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review 2017-03-12 11:07
Spannend und äußerst lehrreich
Agent 6 - Tom Rob Smith

Tom Rob Smith ist vermutlich der Begründer meiner Vorliebe für politische Thriller. Sein Debüt „Kind 44“ trat in mein Leben, als ich längst genug hatte von ewig gleichen Psychothrillern. Die Geschichte des Agenten Leo Demidow, der versucht, in einem System Serienmorde aufzuklären, in dem es offiziell keine Verbrechen gab, faszinierte mich ungemein, weil der Fall eine dominante politische Ebene hat. Ich lernte viel über die stalinistische Sowjetunion, über die ich bis dahin fast gar nichts wusste. Der Fortsetzung „Kolyma“ verdanke ich mein Wissen über Gulags. Ich kann nicht erklären, warum es Jahre brauchte, bis ich das Finale der Trilogie las. Es schien einfach nie der richtige Moment zu sein.

 

Moskau 1950: der amerikanische Sänger Jesse Austin ist als Freund des Kommunismus vom sowjetischen Regime in die Stadt eingeladen. Die Geheimpolizei hat alle Hände voll zu tun, die Makel eines fehlerhaften Systems zu verschleiern. Beinahe ruiniert der Agent Leo Demidow die gesamte Mission. Lediglich die schnelle Auffassungsgabe einer jungen Lehrerin rettet die riskante Situation. Der Besuch wird ein Erfolg.
15 Jahre später fliegen Leos Frau Raisa und ihre beiden Töchter in die USA. Die Reise ist eine propagandistische Sensation. Ein gemeinsames Konzert in New York soll die Welt von der Harmonie zwischen USA und UdSSR überzeugen. Während öffentlich Einigkeit zelebriert wird, entfaltet sich im Hintergrund eine gefährliche Intrige. In ihrem Mittelpunkt stehen Jesse Austin, das alternde Gesangstalent – und Leos Familie. Der Auftritt eskaliert zur Katastrophe. Leos Leben wird binnen eines Wimpernschlags zerstört. In tiefer Trauer schwört Leo, die Verantwortlichen zu finden. Es ist der Beginn einer jahrelangen Suche nach Rache, die ihn von Russland über Afghanistan bis nach New York führt, stets auf der Spur des Mannes, der ihm alles nahm, was ihm je etwas bedeutete: Agent 6.

 

Während meiner Recherchen für die Rezension zu „Agent 6“ stieß ich auf ein interessantes Interview des Süddeutsche Zeitung Magazins mit dem Autor Tom Rob Smith. Er offenbart darin eine erstaunliche Beziehung zu seinen Figuren: „Ich setze meine Figuren unter Druck und sehe ihnen dann zu, wie sie leiden und sich allmählich verändern. Sobald eine Figur unter Druck steht, kann ich mit ihr glaubhaft machen, was ich will”. Diese Einstellung ist radikal, als Thriller-Autor aber sicher unverzichtbar. Denke ich an den Protagonisten Leo, sehe ich den Wahrheitsgehalt in Smith‘ Worten. Es sind definitiv Drucksituationen, die ihn in allen drei Bänden verändern. „Agent 6“ schließt den Kreis seines Entwicklungsprozesses. Die Ereignisse des dritten Bandes lassen ihn zu einer Persönlichkeit degenerieren, die dem Leo vom Beginn der Trilogie sehr ähnlich ist. Am Ende seiner Geschichte ist er wieder der Mann, mit dem alles angefangen hat: kaltblütig und skrupellos. Ich finde das bemerkenswert, weil Tom Rob Smith eindrucksvoll illustriert, dass man die Vergangenheit noch so tief vergraben kann, unter den richtigen Umständen holt sie einen trotzdem ein. Leo kann nicht leugnen, wer und was er ist. Für seine Familie kehrte er dem System, in dessen Namen er folterte und mordete, den Rücken. Doch als jenes System seine Familie zerstört, fällt Leo in alte Verhaltensmuster zurück, weil er glaubt, nichts mehr zu verlieren zu haben. Sein Rachedurst kostet ihn 15 Jahre, folglich umspannt das Buch insgesamt knapp 31 Jahre. Ich fand die daraus resultierenden großen Zeitsprünge schwierig, da ich mir selbst ausmalen musste, wie Leo die vergangene Zeit verbrachte und mich an die plötzlich älteren Versionen seiner Figur gewöhnen musste. Ich begriff nicht so recht, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte, denn der namensgebende Agent 6 taucht den Großteil des Buches nicht einmal als Randnotiz auf. Ich war ungeduldig und hatte das Gefühl, der Autor käme nicht zu Potte. Mittlerweile verstehe ich jedoch, dass es Smith primär nicht um die Suche nach Agent 6 ging, sondern um die Darstellung des geschichtlichen Rahmens. Der letzte bedeutende Zeitraffer katapultierte mich nach Afghanistan im Jahre 1980. Leo arbeitet als sowjetischer Berater für das kommunistische Regime in Kabul. Ich wusste bis dato nicht, dass die UdSSR damals versuchte, den Kommunismus in Afghanistan zu etablieren. Mir war vage bewusst, dass „die Russen“ irgendwann einmal Krieg in Afghanistan geführt haben, doch die Details dieses Konflikts waren mir unbekannt. Eine gravierende Wissenslücke, die Tom Rob Smith mit hervorragend recherchierten Fakten füllte. Die Gräueltaten der Besetzung erschütterten mich. Es ist erschreckend, wie viel Blut im Namen einer Ideologie vergossen wurde. Der Ost-West-Konflikt wurde auf dem Rücken der afghanischen Bevölkerung geführt; während die Rote Armee ins Land einmarschierte, versorgten die USA oppositionelle Mudschaheddin-Gruppen mit Waffen und schürten die Gewalt. Die Bezeichnung „Kalter Krieg“ ist ein verharmlosender, makabrer, schlechter Scherz.

 

„Agent 6“ erweitert den Fokus der „Leo Demidow“-Trilogie. Während sich die Vorgänger auf innenpolitische Strukturen konzentrierten, ist das Finale auf die Außenpolitik der UdSSR ausgerichtet. Tom Rob Smith zeigt die schmutzigen, blutigen Exzesse des Ost-West-Konflikts. Dieser propagandistisch geprägte Krieg kostete Millionen Menschen das Leben – nicht nur diejenigen, die in Kampfgebieten fielen, sondern auch diejenigen, die zwischen die Fronten der Geheimdienste gerieten. Menschen wie Leos Familie. Daher fand ich „Agent 6“ sowohl spannend als auch äußerst lehrreich, obwohl ich der Meinung bin, dass dieser dritte Band Leos tragische Geschichte beendet, ohne sie tatsächlich abzuschließen. Das Ende des Finales ist offen gestaltet, sodass die Leser_innen nie erfahren, wie es dem Protagonisten ergeht, nachdem die Handlung abbricht. Ich hoffe, dass er ein Happy End erleben durfte, sehe angesichts seiner Taten allerdings schwarz für ihn. Vielleicht verdient Leo das auch gar nicht. Er ist kein Held. Er ist ein Killer.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/03/12/tom-rob-smith-agent-6
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review 2015-10-18 13:51
Blutriegel Kurzer Einblik ins Tourleben
Blutriegel - Manuel Knobel
Tja, ich bin Torben, der Tourmanager von Blutriegel. Ich hab der Band hier grade eine kleine Tour durch Deutschland verschafft. Ehrlich? Ich weiss aber nicht ob ich das nicht jetzt schon bereuen soll, denn mit den Jungs ist es nicht ganz einfach. Ich muss mir einfach immer gut zu reden und Priester, Elvis und Strauss machen lassen, so gut es eben geht.
 

 

Erster Satz

Strauss war wie immer zu spät, also trugen Priester und Elvis alle Instrumente ohne ihn runter zum pinken Bus. 
 

Was ich über das Buch denke

Also als erstes muss man sich nicht irritieren lassen was den Titel des Buches angeht. Der bezieht sich nämlich auf die Band in diesem Buch, die eben Blutriegel heisst. Ok, ist spezielle, aber es gibt ja viele spezielle Namen was Bands angeht. Das Cover find ich toll, denn es ist schlicht und so was gefällt mir zur Zeit ganz gut bei den manchmal wirklich zum teil hässlichen Covers die rum schwirren. 
 
Aber nun zum Schreibstil von Manuel Knobel. Und ehrlich, schon hier muss ich mich anstrengen wie ich das sagen soll. Ich würde ihn als schlicht bezeichnen, was eigentlich nicht schlecht sein muss, aber hier hätte es sehr wohl mehr Witz vertragen und vor allem mehr Text. So kam mir das Büchlein eher vor als wäre es ein besserer Aufsatz. 
 
Was die Geschichte betrifft, auf grade mal 97 Seiten wird die 2 wöchige Tour der Band erzählt. Und da kann man sich gut vorstellen wie kurz die 20 Kapitel sind (4.85 Seiten) und wie viel sie preisgeben. Nämlich viel zu wenig. Der Autor schildert darin einfach ein kleinen Ausschnitt des Bandtages. Ich meine doch zu ahnen das so ein Tag doch sehr viel mehr zu bieten hat, auch wenn man all die Klischee behafteten Themen weg lässt. Oder etwa nicht. Ich mein, da hocken 4 Menschen 2 Wochen ständig auf engstem Raum zusammen und dann passiert so wenig? Etwas unglaubwürdig. 
 
Die Geschichte spielt im Jahre 1998 wo sich die blutjunge schweizer Band Blutriegel auf den Weg macht 10 Konzerte in 10 Lokalitäten zu geben. Meist total miese und runtergekommene Löcher. Zuschauererzahl bis zum Ende der Tour mehr als unterirdisch und doch scheinen die Jungs meistens Spass zu haben, wenn sie sich nicht grade am Anmzicken sind. Wüsste man es nicht besser, hätte das Buch von eine Girlgruppe handeln können. Denn Strauss, der Bassist der Truppe, ist gelinde gesagt etwas ungeschickt und nervt ständig mit seiner filmerei. Der Schlagzeuger Elvis, ja der heisst wirklich so, hat nicht grade einen fröhlichen Charakter, Ausraster sind da vorprogrammiert und dann bleibt noch der Sänger der Band, Priester. Er ist es, der immer wieder versucht das ganze zusammen zuhalten. Nebst den Zwischenmenschlichen Problemen haben sie auch angst um ihr Transportmittel, der pinke Bus. Der ruckelt und fährt echt nicht ganz rund, man muss ständig rechnen das der Bus irgendwo im Nirgendwo stehen bleibt, spätestens dann als man falsch tankt. Super... Ehrlich, ich hätte die schon lange stehen lassen und wär nach Hause.
 
Es klingt wirklich nach einer witzigen Geschichte, aber leider kann ich mich all den positiven Meinungen nicht anschliessen. Ich fand die Story weder witzig noch spannend. So leid es mir tut. Es gab grade mal eine einzige Stelle die mich zum lachen gebracht hat. Und das ist zu wenig, denn es hätte so viel mehr Potential. 
 

Fazit

Leider eine viel zu kurze und Geschichte über das sicher spannende Tourleben. Mit viel Potential nach oben.
 
 
Wer sich gerne weiter erkundigen möchte über das Buch, hier geht es zum Blog, da findet ihr noch andere Meinungen und vor allem ein Paar Ausschnitte aus dem Buch.
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