Nachts wird Emely von Dämonen geplagt. Weder die Schrecken ihrer Kindheit noch die religiöse Obsession ihres Vaters lässt sie zur Ruhe kommen. Obwohl diese Zeit hinter ihr liegt, schafft sie es nicht, den boshaften Nachtmahr zum Schweigen zu bringen. Als das Schicksal erneut seinen dunklen Schatten über ihr Leben wirft, gerät die Jugendliche völlig aus der Bahn.
"Nachtangst. Das Wesen der Stille" ist ein feiner Horror-Roman und das Debüt-Werk von Emely Dark, die sich in diesem Buch selbst als Protagonistin sieht.
Die relativ komplexe Geschichte beginnt mit Emelys Kindheit. Als Leser lernt man die Schrecken dieser jungen Jahre kennen: Den gewalttätigen, wahnhaft religiösen Vater, die nächtlichen schaurigen Besucher und Emelys Angst, die sich in jeder Faser ihres Körpers festsetzt.
Als Jugendliche scheint sie dieser Zeit entkommen und langsam entwachsen zu sein. Dem Vater entflohen, ein neues Leben in Sicht, schließt sie Freundschaften und verliebt sich. Doch gerade noch im siebenten Himmel, schlägt sie ein brutaler Schicksalsschlag nieder, der ihr Furcht und Wahn eindringlich spüren lässt.
Protagonistin Emely ist ein faszinierender Charakter. Zurückgezogen, desillusioniert, teilweise ernüchtert, und dennoch hoffnungsvoll geht sie ihren Weg im Leben an. Egal, wie sehr sie versucht, ein normaler Teenager zu sein, die religiösen Wahnvorstellungen über Hexen, Wiedergänger und Satanismus ihres Vaters, holen sie ständig ein.
Das Mädchen sehnt sich nach Stille und Geborgenheit, wird aber nachts von schaurigen Träumen und Visionen bedroht. Dieser Teil nimmt den Horror-Aspekt des Geschehens ein, der sich teilweise in Emelys Realität streckt.
Die Handlung ist ungewöhnlich und komplex. Neben Emelys Kindheit, geht es um ihre Familie, wie sie die Beziehung zu ihrem Vater verdaut, und trotz ihres Versuchs ein normales Leben zu führen, sie teils gruselige Mystik davon abzuhalten bedroht.
Autorin Emely Dark geht damit speziell auf Jugendliche am Rand allseits beliebter Cliquen ein. Sie thematisiert das schüchterne Mädchen ebenso wie den verwahrlosten Jungen, wobei sie zeigt, warum diese Menschen so geworden sind. Gleichzeitig versucht sie, ihre Figuren auf einen guten Weg zu bringen, und ihnen die Richtung in ein besseres Leben zu weisen. Trotzdem gibt es keinen Kitsch und kaum ein Klischee, sondern es liest sich erfrischend neu, weil sie das Thema sehr geschickt in Szene setzt.
Ganz ohne Kritik komme ich nicht aus. Manche Situationen wurden mir zu gewollt herbeigeführt, und mancher Übergang war für mich nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel verstehe ich nicht, warum Emely überhaupt nicht mit ihrer Mutter über ihr Leben spricht.
Die Stimmung ist düster wie fesselnd zugleich. Emelys Ängste, Erwartungen und Hoffnungen, wie ihre Gefühlswelt sind absolut greifbar umgesetzt. Mich hat ihre Geschichte fasziniert, leicht gegruselt, und aufgrund des interessanten, ungewöhnlichen Plots beeindruckt.
Die Autorin hat für ein Debüt einen bemerkenswert flüssig-genialen Schreib- und Erzählstil bewiesen. Stellenweise hat sie mich an den Meister des Horrors persönlich erinnert, weil sie bildliche Vergleiche zieht und ihren Figuren Leben verleiht, was mich die Story nicht nur erleben sondern spüren lässt .
Im Endeffekt habe ich in „Nachtangst. Das Wesen der Stille“ einen auffallend prägnanten Horror-Roman gefunden, der aufgrund des ungewöhnlichen Plots sowie der düster-fesselnden Atmosphäre ein faszinierendes Werk und daher lesenswert ist.