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review 2015-06-05 09:46
Für dieses Buch braucht ihr Eis. Viel Eis!
Hate List - Jennifer Brown

Amokläufe an Schulen üben eine morbide Faszination auf mich aus. Das mag seltsam klingen, aber so ist es. Nicht die Tat an sich, nicht die Opfer, sondern die psychischen Prozesse, die dazu führen, dass es überhaupt so weit kommen kann, faszinieren mich. Ich möchte einfach verstehen, wie ein junger Mensch so tief in die Verzweiflung und in den Hass getrieben werden kann, dass er/sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, als zu morden. Der lauten Tragödie, die SchülerInnen und LehrerInnen angetan wird, geht immer eine leise Tragödie voraus, die meist niemand bemerkt. Es gibt immer Anzeichen.
In „Hate List“ verschiebt die Autorin Jennifer Brown den Fokus von der Tat selbst auf das Danach. Was passiert mit denjenigen, die überleben?

 

Vor fünf Monaten hat ein einziger Schüler das Leben an der gesamten Garvin High für immer verändert: Nick Levil, der Shakespeare liebte und in all seinem Hass entschied, an diesem verhängnisvollen Tag im Mai in der Cafeteria das Feuer zu eröffnen. Er hinterließ Trauer, Schmerzen und die Liste. Die Liste, die Valeries Idee war und von der Nick seine Ziele aussuchte. Obwohl sie drei Jahre ein Paar waren, wusste Valerie nichts von Nicks furchtbaren Plänen. Sie war diejenige, die ihn aufhielt, einem Mädchen das Leben rettete und dafür selbst angeschossen wurde. Nick nahm sich das Leben – Valerie überlebte. Doch da die Liste eigentlich ihr gehörte, glaubt nicht nur die Polizei, dass sie in die Planung involviert war. Jetzt, fünf Monate später, muss sie sich dem Trümmerfeld stellen, das ihre große Liebe verursachte.

 

Ich empfehle euch, einen großen Becher Eis bereit zu stellen, wenn ihr „Hate List“ lesen möchtet. Dieses Buch ist so schmerzhaft, dass ihr einen Seelenschmeichler brauchen werdet. Ich habe es innerhalb eines Tages ausgelesen, weil es mich einfach nicht mehr losließ. Jennifer Brown schildert Valeries Kampf mit ihren eigenen Gefühlen und den Umständen unglaublich intensiv und sehr realistisch. Ich konnte mich hervorragend in sie hineinversetzen und baute eine starke, solide Verbindung zu ihr auf, sodass ich ihre widerstreitenden Emotionen verstehen und selbst spüren konnte. Brown lenkte meine Aufmerksamkeit auf das, was nach einem Amoklauf gern ausgeblendet und verteufelt wird: dass auch ein Amokläufer eine Familie hat und es Menschen gibt, die ihn lieben. So schrecklich Nicks Taten waren, Valerie kann ihre starken Gefühle für ihn nicht einfach ausschalten. Sie endeten nicht mit Nicks Morden, weil es für Val unmöglich ist, das Bild von ihrer großen Liebe mit dem Bild des Amokläufers in Einklang zu bringen. Der Nick, den sie noch immer liebt, hatte Hoffnungen, Träume, Pläne und eine Vergangenheit. Den Nick, der Amok lief, kannte sie nicht. Für sie sind es zwei völlig verschiedene Personen und es verletzt sie auf einer abstrakten Ebene, dass das ganze Land Nick zur Hölle wünscht. Natürlich ist es für sie auch nicht leicht, damit umzugehen, dass es Menschen gibt, die ihr die Schuld an der Tragödie geben und sich wünschen, dass sie sich ebenfalls erschossen hätte. Darunter sie selbst. Schreckliche Schuldgefühle plagen sie, weil sie nicht erkannte, welch düstere Gedanken Nick umtrieben und weil sie die Liste begann, die Nick offenbar dazu inspirierte, die Menschen zu erschießen, die ihnen beiden ihrer Meinung nach Unrecht taten. Während sie ihre furchtbaren Erlebnisse verarbeitet, beschäftigt sie sich viel mit der Frage, ob sie tief in ihrem Herzen wollte, dass diese Menschen sterben. Ob es mehr als nur eine Bewältigungstaktik für all ihre Wut war. Mir wurde dabei bewusst, wie leichtfertig Valerie vor dem Amoklauf mit dem Wort „Hass“ umging. Sie hat nie darüber nachgedacht, was die Aussage „Ich hasse dich“ wirklich bedeutet und verwendete sie viel zu schnell, um ihren Zorn auszudrücken. Wenn der Amoklauf neben Schmerz und Trauer noch einen weiteren Effekt hatte, dann den, dass zumindest einige der Überlebenden ihr Verhalten kritischer reflektieren. Das gilt für Val, aber auch für Jessica, diejenige, die Val vor einem tödlichen Schuss rettete. Vor diesem Tag im Mai war Jessica die typische verwöhnte Cheerleader-Zicke. Jetzt ist sie… anders. Immer noch sie selbst, aber eine bessere Version. Dass Val sie vor dem Tod bewahrte, änderte alles für sie. Ich mochte sie sehr, weil ich spüren konnte, wie sehr sie sich anstrengt, zu einem besseren Menschen zu werden. Sie reicht Val die Hand und hat großen Anteil daran, dass Val ins Leben zurück findet. Es ist schwer für sie, aber sie vergibt Val. Und sie vergibt auch Nick.
Nach so einer Tragödie brauchen die Wunden lange, um zu heilen, selbst wenn oberflächlich erneut Normalität herrscht. Doch Zeit und der unbedingte Wille, zu leben, können helfen, aus Chaos, Wut und Schmerz etwas zu erschaffen, das größer und besser ist als je zuvor. Weil eine Tragödie auch immer daran erinnert, wie kostbar das Leben ist. Vergebung ist wohl eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Wenn wir nur genauso leicht von Vergebung wie von Hass sprechen würden. Doch Valerie findet sie. Auch in dem Menschen, von dem sie es am wenigsten erwartete: sich selbst.

 

Ich finde „Hate List“ großartig. Traurig, tragisch und düster, aber auch hoffnungsvoll, mutig und stark. Ähnlich wie die Personen, die es behandelt, ist es auf der emotionalen Ebene sehr komplex. Jennifer Brown erinnert uns daran, dass selbst ein Amokläufer gute Eigenschaften haben kann und kein Mensch eindimensional ist. Es ist ein Buch, das Gänsehaut verursacht. Es ist ein Buch, das kräftig auf die Tränendrüse drückt, ohne es zu wollen. Einfach, indem es genau das zeigt, was das Leben außergewöhnlich und kompliziert zugleich macht: Gefühle. Rohe, ungefilterte Gefühle, die atemberaubend schön und unglaublich hässlich sein können. Freude, Schuld, Reue, Liebe, Schmerz, Hoffnung, Verlust – was Val fühlt, werdet auch ihr fühlen, wenn ihr euch auf „Hate List“ einlasst. Eine Achterbahn der Emotionen, die nach einem Becher Eis verlangt.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/06/05/jennifer-brown-hate-list
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review 2014-01-13 18:02
Ein Roman, der mich überzeugen konnte: "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl
Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Ein Roman, der mich überzeugen konnte: Gefühlvoll, spannend und zum Nachdenken anregend.

 

„Es wird keine Helden geben“ spricht vor allem Leser ab 14 an – oder zumindest die Menschen, die die Entwicklung eines Charakters nach einem solch herben Schlag nachvollziehen können.

Die Hauptprotagonistin Miriam ist meiner Meinung nach ein äußerst sympathischer Charakter. Nicht, weil sie immer furchtbar nett, einfühlsam und alles in allem den perfekten Charakter besitzt, sondern, weil sie eben das nicht ist.

Miriam ist nicht perfekt: Sie hat ihre Ecken und Kanten, schließt sich ihren Mitmenschen an und macht jemanden fertig, oder ist auch einfach Mal tierisch oberflächlich. Aber dies scheint sich nach dem Amoklauf von Grund auf zu ändern; sie wird zu einer vollkommen anderen Personen.

Auf eine Art und Weise kann ich das nachvollziehen: Der Amoklauf zerstört ihr altes Leben und damit auch ihre Persönlichkeit, aber manche Veränderungen und vor allem ihre Einsichten sind einfach zu krass.

Selbst wenn man an solch einem Rückschlag wächst, ist ein fünfzehnjähriges Mädchen sicherlich nicht gleich zu solchen Schlüssen fähig. Dass sie ihr Mitverschulden an Mathias Stauds Amoklauf einsieht, kann ich noch gut nachvollziehen, aber manche ihrer Lebensweisheiten erscheinen mir dann doch wieder etwas unrealistisch.
Es wirkt, als ob die Autorin aus der Protagonistin spricht, was sie theoretisch auch tut, aber dies lässt Miriams Veränderung bzw ihre Persönlichkeit falsch und aufgesetzt wirken.

Trotzdem konnte ich die meisten Entwicklungen nachvollziehen – auch Miriams Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen – und halte sie deshalb für einen gelungenen Charakter.

Die anderen Charaktere werden alle gut dargestellt. Man kann sie durch ihr Verhalten voneinander unterscheiden und Veränderungen, die sie aufgrund des Amoklaufs durchgemacht haben, werden vor allem durch Rückblicke in ihr „altes Leben“ klar.

Sprachlich ist das Buch eine gute Leistung: Anna Seidl erzählt die Geschichte Miriams flott und auf eine spannende Art Weise, sodass das Buch schnell durchzulesen ist. Sie verwendet eine jugendliche Sprache, die im Großen und Ganzen zwar nicht stört, aber einen zwischendurch einen merkwürdigen Gegensatz zu den oben genannten Lebensweisheiten darstellt. Deshalb bekommt man oftmals das Gefühl, dass die Lektorin vor allem in diesen Lebensweisheiten nachgeholfen hat.

Das Thema des Buches ist Mal etwas ganz anderes: Ein Amoklauf.

Das Buch dreht sich zwar inhaltlich um den Amoklauf, aber dieser an sich findet nur in den ersten paar Kapitel statt. Danach handelt das Buch von Miriams Zerrissenheit und der Situation, mit der die Schüler nun klar kommen müssen.

Hierbei kommen Miriams Gefühle sehr gut zu Ausdruck: Zum Einen ihre fehlenden Gefühle zu Anfang der Geschichte und schließlich der Schmerz, der sie zu überwältigen droht.

 

Alles in Allem ist es meiner Meinung nach ein wirklich gutes Buch mit viel Potenzial. Obwohl gerade in Miriams Gefühlswelt und ihrer plötzlichen Persönlichkeitswandlung Defizite stecken, gebe ich dem Buch ein Thumps-up und vier Skullys. 

 

 

Source: daisys-rezensionen.blogspot.de/2014/01/es-wird-keine-helden-geben-von-anna_13.html
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