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review SPOILER ALERT! 2015-12-29 14:45
Teufel von Gerd Schilddorfer & David Weiss
Teufel - David G. L. Weiss,Gerd Schilddorfer

"Teufel" ist der bislang letzte Roman der Sina-Reihe, die mit "Ewig" und "Narr" begann. Und leider endet die Serie nicht wirklich mit einem Höhepunkt, sondern eher mit einem (drastisch ausgedrückt) Rohrkrepierer... vor allem verglichen mit seinen Vorgängern. Und das liegt an der Fülle von Handlungsfäden, die ausgelegt werden - zunächst ohne scheinbaren Zusammenhang -, die sich später zwar schon verdichten, aber letztendlich zu einer unbefriedigenden Lösung gebracht werden. Ewig und Narr zeichneten sich dadurch aus, dass natürlich Mythen und Legenden verfolgt wurden, aber am Ende auch etwas Greifbares übrig blieb. Und genau dieses Handfeste fehlt mir hier. Aber kurz zum Inhalt:

 

Im Zuge seiner Untersuchungen des Archivs von Jauerling, das am Ende von Narr gefunden wurde, kommt Sina einem Rätsel auf die Spur, das ihn in diverse Kirchen und Klöster in NÖ, Wien und Deutschland führt und das die Grundfesten des Christentums erschüttern könnte. Doch er wird vom Jäger zum Gejagten. Zur gleichen Zeit entdecken Berner und Burghardt in einem alten von Burghardt gekauften Weinkeller in Niederösterreich einen verwaisten Koffer mit SS-Material. Der zum Abtransport des umherliegenden Mülls gerufene Lastwagen rammt eine alte Kriegerstatue, in der 2 Leichen eingemauert sind. Die 2 Polizisten und der hinzugeholte Wagner starten die Recherche und hören von mysteriösen Vorgängen Ende des 2. Weltkriegs just in diesem kleinen Weinort. Angeblich sei ganz in der Nähe ein Zug vorbeigekommen, dessen Güter Himmler unbedingt auf "geheiligter Erde" sehen wollte. Zeugen dieser Ereignisse werden nach der Reihe umgebracht. Denn nicht nur Sina auf der einen Seite und das Trio auf der anderen interessieren sich für diese Rätsel, die sich erst nach und nach in Zusammenhang zeigen. Auch im Vatikan agieren verschiedene Kräfte an unterschiedlichen Seiten, was auch hier zu Toten führt und schließlich auch noch den Mossad und damit Valerie Goldmann ins Spiel bringt.

 

Man kommt nicht umhin, sich bei der Lektüre zu fragen, ob die Autoren nicht zuviel wollten. Hätte nicht die Frage um das Gottsein Jesu gereicht? Musste wirklich auch noch der Teufel in konkreter, aber doch sehr abstrakter Form hinein? Wozu? Ich glaube, dass dieser Roman besser funktioniert hätte, wenn man diese Elemente der "Schwarzen Magie" draußen gelassen hätte. Nicht, weil ich den "Teufel" per se verachte, sondern weil die letzten Passagen, eigentlich ja der Höhepunkt eines Romans, dadurch ins Fantastische abgleiten, was der Handlung schadet. Denn es gibt schlussendlich keinerlei Konsequenz aus den Abschnitten in Turin - ja, Schock, Greuel, Unglauben für den Moment, aber danach geht jeder wieder seiner Wege, praktisch ohne Folgen. Und das ist ein bisschen wenig. Ich hätte mir da eine konkretere Auseinandersetzung mit dem Christentum gewünscht, die durchaus auch diese 600 Seiten allein füllen hätte können, die aber schlussendlich fast ein wenig neben den Schockelementen zu kurz kommt. Schließlich wurde beim Konzil von Nicäa mehr oder weniger willkürlich beschlossen, was zukünftig Teil der Glaubenslehre sein sollte... das und was nicht Teil derselben ist, füllt genügend Mythen und Legenden. Stoff genug, ohne noch das allgegenwärtige Böse zu bemühen.

 

Dazu kommt, dass dieser Roman wegen der vielen Schauplätze einiges an Zeit braucht, bis er in Fahrt kommt. Wenn ich mich an die 2 Vorgänger erinnere, wo man von Beginn an voll im Geschehen war, dann zieht sich das hier ein wenig wie ein Strudelteig. Auch stört es mich, dass die beiden Protagonisten für drei Viertel der Geschichte getrennt ihren Spuren nachgehen, mehr oder weniger ihr eigenes Süppchen kochen, ohne Kontakt. Und da kann die Handlung noch so packend sein, ein wichtiges Element - vor allen Dingen einer Romanserie - sind die Charaktere und ihre Interaktion. Das kommt leider ebenfalls zu kurz.

 

Und letztlich waren die Anspielungen auf Dan Browns Werke einfach sehr übertrieben - klar ist der Aufbau ähnlich, und Ewig ist wohl nicht zufällig im Fahrwasser von Da Vinci Code und Konsorten so erfolgreich geworden. Aber hier jetzt auch "Das letzte Abendmahl" nach irgendwelcher Symbolik zu durchsuchen, die Blutlinie mehrfach zu erwähnen etc., wirkt ausgesprochen billig. Dabei konnten die Sina-Romane bisher doch ausgezeichnet auf eigenen Füßen stehen, warum also hier diese deutlichen Anbiederungen?

 

Warum "Teufel" trotzdem 2.5 Sterne erhält? Weil es trotz der genannten Schwächen und Totalfehlschläge immer noch ein recht spannender Roman ist mit Hauptfiguren, die ich in der Zwischenzeit liebgewonnen habe. Da das Ende durchaus weitere Abenteuer mit den Charakteren ermöglicht, werde ich die Augen offen halten (auch wenn ich nicht viel Hoffnung hege). Allerdings hoffe ich sehr, dass dann wieder ein wenig mehr Struktur und Bodenständiges Eingang in die Handlung finden werden - denn "Teufel" zeigt von beidem eindeutig zu wenig.

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review SPOILER ALERT! 2015-11-17 10:25
Narr von Gerd Schilddorfer & David Weiss
Narr - Gerd Schilddorfer,David G. L. Weiss

"Narr" ist der 2. Roman der Sina-Reihe, die mit "Ewig" begann, kann aber ohne Weiteres auch ohne Vorkenntnis gelesen werden. Wieder haben Geschichte-Professor Georg Sina und Reporter Paul Wagner ein Rätsel zu lösen, das mit scheinbar zusammenhangslosen Morden beginnt und beinahe in einem Staatsstreich endet.

 

Die Schnitzeljagd rund um Wien ist wie immer interessant und packend, sodass ich das Buch kaum weglegen konnte. Der schrullige Kommissar Berner, die Mossad-Agentin Valerie Goldmann und so manch anderer schon bekannter Charakter sind auch hier wieder mit dabei.

 

Einige kleine Nitpicks bleiben aber natürlich nicht aus: Im Handy-Zeitalter sollte man doch alles gleich fotographieren können. Warum macht also keiner ein Foto von dem Dokument in Berlin (besonders, weil Sina in Wien zurück geblieben ist)? Dazu werden mir die Folgen der Politikermorde etwas verschwiegen - selbst in einer Bananenrepublik wie Österreich, wo Politikverdrossenheit und Meckern an allem und jedem an der Tagesordnung stehen, gäbe es mehr Aufruhr, wenn über Nacht 3 Mitglieder der Bundesregierung teils öffentlich ermordet werden. Von dieser Seite der Geschichte bekommt man als Leser aber wenig mit. Genauso ergeht es mir, als ein Mitglied des Teams sich opfert... kein Wort der Trauer danach mehr. Hätte nicht Johann der Orden gebührt posthum? Und ganz ist auch Georgs Trauer um Irina nicht in dieser Stärke nachzuvollziehen. Schließlich hätte ich auch gern mehr Interaktion zwischen Georg und seinem Vater gesehen.

 

Aber das sind nur kleine Punkte, die durch die rasante Erzählweise, das "Was wäre wenn"-Spiel um die Monarchie und die Seitenhiebe auf die Realpolitik mehr als entschärft werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo, wie auch im Nachwort vermerkt, der Ruf nach Führungspersönlichkeiten immer lauter wird, wo die Frage des passiven Wahlrechts der Habsburger immer wieder andiskutiert wird, wo Radikalisierung in welche Richtung auch immer aktuell wie nie ist, haben Schilddorfer und Weiss ganz klar ins Schwarze getroffen. Ist ein Verschweigen der Tatsachen, ein "Schlussstrich", wie es genannt wird, wirklich immer das Beste für "das Volk"?

 

Ich jedenfalls freue mich schon auf die Lektüre von "Teufel", dem leider letzten Roman der Sina-Reihe.

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review 2015-09-30 08:03
Funktioniert als Thriller leider nicht
Ewig - Gerd Schilddorfer,David Weiss

Nachdem ich mich eine Weile im Genre der Fantasy aufgehalten habe, war es mal wieder an der Zeit, etwas Realistisches zu lesen. Der Thriller „Ewig“ vom Autorenduo Schilddorfer & Weiss lag sehr lange auf meinem SuB, so lange, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ich überhaupt auf das Buch aufmerksam wurde. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es mir auf den einschlägigen Seiten empfohlen wurde, weil ich „Sakrileg“ und „Illuminati“ von Dan Brown mochte. Bei „Ewig“ handelt es sich nämlich ebenfalls um einen Verschwörungsthriller.

 

In Wiens ältester Kirche, der Ruprechtskirche, wird ein unauffälliger Fremdenführer ermordet aufgefunden. Die Polizei ist ratlos, denn weder hat der Mann eine dunkle Vergangenheit, noch war er kürzlich in kriminelle Geschäfte verwickelt. Nur der draufgängerische Journalist Paul Wagner erkennt, was den Mord außergewöhnlich macht. Der Tote liegt direkt unter der Buchstabenfolge AEIOU, ein Code des Kaisers Friedrich III., den bis heute niemand entschlüsseln konnte. Ist es möglich, dass der Fremdenführer für ein Geheimnis aus dem Mittelalter sterben musste? Ratlos wendet sich Paul an den einzigen Menschen, der ihm helfen kann: sein alter Freund Dr. Georg Sina, Geschichtsprofessor und Einsiedler. Gemeinsam begeben sie sich auf die Spur Friedrichs, um das Rätsel zu lösen und den Mord aufzuklären. Doch was als Schnitzeljagd beginnt, entwickelt sich schnell zu tödlichem Ernst. Denn Friedrichs Code verschlüsselt ein Geheimnis globalen Ausmaßes, das die Zukunft der gesamten Welt verändern könnte.

 

Ich denke, es war keine gute Idee, aus „Ewig“ einen Thriller zu machen. Ich kann zwar verstehen, warum dieses Genre den beiden Autoren attraktiv erschien, bin jedoch der Meinung, dass die Idee der Geschichte als historischer Roman wesentlich besser funktioniert und zu einem überzeugenderen Ergebnis geführt hätte. So, wie es ist, empfand ich gerade die Thriller-Elemente des Buches als übertrieben. Es war immer eine Schippe zu viel, was entscheidend dazu beitrug, dass mir die Geschichte konstruiert und inszeniert erschien. Sie entwickelte sich nicht natürlich, sondern aufgesetzt. Es gab zu viele Momente, während derer ich dachte „Ach, na was für ein praktischer Zufall!“. Das darf nicht passieren. In einem Verschwörungsthriller schon gar nicht. Das Genre lebt davon, dass haarsträubende, schockierende Ideen plausibel und glaubhaft vermittelt werden. Die LeserInnen dürfen die Logik des Ganzen nicht anzweifeln, sonst wird es unrealistisch. Leider wies „Ewig“ einige logische Löcher auf. Das Tragische daran ist, dass Schilddorfer & Weiss das ganze Drumherum meiner Meinung nach gar nicht gebraucht hätten. „Ewig“ ist hervorragend recherchiert und die Entscheidung für Friedrich III. als zentrale historische Persönlichkeit kann ich nach der Lektüre absolut nachvollziehen. Er war ein faszinierender, interessanter Herrscher. Nicht nachvollziehen konnte ich hingegen die schrittweise Auflösung seines Rätsels. Für mich blieb meist schleierhaft, wie Paul Wagner und Georg Sina zu ihren Schlussfolgerungen gelangten. Ich denke, das hatte unter anderem damit zu tun, dass ich mich mit all dem geschichtlichen Input völlig überfordert fühlte. Ich konnte die unzähligen Fakten über das 15. Jahrhundert einfach nicht verarbeiten. Zusätzlich erschwert wurde diese Aufgabe von den häufigen Schauplatzwechseln, die mich nicht nur an andere Orte, sondern auch in andere Zeiten katapultierten und mir nur selten sinnvoll erschienen. Im letzten Drittel nahmen diese glücklicherweise ab, doch der Schaden war bereits angerichtet: ich war verwirrt. Erstaunlicherweise wusste ich trotzdem sehr früh, worum es bei Friedrichs Geheimnis geht. Ich brauchte nur einen einzigen Hinweis. Das fand ich ganz schwach. Ein jahrhundertealtes Rätsel sollte schon etwas schwieriger zu lösen sein. Keine Ahnung, wieso Wagner und Sina über 500 Seiten dafür brauchten. Vielleicht waren sie zu sehr damit beschäftigt, die volle Bandbreite ihrer Stereotypie auszukosten. In dem ganzen Buch gibt nicht eine Figur, die tatsächlich individuell wäre. Wagner, der Draufgänger und Sina, der Einsiedler. Gähn. Übertroffen werden sie nur noch von Kommissar Berner, mit dem sie zusammenarbeiten. Der gute Mann kann sich nicht mal normal artikulieren, ständig brummt, knurrt und grunzt er nur. Er ist die Bilderbuchversion eines überdrüssigen Polizeibeamten am Ende seiner Berufslaufbahn. Es hätte mich nicht überrascht, wäre sein liebstes Kleidungsstück ein abgetragener Trenchcoat gewesen.

 

Bevor ich „Ewig“ begann, las ich eine Rezension, die das Buch in den Himmel hob und ihm sogar bescheinigte, besser als „Illuminati“ und „Sakrileg“ von Dan Brown zu sein. Ich kann dem unter keinen Umständen zustimmen. Ich fand es künstlich, übertrieben, unlogisch und voller Charaktere, die nicht mal einen Hauch Eigenständigkeit besitzen. Es war eine enttäuschende Lektüre. Sicher lag das zum Teil auch an mir selbst; der Zugang fiel mir äußerst schwer, weil ich noch nie in Wien war und Probleme hatte, all die kulturellen Schätze dieser Stadt auseinander zu halten. Doch ich finde, ein Aufenthalt in Wien sollte nicht Voraussetzung sein, um diesen Roman lesen zu können.
„Ewig“ ist der Auftakt einer Trilogie – ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich es nicht noch einmal mit Paul Wagner und Georg Sina versuchen werde. Ich kann euch diesen Roman wirklich nicht empfehlen, denn es gibt einfach zu viele negative Aspekte. Ich wünschte, Schilddorfer & Weiss hätten ihre brillante Recherche anders umgesetzt – dann hätte es auch ein brillantes Buch werden können.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/09/30/gerd-schilddorfer-david-g-l-weiss-ewig
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