswirkungen ihres Benehmens nicht bewusst. Das heißt jedoch nicht, dass in ihren eigenen Leben permanent eitel Sonnenschein herrschen würde. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen, was ich aus Sams Ich-Perspektive unmittelbar erfuhr. Obwohl sie nicht immer die besten Entscheidungen trifft, empfand ich eine intime Bindung zu ihr und verstand sie in jeder Sekunde. Darin besteht die Stärke der Autorin Lauren Oliver: es gelingt ihr, jugendliche Persönlichkeiten realistisch und facettenreich abzubilden, wodurch jede ihrer Handlungen nachvollziehbar ist. Das mehrmalige Erleben desselben Tages erlaubt Sam, hinter die Fassade der Menschen in ihrem Umfeld zu blicken, die sie bisher lediglich durch ihren persönlichen Filter sah. Sie lernt, wie begrenzt ihr Wahrnehmungsspektrum war und wie sehr unsere Leben miteinander verknüpft sind. Lauren Oliver holt aus der speziellen Struktur ihrer Geschichte das Maximum heraus. Die Ausgangssituation des 12. Februars ist immer gleich; Sam verändert lediglich Details und provoziert somit eine Vielfalt unterschiedlicher Reaktionen. Dadurch lernte ich alle Charaktere sehr umfassend kennen. Für mich ist Sam eine Heldin, die über sich hinauswächst und ihren Horizont im Alleingang erweitert, weil außer ihr niemand weiß, was los ist. Ihr Mut, sich dem Unangenehmen zu stellen und sich selbst zu reflektieren, ihr Wille, zu kämpfen und ihre Situation in die eigene Hand zu nehmen, beeindruckte mich zutiefst. Sie hätte ebenso gut weglaufen oder gar nichts verändern können – stattdessen versucht sie wirklich alles, um die Lage zu bessern. Erst für sich, dann für andere. Ich bewundere sie. Ihr Tod lässt Sam begreifen, wie wertvoll das Leben ist. Jedes Leben.

 

Meiner Ansicht nach ist „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ der schriftgewordene Beweis, dass Young Adult – Literatur nicht schal oder oberflächlich sein muss. Ich gebe zu, dass die Lektion, die Lauren Oliver ihre Protagonistin Sam lehrt, etwas vorhersehbar ist. Dennoch finde ich, dass die Autorin Sams Reise zur Erkenntnis originell, ergreifend und inspirierend gestaltete. Es ist eine wahrhaft ungewöhnliche Coming-of-Age-Geschichte, die die Probleme von Teenagern ernstnimmt und diese ohne idealistische Verklärung schildert. Der Tod ändert einfach alles. Er verschiebt Prioritäten, Wahrnehmung und stellt das Gewissen auf eine harte Probe. Möchtest du, dass auf deiner Beerdigung über dich als egoistische, gewissenlose Person gesprochen wird? Nein. Natürlich nicht. Deshalb finde ich die Botschaft, die Lauren Oliver vermittelt, so wichtig: lebe in vollen Zügen – als bestmögliche Version deiner selbst.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/04/02/lauren-oliver-wenn-du-stirbst-zieht-dein-ganzes-leben-an-dir-vorbei-sagen-sie
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review 2017-09-28 08:56
Einfallslos, enttäuschend, langweilig
Mortal Danger - Ann Aguirre

„Mortal Danger“ von Ann Aguirre, der Auftakt der Trilogie „Immortal Game“, schaffte es durch eine Unaufmerksamkeit in mein Bücherregal, die mir erst bewusstwurde, als ich es vom SuB befreite. Auf der Rückseite ist Aguirres „Razorland“-Trilogie abgebildet. Ich erinnerte mich, dass ich vor langer Zeit eine Rezension zum ersten Band „Enclave“ las und angeekelt war, als die Rezensentin von Vergewaltigungsmythen und speziell Opferbeschuldigung als essentiellen Bestandteilen des Buches berichtete. Ich verbannte es auf meine mentale „Niemals-niemals-nie-nicht“-Liste. Wäre mir aufgefallen, dass „Enclave“ und „Mortal Danger“ von derselben Autorin stammen, hätte ich „Mortal Danger“ garantiert nicht gekauft. Jetzt war es aber nun mal da, also beschloss ich, es trotzdem zu lesen.

 

Edie Kramer wollte sterben. Die Demütigungen an der Blackbriar Academy waren einfach zu viel. Das Maß war voll. Sie stand bereits auf der Brücke, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und ihr ein Angebot unterbreitet wurde, das sie nicht ausschlagen konnte. Der gutaussehende Kian offerierte ihr einen Vertrag über drei magische Gefallen mit seiner Firma. Edie erkannte die Vorteile der Vereinbarung sofort. Die Gefallen ermöglichen ihr, sich an all jenen zu rächen, die sie Tag für Tag quälten. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie schlug ein. Innerhalb eines kurzen Sommers änderte sich ihr Leben radikal. Als sie nach Blackbriar zurückkehrt, ist sie bereit, Vergeltung zu üben. Sie will die Elite der Schule leiden lassen, sie von innen heraus zerstören. Doch kaum hat sie begonnen, sich ihren Weg in ihre Mitte zu erschleichen, gerät die Situation außer Kontrolle. Aus Streichen und Manipulationen wird tödlicher Ernst. Nun ist Edie in einem Spiel gefangen, dessen Regeln sie nicht versteht. Wird sie gemeinsam mit Kian einen Weg finden, sich aus ihrem Pakt mit dem Übernatürlichen zu befreien?

 

Meine Leseerfahrung mit „Mortal Danger“ von Ann Aguirre war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nicht, weil ich aufgrund meines Wissens über „Enclave“ voreingenommen gewesen wäre – ich bin sicher, dass ich dem Buch eine faire Chance eingeräumt habe. Nein, für mich begann es damit, dass ich eine völlig andere Geschichte erwartet hatte. Im originalen Klappentext wird nämlich nicht erwähnt, dass übernatürliche Elemente eine Rolle spielen, weshalb es mir sehr wichtig war, diesen Fakt in meiner Inhaltsangabe zu betonen. Ich dachte, es handele sich um den vollkommen menschlichen Rachefeldzug eines gehänselten, nerdigen Mauerblümchens gegen die beliebten Kids ihrer Schule, der außer Kontrolle gerät, weil sie sich im Zuge ihrer Pläne auf einen gefährlichen, zwielichtigen Kerl einlässt. Ich habe nicht mit Sagengestalten, Göttern oder Magie gerechnet. Als sich herausstellte, dass Edies Vertrag mit Kians Firma ein paranormaler Teufelspakt ist, war ich demzufolge ziemlich verdattert. Ich musste meine Erwartungshaltung anpassen und habe mich wirklich angestrengt, diesen Richtungswechsel zu verdauen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen, weil der ganze übernatürliche Kram in „Mortal Danger“ unzureichend umgesetzt ist. Das einfallslose ewige Spiel der unoriginellen Unsterblichen, in das sich Edie blindlings hineinziehen lässt, erschien mir wirr, chaotisch und vage; ich habe nicht einmal begriffen, wer da gegen wen um was spielt und wieso. Edie, deren Rachemission ebenfalls unklar bleibt, ist mittendrin, interessiert sich allerdings frustrierend wenig für den größeren Rahmen ihrer eigenen Situation. Sie reagiert maximal auf akute Probleme und half mir überhaupt nicht, zu verstehen. Ich hatte das Gefühl, das Spiel, das der Trilogie immerhin ihren Namen gibt, dient Ann Aguirre lediglich als Bühne für die Inszenierung ihrer Protagonistin. Dadurch mangelt es der Geschichte an Atmosphäre und Ordnung, an einem roten Faden, an dem sich die Leser_innen orientieren können. Vielleicht sollte Edie die Rolle des roten Fadens ausfüllen, für mich konnte sie diese Aufgabe jedoch nicht übernehmen, weil ich sie nicht ausstehen kann. Sie ist in abstoßendem Maße egozentrisch. All die Eigenschaften, die sie ihren Peinigern an der Blackbriar Academy vorwirft, besitzt sie selbst im Übermaß: Egoismus, Falschheit, Oberflächlichkeit, Eitelkeit. Wer im Glashaus sitzt. Es dreht sich alles immer nur um sie, um ihre Empfindungen und ihren eigenen extrem begrenzten Horizont. Ihre ichbezogenen Scheuklappen hindern sie daran, die richtigen Fragen zu stellen und brandmarken sie als schales Püppchen ohne Tiefgang, IQ hin oder her. Außerdem trieb es mich beinahe in den Wahnsinn, wie sie sich von Kian behandelt lässt und wie sehr sie sich auf ihn verlässt, obwohl sie im Grunde nichts von ihm weiß und er ihr Vertrauen nicht verdient. Der Typ ist mit seiner besitzergreifenden, klammernden, obsessiven Art dermaßen unheimlich, dass ich darauf hoffte, dass er Edie verrät, damit sein Verhalten einen höheren Sinn ergibt. Pustekuchen. Stattdessen entwickelt sich zwischen ihnen – natürlich – eine Beziehung, die mir alle Haare zu Berge stehen ließ und die dank Ann Aguirres triefend kitschigen Formulierungen an meinem Brechreiz zerrte.

 

„Mortal Danger“ hat meiner Ansicht nach wenig zu bieten außer einer komplett vorhersehbaren Lektion über Oberflächlichkeit und Vorurteile, einer kaum zu ertragenden Protagonistin und einem farblosen, verwirrenden Konstrukt übernatürlicher Verwicklungen. Die Lektüre war enttäuschend und langweilig. Ich habe natürlich schon schlechteres gelesen, aber die Folgebände des „Immortal Game“ kommen für mich nicht in Frage. Ich habe Ann Aguirre die Möglichkeit gegeben, mir zu beweisen, dass sie trotz der heftigen Kritik an „Enclave“ eine talentierte Autorin ist – sie konnte mich nicht überzeugen, daher bezweifle ich, dass ich es noch einmal mit ihr versuche. Vielleicht hätte ich es doch gleich lassen sollen. Eine solche Unaufmerksamkeit wird sich nicht wiederholen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/09/27/ann-aguirre-mortal-danger
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review 2017-06-03 10:04
Ein unangenehm realistisches Märchen
The Magician King. Lev Grossman - Lev Grossman

Wenn ich einen Blick auf die Liste der Menschen werfe, die Lev Grossmann interviewte, bleibt mir die Luft weg. Beispiele? Steve Jobs, Salman Rushdie, J.K. Rowling und – haltet euch fest – Johnny Cash. Ich bin sowas von neidisch. Es scheint zu stimmen, dass ein Harvard-Abschluss alle Türen öffnet. Ich finde es sympathisch, dass sich Grossman trotzdem nicht zu schade ist, Fantasy zu schreiben. „The Magician King“ ist der zweite Band seiner Trilogie „The Magicians“ und führt die Geschichte des Zauberlehrlings Quentin Coldwater weiter.

 

Fillory ist ein magisches Paradies, in dem Quentin Coldwaters Träume Realität wurden. Seit Janet, Eliot und Julia ihn aus seinem jämmerlichen Dasein auf der Erde befreiten und in das Land seiner Lieblingsromane entführten, erlebt Quentins die reinste Utopie. In Fillory ist er kein Versager, sondern ein König. Und doch… Irgendetwas fehlt. Mit den bequemen Annehmlichkeiten des Throns schlichen sich Langeweile und Monotonie in Quentins Leben. Er verzehrt sich nach einer Aufgabe, einem Abenteuer, neuen Herausforderungen. Als sich herausstellt, dass der äußerste Zipfel des Königreichs jahrelang keine Steuern zahlte, ergreift Quentin die Gelegenheit, endlich mal rauszukommen. Unterstützt von Julia stattet er ein Schiff aus und sticht in See. Auf ihrer Reise erfahren sie von einem magischen Schlüssel, der angeblich die Welt aufzieht. Quentin ist sofort Feuer und Flamme: der Schlüssel ist seine Quest! Doch dieser birgt eigene Geheimnisse und schon bald verwandelt sich Quentins heiß ersehntes Abenteuer in einen Albtraum. Sei vorsichtig mit deinen Wünschen – sie könnten wahr werden.

 

Vor kurzem wurde unter meinen geschätzten Buchblogger-Kolleg_innen diskutiert, welche Buchwelt wir gern besuchen würden. Neben dem Potter-Universum und Mittelerde wurde Narnia wohl am häufigsten genannt. Ich kann mich diesem Wunsch nicht anschließen, weil ich vermute, dass es mir dort genauso erginge wie Quentin Coldwater in Fillory, das frappierende Ähnlichkeit zu C.S. Lewis‘ magischem Reich aufweist. Ich würde mich langweilen. Was geschieht, wenn alle Abenteuer erlebt wurden, alle Bedrohungen beseitigt sind und Frieden eingekehrt ist? Irgendwann verliert selbst ein Land, das so mit Magie vollgestopft ist wie Fillory, seinen Reiz. Wird das Außergewöhnliche zur Routine, ist es Zeit, sich neuen Aufgaben zu stellen. Auf Quentin trifft das vermutlich besonders zu, da er in „The Magician King“ zwar älter, aber kaum erwachsener ist als im Vorgänger „The Magicians“. Er ist noch immer rast- und ziellos, ein Suchender, der verzweifelt nach Erfüllung lechzt. Er dachte, Fillory könnte ihm das bieten, was er auf der Erde nicht fand: eine Bestimmung. Dummerweise hat Fillory keinen Bedarf. Das Königreich regiert sich praktisch von selbst. Quentin braucht Fillory mehr als Fillory ihn und das Abenteuer, das er herbeisehnte, ist weit mehr, als er ertragen kann. In einem Schreibstil, der Direktheit und Symbolkraft bizarr vereint, zeichnet Lev Grossman erneut eine düstere, makabre Parodie auf die magischen Kindergeschichten, die unsere Bücherregale füllen und erteilt seinen Figuren harte Lektionen, um die Botschaft seines Romans zu vermitteln. Märchen sind lediglich in ihrem eigenen Rahmen märchenhaft. In der Realität sind sie Erzählungen von Verlust und Opfern. Heldenmut hat immer einen Preis; es gibt nichts umsonst. Grossman konfrontiert Quentin mit der Frage, was er bereit ist, aufzugeben, um ein Held zu sein. Ist er bereit, Fillory aufzugeben? All die Jahre glaubte Quentin, Fillory sei sein Schicksal, der einzige Ort, an dem er Ruhe und Glück finden könnte. Die Wunder der Erde waren ihm niemals gut genug. Er war blind. Erst, als ihn sein verschlungener Weg dorthin zurückführt, öffnet er die Augen und erkennt die Schönheit der Erde. Zum ersten Mal befasst er sich mit dem Gedanken, ob er auch in seiner Heimatsphäre glücklich werden könnte. Traurigerweise glaube ich, für Quentin spielt es keine Rolle, wo er sich aufhält. Zufriedenheit bleibt ihm verwehrt, weil er niemals in der Lage ist, seine wie auch immer geartete Situation zu genießen. Er will immer mehr, ohne zu wissen, was dieses „mehr“ eigentlich ist. In diesem Punkt unterscheidet er sich maßgeblich von seiner Freundin Julia, deren unheimlich spannende, tragische Geschichte in „The Magician King“ offenbart wird. Nachdem sie den Aufnahmetest am Brakebills College vermasselte, kannte sie nur ein Ziel: sie wollte die Magie. Egal wie. Ihr Ehrgeiz trieb sie an, unkonventionelle, gefährliche Pfade zu beschreiten, die unvorstellbare Opfer forderten, weit entfernt von der geordneten Ausbildung, die Quentin erhielt. Ausgerechnet Julias verwinkelte Vergangenheit erweiterte mein Verständnis des Magiesystems der Trilogie. Grossman beleuchtet die Magie aus verschiedenen Perspektiven und erklärt, dass sie nur eine geborgte Macht ist, die Menschen eigentlich nicht zusteht. Ich hoffe, dass er dieses Thema im Finale „The Magician’s Land“ detaillierter ausführt. Die Idee, Magie als zufälliges Diebesgut zu behandeln, ist einfach aufregend.

 

„The Magician King“ ist ein unangenehm realistisches Märchen. Lev Grossman zerrt all die finsteren Facetten in den Fokus, die wir niemals kennenlernen wollten. Es ist daher schwierig, im Zusammenhang mit diesem Buch über „gefallen“ zu sprechen. Gefiel es mir, die Vorstellungen und Fantasien meiner Kindheit, die von magischen Abenteuergeschichten geprägt sind, ad absurdum geführt und ins Groteske verdreht zu sehen? Selbstverständlich nicht. Doch faszinierte es mich? Zweifellos. Ihr müsst selbst entscheiden, ob ihr bereit seid, euch der bitteren Realität der Trilogie zu stellen. Solltet ihr es wagen, verspreche ich euch ein einzigartig prickelndes Leseerlebnis, das die Dimensionen eines verzauberten Kleiderschranks oder eines sprechenden Kaninchens weit hinter sich lässt. Wobei – einen sprechenden Hasen gibt es. Immerhin.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/06/03/lev-grossman-the-magician-king
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review 2016-04-07 10:24
Lektion Z / Paris von A bis Z
Lektion Z - Paris von A bis Z (Coda-Serie) - Marie Sexton,Uta Stanek

Story:
Der vorliegende Roman beinhaltet zwei Kurzromane: „Lektion Z“ und „Paris von A bis Z“

 

Lektion Z
Zach und Angelo haben sich in Coda ein gemeinsames Leben aufgebaut und auch ihre Beziehung zueinander ist ernsthafter, vertrauter und intensiver geworden. Daran ändert nicht einmal die Tatsache etwas, dass Angelo noch immer nach anderen Männern schaut und hin und wieder seinen Trieben nachgibt – natürlich mit Zachs Zustimmung. Als die beiden zusammen mit ihren Freunden Jared und Matt nach Las Vegas aufbrechen, ahnen sie nicht, dass sie dort Zachs Ex Jonathan über den Weg laufen. Als dieser Zach zurückgewinnen möchte, wird die Beziehung zwischen Angelo und Zach auf eine harte Probe gestellt …

 

Paris von A bis Z
Jonathan und Cole wollen in Paris heiraten und laden zu diesem besonderen Tag Matt, Jared, Zach und Angelo ein. Die Aussicht auf eine Woche Paris auf Coles Kosten wird gespalten aufgenommen: Während Jared sich für seinen (Sex)Freund Cole freut, kann Matt seine Eifersucht gegenüber dem femininen Mann nur schwer ablegen. Zachs Sehnsucht seinen Ex Jonathan wiederzusehen ist ebenfalls nicht vorhanden, immerhin hat dieser in Las Vegas für ziemlichen Ärger gesorgt. Doch Angelo zuliebe, der nie aus den Staaten herauskam, stimmt er einer Reise nach Paris zu.
Die Tage in Paris bringen dementsprechend viel Ärger mit sich – nicht nur muss Matt sich nach und nach mit Cole anfreunden, Zach hat das Problem, dass er sich überhaupt nicht für Jonathan freuen kann, im Gegenteil …

 

Eigene Meinung:
Die beiden Kurzromane sind Spin-Offs der beliebten Coda-Reihe von Marie Sexton und führen die Geschichten um die Pärchen Jared/Matt („Promises – Nur mit dir“), Zach/Angelo („Von A bis Z“) und Cole/Jonathan (Erdbeeren, Zimt und Einsamkeit“) fort. Fans der Reihe erfahren also, wie es mit den Charakteren weitergeht. Der Cursed Verlag veröffentlicht die beiden Geschichten getrennt im eBook Format und gemeinsam als Taschenbuch.

 

Inhaltlich erwartet den Fan der „Coda“-Reihe eine schöne Fortführung der Handlungsbögen der drei Romane, die teilweise ebenfalls mit eigenständigen Büchern fortgesetzt werden. So handelt es sich bei den Geschichten um Zwischenstücke, die sich dem Leser erst erschließen, wenn man die anderen Geschichten um die drei Pärchen schon kennt. “Lektion Z“ spielt zeitlich vor „Erdbeeren, Zimt und Einsamkeit“, da Jared erst in Vegas den Entschluss fasst Jonathan und Cole miteinander bekannt zu machen, „Paris von A bis Z“ spielt danach. Dementsprechend sollte man Marie Sextons „Coda“ – Romane kennen (am besten der Reihe nach lesen), ansonsten wird man weder mit den Charakteren, noch mit den Geschichten etwas anfangen können.
Für Fans der Autorin und der Reihe bietet Marie Sexton solide, unterhaltsame Kost, die allerdings nichts Neues bieten. Es macht zwar Spaß die beiden Kurzromane zu lesen, doch inhaltlich dreht es sich vorwiegend darum, wie die Charaktere ihren Zwist untereinander klären können – einer großen Soap Opera gleich. Das ist durchaus unterhaltsam, da man die Charaktere besser kennenlernt, aber leider bietet sich dem Leser nicht viel Neues. Einzig die Tatsache, dass Angelo und Zach eine gänzlich andere Beziehung führen (eine offene, die auf viel Vertrauen basiert), als Matt und Jared ist mal etwas erfrischend Neues. Gerade im Gay Romance Genre wird normalerweise die Monogamie wie ein Schild vor sich hergetragen – es ist mal was anderes, dass es bei Angelo und Zack anders läuft.

 

Die Charaktere sind, wie nicht anders zu erwarten, sehr sympathisch und liebenswert in Szene gesetzt. Jeder für sich ist einzigartig, da es Marie Sexton gelingt, sie vollkommen unterschiedlich zu präsentieren und sich ihren Persönlichkeiten anpasst – sie gleichen einander nicht, sondern passen sich an. Angelos Herkunft spiegelt sich in seiner Sprache wider, Zacks gutmütiger, absolut loyaler Charakter ist vollkommen anders als Jared oder Matt. Die Figuren mögen einige klischeehafte Züge haben, aber sie sind nicht so flach und austauschbar, wie in manch anderen Gay Romance Geschichten.

 

Stilistisch legt Marie Sexton solide Kost vor, die sich auf demselben Level wie ihre übrigen Geschichten hält. Sie lässt die Charaktere sprechen – mit ihren jeweils eigenen Worten. So ist „Lektion Z“ aus Matts und Angelos Sicht erzählt, was sich deutlich in der Sprache und den Beschreibungen wiederspiegelt, in „Paris von A bis Z“ wechseln sich Matt und Zach ab. Zugegeben, es ist enttäuschend, dass der zweite Kurzroman nicht aus Jonathan oder Coles Sicht erzählt wird, denn es wäre schöner gewesen, wenn auch einer der beiden zu Wort gekommen wäre. Hier verschenkt die Autorin Potenzial, denn Jonathans Sicht wäre interessanter gewesen. Nichtsdestotrotz lassen sich beide Kurzromane gut lesen und machen Lust auf mehr.

 

Fazit:
„Lektion Z / Paris von A bis Z“ ist ein schöner Sammelband der beiden gleichnamigen Kurzromane von Marie Sexton, den sich Fans der „Coda“-Reihe nicht entgehen lassen sollten. Wer den Schreibstil der Autorin, die angenehmen Gay Romance Geschichten und die sympathischen Charaktere mag, dem werden auch die Kurzromane gefallen, die ein paar Lücken zwischen den Büchern füllen. Dementsprechend ist „Lektion Z / Paris von A bis Z“ nur etwas für Kenner der übrigen Romane der Reihe, doch wer diese mochte, wird an diesem schönen Sammelband nicht vorbeikommen. Zu empfehlen.

Source: www.like-a-dream.de
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review 2015-12-27 11:47
Schlechtes Erwartungsmanagement
Tintenherz (Tintenwelt, #1) - Cornelia Funke

Gibt es eine deutschsprachige Autorin, die den Titel „Bestsellerautorin“ wirklich verdient, dann ist es Cornelia Funke. Seit Ende der 80er Jahre im Geschäft, lag ihre Gesamtauflage 2012 bei Sage und Schreibe 20 Millionen Büchern. Ihre Romane wurden bislang in 37 Sprachen übersetzt und 2005 wählte sie das TIME Magazine unter die 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten.
Trotz Funkes enormen Erfolgs und jahrelanger, euphorischer Schwärmerei seitens meiner Mutter brauchte ich sehr lange, bis ich bereit war, „Tintenherz“ endlich eine Chance zu geben.

 

Meggie und ihr Vater Mo führen ein ungewöhnliches, aber ruhiges Leben. Als Buchbinder ist Mo viel unterwegs, um Büchern überall auf der Welt ein neues Kleid zu schenken. Seine Tochter begleitet ihn oft auf seinen Reisen, denn die Liebe zu den Büchern verbindet sie. Niemals hätte Meggie erwartet, dass ausgerechnet ein Buch ihr Leben völlig durcheinanderbringt. In einer besonders ungemütlichen Nacht klopft ein mysteriöser Gast an ihre Tür. Seltsamerweise scheint Mo den Mann zu kennen, doch sein Besuch ist ihm offenbar unangenehm. Am nächsten Morgen brechen sie Hals über Kopf zu Meggies verschrobener Tante Elinor auf. Bevor sie abfahren, beobachtet Meggie Mo dabei, wie er ein merkwürdiges kleines Buch einpackt, das Meggie noch nie zuvor gesehen hat. Bei Elinor angekommen, bittet Mo sie, eben dieses Buch in ihrer gewaltigen Bibliothek zu verstecken. Warum will Mo das Buch verbergen und wieso weigert er sich, Meggie zu erklären, was es damit auf sich hat? Als böse Männer in Elinors Haus einbrechen, das Buch stehlen und Mo entführen, stürzen Vater und Tochter in das Abenteuer ihres Lebens – voller Magie, Geheimnissen und Gefahren.

 

„Tintenherz“ ist für mich ein Rezensionsschreckgespenst. Selbst während ich hier sitze und tippe, weiß ich eigentlich nicht, was ich schreiben soll. Ich gebe das ganz ehrlich zu, denn ich glaube einerseits, dass das allen Rezensent_innen ab und zu passiert und andererseits, dass die Tatsache, dass mir nichts einfällt, bereits einiges darüber aussagt, wie ich das Buch fand. Deswegen wird dies hier keine reguläre Rezension, denn ich bin nicht in der Lage, „Tintenherz“ wie jedes andere Werk zu analysieren. Stattdessen möchte ich euch erklären, was mich blockiert und warum.
Nach der Lektüre von „Tintenherz“ habe ich mich mit meiner Mutter über Erwartungsmanagement unterhalten müssen. Es tut mir unheimlich leid um das Buch, doch aufgrund ihres jahrelangen Überschwangs waren meine Erwartungen astronomisch, unrealistisch hoch. Sie hat das Buch in meinem Kopf größer werden lassen, als es eigentlich ist, wodurch mich die tatsächliche Erfahrung des Lesens enttäuscht hat. Die ganze Zeit wartete ich darauf, dass all das Spektakuläre, das ich in die Worte meiner Mutter hineininterpretierte, passierte. Ich konnte nicht wissen, dass meine Erwartungshaltung unmöglich zu erfüllen war. Darüber hinaus wurde mir klar, dass sie mir bereits lange vor der Lektüre das wichtigste Detail der Geschichte verriet. Sie hat mich heftig gespoilert. Das ist das erste Mal, dass sich meine Kenntnis eines entscheidenden Bausteins unbestreitbar auf mein Lesevergnügen auswirkte.
Ich kann „Tintenherz“ nicht objektiv bewerten, weil ich nicht weiß, wie es auf mich gewirkt hätte, wären meine Erwartungen nicht total übersteigert gewesen. Meine Enttäuschung ist so dominant, dass sie jedes andere Gefühl überdeckt und unterdrückt. Der Versuch einer normalen Rezension wäre deswegen äußerst unfair, denn es liegt nicht an der Geschichte selbst, dass ich unzufrieden bin. Glaube ich zumindest. Ich denke schon, dass sie mir hätte gefallen können, obwohl ich überzeugt bin, dass ich den allgemeinen Hype trotz dessen nur schwerlich nachvollziehen könnte. Dafür hätte ich sie vermutlich wesentlich eher lesen müssen, nicht erst mit Mitte 20.
Ich hoffe nun stark auf die Fortsetzung der Trilogie, über die ich rein gar nichts weiß. Ich fand den Auftakt ja nicht schlecht, er war nur nicht das, was ich erwartet hatte. Ich möchte mich nicht damit abfinden, dass sich alles, was ich für „Tintenherz“ empfinde, durch ein Schulterzucken ausdrücken lässt. Für mich ist diese Situation nicht akzeptabel, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich so viele Leser_innen weltweit irren sollen. Nein, ich bin das Problem, dessen bin ich sicher.

 

Manchmal ist die Beziehung zu einem Buch durch äußere Faktoren kompliziert. Erwartungen sind eine heikle Angelegenheit. Wie ihr seht, ist die begeisterte Schwärmerei über ein Buch in diesem Fall mächtig nach hinten losgegangen. Ich möchte noch einmal betonen, wie leid es mir um „Tintenherz“ tut. Ich laste es weder Cornelia Funke noch der Geschichte an, dass mich die Lektüre nicht so glücklich gemacht hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Es tut mir auch leid, dass ich euch dieses Mal keine richtige Rezension anbieten kann, aber ich komme an meinem Gefühl der Enttäuschung einfach nicht vorbei. Ich würde euch gern einen Eindruck von Schreibstil, Handlungskonstruktion und Charakterkonzipierung vermitteln, doch ich dringe nicht zu meinem analytischen Ich hindurch. Für mich ist das eine unangenehme Erfahrung, allerdings ist es auch eine wichtige Lektion, die ich bereits an meine Mutter weitergereicht habe. In Zukunft wird sie sich bestimmt etwas besser beherrschen und sich auf die Zunge beißen, bevor sie mir ein entscheidendes Detail verrät. ;)
Wenn ihr „Tintenherz“ bereits gelesen habt, verratet mir doch, was euch daran begeisterte. Vielleicht brauche ich einfach eine andere Perspektive, um zu sehen, was an der Geschichte so wundervoll ist, dass sie weltweit geliebt wird.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/12/27/cornelia-funke-tintenherz
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