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review 2020-11-18 19:11
Im Hier und Jetzt
Marigolds Töchter - Julia Woolf

Seit 30 Jahren betreibt die 66-jährige Marigold einen Dorfladen mit einem Poststelle. Mit ihrem Mann Dennis lebt sie in einem kleinen Haus. Nun muss die Familie enger zusammenrücken, denn die älteste Tochter Daisy (32) sucht bei ihnen Unterschlupf. Ohnehin ist es schon recht voll, da die jüngere Tochter Suze mit 25 Jahren noch bei ihnen wohnt und vor Kurzem auch Nan, die 86-jährige Mutter von Marigold, eingezogen ist. Aber Goldie wird gerne gebraucht. Dabei übersieht ihre Familie, dass es Marigold immer schlechter geht und sie selbst Hilfe benötigt....

 

„Marigolds Töchter“ ist ein Roman von Julia Woolf.

 

Meine Meinung:

Der Roman besteht aus 29 eher kürzeren Kapiteln. Erzählt wird überwiegend aus der Sicht von Marigold, aber auch aus anderen Perspektiven. Der Aufbau funktioniert gut.

 

Der Schreibstil ist einfach und schnörkellos, jedoch auch anschaulich. Viel wörtliche Rede schafft eine lebhafte Atmosphäre.

 

Der Fokus der Geschichte liegt vorwiegend auf Marigold, einer sympathischen, aber auch recht gutmütigen, teils sogar etwas naiv anmutenden Protagonistin. Auch weitere interessante Charaktere, allen voran die Töchter Daisy und Suze, tauchen auf. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen.

 

An dem Roman hat mich gereizt, dass es nicht nur um Liebe und Familie geht, sondern auch um die Demenz-Thematik. Das macht die Lektüre emotional bewegend. Die Handlung nimmt zu Beginn nur langsam Fahrt auf, wird aber zunehmend abwechslungsreich. Mehrere Wendungen und Komplikationen sorgen dafür, dass der rund 420 Seiten umfassende Roman kurzweilig und unterhaltsam bleibt. Jedoch sind einige Punkte ein wenig klischeehaft und wirken unrealistisch.

 

Das hübsche Cover hat zwar nur einen indirekten inhaltlichen Bezug, gefällt mir allerdings gut. Der deutsche Titel ist etwas irreführend, da es nicht nur um Marigolds Töchter, sondern auch um sie selbst geht. In diesem Fall ist das englischsprachige Original („Here and Now“) treffender.

 

Mein Fazit:

„Marigolds Töchter“ von Julia Woolf ist ein unterhaltsamer und berührender Roman, der mir schöne Lesestunden bereitet hat. Ihr Potenzial schöpft die Geschichte jedoch leider nicht ganz aus.

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review 2020-04-30 15:40
Tochter des Chaos // Daughter of Chaos!!!
Tochter des Chaos - Sarah Rees Brennan

german and english review (not spoilerfree, I need to vent)

mir wurde das Buch von Random House für eine Testleserunde zur Verfügung gestellt

 

Inhalt: Eine bisher unveröffentlichte Geschichte aus Sabrinas Leben, die zwischen den Staffeln 1 und 2 der erfolgreichen Netflix-Serie spielt.

Sabrina Spellman hat die härteste Entscheidung ihres Lebens gefällt: Sie lässt ihre Freunde an der Baxter High zurück. Jetzt muss sie sich unter den jungen Hexen und Hexern an der Akademie der Unsichtbaren Künste zurechtfinden. Ihre Macht wächst täglich, aber der Preis dafür ist hoch ... Kann Sabrina ihren neuen Klassenkameraden trauen? Vor allem dem charmanten Nick Scratch und seinen Gefühlen ihr gegenüber?

 

Meine Bewertung: Erst zum Ende hin hat mich das Buch wirklich gepackt!!!

 

Ich hatte mir ein bisschen mehr versprochen, das muss ich ganz ehrlich zu geben. Das Buch ist um einiges länger als der erste Band, deswegen hatte ich irgendwie mehr erwartet aber mich hat das Buch erst wirklich zum Ende hin überzeugen können und das war einfach zu spät.

 

Während ich in der Serie Harvey und auch Nick wirklich mag, haben sie mich in dem Buch nur gestört und viel zu viele Kapitel mit ihrem Hin und Her verschwendet, was ich nicht wirklich gebraucht hätte. Ich hatte das Gefühl, dass Sabrina in dem Band mehr oder weniger in den Hintergrund gerückt ist. Was nicht mal so schlimm gewesen wäre, wenn ich dafür interessantere Geschichten von anderen gehört hätte. An Stelle von Nick und Harvey, hätte ich mir einfach mehr Roz oder Susie gewünscht.

 

Am interessantesten waren für mich einfach viel mehr Sabrina's Kapitel und die von Prudence. Hier sind wirklich interessante Dinge passiert, die unterhaltsam zu lesen waren und wirklich Spaß gemacht haben.

 

Alles im Allem habe ich immer noch das Problem, dass die Charaktere in den Büchern für mich nicht so klingen wie die Charaktere in der Serie. Da die Beiden nun mal zusammenhören, bringt es mich einfach immer wieder raus.

 

Im Allgemeinen, die Bücher sind gut als Ergänzung, es stellt mich aber trotzdem nicht wirklich zufrieden.

 

***

 

Summary: Half-witch, half-mortal sixteen-year-old Sabrina Spellman has made her choice: She's embraced her dark side and her witchy roots. Now her power is growing daily... but will it come at too high a price?


Sabrina Spellman has just made the hardest decision of her life: She's leaving behind her beloved friends at Baxter High. Now it's time to follow the path of night and find her way among the witches and warlocks at the Academy of Unseen Arts.

Sabrina has always been good at the school thing, but now she has a whole new world to navigate. Her power is growing daily, but it comes with a high price. She must always remember her new allegiances and the cost they have on her friends... and on herself.

And then there's her new classmates. Prudence, Dorcas, and Agatha are friends, kind of, but can Sabrina trust them? And what about Nick Scratch? He's as charming as ever, but will his feelings for Sabrina last?

Based on the hit Netflix show, this original YA novel tells an all-new, original story about Sabrina.

 

My review: I only really enjoyed this towards the end!!!

 

I expected more of this to be completely honest. This book was quite a bit longer than the first one, so I just expected more to be happening but this book took until the end to really grab my attention and that was just way too late.

 

While I actually like Harvey and also Nick in the tv show, they just annoyed me in this book and there were just so many chapters wasted on their back and forth and I just didn't need that. I felt like Sabrina was put in the background in this book. Which isn't that bad IF I would've gotten some actually interesting storylines instead. Instead of all the Nick and Harvey nonsense, I would have loved more Roz and Susie.

 

What held my interest the most were the Sabrina chapters and the ones from Prudence point of view. Here I felt like I actually got something interesting, that was entertaining and just fun to read about.

 

All in all, I still have the problem that the book characters don't sound like the tv show characters to me. And that just takes me out of the story all the time, cause these two are supposed to be intertwined.

 

Overall, the books are a nice add on but I'm not really satisfied.

 
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review 2019-11-26 09:45
TAUGTNIX, der neue Asterix
Die Tochter des Vercingetorix - Didier Conrad,Jean-Yves Ferry

Leider scheitert dieser neue Asterix an meinen persönlichen Erwartungen. Was habe ich mich gefreut, als ich die ersten Gerüchte vernahm, dass bei diesem neuen Band die Tochter des Vercingetorix die Hauptrolle spielen soll. Eine Fusion von Pippi Langstrumpf und Greta Thunberg habe ich in der streitbar gezeichneten jungen Frau Adrenaline mit dem langen roten Zopf vermutet, die die Dorfjugend aufwiegelt, alles auf links dreht, fridays for future-Demonstrationen anzettelt, Nachhaltigkeit und Umweltschutz einfordert, unbeirrt den massiven Wildschweinverzehr anprangert und der Fangemeinde mal verklickert, dass Asterix und Obelix mittlerweile auch zu alten weißen Männern mutiert sind. Das wäre mal eine mutige, wie spannende und auch anarchische Auseinandersetzung mit den Figuren der Reihe gewesen. Doch weit gefehlt!

 

Was habe ich stattdessen gekriegt: ein recht spießiges Mädchen, das nur ein bisschen herumpubertiert, eigentlich quasi nur ganz wenig herumzickt und in ihren Grundcharakterzügen eher zu einer Enid-Blyton-Geschichte passt. Da haben die Autoren die einmalige Chance vertan, auch mal im Sinne der Jugend subversiv gegen die Dorfgemeinschaft beziehungsweise Asterix und Obelix vorzugehen und sie am Ende eines Besseren zu belehren. Heißt ja nicht, dass die beiden immer Recht haben und nie etwas dazulernen können oder dürfen.

 

Möglicherweise haben die Macher sich das aber nicht getraut, gerade weil das Zielpublikum der Reihe mittlerweile unter den alten weißen Männern und deren Frauen zu finden ist, die man nicht vergraulen wollte. Auch wenn die Fans mittlerweile in die Jahre gekommen sind, sollten wir alle nicht vergessen, dass die Geschichte von Anfang an im Zeichen der Revolution, Anarchie und der Subversion gestanden ist. Trotzdem wir nun der Reibepunkt dieser Abarbeitung am System sind, müssten wir alte Asterix-Revoluzzer sowas schon aushalten können.

 

Ewig verschenkt wurde dieses wundervolle Ausgangspotenzial. So kommt der ganze Comic viel zu brav und zahm daher, macht einen Kotau vor dem System der Dorfgemeinschaft, das es doch eigentlich ironisch und augenzwinkernd kritisieren sollte. Da wurde ja bei Asterix und Maestria, als die ersten feministischen Anspielungen in der Reihe vorgenommen wurden, tausendmal mutiger und witziger vorgegangen. Ich glaube, damals gab es deswegen sogar Stunk bei den Fans.

 

Was bleibt, ist eine nicht witzige, feige, langweilige Geschichte, die in ihren Ansätzen einfach steckengeblieben ist. Symptomatisch dafür ist auch der Umstand, dass die Jugendlichen sofort den Schwanz einziehen, als sie es wagen, auf Seite 33 den Müll im Meer und den exzessiven Wildschweinkonsum zu kritisieren und massiven Gegenwind von einem wütenden Obelix bekommen. Sie werden abgewiegelt, müssen sich dem tobenden rotbezopften fetten alten Mann unterordnen, die Argumente werden unter den Tisch gekehrt und es folgen leider keine weiteren Aktionen, weil sich die Kinder nicht mehr trauen. Ja, so stellen sich manche Betonschädln der alten Generation ein angemessenes Verhalten der Jungen vor. Gottseidank ist die heutige reale Jugend da wesentlich unangepasster und hartnäckiger, um mit dem Finger immer und immer wieder auf die Probleme unseres Planeten zu zeigen, auch wenn wir sie nicht hören wollen. Ich sag’s ja nicht gern, aber Asterix und vor allem Obelix sind bedauerlicherweise zu RÖMERN mutiert, sie sind im Laufe der Jahre zu dem geworden, was sie immer witzig bekämpfen wollten.

 

Sonst gab es noch ein paar jugendliche Namen wie Selfix, ein Mini-Aufbegehren – fast nur ein Sturm im Wasserglas – bei der Berufswahl der Söhne des Fischhändlers und des Schmiedes und am Ende siegte bei der jungen Frau Adrenaline die Liebe anstatt der wehrhaften Selbstbestimmung, was aber dann auch wieder zur eigentlichen Selbstbestimmung uminterpretiert wurde. Das ist soo patriarchalisch und Rosamunde-Pilcher-Kitsch, dass mir tatsächlich die Spucke wegbleibt. Dabei hätte ich die Autoren gar nicht so spießig traditionell eingeschätzt, denn im Papyrus des Cäsar (Band 36), und bei den Pikten (Band 35) haben sie durchaus bewiesen, dass sie moderne Themen sehr gut und witzig in den Ursprungsplot adaptieren können.

 

Fazit: Langeweile, zweimal Schmunzeln, kein einziges Lachen und eigentlich sehr viel Ärgerlichkeit in dieser Geschichte. Ich werfe deshalb TAUGTNIX und KANNNIX in die Runde der Fans.

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review 2019-05-21 10:05
Es ist die große Liebe
Bloody Rose (The Band #2) - Nicholas Eames

„The Band“ von Nicholas Eames ist keine traditionell fortlaufende Buchreihe. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und erzählt eine eigenständige Geschichte. Was sie dennoch verbindet, neben Setting und wiederkehrenden Charakteren, ist das Thema Musik. Die ursprüngliche Idee, High Fantasy und Rock zu kombinieren, überfiel Eames, während er inspiriert von „Ready Player One“ die Band Rush hörte, die in ihrem 70er Jahre Progressive Rock fantastische Motive verarbeitete. Er drehte den Spieß um und schrieb „Kings of the Wyld“ – ein hervorragender High Fantasy – Roman und eine Liebeserklärung an Rockbands der 70er wie Led Zeppelin oder Pink Floyd. Der zweite Band „Bloody Rose“ brauchte demzufolge ebenfalls einen Bezug zur Musik. Eames entschied sich für 80er Jahre Rock. Denkt an Guns N‘ Roses, Journey und natürlich Cyndi Lauper, denn Girls just want to have fun!

 

Tam wird sterben. Vor Langeweile. Wenn sie nicht bald aus Ardburg rauskommt, wird sie eingehen und einfach vertrocknen, vollkommen egal, wie vielen berühmten Söldnerbanden sie im Cornerstone Bier serviert. Wie gern würde sie dazugehören, Abenteuer erleben, in den Arenen stehen, Jungfrauen retten. Ein Mädchen braucht Spaß! Deshalb überlegt sie nicht lange, als sich ihr eine einmalige Chance bietet. Fable ist in der Stadt! Bloody Rose und ihre Bande suchen einen neuen Barden, weil der letzte… nun ja, mit Söldnern zu reisen ist eben gefährlich. Tam schnappt sich ihre Laute, beweist, dass sie das musikalische Talent ihrer Mutter erbte und ist plötzlich Mitglied der populärsten Bande im ganzen Heartwyld! Sie kann ihr Glück kaum fassen. Kopfüber stürzt sie sich in das aufregende Leben einer Monsterjägerin – und muss feststellen, dass die Realität weit weniger glamourös ist als all die Lieder behaupten…

 

Aaaaaawwwhhhhh, es ist soooooo großartig! „Bloody Rose“ rockt gewaltig! Ich bin unfassbar glücklich, dass ich auf die Reihe „The Band“ aufmerksam wurde! Eigentlich will ich gar keine Rezension schreiben, ich will einfach kräftig fangirlen! Das Schöne ist, im Kontext dieses Buches habe ich das Gefühl, dass das absolut erlaubt und sogar erwünscht ist, denn Fankult ist eine Nuance der Geschichte, die mich als Leserin, die Protagonistin Tam und den Autor Nicholas Eames verbindet. Deshalb ist diese Besprechung länger als üblich: ich möchte alles aufschreiben, was mich an diesem sensationellen Buch begeistert!

 

Wir treffen die 17-jährige Tam in ihrer Heimat Ardburg, wo sie mit ihrem Vater lebt und als Kellnerin arbeitet. Ihr eintöniges Leben ödet sie an, sie wünscht sich Abenteuer und ist daher sofort Feuer und Flamme, als sie die Gelegenheit erhält, der Söldnerbande Fable als Bardin beizutreten. Der Reiz der fahrenden Monsterjäger ist in „Bloody Rose“ noch genauso frisch wie im ersten Band. Es ist ein aufregendes, abwechslungsreiches Konzept, das jede Menge Action, ein vielfältiges Bestiarium und mitreißende Schlachtszenen garantiert. Die Handlung ist rasant, witzig und unglaublich spannend. Ich fand es ein bisschen schade, dass Nicholas Eames dieses Mal kein Abstecher in den Heartwyld involviert, wurde dafür jedoch mit Expeditionen in andere Ecken des Universums entschädigt, da der zweite Band Fables letzte Tour und ihren letzten großen Auftrag thematisiert.

 

Fable ist eine gänzlich andere Truppe als Saga. Wer sich an „Kings of the Wyld“ erinnert, weiß, dass Fable von Bloody Rose angeführt wird, Gabriels Tochter. Es handelt sich um die nächste Generation Söldner, die als Bande eine andere Dynamik vermitteln. Dennoch verkörpern sie sehr ähnliche Werte und eine bedingungslose Freundschaft, die mich wieder tief bewegte. Als Tam zu ihnen stößt, verhält sie sich erst wie ein euphorisches Fangirl. Sie ist eine wunderbare Bezugsperson, die zuverlässig durch die Geschichte führt, weil das Söldnerleben neu für sie ist und sie all ihre Erfahrungen sowie ihre beeindruckende Weiterentwicklung nahbar mit den Leser_innen teilt. Es gelang Nicholas Eames hervorragend, sich in seine weibliche, jugendliche Protagonistin hineinzuversetzen. Sein Frauenbild begeistert mich vorbehaltlos. Frauen sind in seinem Universum voll ausgearbeitete Persönlichkeiten, keine funktionalen Rollen und er zeigt keine Berührungsängste mit Homosexualität, was meiner Meinung nach für das Genre ungemein wichtig ist. Die High Fantasy tut sich mit Abweichungen von der Heteronormativität noch immer schwer.

 

Auf ihren Reisen mit Fable begreift Tam, dass ihre romantischen Vorstellungen des Söldnerberufs und ihrer Idole der Realität nicht standhalten. Fable ist eine der wenigen Banden, die tatsächlich noch durch die Wildnis ziehen, Aufträge erfüllen und nicht ausschließlich in Arenen zur Unterhaltung kämpfen. Es gefiel mir außerordentlich, dass Eames die Berechtigung ihrer Profession hinterfragt. Die Welt hat sich gewandelt, eine echte Bedrohung durch Monster existiert kaum noch und aus den fragwürdigen Arenakämpfen, für die Kreaturen häufig entführt und gefoltert werden, ergibt sich ein moralisches Dilemma, das den Mitgliedern von Fable schmerzhaft bewusst ist: ist es gerecht und akzeptabel, Vertreter_innen anderer Spezies als Publikumsattraktion abzuschlachten, nur, weil sie als gefährlich gelten und eine gute Show versprechen?

 

Figuren, die in diesem Maße zur Selbstreflexion fähig sind, können selbstverständlich keine blassen Stereotypen sein. Ich fand sie lebendig und facettenreich. Eames reproduziert nicht nur die Charaktere, die Saga ausmachten, er präsentiert eine neue bunte Mischung überzeugender Individuen, die über einzigartige Biografien verfügen und mit ihren ganz persönlichen Dämonen kämpfen. Meine Favoritin ist die Tintenhexe Cura. Ich liebe ihre spezielle Magie, die ihre Tattoos zum Leben erweckt. Das ist dermaßen cool! Dabei handelt es sich allerdings um eine hauchdünne Präferenz. Die anderen – Rose, Freecloud, Brune und Roderick – sind alle mindestens genauso faszinierend und liebenswürdig. Tam wirbelt ihre Gruppe ziemlich durcheinander, weil sie einen Blickwinkel einbringt, der den Stammmitgliedern mittlerweile abhandenkam. Sie sieht, wie außergewöhnlich das Leben ist, das sie führen und versprüht ein fröhliches Staunen, das Fable dringend braucht. Sie lernen voneinander, sie wachsen aneinander, was mich wirklich berührte. Ich denke, mehr als alle anderen Aspekte ist es diese emotionale Wärme, die „Bloody Rose“ und „The Band“ auszeichnet. Ach, ich habe schon wieder Pipi in den Augen.

 

Vergleiche ich Nicholas Eames mit anderen High Fantasy – Autor_innen, sticht er für mich hervor, weil er eine einmalige Beziehung zu seinen Geschichten zu haben scheint. Es ist, als wäre da überhaupt keine Distanz, keine professionelle Barriere, die ihn vom Geschehen trennt. Ich habe immer den Eindruck, er ist selbst der größte Fan seiner Figuren, seines Universums – nicht auf eine arrogante Art, sondern im Sinne von „Oh mein Gott, ich kann nicht fassen, dass ich dabei sein darf!“. Er ist kein nüchterner Chronist, er ist mittendrin. Alle Charaktere bedeuten ihm unheimlich viel, er erträgt es kaum, sie sterben zu lassen und jeden Verlust betrauert er intensiv und ehrlich. Deshalb finde ich ihn so sympathisch, dass ich ihn am liebsten ganz fest drücken würde. Seine Wärme, seine Leidenschaft und seine Hingabe zeichnen ihn aus und übertragen sich beim Lesen seiner Bücher voll auf mich. Ich habe mich während der Lektüre von „Bloody Rose“ mehr als einmal wie ein peinliches Fangirl gefühlt, das die Geschichte einfach nur feiert. Ihr hättet mich sehen müssen, als die alten Knacker von Saga ihren Gastauftritt hatten. Totale Eskalation. Die Dreiecksliaison zwischen mir, Eames und seinen Büchern ist magisch. Es ist perfekte Harmonie. Er ist für mich eine DER Entdeckungen der letzten Jahre. Ich hoffe, dass er niemals seinen Schreibstil ändert, niemals seine Begeisterungsfähigkeit verliert und niemals das Universum von „The Band“ verlässt. Ich freue mich wahnsinnig auf die Fortsetzung, für die es bisher leider weder Titel noch Erscheinungsdatum gibt. Wenn es soweit ist, bin ich die Erste, die das Buch kauft. Abhalten kann mich nur das Ende der Welt.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/05/21/nicholas-eames-bloody-rose
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review 2018-05-31 09:14
Überhastet, hektisch, gehetzt
Tithe - Holly Black

Sind Feen real? Holly Black wird diese Frage offenbar so oft gestellt, dass sie sie in den FAQ-Bogen ihrer Website aufnahm. Obwohl sie schreibt, dass sie es nicht weiß und sich selbst als optimistische Skeptikerin bezeichnet, weil sie auf einen greifbaren Beweis für die Existenz des Feenvolkes besteht, kann man ihren Leser_innen kaum verübeln, dass einige ihr eine gewisse Kompetenz bezüglich des Themas unterstellen. Feen sind Blacks literarisches Spezialgebiet, das sie 2002 mit „Tithe“ begann, ihrem Debüt und erstem Band der losen „Modern Faerie Tales“ – Trilogie.

 

Die 16-jährige Kaye führt ein Leben auf Achse. Ihre Mutter Ellen singt in einer Rockband und Kaye begleitet sie auf ihren Touren durch Clubs, Kneipen und Bars. Nach einem ihrer Auftritte flippt Ellens Freund Lloyd jedoch plötzlich aus. Von einer Sekunde auf die nächste haben Ellen und Kaye weder eine Band, noch einen Schlafplatz. Mutter und Tochter sind gezwungen, bei Kayes Großmutter unterzutauchen. Zurück in New Jersey glaubt Kaye, das Spannendste, das ihr passieren könnte, wäre die nächste Party. Sie irrt sich. Eines Abends hört sie auf dem Heimweg Rufe aus dem Wald. Als sie nachsieht, stolpert sie beinahe über einen atemberaubend gutaussehenden jungen Mann. Er ist verletzt: ein Pfeil ragt aus seiner Brust. Instinktiv weiß Kaye, dass der Fremde kein Mensch ist. Er ist ein Faerie, eine Fee. Sie beschließt, ihm zu helfen. Eine winzige Entscheidung. Eine einzige gute Tat, doch ihr Leben wird nicht mehr dasselbe sein. Schon bald muss Kaye einsehen, dass Feen äußerst beängstigend sind – und der Umgang mit ihnen tödlich…

 

Vor drei Jahren habe ich schon einmal ein Buch von Holly Black gelesen: „The Coldest Girl in Coldtown“. Der Urban Fantasy – Jugendroman gefiel mir damals gut, ergo beschloss ich, die Autorin besser kennenzulernen. Es war einer meiner schwächeren Einfälle, Blacks Debüt nach einem 11 Jahre später erschienenen Einzelband zu lesen. Ich erlebte ihre schriftstellerische Entwicklung rückwärts, wodurch die Ausgangssituation für „Tithe“ suboptimal war. Nichtsdestotrotz räumte ich dem Trilogieauftakt natürlich eine faire Chance ein. Leider konnte mich die frühe Holly Black jedoch nicht überzeugen. Ich fand „Tithe“ völlig überhastet und gehetzt. Meiner Ansicht nach ist das Buch eine wilde, konfuse Aneinanderreihung von Ereignissen, die weder Sorgfalt noch Bemühungen erkennen lässt, eine Verbindung zu den Leser_innen herzustellen. Entweder, man springt auf den Zug auf oder wird überrollt. Die psychologischen, emotionalen Aspekte der Geschichte und der Figuren werden komplett vernachlässigt, ja nahezu ignoriert. „Tithe“ findet ausschließlich auf der Handlungsebene statt. Black springt von Szene zu Szene, ohne sich die Zeit zu nehmen, die Gefühle ihrer Charaktere zu erkunden. Daher wirkte es beispielsweise, als sei es Kayes Mutter vollkommen egal, dass sie von ihrem Lebensgefährten angegriffen wird. Sie reden nicht ein einziges Mal darüber. Es schien normal zu sein. Vielleicht wird Ellen alle Nase lang von Männern attackiert, weshalb weder sie selbst noch Kaye darauf eingehen, aber für mich war der Vorfall skurril und die Gleichgültigkeit, die Holly Black anhand ihrer fehlenden Reaktion vermittelt, stieß mir sauer auf – eine Empfindung, die mich während der gesamten Lektüre begleitete, weil diese Situation lediglich einer von vielen harten, abrupten Übergängen ist. Außerdem schockierte mich die Abwesenheit einer ernstzunehmenden Elternfigur. Ellen erfüllt ihre Rolle als Mutter überhaupt nicht, sie behandelt ihre Tochter eher wie eine Freundin und scheint darauf auch noch stolz zu sein. So ist es nicht verwunderlich, dass Kaye mit 16 Jahren raucht, trinkt, sexuell aktiv ist und schon lange keine Schule mehr von innen gesehen hat. Ich bin nicht prüde und hege keine Illusionen über die Lebensgestaltung von Teenagern, doch Young Adult – Literatur hat meines Erachtens nach stets eine Vorbildfunktion. Kaye ist nicht nur kein Vorbild, sie lebt jugendlichen Leser_innen eine fragwürdige Einstellung vor, die in der Realität schnell in eine existenzielle Sackgasse führt. In der Wirklichkeit gibt es eben keine Feen, die junge Frauen in ihr Reich einladen. Holly Blacks Darstellung des Feenvolkes war vermutlich das einzige, das mir an „Tithe“ wirklich gefiel. Ihre Vorstellung gleicht meiner eigenen sehr: die Feen sind keine liebenswerten, possierlichen Miniaturen, die Regenbögen reiten und Glitzer pupsen, sondern beängstigend, verschlagen und blutrünstig, verstrickt in uralte Fehden und Intrigen. Ihre exotische Vielfalt beeindruckte und faszinierte mich. Ich wünschte, Black hätte mehr getan, als kurze Blicke hinter den Vorhang zu gewähren und ihre Welt ausführlicher vorgestellt. Leider setzte sich hier die Hast, unter der „Tithe“ generell leidet, fort. Mit 200 zusätzlichen Seiten hätte Holly Black sehr viel mehr aus ihrer Geschichte herausholen können. Vielleicht wäre dann auch mehr bei mir hängen geblieben.

 

„Tithe“ war nach meinen Erfahrungen mit „The Coldest Girl in Coldtown“ definitiv ein Reinfall. Selbstverständlich freut es mich, dass die Autorin Holly Black offensichtlich eine Entwicklung durchlaufen hat und sich verbessern konnte, aber auf die Lektüre ihres Debüts hatte diese Erkenntnis leider keinen Einfluss. Das Buch wirkte auf mich ruhelos und überreizt; ich fühlte mich beim Lesen geradezu gestresst, weil ich Schwierigkeiten hatte, mich mit der hektischen Abfolge oberflächlich zusammengeschusterter Szenen zu arrangieren. Ich konnte keine Verbindung zu den Figuren aufbauen und war von ihren Verhaltensweisen irritiert. Für mich gibt es keinen Grund, es mit den Folgebänden der „Modern Faerie Tales“ zu versuchen – ich werde die Trilogie abbrechen. Trotz dessen gebe ich Holly Black noch nicht auf. Ich werde „White Cat“, den ersten Band der „Curse Workers“, lesen. Vielleicht funktionieren wir als Autorin-Leserin-Duo besser, wenn nicht Feen das Thema sind, sondern Magier.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/05/31/holly-black-tithe
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