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review 2017-06-30 04:30
Rezension | Der Brief von Carolin Hagebölling
Der Brief: Roman - Carolin Hagebölling

Beschreibung

 

Die Journalistin Marie ist Anfang dreißig und lebt zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Johanna in Hamburg. Das Leben läuft gerade ganz gut, doch dann erhält Marie einen Brief der alles auf den Kopf stellt. Der Brief stammt allem Anschein nach von Maries Jugendfreundin Christine, ist jedoch an eine Anschrift in Paris adressiert und enthält einen verstörenden Text, der die Realität unterschiedlicher Leben ineinander verschwimmen lässt.

 

In dieser Realität lebt Marie mit ihrem Freund Victor in Paris, arbeitet in einer Kunstgalerie und leidet an einer schweren Krankheit. Um heraus zu finden was hinter den mysteriösen Briefen steckt reist Marie nach Paris…

Meine Meinung

 

Carolin Hageböllings Debütroman „Der Brief“ hat mich auf den ersten Blick angesprochen und die Kurzbeschreibung hat ihr Übriges getan um meine Neugierde vollends zu entfachen. Die Covergestaltung des broschierten Werkes gefällt mir sehr gut, da sie sogleich ein Gefühl von Fernweh und schönen Reiseerinnerungen wach werden lässt. Auch die weitere Aufmachung ist äußerst gelungen, die etwas stärker gehaltenen Seiten fühlen sich schön griffig an und durch die etwas größere Schrift fliegt man geradezu durch die Seiten und ein hübsches Anker-Eiffelturm-Symbol kündigt das jeweilige Kapitel an.

 

»Die Realität ist eine Frage der Wahrnehmung, nicht der Wahrheit.« (Seite 51)

Im Mittelpunkt steht das beschauliche Leben der Journalistin Marie, die mit ihrer großen Liebe Johanna in Hamburg lebt und arbeitet. Als Marie einen mysteriösen Brief von ihrer ehemaligen Schulfreundin erhält, der an eine Anschrift in Paris adressiert ist und dessen Inhalt keinerlei Sinn ergibt, nimmt die Story zu einem frühen Zeitpunkt bereits an Fahrt auf.

 

Ich möchte euch gar nicht zuviel von dem Inhalt verraten, so dass euch die Spannung erhalten bleibt. Deshalb nur soviel: Marie lebt nicht in Paris, sondern in Hamburg, weiß nichts über ein Aneurysma und kennt keinen Victor. Um die Herkunft sowie den rätselhaften Inhalt des Briefes auf den Zahn zu fühlen nimmt Marie wieder Kontakt zu ihrer damaligen Schulfreundin auf und reist nach Paris.

 

"Mit jedem Atemzug, jedem Augenaufschlag und jeder kleinen Bewegung geriet ich stärker in den Bann dieses pulsierenden Kosmos, der meine Einsamkeit umarmte und meine Sehnsucht verschlang. Paris hatte mich verzaubert." (Seite 79)

 

 Im Laufe des Plots verschwimmen die Linien zwischen der Realität in Hamburg und der „fiktiven“ Realität in Paris immer mehr. Die Atmosphäre wirkt gerade während Maries Zeit in Paris regelrecht aufgeladen an, und sorgte bei mir für Gänsehaut! Die grundlegende Frage die Carolin Hageböllings Roman „Der Brief“ aufwirft, »Was wäre, wenn man an bestimmten Punkten des Lebens andere Entscheidungen getroffen hätte, und wie sähe das Leben dann jetzt aus?«

 

Die Protagonisten rücken bei diesem Gedankenexperiment eher in den Hintergrund. Marie, Johanna und Co. wirken wie Statisten die ihren Zweck erfüllen, austauschbar und konturlos. Leider ist es dadurch schwer, sich mit den Charakteren zu identifizieren um eine emotionale, tiefer gehende Bindung aufzubauen.

 

Das Ende der Geschichte wurde offen gelassen und bietet somit genügend Spielraum für eigene Gedanken, Wünsche und Phantasien. Mir persönlich hat diese Lösung sehr gut gefallen, da ich sie einfach sehr passend zu diesem spielerisch, experimentellen Roman fand.

 

»…wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder dazu malen.« (Seite 88)

 

Die Kehrseite der Medaille ist, dass Fragen aufgeworfen und nicht beantwortet werden. Leser die einen logischen und runden Abschluss bevorzugen, könnten bei dieser Art von Roman den Buchdeckel unbefriedigt schließen.

 

Fazit

 

Ein Debütroman der die Gedanken fliegen lässt.

Source: www.bellaswonderworld.de/rezensionen/rezension-der-brief-von-carolin-hageboelling
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text 2016-11-22 18:09
Zeitwände bersten: Lyrische Gedanken von Christa Schyboll mit Fotos von Stefan Kierek

 

 

 

Link zum Ebook: Zeitwände bersten

 

Der erste Gedichte-Band der Roman-Autorin und Aphoristikerin Christa Schyboll deutet schon in seinem Titel „Zeitwände bersten" die Richtung an: Es geht u.a. um das Sein und die Metaphysik aus dem Blickwinkel der Autorin, die auch die Themen von Raum und Zeit immer wieder neu lyrisch umkreist.
Auch Leben und Tod, Liebe, Schmerz, Verzweiflung und Hoffnung geben sich mal in tiefsinnigen, mal in fröhlichen Wortbildern immer wieder neu brüderlich die Hände, weil sie alle Aspekte des einen Lebens sind, das wir als Individualität zum Geschenk bekamen.
Die Autorin spielt mit den Möglichkeiten, unsere Realität auch anders wahrzunehmen, als es gemeinhin üblich ist. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen steht aber immer wieder neu der Mensch mit seinen geheimnisvollen Möglichkeiten, die Zeit zwischen Geburt und Sterben schöpferisch selbst zu gestalten.
Christa Schyboll erweist sich dabei als gute Beobachterin des menschlichen Wesens, das doch nach ihrer Auffassung in zwei Welten zugleich beheimatet ist: Einer geistigen Welt, die ihren Tribut im Inneren des Menschen durch seine Haltung zum Leben fordert, wie auch der handfesten irdischen Welt mit ihren anderen Gesetzen im Alltag. Doch immer einmal wieder kollidieren diese beiden Welten miteinander, die eigentlich ein harmonisches Ganzes bilden sollten. Dann tauchen Zweifel auf oder auch „Schatten anderer Wirklichkeiten", die „ein dunkel klingendes Gefühl" vermitteln und die Frage nach den „Koordinaten" stellen.
Der ungewöhnliche Mix an geistigen Themen, Betrachtungen oder subjektivem Erleben einerseits und den uns allen bekannten Tatsachen aus den Lebensbereichen Liebe, Politik oder der puren Lust am Leben andererseits zeigt die große Bandbreite von Wahrnehmung und Empfindung, die solche Texte schufen.
Bei manch einem Leser wird die Autorin eventuell auch eine Reihe von Fragen aufwerfen. Sie schüttelt dabei fröhlich und unbekümmert die Facetten der von ihr erlebten Wirklichkeit wie den Schnee in einer Schneeglaskugel.

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review 2016-11-01 15:29
Das Paket von Sebastian Fitzek
Das Paket: Psychothriller - Sebastian Fitzek
 
 
Hallo mein Name ist Emma, ich bin Psychiaterin und meine Welt ist nicht mehr die, die sie sein sollte. Ich glaube ich werde wieder verrückt, ich werde von Wahnvorstellungen geplagt nach dem mir was unsagbar schlimmes zugestossen ist. Keiner glaubt mir wirklich, nur das offensichtliche steht für alle ausser Frage, das ich Verrückt werde und meinen Verstand verliere. Nichts ist mehr wie es sein sollte, seit ich das verdammte Paket für meinen unbekannten Nachbarn angenommen habe. NICHTS!! BITTE HELFT MIT.....


Der Anfang...

Als Emma die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern öffnete, ahnte sie nicht, das sie dies zum letzten Mal tun würde. Nie wieder würde sie sich, mit einem Stofftier bewaffnet, nachts um halb eins an ihre Mutter kuscheln, vorsichtig bemüht, Papa beim Ins-Bett-Krabbeln nicht aufzuwecken, der im Traum mit den Füssen strampelte, zusammenhangslose Worte murmelte oder mit den Zähnen knirschte. 

Meine Gedanken zum Buch

Zehn Jahre Sebastian Fitzek!!  Zehn Jahre Spannung, wirklich abgedrehte Geschichten, die aber nie , wirklich nie, den Faden verloren haben, die mit den Jahren immer etwas grausamer, blutiger geworden aber einfach immer noch die Besten sind. Und doch ist dieser Roman nicht so grausam wie die letzten von ihm, er ähnelt eher wieder den Büchern in seiner Anfangszeit. Klar, waren nicht alle im gleich gut, aber ein wirklich schlechtes hab ich noch nie gelesen von ihm. Das Schwächste von allen war für mich "Amokspiel". Es war ganz nett und sicher spannend, aber mir hat da das gewisse etwas gefehlt. Aber danach fand ich eigentlich alle Bücher äusserst spannend, die Ideen immer sehr interessant keins war für mich weniger als ne 4 wert. Ich hoffe wirklich, das es noch viele weiter solch tolle ,  spannende und  nervenaufreibende Bücher von ihm zu lesen geben wird. Also erstmal....
 
Herzliche Gratulation her Fitzek zum zehnjährigen Autorenjubiläum, auf viele neue tolle und grausame Ideen! 
 
So, aber nun zum Buch, darum geht es hier ja aber das musste ich jetzt mal schnell loswerden. 
 
Das Buch kommt einfach toll daher. Eingepackt in ein Paket!! Diese Jubiläumsausgabe ist Limitiert. Ab der zweiten Auflage gibt's das tolle Paket dann ohne Paket *gg* Und es ist auch sonst etwas anders als andere Hardcover, denn es besteht eigentlich nur aus einem Einband. Also ohne Schutzumschlag dafür bedruckt, wie man sieht und gestylt wie ein richtiges Paket, eingewickelt in das bekannte Packpapier. Also, danke an den Verlag, super Idee!! Der Titel ist natürlich passend, passender könnte es nicht sein, kurz und auf den Punktgebracht, denn an diesem ominösen Paket die ganze Geschichte. Auch wenn es zu Emma noch eine Vorgeschichte gibt, die alles was mit diesem Fall zu tun hat, zusammenhängt. 
 
Natürlich muss ich auch hier wieder was über den Schreibstil schreiben, denn er ist wie immer bei den Büchern von ihm, spannend, von Anfang bis Ende, rasant, verzwickt, und sehr komplex. Mal nicht aufgepasst und man muss zurück blättern. Die Kapitel switschen in der Zeit vor uns zurück, aber das wird gut gekennzeichnet. Denn es steht immer in welchem Moment wie uns grade befinden. 
 
Zur Geschichte kann ich nur wieder sagen... Nervenaufreibend. Oh man, er nimmt uns wieder mit in eine totale kranke Welt. Emma, die Protagonistin hat als Kind schon schlimmes erfahren. Sie hatte ein totales Arschloch von einem Vater. Gut, er war sicher auch nicht grade geistig gesund, Choleriker sind das ja nie. Dennoch ist so ein verhalten für Kinder schlimm und hinterlassen Spuren, was natürlich auch Emma nicht erspart geblieben ist. Dennoch reifte sie zu einer intelligenten Frau, die ihre eigene Psychiatrische Praxis hat, sie ist glücklich verheiratet und hat auch tolle Freunde. Bis zu diesem Moment der alles kaputt macht, nicht nur ihre Zukunft sondern auch ihre Seele! Stellt euch vor, ihr werdet überfallen, vergewaltigt, seelisch missbraucht und keiner, auch wirklich keiner glaubt euch so richtig, nicht mal der eigen Mann, die beste Freundin. Denn sie kommen immer mit der Vergangenheit daher und sagen das sie halt ne blühende Phantasie hätte. Wie würdet ihr euch fühlen? Dach diesem Vorfall geht es ihr natürlich schlecht, sie wird paranoied und kann nicht mehr auf die Strasse, Monate verbringt sie im Haus. Als wär das nicht schlimm genug, nimmt sie, trotz komischem Gefühl ein Paket für einen nicht anzutreffenden, ihr total unbekannten, Nachbarn an. Aus einer normalerweise harmlosen und Gutgemeinten Tat, beginnt für Emma der Albtraum ihres Lebens.... 
 
Emma ist mir schon nach den ersten 2 Seiten total ans Herz gewachsen. Man fühlt mit ihr, hat Verständnis und ehrlich, während des ganzen Romans, egal wo man grade steht mit seinen Gedanken wer nun schuld ist, wer welche Spielchen spielt und so weiter, fragt man sich nur, Himmel Herrgott, wer ist so krank und tut jemandem so was an?! Ihren Ehemann, Phillips, konnte ich teilweise verstehen aber je länger je mehr fand ich ihn einfach nur noch herzlos und arrogant. 
 
Ja, Fitzek hat es wieder hervorragend geschafft, eine sehr spannende Geschichte zu erzählen, uns aber nie sicher sein zu lassen wer nun auf welcher Seite steht. Er nimmt uns mit in die Welt zwischen Realität und Wahn, die so leicht verschwimmen können das man selber nicht mehr weiss wo einem der Kopf steht. Man wird von einer Seite zur anderen gerissen, nur um nach wenigen Minuten total ratlos wieder am Anfang zu stehen. Immer wieder überrascht er uns mit Wendungen die sich so vorher gar nicht angezeigt haben, vielleicht mal kurz, aber die haben wir ja eh schon wieder verworfen. Ja ja, wie blöd. Ich staunen immer wieder das er selber nicht durcheinander kommt und plötzlich dasteht mit einem Schluss der nicht aufgeht. Respekt. 
 
In diesem Buch hält er sich viel mit Psychologie und dessen Analyse auf. Was ich wirklich sehr spannend fand. So in dem Ausmass kam das, glaube ich, noch nie bei ihm vor.
 

Mein Schlussfazit

Ein typischer Fitzek-Roman, eine rasante Geschichte die uns wieder mitnimmt in die Tiefen der kranken Psyche. Voller überraschenden Wendungen und nervenaufreibend ist. Ein Muss, nicht nur für alle Fitzek-Fans sondern auch für alle die wirklich gute Psychothriller lieben. Auch wenn es ein paar wenige Stimmen gibt, die total enttäuscht zu sein scheinen, ich kann es, ehrlich gesagt, nicht  nachvollziehen. 

 

Zur Geschichte

 

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review 2014-05-08 00:00
Bakuman, Band 1: Traum und Realität
Bakuman, Band 1: Traum und Realität - Tsugumi Ohba,Takeshi Obata,Diana Hammermeister No doubt, this mangaka can not only draw superb, but narrate a well-pace story as well. It was like watching an anime (exactly the same as Death Note). The background and the facial and body expressions of the character are detailed. Besides, I always wanted to know more about the life of a mangaka, who are artist that suffer a lot too. At least, from what I read from the side-notes in any manga.

The only thing I am not fan is how the girls/women are portrayed, here as well as in Gantz. Not only how they are drawn (too doll-pretty) but like they are not really relevant to the story. But that is just my personal thought.

And it is impossible not to compare Mashiro with L, they look the same. Mashiro is L but with Sebastian Michaelis' hairstyle :D
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review 2013-09-30 10:39
Ein Wortfeuerwerk aus der Feder Alex Capus'
Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer - Alex Capus

- Ende -

 

Wehmütig blicke ich auf diese vier Buchstaben. Dieses Wort, so unscheinbar und kurz, beendet zu meinem Bedauern eine Reise durch ein wunderbares Buch, welches mich gleichermaßen faszinierte, großartig unterhielt und einen tiefen Blick in die Lebensgeschichte dreier Personen gewährte. Personen, die wirklich gelebt und erlebt haben, und deren Geschichten in ihrer Einzigartigkeit bis heute unvergesslich überlebt haben. Nun fanden sie Einzug in das neueste Werk des Schweizer Wortvirtuosen Alex Capus, welcher einem Nobelpreisträger der Physik, einer attraktiven Spionin und einem talentierten Kunstfälscher die Hauptrollen in seinem Roman »Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer« aus dem Hanser Verlag verlieh.

 

Drei Helden wider Willen

 

Ein Tanz durch die Geschichte, auf den Spuren eines jungen Mädchens, die Sängerin werden wollte und am Ende mitten in die Wirren des Krieges gezogen wurde. Ein Rebell, welcher schon früh seine blaue Jacke tragen wollte, sich nicht in eine Schublade schieben ließ und als Erbauer einer Kriegsmaschine mit seinem Gewissen zu kämpfen hat. Eine Ode an die Kunst, deren Wege manchmal auf ungewöhnliche Weise zum Erfolg führen, einen Künstler begleitend, der sein Talent nutzt, um Geschichte lebendig werden zu lassen – wenn auch recht frei interpretiert.

 

Ein wahrer Meister der Erzählkunst

 

Während ich die Zeilen dieses Buches lese, messe ich in Wahrheit eine Flut von Photonen – Schwingungen des Lichtspektrums reizen Sinneszellen in meinen Augen – und verschiedene Regionen meines Gehirns setzen Buchstabe für Buchstabe elektrisch in eine greifbare Geschichte um. Eine Geschichte, die von Möglichkeiten lebt, von Lücken im Kontinuum – ein abstraktes ´Vielleicht´ durchzieht mich ebenso wie die Charaktere in diesem Buch. Ich beginne nachzudenken – meine Phantasie formt Bilder, und ich frage mich, ob eben diese Bilder vielleicht gar nicht existieren, solange sie kein Anderer wahrnimmt? In den drei metaphorisch stark beseelten Geschichten um Felix Bloch, Emile Gilliéron und Laurea d‘Oriano ist ein Zusammentreffen dieser Drei theoretisch möglich – lediglich beweisbar durch die unmittelbare Anwesenheit eines Augenzeugen, welcher hier jedoch stumm bleibt – bleiben muss, denn so obliegt es dem Leser eben jene Lücken zu füllen, welche auch die Protagonisten auf ihrem Lebensweg zu füllen haben.

 

Des Menschen Wissen ist immer lückenhaft, das ist unser Schicksal. Nur deshalb tragen wir letztlich Glaube, Liebe und Hoffnung in unseren Herzen – damit wir diese Bruchstücke unseres Wissens in Beziehung zueinander bringen und daran glauben können, dass das alles hienieden einen Sinn hat. – Seite 148

 

So wie ich nach dem Zuklappen des Buchdeckels auf die erlebte Geschichte zurückblicke, so schwermütig schweift der Blick der auf dem Cover abgebildete junge Dame in die Ferne, während sie auf einem Geländer an einer Hafenanlage sitzt, Schiffe beobachtet und sich vielleicht wünscht, an einem ganz anderen Ort zu sein – oder es gar schon ist, und nun auf Vergangenes zurückblickt. Ich weiß es nicht, werde es nie wissen – und das ist gut so. Mein Verstand akzeptiert beide Realitätszustände, bis der unmittelbare Beweis des Gegenteils meine Ansicht – meine Realität – verändert. Es ist bereits vor dem Lesen des Buches offensichtlich, dass der Verlag die Spionin als Covermotiv auswählte, der einzigen weiblichen Figur des Buches. Warum? Auch das weiß ich nicht. Ich weiß nur: diese Szene wirkt authentisch, verströmt eine nostalgische Atmosphäre, was durch die bläuliche Farbgebung noch unterstrichen wird. Ein Cover, das den Sinnen schmeichelt und Appetit auf den Hauptgang zwischen den Seiten macht.

 

Wortpoesie

 

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Bevor ich in die Leserunde startete, informierte ich mich ein wenig über den Autor, sah mir seine Buchtrailer zum Roman an, schmunzelte über seinen Humor und empfand sogleich großes Interesse für diesen Mann und seine Ideen. Alex Capus’ Leser schwärmten von »Leon & Louise« und empfahlen mir, auch diesen Roman zu lesen und so ist dies dann auch mein erstes Buch des sympathischen Schweizers geworden und es wird sicher nicht mein letztes sein, denn dieser Mann versteht es mit einprägsamen Worten, feinen Metaphern, eleganten und eloquenten Formulierungen und bildgewaltiger Sprache zu schreiben und darüber hinaus hat er eine ausgeprägte Vorliebe für Sätze, die sich schon mal ohne Unterbrechung über eine halbe Seite ausdehnen. Na? War der letzte Satz schwierig zu lesen? Ist euer Gehirn nach dem dritten Komma ausgestiegen und hat sich auf einer Wolke des Vergessens niedergelassen? Alex Capus kann das noch länger – und viel besser, so dass es trotz allem ein Leichtes ist, dem Inhalt folgen zu können. Er fesselte mich an seine Worte, ließ mich nicht los und konnte meine volle Aufmerksamkeit in jeder Sekunde des Lesens voll für sich verbuchen. Eine sehr anheimelnde Form von Tiefgründigkeit schwimmt auf der Oberfläche seiner Sätze und sorgt für intensiven Lesegenuss, Seite um Seite. Wort für Wort. Schon lange nicht mehr sah ein Buch nach dem Beenden so wie auf diesem Foto aus, über und über vollgespickt mit meinen Buchdarts, welche interessante Textstellen markierten. Interessant, einprägsam und auf das eigene Leben anwendbar. Kostprobe gefällig?

 

Sie ist eine erfahrene Reisende und weiß, dass man einander normalerweise nur einmal im Leben begegnet, weil jede vernünftige Reise in möglichst gerader Linie vom Ausgangspunkt zum Ziel führt und zwei Geraden sich nach den Gesetzen der Geometrie nicht zweimal kreuzen. – Laura d’Oriano, Seite 12

 

Die variable Konstante

 

Doch was macht dieses Buch – diese Erfahrung – so einzigartig? Ist es die Perspektive des Erzählers, welche so wirkt, als ob ein Urgroßvater in seinem Ohrensessel sitzt, die Enkelkinder und Urenkel vor ihm auf dem Fußboden, und der alte Mann beginnt damit, aus seinem reichen Erfahrungsschatz zu plaudern? Oder sind es die sehr lose wirkenden Handlungsfäden, welche aber durch abstrakte Ähnlichkeiten doch enger verbunden sind, als man vielleicht auf dem ersten Blick zu ergründen vermag? Das geniale Spiel mit Metaphern, welche ihre wahre Bedeutungskraft dadurch entfalten, weil  sie ursprünglich in den Gedankenwelten der jeweils anderen Protagonisten wurzeln – gepaart mit dem nicht Greifbaren, den Lücken. Theoretische Physik, Wunschträumerei und das Rekonstruieren partiell zerstörter Kunstobjekte liegt eine Gemeinsamkeit zugrunde, die aus Leere besteht – der Unwissenheit darüber, was Wahrheit ist und was nicht, füllen alle drei Protagonisten auf ihre ganz eigene, aber doch so universelle Weise aus. Alles ist verbunden – selbst das, was wir nicht wissen.

 

Anfangs fiel mir der Sprung zwischen den drei Hauptfiguren, zumindest auf den ersten 150 Seiten, ein wenig schwer. Doch spätestens, nachdem ich alle Drei kennengelernt hatte, spürte ich förmlich den Atem der Geschichte. Ich reiste mit dem Fälscher vom kleinen Dörfchen Villeneuve in die weite Welt, atmete den Staub der aräologischen Ausgrabungsstätten Schliemanns ein und hörte eine Melodie im Kopf, wenn Laura d’Oriano des Abends in einer verrauchten Kneipe ihre Gesangskünste zum Besten gab. Ich erfreute mich gleichermaßen an der Musikalität der Familie d’Oriano wie an der sanften Brise, die am Hafen von Nizza wehte. Ich nahm mit Begeisterung Anteil an Felix Blochs Forschungen der theoretischen Physik und konnte mit gutem Gewissen sagen, dass mir die Naturwissenschaften noch nie auf so interessante Art und Weise vermittelt bekommen habe.

 

Dieses Gefühl nämlich, in das sie so lange ihre Zukunftshoffnungen gesetzt hatte, war nichts weiter als das Betriebsgeräusch der Seele, das jeder lebendige Mensch in sich vernimmt, wenn er im Weltengetümmel mal kurz innehält und ein bisschen auf sich achtgibt. – Laura d’Oriano, Seite 87

 

Von den späten Folgen des einen, und dem Aufkeimen und Ausbruch eines neuen Krieges umrahmt, werden die Schicksale der drei Hauptfiguren in Bahnen gelenkt, welche wir als Beobachter – und wenn wir uns mit den Figuren auch im richtigen Leben beschäftigt haben sogar Wissende – wahrnehmen können. Wir tauchen in ihre Gedankenwelten und werden Zeuge moralischer Abwägungen im Kontext dieser einzigartigen Zeit. Besonders die Geschichte um den jungen, intelligenten Bloch, welcher mit seinen Gedanken hadert, sie verwirft – neu überdenkt und sich dann seinem Schicksal fügt, ist sehr gelungen und fast möchte ich behaupten, dass dieser Charakter in dem Buch eine stärkere Präsenz besitzt als die anderen zwei. Aber das mag nur ein Gefühl sein, welches ich persönlich so empfunden habe. Der Physiker wirkte auf mich einfach am interessantesten, eben jenen Mann, der “im Leben unbedingt etwas Schönes, Nutzloses und ganz und gar Zweckfreies zu machen” (Seite 57) gedachte. Ich erinnere mich gut an die Stelle, als Alex Capus die entsetzlichen Verbrechen der Nazis auf seine metaphorische, und doch stellenweise sehr direkte Art zu Papier brachte und mir ein, zwei Mal bedrückende Übelkeit in den Magen steigen ließ.

 

Es war für den Jüngling eine Offenbarung, dass es in dieser aus den Fugen geratenen Welt etwas so Klares und Schönes wie das Verhältnis von Zahlen zueinander gab. – Felix Bloch, Seite 16

 

Ich könnte noch eine ganze Weile weitere Zitate aus diesem wunderbaren Buch niederschreiben, doch würde ich euch den Kern des Buches vorwegnehmen und das möchte ich natürlich nicht. Ich kann es nur sagen: Genießt diesen Roman, erlebt ihn!

 

Mein Fazit: Was ist der Wert der Wahrheit? Gibt es sie im Angesicht so vieler Lücken in dem was wir Wissen nennen überhaupt, oder können wir uns ihr nur annähern? Alex Capus breitet in diesem anspruchsvollen Buch sein Metapherngeflecht aus und lässt seine historischen Figuren darunter handeln, fühlen – und vor allem denken. Es ist keine leichte Zwischendurch-Lektüre, welche einfache Antworten parat hat, sondern ein stark konstruiertes Märchen, dass sich Fragen stellt wie: Was könnten sie in jenen Momenten gedacht haben? Welche Pfade könnten sie beschritten – welche ausgelassen haben? Mit überlangen Sätzen und genialen Metaphern erschafft der Autor einen spannenden Zugang in die Geschichte(n) und lässt sie durch bildgewaltige Sprache lebendig wirken. Ein Roman, wie geschaffen für Freunde des Autors, für Leser abspruchsvollerer Literatur, die gleichsam in Worten versinken und gleichzeitig intellektuell unterhalten werden wollen. Göttliche Lektüre!

 

Meine Wertung: 5of5

 

Prädiakt »Besonderes Buch« der Büchernische – Kategorie Roman

Source: www.buechernische-blog.de/lesehighlight-2013-alex-capus-der-faelscher-die-spionin-und-der-bombenbauer-buchrezension
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