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review 2019-10-23 11:24
Auf Nimmerwiedersehen, Rachel
Blutsbande (The Hollows, #10) - Kim Harrison

„Blutsbande“ ist für mich der letzte „Rachel Morgan“-Band. Ich breche die Reihe ab. Ich habe wirklich versucht, mit der Protagonistin Rachel auszukommen, aber es funktioniert nicht. Wir passen nicht zusammen. Ein geeigneter Moment, um zurückzuschauen und euch zu erzählen, wie die Reihe entstand. Der erste Band „Blutspur“ begann als Kurzgeschichte, die Kim Harrison schrieb, als sie unter ihrem echten Namen Dawn Cook veröffentlicht werden wollte. Anfang der 2000er war der Kurzgeschichtenmarkt äußerst bizarr. Harrison wusste, dass sie dieses Level niemals erreichen würde, also schrieb sie die merkwürdigste Szene, die ihr einfallen wollte, steckte eine Hexe, einen Pixie und eine Vampirin in eine Bar und wartete ab, was passierte. Ihre Kurzgeschichte trug den Titel „Life is a Bowl of Cereal“ und wurde später das erste Kapitel von „Blutspur“. Obwohl ich es sympathisch finde, dass „Rachel Morgan“ ihren Anfang mit einer Trotzreaktion nahm, hindert es mich dennoch nicht daran, Rachel nun Lebewohl zu sagen.

 

Endlich ist Rachel Morgan die haltlosen Vorwürfe des Hexenzirkels los. Dummerweise bringt ein offizieller Status als Dämon allerdings haufenweise bürokratische Unannehmlichkeiten mit sich. Rachel darf nicht mal Autofahren. Deshalb überlegt sie nicht lange, als ihr die Inderland Security einen Deal anbietet: hilft sie ihnen dabei, eine grausige Mordserie aufzuklären, bekommt sie ihren Führerschein zurück. Die ritualisierten Morde weisen auf dämonische Aktivitäten hin, Rachel erkennt jedoch schnell, dass die Tatorte inszeniert sind. Nicht von Dämonen, nicht von Inderlandern, sondern von Menschen. Eine radikale Hassgruppe entführt Hexen und experimentiert mit ihnen, um einen Weg zu finden, alle Übernatürlichen vom Antlitz der Erde zu tilgen. Bisher ohne Erfolg. Bisher. Denn jetzt, da Rachel die Ermittlungen übernommen hat, befindet sich die eine Zutat, die dazu beitragen könnte, alle Inderlander auszulöschen, in greifbarer Nähe: Rachels Blut …

 

Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass meine Entscheidung, „Rachel Morgan“ nach „Blutsbande“ abzubrechen, meine Lektüre nicht beeinflusst hätte. Natürlich hatte das Auswirkungen auf meine Wahrnehmung des zehnten Bandes. Mich interessierte nicht mehr wirklich, was ich da las. Ich wollte es lediglich hinter mich bringen, um mich endlich von Rachel verabschieden zu können. Daher empfand ich kaum emotionale Resonanz. Mein Herz machte ein Nickerchen und wachte ausschließlich auf, wenn Rachel mich mal wieder auf die Palme brachte. Mein Kopf hingegen war hellwach und erkannte säuerlich, dass „Blutsbande“ genau dieselben Probleme aufweist wie bereits die Vorgängerbände. Es hat sich nichts geändert. Rachel lässt sich in Konflikte hineinziehen, die eigentlich nicht die ihren sind und macht durch ihre Anwesenheit alles nur noch schlimmer. Und wofür das alles? Wofür setzt sie durch ihre Involvierung in einen unnötig komplizierten, sehr weit hergeholten und übertrieben dramatisierten Kriminalfall die Zukunft aller Inderlander aufs Spiel? Für ihren Führerschein. Sie will Autofahren. Wurde jemals ein banalerer Grund für die Teilnahme an einer Mordermittlung erfunden? Die Inderland Security ist auf ihre Hilfe angewiesen, sie hätte alles verlangen können – aber nein, Rachel möchte einfach wieder hinterm Steuer sitzen. Was für ein Humbug. Vielleicht sah sogar Kim Harrison ein, dass Rachels Motivation bestenfalls fragwürdig ist und dichtete deshalb ein Erpressungsszenario und eine versehentliche Entführung dazu. Ich hatte das Gefühl, dass sie Rachel krampfhaft in den Fall verwickeln wollte und deshalb ständig neue künstliche Verbindungen herstellte. Da ihr dieses Drama aber offenbar immer noch nicht ausreichte, eröffnete sie einen überflüssigen Nebenschauplatz, der mich erst recht aufregte. Dieser Nebenschauplatz heißt Wayde. Solltet ihr euch jetzt fragen, wer zum Teufel Wayde ist, keine Sorge, mir erging es ebenso. Wayde ist Rachels Bodyguard, der irritierenderweise nie richtig vorgestellt wird. Kim Harrison behandelte ihn, als wäre er schon immer Teil der Geschichte, als müsste ich ihn kennen, doch ich kann mich nicht daran erinnern, ihm vor „Blutsbande“ begegnet zu sein. Damit hätte ich mich durchaus abfinden können, woran ich mich allerdings massiv störte, war die Art und Weise, wie Rachel sich ihm gegenüber verhält. Sie ist ja grundsätzlich nicht für ihre souveränen sozialen Kompetenzen bekannt, aber an Waydes Stelle hätte ich sofort gekündigt. Erst unterstellt sie ihm, dass er seinen Job nicht beherrscht, spricht ihm jegliche Kompetenz ab und ist trotz seiner Natur als Werwolf felsenfest überzeugt, dass sie ihm überlegen ist. Dann beweist er ihr, dass er sehr wohl weiß, was er tut und plötzlich beschwert sie sich, dass er „ihre Freiheit einschränkt“. Meine Güte, Rachel. Lass den armen Mann doch in Ruhe.

 

Aus, Ende, vorbei. „Blutsbande“ war definitiv mein letztes Abenteuer mit Rachel Morgan und ich weine ihr keine Träne nach. Drei Bände lang habe ich mich nur über sie aufgeregt und geärgert – ich bin erleichtert, dass wir jetzt getrennte Wege gehen. Ich denke, ich bin der Reihe „Rachel Morgan“ einfach irgendwann entwachsen. Kim Harrison gelingt es nicht mehr, meine inhaltlichen Ansprüche zu erfüllen. Ich finde ihre Protagonistin unerträglich anstrengend und hysterisch; die Handlung erscheint mir oft umständlich, nicht plausibel und übertrieben dramatisch. Erstaunlicherweise nehme ich ihr das allerdings nicht übel. Im Gegensatz zu Rachel ist mir Harrison durchaus sympathisch, es ging mir lediglich auf, dass wir literarisch nicht auf einer Wellenlänge schwingen und es vermutlich auch nie werden. Sie setzt andere Prioritäten als ich. Es hätte keinen Sinn, mich nur deshalb weiter durch „Rachel Morgan“ zu quälen, um die Reihe abzuschließen. Ich fühle mich mit diesem Abbruch wohl und verabschiede mich von Kim Harrison ohne Groll. Rachel hingegen … Die kann bleiben, wo der Pfeffer wächst.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/10/23/kim-harrison-blutsbande
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review 2019-06-28 18:44
Die Hexe und der Gerichtsdiener II
Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal (Band 2): Roman - Nicole Lischewski,Robert R. McCammon

In den Kolonien in Amerika wird 1699 einer Hexe der Prozess gemacht. Im kleinen Ort Fount Royal wird Rachel Howarth der Hexerei bezichtigt und vor Gericht gestellt. Während Richter Isaac Woodward sein Urteil spricht, ist sich Gerichtsdiener Matthew Corbett sicher, dass die Angeklagte keine Hexe ist.

"Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band II" ist der zweite Teil der historischen Reihe um den jungen Gerichtsdiener Matthew Corbett, und dieser Band schließt nahtlos an den Vorgänger an. Diese Reihe überzeugt mit ihrem historischem Setting, der einnehmenden Atmosphäre und dem packenden Geschehen. 

Richter Isaac Woodward und Gerichtsdiener Matthew Corbett sind in Fount Royal mit dem Hexenprozess beschäftigt. Der Richter ist vom strapaziösen ersten Band und seiner Erkrankung stark geschwächt, während sich Matthew Corbett Sorgen um seinen väterlichen Arbeitgeber und die angebliche Hexe Rachel Howarth macht.

Denn Matthew ist nach wie vor von Rachels Unschuld überzeugt. Er ist sich sicher, dass sie keine Hexe ist. Daher geht er in Fount Royal seinen Ermittlungen nach und kommt dabei etlichen Geheimnissen auf die Spur.

Autor Robert McCammon zeichnet ein detailliertes Bild der Kolonialzeit und ihren Verstrickungen. Während die Ortschaft Fount Royal aufgrund unglücklicher Ereignisse am Aussterben ist, sind es die Herren dieser Zeit, die das Land für sich beanspruchen und die Entwicklung vorantreiben. Manchmal wird kein Gedanke an die Konsequenzen verschwendet, und jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht.

Inmitten dieser Ambitionen wird Rachel Howarth der Hexerei bezichtigt, weil es einen offensichtlichen Grund für die zahlreichen Unglücksfälle geben muss. Hier zeichnet der Autor ein komplexes Bild von Angst, Überlebenswillen und dem Streben nach einer soliden Lebensführung, was federführend für die Zukunftspläne der Bevölkerung ist. 

Daneben steht Gerichtsdiener Matthew Corbett, der aufgrund seiner Wissbegier die wahren Hintergründe aufdecken will. Außerdem glaubt er weder an Hexerei noch traut er der schönen Witwe derartige Missetaten zu. Dementsprechend geht er weitere Ermittlungen in Fount Royal an.

Protagonist Matthew Corbett erinnert in Art und Auftreten ein bisschen an den berühmten Sherlock Holmes. Denn Matthew muss die Logik in Motiven und Ereignissen finden, weil es ihm sonst keine Ruhe lässt. Daher ist er für seine Rolle als Gerichtsdiener prädestiniert, und deckt allerhand Hintergründe in Fount Royal auf. 

Sämtliche Figuren überzeugen durch robust-authentisches Auftreten. McCammon verzichtet auf Klischees. Er webt persönliche Geschichten und nachvollziehbare Motive für Handlungen ein. Allein dadurch ist das Bild von Fount Royal ein großer Lesespaß, weil Bewohner und Besucher mit der ersten Seite lebendig sind.

Die Handlung ist großartig und geschickt eingefädelt. Dabei wird der Hergang von Matthew Corbett in höchst-eigener Logik aufgedeckt. Die Handlungsstränge sind überzeugend zu einem packenden Ende zusammengeführt - und Matthew schafft es, mit Können und Begeisterung, die Lust auf seine weiteren Fälle anzufachen.

Mich hat dieser zweite Ausflug nach Fount Royal mit dichter Atmosphäre, lebendigen Figuren, der interessant-packenden Handlung und dem historischem Setting absolut überzeugt. Ich freue mich auf weitere Bände mit Corbett, auch wenn es nicht mehr nach Fount Royal gehen wird. Wer mit dem ersten Band schon Vergnügen hatte, kommt meiner Meinung nach um den zweiten Teil nicht herum. Leseempfehlung!

 
Die Reihe:
1) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band I
2) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band II
3) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band I
4) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band II
5) Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter
Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.com
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review 2019-06-20 09:16
Steigen eine Hexe, ein Pixie, eine Vampirin und ein Elf in ein Auto...
Blutdämon - Kim Harrison,Vanessa Lamatsch

Kim Harrison hat einen Abschluss in wissenschaftlicher Technologie, mit dem Schwerpunkt Biologie. Ihr Vater schüttelt bis heute den Kopf darüber, dass sie diese Ausbildung genoss, um jetzt Bücher zu schreiben. Harrison lässt ihr Studium allerdings sehr wohl in ihre Werke einfließen. Das Magiesystem der „Rachel Morgan“-Reihe ist ihr Versuch, Ley-Linien wissenschaftlich zu erklären. Die Kraftlinien sind Einschnitte im Zeitgefüge, die alternative Realitäten miteinander verbinden und der Protagonistin Rachel erlauben, die Domäne der Dämonen zu besuchen. Sie sind darüber hinaus der Grund, dass die Reihe in Cincinnati, Ohio, spielt, weil die salzige Luft der Küsten Magie negiert. Im neunten Band „Blutdämon“ muss sich Rachel mit genau diesem Effekt herumschlagen, denn ihr steht eine Reise nach San Francisco bevor.

 

Steigen eine Hexe, ein Pixie, eine Vampirin und ein Elf in ein Auto… Was wie der Beginn eines schlechten Witzes klingt, entpuppt sich für Rachel Morgan als wahrgewordener Albtraum. Sie wusste, dass der Weg nach San Francisco schwierig und gefährlich werden würde, aber ein Roadtrip in der Begleitung von Trent Kalamack stand ganz oben auf der Liste der Dinge, die sie niemals tun wollte. Leider ist sie auf ihn angewiesen, will sie rechtzeitig an die Westküste gelangen, um an ihrer Verhandlung vor dem Hexenzirkel teilzunehmen und ihren Namen reinzuwaschen. Natürlich ist Trents Hilfe nicht umsonst. Er braucht eine Eskorte, denn er hat etwas zu erledigen. Als sie auf ihrer Route von Elfen angegriffen werden, dämmert es Rachel, dass es sich wohl nicht um ein Geschäftsessen handelt. Trent pfuscht mit uralter, wilder Magie herum und schon bald müssen sie sich ebenso vor den Folgen seiner Experimente schützen wie vor den Schergen des Hexenzirkels, die versuchen, Rachel aufzuhalten. Ein Witz ist diese Reise ganz sicher nicht.

 

Ich begann „Blutdämon“ in dem Wissen, dass meine Tage mit „Rachel Morgan“ gezählt sind. Die Reihe entspricht nicht mehr meinem Geschmack, weshalb ich entschieden habe, sie nach den letzten beiden ungelesenen Bänden in meinem Regal abzubrechen. Ich wappnete mich für eine weitere Begegnung mit einer Protagonistin, die ich mittlerweile unerträglich finde. Tatsächlich gestaltete sich die Lektüre jedoch weniger schlimm, als ich erwartet hatte. Ich kam überraschend gut mit diesem Band zurecht; einerseits, weil ich auf Rachel vorbereitet war, andererseits, weil ich mir einen Spaß daraus machte, zu analysieren, wieso sie mich aufregt. Alles eine Frage der Einstellung. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich „Blutdämon“ wirklich gern gelesen habe. Etwa die Hälfte der Handlung besteht aus einem Roadtrip nach San Francisco, den Rachel gemeinsam mit Ivy, Jenks und ihrem Erzfeind Trent Kalamack unternimmt, um vom Hexenzirkel für ihren Einsatz von schwarzer Magie begnadigt zu werden. Über 300 Seiten lang sind die Figuren in einem viel zu kleinen Auto eingepfercht – und ich mit ihnen. Es fühlte sich an wie die längste, anstrengendste Autofahrt aller Zeiten, weil die räumliche Enge alle reizbar stimmt und ihre Spannungen unangenehm in den Vordergrund rückt. Rachel ist ohnehin keine ausgeglichene Person; eingesperrt in einem Wagen mit Trent bricht sich ihre kindisch-bockige Art ungezügelt Bahn und überträgt sich auf ihn, sodass auch er sich infantil und trotzig aufführt. Sie provoziert ihn, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Wäre sie nur ein wenig reifer und vernünftiger, hätten viele Konflikte durch Kommunikation vermieden werden können. Aber nein, sie bleibt stur und streitet sich lieber Meile für Meile. Gepaart mit der erneut sehr hohen Rate heftiger Actionszenen entfaltete sich „Blutdämon“ daher als laute, schrille Lektüre voller Gekreisch und Geschrei. Das Buch tat mir in den Ohren weh. Ich hoffte, dass sich das Erregungslevel mit der Ankunft in San Francisco etwas beruhigen würde – natürlich nicht. Dort trifft Rachel auf den Hexenzirkel, deren Mitglieder Kim Harrison als rückständige, verbohrte Narren und Amateure darstellt, denen ihre alberne, willkürliche Unterteilung in schwarze und weiße Magie wichtiger ist als die Bedrohung aus dem Jenseits. Die Beziehung zwischen Rachel und dem Zirkel ist ein passendes Beispiel, um ein Problem zu illustrieren, das mich grundsätzlich an der Reihe stört. Rachel ist meiner Ansicht nach als Hexe mäßig talentiert. Sie verfügt über großes magisches Potential, weiß diesen Vorteil jedoch selten effektiv zu nutzen. Ihre Impulsivität steht ihr im Weg und verführt sie zu unklugen Entscheidungen. Um ihren Status als Heldin dennoch zu bestätigen, spricht Kim Harrison allen Figuren in ihrem Umfeld Kompetenz ab. Der Zirkel erscheint wie ein Haufen Stümper, Trent hat keine Kontrolle über seine Elfenmagie, Ivy wird trotz ihrer vampirischen Kräfte immer wieder verletzt und Jenks disqualifiziert sich durch seine Größe. Sie dürfen nicht fähig wirken, damit Rachel sie retten kann. Diese Rollenverteilung gefällt mir nicht. Ich finde es falsch, alle Nebenfiguren schwächer zu charakterisieren, nur um Rachel stärker wirken zu lassen. Eine wahre Heldin hat das nämlich nicht nötig.

 

„Blutdämon“ festigte meinen Entschluss, die „Rachel Morgan“-Reihe nach dem nächsten Band abzubrechen. Wie alle anderen Leser_innen auch lasse ich mich gern ab und zu von leichter Unterhaltungsliteratur berieseln, doch mit diesen Romanen gelingt mir das nicht. Mir missfällt der Tenor der Reihe: laut, grell, atemlos, aggressiv. Ich empfinde die Geschichte als disharmonisch und übertrieben dramatisch. Eine Katastrophe jagt die nächste, die Protagonistin Rachel balanciert stets auf dem schmalen Grat zum vollständigen Kontrollverlust und reißerische Special Effects ersetzen eine gut durchdachte Handlung. Ich kann nicht abschalten, weil ich mich entweder ärgere oder gehetzt fühle. „Rachel Morgan“ bietet mir nicht das, was ich suche, wenn ich mich für Urban Fantasy entscheide. Glücklicherweise kann ich mich bald verabschieden.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/19/kim-harrison-blutdaemon
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review 2019-06-04 09:46
Das wahre Abenteuer ist Vasjas Wachstum
The Winter of the Witch - Katherine Arden

Nach dem College lebte die Autorin Katherine Arden drei Jahre in Vermont und zwei Jahre in Moskau. Kein Wunder, dass sie irgendwann genug von kalten Temperaturen hatte. Sie zog nach Hawaii, arbeitete auf einer Farm und wohnte in einem Zelt am Strand. Eine Farm weiter lebte ein 5-jähriges Mädchen. Sie hieß Vasilisa und war der letzte Funken Inspiration, der Arden fehlte, um endlich das Buch zu schreiben, das ihr im Kopf herumspukte. Dort, unter Palmen, entwickelte sie die Idee für die „Winternight Trilogy“ – die Ironie blieb ihr sicher nicht verborgen. Die ersten beiden Bände „The Bear and the Nightingale“ und „The Girl in the Tower” erschienen 2017 recht kurz nacheinander. Auf das Finale „The Winter of the Witch“ mussten Leser_innen, mich eingeschlossen, länger warten. Es erschien im Januar 2019.

 

Der Bär ist frei. Alle Mühen, die Vasja auf sich nahm, um seinen Einfluss auf die Sterblichen zu schwächen, sind vergebens, solange seine Einflüsterungen die Herzen der Menschen verführen. Er muss wieder angekettet werden, bevor er seine finsteren Pläne in die Tat umsetzen kann. Allein wird es Vasja nicht gelingen. Erneut braucht sie die Hilfe des Winterkönigs. Leider zahlte Morozko einen hohen Preis dafür, dass er Vasjas Leben rettete – erst in dem Flammenmeer, das Moskau zu verschlingen drohte, dann vor dem wütenden Mob, der sie als Hexe brennen sehen wollte. Er wurde im süßen Vergessen seiner Vergangenheit eingesperrt. Vasja muss ihn erwecken. Ihre Magie öffnet ihr die Pforte zu einem Ort, an dem weder Zeit noch Raum existieren. In Mitternacht lüftet sie das Geheimnis ihrer Wurzeln und findet unerwartete Verbündete. Doch ihr größter Kampf steht ihr noch bevor. Das Schicksal ihres Volkes ruht auf ihren Schultern. Wird sie sich dieser Bürde als würdig erweisen?

 

Ich lernte Vasilisa Petrovna am Tag ihrer Geburt kennen. Ich sah sie aufwachsen; von einem frechen, ungestümen Mädchen zu einer leidenschaftlichen, mutigen jungen Frau reifen. In „The Winter of the Witch“ überschreitet diese junge Frau die Schwelle zum Erwachsensein. Diese persönliche Entwicklung der Protagonistin ist meiner Ansicht nach das wahre Abenteuer der „Winternight Trilogy“. All die Magie, all die Prüfungen, die Vasja meistern musste, dienten als Meilensteine, die sie auf die Ereignisse des finalen Bandes der Trilogie vorbereiteten und sie letztendlich dazu befähigen, sich selbst zu akzeptieren und ihrer Rolle als Heldin gerecht zu werden. Deshalb empfinde ich „The Winter of the Witch“ als würdigen Abschluss ihrer Geschichte. Es ist ein düsteres Finale, das Vasja ihrer kindlichen Unschuld beraubt, sie allerdings auch lehrt, das Wesen der Welt anzunehmen und zu verstehen, dass Dualität eine simplifizierende Illusion ist. Die Realität besteht aus Grautönen und Ambivalenz lebt in uns allen. Gut und Böse bedingen einander. Diese Wechselwirkung verkörpern der Bär und der Winterkönig. Einzeln erscheinen sie wie gegensätzliche Pole – doch zusammen ergänzen sie sich. Sie sind eins, die zwei Gesichter der Menschheit: Chaos und Zerstörung, Güte und Liebe. Darum erzeugen beide Märchengestalten eine Resonanz in Vasja. Um ihre Identität zu entwickeln und ihr Volk zu schützen, muss sie beide Facetten als Teil ihrer selbst umarmen. Erkennt ihr, wie viel philosophische Tiefe folglich in „The Winter of the Witch“ verborgen ist? Der Trilogieabschluss qualifiziert sich erneut zweifellos als Märchen. Katherine Arden überzeugte mich mit der bezaubernden, träumerischen Atmosphäre des Buches, die sich vor allem in Mitternacht entfaltet. Mitternacht ist das atemberaubende Reich der Lady Mitternacht, ein magisches, beängstigendes Land, in dem Morozko in einer Blase der Vergangenheit gefangen ist. Vasja muss ihn finden und seine Erinnerungen entzünden. Es überraschte mich, dass sie während dieser Mission beiläufig das Geheimnis ihrer Herkunft lüftet. Ich hatte angenommen, dass dies der Kern des dritten Bandes sein würde. Ich kämpfte etwas mit der daraus resultierenden enttäuschten Erwartungshaltung, bin mittlerweile jedoch der Meinung, dass ihre Wurzeln absichtlich eine kleine Rolle spielen. Vasja ist wie sie ist aufgrund ihrer Erfahrungen, nicht aufgrund ihrer Vorfahren. Ardens Entscheidung, ihre Wurzeln lediglich als Nebenhandlungslinie zu thematisieren, unterstützt den Fokus auf ihre Entwicklung. So sehr mich Vasjas Wachstum begeistert, ich muss gestehen, dass der inhaltliche Verlauf von „The Winter of the Witch“ nicht mehr dieselbe mühelose Eleganz aufweist wie die Vorgängerbände. Ich fand es unruhig getaktet; es ist ein ständiges Hin und Her, in dem die Protagonistin von A nach B und wieder zurück reist. Dennoch mochte ich den Höhepunkt, die finale Schlacht, die ein wundervolles Symbol für das zukünftig vereinte Russland darstellt – in spiritueller wie in physischer Hinsicht.

 

Direkt nach der Lektüre von „The Winter of the Witch“ stellte ich widerstrebend fest, dass ich nicht denselben Zauber empfunden hatte. Ich schämte mich fast ein bisschen. Ich vermutete erst, es läge daran, dass ich Katherine Ardens Setting bereits kannte und wenig Raum für Überraschungen übriggeblieben war. Nun habe ich das Buch fröhlich seziert und entwickelte eine andere Theorie. Ich glaube, das Finale der „Winternight Trilogy“ konnte gar nicht denselben Zauber erzeugen. In diesem Buch geht es um das endgültige Erwachsenwerden der Protagonistin. Erwachsen zu sein bedeutet, kindliche Fantasien hinter sich zu lassen und die Welt so zu sehen, wie sie ist, sich Verpflichtungen zu stellen und das Richtige zu tun. Zauber hat da keinen Platz. Ich denke, das ist es, was Katherine Arden illustrieren wollte: die Verluste und Gewinne des Heranwachsens. Daher habe ich meine Bewertung von „The Winter of the Witch“ nachträglich hochgestuft. Arden mag mich nicht mehr im gleichen Maße bezaubert haben, doch dafür zeigte sie mir ihr ganzes Talent als Autorin. Sie schenkte mir ein fabelhaftes, reifes Buch voller Weisheit.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/04/katherine-arden-the-winter-of-the-witch
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review 2018-11-13 10:27
Jetzt werde ich doch noch sentimental
Chicagoland Vampires: Wie ein Biss in dunkler Nacht - Marcel Aubron-Bülles,Chloe Neill

Ich habe ernstlich überlegt, mich zum Abschluss der „Chicagoland Vampires“-Reihe mit einem T-Shirt zu belohnen. Auf ihrer Website hat Chloe Neill einen Shop eingerichtet, in dem Merch aller Couleur angeboten wird. Leider ist nichts, aber auch gar nichts dabei, was mir gefällt. Nicht einmal Catchers Spruch-T-Shirts überzeugen mich. Schade. Ich hätte all die Jahre der Treue gern ausgezeichnet. Dann werde ich das Finale wohl still für mich feiern. Aber bis dahin ist es sowieso noch ein bisschen hin, denn erst einmal steht jetzt die Rezension zum vorletzten Band „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ an.

 

Haus Cadogan versetzte dem Zirkel einen schweren Schlag. Ethan und Merit vereitelten die Pläne der kriminellen Organisation, doch ihr Oberhaupt Adrien Reed wird nicht eher ruhen, bis er ganz Chicago unter seine Kontrolle gebracht und Rache an den Vampiren geübt hat, die sich ihm entgegenstellten. Als das Paar die Leiche eines Gestaltwandlers nahe Wrigley Field entdeckt, der von einem unbekannten Vampir ermordet wurde, ahnen sie, dass Reed seine Finger im Spiel hat. Neben dem Getöteten sind seltsame Symbole an eine Wand gezeichnet. Es scheint sich um eine alchemistische Gleichung zu handeln, aber ihre Bedeutung bleibt rätselhaft, obwohl Ethan, Merit, Mallory und Catcher alles daransetzen, sie zu entschlüsseln. Bald tauchen die Symbole überall in Chicago auf. Würde Reed tatsächlich einen Krieg unter den Übernatürlichen Chicagos riskieren, um zu bekommen, was er will? Würde er magische Energien entfesseln, die er unmöglich beherrschen kann?

 

Meine Güte, jetzt werde ich auf meine alten Tage wohl doch noch sentimental. Wer hätte das gedacht? Ich mochte „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ viel mehr, als ich erwartet hatte. Tatsächlich war ich überrascht, wie gut mir dieser zwölfte Band gefiel. Ich wollte ihn gar nicht mehr aus der Hand legen und war wirklich gefesselt. Emotional erinnerte er mich sehr an die frühen Bände der „Chicagoland Vampires“, was die Augenblicke melancholischer Wehmut natürlich verstärkte. Jetzt ist es bald vorbei. Schnüff. Ja, ich gebe zu, trotz aller Kritik an Chloe Neill und der Entwicklung, die die Reihe genommen hat, muss ich mir ein metaphorisches Tränchen verdrücken. Eine Ära endet (demnächst). Ich weiß noch, wie ich mir mit dem ersten Band „Frisch gebissen“ die Nacht um die Ohren geschlagen habe. Ach was war es schön. Gut, hier soll es aber nicht um Nostalgie gehen, sondern um „Wie ein Biss in dunkler Nacht“. Ich denke, ich mochte das Buch deshalb so sehr, weil alle liebgewonnenen Figuren endlich wieder aktiv zusammenarbeiten und am selben Strang ziehen. Nach den dramatischen, einschneidenden Erlebnissen der vergangenen Bände sind sie endlich wieder ein Team, besonders Merit, Ethan, Mallory und Catcher. Es war toll, sie gemeinsam gegen einen Feind antreten zu sehen. Merit erhält trotzdem eine Sonderrolle, denn sie wird brutal mit ihrer jüngsten Vergangenheit konfrontiert – ein cleverer Schachzug, der die übergreifende Handlung rund erscheinen lässt, obwohl ich bezweifle, dass dieser von Beginn an geplant war. Langfristige Abläufe sind meiner Ansicht nach nicht Chloe Neills Stärke; ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine Idee dieser Größenordnung geduldig mit sich herumtrug, ohne unmissverständliche Andeutungen fallen zu lassen. Dazu fehlt ihr die nötige Subtilität. Deshalb bin ich sicher, dass Annabelle, eine neue Figur, die sie in „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ vorstellt, eine Rolle in der Familienplanung von Ethan und Merit spielen wird. Sie ist eine schwangere Nekromantin. Schwanger. Nekromantin. Das schreit ja geradezu nach einem Zusammenhang mit der Prophezeiung, laut der „Methan“ als erstes Vampirpärchen der Historie ein Kind bekommen werden. Wozu sonst sollte Neill so spät die Besetzung erweitern? Erstmal hilft Annabelle unserem Powerpaar bei den Ermittlungen zu den alchemistischen Symbolen, die überall in Chicago auftauchen. Die Idee, Alchemie in das magische Potpourri der Reihe aufzunehmen, verdient Applaus, doch leider involvierte Neill mir zu wenig Details. Die Alchemie ist eine komplizierte und umständliche Kunst. Sie erklärt nicht, wieso sich überhaupt ein_e Hexe_r auf diese Richtung spezialisieren sollte. Welche Vorteile bietet sie gegenüber anderen Magieformen? Die Verbindung der Symbole mit dem Gangsterboss Adrien Reed ist kein Geheimnis, die Herausforderung besteht darin, herauszufinden, was er plant. Ich fand es schade, dass Neill in „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ ausschließlich Reed fokussierte, statt den Zirkel als kriminelle Organisation richtig in die Handlung einzuarbeiten. Dadurch erschien das Ganze als 1-Mann-Unternehmen und erinnerte kaum noch an die Mafia. Adieu, organisiertes Verbrechen. Dennoch ist es mir hundert Mal lieber, dass sie sich auf die Handlungsaspekte konzentriert, die ihr liegen, statt irgendwas zu versuchen und dann zu scheitern. Letztendlich war es mir auch egal, wer nun als Bösewicht herhalten muss – die Hauptsache war, dass ich Freude mit diesem Band hatte.

 

Vielleicht sehe ich „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ durch die rosa Rückblicksbrille. Mir ist bewusst, dass ich ein bisschen nostalgisch bin, weil sich „Chicagoland Vampires“ dem Ende nähert. Mag sein, dass das mein Urteilsvermögen beeinflusst. Aber sind wir ehrlich: ist das wichtig? Spielt es eine Rolle, warum ich Spaß mit der Lektüre des zwölften Bandes hatte? Ich denke nicht. „Wie ein Biss in dunkler Nacht“ ist reine Unterhaltungsliteratur und diesen Job hat das Buch hervorragend erfüllt. Ich habe mich nicht einmal besonders an den schmalzigen Liebesschwüren zwischen Ethan und Merit gestört. Klar, das ist alles unfassbar kitschig, doch ich konnte diesen Part problemlos ignorieren. Etwas Glück wünsche ich den beiden ja auch. Deshalb freue ich mich wirklich auf das Finale „Ein Biss von dir“, für das ich mich emotional wohl lieber wappne. Sonst wird aus dem metaphorischen Tränchen am Ende noch ein echtes.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/11/13/chloe-neill-wie-ein-biss-in-dunkler-nacht
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