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review 2018-09-04 13:39
Und nu? Wer hat Opa wirklich verraten?
Sechs Koffer: Roman - Maxim Biller

Maxim Billers jüdischer Generationenroman steht auf der Longlist für den deutschen Buchpreis. Zentrales Thema der beschriebenen Mischpoche ist, wer aus der Familie den Großvater – also den Taten* Schmiel Grigoriewitsch – beim KGB denunziert hat, was zu dessen Hinrichtung führte. Quasi als Beiwerk zu dieser Kernfrage werden sehr viel Historisches, die Verlorenheit der Diaspora, jüdische Identität, Familiengeheimnisse, Zank, Neid, Beschuldigungen und Liebesgeschichten vermittelt und das auch noch aus vielen Perspektiven – nämlich aus der Sicht der unterschiedlichen Familienmitglieder beleuchtet.

 

Jetzt stellt sich natürlich die Einserfrage, ob ich finde, dass die Nominierung gerechtfertigt ist. Zuerst möchte ich aber ausholen, warum ich glaube, das Buch neutraler bewerten zu können als viele andere. Mir ist als Österreicherin ehrlich gesagt der deutsche Literaturbetrieb nicht ganz so geläufig. Ich kenne weder die Verleger noch die intellektuellen Kritiker in den deutschen Zeitungen und im Fernsehen (bis auf Dennis Scheck), insofern habe ich Maxim Biller bisher weder gesehen noch gehört noch gelesen. Ich kann also den Roman abseits der Person Biller bewerten, ohne dass die Persönlichkeit des Autors in meine Beurteilung einfließt. Weiters liebe ich jüdische Familiengeschichten, habe vor allem ein Faible für Amoz Oz, Edgar Hilsenrath und André Kaminski, als 10-jährige habe ich schon alle Satiren von Ephraim Kishon verschlungen.

 

Tja, und nun kommt die Antwort auf die zuvor formulierte Einserfrage, und die lautet: Ich bin am Ende – nämlich auf der letzten Seite der Geschichte – einfach nicht so begeistert, wie ich es ursprünglich gedacht und eigentlich gehofft habe. Aber beginnen wir mit den Pluspunkten des Romans.

 

Er ist nicht so episch breit und ausladend, wie viele andere jüdische Romane. Maxim Biller beweist, dass auch auf knapp 200 Seiten sehr viel und auch ausreichend tief eine komplexe Familienstory und jüdische Identität transportiert werden kann. Insofern ist dieser kurze Roman recht innovativ. Auch die unterschiedlichen Sichtweisen der Familienmitglieder, von denen jeder Einzelne einen Ausschnitt der Ereignisse vermittelt, haben mir ausnehmend gut gefallen.

 

Sprachlich und philosophisch ist die Geschichte sowieso großartig. So rüttelt einer der jugendlichen Protagonisten sehr ungestüm am Säulenheiligen der deutschen Literatur, Bert Brecht, das ist mutig und sehr witzig.

Ich las zum vierten, fünften Mal denselben Satz – „In großen Zeiten stören Leute wie ich das harmonische Bild“ – ich dachte was für eine kokette Scheiße und dann machte ich Etties kleine rote Nachttischlampe aus … .

… und macht sich als 15-jähriger zwischendurch auch mal sehr kluge Gedanken, wie er in der Situation der Generation seiner Eltern bei einem Verhör durch den aufgebauten Druck der kommunistischen Organe wirklich reagiert hätte.

Onkel Dima hatte Recht. Ich war ein kleiner gemeiner Berija, ein Besserwisser, ein eingebildeter, ahnungsloser Teenager, dessen größte Sorge es war, dass er von seinem Vater nicht beim Rauchen erwischt wurde und dass seine Mutter nicht die Taschentücher unter seinem Bett fand, mit denen er sich nach dem Onanieren abwischte […]. Was hätte ich, dachte ich, damals eigentlich an Dimas Stelle oder an der Stelle meiner Eltern getan? Wäre ich geblieben, wäre ich geflohen, hätte ich selbst meine engsten Freunde und Verwandte verraten, wenn die Kommunisten mich erwischt hätten?

Bedauerlicherweise verweigert Maxim Biller mir als Leserin die zentrale Kernfrage der Familie, den Ausgangspunkt des Romans und im Prinzip das aufgelöste Rätsel am Ende der Geschichte. Immer wenn es brenzlig wird, blendet er weg. Die Stasiakte von Onkel Dima wird nicht fertiggelesen und – was noch viel schlimmer ist – der Brief von Natalia, der alles klären soll, wird weder fertiggelesen, noch in dem Interview besprochen. Und das Gemeinste ist der letzte Satz des Romans, denn alle, wirklich alle Figuren im Buch wissen letztendlich wer den Taten* verraten hat, nur der Leser tappt düpiert im Dunkeln und kann sich sein Ende selbst konzipieren.

„Nein, das verstehe ich eigentlich nicht“, sagte die Moderatorin höflich und plötzlich sehr streng, und dann erzählte ihr Jelena, wie es wirklich gewesen war.

Ich finde so ein Stilmittel als Abschluss weder innovativ noch philosophisch, sondern nur schlechte Arbeit. Das ist so hundsgemein, das habe ich mir als Leserin einfach nicht verdient, dass mir, nachdem ich mich mit den Figuren angefreundet und mit ihnen gelitten habe, die Auflösung des Falls – das Geheimnis der Familie – so schändlich vorenthalten wird. Da fühle ich mich wirklich verarscht, vor allem, weil ich persönlich manisch Plot orientiert bin.

 

Fazit: Gute Geschichte mit einem wirklich scheußlich konstruierten Ende.

 

*Tate = Vater jiddisch

 

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review SPOILER ALERT! 2017-06-11 18:21
Die Dame mit dem blauen Koffer
Die Dame mit dem blauen Koffer: Roman - ... Die Dame mit dem blauen Koffer: Roman - Valérie Perrin,Elsbeth Ranke

Hardcover, Knaur HC 

 

03.04.2017, 352 S.

 

 

18,00 €

 

Französisch charmant und mit dem richtigen Gespür für Tragik, Komik und zauberhafte Figuren verknüpft Valérie Perrin die Geschichte einer großen Liebe während des Zweiten Weltkriegs mit dem tragischen Familiengeheimnis einer jungen Frau. Ein berührender und warmherziger Roman über Erinnerungen und Familiengeheimnisse - generationenübergreifend erzählt durch die witzige und erfrischend junge Erzählerin Justine, die, seit sie sich erinnern kann, bei ihren Großeltern lebt. Ihre Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. 

 

 

Die quirlige und lebenshungrige Justine arbeitet als Altenpflegerin in einem Seniorenheim. Besonders rührend kümmert sie sich dabei um die 90jährige Hélène, die sich die meiste Zeit mit einem blauen Koffer am Strand, irgendwo im Süden Frankreichs, wähnt. Dort glaubt sie, von ihrem geliebten Mann Lucien erwartet zu werden.

 

 

Peu à peu erzählt sie der 21jährigen Justine die bewegende Geschichte ihrer großen Liebe, die während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Verzweiflung und Verrat überdauern musste. Dadurch inspiriert begibt sich Justine schließlich selbst auf Spurensuche und kommt dem tragischen Geheimnis hinter dem Autounfall und Tod ihrer Eltern auf die Spur.

 

Meine Meinung:


Mir war das Buch unangefragt vom Verlag zur Verfügung gestellt, worüber ich mich sehr gefreut habe.


Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen, ich war direkt in der Geschichte drin. Der Schreibstil der Autorin war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Man kam nicht so schnell voran, was zum Teil natürlich auch an der Geschichte liegt. 


Ich muss aber sagen, dass mir trotz der berührenden Lebensgeschichte von Helene die Emotionen gefehlt haben. Mich konnte das Buch leider nicht so wirklich packen, was ich sehr schade fand. 


Im zweiten Teil des Buches wurde es für mich dann doch interessanter und ich wollte einfach erfahren, wie die Geschichte von Helene und auch die von Justine ausgeht.

 

Alles in allem muss ich aber leider sagen, dass ich mir mehr von diesem Buch erhofft hatte. Ich kann dem Buch nicht mehr als 3,5 Sterne geben.

 

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review 2017-05-26 04:42
Rezension | Der Koffer von Robin Roe
Der Koffer - Robin Roe,Sonja Finck

Beschreibung

 

Seit seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind wohnt der 14-jährige Julian bei seinem Onkel. Die Schule fällt ihm schwer, er schreibt schlechte Noten und findet keinen Anschluss unter seinen Mitschülern. Julian ist von seinen schönen Erinnerungen an die guten Tage mit seinen Eltern nichts geblieben außer ein Koffer und die geheimnisvollen Notizen seiner Mutter. Als es in der Schule immer schlechter läuft wird Julian zur Schulpsychologin geschickt.

 

Zufällig begegnet Julian seinem ehemaligen, vier Jahre älteren, Pflegebruder Adam. Der hilfsbereite, nette und etwas tölpelhafte Adam ist Hilfskraft der Schulpsychologin und freundet sich nun wieder mit Julian an. Nach und nach gewinnt Adam das Vertrauen seines schüchternen Schützlings. Doch je näher er Julian kommt, desto näher kommt er einem schrecklichen Geheimnis.

 

Meine Meinung

 

"Wenn ich mir eine Superkraft aussuchen könnte, würde ich mich unempfindlich gegen Schmerzen machen." (Seite 76)

Robin Roe hat mit ihrem Jugendroman „Der Koffer“ ein grandioses Debüt hingelegt. Die Sprache ist recht einfach gehalten, was auch sehr gut zur Geschichte passt, trotzdem schafft es die Autorin eine Tiefe und Emotionalität zu erzeugen die mir eine richtige Gänsehaut bereitete. Die Geschichte ist geschickt konstruiert, denn obwohl man schon einiges ahnt, zieht sich durch das ganze Buch eine subtile Spannung. Zudem verleiten die Kapitel durch knackige Kürze geradezu das ganze Buch am Stück zu verschlingen.

"Ich habe einfach ein ungutes Gefühl. Wie ein Reh in einem dieser Tierfilme, das die Ohren spitzt, obwohl es den Wolf noch gar nicht sieht. Aber spürt, dass da eine Gefahr ist." (Seite 216)

 

Robin Roe lässt den Leser in zwei sehr unterschiedliche Protagonisten eintauchen, indem sie die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven des 14-jährigen Julian und des 18-jährigen Adam erzählt. Beide Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und haben mir durch ihre Authentizität ausgesprochen gut gefallen. Julian ist ein introvertierter Junge und mag für sein Alter noch zu kindlich erscheinen, doch je weiter man im Buch vorankommt desto ersichtlicher werden die Gründe dafür. Adam ist das komplette Gegenteil, er ist trotz seiner Tollpatschigkeit sehr beliebt unter den Mitschülern und sagt/tut immer das Richtige. Doch einmal musste ich etwas stutzen, da eine Handlung von ihm einfach nicht zu seinem verantwortungsvollen Charakter passt.

"Hass kehrt immer wieder zu dir zurück, aber Freundlichkeit auch." (Seite 256)

Ich möchte euch nicht zuviel von der Handlung verraten. Deshalb nur soviel: Diese Geschichte geht ans Gemüt (mag es noch so stark sein), ruft tiefe Emotionen hervor (am besten stellt man zum Lesen eine Taschentuch-Box bereit) und lässt die Gedanken auch nach dem lesen nicht mehr so schnell los! Außerdem möchte ich noch betonen, dass ich die Altersempfehlung des Verlags für dieses Jugendbuch, die „ab 16 Jahren“ liegt, dick unterstreichen möchte und das Buch auf keinen Fall einer jüngeren Person in die Hand drücken würde.

"»…wer so lächelt, hat eine große Seele….manche Menschen haben eine so große Seele, dass sie sich ausdehnt und andere Menschen berührt.«" (Seite 407)

 

Fazit

 

Ein aufwühlendes und gefühlvolles Debüt über die Stärke der Freundschaft!

Source: www.bellaswonderworld.de/rezensionen/rezension-der-koffer-von-robin-roe
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review 2016-05-18 09:53
Durch dieses Buch erhalten tausende Schicksale ein Gesicht
Die dunklen Mauern von Willard State: Roman - Ellen Marie Wiseman,Sina Hoffmann

„Die dunklen Mauern von Willard State“ von Ellen Marie Wiseman ist nur zum Teil fiktiv. Die psychiatrische Anstalt Willard State Asylum hat es tatsächlich gegeben. Als die Anstalt nach 126 Jahren des Betriebs 1995 geschlossen wurde, fanden Arbeiter auf dem Dachboden über 400 Koffer, die Patienten gehörten, die Willard nie mehr verließen. Seit 1999 arbeiteten Darby Penney, Peter Stastny und die Fotografin Lisa Rinzler unermüdlich, um die Biografien ihrer Besitzer_innen aufzudecken und ihnen ein Gesicht zu geben. Das Ergebnis ihrer Bemühungen sind die Ausstellung „Lost Cases, Recovered Lives: Suitcases from a State Hospital Attic“ und das Buch „The Lives They Left Behind: Suitcases from a State Hospital Attic“. Letzteres diente Ellen Marie Wiseman als Inspiration „Die dunklen Mauern von Willard State“ zu schreiben.

 

Izzy Stones Familie wurde in der verhängnisvollen Nacht zerstört, als ihre Mutter ihren Vater erschoss. Niemand weiß, was sie zu dieser grauenvollen Tat veranlasste. Allein, ohne verbleibende Angehörige, wurde Izzy jahrelang herumgereicht. Erst jetzt, mit 17, hat sie das Gefühl, Pflegeeltern zu haben, denen sie wichtig ist. Aus Dankbarkeit hilft sie den beiden bei ihrem neusten Projekt. Nach der Schließung des berüchtigten Willard State Asylum wurden auf dem Dachboden hunderte von Koffern gefunden, deren Inhalt Peg und Harry nun katalogisieren möchten. Unter den Besitztümern der Insassen entdeckt Izzy einen Stapel ungeöffneter Briefe und das Tagebuch einer Patientin namens Clara Cartwright. Izzy ist von Claras tragischem Schicksal fasziniert und setzt alles daran, ihre Geschichte zu rekonstruieren. Doch je tiefer sie in die Geheimnisse von Claras Leben vordringt, desto näher kommt sie auch den Antworten auf die Rätsel ihrer eigenen Vergangenheit…

 

Ich wusste bereits vor der Lektüre von „Die dunklen Mauern von Willard State“, wie furchtbar die Bedingungen in psychiatrischen Anstalten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren. Ich wusste, dass Menschen dort eher weggesperrt als behandelt wurden und dass die wenigen Therapien, die zur Verfügung standen, an Folter grenzten. Viele Einrichtungen waren hemmungslos überlastet und die hygienischen Umstände katastrophal. Insassen wurde jegliche Selbstbestimmung genommen, ihre Persönlichkeit unterdrückt. Es herrschte Gewalt, Willkür und Überforderung. Wer einmal in eine solche Anstalt eingeliefert wurde, verließ sie nur selten wieder, von einer Genesung ganz zu schweigen. All das war mir bewusst. Trotzdem hat mich Claras fiktives Schicksal zutiefst berührt, schockiert und getroffen. Was Menschen in Einrichtungen wie Willard angetan wurde, war unmenschlich. Umso wichtiger ist es, dass es Bücher wie „Die dunklen Mauern von Willard State“ gibt. Es darf nicht vergessen werden, wie viele Leben mit dem Tag der Einlieferung in diese Anstalten endeten. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – all das löste sich auf, sobald die Patienten hinter den Mauern verschwanden. Am Fall von Clara illustriert Ellen Marie Wiseman eindrucksvoll, wie ungerecht und grausam das System damals war; wie wenig ausreichte, um als geisteskrank abgestempelt und für immer der Freiheit beraubt zu werden. Ich musste während des Lesens häufig heftig schlucken und hatte am Ende sogar Tränen in den Augen. Die Macht der Emotionen, die dieses Buch vermittelt, ist der Grund, warum es von mir vier Sterne erhält, obwohl Wiseman meiner Ansicht nach nicht die beste Schriftstellerin ist. Ich sehe gern über stilistische Mängel hinweg, weil ihre Geschichte aufwühlend und unheimlich fesselnd ist. Die Entscheidung eine geteilte Handlung zu konstruieren, die zwei Zeitstränge und zwei Protagonistinnen fokussiert, finde ich mutig und einfühlsam, denn durch den Umweg über Izzy brachte Wiseman Claras Schicksal sehr nah an ihre Leser_innen heran. Izzy ist die Verbündete, die ebenso fühlt wie man selbst, während man gemeinsam aufdeckt, wie sehr Clara in Willard leiden musste. Ihr Leben bleibt nicht abstrakt, sondern erhält einen direkten Bezug zur Gegenwart und Realität. Hinzu kommt, dass die beiden jungen Frauen sehr viel gemeinsam haben, wodurch sie wie zwei Enden der gleichen Geschichte wirken, die über die Jahrzehnte hinweg mit einander verbunden sind. Ich mochte sowohl Clara als auch Izzy gern und hatte keine Schwierigkeiten, mit ihnen zu fühlen. Sie sind zarte, empfindsame Persönlichkeiten, fast schon zu zerbrechlich für die Härte der Welt. Ich wollte sie beschützen und wünschte beiden von ganzem Herzen ein Happy End.

 

„Die dunklen Mauern von Willard State“ beleuchtet ein düsteres Kapitel der Vergangenheit, das unglücklicherweise viel zu selten ernsthaft angesprochen wird. Das Leid der Insassen psychiatrischer Einrichtungen im (frühen) 20. Jahrhundert dient heute als Blaupause zur Massenunterhaltung in Horrorfilmen, doch die zahllosen reellen Tragödien, die diese damals noch junge Wissenschaft produzierte, bleiben zu großen Teilen verschüttet. Menschen, die 50 Jahre und länger weggesperrt und gequält wurden, weil ihnen ein völlig unqualifizierter Arzt eine diffuse Diagnose attestierte, verdienen es, dass man sich an sie erinnert. Auch wenn sie dieses gewaltige Unrecht nicht auslöschen können, so helfen Bücher wie „Die dunklen Mauern von Willard State“ und selbstverständlich „The Lives They Left Behind: Suitcases from a State Hospital Attic“ dabei, Patientennummern wieder zu echten Menschen werden zu lassen. Sie geben zurück, was ihnen vor so vielen Jahrzehnten genommen wurde: eine Geschichte.
Wer sich für das Thema Psychiatrie interessiert, sollte „Die dunklen Mauern von Willard State“ von Ellen Marie Wiseman wirklich lesen. Die Kombination aus Fakten und Fiktion verschafft den Leser_innen einen realistischen Eindruck der Umstände im Willard State Asylum, ohne die menschliche Note zu vernachlässigen. Durch Claras Geschichte erhalten tausende Schicksale ein Gesicht.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/05/18/ellen-marie-wiseman-die-dunklen-mauern-von-willard-state
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review SPOILER ALERT! 2015-02-14 19:31
Der Koffer meiner Mutter
Der Koffer meiner Mutter - Christina Haacke

Ein verstaubter Koffer auf dem Dachboden veranlasst eine junge Frau zu einer Reise, die durch die Vergangenheit direkt in ihre Zukunft führt. Krebs kann jeden treffen, unerwartet und unangekündigt. Täglich werden Kinder in Deutschland zu Halb- oder Vollwaisen. Eltern überleben ihre Kinder. Irgendjemand bleibt zurück. Schockiert, ängstlich, orientierungslos. Wie geht man damit um, wenn die Diagnose Krebs wie ein Asteroid auf den Planeten Familie einschlägt? Was ist mit dem, was war? Und wie kann man (weiter-)leben, wenn da jemand stirbt, direkt neben einem? Davon erzählt Christina Haacke in ihrem Roman DER KOFFER MEINER MUTTER. Elli ist 30 Jahre alt. Hat einen Job in einer PR-Agentur, einen Freund namens Holger, eine Tochter namens Emma, einen Kleinwagen und geht regelmäßig zum Pilates. Es ist alles irgendwie sehr nett. Und glatt. Und heil. In Ellis Leben. Doch dann findet sie einen alten Koffer auf dem Dachboden ihrer Großtante. Und Elli weiß, wenn sie diesen Koffer öffnet, wird nichts mehr so sein, wie es war. Denn die Erinnerungen kommen zurück: Elli ist 17 Jahre alt, frisch verliebt und im Dauerzoff mit ihrer Mutter Marlene, als diese an Krebs erkrankt. Einen Vater gibt es nicht wirklich, und auch keine Geschwister. Die Ärzte geben der Mutter noch ein halbes Jahr. Viel zu wenig Zeit, um ein Leben zu leben, aber noch genug, um Abschied zu nehmen. Von Elli. Für Elli. In diesen sechs Monaten lernt Elli ihre Mutter völlig neu kennen. Beide begeben sich auf eine Reise durch die Vergangenheit, überschreiten Grenzen, kämpfen mit ihren Ängsten, mit ihrer Wut, verzweifeln, weinen, schreien, lachen, reden, betrinken sich, beschimpfen sich, halten sich und am Ende fehlt doch etwas. Die Zukunft nämlich. Und ein Happy End. Aber ist das wirklich das Ende? Was ist das, was bleibt? Berührend und eindringlich erzählt Christina Haacke ihre Geschichte abwechselnd aus der Sicht der erwachsenen und der jungen Elli und gewährt uns zudem einen Blick auf Marlenes Gedanken und Gefühle. DER KOFFER MEINER MUTTER ist ein Buch über Liebe, Freundschaft und Familie, über Hilflosigkeit, Mut und Zusammenhalt sowie über die Fragilität und Stärke des Lebens.

Meine Meinung:

Ich habe dieses Buch beim Stöbern in einer Buchhandlung gefunden und es hatte mich gleich total angesprochen, da ich meine Mutter ja leider auch schon vor 15 Jahren an den Krebs verloren habe (meinen Vater leider zur gleichen Zeit auch). Ich hatte daher große Erwartungen in das Buch gesetzt.

Leider haben sich meine Erwartungen nicht so erfüllt. Anfangs hat mir das Buch sehr gefallen, aber je weiter ich im Buch ankam, um so mehr passte auch der Titel des Buches nicht mehr. Ich hatte aufgrund des Klappentextes gedacht, dass es um die Hinterlassenschaft der Mutter geht, dem Koffer halt. Es wurde aber eigentlich nur die Geschichte zwischen Mutter und Tochter erzählt, der Koffer hat eine ganz kleine Nebenrolle gespielt, es wurde nicht einmal gelüftet, was es mit dem Koffer auf sich hat.

Der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen, die Spannung konnte aber nicht gehalten werden, ich musste mich anhalten, weiterzulesen, das ist mir schon seit langem nicht mehr passiert.

Daher kann ich dem Buch leider nur 3,5 Sterne geben.

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