logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: Therapie
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2018-08-15 11:21
Willkommen bei der skurrilsten Selbsthilfegruppe der Welt
We Are All Completely Fine - Daryl Gregory

„We Are All Completely Fine“ von Daryl Gregory hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Es erschien 2014, ein Jahr, bevor Gregory den lovecraftischen Horror-SciFi-Fantasy-Young Adult-Roman „Harrison Squared“ veröffentlichte. Diese Veröffentlichungsreihenfolge entspricht allerdings nicht der Reihenfolge, in der Gregory die Bücher geschrieben hat. „We Are All Completely Fine“ entstand nach „Harrison Squared“ und hätte ohne den YA-Roman wohl nie das Licht der Welt erblickt. In diesem geht es um den jungen Harrison, der seine Stadt Dunnsmouth vor einer Monsterinvasion retten muss. Nachdem er diese Geschichte abgeschlossen hatte, fragte sich Gregory, welche Konsequenzen sie für seinen Protagonisten haben könnte. Wie schlüge sich Harrison als Erwachsener? Garantiert wäre er traumatisiert, müsste Psychopharmaka schlucken und eine Therapie absolvieren. Was wäre, wenn es allen Held_innen von Monster- und Horrorgeschichten so erginge? Was wäre, wenn sie einmal die Woche zusammenfinden würden – in einer Selbsthilfegruppe?

 

Wir treffen uns einmal die Woche: Harrison, Barbara, Stan, Martin, Greta und die Leiterin unserer Gruppe, Dr. Jan Sayer. Wir alle haben Schreckliches erlebt. Wir tragen Wunden, Narben und unser ganz privates Trauma mit uns herum. Niemand glaubte uns. Man erklärte uns für verrückt, geistesgestört, psychotisch. Erst Dr. Jan hörte uns zu und gab uns einen sicheren Ort, um über unsere Erfahrungen zu sprechen. Wir sind die exklusivste Selbsthilfegruppe der Welt. Wir wurden vom Unnatürlichen berührt. All die Menschen, die an unseren Geschichten zweifeln, sollten sich eins fragen: was wäre, wenn sie wahr sind?

 

Ich liebe Autor_innen, die den Mut aufbringen, eine völlig absurde Geschichte lässig zu erzählen und ihre Leser_innen im Brustton der Überzeugung vor vollendete Tatsachen zu stellen. Mit „We Are All Completely Fine“ sucht Daryl Gregory die Konfrontation mit seinem Publikum. Er präsentiert eine komplett abgedrehte Szenerie und überlässt es seinen Leser_innen, aus den Fakten eine kohärente Geschichte zu formen. Er schubste mich in die Handlung hinein und erwartete von mir, mich selbst zurechtzufinden. Er hielt es nicht für nötig, irgendetwas zu erklären – er stellte die Weichen, damit ich selbst Erklärungen finden konnte. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, mich auf dieses Konzept einzulassen. Ich fand es toll, dass Gregory durch seine selbstverständliche, entschiedene Zurückhaltung immensen gedanklichen und emotionalen Spielraum ermöglichte. Er zwang mir nichts auf, keine Schlussfolgerungen, keine Interpretationen. Er ließ mich einfach machen. Ich konnte vollkommen selbstbestimmt, ja geradezu emanzipiert lesen und die Handlung von „We Are All Completely Fine“ erleben, wie es mir passte. Und die hat es in sich, eine stimulierende Mischung aus oberflächlichem Wahnsinn und nachdenklicher Tiefe. Im Mittelpunkt stehen die Biografien von sechs Menschen, die ihre Begegnungen mit dem erschreckenden Unnatürlichen traumatisiert überlebten und nun versuchen, ihre Traumata durch eine Selbsthilfegruppe zu überwinden. Ich musste mich unwillkürlich fragen, was es hieße, hätten all die Menschen, die behaupten, Kontakt mit dem Übernatürlichen, Fantastischen und Überirdischen gehabt zu haben, keine Wahnvorstellungen. Angenommen, sie sagten die Wahrheit, wurden wirklich von Außerirdischen entführt oder von Monstern verfolgt – was bedeutete das für unsere Wahrnehmung der Realität? Die unfreiwillige Korrektur ihres Weltbildes spielt im Aufarbeitungsprozess der Figuren eine fundamentale Rolle. Sie müssen nicht nur verkraften, was sie physisch durchlitten, sie müssen auch lernen, diese neue, alternative Wirklichkeit zu akzeptieren. Dabei gehen sie ganz unterschiedlich vor. Obwohl sie alle auf ähnlich verstörende Erfahrungen zurückblicken, verarbeiten sie ihre Erlebnisse äußerst individuell. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie viel diebische Freude es Daryl Gregory bereitet haben muss, diese sehr verschiedenen Persönlichkeiten in einen Raum zu sperren und sie zur Interaktion zu zwingen. Die Selbsthilfegruppe ist ein Experiment, sowohl für den Autor, als auch für die Figuren, die passend zu ihren Charakteren mal mehr, mal weniger bereit sind, ihre Geschichten preiszugeben. Gregory beweist erneut vornehme Zurückhaltung und nötigt sie nicht, mehr zu erzählen, als sie möchten. Er offenbart nichts, was sie nicht selbst berichten, wodurch es für mich umso spannender war, ihre Biografien langsam und Stück für Stück ans Licht zu bringen. Ich hatte das Gefühl, dass er sich in der Rolle des Erzählers stark mit der Gruppe identifiziert, ein Eindruck, der durch seinen ungewöhnlichen Erzählstil unterstützt wurde. Der Erzähler spricht von sich oft als Teil der Gruppe, bleibt die ganze Handlung über jedoch anonym und taucht in den Sitzungsbeschreibungen nicht auf. Aber wenn er teilnimmt, ohne physisch anwesend zu sein, wer erzählt dann da eigentlich? Daryl Gregory beantwortete diese Frage in einem Interview – ich werde euch die Antwort allerdings nicht verraten. Wo bliebe sonst der Spaß? ;-)

 

„We Are All Completely Fine“ ist ein köstliches Vergnügen, voller Wahnsinn, Absurdität und philosophischem Surrealismus. Die Lektüre erfordert einen wachen, aufgeschlossenen Geist und die Bereitschaft, ein unkonventionelles Experiment zu wagen, ohne jede Kleinigkeit zu hinterfragen und auf explizite Erklärungen zu warten. Ich warne euch, es wird seltsam, fantastisch, abgefahren und manchmal sogar ein bisschen beängstigend. Daryl Gregory mag es extrem und schreckt vor Brutalität nicht zurück. Der Trick ist, hinter die schrillen, nervenaufreibenden Szenen zu blicken und auf die Bedeutung der stillen, nachdenklichen Momente zu achten. Wer sich auf diese Herangehensweise einlassen kann, wird ein einzigartiges Abenteuer erleben – mit der skurrilsten Selbsthilfegruppe aller Zeiten.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/08/15/daryl-gregory-we-are-all-completely-fine
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2016-12-16 12:58
Alles so leicht - Mag Haston
Alles so leicht - Meg Haston,Natalie C. Sousa,Alexandra Ernst
Hallo, mein Name ist Stevie und ich habe einen Plan. Ich hungere mich zu Tode. Denn ich bin Schuld am Tod meines Bruders, ich hab ihn umgebracht darum verdiene ich es nicht zu leben. Ja, das ist mein Plan, auch wenn es mein Vater zu verhindern sucht in dem er mich in ein Therapiezentrum steckt. Ich werde schon eine Lösung finden um mein Vorhaben umzusetzen... 
 

Der Anfang...

Noch siebenundzwanzig Tage bis zur Freiheit, und ich bin gefangen in einem Blechkasten mit grau bezogenen Sitzen und den künstlichen Pina-colada-Gestank eines Wunderbaumes, der am. Rückspiegel baumelt. 
Josh - Verzeihung! Joshua - würde mich vermutlich ein hysterisches Huhn nennen. Manchmal stelle ich mir vor, wie er solche Dinge sagt. Es ist nicht so, dass ich seine Stimme höre oder er mir im Traum erscheint oder irgend so ein Quatsch. Aber wenn ich ganz still bin, kann ich beinahe - nur beinahe - die Worte verstehen.
 

Meine Gedanken zum Buch

Ich wurde auf das Buch aufmerksam weil es bei uns auf der Arbeit als Leseex. bei den Jugendbüchern stand. Einfach weil mir das Cover gleich ins Gesicht sprang. Ich mag solche Buchumschläge die so minimalistisch sind. Die Deutsche Ausgabe des Cover gefällt mir ein kleinen ticken besser, auch wenn es nur minimal vom Original abweicht. Der Titel ist dafür ganz anders. "Alles so leicht" Gefällt mir dieses mal bei weitem besser, irgendwie. Den "Paperweight"kann ich so gar nicht mit der Geschichte in Zusammenhang bringen. Wirklich. Als ich den gelesen habe sah ich so aus
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2015-06-12 10:07
Silver Linings - Geschichte eines schmervollen Abschieds
Silver Linings - Matthew Quick
Endlich bin ich draussen. Draussen, weg von diesem schlimmen Ort. Meine Mutter hats es geschafft, ich darf endlich wieder nach Hause. Ich hoffe so sehr das die "Auszeit" bald vorbei ist, denn ich hab die letzten Monate so hart an mir gearbeitet. Ich möchte Nikki endlich wieder sehen, einen Neuanfang mit meiner Frau starten. Ihr zeigen das ich mich geändert habe und ich ihr jetzt ein besseren Ehemann sein werde. Sogar abgenommen habe ich, jeden Tag hab ich Stunde um Stunde trainiert. 
 
Wird mein Lebensfilm endlich das Happy End erfahren auf das ich mich so lange vorbereitet habe? Die Monate an diesem schlimmen Ort dürfen einfach nicht um sonst gewesen sein. 
 
Mein Name ist Pat und ich will um meine Frau, meine Ehe kämpfen... 
 
Erster Satz:
Ohne aufzuschauen, weiss ich, dass Mom mal wieder einen ihrer Überraschungsbesuch macht.
 

Meine Meinung

Kaum auf dem "dringen-lesen-Sub" schon gelesen *gg* Der SuB am Samstag, scheint wirklich zu helfen ;) Aber nun zum Buch... 
 
Erst möchte ich den Titel etwas näher betrachten, denn Silver Linings, also den helleren Rand der Wolken, die als Hoffnungschimmer für Pat stehen, kenn ich so nicht. Ich kenne zwar den Silberstreifen am Horizont. Aber das war mir neu. Aber egal, es ist die Metapher für Hoffnung und das passt zum Buch sehr wohl. Das Cover find ich erfrischend, Hehlblau nur der gelben Sonne. Trotz den beiden Wolken die grade abregnen, kommt mir das Cover nicht bedrückend vor. Also mir gefällt's. 
 
Der Schreibstil von Matthew Quick ist schlicht und flüssig zu lesen. Man kommt gut voran. Ich war überrascht wie schnell mich die Geschichte rein gezogen hat. Ich weiss nicht was ich gedacht habe, ich hatte einfach angst das es so eine Geschichte ist die sich irgendwie in die Länge zieht, da es einige Stimmen gab die das Buch nicht grade berauschend fanden.
 
Warum geht's denn eigentlich? Nun, es geht um Pat, er ist 34 und die Geschichte beginnt an dem Punkt als er endlich die die psychiatrische Klinik verlassen kann. Seine Mutter holt ihn ab und nimmt ihn mit nach hause, denn ab nun soll er fürs erste bei ihnen Wohnen. Denn Pat kann nicht nach Hause, denn er ist einstweilen von seiner Frau getrennt, eine Auszeit haben die beiden beschlossen. Doch Pat weiss bis auf das nichts mehr. Er hat's ein Gedächtnis verloren, er weiss nicht mehr was passiert ist, er weiss nur das er alles machen wird um sich zu ändern. Um ein besseren Ehenmann zu werden als das er vor der Auszeit war. Er kämpft um seine Frau Nikki, und um ihre Ehe. 
 
Alle Freuen sich das er endlich wieder zu hause ist, sein Bruder, seine Mom, sein Freund und sogar dessen Frau. Und doch scheint etwas in der Luft zu liegen das irgendwie nach Angst riecht. Irgendwie scheinen alle wie auf Eiern zu laufen um Pat ja nicht auf zu regen. Pat merkt das und fragt sich was los ist. Er merkt instinktiv das da was nicht stimmt das gewisse Dinge nicht ausgesprochen werden, aber er weiss nicht was. 
 
Sein neues Leben beginnt also jetzt als er bei seinen Eltern wieder einzieht. Das wie folgt aus sieht; Aufstehen, Krafttraining, Joggen, Essen, Footbal, Kraftraining, Joggen und schlafen. Freitags Therapiestunden. Oberflächlich gesehen scheint das eine total langweilige Geschichte zu sein, das hab ich nämlich nicht nur zu hören sondern auch ab und an mal gelesen aber irgendwie haben diese Menschen wohl nicht in die tieferen Schichten abtauchen können. Denn die Routine mit dem Kraftraining ist für Pat nicht nur eine Art Stress abzubauen, sondern es ist eine Art Verdrängungmechanismus, er hilft ihm der Wahrheit ins Auge zu sehen, denn damit kann er sein Wunschdenken aufrechterhalten. 
 
Das gelingt ihm über die Jahre so gut, das er wirklich daran glaubt das er seine Frau Nikki zurück gewinnen kann. Doch alles scheint nach und nach zu bröckeln als Tiffany, die Schwester der Frau seines alten und auch neuen Freund Ronni in sein Leben tritt. Tiff ist so anders, so verrückt das Pat echt mühe hat. Sie scheint ihn zu verfolgen. Als das ganze dann soweit geht das sie immer schweigend hinter ihm her joggt weiss er noch nicht das sie eine bedeutende Rolle darin spielen wird, wie sein Lebensfilm zu Ende gehen wird.
 
Der Autor hat es wirklich gut hinbekommen die verschriendenen Charakteren glaubhaft rüber zu bringen. Natürlich in erster Linie Pat, er tut mir unendlich Leid. Er hat so viel verloren und alle tanzen um ihn rum wie auf rohen Eiern nur aus Angst ihn wieder Jahre zurück zu werfen. Jetzt wo sie doch so glücklich sind das er wieder da ist. Seine liebende und aufopfernde Mutter, die alles für ihn tun würde, und ihn auch anlügt oder besser, ihm Dinge vorenthält. 
 
Da wär aber auch noch sein Vater, der alles andere als erfreut scheint ihn wieder zu Hause zu haben, denn er ignoriert in. Ein echtes Arschloch. Er scheint sich für was besseres zu halten aber sie scheinen sich ähnlicher zu sein als es ihm lieb ist. Nur die Leidenschaft zum Footbal lässt die das Eis schmelzen, doch das ist jeweils nur von kurzer Dauer. 
 
Dann sein Bruder und Ronni, die beiden Männer sich wirklich auch um ihn kümmern, bedingungslos. Was nicht nur Pat gut tut. Und natürlich Tiffany, die verrückte, verkorkste Schwägerin von Ronni. Sie wird Pat's Leben ziemlich aufmischen. Was Pat alles andere als prickelnd findet, doch Tiff hat eine ebenso schwere Zeit hintersich wie Pat, und so scheint es gar nicht mal so abwägig das Ronnie die beiden verkuppeln will. 

Die Geschichte hat mehr zu bieten als das was einige denken das sie ist. Es ist eine Geschichte über Verluste, Verdrängung, Trauer und Wut aber auch der Freundschaft, der bedingungslosen Liebe und Hoffnung. Pat und Tiff gehen den selben weg, sich suchen sich selber. Nach dem tragischen was sie erfahren haben, nach dem sie zersplittert sind, müssen sie sich neu finden, sich neu erfinden. 
 
Ob es ihnen gelingt oder ob sie wieder an dem ganzen zerbrechen werden sie wohl erst erfahren wenn sie den Weg zu ende gegangen sind. 
 

Mein Fazit

Eine traurig, tragische Geschichte mit einem Silberstreifen am Horizont
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2015-06-07 19:18
Kreisverkehr - Der 2. Fall von Hepp
Kreisverkehr: Das 2. Hepp-Buch (Hepp-Roman) - Frank Köhnlein
Stell dir vor du bist Kinder- und Jugendpsychiater, du bist grade in einer Therapiestunde, in der deine 14 jährige Patientin plötzlich meint dir auf den Schoss sitzen zu müssen. Das ist ja schon schlimm genug, jetzt stell dir vor, in diesem Moment kommt die Mutter rein, und deine Patientin sagt; "Zum Glück bist du gekommen, Mami"! Ja, du sagst jetzt sicher das ist unangenehm aber das kann man doch sicher regeln. NEIN, kann man nicht, denn es wird noch viel schlimmer, denn die Mutter ist die Frau des Polizeipräsidenten. Was das bedeutet, kann man sich jetzt sicher vorstellen. 
 
Du kannst sicher schon die Schlagzeilen sehen! ICH AUCH!! 
 
Da nützt es auch nichts das ich vermute das dieses Schosssitzen was zu bedeuten hat. Das mir Lydia damit was sagen will, denn ihr und mir wird der Kontakt von ihren Eltern untersagt. Und welcher gesunde Mensch legt sich schon mit dem Polizeipräsidenten an? Eben! Doch ich bin wie ich bin, ich mach mir dennoch ständig Gedanken dazu. Was werde ich da wohl aufdecken, welche Leichen liegen denn da im Keller?!
 
 
Erster Satz:
Im Nachhinein konnte der Hepp das gar nicht so genau sagen, wie es dazu gekommen war.


Meine Meinung

Erstmal danke an den Wörteseh Verlag für die Bereitstellung dieses tollen Buches. Ich habe einiges erwartet, aber nicht dass!
 
Aber jetzt erst mal von Anfang an. Der Titel ist ja schon speziell, aber wer das Buch liest wird schnell rausfinden was es mit diesem auf sich hat. Also, es passt ;) Das Cover Zeigt einen Ausschnitt eines Mannes der einen Anzug trägt, ich nehme jetzt mal an es soll Hepp sein, wobei ich mir das nicht wirklich vorstellen kann, denn Dr. Paul Hepp seh ich jetzt wirklich nicht in einem so geschniegelten Anzug. Eher so in der Richtung Inspektor Columbo. 
 
Was den Schreibstil betrifft, ich studiere schon das ganze Buch über wie ich den benennen oder beschreiben soll. Es fällt mir wirklich schwer. Einerseits ist es erzählerisch aus der Sicht einer 3. Person geschrieben, dann wieder könnte man meinen Hepp selber spricht über sich in der dritten Person. Speziell aber interessant. Ich hab auf alle Fälle noch nie ein Buch gelesen das diese Art des Erzählens verwendet. Auch die Satzstellungen sind manchmal andres, als würde ein Kind was erzählen. Und doch ist es nicht langweilig, im Gegenteil es ist spannend und vor allem witzig. Der Humor ist sehr intelligent. Und Frank Köhnlein packt so viel psychologisches Wissen in den Roman, aber ohne das man sich dumm vor kommt, denn sogar ich versteh was er meint. Wer könnte einem die menschliche Psyche und das Verhalten denn besser erklären als ein Kinder- und Jugendpsychologe? Welcher zudem noch Spezialist ist für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen und auch noch für den Kinderschutz tätig ist.
 
Für mich selber war der Schreibstil anstrengend, einfach weil ich als Legasthenikerin schon mühe habe mit den gewohnten Schreibstilen, doch ich bin froh hab ich das Buch dennoch gelesen. Es dauerte etwas länger, weil ich öfters mal hängen geblieben bin, und ich höffters Pause machen musste, aber das hat dem ganzen keinen Abbruch getan.
 
Aber nun zur Geschichte. Sie dreht sich um Lydia. Seine 14 jährige Patientin, die mit 450 Gramm Hasch erwischt wurde. Nun etwas komplizierter ist es schon. Denn zur Geldbusse und im Altersheim in der Küche aushelfen, hat der Jugendstrafanwalt auch noch dafür gesorgt das sie 40 Stunden zur Therapie muss. Und da landet sie jetzt bei Dr. Paul Hepp. Die Therapie nimmt seinen Lauf, wenn auch ein etwas ungünstigen für Hepp. Denn Lydia setzt sich ganz spontan auf Hepps Schoss, und in dem Moment kommt die Mutter und Ehefrau des Polizeipräsidenten rein. Und was sagt da Lydia? Zum Glück bist du gekommen, Mami! Und auch wenn wir Leser wissen das es nicht gewollt war vom Hepp, die Mutter hat natürlich was ganz anderes hineininterpretiert und so wurde es dem Hepp und der Lydia untersagt je wieder Kontakt zu halten. 
 
Nur das Hepp natürlich Lydia nicht vergessen hat oder besser gesagt ignorieren konnte. Denn er wusste das da was nicht stimmt. Ein Mädchen setzt sich doch sicher nicht einfach so auf den Schoss eines Erwachsenen! Sie wollte ihm sicher etwas damit sagen, nur was? Und so beginnt der Kreisverkehr in seinem Kopf während er immer mal wieder im Kreisverkehr fährt um verschiedene Ausfahren zu überdenken, das hilft ihm nämlich. Und je mehr er sich mit dieser Frage, mit der Familie, auseinander setzt, wird ihm wieder Mal klar das nach aussen hin die Fassanden immer schön gepflegt erscheinen, drinnen aber der total Abbruch herrscht.... 
 
Wer einen typischen Krimi erwartet wird enttäuscht. Die Geschichte ist weder rasant, noch brutal und wendereich, sondern entschläunigt, leise, witzig und dennoch dramatisch. Kein Mainstream, würde ich sagen. Das dramatische an der Geschichte ist, das sie genau so passieren kann. Oder vielleicht auch ist. Denn Frank Köhnlein verarbeitet so seine Erfahrungen mit den Kindern und Jugendlichen, sicher, er schreibt die Geschichten um, Namen werden verändert und Orte und dergleichen, aber die Grundgeschichte, bleibt. Geschichte die man so sonst, wenn überhaupt, nur in der Zeitung liest. Aber sicher auch vieles das man sich gar nicht vorstellen kann, oder besser gar nicht erst vorstellen will! Es sind tragische, traurige Ereignisse die so passieren. 
 
Dies ist der 2. Band der Hepp-Reihe. Ich hoffe Frank Köhnlein schreibt noch viele mehr! Denn ich finde es wichtig das man solche Dinge erfährt, denn sie sind Bestandteil unseres Lebens, unserer Gesellschaft und sollten nicht totgeschwiegen werden!
 

Mein Fazit

Ein wirklich aussergewöhnliches Buch, nicht nur was die Geschichte angeht, sondern auch wegen des Schreibstils. Spannend, witzig, entschläunigt und intelligent.
 
 
Like Reblog Comment
review 2015-02-11 20:41
Spannend, unterhaltsam, etwas schwaches Ende
Die Therapie - Sebastian Fitzek

Die 12-jährige Josy, Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwindet eines Tages unter mysteriösen Umständen. Es gibt weder Zeugen, noch Spuren oder eine Leiche. Ihr Schicksal bleibt ungewiss.

 

Vier Jahre später begegnen wir Viktor, der sich trauernd auf ein Ferienhaus auf Parkum zurückgezogen hat, um dort mit Hilfe eines Interviews endlich mit der Sache abzuschließen. Doch eine schöne Unbekannte, die von Wahnvorstellungen gequält wird, spürt ihn dort auf. In ihren Wahnvorstellungen erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso wie Josy spurlos verschwindet. Ohne es geplant zu haben, beginnt Viktor mit der Therapie, die nach und nach immer mysteriöser wird.

 

Meinung

 

Schreibstil

Fitzek schreibt wunderbar flüssig und locker. Er schafft es, immer wieder kleine Hinweise und Cliffhanger am Ende von Kapiteln einzubauen, die einen stetig bei Laune halten und bei mir dafür gesorgt haben, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Leider muss man ja auch mal schlafen. Er schafft es Personen, Umgebungen und Szenen detailreich und anschaulich zu beschreiben. Ich habe mich direkt gefühlt, als würde ich mit auf Parkum im Sturm gefangen sein.

 

Charaktere und Geschichte

Fitzek hat seien Charaktere sehr detailreich und authentisch gezeichnet. Viktor ist unser Hauptprotagonist, der auch die Geschichte erzählt. Er blieb aber trotzdem zum Teil etwas unnahbar, so richtig tief in ihn hineinblicken kann man nicht, was aber perfekt zu ihm und seiner Geschichte passt. Anna Spiegel ist sehr mysteriös und war mir von Anfang an nicht ganz koscher. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass sie wichtig ist und irgendwie das Zentrum der Geschichte.

 

“Und dann erzähle sie die schlimmste Geschichte, die Viktor je in seinem Leben zu hören bekommen sollte.” (S. 73)

 

Viel zur Geschichte will ich euch nicht verraten, denn es ist schwer, über Fitzek zu rezensieren, ohne zu spoilern. Josy, Viktors damals 12-jährige Tochter, verschwindet eines Tages spurlos aus der Praxis eines Allergologen. Es gibt keine Spuren und keine Zeugen und die Polizei ist sich sicher, dass sie entführt wurde. Jahrelang gibt es kein Lebenszeichen von ihr, aber auch die Leiche wird nie gefunden. Diese Ungewissheit treibt Viktor schließlich dazu, alleine nach Parkum zu fahren. Dort will er in Ruhe ein Interview zu diesen Geschehnissen und seinem Gefühlsleben beantworten, um endlich die Sache abzuschließen.

 

Doch dann tauch die unbekannte Anna Spiegel auf, die ihn anfleht, ihr zu Helfen. Seit vier Jahren praktiziert er nun schon nicht mehr als Psychiater, aber er redet trotzdem kurz mit ihr. Aufgrund eines schweren Sturms kann Anna nicht von der Insel weg und so fängt Viktor nun doch an, sie zu therapieren. Doch diese Therapie wird ganz anders, als er sich es hätte vorstellen können. Die Geschichte von Anna ist unfassbar und zeigt viele Parallelen zum Verschwinden von Josy. Viktor kann jetzt nicht mehr anders und will unbedingt die ganze Geschichte erfahren, die nach und nach immer mysteriöser, unheimlicher und gefährlicher für ihn wird.

 

“Und vielleicht hätte er sich umgedreht und die Gefahr etwas früher kommen sehen, vielleicht.” (S. 266)

 

Das Buch geht rasant los, direkt mit dem Verschwinden seiner Tochter. Es wird aus der Sicht von Viktor erzählt und in manchen Kapiteln wird angegeben, wie viele Tage es quasi noch bis zur Wahrheit sind. Wir treffen Viktor einmal im Jetzt, als er seine Geschichte Dr. Roth erzählt und dann in der Erzählung zu den Tagen auf Parkum, die fünf Tage vor der Wahrheit beginnt. Das Buch hat sich rasant entwickelt. Mit jeder Seite kamen neue Andeutungen, eine verwirrender und unverständlicher als die andere. An den Enden jedes Kapitels immer wieder Cliffhanger und Andeutungen, was für eine schreckliche Wahrheit Viktor bald erfahren wird und in was für eine Gefahr er sich bald bringt. Das hat mich tief in die Geschichte gezogen und dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum noch weg legen konnte. Ich war tatsächlich richtig wütend, wenn ich an sowas nebensächliches wie Schlaf denken musste. Allerdings fand ich, dass die Auflösung dann icht ganz so packen war, wie dadurch suggeriert wurde.

Nach zwei Abenden hatte ich das Buch dann auch schon fertig und war vom Ende unfassbar überrascht. Eigentlich von den beiden Enden, denn nach dem eigentlichen nimmt der Epilog noch mal eine komplett andere Wendung. Das ganze Buch über habe ich gerätselt und gerätselt und mit keinem von beiden habe ich gerechnet. Allerdings hat mir der Epilog nicht so wirklich gefallen, irgendwie war das zu viel, ohne ihn wäre das Ende perfekt gewesen.

 

Fazit

 

Fitzek hat mit Therapie ein spannendes Buch, mit detailreichen und authentischen Charakteren Geschaffen. Mich hat das Buch von vorne bis hinten gepackt und unterhalten. Ich mag es sehr, wenn ich immer wieder neu verwirrt werde und so nie auf die richtige Lösung komme. Das macht ein Buch für mich richtig spannend. Allerdings gibt es einen kleinen Punktabzug, da ich manche Szenen einfach zu detailreich fand, was zwischenrein das Lesetempo etwas gebremst hat und ich das zweite Ende, den Epilog, nicht wirklich mochte.

More posts
Your Dashboard view:
Need help?