logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: fluss
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
review 2023-06-14 13:17
Wie eine Begegnung das Leben ändern kann
So weit der Fluss uns trägt - Shelley Read

Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Dann kommt der Tag, an dem sie Wilson Moon begegnet und der alles für sie verändert. Victoria ist gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen.

 

„So weit der Fluss uns trägt“ ist der Debütroman von Shelley Read.

 

Meine Meinung:
Nach einem Prolog gliedert sich der Roman in mehrere Teile. Diese wiederum bestehen aus diversen Kapiteln. Die Handlung beginnt 1948 und umspannt einige Jahre. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Victoria. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert prima.

 

Die Sprache des Romans hat mich auf Anhieb überzeugt. Der Stil ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Vor allem die Naturbeschreibungen empfinde ich als sehr gelungen.

 

Die Protagonistin ist ein interessanter und realitätsnaher Charakter. Ich konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Trotz ihrer anfänglich naiven Art ist sie eine Sympathieträgerin. Auch die übrigen Figuren wirken weitestgehend plausibel.

 

Inhaltlich handelt es sich vordergründig um eine Liebesgeschichte. Auf den zweiten Blick ist das Themenspektrum weitaus breiter. Die Geschichte beleuchtet Rassismus, Vorurteile, Intoleranz und ähnliche Aspekte. Damit trifft sie den Zeitgeist und macht auf wichtige Probleme aufmerksam. Darüber hinaus spielen Verluste, Zugehörigkeit und andere existenzielle Themen eine Rolle.

 

Auf den rund 350 Seiten entfaltet sich die Handlung in ruhigem Tempo. Dennoch hat mich die Geschichte bei der Stange halten können.

 

Das deutsche Cover spricht mich nicht so sehr an wie das der amerikanischen Originalausgabe. Der deutsche Titel ist sinngemäß nah am Original („Go as a River“). Beide Formulierungen passen gut zum Inhalt.

 

Mein Fazit:
Mit „So weit der Fluss uns trägt“ ist Shelley Read ein empfehlenswerter Roman gelungen. Ein emotional bewegendes, psychologisch ausgefeiltes Debüt.

Like Reblog Comment
show activity (+)
review SPOILER ALERT! 2021-06-09 19:59
Eine beinahe verworrene, aber unglaublich packende Geschichte!
Was der Fluss erzählt - Diane Setterfield
Diane Setterfield erschafft in ihrem Roman „Was der Fluss erzählt“ eine fast schon mystische und magische Welt, in der der Fluss neben dem Verschwinden und wieder Auftauchen eines Kindes (oder wie man will, gleich mehrerer Kinder) eine tragende Rolle spielt. Und die Menschen, die am Fluss leben, erzählen sich in den Dorfschenken, ganz besonders in den kalten Jahreszeiten, wundersame Geschichten. Über den Fluss. Und auch über den geisterhaften Fährmann, der die Ertrinkenden aus dem Fluss zu sich holt. Ebenso erzählen sich die Leute nach alter Art Geschichten in jener Nacht, als ein Mann auftaucht, mit einem fast toten Kind im Arm, beide triefend nass und kaum noch bei Bewusstsein, bzw. eigentlich schon fast tot. Doch wie durch ein Wunder, lebt der Mann – wie auch das tot geglaubte Kind. Und von hier an wird es ein wenig kompliziert für jegliche Figuren in diesem Roman. Denn nicht nur 1 Person erhebt Anspruch auf das Kind, um das sich von nun an viele Geschichten ranken werden. Zu wem gehört es? War es nicht eigentlich doch schon tot? Und wie kam es in einer kalten Nacht in den Fluss? Diane Setterfield erzählt eine Geschichte, die gleich auf mehreren Ebenen spielt. Durchdringende Gestalten, wüste Charaktere und insgesamt detailreiche, liebevoll ausgestaltete Figuren übernehmen abwechselnd die Hauptrolle in diesem packenden Possenspiel. Alles eher undurchsichtig und im Verlauf der Story manches Mal auch fast schon ein wenig verwirrend, dafür aber auch immer auf hohem Spannungsniveau! Mir gefiel der Roman im Gesamtrückblick extrem gut und ich würde das Buch somit auch absolut uneingeschränkt weiterempfehlen. Deshalb 5 Sterne.

 

Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2018-03-21 13:10
Kakophonie des Leids
Half Bad - Sally Green

„Half Bad“ von Sally Green steht zweifach im Guinness-Buch der Rekorde. 2014 brach es den Weltrekord für das „meist-übersetzte Buch eines/einer Debüt-Autor_in vor dessen Erscheinen“, sowie für das „meist-übersetzte Kinderbuch eines/einer Debüt-Autor_in vor dessen Erscheinen“. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die beiden Rekorde bedeuten, dass „Half Bad“ bereits vor seinem britischen Veröffentlichungsdatum am 03. März 2014 in andere Sprachen übersetzt und in die entsprechenden Länder verkauft wurde. Das schafften andere Bücher ebenfalls, doch keines erreichte die überwältigende Anzahl von 45 Sprachen. Die Rekorde sind auf der Website des Guinness-Buches noch immer verzeichnet, woraus ich schließe, dass sie weiterhin aktuell sind. Herzlichen Glückwunsch, Sally Green! Seit 4 Jahren im Guinness-Buch der Weltrekorde, keine üble Leistung! Da wurde es wohl höchste Zeit, dass ich „Half Bad“, den Auftakt der gleichnamigen „Half Bad“-Trilogie, endlich lese, oder?

 

Nathan ist Grausamkeiten gewöhnt. Sein Leben lang wurde er mit Argwohn behandelt, erfuhr Demütigungen und Erniedrigungen. Auf Schritt und Tritt wurde er beobachtet, überwacht, verdächtigt. Als einziger Sohn der gefürchteten Schwarzen Hexe Marcus sieht die britische magische Gemeinschaft in ihm eine tickende Zeitbombe. Doch jetzt sind sie zu weit gegangen. Sie sperrten ihn in einen Käfig, schlugen ihn, misshandelten ihn. Gefangen wie ein Tier fantasiert Nathan pausenlos von Flucht. Seine einzige Chance, zu überleben, besteht darin, seine Ketten zu sprengen, den Weißen Hexen zu entkommen und an seinem bevorstehenden 17. Geburtstag seine eigenen Kräfte zu erwecken. Dafür muss er allerdings das Ritual der drei Gaben vollziehen. Und der einzige, der ihm diese überreichen kann, ist sein Vater…

 

Auf der dazugehörigen Goodreads-Seite wird „Half Bad“ als Sensation beschrieben. Dem kann ich nicht widersprechen, denn ein Buch, das gleich zwei Weltrekorde auf einmal brach, verdient diese Bezeichnung durchaus. Leider sagt die Tatsache, dass der Trilogieauftakt zweifacher Weltrekordhalter ist, nichts über die inhaltliche Qualität der Geschichte aus. Meiner Ansicht nach bewegt sich „Half Bad“ in der weiten, schwammigen Grauzone zwischen gut und schlecht. Es ist weder Fisch noch Fleisch; weder begeisterte es mich, noch enttäuschte es mich grundlegend. Es ist ganz nett – wir wissen, dass diese Aussage einem Schulterzucken gleichzusetzen ist. Von der Handlung ist bei mir nicht allzu viel hängen geblieben. Ich erinnere mich an einige Schlüsselszenen, die groben Eckpfeiler der Geschichte, doch darüber hinaus… wabernder Nebel. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass diese Gedächtnislücken tragisch wären, denn meinem Empfinden nach konzentrierte sich Sally Green hauptsächlich darauf, die deprimierenden Lebensumstände des Protagonisten Nathan darzustellen, statt einen konstanten inhaltlichen Fluss zu konzipieren. Der Beginn des Buches irritierte mich arg, weil Green eine ungewöhnliche Variante der Ich-Perspektive wählte. Nathan spricht die Leser_innen in 2. Person Singular direkt an. Ich konnte mich mit dieser Erzählweise überhaupt nicht anfreunden und hoffte inbrünstig, es bald hinter mir zu haben, was glücklicherweise auch der Fall war. Nach 20 Seiten wechselt Green in die gewohnte 1. Person Singular. Ich atmete auf. Was folgte, war eine minutiöse Beschreibung von Nathans Leben, bevor er in einen Käfig gesperrt wurde, eine Kakophonie des Leids, die mich, obwohl ich voll und ganz anerkenne, dass alles, was Nathan durchleben muss, furchtbar und schrecklich ist, auf Dauer langweilte. Die Auflistung der Grausamkeiten seitens des Rates der Weißen Hexen und der magischen Gemeinschaft im modernen Großbritannien erschien mir äußerst langatmig. Ich fühlte mich bedrängt; ich sollte unbedingt Mitleid für Nathan empfinden und erhielt nie die Chance, mir ein Bild seiner Persönlichkeit zu machen, das nicht von den Auswirkungen der Schikanen gegen ihn geprägt war. In meinem Kopf blieb er stets der arme, gequälte, missverstandene Junge, was ihm meiner Ansicht nach nicht gerecht wird. Seine Existenz wird vollkommen davon bestimmt, wer sein Vater ist: Marcus, die bösartigste Schwarze Hexe aller Zeiten. Die steife Einteilung in Schwarze und Weiße Hexen geriet trotz Sally Greens Bemühungen, zu betonen, dass die Weißen Hexen nicht automatisch die Guten sind, sehr eindimensional, weil sie die Unterschiede sträflich vernachlässigte. Es wirkte, als sei Marcus die einzig erwähnenswerte Schwarze Hexe und alle anderen ohnehin nur geistesgestörte Spinner, die sich früher oder später gegenseitig abmurksen. Weder weiß ich, ob sich ihre Magie anders manifestiert, noch, wie die Veranlagung zu Schwarzer oder Weißer Magie überhaupt zustande kommt. Ich habe auch nicht verstanden, wie sich die Kultur der Hexen unerkannt in die Gesellschaft nicht-magischer Menschen integriert und wie sie strukturiert ist. Paradoxerweise steht Nathans miserables Dasein so sehr im Mittelpunkt, dass die Welt, in der er lebt, die direkt für sein Elend verantwortlich ist, völlig dahinter verschwindet.

 

Ein Satz mit X, das war wohl nix. Ich beendete „Half Bad“ mit einem unmissverständlichen Gefühl von Ernüchterung. Es ist ein durchschnittliches, einseitiges Buch, das man trotz der Weltrekorde nicht gelesen haben muss und das ich schnell im staubigen Keller meines Gedächtnisses eingemottet habe. Meiner Meinung nach hätte Sally Green ebenso gut auf den ganzen Hexen-Kram verzichten und einfach einen Roman über Diskriminierung und Ausgrenzung schreiben können. Den übernatürlichen Touch hätte es nicht gebraucht, da dieser ohnehin nur mäßig gelungen ist. Ich empfinde kein Bedürfnis, Nathan wiederzusehen und habe daher auch keinerlei Interesse an den Nachfolgern der „Half Bad“-Trilogie. Ob man den ersten Band nun als Sensation, Phänomen oder Weltrekordhalter bezeichnen möchte – für mich hat es sich ausgehext.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/03/21/sally-green-half-bad
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2017-11-21 10:29
Der Zauber ist ungebrochen
London: Ein Uralte Metropole Roman - Christoph Marzi

Die „Uralte Metropole“ von Christoph Marzi war für meine Entwicklung als Leserin ebenso wichtig wie „Harry Potter“. Die vier Bücher rund um das Waisenmädchen Emily Laing und die magische Stadt unter London prägten mich maßgeblich. Seit ich sie das erste Mal als Teenager las, bin ich immer wieder zu dieser bezaubernden Geschichte zurückgekehrt. Beim Erscheinen des letzten Bandes „Somnia“ war ich 19. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Christoph Marzi mir acht Jahre später einen weiteren Band schenken würde. Ich traute meinen Augen nicht, als ich „London“ in der Verlagsvorschau von Heyne entdeckte. Weihnachten, mein Geburtstag und Ostern fielen zusammen. Eine Fortsetzung der Geschichte, die mir so viel bedeutet – ich musste nicht überlegen, ob sie lesen wollte.

 

Die Welt ist gierig und manchmal verschlingt sie Städte mit Haut und Haaren. Nach einem Besuch in Cambridge wartet Emily Laing auf den Zug nach London. Sie ist müde und traurig, möchte nach Hause, zurück in die Stadt der Schornsteine, wo sie die Ängste eines kleinen Jungen vergessen kann. Doch der Zug kommt nicht. Seltsamerweise scheint sich niemand daran zu stören. Irritiert befragt Emily einen Mitreisenden. Sie erntet Ratlosigkeit. Eine Stadt namens London existiere nicht, behauptet er. Veralbert er sie? Das kann nicht stimmen. Verunsichert zieht Emily das Internet zu Rate und erhält dieselbe Antwort: die Stadt der Schornsteine, die Metropole am dunklen Fluss, ist verschwunden; verschluckt, als hätte es sie niemals gegeben. Was geht da vor sich? Wie können sich ganz London und mit ihr die Stadt unter der Stadt plötzlich in Luft auflösen? Noch einmal müssen Emily und ihre Gefährten all ihren Mut zusammennehmen, um London zu retten – mit Leib und Seele.

 

„London“ lag etwa ein Jahr auf meinem SuB. Wieso, werdet ihr euch fragen, habe ich so lange mit der Lektüre gewartet, obwohl es sich bei der „Uralten Metropole“ für mich um eine Herzensgeschichte handelt? Die Antwort lautet: weil sie eine meiner Herzensgeschichten ist. Ich hatte Angst, all meine hoffnungsvollen, euphorischen Erwartungen leidvoll sterben zu sehen. Mein Verhältnis zu Christoph Marzi ist schwierig; in der Vergangenheit enttäuschte er mich häufig. Keines seiner Bücher, die ich nach die „Uralte Metropole“ las, entfachte in mir die gleiche Begeisterung. Ich fürchtete mich davor, einsehen zu müssen, dass „London“ den Vorgängern nicht gerecht wird. All das emotionale Gepäck, das ich mit der Reihe verbinde, hielt mich zurück. Es kostete mich enorme Überwindung, „London“ eine faire Chance einzuräumen und mich nicht von meinen Befürchtungen einschüchtern zu lassen. Ich habe nicht bereut, die Lektüre gewagt zu haben. Ganz im Gegenteil: ich liebe „London“. Ich wurde für den Vertrauensvorschuss, den ich Christoph Marzi zugestand, reich entlohnt. Während des Lesens fühlte ich mich wie eine Katze vor dem Ofen, behaglich, warm und kuschlig. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte angefangen zu schnurren. Dieser fünfte Band ist die literarische Personifizierung von Heimkehren. Ich bin so dankbar und erleichtert, dass die späte Fortsetzung gelungen ist und die Geschichte zu ihren Wurzeln zurückträgt, nachdem „Somnia“ einen drastischen Zeitsprung involvierte. Inhaltlich ist „London“ zwischen „Lumen“ und „Somnia“ angesiedelt. Obwohl ich entschieden hatte, auf einen Reread der Reihe zu verzichten, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, wieder in Marzis magische Welt hineinzufinden und habe mich in der Gesellschaft altbekannter Figuren sofort pudelwohl gefühlt. Der Zauber ist ungebrochen. Emily steht erneut im Mittelpunkt – älter, reifer und ihrer kindlichen Illusionen beraubt. Das Waisenmädchen ist erwachsen geworden. Sie strahlt eine melancholische Aura aus, die einerseits hervorragend zu der atemberaubenden Kulisse Londons im Winter passt und andererseits unmittelbare Nähe initiierte. Ich wollte sie trösten, in den Arm nehmen und ihr zuflüstern, mutig und stark zu sein. Ich fühlte mich für sie verantwortlich, weil ich sie schon so lange begleite und wollte ihr helfen, das Rätsel um das verschwundene London zu lösen. Ich tauchte tief in die Geschichte ein, empfand mich als Teil selbiger, musste ich mich allerdings mit der Rolle der Beobachterin begnügen und es Emily und ihren Gefährten überlassen, die Stadt am dunklen Fluss zu retten. Ich war stets überzeugt, dass die „Uralte Metropole“ nicht nur eine bezaubernde Geschichte, sondern auch eine Liebeserklärung an London ist. In „London“ ist diese Liebe stärker spürbar denn je. Christoph Marzi durchschaut das Wesen der Stadt und beschreibt ihre Seele intim und zärtlich in einer Handlung, die den Vorgängern in Spannung und Mystik in nichts nachsteht. Das Ende geriet vielleicht etwas hastig und unspektakulär, doch Marzi betont wohlwissend, dass es kein Abschluss ist. Nichts endet jemals wirklich und möglicherweise werden uns in Zukunft weitere Abenteuer mit Emily erwarten. Fragen Sie nicht.

 

Meine Rückkehr in die Welt der „Uralten Metropole“ ließ mein Herz in einem warmen, weichen Licht leuchten. Gerade weil ich solche Angst hatte, von „London“ enttäuscht zu werden, erfüllt mich die stabile Überzeugungskraft des Buches mit einem strahlenden, liebevollen Glücksgefühl, das ich in dieser Intensität nur sehr selten beim Lesen erlebe. Es gibt viele gute Bücher, die mich begeistern. Aber es gibt nur wenige Herzensgeschichten. Die „Uralte Metropole“ ist auch 13 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes „Lycidas“ ein Teil von mir, ein Teil meiner eigenen Geschichte, untrennbar mit mir verbunden und jetzt erweitert durch „London“. Ich möchte Christoph Marzi meinen tiefempfundenen Dank aussprechen. Danke, dass Sie meine Erinnerungen behutsam behandelten und sie nicht kaputtmachten. Das bedeutet mir mehr, als ich ausdrücken kann. Vielleicht mussten acht Jahre bis zur Fortsetzung vergehen, damit diese den Vorgängern würdig sein und ich sie in mein Herz lassen konnte. Es gibt keine Zufälle.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/11/21/christoph-marzi-london
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2017-08-03 17:03
Ein großartiger Roman
Die Wälder Am Fluß - Joe R. Lansdale

Texas, 1930er-Jahre. Es ist die Zeit der großen Dürre und der Depression. Außerdem ist es die Zeit als der elfjährige Harry und seine kleine Schwester Tom die Leiche einer schwarzen Frau am Fluss finden. Damit öffnet sich für den Jungen die Welt der Erwachsenen, die aus drückenden Sommern, düsterem Aberglauben und gewaltvollem Rassismus besteht.

Joe R. Lansdale präsentiert mit diesem Buch eine gelungene Mischung aus Coming of Age, Krimi, Thriller und zeitgenössischem Roman, die den Leser ins Texas heißer Sommernächte, gewalttätiger Übergriffe und umgreifenden Rassismus entführt.

Harry ist gerademal 11 Jahre alt als er gemeinsam mit seiner Schwester Tom die Leiche einer Schwarzen am Sabine River findet. Die Frau ist furchtbar zugerichtet und trotzdem scheint Mord ausgeschlossen zu sein, weil es eben eine Schwarze ist.

Harry und Tom erlebt man im Huckleberry-Finn-Stil, der den Leser mitten im Herzen und in der Seele trifft. Der junge Harry ist ein vernunftbegabter Bursche, der viele Regeln der Erwachsenen nicht begreift. Er wird stutzig, weil nicht alle Menschen gleich behandelt werden, schämt sich fremd, als der Ku-Klux-Klan vor der Tür seiner Familie steht und glaubt insgeheim, dass ein mysteriöser Ziegenmann im Wald sein Unwesen treibt.

Ich hatte mich auf die Minute in Harry, seine Schwester - eigentlich die ganze Familie - verliebt. Anhand dieser Familie erfährt man, wie schwer das Leben während der Dürre und Depression in den USA gewesen ist. Dabei haben sie in Texas noch richtig Glück gehabt. Die Böden sind fruchtbar geblieben und daher hat es die Texaner nicht ganz so schlimm - im Vergleich zu andern Staaten - erwischt. Trotzdem wird in Harrys Familie emsig gearbeitet, damit man einigermaßen über die Runden kommt. Sein Vater hat auf der Farm zutun, führt einen Friseurladen und geht sogar der Tätigkeit als Constable nach - wodurch er mit der Aufklärung des „Mordes“ beschäftigt ist.

Trotz des einfachen Lebens, der harten Arbeit und dem rauen Umgangston, spürt man auf jeder Seite, wie liebevoll diese Familie ist. Man fühlt, wie sie zu ihren Prinzipien stehen und wie wichtig sie sich gegenseitig sind.

Außerdem bekommt man ein gutes Bild von der Gemeinschaft, die sich in dem kleinen texanischen Dorf gebildet hat, und dem Leben, das damals alltäglich war. Gemeinsam mit Harry schaut man im Friseurladen vorbei, geht die alte, farbige Maggie auf einen Schwatz besuchen oder versucht den Wasserschlangen im Fluss zu entgehen, weil die nämlich giftig sind.

Neben dem greifbaren Flair kommt der Mord zu tragen, der dem ganzen Buch ordentlich Spannung verleiht. Es gibt etliche Szenen, in denen ich mit Harry gebangt habe, mir das Adrenalin durch die Blutbahn schoss oder ich mich gemeinsam mit ihm ins Gebüsch im Wald gedrückt habe. 

Joe R. Lansdale hat keinen Roman geschrieben sondern er hat eine Geschichte erzählt. Von Anfang bis Ende hat er mich gefangen genommen, durch die dichte Atmosphäre der 30er-Jahre geführt und mich die bedrohliche Stimmung von Rassismus fühlen lassen.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei „Die Wälder am Fluss“ um einen großartigen Roman, den ich absolut weiterempfehlen kann. 

 

Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at
More posts
Your Dashboard view:
Need help?