logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: emotionen
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2017-03-08 04:36
Rezension | Der Club von Takis Würger
Der Club - Takis Würger Der Club - Takis Würger

Beschreibung

 

Schon früh verlor Hans seine Eltern, so dass seine Erziehung zum größten Teil die Mönche an seiner neuen Heimat, dem Internat, übernahmen. Kurz nach seinem Schulabschluss holt ihn dann doch noch seine einzige verbliebene Verwandte, seine Tante Alex, an die Cambridge Universität in London. Dort soll Hans ein mysteriöses Verbrechen aufklären.

 

Obwohl Hans nicht genau weiß auf was er sich da einlässt, beschließt er diesem Abenteuer offen zu begegnen. Unter falschem Namen trägt er sich an der Cambridge Universität ein. Durch sein Hobby, das Boxen, öffnet sich schließlich die Tür zum elitären Pitt Club. Genau dort soll das schreckliche Verbrechen seinen Ursprung genommen haben und Hans muss sich schließlich entscheiden, ob er etwas Falsches tun soll um Gerechtes zu erreichen.

 

Meine Meinung

 

Takis Würger’s Roman „Der Club“ ist schon rein äußerlich recht minimalistisch gehalten. Die Farben des elitären Pitt Clubs hinterlegen den Buchtitel sowie die Nennung des Autors und Verlags. Genau dieser reduzierte Stil setzt sich in der Geschichte fort.

 

In eindrücklicher Sprache schildert Takis Würger die prägende Kindheit von Hans. Er fühlt sich von seiner Tante im Stich gelassen als sie ihn nach dem Tod seiner Eltern nicht zu sich nach England nimmt. Bei den Mönchen im Internat lebt er ziemlich zurückgezogen, nur das Boxen mit dem afrikanischen Koch gibt ihm den nötigen Halt und die Kraft für den Alltag.

 

Als Hans den Deal mit seiner Tante Alex eingeht, im Gegenzug zu einem Stipendiumsplatz an Cambridge ein Verbrechen in den Reihen des Pitt Clubs aufzuklären, nimmt die Geschichte spürbar an Fahrt auf. Neue Protagonisten betreten die Spielfläche und Hans macht eine spürbare Entwicklung durch. Zum einen findet er zum ersten Mal Anschluss in der Gesellschaft, zum anderen verliebt er sich in die etwas ältere Charlotte.

 

Zu Beginn steht der Leser genau wie Hans vor dem Rätsel, welches Verbrechen sich in diesen elitären Kreisen ereignet hat. Auch wenn um das Verbrechen bis zuletzt ein großes Geheimnis gemacht wird, kann man doch recht schnell erahnen in welche Richtung das Ganze läuft. So überrascht es dann recht wenig, dass nicht nur Alex für eine Straftat Vergeltung möchte, sondern auch Charlotte in gewisser Weise in die Geschichte verwickelt ist.

 

Am beeindruckendsten an diesem leicht kriminalistischen Aufdeckungsroman hat mir die Erzählweise von Takis Würger gefallen. In prägnanten und kurzen Abschnitten schlüpft man in die Haut diverser Protagonisten. Die einzelnen Perspektiven werden nicht nur durch die Abschnittsüberschriften, sondern vor allem auch durch stilistische Mittel in der Sprache untermalt. Die einzelnen Figuren nehmen jede für sich genommen, eine unvergleichliche Gestalt mit diversen Charakterzügen an.

 

Die schonungslose und direkte Art von Alex steht dabei im direkten Kontrast zu Hans schüchternen Wesen das seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden hat. Da ist es kein Wunder, dass Alex die Antwort auf die Kernfrage: „Darf man etwas Unrechtes (wie Selbstjustiz) tun, um somit das Richtige (Rache/Gerechtigkeit) zu erreichen?“, für sich schon gefunden hat. Hans hingegen macht sich die Aufgabe, herauszufinden was das Richtige ist, nicht leicht.

 

Über den Autor

 

Takis Würger, geboren 1985, berichtete für das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« aus Afghanistan, Libyen und dem Irak. Mit seinen Reportagen gewann er zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Reporterpreis und den CNN Journalist Award. Im Alter von 28 Jahren kündigte er seine Arbeit als Reporter und ging nach England, um an der Universität von Cambridge Ideengeschichte zu studieren. Er boxte als Schwergewicht für Cambridge University Amateur Boxing Club, kämpfte gegen Oxford und brach sich eine Rippe und die Hand. Er ist ein Cambridge Blue, Mitglied im Hawk`s Club, bei den Adonians, im Pitt Club und einer Drinking Society, deren Name hier nicht genannt werden darf. Verbrechen hat er in den Clubs keine begangen. (Quelle: Kein & Aber Verlag)

 

Fazit

 

Trotz des minimalistischen Stils erzeugt Takis Würger ein emotionales Leseabenteuer bei dem vor allem die Moral auf den Prüfstand gestellt wird. Absolut lesenswert!

Source: www.bellaswonderworld.de/rezensionen/rezension-der-club-von-takis-wuerger
Like Reblog Comment
review 2016-07-10 10:09
Nichts für ungut, Herr Meyer
Die Seiten der Welt: Nachtland - Kai Meyer

Der Widerstand hat den Angriff der Adamitischen Akademie überlebt und in der Residenz der Faerfax ein neues Heim gefunden. Nun gilt es, zurückzuschlagen. Gerüchten zufolge besitzt Marduk, König von Libropolis‘ Unterwelt, eine Karte zum Sanktuarium, dem geheimnisvollen Versammlungsort der Drei Häuser. Mit der Sanktuariumskarte könnte der Widerstand die Akademie an ihrer empfindlichsten Stelle treffen. Allerdings wird Marduk das wertvolle Artefakt kaum freiwillig hergeben – so beschließen Furia, Cat, Finnian und Isis ihn mithilfe der Exlibri und Summerbelle, einer weiteren Bibliomantin, zu bestehlen. Doch ihr sorgfältig ausgearbeiteter Plan misslingt. In Marduks Hauptquartier zeigt sich, dass Furias Veränderung der bibliomantischen Welt gravierende Folgen hatte. Sie werden von einem Agenten der Akademie gestellt: Atticus Arbogast, Isis‘ früherer Mentor. Er ist bereit, alle anderen entkommen zu lassen, wenn Isis mit ihm geht und sich anhört, was er ihr zu sagen hat. Um ihre Freunde zu schützen, willigt Isis ein. Zurück in der Residenz wachsen jedoch die Zweifel an ihren Motiven. Ist Isis eine Verräterin? Furia ist empört und verteidigt ihre Freundin; sie will nicht glauben, dass Isis sie im Stich gelassen haben könnte. Als ein Unbekannter in die Residenz eindringt und der Widerstand einen weiteren herben Verlust verkraften muss, spitzt sich die Situation zu. Die bibliomantische Welt befindet sich im Wandel. Wird Furia Isis‘ Unschuld beweisen und die Adamitische Akademie in ihre Schranken weisen können?

 

Ich glaube, ich muss mir eingestehen, dass meine Euphorie für „Die Seiten der Welt“ vielleicht ein wenig… oberflächlich war. Als ich mich mit der Aufgabe konfrontiert sah, „Nachtland“ zu rezensieren, sind mir ein paar Punkte an dieser Fortsetzung aufgefallen, die auch auf den Trilogieauftakt zutreffen, die ich aber willentlich übersehen habe. Ich war hingerissen von der Bibliomantik und wollte mich unbedingt von der Geschichte begeistern lassen, sodass ich ignoriert habe, dass meine Gefühlswelt keineswegs vollends zufrieden war. Die Tatsache, dass ich Schwierigkeiten hatte, eine Rezension zu „Die Seiten der Welt“ zu Papier zu bringen, hätte Hinweis genug sein müssen. Die gleichen Schwierigkeiten durchlebe ich nun mit „Nachtland“ erneut; also sträube ich mich nicht länger und gebe zu, dass mein Urteil etwas vorschnell war. Was der emotionalen Ebene meines Ichs bei beiden Büchern zu schaffen machte, ist der Mangel an Emotionen. Ich ließ mich von der Handlung mitreißen und bestaunte die Wunder der bibliomantischen Welt, aber ich fieberte nicht mit den Figuren mit. Sie erzeugen bei mir kaum emotionale Resonanz. Das ist unheimlich schade, weil das ganze Drumherum stimmt. All die Magie, verpackt in einen aufregenden Abenteuerroman, holt mich wirklich ab; ich könnte stundenlang davon träumen, selbst bibliomantische Kräfte zu besitzen. Aber genau das ist es eben auch – ich träume davon, selbst Bibliomantin zu sein, die Figuren spielen in meinen Tagträumen keine Rolle. Ich kann lediglich raten, woran das liegt, denn sie sind mir durchaus sympathisch. Ich vermute, meine Distanz hängt damit zusammen, dass ich mich nicht mit ihnen identifizieren und ihre Entscheidungen und Taten selten nachvollziehen kann, im Kleinen wie im Großen. Nehmen wir Furia als Beispiel. Als der Widerstand heimatlos ist, entscheidet sie, die ganze Bande in ihr Haus ziehen zu lassen. Das ist sehr großzügig. Aber mal ehrlich, wer macht sowas? Das sind Großteils völlig fremde Leute. Woher nimmt sie das Vertrauen, dass niemand sie verrät oder – ganz banal – beklaut? Dann sind da Cat und Finnian. Ich finde es gut, dass Kai Meyer ihre kleine Liebesgeschichte weder zu kitschig noch zu dominant beschreibt, doch mir fällt es schwer, sie überhaupt als Paar wahrzunehmen. Die beiden streiten im Grunde ununterbrochen. Wenn man niemals einer Meinung ist, sollte man sich vielleicht noch mal überlegen, ob eine Beziehung eine sinnvolle, gesunde Idee ist. Insgesamt erschien mir der Widerstand nicht als die geeinte Front, die er eigentlich sein sollte. Alleingänge sind an der Tagesordnung, weil keine Kompromisse geschlossen werden. Ich kann mich nicht entsinnen, dass auch nur einmal gemeinsam entschieden würde, was für alle das Beste ist. Sie verhalten sich wie Kinder, die Revolution spielen – kein Wunder, dass die Adamitische Akademie sie nicht ernst nimmt. Was ihnen meiner Ansicht nach fehlt, ist ein_e Erwachsene_r, der/die sie leitet. Vom Alter her könnte Isis diese Rolle übernehmen, nur verfügt sie leider über keinerlei Führungsqualitäten. In „Nachtland“ erfuhr ich einiges über Isis‘ Vergangenheit, was mir gut gefiel und mich ansatzweise verstehen ließ, warum sie eine solche Einzelgängerin ist, aber die grundlegende Aggressivität ihres Charakters ist mir ein Rätsel. Isis löst Probleme nicht, sie tötet sie. Mit allen Mitteln, das ist ihre Devise. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, denn ihre Gewalttätigkeit widerspricht meiner Auffassung der Bibliomantik als friedliche, positive Kunst. Letztendlich kann ich mir allerdings sowieso kein Urteil erlauben, da Funktionsweise, Grenzen und Regeln der Bibliomantik für mich noch immer unklar sind.

 

Manchmal verfluche ich mich dafür, nicht einfach abschalten und ein Buch so nehmen zu können, wie es ist. Ich hasse es, an „Nachtland“ und „Die Seiten der Welt“ herumzukritisieren, weil es so vieles gibt, das mich daran begeistert, allem voran natürlich die zahllosen faszinierenden Details der bibliomantischen Welt. Aber ich kann mir nichts vormachen. Ich kann nicht ignorieren, dass ich den Figuren nicht nahekomme. Ich bin es mir selbst und euch schuldig, ehrlich zu sein. Daher musste ich die Bewertung von „Nachtland“ nachträglich von 4 Sternen auf 3 Sterne heruntersetzen. Herr Meyer, nichts für ungut. Ich liebe Ihr Universum. Das Lesen hat mir großen Spaß bereitet. Nur Ihre Charaktere treffen für mich leider nicht ins Schwarze.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/10/kai-meyer-nachtland
Like Reblog Comment
review 2016-06-01 17:35
Heule mit den Wölfen
Lone Wolf - Jodi Picoult

Luke Warren liebte die Freiheit. Er rannte und lebte mit Wölfen, erforschte sie. Luke ist der führende Wolfsexperte der USA, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, der Millionen von Menschen mit seiner intimen Verbindung zu wilden Wölfen in Erstaunen versetzte. Für seine Familie war dieses Leben schwer zu ertragen, denn Beständigkeit konnte Luke ihnen nicht bieten. Es kostete ihn seine Ehe – seine Frau Georgie verließ ihn und gründete eine neue Familie. Sein Sohn Edward floh ans andere Ende der Welt. Nur seine Tochter Cara schien Lukes Leben unter Wölfen zu verstehen. Als Luke und Cara nach einem schweren Autounfall ins Krankenhaus eingeliefert werden und sich abzeichnet, dass Luke nicht mehr aufwachen wird, finden sich seine Kinder plötzlich in der Situation wieder, entscheiden zu müssen, ob die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden sollen. Doch wie entscheidet man für einen Mann, für den zwar jedes Leben kostbar war, der jedoch niemals seine Freiheit aufgegeben hätte? Edward und Cara müssen Jahre der Distanz, der Enttäuschung und des Schmerzes überwinden und erneut zusammenwachsen, um gemeinsam herauszufinden, was ihr Vater gewollt hätte.

 

Jodi Picoult ist brillant. Sie ist eine der einfühlsamsten, sensibelsten Autor_innen, die ich kenne. Es lohnt sich für mich immer, zu einem ihrer Romane zu greifen. „Lone Wolf“ ist da keine Ausnahme. Ich liebe es, dass sie sich stets die unterschiedlichen Perspektiven ihrer Figuren zu Nutze macht, in sie hineinschlüpft und so eine komplexe, schwierige Situation gefühlvoll von allen Seiten beleuchtet. In „Lone Wolf“ verwendet sie abwechselnd die Ich-Perspektiven aller Familienmitglieder, um die Beziehungen zwischen ihnen überzeugend darzustellen. Die Warrens sind eine erschreckend kaputte, aber beeindruckend echte Familie. Sicherlich sind sie nicht gewöhnlich, ihre Probleme trifft man allerdings vermutlich in vielen Familien an. Lukes Beruf trieb es auf die Spitze, aber ich glaube, dass er weder der Erste noch der Letzte ist, der sich in seiner eigenen Familie nicht Zuhause fühlt und einen Ersatz dafür sucht. In der Geschichte agiert er als Schlüsselfigur; die Kapitel aus seiner Sicht sind Wegweiser, die die Aufmerksamkeit der Leser_innen auf einen bestimmten Aspekt der Familiendynamik lenken, indem sie die Parallelen zur Dynamik eines Wolfsrudels herausarbeiten. Diese Kapitel halfen mir, zu begreifen, was Luke an Wölfen so ungemein faszinierte, dass er ihnen sein ganzes Leben widmete. Ich bin jedoch überzeugt, dass er den Fehler beging, sich auf die Unterschiede zwischen Menschen und Wölfen zu konzentrieren, statt die Gemeinsamkeiten beider Spezies zu genießen. Obwohl ich absolut verstehe, warum Luke Menschen nie ganz vertraute, war er wirklich ein furchtbarer Ehemann und Vater, der meiner Ansicht nach die falschen Prioritäten setzte. Es ist erstaunlich, in wie vielen Punkten sich ein Rudel und eine Familie ähneln – bedauerlicherweise war Luke nie in der Lage, das zu erkennen. Er konnte Liebe, Nähe und Anerkennung nur zu seinen Bedingungen geben, was seine (Ex-) Frau verletzte und seinen Sohn ungeheuer unter Druck setzte, seinen Erwartungen entsprechen zu müssen. Edward sah sich im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester Cara in Lukes Gegenwart allzeit als ungenügend, schwach und klein. Während Cara aus ihrer Beziehung Stärke, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit schöpfte, sich von ihm beschützt und ernst genommen fühlte, litt Edward massiv unter der wilden Dominanz ihres Vaters, weil er ein Bild von Männlichkeit vermittelte, dem Edward nicht gerecht werden konnte. Cara war darüber hinaus die einzige, die nie das Gefühl hatte, mit den Wölfen konkurrieren zu müssen, was ihre Mutter letztendlich dazu veranlasste, sich scheiden zu lassen. Ich kann voll und ganz nachvollziehen, warum Georgies Liebe zu ihrem Mann nicht ausreichte, um die Ehe am Leben zu erhalten. Manchmal ist Liebe eben nicht genug. Ich hätte an ihrer Stelle ähnlich empfunden.
Da seine Kinder Luke so verschieden wahrnahmen, ist es kaum verwunderlich, dass sie sich nicht einig sind, ob Luke gewollt hätte, dass die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden. Jodi Picoult verwendet ihren Konflikt, um eine der ältesten Fragen der Menschheit zu stellen: was macht ein Leben lebenswert? Reicht es einem Mann, der unter Wölfen lebte und jedes Leben als wertvoll erachtete, zu atmen? Ist das bereits ein Leben? Ich fand diese Problemstellung sehr anspruchsvoll und habe für mich selbst bis zum Schluss keine Antwort darauf gefunden. Ich hoffte allen negativen Anzeichen zum Trotz, dass Luke einfach wieder aufwachen und Edward und Cara aus ihrer grausamen Verantwortung befreien würde. Ich lasse an dieser Stelle offen, ob sich meine Hoffnung erfüllte, kann aber verraten, dass das Ende des Buches wundervoll ist, mich unheimlich berührte und sogar zum Weinen brachte.

 

Jodi Picoult hat es wieder einmal geschafft. Sie schickte mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt und forderte mich heraus, lud mich ein, mich in ihre außerordentlich realistischen Figuren hineinzuversetzen und erstaunte mich detailliertem und gut recherchiertem Fachwissen über faszinierende, hochintelligente Tiere. Am Fall der Warrens zeigt sie, dass es völlig egal ist, was vorgefallen ist, Familie bleibt immer Familie. Man kann nicht einfach aufhören, sie zu lieben, selbst wenn man fürchterlich enttäuscht und verletzt ist und sich wünscht, alle Gefühle in sich abzutöten. Niemand ist tatsächlich ein einsamer Wolf.
Wenn ihr euch eine Lektüre wünscht, die euch wirklich zwingt, andere Perspektiven einzunehmen und tief in die Emotionen einer bestimmten Situation einzutauchen, liegt ihr mit Jodi Picoult goldrichtig. „Lone Wolf“ wird euch lehren, was es bedeutet, mit den Wölfen zu heulen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/06/01/jodi-picoult-lone-wolf
Like Reblog Comment
review 2015-07-24 09:57
Was für ein Finale!
End Of Days - Susan Ee

Die Entscheidung, die Trilogie Penryn & the End of Days erst weiterzulesen, wenn auch das Finale veröffentlicht ist, war weise. Ich bin richtig stolz auf mich, dass ich so geduldig war, denn das hat sich wirklich ausgezahlt. So konnte ich direkt nach „World After“ herausfinden, wie Penryns und Raffes Geschichte endet. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es gewesen wäre, nach diesem Cliffhanger warten zu müssen.

 

Nachdem Raffe und Penryn Raffes Flügel retten konnten, ist er die letzte Hoffnung, die die Menschheit noch hat. Die beiden müssen einen Arzt finden, der Raffe hilft, wieder er selbst zu werden und vielleicht auch Paiges einzige Chance auf ein normales Leben ist. Nur dann kann er zu den Engeln zurückkehren, um Uriel daran hindern, sich zum Boten Gottes wählen zu lassen und die Apokalypse auszurufen. Während sich Menschen und Engel für die letzte alles entscheidende Schlacht um alles Irdische rüsten, haben Raffe und Penryn keine andere Wahl, als einen Ausflug in Gefilde zu unternehmen, die kein Mensch je betreten sollte – und somit auch in Raffes Vergangenheit. Sie hoffen, hier eine Möglichkeit zu finden, Penryns Welt zu retten. Doch werden sie auch einander retten können?

 

Wollt ihr wissen, wie gut „End of Days“ ist? Es ist so gut, dass ich meine Haustür nicht aufschließen wollte. Ich stand davor und hatte den Schlüssel in der Hand, aber zum Aufschließen musste ich meine Augen vom Buch losreißen. Das hat mir sowas von nicht gepasst, dass ich den Bruchteil einer Sekunde darüber nachgedacht habe, einfach draußen stehen zu bleiben. Wenn mir schon so kleine Tätigkeiten zu viel sind, weil ich nicht aufhören möchte zu lesen, sollte euch das eine Menge darüber verraten, wie großartig ich „End of Days“ fand. ;) Nach der Lektüre von „Angelfall“ und „World After“ hatte ich fast schon unverschämt hohe Erwartungen, doch Susan Ee erfüllte sie spielend. Bisher fügte sie ihrer fantasievollen Dystopie in jedem Band eine weitere Ebene hinzu und auch in „End of Days“ erhält das Auftauchen der Engel eine weitere Facette. Sie arbeitet die Apokalypse in einen größeren Kontext ein und lässt ihre LeserInnen erahnen, was aus unserer Welt werden könnte, wenn die Engel nicht verschwinden. Durch Penryns Augen durfte ich sehen, welches Schicksal der Erde bevorstünde. Mutig bringt die Autorin damit eine philosophisch-religiöse Streitfrage zum Höhepunkt, die die ganze Geschichte über bereits anklang: könnten Engel eher Zerstörer denn Bewahrer sein? Penryn erlebt hautnah, dass die Engel alles zu Grunde richten, was sie berühren und zu unfassbarer Grausamkeit fähig sind, nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch ihrer eigenen Art gegenüber. Diese eiskalte Härte machte Raffe zu einem Einzelgänger und zerfraß Beliels Seele, dessen Geschichte in „End of Days“ endlich offenbart wird. Ich habe nicht damit gerechnet, doch ich habe tatsächlich Mitgefühl mit ihm. Ich verstehe jetzt, warum er alles dafür tat, wieder zu den Engeln zurückkehren zu können. Wieso er nicht einmal davor zurückschreckte, Raffe seiner Flügel zu berauben. Er erhält von Susan Ee keine Absolution, aber sie erklärt seine Motivation eingängig und nachvollziehbar, sodass ich mich davor nicht verschließen konnte. Ich empfinde Beliel gegenüber nun definitiv anders. Weicher. Sanfter. Sein Schicksal ist eng mit Raffes Vergangenheit verknüpft, die ich einfach nur als tragisch bezeichnen kann. Kein Wunder, dass er solche Probleme hat, Penryn an sich heran zu lassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass er ein gütiges, gerechtes Herz hat. Ich denke, ich habe in den Rezensionen zu den letzten beiden Bänden nicht deutlich genug beschrieben, wie sehr ich Raffe mag. Ich wäre mit ihm genauso gern befreundet wie mit Penryn, denn er hat so viele gute Eigenschaften, auch wenn er sie meist hinter einer Maske aus Distanz und Abwehr versteckt. Er trägt Umengen uralten Ballasts mit sich herum, weswegen er viel Wert darauf legt, stets kontrolliert und stark zu erscheinen. Penryn und er ergänzen sich gegenseitig fabelhaft, weil sie miteinander loslassen können. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit haben sich zwei Seelen gefunden, die einfach zusammen gehören. Gemeinsam sind sie die personifizierte Hoffnung.

 

„End of Days“ ist der stimmige, würdige Abschluss einer hervorragenden Trilogie. In diesem Buch entlud sich explosionsartig all die Spannung, die sich über die vorangegangenen Bände in mir aufgebaut hatte. Es war, als hätte ich nur auf ein Ventil gewartet – Susan Ee hat es mir auf dem Silbertablett präsentiert. Ich war überwältigt von all den Emotionen, die über mich einstürzten. Natürlich bin ich traurig, vor allem Penryn nun gehen lassen zu müssen, aber ich finde auch, die Autorin hat genau den richtigen Zeitpunkt gewählt. Penryn kommt zurecht, davon bin ich überzeugt. Ein Teil von mir hofft allerdings ein bisschen darauf, dass Susan Ee Penryn noch einmal einen Besuch abstattet. Vielleicht, wenn 20 Jahre vergangen sind. Ich würde unheimlich gern erleben, was für eine Frau aus ihr wird.
Penryn & the End of Days ist eine der besten YA-Dystopien, die ich je gelesen habe. Sie überzeugt mit starken, individuellen Charakteren, die alles andere als Stereotypen sind und zeichnet das Bild einer runden, spannenden und kreativen Apokalypse. Völlig egal, wie enttäuscht ihr bisher vielleicht von Young Adult-Literatur wart – ihr müsst Penryn einfach eine Chance geben, denn sie wird euch den Glauben an und die Begeisterung für das Genre zurückgeben.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/07/24/susan-ee-end-of-days
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2015-06-05 09:46
Für dieses Buch braucht ihr Eis. Viel Eis!
Hate List - Jennifer Brown

Amokläufe an Schulen üben eine morbide Faszination auf mich aus. Das mag seltsam klingen, aber so ist es. Nicht die Tat an sich, nicht die Opfer, sondern die psychischen Prozesse, die dazu führen, dass es überhaupt so weit kommen kann, faszinieren mich. Ich möchte einfach verstehen, wie ein junger Mensch so tief in die Verzweiflung und in den Hass getrieben werden kann, dass er/sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, als zu morden. Der lauten Tragödie, die SchülerInnen und LehrerInnen angetan wird, geht immer eine leise Tragödie voraus, die meist niemand bemerkt. Es gibt immer Anzeichen.
In „Hate List“ verschiebt die Autorin Jennifer Brown den Fokus von der Tat selbst auf das Danach. Was passiert mit denjenigen, die überleben?

 

Vor fünf Monaten hat ein einziger Schüler das Leben an der gesamten Garvin High für immer verändert: Nick Levil, der Shakespeare liebte und in all seinem Hass entschied, an diesem verhängnisvollen Tag im Mai in der Cafeteria das Feuer zu eröffnen. Er hinterließ Trauer, Schmerzen und die Liste. Die Liste, die Valeries Idee war und von der Nick seine Ziele aussuchte. Obwohl sie drei Jahre ein Paar waren, wusste Valerie nichts von Nicks furchtbaren Plänen. Sie war diejenige, die ihn aufhielt, einem Mädchen das Leben rettete und dafür selbst angeschossen wurde. Nick nahm sich das Leben – Valerie überlebte. Doch da die Liste eigentlich ihr gehörte, glaubt nicht nur die Polizei, dass sie in die Planung involviert war. Jetzt, fünf Monate später, muss sie sich dem Trümmerfeld stellen, das ihre große Liebe verursachte.

 

Ich empfehle euch, einen großen Becher Eis bereit zu stellen, wenn ihr „Hate List“ lesen möchtet. Dieses Buch ist so schmerzhaft, dass ihr einen Seelenschmeichler brauchen werdet. Ich habe es innerhalb eines Tages ausgelesen, weil es mich einfach nicht mehr losließ. Jennifer Brown schildert Valeries Kampf mit ihren eigenen Gefühlen und den Umständen unglaublich intensiv und sehr realistisch. Ich konnte mich hervorragend in sie hineinversetzen und baute eine starke, solide Verbindung zu ihr auf, sodass ich ihre widerstreitenden Emotionen verstehen und selbst spüren konnte. Brown lenkte meine Aufmerksamkeit auf das, was nach einem Amoklauf gern ausgeblendet und verteufelt wird: dass auch ein Amokläufer eine Familie hat und es Menschen gibt, die ihn lieben. So schrecklich Nicks Taten waren, Valerie kann ihre starken Gefühle für ihn nicht einfach ausschalten. Sie endeten nicht mit Nicks Morden, weil es für Val unmöglich ist, das Bild von ihrer großen Liebe mit dem Bild des Amokläufers in Einklang zu bringen. Der Nick, den sie noch immer liebt, hatte Hoffnungen, Träume, Pläne und eine Vergangenheit. Den Nick, der Amok lief, kannte sie nicht. Für sie sind es zwei völlig verschiedene Personen und es verletzt sie auf einer abstrakten Ebene, dass das ganze Land Nick zur Hölle wünscht. Natürlich ist es für sie auch nicht leicht, damit umzugehen, dass es Menschen gibt, die ihr die Schuld an der Tragödie geben und sich wünschen, dass sie sich ebenfalls erschossen hätte. Darunter sie selbst. Schreckliche Schuldgefühle plagen sie, weil sie nicht erkannte, welch düstere Gedanken Nick umtrieben und weil sie die Liste begann, die Nick offenbar dazu inspirierte, die Menschen zu erschießen, die ihnen beiden ihrer Meinung nach Unrecht taten. Während sie ihre furchtbaren Erlebnisse verarbeitet, beschäftigt sie sich viel mit der Frage, ob sie tief in ihrem Herzen wollte, dass diese Menschen sterben. Ob es mehr als nur eine Bewältigungstaktik für all ihre Wut war. Mir wurde dabei bewusst, wie leichtfertig Valerie vor dem Amoklauf mit dem Wort „Hass“ umging. Sie hat nie darüber nachgedacht, was die Aussage „Ich hasse dich“ wirklich bedeutet und verwendete sie viel zu schnell, um ihren Zorn auszudrücken. Wenn der Amoklauf neben Schmerz und Trauer noch einen weiteren Effekt hatte, dann den, dass zumindest einige der Überlebenden ihr Verhalten kritischer reflektieren. Das gilt für Val, aber auch für Jessica, diejenige, die Val vor einem tödlichen Schuss rettete. Vor diesem Tag im Mai war Jessica die typische verwöhnte Cheerleader-Zicke. Jetzt ist sie… anders. Immer noch sie selbst, aber eine bessere Version. Dass Val sie vor dem Tod bewahrte, änderte alles für sie. Ich mochte sie sehr, weil ich spüren konnte, wie sehr sie sich anstrengt, zu einem besseren Menschen zu werden. Sie reicht Val die Hand und hat großen Anteil daran, dass Val ins Leben zurück findet. Es ist schwer für sie, aber sie vergibt Val. Und sie vergibt auch Nick.
Nach so einer Tragödie brauchen die Wunden lange, um zu heilen, selbst wenn oberflächlich erneut Normalität herrscht. Doch Zeit und der unbedingte Wille, zu leben, können helfen, aus Chaos, Wut und Schmerz etwas zu erschaffen, das größer und besser ist als je zuvor. Weil eine Tragödie auch immer daran erinnert, wie kostbar das Leben ist. Vergebung ist wohl eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Wenn wir nur genauso leicht von Vergebung wie von Hass sprechen würden. Doch Valerie findet sie. Auch in dem Menschen, von dem sie es am wenigsten erwartete: sich selbst.

 

Ich finde „Hate List“ großartig. Traurig, tragisch und düster, aber auch hoffnungsvoll, mutig und stark. Ähnlich wie die Personen, die es behandelt, ist es auf der emotionalen Ebene sehr komplex. Jennifer Brown erinnert uns daran, dass selbst ein Amokläufer gute Eigenschaften haben kann und kein Mensch eindimensional ist. Es ist ein Buch, das Gänsehaut verursacht. Es ist ein Buch, das kräftig auf die Tränendrüse drückt, ohne es zu wollen. Einfach, indem es genau das zeigt, was das Leben außergewöhnlich und kompliziert zugleich macht: Gefühle. Rohe, ungefilterte Gefühle, die atemberaubend schön und unglaublich hässlich sein können. Freude, Schuld, Reue, Liebe, Schmerz, Hoffnung, Verlust – was Val fühlt, werdet auch ihr fühlen, wenn ihr euch auf „Hate List“ einlasst. Eine Achterbahn der Emotionen, die nach einem Becher Eis verlangt.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/06/05/jennifer-brown-hate-list
More posts
Your Dashboard view:
Need help?