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review 2016-07-30 11:06
I would die for my country but I'd rather kill for it
The Autumn Republic - Brian McClellan

Die monatelange Reise hinter feindlichen Linien, stets auf der Flucht vor den Kez, hat ein Ende. Feldmarschall Tamas und seine Pulvermagier sind wieder in Adro. Der Feldmarschall ahnt nicht, dass ihn in seiner Heimat unangenehme Überraschungen erwarten. Er plant, sich schnellstmöglich mit den verbliebenen Truppen Adros zu vereinigen, doch die Armee ist durch Verrat tief gespalten und wurde in eine desaströse Lage manövriert. Sein Sohn Taniel Two-shot ist gezwungen, sich vor seinen eigenen Kameraden in den Bergen zu verstecken. Seine einzige Verbündete ist Ka-Poel, deren fremdartige, beängstigende Magie den Gott Kresimir in Ketten legte. Nun befindet sich die Essenz des Gottes in den Händen einer jungen Frau, die rein instinktiv handelt. Taniel muss sie und ihre riskante Fracht unbeschadet nach Adro bringen, weit weg von den Kez, um zu verhindern, dass der Gott erneut erwacht und in den Krieg eingreift.
Währenddessen wird in Adros Hauptstadt Adopest die erste demokratische Wahl vorbereitet. Die Ernennung eines Ersten Ministers soll das Machtvakuum füllen, das Tamas‘ Putsch hinterließ. Einer der Kandidaten ist der undurchsichtige Lord Claremonte, dessen Geheimnisse Inspektor Adamat beunruhigen. Er ist überzeugt, dass Claremonte mehr ist, als er zu sein vorgibt und sein Wahlsieg katastrophale Folgen hätte.
Adro gleicht einem Pulverfass. Das Land steht am Scheideweg. Erwartet die Menschen eine Zukunft in Frieden und Freiheit oder eine Zukunft im Zeichen der Gewalt?

 

Es verblüfft mich immer noch, dass mich militärische Fantasy zu begeistern vermag. Brian McClellans fabelhafte „Powder Mage“ – Trilogie überzeugte mich von diesem Subgenre und beseitigte meine Skrupel, sodass ich nun bereit bin, es für mich zu erforschen. Ich habe entdeckt, dass ich für das Gemeinschaftsgefühl und die Loyalität einer Armee sehr empfänglich bin. Ich kann nachvollziehen, warum sich Männer und Frauen entscheiden, unter einem charismatischen Anführer wie Feldmarschall Tamas zu dienen und ihm bis in den Tod folgen. Seine Überzeugungskraft ist unglaublich. Lauscht man seinen Worten, besteht kein Zweifel, dass man für das Richtige kämpft, dass seine Ideen es wert sind, das eigene Leben zu opfern – für eine bessere Zukunft, die in „The Autumn Republic“ mit einer Präsidialrepublik gleichgesetzt ist. Adro an der Schwelle zur Demokratie zu erleben fand ich unheimlich aufregend. Zum ersten Mal erhält das Volk eine Stimme und betritt einen Weg, der idealerweise zu mehr Gerechtigkeit und Freiheit für alle führt. Leider ist in diesem krisengeplagten Land niemals etwas einfach, weshalb es mich nicht überraschte, dass der nebulöse Lord Claremonte fest entschlossen ist, in Adros Politik einzugreifen. Mein tief verwurzeltes Misstrauen ihm gegenüber teilte ich mit Adamat, der sich der Aufgabe annimmt, Claremonte zu demaskieren. Er findet heraus, dass Claremonte seine Fühler schon viel länger nach Adro ausstreckt, als er öffentlich behauptet, was impliziert, dass er bestimmte Ereignisse zu seinen Gunsten manipulierte. Wer weiß, vielleicht hatte er auch beim Putsch die Finger im Spiel? Die Möglichkeit, dass Tamas all die Jahre von äußeren Mächten beeinflusst wurde, empfand ich als ungeheuerlich. Er würde alles für sein Land tun, strebt immerzu das Beste für Adro an und ist eventuell doch nur eine unwissende Marionette in einem Spiel, das sich seiner Kontrolle entzieht. Meiner Ansicht nach unterstreicht das die Tragik, die seine Figur umgibt und betont seine Erschöpfung, die erst jetzt zu spüren war. Zu Beginn der Trilogie strahlte er eine unbeugsame, eisenharte Energie aus, doch nun ist er müde. Er will nicht mehr kämpfen. Diese durchaus realistische Entwicklung erschreckte mich, weil ich Tamas gern als unbesiegbar betrachte. Die Entwicklung seines Sohnes Taniel hingegen war sehr erfreulich. Taniel durchlebt einen umfassenden, überzeugenden Reifungsprozess. Ein verzogener, wütender Junge wächst zu einem verantwortungsbewussten Mann heran. Sicherlich trägt Ka-Poel ihren Teil dazu bei, denn trotz ihrer Wehrhaftigkeit sorgt sich Taniel permanent um sie. Ihre Kräfte erscheinen mir noch immer mysteriös, während ich die Elementarmagie der Privilegierten nun sehr viel besser begreife. Es gefiel mir außerordentlich, dass Brian McClellan sich im finalen Band seiner Trilogie noch die Zeit nimmt, diese wichtige Komponente seines Universums zu erklären. Er wartete den perfekten Moment ab, sodass seine Erläuterungen elegant und natürlich wirken, statt losgelöst von der Handlung im Raum zu schweben. Obwohl er meiner Meinung nach ein hohes Maß an Kontrolle ausübt, beweist McClellan auf diese Weise, dass er seinen Figuren und seiner Geschichte genau den Raum zur Entfaltung zugesteht, die sie benötigen. Es lohnt sich, ihm zu vertrauen.

 

Die „Powder Mage“ – Trilogie ist mit „The Autumn Republic“ abgeschlossen. Doch die Geschichte Adros ist es meiner Empfindung nach nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn Brian McClellan irgendwann in der Zukunft noch einmal dorthin zurückkehrt. Ich hoffe es, schließlich verlässt man das Land zu Beginn einer neuen Ära. Adro erwarten wilde Zeiten und ich möchte nicht eine Sekunde davon verpassen. Vorerst werde ich mich allerdings damit zufriedengeben, ein anderes Land in McClellans Universum kennenzulernen: Fatrasta. Fatrasta ist der Schauplatz seiner nächsten Trilogie (?), deren erster Band „Sins of Empire“ im März 2017 erscheinen soll, welchen ich mir natürlich nicht entgehen lassen werde. Die „Powder Mage“ – Trilogie überzeugte mich von McClellans schriftstellerischem Talent und eröffnete mir eine Sparte der Fantasy, von der ich bisher annahm, sie würde nicht zu mir passen. Die drei Bände strotzen nur so vor Kreativität, Originalität, politischem Verständnis und strategisch-militärischem Wissen, vernachlässigen aber auch das Emotionale nicht. Ich fand diese Mischung großartig und kann euch die Trilogie guten Gewissens empfehlen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/29/brian-mcclellan-the-autumn-republic
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review 2016-04-08 11:05
Militärisch, politisch, brillant
The Crimson Campaign - Brian McClellan

Nachdem Feldmarschall Tamas Adro vor der Kolonisierung durch die Kez bewahren konnte, ist der Konflikt der beiden Länder offen ausgebrochen. Es herrscht Krieg und Tamas kann kaum genug Truppen heranziehen, um sein Land zu verteidigen. Ein gewagter Plan ist die einzige Möglichkeit, den Kez einen empfindlichen Schlag zuzufügen. Doch Verrat zerstört jegliche Aussichten auf Erfolg. Tamas findet sich hinter den feindlichen Linien wieder, begleitet nur von einer Handvoll Soldaten und Pulvermagiern. Der Feldmarschall muss sich seinen Weg zurück nach Adro kämpfen, bevor die Kez seine Armee vollständig zurückdrängen.
Währenddessen setzt Inspektor Adamat in Adopest alles daran, seine Familie zu retten. Er will Lord Vetas zur Strecke bringen, findet jedoch heraus, dass Vetas nur eine Spielfigur in einer Verschwörung ist, die weiterreicht, als Adamat sich je auszumalen wagte.
Tamas‘ Sohn Taniel Two-Shot erholt sich von den Nachwirkungen seines Kampfes mit dem Gott Kresimir, als ihn die Nachricht erreicht, dass sein Vater für tot gehalten wird. Er begreift, dass er gebraucht wird und eilt unverzüglich an die Front, um seine Kameraden gegen die Kez zu unterstützen. Dort angekommen, muss er allerdings feststellen, dass er Kresimir keineswegs tötete. Der Gott lebt und verstärkt die Truppen der Kez mit dunkler, verdrehter Magie, während er nach Rache lechzt und langsam dem Wahnsinn verfällt.
Drei Männer, die für ihre Heimat kämpfen. Wird ihr Mut ausreichen, um Adros Zukunft zu sichern?

 

Ich war überrascht, wie leicht ich den Einstieg in „The Crimson Campaign“ fand. Es ist fast zwei Jahre her, dass ich den ersten Band „Promise of Blood“ gelesen habe – ich rechnete damit, dass ich eine Weile brauchen würde, um mich daran zu erinnern, an welchen inhaltlichen Punkten ich die Handlung verlassen hatte. Dass ich mich schnell wieder zurechtfand, bedeutet, dass mich die Geschichte nachhaltig beeindruckte, was „The Crimson Campaign“ letztendlich auch bestätigte. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Band an und gewinnt schnell an Tempo. Adro und Kez befinden sich im Krieg und Feldmarschall Tamas hat alle Hände voll zu tun, die feindlichen Truppen aufzuhalten, während die Umbruchsstimmung in seiner Heimat für Chaos und Unsicherheit sorgt. Der Putsch hinterließ ein Machtvakuum, das nun gefüllt werden muss; verschiedenste Kräfte haben Interesse daran, sich in eine vorteilhafte Position zu bringen. Daher ist „The Crimson Campaign“ sowohl sehr militärisch als auch sehr politisch. Natürlich spielt Magie ebenfalls eine Rolle, doch den Kern der Geschichte bilden die innen- und außenpolitischen Konflikte Adros. Ich hätte mir nie zugetraut, dass militärische Fantasy meine Begeisterung entfachen könnte, doch genau das ist der Fall. Ich liebe es. Meine Faszination verdankt Brian McClellan hauptsächlich seiner Charakterisierung von Feldmarschall Tamas, der eine der reizvollsten Figuren ist, die mir je begegnet sind. Sein Facettenreichtum ist bemerkenswert; ich staune darüber, dass er gleichermaßen entschlossener Anführer, glühender Patriot, trauernder Witwer, liebender Vater, brillanter Stratege und erbitterter Feind ist. Tamas ist ambivalent, eine umstrittene Persönlichkeit, die sehr viel Kummer und Traurigkeit umgibt. Von seinen Anhängern wird er inbrünstig verehrt, von seinen Feinden respektiert. Er wirkte auf mich so lebendig, dass ich dachte, er könne jeder Zeit zwischen den Seiten hervorspringen. Es war allerdings gut, dass er im Buch blieb, denn nicht nur Adro, sondern auch die Geschichte ist völlig von Tamas abhängig. Ich hatte stets den Eindruck, dass er der Dreh- und Angelpunkt aller Ereignisse ist und es ohne ihn keine Hoffnung für Adro geben könne. Adro verlässt sich auf ihn und ich habe es auch getan. Ich glaube, dass dies damit zusammenhängt, dass die Aura des Buches Ungewissheit ausstrahlt. Tamas ist ein Anker im Chaos mit herausragenden Führungsqualitäten. Ich konnte nicht anders, als ihm zu vertrauen, weit mehr als Adamat und Taniel, die mir beide unberechenbar erschienen. Trotzdem fand ich besonders die Kapitel aus Taniels Perspektive extrem aufregend, denn er kämpft an der Front, mitten im Schlachtgetümmel – und Seite an Seite mit Ka-Poel. Ihre Macht und Stärke verursachen mir eine Gänsehaut. Ihre Magie ist ursprünglich und unheimlich, erschien mir für sie allerdings völlig natürlich zu sein, als wäre sie etwas, das tief in ihrem Inneren einfach entspringt. Ich finde es großartig, dass McClellans Magiesystem ein breites Spektrum voller Kreativität abdeckt, ohne die Geschichte zu überladen. Er präsentiert Magie als etwas, das ganz selbstverständlich existiert und verzichtet darauf, sie übermäßig zu thematisieren. Sie beeinflusst, aber bestimmt die Entscheidungen der Figuren nicht.

 

„The Crimson Campaign“ ist eine fantastische Fortsetzung, die das hohe Niveau des Vorgängers mühelos beibehält. Es ist überraschend, unvorhersehbar und nötigte mich tatsächlich, meine Kategorisierung der Trilogie zu überdenken. „Promise of Blood“ ordnete ich voller Überzeugung der Low Fantasy zu, doch „The Crimson Campaign“ weist weit mehr Merkmale der High Fantasy auf. Offenbar lassen sich die Bände der Trilogie „Powder Mage“ trotz der fortlaufenden Geschichte nicht in eine einzelne Schublade verbannen.
Lasst euch nicht davon abschrecken, dass ich schrieb, „The Crimson Campaign“ ist militärische Fantasy. Das heißt nicht, dass das Buch langatmig oder trocken wäre. Das Militär erfüllt in diesem Roman seine angedachte Aufgabe: es ist der verlängerte Arm der Politik Adros. Es ist nur eine Komponente einer komplexen, spannenden Handlung, die von einnehmenden Charakteren vorangetrieben wird. Traut euch ruhig an die Trilogie heran, selbst wenn sie sonst nicht ganz eurem Beuteschema entspricht. Adro ist eine faszinierende Welt, die euch sicher ebenso begeistern wird wie mich.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/04/08/brian-mcclellan-the-crimson-campaign
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