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review 2015-07-08 09:42
Bisola - eine Welt der Extreme
Grauwacht: Roman - Robert Corvus

„Grauwacht“ von Robert Corvus war ein Spontankauf. Mein erster seit langer, langer Zeit. Ich weiß nicht mehr, wann ich davor das letzte Mal in einer Buchhandlung so begeistert von einem Cover und einem Klappentext war, dass ich das dazugehörige Buch sofort mitnehmen musste, obwohl es nicht auf meiner Wunschliste stand. Ich wusste auch nicht, dass mir dieses spezielle Gefühl der Aufregung gefehlt hat. Als Buchbloggerin bin ich sehr kontrolliert, was den Kauf neuer Bücher angeht, selbst wenn das nicht immer so aussieht. Ich kaufe in der Regel nichts abseits meiner Wunschliste. Umso mehr freute ich mich darauf, in „Grauwacht“ zu versinken und endlich mal wieder einen spontanen Kurzurlaub in eine Welt zu unternehmen, die so weit weg von der Erde ist, wie es nur geht.

 

Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht, glühende Hitze und brennende Kälte. Bisola ist eine Welt der Extreme, in der eine einzige Nacht ein gesamtes Menschenleben andauert. Um das Überleben aller ihrer BewohnerInnen zu ermöglichen, wurde vor langer Zeit ein Vertrag zwischen Menschen und Sasseks geschlossen. Den wechselwarmen Sasseks gehört der Tag, den anpassungsfähigeren Menschen die Nacht. Beide Völker wandern mit dem Stand der Sonne – wenn die Dämmerung hereinbricht, ist es die Aufgabe der Grauwacht, sicherzustellen, dass der uralte Pakt geachtet wird. Doch Bisola verändert sich. Die Monde wechseln ihre Farbe und das Licht schwindet nicht mehr. Kann die Grauwacht den Frieden zwischen den Völkern bewahren und gleichzeitig herausfinden, was die Veränderungen zu bedeuten haben?

 

„Grauwacht“ zu lesen war, als würde ich ein Theaterstück sehen, das in einer Sprache aufgeführt wird, die ich nicht spreche. Ich erlebe die Darsteller auf der Bühne, kann anhand ihres Spiels erschließen, welche Emotionen sie empfinden und bekomme einen groben, rohen Eindruck der Handlung. Doch die Feinheiten bleiben mir verborgen, weshalb ich keine Chance habe, den wahren Sinn des Stücks zu begreifen. Meine Reise nach Bisola fühlte sich genauso an. Bisola – diese faszinierende, fremdartige, beängstigende Welt. Dieser Planet, dessen Oberfläche gleichzeitig extreme Hitze und bittere Kälte verkraftet und daher einem ständigen Wandel der Umgebung unterworfen ist. Gefährliche Eisstürme und Beben verändern die nächtliche Landschaft der Menschen, während die Sonne die Ozeane so stark erhitzt, dass sie zu kochen beginnen. Es ist eine harte Welt, in der ich keinesfalls leben möchte, weil leben dort mit überleben gleichzusetzen ist. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, eine Bewohnerin Bisolas zu sein, besonders, da ich als Mensch an die Nacht gefesselt wäre. Diese Welt ist so anders, dass es mir sehr sehr schwer viel, einen Zugang zu ihr zu finden und sie zu verstehen. Ich glaube nicht, dass es mir vollständig gelungen ist. Ich liebe die Idee hinter Robert Corvus‘ Roman, doch seine Umsetzung ist meines Erachtens nach äußerst verwirrend. Er verlangt seinen LeserInnen unheimlich viel ab, denn neben der Komplexität Bisolas müssen sie auch noch die vielschichtige Handlung verdauen, die sehr dicht mit den Besonderheiten des Planeten verknüpft ist. Ich denke, es verhält sich so: begreift man Bisola nicht, wird auch die Handlung rätselhaft und irritierend bleiben. Die Wanderungen von Menschen und Sasseks mit dem Stand der Sonne mögen von außen recht banal wirken, doch für mich wurden sie beim Lesen unglaublich kompliziert, weil ich einfach nicht verstand, wie das System dahinter funktioniert, das der Vertrag der Völker festlegt. Das Gleiche gilt leider für die Zeit- sowie Entfernungsrechnung, die Robert Corvus für seinen Roman völlig neu erfand. Alles bezieht sich auf die Umstände in Bisola, was zwar durchaus realistisch ist, mir daher allerdings nicht den geringsten Referenzpunkt bot. Ich weiß nicht, wie lang ein Mezzalauf ist. Ich weiß auch nicht, wie weit ein Click ist, obwohl beides immer wieder erwähnt wird. Corvus schreibt für meinen Geschmack nicht explizit genug; er erklärt wenig und wenn, dann eher beiläufig, was in all den Wendungen der Handlung sehr schnell unterging. Außerdem empfand ich ihn als sprunghaft und unruhig, als würde er mit jedem neuen Einfall das aktuelle Problem einfach vom Tisch kehren, ohne es richtig aufzulösen. Ähnlich verhält es sich mit den Figuren in „Grauwacht“, die nicht nur sehr zahlreich sind (ich habe fast 40 namentlich genannte Personen gezählt), sondern mir auch fremd blieben. Zwar erhielten nicht alle Charaktere eine eigene Perspektive, doch auch mit denjenigen, aus deren Sicht ich die Ereignisse erleben durfte, konnte ich keine solide Verbindung aufbauen. Überhaupt gab nur eine einzige Figur, die ich wirklich mochte und mit der ich mich zumindest ein bisschen identifizieren konnte: den Sassek Ssarronn.

 

Ich würde „Grauwacht“ nicht unbedingt als Fehlkauf oder Totalausfall bezeichnen, doch es hielt definitiv nicht das, was ich mir davon versprochen hatte. Ich empfand es als verworren und unübersichtlich; Robert Corvus fehlt meiner Ansicht nach das Talent, um seine komplexen, spannenden Ideen seinen LeserInnen leicht und elegant zu vermitteln. Ich habe mich überfordert gefühlt, als wäre ich nicht clever genug, um seine Konstruktion zu durchschauen. Nicht gerade eine positive Empfindung.
Ich möchte „Grauwacht“ nicht empfehlen, weil ich es dafür erstens nicht gut genug fand und zweitens auch zu wenig Erfahrung mit dem reinen Science Fiction – Genre habe, um hier irgendwelche Vergleiche anzustellen. Solltet ihr euch trotz dessen dazu entscheiden, es zu lesen, fände ich es toll, wenn ihr mir kurz eure Eindrücke schildert. Vielleicht lag es nicht nur an mir, dass ich mich in dieser Geschichte so unwohl gefühlt habe.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/07/08/robert-corvus-grauwacht
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text 2015-04-01 09:01
Unterm Strich... der März
Grauwacht: Roman - Robert Corvus
Die Flüsse von London - Ben Aaronovitch,Karlheinz Dürr
Schwarzer Mond über Soho - Ben Aaronovitch,Christine Blum
Harry Potter Und Der Orden Des Phönix - Rufus Beck,J.K. Rowling
Bibliomania - Steven Gilbar

Langsam aber sicher kann ich einen leichten Aufwärtstrend in meinem Leseverhalten verzeichnen: Vier Bücher habe ich in diesem Monat gelesen und dazu noch das Hörbuch zum fünften Harry Potter-Teil beendet.

Eine ganz neue Erfahrung war Grauwacht, da ich mich zuvor noch nie großartig mit Science Fiction auseinandergesetzt hatte. Aber das Buch war wirklich gut und ich hab es gerne gelesen. Während Bibliomania mehr ein kurzes Intermezzo für Zwischendurch ist, bei dem man einfach nach Lust und Laune mal was nachlesen kann, habe ich mich längerfristig mit den Fantasy-Krimis um den Polizisten Peter Grant beschäftigt bzw. tue es noch - den dritten Band werde ich wohl in den nächsten Tagen beenden. Auch wenn ich die Story manchmal etwas verwirrend finde, ist der witzige Schreibstil einfach klasse und die Charaktere echt sympathisch und schräg. So kann es auf jeden Fall weiter gehen.

Ich wünsche euch noch ein schönes Osterfest und einen tollen April!

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review 2015-03-08 08:32
Die Wächter der Dämmerung
Grauwacht: Roman - Robert Corvus

Das Leben der Menschen Bisolas wird durch den Wechsel von Tag und Nacht bestimmt. Jahrzehnte lang herrscht die Nacht, bis die Morgendämerung hereinbricht, und weitere Jahrzehnte vergehen bis zum Abendrot. Ein alter Pakt zwingt die Menschen dazu, mit der Nacht zu wandern und ihr Dasein in kalter Dunkelheit zu fristen. Denn wenn der Tag kommt, kommen die Sasseks - fremdartige Wesen, die nur in der Wärme leben können. Allein dieses Abkommen garantiert den Frieden zwischen den Völkern sowie die Grauwacht, die den Abzug der Menschen überwacht. Doch mysteriöse Ereignisse gefährden den Pakt. Die Monde verändern ihre Farbe. Die Dämmerung schwindet nicht. Kann ein Krieg noch aufgehalten werden? (Piper)

 

Endlich mal wieder ein Buch, bei dem mich der Klappentext schon magisch angezogen hat. Die Idee, dass es fast ein ganzes Menschenleben lang dauert, bis Sonne und Mond wieder am gleichen Fleck stehen, fand ich absolut faszinierend, damusste dieses Buch einfach her.

Grauwacht ist eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction - etwas, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste, da SciFi eigentlich so gar nicht mein Ding ist. Aber zum Glück gab es ein Glossar, das mir sehr gut dabei half, durch die ersten Kapitel zu kommen, bis ich eingermaßen kapierte, was es mit all den exotischen Ausdrücken auf sich hatte. Bis auf eben diese Anfangsschwierigkeit, sich zunächst mit den essentiellen Verhältnissen auf Bisola vertraut zu machen, liest sich die Geschichte aber sehr gut.

Remon war ein Guardista bei der Grauwacht, verließ sie jedoch, um ein neues Leben mit seiner großen Liebe Nata anfangen zu können. Seitdem gilt er bei der Grauwacht als Verräter. Und natürlich holt ihn irgendwann seine Vergangenheit in Gestalt der schwertschwingenden Vorena ein und so muss er seine Familie verlassen. Durch allerlei Begebenheiten (die ich hier nicht im Detail schildern möchte, das würde zu weit führen) versuchen sowohl Remon als auch Nata herauszufinden, was es mit den Monden auf sich hat, die sich seit Kurzem blau verfärbt haben. Denn die blaue Dämmerung steht den Sasseks zu und die Gefilde der Menschen sind bedroht...

Grauwacht ist definitv ein super interessantes Buch. Vor allem das letzte Viertel nimmt nochmal richtig Fahrt auf, wenn das große Geheimnis um die blauen Monde gelüftet wird. Davor allerdings war ich manchmal etwas zwiegespalten: Einerseits hat die Geschichte zwar keine Längen, andererseits habe ich mich manchmal gefragt, auf was das alles eigentlich hinauslaufen soll. Es ist einfach diese neue Tag-und-Nacht-Idee, die mich so fasziniert hat, dass ich stetig weiterlesen musste. Auf jeden Fall mal einen Blick wert!

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