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text 2017-08-28 17:26
Erster Satz | Dan Vyleta: Smoke
Smoke: Roman - Katrin Segerer,Dan Vyleta

"Thomas! Thomas! Wach auf!"

 

Kaum ist er wach, sucht er Nachthemd und Bettzeug nach Ruß ab. Er macht es schnell, mechanisch, noch im Halbschlaf: fährt mit einer Hand über die Haut und tastet nach der verräterischen körnigen Substanz. 

 

Erst danach fragt er sich, wie spät es ist und wer ihn geweckt hat. 

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review 2017-04-28 09:42
Subtile Gesellschaftskritik statt leichtem Mystery-Thriller
Smoke: Roman - Katrin Segerer,Dan Vyleta

Dan Vyleta ist ein Kind des Potts. Ja, ihr habt richtig gelesen! Sein Weg führte ihn zwar über England in die USA und bis nach Kanada, aber er wurde 1974 als Sohn tschechischer Einwanderer im Ruhrgebiet geboren. Ich frage mich, wie viel Pott noch in ihm steckt. Seinen aktuellen Roman „Smoke“ verfasste er jedenfalls nicht in Deutsch, sondern in Englisch. Unseren Markt erreichte das Buch durch die Random House Gruppe, die es mir als Rezensionsexemplar anbot. Ich nahm das Angebot an, da der Klappentext wirklich interessant klang. Meine Neugier war geweckt.

 

Thomas und Charlie sind privilegiert. Als Schüler eines elitären Internats werden sie auf ihr späteres Leben an der Spitze der Gesellschaft vorbereitet. Sie sind normale Jungen – doch ihre Gedanken sind unrein. Jeder weiß es, denn der Rauch zerrt all ihre Verfehlungen ans Tageslicht. Der Rauch brandmarkt die Menschen als Sünder, er dringt aus Poren und Körperöffnungen und hinterlässt schmierigen Ruß, der an der Haut klebt, Kleidung befleckt und Gebäude in einen schwarzen Schleier hüllt. Jede Lüge, jede Gehässigkeit, jede Missetat wird unweigerlich offengelegt. Der Rauch ist der sichtbare Graben zwischen Oberschicht und Pöbel. Niemals wäre es Thomas und Charlie eingefallen, seine Gesetze zu hinterfragen, bis ein verstörender Schulausflug nach London die Freunde ratlos zurücklässt. Wieso würde jemand den Ruß von Mördern sammeln? Wie ist es möglich, dass ein Mensch kein einziges Fädchen Rauch absondert? Aufgewühlt begeben sich Thomas und Charlie auf die Suche nach den Ursprüngen des Rauchs und stoßen auf eine Verschwörung nationalen Ausmaßes, die sie vor eine haarsträubende Entscheidung stellt: ist ihre Welt es wert, gerettet zu werden?

 

Uff. Nach der Lektüre von „Smoke“ musste ich mich erst einmal zurücklehnen, tief durchatmen und darüber nachdenken, was ich da eigentlich gerade gelesen hatte. Dieser Roman ist weit bedeutungsvoller und philosophischer, als ich erwartet hatte. Es ist definitiv kein leichter Mystery-Thriller, sondern eine erstaunliche komplexe Gesellschaftskritik. Dan Vyleta entführt seine Leser_innen in das 19. Jahrhundert, zeigt England auf dem Höhepunkt der industriellen Revolution und konfrontiert sie mit einer alternativen Realität, die sich vor allem in einem offensichtlichen Punkt von der unseren unterscheidet: die Menschen rauchen. Starke Gefühle wie Zorn, Neid, Lust, aber auch Freude und Glück lösen eine biochemische Reaktion im Körper aus, deren Resultat der Rauch ist, der aus allen Körperöffnungen dringt. Folglich ist der Rauch die visuelle Manifestation des menschlichen Wesens. Er ist weder gut noch böse, er ist einfach nur. Nichtsdestotrotz wird er in Vyletas Version des Vereinigten Königreichs als göttliches Zeichen und sichtbarer Beweis für das Böse in einem Menschen aufgefasst. Der Rauch wird instrumentalisiert; er dient als Legitimation, die Bevölkerung zu kontrollieren und die Klassenunterschiede stetig zu verschärfen. Die beiden jugendlichen Protagonisten Thomas und Charlie werden bereits im Internat indoktriniert. Als Elite des Landes müsse die Oberschicht mit gutem, sauberen Beispiel vorangehen, um das gemeine Volk führen zu können. Wer aus dem Adel stammt, sollte idealerweise niemals rauchen. Selbstkontrolle als Religion. Natürlich können weder Thomas noch Charlie dieses Ideal erfüllen, obwohl Charlie ihm deutlich näherkommt als sein Freund. Thomas ist ein reizbarer, leidenschaftlicher junger Mann, dessen Gefühle schnell überkochen. Dementsprechend raucht er stark und viel, während Charlies gutmütige, ehrliche und offene Persönlichkeit eher selten kleine Rauchfähnchen produziert. Sie verkörpern vollkommen verschiedene Formen von Rauchern. Betrachtet man die beiden als die Endpunkte einer Skala, kann man getrost behaupten, dass ihnen auf ihrer Suche nach Antworten die Myriaden Zwischenstufen dieser Skala begegnen. Sie lernen unterschiedliche Lebensweisen mit und Herangehensweisen an den Rauch kennen, was ich als sehr spannend empfand. Ich denke, Dan Vyleta konstruierte für „Smoke“ absichtlich eine sich selbst treibende Handlung, die seitens der Figuren wenig Initiative bedurfte. Thomas und Charlie lenken die Geschichte nicht, sie werden von ihr gelenkt, wodurch sich zahlreiche Situationen ergeben, die ihren Horizont erweitern. Sie erleben Unrecht und Grausamkeit, Güte und Großzügigkeit und entwickeln anhand dieser Erlebnisse eine eigene Weltanschauung. Meiner Ansicht nach ist „Smoke“ daher eine ungewöhnliche, aber überzeugende Coming-of-Age-Geschichte, die den Konflikt zwischen Individuum und System erfrischend originell und tiefgründig interpretiert.

 

„Smoke“ ist eines dieser Bücher, die weniger gefallen als faszinieren. Dan Vyleta versucht meines Erachtens nach nicht, sich bei seinen Leser_innen anzubiedern, sondern präsentiert eine subtile, feinsinnige Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt. Dafür nimmt er eine gewisse Trägheit der Geschichte in Kauf, weil diese intellektuell statt emotional mitreißen soll. Für mich hat dieses Konzept funktioniert, obwohl ich der Meinung bin, dass Vyleta haarscharf an der Grenze zur gesellschaftsphilosophischen Überladung vorbeischlitterte. Beinahe hätte er zu viel von mir verlangt. Glücklicherweise zügelte er sich, sodass ich den immensen gedanklichen Spielraum und das stimulierende Potential des Buches sehr zu schätzen wusste.
Meiner Meinung nach ist „Smoke“ äußerst lesenswert, es setzt allerdings ein hohes Maß an eigenständiger, geistiger Beweglichkeit voraus. Es ist keine locker-flockige Lektüre für Zwischendurch. Stellt euch zum Warmwerden vor dem Lesen eine Frage: was bedeutete es für die Gesellschaft, wäre jede starke Emotion jedes Menschen nicht länger verborgen, sondern sichtbar?

 

Vielen Dank an Random House und carl’s books für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/04/28/dan-vyleta-smoke
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review 2016-09-12 18:45
Smoke
Smoke: A Novel - Dan Vyleta

(I got a copy through NetGalley, in exchange for an honest review.)

 

I really liked the premise: sin and violent emotions taking on shape and scent, through a strange smoke people let escape in spite of themselves, in an alternate Victorian setting where, much like in real Victorian England, the "lower classes" are considered as sinful, while the "upper classes" are supposed to be their betters—and what's best here than -not- displaying the dreadful Smoke, right? However, ultimately I couldn't care about the story at all, nor about the characters. I partly blame this on the rhythm, and partly on the choice of narrative tense and voices.

 

The first chapters, albeit a little slow, had the kind of atmosphere I hoped the whole novel would carry throughout, involving a private boarding school, creepy students, and masters entrenched within their stinky moral rectitude. Lovely, isn't it? There is so much one can do with such a setting (can you tell I like boarding school settings?). There was so much promise to the strained relationship between Julius, the apparently perfect, almost angelic student who submits others to his own rule on top of the teachers', a monster in elegant disguise, and Thomas, a murderer's son, openly convinced that he's a monster and will end up like his father.

 

Alas, after that, or more specifically about the part where the boys go visit London, things went downhill.

 

I can definitely say the narrative style didn't convince me: a blend of a first and third person, but also of present and past tense. Unfortunately, first POV present is difficult to properly achieve, and third POV present is even more difficult... and it just didn't work here, bringing a constant jarring note to the story. I spent more time being bothered about the tense shifts and sometimes confusing points of view, than really paying attention to what I was reading. Not to mention that some of those narrators weren't so useful, being brought in for one scene, then never again—in other words, I never got to get a feeling for these characters, not enough to care about what happened to them. This extended to the actual main characters, who could have had an interesting dynamics as a twisted love triangle, united in sin and darkness as they were uncovering a plot that may or may not destroy England as they knew it.

 

Another really bothering thing was how the Smoke was everywhere, permeating every stratum of society, at the heart of the mystery... yet in the end, there was no clue as to -why- exactly it existed, what brought it out of humans. Something supernatural? Something physiological? Nada. And since there's no indication whatsoever that there'll be a second volume, for now it looks like we'll never know. (Also, because the origins of Smoke, its nature, are involved in the plot our three "heroes" unveil, the absence of revelation and information is all the more annoying.)

 

It took me weeks to finish this novel, and to be honest, had I not felt like I owned a review for NetGalley, I'd have DNFed it.

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review 2016-07-09 09:34
No Smoke
Smoke: A Novel - Dan Vyleta

A very brief soundbite review. A brilliant premise and some beautiful writing that left me bored for 3/4 of the book and absolutely adoring of the beginning and the end.

 

Needed a huge edit to get rid of the verbose over egging of the pudding for the entirety of the middle. WAY too long with lots of descriptive nothing to move the story along not one iota. BUT

 

The characters were great - the idea behind it was imaginative and intriguing - I wish the author had given more answers and spent less time trying to put beautiful words on the page. Beautiful words are beautiful but they also have to get you somewhere yes?

 

2.5 stars seems fair. Because I didn't hate it.

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text 2016-06-29 19:36
An Uninhibited Investigation Of The Nature Of Evil
Smoke: A Novel - Dan Vyleta

Set in an alternative nineteenth century England where there seems to have been no Restoration after the Civil War and Puritanism is triumphant, Vyleta’s novel depicts a highly-constrained society in which any kind of sin, whether  actual or mental, creates physical smoke that pours forth from people’s bodies, betraying their inner motives.

 

It’s a divided world: the aristocracy do not smoke, and this is the justification for their right to rule. By contrast the lower classes live in a constant miasma of filth. Of course the real reason for the aristocracy’s lack of smoke has nothing to do with virtue and the truth begins to emerge when the protagonists, two teenage boys, boarders at an elite boarding school, and the daughter of an aristocrat with liberal leanings, become unwittingly involved in a revolutionary plot

 

This is a dense and dark novel that owes much to Philip Pullman though its a over-arching narrative is both more coherent than Pullman’s and altogether less joyful. It’s a novel of ideas above all else, studded with references to philosophy and history, sometimes venturing into territory which its target YA audience might find challenging, particularly when  the personality of the villain who is in thrall to a drug compounded of soot from the darkest and most heinous of sins, begins to disintegrate completely and his thoughts descend into a Joycean stream-of-consciousness:

 

A tremendous tour-de-force, Smoke is a brave and uninhibited investigation of the nature of evil, and an extraordinarily powerful work of the imagination. Vyleta has announced himself as a writer of exceptional talent. I just wonder who exactly is his intended audience.

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