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review 2017-02-28 10:05
Natürlich sind Kommoden die Lämmer von Schränken
Garou. Ein Schaf-Thriller - Leonie Swann

Als ich „Garou“ von Leonie Swann aus dem Regal zog und aufschlug, segelte mir ein altes Lesezeichen entgegen. Ich habe die Fortsetzung des erfolgreichen Schafskrimis „Glennkill“ vor Jahren schon einmal begonnen, dann aber abgebrochen. Ich meine mich zu erinnern, dass das Buch ein Fall von „Nicht auf den Bauch gehört“ war. Ich nahm es mir vor, obwohl ich eigentlich keine Lust darauf hatte. Das war ein Fehler, denn dadurch bildeten sich in meinem Kopf negative Assoziationen, die mich lange Zeit davon abhielten, es noch einmal hervorzuholen. Glücklicherweise habe ich meine Vorurteile letztendlich doch überwunden und fühlte mich bereit, „Garou“ eine zweite Chance zu geben.

 

So hatten sich die Schafe von Glennkill ihre lang ersehnte Europareise nicht vorgestellt. Die Europäer verstehen offenbar nichts von schaflicher Gastfreundschaft. Sie müssen ihr Winterquartier im Schatten eines französischen Schlosses mit einer Ziegenherde teilen. Ziegen! Jedes Schaf weiß, dass Ziegen verrückt sind. Dass sich Menschen ihrer Verrücktheit anschließen, ist allerdings neu. Hinter vorgehaltener Hand flüstern sie von einem Loup Garou, einem Werwolf, der auf dem Schlossgelände sein Unwesen treiben soll. Ein Wolf im Menschenpelz? Ist das möglich? Die Glennkill-Schafe wollen nicht so recht an die unheimliche Legende glauben, doch als sie eine Leiche im Schnee entdecken, bleibt ihnen keine andere Wahl, als die Dinge selbst in die Hufe zu nehmen. Motiviert durch Kraftfutter und ausgestattet mit solider Schafslogik beginnen sie zu ermitteln, um die Herde und ihre Schäferin Rebecca zu schützen. Die Spuren führen tief in die Geschichte des alten Schlosses. Handelt es sich tatsächlich um einen Loup Garou oder verbergen sich hinter den dicken Mauern weitere Geheimnisse?

 

Es war richtig, dass ich „Garou“ eine zweite Chance eingeräumt habe. Obwohl meine Lektüre des Vorgängers Jahre zurückliegt, fand ich den Einstieg in das neue Abenteuer der kriminalistisch begabten Schafherde aus Irland sehr schnell und erinnerte mich sofort daran, warum ich „Glennkill“ damals mit vier Sternen bewertet hatte. Schafslogik ist bestechend. Ihre Denkweise ist erfrischend simpel und gradlinig; komplizierte oder abstrakte Denkmuster sind ihnen völlig fremd. Sie übertragen den Horizont ihrer Erlebenswelt auf alles um sich herum und finden für jedes Phänomen und Ereignis Erklärungen, die sich direkt aus ihren eigenen Prioritäten und Bedürfnissen ableiten. Ein Auto muss mit einer schönen Geschichte überredet werden, zu fahren und einen Werwolf kann man mit einem Stück silbrig glänzender Alufolie abwehren. Interessanterweise befinden sich die Schafe in einer den Menschen überlegenen Position, denn während sie die Sprache der Zweibeiner verstehen (zumindest Englisch, Französisch weniger), haben Menschen keinen Schimmer von schaflicher Kommunikation. Das heißt allerdings nicht, dass die überdurchschnittlich intelligente Herde stets begreift, was unsereins sagen möchte. Beispielsweise nehmen sie Sprichworte grundsätzlich für bare Münze. Dadurch entstehen (ungewollt) komische Szenen, die den gesamten Krimi unbestreitbar amüsant gestalten. Leider gerät der Kriminalfall selbst neben all den witzigen Schaf-Momenten etwas in den Hintergrund. Ich hatte das Gefühl, die Suche nach dem Loup Garou bzw. dem Mörder ist lediglich Mittel zum Zweck, um die tierischen Protagonist_innen möglichst effektvoll in Szene zu setzen. Deswegen schreiten die Ermittlungen nicht so rasch voran, wie ich es mir gewünscht hätte. Hin und wieder wirkt die Handlung langatmig; Leonie Swann kommt eher gemächlich zum Punkt. Selbstverständlich passt dieses gemäßigte Erzähltempo durchaus zum Wesen der Schafe, doch für meinen Geschmack fehlt der ganzen Konstruktion etwas Pfeffer und Zugkraft. Der Fall an sich entpuppt sich am Ende des Buches als recht verschachtelt. Tatsächlich bekommen es die Leser_innen sogar mit einem Fall im Fall zu tun, wodurch ich die Puzzleteile nicht allein zusammensetzen konnte. Ich bin nicht darauf gekommen, was in diesem alten französischen Schloss nun wirklich vor sich geht und gebe zu, dass ich teilweise selbst ins Zweifeln kam, ob die Legende des Loup Garou vielleicht nicht doch wahr ist. Hinsichtlich der Auflösung empfand ich die begrenzte Auffassungsgabe der Schafe als Handikap. Die Details des Falls sind ihnen nicht so wichtig, für sie zählt nur, dass die Gefahr gebannt ist. Ich hingegen hätte eine explizitere Aufklärung der Ereignisse sehr begrüßt, um besser verstehen zu können, was abseits der Schafweide vorgefallen ist. Aber gut, wenn Schafe die Hauptfiguren eines Romans sind, muss man wohl mit gewissen Einschränkungen rechnen, also will ich mal nicht so streng sein.

 

Es ist schwer zu sagen, ob ich „Garou“ nun besser oder schlechter als „Glennkill“ fand. Es ist so viele Jahre her, dass ich das erste Mal mit der gewitzten Schafherde in Kontakt kam, dass ich das unmöglich beurteilen kann. Dementsprechend muss ich die Fortsetzung eigenständig bewerten.
„Garou“ ist ein solider Krimi, der sich eindeutig stärker auf die ungewöhnlichen Protagonist_innen fokussiert als auf die Ermittlungen. Da ich kein großer Krimi-Fan bin, kam mir diese lockere Herangehensweise definitiv entgegen – ich lache lieber über schaflichen Charme, als einen ernsten Kriminalfall zu lösen. Ich muss jedoch gestehen, dass die Geschichte daher ein wenig unausgeglichen ist und es ihr etwas an Spannung mangelt. Selbst die klügsten Schafe verlieren nach einer Weile ihren Reiz und können meine Aufmerksamkeit eben nur über einen begrenzten Zeitraum hinweg fesseln. Sollte Leonie Swann allerdings irgendwann einen weiteren Schafskrimi veröffentlichen, würde ich trotzdem nicht zögern, diesen zu lesen, denn Schafslogik ist einfach unwiderstehlich. Oh, und natürlich sind Kommoden die Lämmer von Schränken.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/02/28/leonie-swann-garou
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review 2016-06-24 23:04
Othello weidete kühn vorbei.
Glennkill. Ein Schafskrimi - Leonie Swann

Handlung:

 

Die Schafe von George Glenn sind eine bunt zusammengewürfelte Herde ganz normaler und doch außergewöhnlicher Schafe, wie zum Beispiel Miss Maple, das vielleicht klügste Schaf der Welt, Mopple the Whale, der verfressene Widder mit dem perfekten Gedächtnis, oder Zora, die es liebt, todesmutig auf der Klippe zu sitzen und die Kräuter des Abgrunds zu fressen.

 

Auch wenn sie nicht immer alles verstehen, lieben sie es, wenn Schäfer George ihnen vorliest. (Dumm ist nur, dass er den Krimi weggeworfen hat, bevor sie erfahren haben, wer der Mörder ist.) Doch eines Tages ist Schluss mit dem Vorlesen, denn George liegt tot auf der Wiese, mit einem Spaten in der Brust... Dieses Verbrechen können seine Schafe nicht ungesühnt lassen! Er war vielleicht nicht der beste Schäfer der Welt, aber er war IHR Schäfer! Und so machen sie sich auf, den Mord aufzuklären, mit ihrem begrenzten Wissen darüber, wie Menschen funktionieren.

 

Meine Meinung:

 

Die erste Frage, die ich mir bei einer Buchbesprechung immer stelle, ist diese: ist die Geschichte originell und einfallsreich? Sprich, bringt der Autor oder die Autorin etwas Neues, was man so noch nie gelesen hat? Nur selten fiel mir die Beantwortung dieser Frage so leicht wie bei diesem Buch, und die Antwort lautet: Himmel, ja!!! Ich habe lange nichts so Erstaunliches mehr gelesen.

 

Es ist nicht nur die herrlich absurde Grundidee, dass diese Herde wolliger Möchtegern-Detektive fröhlich blökend losziehen, um ihrem Schäfer Gerechtigkeit zu verschaffen - die Geschichte setzt mit jedem Kapitel immer mal wieder einen drauf. Dabei fand ich unglaublich gut gelungen und glaubhaft, wie Leonie Swann ihren Lesern die Gefühlswelt, die Ansichten, sogar die Mythen und Aberglauben ihrer Schafe nahebringt.

 

Denn natürlich sehen Schafe die Welt nicht so wie wir Menschen! Das ist oft zum Schreien komisch, hat aber auch Momente, die nachdenklich machen oder bestürzen, wenn zum Beispiel ein Schaf zum ersten Mal im Leben begreift, dass ein Metzger Schafe tötet, damit Menschen sie essen können...

 

Die Autorin stellt Vorstellungen, die Menschen über Tiere haben, manchmal auch auf den Kopf:

 

Zitat:
»Menschen haben keine Seele. Keine Seele, kein Geist. So einfach ist das.« »Wie kannst du so etwas sagen«, protestierte Moppel. »Wir wissen doch gar nicht, ob Menschen auch eine Seele haben. Es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber möglich ist es.«

 

Ich habe die gesamte Herde schon nach kurzer Zeit fest ins Herz geschlossen, mit all ihren Stärken und Schwächen. Jedes Schaf ist ein liebenswertes Unikat, und ich war fast ein bisschen traurig, dass ich keine Miss Maple und keinen Mopple in meinem Garten grasen habe...

 

Der Schreibstil hat mich ebenfalls voll überzeugt, denn er beherrscht viele Facetten. Nur weil es ein witziges Buch ist, heißt das nicht, dass es nicht manchmal auch ein dramatisches, trauriges oder philosophisches Buch sein kann, und Leonie Swann variiert Tonfall und Atmosphäre entsprechend.

 

Zitat:
»Wollt ihr denn gar nicht wissen, woran er gestorben ist?«
Sir Ritchfield sah sie erstaunt an. »Er ist an dem Spaten gestorben. Du hättest das auch nicht überlebt, so ein schweres Eisending mitten durch den Leib. Kein Wunder, dass er tot ist.« Ritchfield schauderte ein bisschen. »Und woher der Spaten?«
»Jemand hat ihn hineingesteckt.« Für Sir Ritchfield war die Sache damit erledigt (...).

 

Besonders der Humor war genau mein Geschmack: oft trocken, oft zum laut Losprusten, manchmal böse, aber in meinen Augen nie platt. Aber ich vermute, dass der Humor der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist! Wer mit dem Humor nicht warm wird, für den ist das Buch wahrscheinlich nichts, aber das lässt sich ja durch Lesen der Leseprobe schnell feststellen.

 

Der eigentliche Kriminalfall ist auf absonderliche Weise spannend. Denn die Schafe haben wirklich keine Ahnung, wie Menschen denken, und ziehen deswegen oft die völlig falschen Schlüsse! Dennoch kann sich der Leser so nach und nach zusammenreimen, was passiert ist, und dennoch kommen die Schafe mit ihren Ermittlungen immer irgendwie weiter. Das muss eine Autorin auch erstmal schaf(f)en: auf tausend falschen Wegen zum Ziel.

 

Fazit:
Ein Haufen Schafe zieht los, den Mord an ihrem Schäfer aufzuklären, und sie entdecken dabei Erstaunliches über die Menschen, die offensichtlich noch dümmer und merkwürdiger sind, als sie immer schon gewusst haben. Das Buch hat mich wunderbar unterhalten, ich habe oft gelacht - und dennoch hat es mich auch manchmal gerührt und zum Nachdenken angeregt.

 

Das Buch stand lange Zeit ungelesen in meinem Regal - und das würden die Schafe von Glennkill sicher als weiteren Beweis für die Dummheit der Menschen sehen.

Source: mikkaliest.blogspot.de/2016/06/glennkill-band-1-von-leonie-swann.html
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text 2015-09-02 21:56
Owce jak ludzie
Sprawiedliwość owiec - Leonie Swann

Kiedy myślę o fabule tej książki, cały czas przed oczami mam soczyście zieloną łąkę, na której skraju znajduje się ostry klif z rozbijającym się o niego morzem u dołu.  Jest jeszcze mała chatka/barak, mały ogródek i kilkanaście białych owieczek. I to wszystko.

 

I owce rozmawiają: czasami do złudzenia przypominają ludzi, ale narrator nieustannie przypomina, że ludźmi nie są, zaznaczając skrupulatnie, w którym momencie zaczynają żuć trawę (moje ulubione fragmenty).

 

Jest intryga i moje osobiste upodobanie - przecudownie przerysowane postacie. Owce nazywają księdza Bogiem, bo często słyszały, że to słowo pojawiało się w jego pobliżu. Często informują czytelnika, czym pachnie (bądź cuchnie) pojawiająca się na scenie postać, bo mają o wiele wrażliwsze (od nas) nosy. Całość tworzy zabawną opowieść z poważniejszymi rzeczami w tle.

 

 

 

***

Wczesnymi rankami pachnie jesienią.

Inna część miasta; wróciłam na stare miejsca; w nowym domu wciąż czuję się jak na wakacjach. Tęsknię do tego, co zostawiłam. To drugie najgorsze uczucie, zaraz po dojmującym żalu. 

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review 2015-07-30 15:26
"Sprawiedliwość owiec" Leonie Swan
Sprawiedliwość owiec - Leonie Swann

Co możecie powiedzieć o owcach? Że są to zwierzęta stadne. Że jak jedna ruszy, to pozostałe bezmyślnie podążają za nią. Że w sumie to nie są one zbyt bystre. Jeżeli takie były wasze pierwsze myśli to musicie zweryfikować swoje poglądy. Zapomnijcie o wszystkich dotychczasowych doświadczeniach, ponieważ za chwilę poznacie naprawdę niezwykłe stado.

 

Stado straciło pasterza Georga. Straciło go definitywnie, ponieważ będąc przebity szpadlem nie nadaje się do pełnienia swoich obowiązków. Zamiast jednak popaść w bezmyślność postanawiają uczcić jego stratę. I robia to najlepiej jak potrafią, mianowicie wydzielają fragment pastwiska na którym nie będą się paść. Jednak to nie wystarcza. Postanawiają również odnaleźć zabójcę Georga i wymierzyć mu sprawiedliwość. Na czele z najmądrzejszą owcą w Irlandii, Panną Maple, chodzącym bankiem wspomnień Białym Wielorybem, przewodnikiem stada Sir Ritchfieldem oraz niezwykłym czwororożnym czarnym baranem z przeszłością Otellem rozpoczynają śledztwo, które przerywają tylko w tak ważnych momentach jak popas i sen.

 

Brzmi jak opowiastka dla dzieci? Może tylko na początku. Ale już po kilkunastu stronach jesteśmy pewni, że dostaliśmy kryminał z filozoficzną nutką. Sam wątek zabójstwa i poszukiwanie sprawcy jest juz wystarczająco zajmujące, natomiast wstawki jakie otrzymujemy od owiec bywają bezcenne. Jest to bowiem trochę Orwellowskie spojrzenie na ludzi, ale z boku. Oczami zwierząt, które nie znając ludzkich standardów mogą nas ocenić z boku całkowicie obiektywnie. Same owce są tu dodatkowo tak bogate symbolicznie, że ciężko powiedzieć, czego nie przedstawiają. Są sumieniem, zemstą, bezpieczeństwem no i oczywiście sprawiedliwością. A jedna z nich bardzo często przypominała mi nordyckiego boga Odyna. Do tego dorzucona garść humorystycznych scen, które bardzo umilają lekturę i sprawiają, że nie jesteśmy ciagle skupieni na rozszyfrowywaniu symbolizmu w powieści. Bo czy zawsze musi być jakieś drugie dno? Kto chce powieść detektywistyczną ten ją otrzyma. A kto chciałby przemyślenia na temat Boga i egzystencji, to również je znajdzie, jeśli troszkę poszuka. Dla każdego coś miłego

 

"Sprawiedliwość owiec" do bardzo dobra powieść, którą można rozumieć na kilka sposobów. Jest to bardzo solidna humorystyczna ksiażka detektywistyczna z bonusem. nie każdy musi z niego skorzystać, ale myślę, że warto. Polecam :)

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review 2015-05-12 11:35
Dunkelsprung
Dunkelsprung: Vielleicht kein Märchen - Leonie Swann

Story:

Nach dem plötzlichen Frosttod seiner kleinen Floh-Darsteller und einem ungewollten Beinah-Selbstmord nimmt das Leben des Flohzirkusdirektors und Goldschmiedemeisters Julius Birdwell eine rasante Wendung. Nicht nur verspricht er einer Nixe als Gegenleistung für seine Rettung aus den Fluten der Themse ihre Schwester aus den Fängen des Magiers Fawkes zu befreien, er stolpert auch über die geheimnisvolle Elisabeth Thorn, die seine Flöhe wiederbelebt, Hörner hat und ebenfalls ein Hühnchen mit dem Magier zu rupfen hat. Nach und nach wird klar, dass in den Schatten Londons weitere seltsame Kreaturen leben und Julius in ein Abenteuer stolpert, das weit größer ist, als es den Anschein hat. Zu ihm stößt der verrückte Privatdetektiv Green, der den seltsamen Legulas mit sich spazieren trägt und sich in Elisabeth verliebt. Gemeinsam kommen sie der Wahrheit um Fawkes auf die Schliche und entdecken Wesen, die es eigentlich nur in Märchen geben sollte …


Eigene Meinung:

Mit den Schafkrimis "Glenkill" und dem Nachfolger "Garou" gelang der Autorin Leonie Swann auf Anhieb ein weltweiter Erfolg. Nun erschien beim Goldmann Verlag der langersehnter dritte Roman der deutschen Autorin; dieses Mal handelt es sich um ein Urban Fantasy-Buch, das den Leser ins London der heutigen Zeit entführt. Damit betritt Leonie Swann eine gänzlich neue Plattform und versucht sich als Fantasy-Autorin einen Namen zu machen.

 

Dieser Sprung ins neue Genre gelingt ihr leider nur bedingt, was vor allem daran liegt, dass die Geschichte ungemein verworren und chaotisch aufgebaut ist. So braucht der Leser die Hälfte des Buches, um wirklich in die Handlung von "Dunkelsprung" einzutauchen. Seien es die skurrilen Figuren, die Sprünge in den Perspektiven oder die Logiklöcher - sie erschweren den Einstieg und das Lesen, machen es schwer sich mit den Charakteren zu identifizieren. So bunt und interessant die Welt im Hintergrund ist, sie bleibt ungemein blass, bekommt keinen Farbe und keinen Tiefgang. Dabei sollte die Feenwelt, um die es geht, zwar skurril und schwer greifbar, aber auch bunt und lebendig sein. Sie kommt zu kurz, da es an Erklärungen mangelt, ist aber gleichzeitig in ihrer Form zu ausführlich und ausufernd, da es zu viele Charaktere, Lebewesen und Perspektiven gibt.

 

Leonie Swann verschenkt eine Menge Potenzial, denn der Roman wirkt eher wie eine Ansammlung an Ideen und genialen Einfällen, die nicht zu Ende gedacht und zusammengeführt werden. Die Welt der Feen fügt sich nicht in die Realität ein, London wirkt ebenso wenig greifbar, wie die Figuren. Im Vergleich dazu ist die "Die Flüsse von London"-Reihe, die ebenfalls in der Hauptstadt Groß Britanniens spielt und in der man auch den fantastischen Wesen der Feenwelt begegnet, wesentlich gelungenere Urban Fantasy Lektüre.

 

Die Charaktere können leider ebenso wenig überzeugen, wie die verworrene, unzusammenhängende Geschichte. Seien es Julius Birdwell und seine Flöhe, der Privatdetektiv Green und sein Alter-Ego Black, die geheimnisvolle Elisabeth Thorn und all die bunten Charaktere - sie bleiben unheimlich blass und sind nur schwer zu greifen. Der Funke springt einfach nicht über, was vor allem daran liegt, dass dem Leser der "Normalo" fehlt - wirklich alle Charaktere sind speziell. Es scheint niemanden zu geben, der die Ereignisse skeptisch beobachtete und bewertet. Julius ist überraschend schnell mit von der Partie, wenn man bedenkt, dass er vor den ehemaligen Ganoven-Kollegen seines Großvaters Angst hat; der seltsame Legulas, den Green bei seinen Recherchen aufstöbert, scheint für ihn ebenso normal zu sein, wie Baum-Labyrinthe und gehörnte Frauen. Sicher wird das erklärt, aber man kann es einfach nicht (be)greifen. Die Autorin verliert den Leser bereits am Anfang und schafft es erst zum Ende hin, ihn wieder abzupassen und mitzunehmen.

Von den vielen Nebenfiguren, wie Rose und Emily, die wichtig erscheinen und dann plötzlich von der Bildfläche verschwinden, oder wichtigen Gegenständen und Ereignissen, die plötzlich vergessen werden, will ich gar nicht erst anfangen. Es funktioniert nicht - Leonie Swann gelingt es nicht den Leser zu packen und in ihre Fantasywelt zu entführen.

 

Auch stilistisch bereitet "Dunkelsprung" dem Leser Probleme. Die Geschichte besticht durch viele Zeitsprünge, Perspektivwechsel und Ungenauigkeiten. Am schwersten ist es, der Handlung aufgrund der unterschiedlichen Handlungsträger zu folgen - Leonie Swann erzählt vorwiegend aus Birdwells und Greens Sicht, aber auch Elisabeth und die Flöhe kommen zu Wort. Selbst Fawkes, dessen Passagen als einzige im Präsens geschrieben sind, lernt der Leser kennen, ohne dass man wirklich eine nähere Bindung zum Antagonisten aufbaut.

 

Dabei ist Leonie Swanns Stil nicht schlecht: bildgewaltig, leicht philosophisch und durchaus fesselnd - wer "Glenkill" und "Garou" kennt, weiß um die vielen Perspektivsprünge die es in den Schafkrimis gibt. Dieses Mal gelingt es ihr allerdings nicht, dem Buch eine gewisse Dreidimensionalität zu verleihen. Stattdessen stiftet die Autorin Verwirrung und machte es schwer dem roten Faden zu folgen. Auch fehlen Erklärungen, Hintergrundbeschreibungen und oftmals die Logik, um das Buch wirklich zu genießen. Es könnte viel mehr sein, wenn sich Leonie Swann auf einen Charakter konzentriert und die Handlung dieses Mal aus einer Sicht erzählt hätte.


Fazit:
"Dunkelsprung“ von Leonie Swann ist ein ambitioniertes, in den Grundzügen spannendes Buch, das jedoch den Leser schon am Anfang verliert und über weite Teile nicht fesseln kann. Die Geschichte ist zu unausgegoren und unlogisch, das im Klappentext zitierte Märchen ist überhaupt nicht vorhanden und die Charaktere sind zu skurril, chaotisch und blass, um beim Lesen Halt zu geben. In Kombination mit den Perspektivsprüngen und dem teils schwer lesbaren Schreibstil, kann Leonie Swann mit ihrem Urban Fantasy nur schwer überzeugen. Schade – Fans der Schafkrimis sollten eher bei den sympathischen Helden aus „Glenkill“ und „Garou“ bleiben, versierte Fantasy-Leser einen Blick in die Leseprobe werfen.

 

Diese Rezension erschien im Original auf "Splashbooks"

Source: www.splashbooks.de/php/rezensionen/rezension/21806/dunkelsprung
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