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review 2024-02-06 20:35
Aufregung in der Zwischenwelt
Die sieben Monde des Maali Almeida - Shehan Karunatilaka

Colombo (Sri Lanka) im Jahr 1990: Malinda Albert Kabalana, genannt Maali Almeida, erwacht tot in einer himmlischen Einwanderungsbehörde. Der ehemalige Kriegsfotograf, Glücksspieler und promiskuitive Homosexuelle wurde nur 35 Jahre alt. Er wurde ermordet. Doch von wem? Das muss Maali in der Zwischenwelt herausfinden. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Und die Zeit arbeitet gegen ihn. Es bleiben ihm im Jenseits nur sieben Tage, um seinen Mörder zu ermitteln…

 

„Die sieben Monde des Maali Almeida“ von Shehan Karunatilaka, der mit dem Booker Prize 2022 ausgezeichnet worden ist.

 

Meine Meinung:

Die Struktur des Romans ist durchdacht und schlüssig. Die acht Teile sind in mehrere Kapitel gegliedert. Erzählt wird vorwiegend in der ungewöhnlichen Du-Perspektive.

 

Der Schreibstil des Romans ist dialoglastig. Die Sprache ist atmosphärisch und sehr bildhaft. Trotz der ernsten Themen ist der Erzählton zynisch-salopp und ein wenig frech. Das Glossar erklärt einige Namen und Begriffe, lässt für meinen Geschmack allerdings zu viele Lücken.

 

Was das Personal angeht, wirkt der Roman überfrachtet. Trotz der angehängten Personenübersicht fällt es bisweilen schwer, den Überblick zu behalten und die richtigen Beziehungen zuzuordnen. Im Mittelpunkt des Romans steht Maali, ein vielschichtig angelegter Antiheld.

 

Auf inhaltlicher Ebene ist die Geschichte bizarr, skurril und schrill. Bürgerkrieg, Korruption und allerlei Gräueltaten dominieren. Die fremde Geisterwelt sowie die politischen und gesellschaftlichen Umstände vor mehr als 30 Jahren in Sri Lanka erfordern viel Aufmerksamkeit beim Lesen. Darüber hinaus scheinen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie manchmal zu verschwimmen. Nicht alles ist daher leicht oder überhaupt verständlich für westliche Durchschnittsleserinnen und -leser. Wer sich trotzdem darauf einlässt, kann einiges aus der Lektüre ziehen.

 

Dank falscher Fährten und Wendungen wird der mehr als 500 Seiten umfassende Roman nicht langweilig. In der Mitte schwächelt die Geschichte zwar etwas. Besonders das erste und das letzte Drittel haben mich jedoch überzeugt. Sehr gespannt war ich auf die Auflösung und das weitere Schicksal des Protagonisten. Das Ende hat mich in beiden Punkten zufrieden gestellt.

 

Das farbenfrohe, außergewöhnliche Cover erregt Aufmerksamkeit und passt gut zum Inhalt. Das gilt auch für den deutschen Titel, der wortgetreu aus dem Original übersetzt ist („The Seven Moons of Maali Almeida“).

 

Mein Fazit:

Mit „Die sieben Monde des Maali Almeida“ ist Shehan Karunatilaka ein bunter, besonderer Roman gelungen. Eine herausfordernde, aber lohnenswerte Lektüre.

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review 2018-12-22 13:41
Tiggy, die Spirituelle
Die Mondschwester: Roman - Die sieben Schwestern 5 - Lucinda Riley,Sonja Hauser

Tiggy d'Aplièse und ihre fünf Schwestern wurden adoptiert. Doch ihre Herkunft ist ein Geheimnis, das ihr Adoptivvater Pa Salt bis zu seinem mysteriösem Verschwinden vor ihr verborgen hat. In diesem fünften Band der Sieben-Schwestern-Reihe geht Tiggy der Geschichte ihrer leiblichen Familie auf den Grund.

Wie schon gesagt, ist "Die Mondschwester" der fünfte Band der Sieben-Schwestern-Reihe, die sich mit den geheimnisvollen Familiengeschichten der d'Aplièse-Töchter beschäftigt. Allesamt sind sie in Atlantis - einen herrschaftlichen Anwesen am Genfer See - bei ihrem Adoptivvater Pa Salt aufgewachsen. Die märchenhafte Atmosphäre hält bis ins Erwachsenenalter an, als Pa Salt um's Leben kommt.

Dieser Band beschäftigt sich mit der fünften Schwester. Es geht um Tiggy, die durch ihre Tierliebe und Spiritualität aufgefallen ist. 

Dieser Teil bleibt dem bisherigen Schema treu. Insgesamt werden drei Handlungen erzählt. Im Gegenwartsstrang lernt man Tiggy und ihr Leben kennen, gleichzeitig erfährt sie ihre Familiengeschichte, wodurch der Leser in vergangene Zeiten abtaucht. Die umspannende Haupthandlung hält die Bände zusammen, weil sie sich mit dem mysteriösen Ableben von Pa Salt beschäftigt. 

Tiggy wird, wie ihre Schwestern, mit ihrer wahren Herkunft konfrontiert. Zuerst folgt sie ihrem beruflichen Ehrgeiz, denn sie begleitet Wildkatzen auf ein schottisches Anwesen. Als promovierte Zoologin hat sie sich bisher dem Tier- und Umweltschutz verschrieben, und will ihre Schützlinge nicht aus den Augen lassen. 

Schicksalsträchtig wie diese Reihe ist, fädelt sich dadurch der Weg zu ihrer Familiengeschichte ein. Es treibt sie weg von der winterlichen Kälte und sie findet sich in der spanischen Sonne wieder, weil sie das heiße Temperament der Tänzerin Lucia ergründet, das die Flamenco-Welt in Flammen setzt.

Der Part um Tiggy hat mir nicht ganz so gut gefallen, obwohl ihre Geschichte sehr wohl mit der ihrer Schwestern mithalten kann. Sie kommt nach Schottland, es treibt sie nach Spanien und sogar in der Schweiz - im sagenumwobenen Anwesen Atlantis - gibt es einen Zwischenstopp. Allerdings ist Tiggys Strang sehr vorhersehbar, wirkt konstruiert und am Ende werden die offenen Fäden in einem raschen Abschluss verwoben. 

Trotzdem hat dieser Gegenwartsstrang die Haupthandlung voran getrieben. Es werden interessante Entdeckungen gemacht, auffallende Figuren aus den anderen Bänden tauchen wieder auf und die Familiengeschichte der d'Aplièse hat einen Schritt in die Zukunft gemacht.

Im Vergangenheitspart hat das heiße, zügellose Temperament von Lucia sofort mein Interesse entflammt. Eindringlich schildert Lucinda Riley das Leben und die spirituelle Kultur der Gitanos, der spanischen Zigeuner. Diese Geschichte hat mich berührt. Sie thematisiert dramatische Ereignisse, die Gier nach Ruhm, die Sucht nach Aufmerksamkeit und den unbändigen Drang tanzend vor Publikum in sich aufzugehen. 

Alles in allem hat die Autorin einen weiteren, fesselnden Band ihrer Sieben-Schwestern-Reihe hinzugefügt. Der Gegenwartsstrang geht meiner Meinung nach nicht über eine nette Geschichte hinaus. Dafür lässt sie mit dem Vergangenheitspart um Lucia das feurige Temperament des Flamencos und die bannenden Familienbande der Gitanos vor den Augen des Lesers aufleben, was diesen fünften Band insgesamt zu einem ergreifenden Leseerlebnis macht.

Letztendlich ist der fünfte Teil der Sieben-Schwestern-Reihe eine lodernde Fortsetzung, welche die Neugier auf den nächsten Band entfacht.


Die Sieben-Schwestern-Reihe:
1) Die sieben Schwestern 
2) Die Sturmschwester
3) Die Schattenschwester 
4) Die Perlenschwester
5) Die Mondschwester
Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.com
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review 2018-12-11 18:30
Beide Geschichten versprechen tolle Lesestunden
Die Mondschwester: Roman - Die sieben Schwestern 5 - Lucinda Riley,Sonja Hauser

Inhaltsangabe

Tiggy d’Aplièse hat sich schon als Kind mit Hingabe um kranke Tiere gekümmert. Auch jetzt, als junge Zoologin, ist die Beschäftigung mit Tieren ihre Erfüllung. Als sie das Angebot erhält, auf einem weitläufigen Anwesen in den schottischen Highlands Wildkatzen zu betreuen, zögert sie nicht lange. Dort trifft sie auf Chilly, einen weisen, alten Zigeuner aus Andalusien. Es ist eine schicksalhafte Begegnung, denn er hilft Tiggy, die ein Adoptivkind ist, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Sie reist nach Granada, wo sie dem ebenso glamourösen wie dramatischen Lebensweg ihrer Großmutter Lucia folgt, der berühmtesten Flamenco-Tänzerin ihrer Zeit. Und Tiggy versteht endlich, welch großes Geschenk ihr zur Stunde ihrer Geburt zu Teil wurde... 

 

Meine Meinung 

Jedes Mal, wenn ich einen weiteren Band dieser Reihe in die Hände nehme, frage ich mich, ob es eine gute Idee war, mir vorher den Klappentext durchzulesen. Warum?

Weil ich mich glaub ich gern mal überraschen lassen würde, wohin uns die Autorin entführt. Allerdings geht dies meist vorab so stark durch die Medien, dass es kaum zu vermeiden ist oder?

 

Im fünften Band der Reihe nimmt uns Lucinda Riley wieder mit auf eine ganz besondere Reise. Zum einen habe ich mich sehr auf Schottland gefreut. Die ersten Szenen mit Tiggy haben mich ganz stark an typische Merkmale aus der „Outlander-Reihe“ erinnert. Da ich diese aber sehr mag, hat mich das nicht weiter gestört.

Bekanntschaft mit Tiggy zu machen war schön.

Sie nimmt den Job auf Kinnaird Lodge an, um sich um die scheuen Wildkatzen zu kümmern. Kinnaird Lodge wurde einem realen Herrenhaus im schottischen Wildtierreservat nachvollzogen. Ich muss sogar sagen, dass ich es mir so ungefähr in meinem Kopf vorgestellt habe.

Bereits auf den ersten Seiten ihres Ankommens in dem kleinen Cottage, welches ein Nebengebäude auf dem Anwesen ist, konnte mich Tiggy für sich gewinnen.

Mit sich bringt Tiggy ihren Hausigel Alice. So göttlich und wie Alice zu ihrem Namen gekommen ist, ist noch goldiger.

 

Natürlich wissen alle Leser dieser Reihe, dass Riley immer auch eine Liebesgeschichte bereit hält. Anfänglich war ich mir unsicher, aber sehr schnell hatte ich eine Vermutung, an wen Tiggy ihr Herz verlieren wird.

 

Wie immer habe ich mich sehr auf den Strang der Vergangenheit gefreut.

Wie bereits in den vorhergehenden Bänden wird die Geschichte eines Großelternteils erzählt. Der Zigeuner Chilly, auf den Tiggy in Schottland trifft, erzählt ihr die Geschichte ihrer Großmutter Lucia, einer berühmten Flamenco-Tänzerin. Auch hier erzählt Lucinda Riley in groben Zügen die Geschichte einer realen Persönlichkeit: Carmen Amaya.

Lucia’s Leben in den Höhlen von Sacromonte, Granada, war sehr interessant zu verfolgen. Für mich war sowohl das spanische Land Andalusien Neuland, als auch die Kultur des Flamencos. Bevor ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich eine Frau mit einem roten Kleid vor Augen, dazu passend rote Stöckelschuhe. Zudem wusste ich, dass er kein flüssiger Tanz, sondern eher rau und ruckartig ist, wenn ich das an dieser Stelle so bezeichnen darf. Nach dem Buch habe ich nun ein ganz anderes Bild im Kopf. Flamenco ist anstrengend, schweißtreibend, förmlich aggressiv und doch kann die Autorin eine gewisse Leidenschaft hervorrufen.

Vor allem konnte Riley mittels Lucia eine ganz besondere Frau der damaligen Zeit Spaniens erschaffen. Lucia ist wild, dickköpfig und zum Teil sogar naiv, aber sie geht ihren Weg und das sehr erfolgreich.

 

Beim Beschreiben der verschiedenen Landschaften spürt man immer wieder, dass die Autorin für ihre Recherche immer vor Ort ist. Am gewaltigsten empfand ich die Beschreibungen der Alhambra in Granada.

 

Dicht gefolgt von der Weite des Wildtierreservats in Schottland.

 

Meistens war ich mir als Leser sehr sicher, welcher Aufenthalt in welchem Land mir besser gefiel. Und auch ob mir der Gegenwarts- oder der Vergangenheitsstrang mehr zugesagt hat, war immer sehr schnell zu beantworten.

Beim fünften Band ist alles anders.

Sowohl das kalte, raue Schottland, als auch die Hitze und Trockenheit in Andalusien konnten mich in ihren Bann ziehen.

Und auch die Geschichten um Tiggy und Lucia konnten mich im gleichen Maße gut unterhalten. Beide Erzählstränge hatten ihren Höhen und Tiefen, bleiben aber in Erinnerung.

 

Was die Autorin weiterhin schafft, ist das Rätsel um Pa Salt aufrecht zu halten.

In diesem Band bringt sie sogar wieder eine ordentliche Prise an Spannung rein.

In Atlantis stößt Tiggy auf seltsame Dinge.

____________________________________________________________

 

Auch im fünften Teil der Reihe gib es wieder ein, zwei Dinge, die hätten besser/anders hätten gelöst werden können. Zum einen konnte ich nicht ganz so viel mit dem Mystischen um Chilly und der Sehergabe anfangen. Auch der Bezug zum Titel hat mir in diesem Band gefehlt. In den vorhergehenden Teilen hat die Autorin den Titel deutlich intensiver einbezogen.

Und Tiggy’s Tierliebe, welche ich am Anfang so positiv betonte, verlor sich irgendwo in der Geschichte. Das fand ich unheimlich schade.

 

Mein Fazit

Dieser Band der Reihe hat mir wieder deutlich besser gefallen als Band 4 um CeCe.

Sowohl die Länder, als auch die Geschichten konnten mich deutlich mehr begeistern und unterhalten. Ein kleines i-Tüpfelchen erfuhr ich am Ende des Buches. Lucinda Riley verarbeitet in dem Roman eine ganz persönliche Geschichte.

Also das Nachwort nicht vergessen zu lesen.

Alle Riley Fans und Leser dieser Reihe sollten diesen Band auf gar keinen Fall auflassen. Riley verzaubert den Leser wieder mit ihrem einhüllenden Schreibstil und vor allem das letzte Kapitel macht unheimlich neugierig auf Schwester Nummer 6.

 

 

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review 2018-11-20 10:39
Ein Buch wie der alte, bequeme Lieblingspulli
Ruin - John Gwynne

Mithilfe seiner Verbündeten gelang es Corban, seine Schwester Cywen aus den Fängen seiner Feinde zu befreien. Doch ihre schaurigen Pläne konnte er nicht durchkreuzen. Der Kessel befindet sich in Calidus‘ Besitz. Er entließ die grässlichen Kadoshim in die irdische Welt, die nun Angst und Schrecken säen und Corbans Rebellengruppe jagen. Diese ist jedoch längst nicht mehr wehrlos. Vom Krieg in die Verzweiflung getrieben schließen sich ihnen immer mehr Menschen an. Sie erringen Sieg um Sieg gegen die ambitionierte Königin Rhin, die mit Nathairs Beistand mehrere Reiche besetzt, darunter auch Ardan. Corban muss eine Entscheidung treffen: er könnte Meicals Rat folgen und seine Anhänger_innen nach Drassil führen, in die legendäre Stadt im Herzen des Waldes Forn, in der sich die Prophezeiung erfüllen soll – oder in seine Heimat reiten, um Edana zu unterstützen, ihren Thron zurückzuerobern. Edanas Widerstandsbewegung setzt Rhin schwer zu, die durch Nathairs und Calidus‘ Forderung, die Sieben Schätze ausfindig zu machen, abgelenkt ist. Corban empfindet es als seine Pflicht, an Edanas Seite zu stehen, aber er weiß auch, dass mehr von ihm abhängt als die Zukunft Ardans. Kann er es verantworten, seinen Lehnseid über das Schicksal der Verbannten Lande und all der Menschen, die an ihn glauben, zu stellen?

 

Im Gegensatz zu meiner Erfahrung nach der Lektüre von „Valour“ habe ich am Ende von „Ruin“ nicht gegrinst. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Die letzten Seiten des dritten Bandes der High Fantasy – Reihe „The Faithful and the Fallen“ münden in einen dramatischen Cliffhanger, der mich völlig zerstörte. Ich musste sofort mit dem vierten Band beginnen, sonst hätte ich mich nicht beruhigen können. Nun gibt es Leser_innen, die es nicht mögen, wenn sie ein Buch zum Weinen bringt. Ich hingegen feiere diese emotionale Intensität. John Gwynnes Epos wird besser und besser – nicht trotz, sondern gerade durch die moderate Originalität. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum es mich so gar nicht stört, dass Gwynne genretypische Motive verarbeitet und die Geschichte daher vorhersehbar ist. Es scheint paradox, aber ich glaube, ich fühle mich mit „The Faithful und the Fallen“ pudelwohl, eben weil ich die grundlegende Struktur kenne. Die Lektüre fühlt sich an wie nach Hause kommen, wie das Hineinschlüpfen in den alten, bequemen Lieblingspulli. Ich habe eine grobe Vorstellung davon, was inhaltlich geschehen wird, also kann ich auskosten, wie es geschieht, Überraschungen wertschätzen und mich voll auf die wunderbaren Figuren konzentrieren, über die ich bereits ausschweifend schwärmte. Ich möchte niemanden langweilen und mich wiederholen, aber ich möchte betonen, wie geschickt John Gwynne Perspektivwechsel einsetzt. Jeder Band von „The Faithful and the Fallen“ enthält neue, weise gewählte Charakterperspektiven, die sowohl der Geschichte als auch den Leser_innen einen echten Mehrwert bieten, weil sie die Gesamtheit des Konflikts zwischen Gut und Böse abbilden. Dadurch entsteht ein umfassender Eindruck der beteiligten Akteure und ihrer Motivationen. Diese facettenreiche Herangehensweise funktioniert allerdings nur, weil Gwynne keine Angst hat, Figuren sterben zu lassen. Als Leserin ist das natürlich manchmal schwierig, besonders, wenn es Charaktere trifft, mit denen ich viel Zeit verbrachte, aber ich erkenne, dass es notwendig ist und die emotionale Bindung stärkt. Um meine Lieblinge bangte ich mit vollem Einsatz. Es hilft, dass Gwynne Tode niemals kaltherzig inszeniert und ausschließlich dann einsetzt, wenn es unvermeidlich ist. Er nimmt niemanden zugunsten des Effekts klinisch aus der Geschichte. Ich denke, er trauert jedes Mal ebenso wie ich – wie könnte er auch nicht, bei diesen einnehmenden Persönlichkeiten? Einer der bewegendsten Momente in „Ruin“ war eine Szene, in der die Rebellen Corban die Treue schwören. Ich musste etwas weinen. Es gefällt mir außerordentlich, dass ein Eid in den Verbannten Landen niemals einseitig ist. Beide Parteien verpflichten sich. Die Verbundenheit, die in Bans Truppe herrscht, ist für mich nachvollziehbar, weil sie alle Menschen sind, die der Krieg zwischen Elyon und Asroth persönlich betrifft, da sie alle Verluste erlitten. Sie erleben eine gemeinsame emotionale Erfahrung, was eine gute Voraussetzung für unerschütterlichen Zusammenhalt ist. In Ban fanden sie eine inspirierende Führungsperson, mit der sie sich identifizieren können. Er teilt ihren Schmerz, ihren Rachedurst und ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Durch ihren Glauben an ihn wuchs er in die Rolle des Leuchtenden Sterns hinein und kann sich mittlerweile als prophetischer Held akzeptieren. Er ist die Personifizierung aller Stärken der Menschheit: Rechtschaffenheit, Loyalität, Ehrlichkeit. Er verhält sich wie ein Held und weckt das Gute in seinen Anhänger_innen, daher ist es leicht, in ihm eine Person zu sehen, der es sich zu folgen lohnt und deshalb glaube auch ich an ihn. Corban wird die Verbannten Lande retten, davon bin ich fest überzeugt.

 

Mein Lesespaß mit „Ruin“ war unbeschreiblich hoch. Ich liebe das Buch und ich liebe „The Faithful and the Fallen“, obwohl es sich nicht um die ausgeklügeltste oder originellste Reihe der High Fantasy handelt. Ich befinde mich voll im Bann der Figuren und genieße das wohlig warme Gefühl, in perfektem Einklang mit der Geschichte und der Intention des Autors zu schwingen. Es betrübt mich ein wenig, dass ich nicht allen Handlungssträngen die gleiche Beachtung schenken kann. Es gibt so viele Charaktere, die Aufmerksamkeit verdienen und so viele Fragen, die nach Antworten verlangen, dass ich sofort mit dem vierten und finalen Band „Wrath“ beginnen musste. Ich lese Reihen selten hintereinander weg, aber in diesem Fall wollte ich eine Ausnahme machen, weil die Erfahrung einfach so schön ist. Es ist mir egal, dass John Gwynne die High Fantasy nicht revolutioniert. Mich macht er glücklich und mehr erwarte ich von einem Autor nicht.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/11/20/john-gwynne-ruin
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review 2018-11-14 11:00
Ich bin glücklich!
Valour - John Gwynne

Corban und seine Freunde haben den Überfall auf Dun Carreg knapp überlebt. Sie sind entkommen und konnten Ardans rechtmäßige Thronerbin Edana retten. Der Verlust ihrer Lieben lastet schwer auf ihren Herzen. Corban hadert mit dem Wissen, dass seine Mutter und Gar in ihm den Leuchtenden Stern sehen. Wenn er noch nicht einmal seinen Vater und seine Schwester Cywen schützen konnte, wie kann er dann der prophetische Heilsbringer sein? Leider hat er keine Zeit, sich mit seinen widerstreitenden Emotionen auseinanderzusetzen. Seine kleine Gruppe Überlebender hat nur eine Chance: sie müssen nach Domhain fliehen, König Eremons Reich, der ihnen Asyl bieten könnte. Doch der Weg dorthin ist lang, beschwerlich und riskant. Unter der Führung von Veradis erfüllen Nathairs Truppen die Versprechen des jungen Königs an seine Verbündeten und überziehen die Verbannten Lande mit Krieg. Die größte Bedrohung geht jedoch von Nathair selbst aus. Auf Drängen seines unheimlichen Beraters Calidus sucht er nach dem Kessel, einem der Sieben Schätze, der es ihm ermöglichen soll, sich zum Hochkönig aufzuschwingen. Nathair merkt nicht, dass er sich mit finsteren Mächten einlässt und zu dem wird, was er zu vernichten gedenkt: die Schwarze Sonne…

 

„Valour“ hat mich unheimlich glücklich gemacht. Als ich den zweiten Band der High Fantasy – Reihe „The Faithful and the Fallen“ zuschlug, hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht und konnte nicht widerstehen, sofort mit dem dritten Band zu beginnen. Ich bin sehr froh, dass ich meiner Intuition vertraute, die mir während der Lektüre des ersten Bandes „Malice“ versicherte, dass es sich lohnen würde, dran zu bleiben und die Tetralogie trotz mangelnder Originalität nicht aufzugeben. Ich liebe es, Recht zu behalten. Mit „Valour“ erfindet der Autor John Gwynne das Genre sicherlich nicht neu, aber er holt das Beste aus einem epischen Kampf zwischen Gut und Böse heraus. Das Buch ist spannend, mitreißend, fesselnd – ich wollte nicht mehr aufhören zu lesen und während der letzten Seiten packte ich es fester, weil es so aufregend war. Der grundlegende Konflikt ist äußerst simpel: John Gwynne zeigt das Ringen des allmächtigen Schöpfers Elyon mit seinem Widersacher Asroth um das Schicksal der Verbannten Lande. Diese Schlichtheit wirkt sich keinesfalls nachteilig aus, im Gegenteil, ich mochte die gradlinige Unterteilung in Gut und Böse und den ausgeprägten religiösen Einschlag, der von christlichen und jüdischen Motiven inspiriert ist. Komplexität erhält die Geschichte durch die Figuren. Ach, diese Figuren! Sie sind so echt, so lebendig, so nahbar, so realistisch! Sie sind mehr als bloße Konstruktionen aus Fantasie und Worten. Meiner Meinung nach handelt es sich bei der Gestaltung der Charaktere um den stärksten Aspekt der Reihe, durch den Gwynne wirklich zeigt, was er kann. Trotz einer Vielzahl an Perspektiven und einer wahren Armee an Nebenfiguren bleibt keine einzige blass oder flach. Ich entwickelte für die meisten Verständnis und bis zu einem gewissen Grad Sympathie – bis auf diejenigen, die ich nicht mögen sollte, wie zum Beispiel Calidus. Irgendjemanden muss man ja hassen dürfen. Ich konnte mich nicht einmal für eine Lieblingsfigur entscheiden, denn auf ihre Art sind sie alle liebenswert und ihr Zusammenhalt untereinander holte mich mühelos ab. Die Loyalität innerhalb der Gruppe um Corban empfand ich als außergewöhnlich überzeugend. Ich habe Gwynne abgekauft, dass sie füreinander sterben würden. Gänsehaut-Momente verursachten aber ebenfalls Figuren, die etwas weniger im Fokus stehen: Veradis‘ Fürsorge für die ihm unterstellten Soldaten imponierte mir sehr und die im Kampf gestählte Freundschaft zwischen Maquin und Ogull, die ich ohne zu zögern als Bruderschaft bezeichnen würde, rührte mich zu Tränen. Durch alle in „Valour“ beschriebenen Beziehungen zieht sich das Thema Familie wie ein roter Faden, mit dem ich mich hervorragend identifizieren konnte und das erfreulicherweise neben Menschen auch Tiere einschließt, die als vollwertige Persönlichkeiten etabliert sind. Corbans Wölfin Storm ist eine bepelzte, grimmige Kriegerin, der sich niemand entgegenstellen möchte und die ihm in vielen Schlachten das Leben rettet, denn Kampfszenen gibt es in „Valour“ in Hülle und Fülle. Mein High Fantasy – Herz frohlockte. Epische Schlachten und fiese Zweikämpfe treiben das Actionlevel nach oben, wirken jedoch niemals unnatürlich oder erzwungen. Die Verbannten Lande steuern auf einen Scheidepunkt zu, es ist naheliegend, dass die Situation eskaliert, weil Könige und Königinnen versuchen, einen kleinlichen Vorteil zu ergaunern. Unter den Mächtigen scheint Nathair die tragischste Figur zu sein, weil er noch immer glaubt, das Beste für sein Land zu tun. Ein Teil der Spannung in „Valour“ geht von der Frage aus, wann er endlich erkennt, dass er die Schwarze Sonne ist. Ich hoffe sehr darauf, dass Gwynne Nathairs Perspektive im nächsten Band involviert, denn ich wüsste zu gern, wie er seine Entscheidungen rechtfertigt. Irgendwann muss doch ihm auffallen, dass er nicht der Held, sondern der Bösewicht ist.

 

Was dem ersten Band nicht gelang, war für den zweiten ein Kinderspiel. „Valour“ konnte mich voll für „The Faithful and the Fallen“ gewinnen. Ich bin begeistert. Die Lektüre bot mir alles, was ich von einem guten Buch erwarte und wenige langatmige Stellen störten mich überhaupt nicht. Die unwiderstehliche Dramatik dieses Epos geht einerseits vom fundamentalen Konflikt zwischen Gut und Böse aus; andererseits von der brillanten Konstruktion der Figuren, die überwältigend lebensecht sind. Sie erobern und brechen mein Herz, als wären sie reale Personen. In den Verbannten Landen liegen Glück und Leid sehr nah beieinander – John Gwynne konfrontierte mich mit einer emotionalen Bandbreite, die kaum in Worte zu fassen ist. Ich gratuliere Ihnen, Mr. Gwynne. Sie haben die Durchschnittlichkeit hinter sich gelassen und ein Epos begonnen, das High Fantasy – Fans entzücken dürfte.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/11/14/john-gwynne-valour
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