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review 2019-10-30 11:23
Kein 0815-Thriller
Argus (C.J. Townsend #3) - Jilliane Hoffman

2001 traf Jilliane Hoffman eine folgenreiche Entscheidung. Nach 10 Jahren, in denen sie als stellvertretende Staatsanwältin und juristische Beraterin des Florida Department of Law Enforcement arbeitete, beschloss sie, ihren aufregenden Job in der Strafverfolgung aufzugeben, um Autorin zu werden. Während eines Prozesses gegen einen Vergewaltiger beobachtete sie, wie eine Betroffene „zitternd vor Angst mit der eigenen Aussage haderte“. Sie fragte sich, wie dieses Mädchen reagieren würde, stünde sie an ihrer Stelle und könnte ihren Angreifer zur Rechenschaft ziehen. Sie begann, aus dieser Idee eine Romanhandlung zu entwickeln. Leider konnte sie die Herausforderungen ihres Berufs nicht mit ihrem Privatleben und dem Traum vom Schreiben vereinbaren. Deshalb kündigte sie – ein mutiger Schritt, der belohnt wurde, denn ihr Debüt „Cupido“ wurde ein internationaler Erfolg und der Auftakt einer Reihe von Thrillern um die Staatsanwältin C.J. Townsend. „Argus“ ist der dritte Band.

 

Eine grausame Serie sadistischer Frauenmorde versetzt Miami in Angst und Schrecken. Die Opfer werden vor laufender Kamera brutal gefoltert – und viele Augen sehen zu. Staatsanwältin Daria DeBianchi ist sicher, dass der Tatverdächtige Talbot Lunders nicht allein handelt. Hinter ihm steht ein skrupelloses Netzwerk wohlhabender und einflussreicher Personen, ein elitärer Club, der die Morde als Attraktion vermarktet. Leider schweigt Lunders. Der einzige, der bereit ist, mit Daria zu reden, sitzt im Todestrakt des Staatsgefängnisses von Florida ein. Es handelt sich um William Bantling, der 10 Jahre zuvor für die Cupido-Morde verurteilt wurde. Er behauptet, die Identitäten der Clubmitglieder zu kennen und bietet Daria seine Mithilfe an, verlangt dafür jedoch einen hohen Preis. Daria ist lange genug dabei, um zu wissen, dass sie sich Idealismus in ihrem Job nicht leisten kann. Doch rechtfertigt der Fall einen Pakt mit dem Teufel?

 

Es ist wirklich sehr lange her, dass ich die ersten beiden Bände der „C.J. Townsend“-Reihe, „Cupido“ und „Morpheus“, gelesen habe. Daher war ich positiv verblüfft, als ich meine Nase in „Argus“ steckte und feststellte, dass ich überhaupt keine Schwierigkeiten hatte, in die Handlung zu finden. Das lag nicht nur daran, dass die Vorgänger mächtig Eindruck bei mir hinterlassen hatten, sondern vor allem an der speziellen Struktur der Geschichte. „C.J. Townsend“ ist keine 0815-Thrillerserie. Die einzelnen Bände erzählen keine abgeschlossenen Fälle, der Fokus liegt nicht auf der Polizei oder auf Behörden wie der CIA oder dem FBI. Seit „Cupido“ dreht sich diese Reihe unmissverständlich um einen einzigen, gigantischen, komplexen Fall, der wächst, mutiert und sich mit jedem Band weiterentwickelt. Es geht nicht um stereotype Ermittler_innen, es geht um das Böse in gewissen Menschen, das sich in spektakulären Auswüchsen krimineller Energie Bahn bricht und um den nachhaltigen Einfluss, den ihre Taten für die Betroffenen bedeuten. Dadurch ergeben sich andere Ansprüche an die Ausarbeitung der Figuren, was mir persönlich sehr entgegenkommt. Jilliane Hoffman war, wie erwähnt, selbst Staatsanwältin. Ich vermute, dass sie in ihren Romanen deshalb tiefgreifende, kritische Fragen aufzuwerfen vermag, die das grundlegende Täter-Opfer-Verhältnis reflektieren und die Fallstricke des US-amerikanischen Rechtssystems illustrieren. In „Argus“ besteht nie ein Zweifel daran, dass Talbot Lunders schuldig ist. Unsere wackere Heldin Daria DeBianchi muss allerdings vor Gericht beweisen, dass er schuldig ist. Anhand der Steine, die ihr durch frustrierende Verfahrensrichtlinien in den Weg gelegt werden, bespricht Hoffman subtil die Grenzen des Rechtsstaats, die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit und stellt außerdem eine Verbindung zu den bisherigen Ereignissen her. Die Vergangenheit ist in „Argus“ durch den Auftritt von William Bantling aka Cupido äußerst präsent, so präsent, dass es unmöglich ist, den Fall in der Gegenwart von seiner Verurteilung zu trennen. Meinem Empfinden nach ist Bantling sogar deutlich prominenter inszeniert als Lunders, der lediglich als Stellvertreter für die Mitglieder des ominösen Snuff-Clubs fungiert, von dem Bantling bereits Jahre zuvor berichtete. Seine Involvierung verleiht der Handlung das, was mir an den Hoffmans Büchern am besten gefällt: Unberechenbarkeit. Nichts ist sicher oder garantiert, sie behandelt die Wahrheit fließend und konfrontiert ihre Leser_innen mit neuen Wendungen, die diese zwingen, bestimmte Aspekte komplett neu zu bewerten. Für mich war „Argus“ demzufolge herrlich spannend; es hat mir grenzenlosen Spaß bereitet, mal wieder in einen sensationell aufregenden Thriller einzutauchen, mich schockieren und überraschen zu lassen und mich endlich mal nicht darüber ärgern zu müssen, dass sich die Figuren wie wandelnde Klischees verhalten.

 

„Argus“ war eine rundum befriedigende Lektüre. Es stimmt mich optimistisch, dass es noch Thriller-Autor_innen gibt, die mehr aus einem Ermittlungsszenario herausholen als ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mörder_in und Fahnder_innen. Jilliane Hoffman beleuchtet ihren beeindruckend facettenreichen Fall, der die gesamte „C.J. Townsend“-Reihe begleitet, aus verschiedenen Perspektiven und erreicht dadurch sein maximales Potential. Sie schreckt nicht davor zurück, unangenehme Tatsachen wie die Lücken des US-amerikanischen Rechtssystems anzusprechen und nach den ideologischen Grenzen von Gerechtigkeit zu fragen. Bevor ich mich nun verabschiede, möchte ich noch ein potenzielles Missverständnis aufklären. Im Klappentext meiner Ausgabe von „Argus“ steht „Der dritte Band der großen Cupido-Trilogie“, was impliziert, dass die Reihe nach diesem abgeschlossen wäre. Das ist sie nicht. Der nächste Band heißt „Nemesis“. Der deutsche Verlag hatte seine Gründe, diesen Satz abzudrucken – welche das sind, verrate ich aber natürlich nicht. ;-)

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/10/30/jilliane-hoffman-argus
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review 2017-08-05 07:54
Rezension | The Hate U Give von Angie Thomas
The Hate U Give - Angie Thomas

Beschreibung

 

Starr ist sechzehn Jahre alt und lebt in zwei grundverschienen Welten. Den Tag verbringt sie in einer Privatschule, an der sie zu den wenigen Schwarzen gehört. Der Rest ihres Lebens spielt sich in Garden Heights, einem armen Stadtviertel für Schwarze ab, in dem es auch zu Ausschreitungen kommt.

 

Nach einer Party wird Starr Zeugin eines schrecklichen Verbrechens. Kahlil, ihr bester Freund seit Kindertagen, wird vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen. Plötzlich steht Starr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und muss all ihren Mut zusammen nehmen um für Gerechtigkeit zu kämpfen.

 

Meine Meinung

 

Angie Thomas Jugendroman „The Hate U Give“ ist ein bildgewaltiges Debüt mit Gänsehautfaktor. Bereits vor der deutschen Veröffentlichung zog der Roman große Aufmerksamkeit auf sich und wurde bereits auf einigen Seiten besprochen. Der besondere Hype um das Buch zeichnet sich auch dadurch aus, dass bereits vor der Bucherscheinung die Filmrechte vergeben wurden.

 

Natürlich wollte ich mich nun selbst von der Einzigartigkeit dieser Story überzeugen und herausfinden, ob der Hype um Angie Thomas Debütroman gerecht ist.

 

"Abschiede schmerzen am meisten, wenn der andere nicht mehr da ist." (Seite 80)

 

Angie Thomas wurde durch den Oscar Grant Fall, bei dem 2009 ein schwarzer Jugendlicher von einem Polizisten getötet wurde, zu ihrem Roman inspiriert. Bei „The Hate U Give“ steht ein ähnlicher Fall im Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem Starr hautnah miterlebte wie ihr Freund Khalil grundlos von einem Polizisten erschossen wird, steht sie an einer Wegscheide ihres Lebens. Sie wird knallhart mit den zwei Welten konfrontiert in denen sie lebt und kann nicht länger die Augen vor Rassismus und Gewalt verschließen.

 

"Manches muss ich für mich behalten […]. Denn hat man einmal die kaputten Seiten von jemanden gesehen, dann ist das so, als hätte man denjenigen nackt gesehen – man wird ihn danach nie mehr so wie früher betrachten." (Seite 99)

 

Die Schriftstellerin hat einen wunderbaren Erzählrythmus durch den man in Null-Komma-Nichts mitten ins Geschehen katapultiert wird. Das Ganze wird durch die passende Sprache im (Straßen)Slang hervorrragend untermalt. Schonungslos spricht Angie Thomas schwer verdauliche Themen wie Rassismus, Gewalt, Drogen genaus an wie Freundschaft, Zusammenhalt und den Mut sich selbst zu finden und mit seiner Stimme etwas zu bewegen.

 

"»Mutig sein bedeutet nicht, dass du keine Angst hast,[…]. Es bedeutet, dass du was tust, obwohl du Angst hast.«" (Seite 375/376)

 

„The Hate U Give“ spricht zudem einen weiteren interessanten Aspekt an. Starr befindet sich mittem im Prozess des Erwachsen werdens, welcher durch traumatische Erlebnisse mindenstens genauso erschwert wird, wie durch das Gefühl in zwei verschiedenen Welten zu leben, die nicht miteinander vereinbar sind. Angie Thomas spendet Menschen wie Starr durch ihr Buch jede Menge Hoffnung und Mut. Weißen Menschen bietet sie hingegen einen tiefen Einblick in die Gesellschaft (Kultur) und Gefühle der Schwarzen – das sollte uns alle näher zusammen bringen!

 

"Meine zwei Welten sind soeben aufeinandergeprallt. Aber erstaunlicherweise ist dabei nichts passiert." (Seite 404)

 

Fazit

 

Dieser Roman über Rassismus, Mut, Gerechtigkeit und Freundschaft trifft direkt ins Herz. Jeder sollte ihn gelesen haben!

Source: www.bellaswonderworld.de/rezensionen/rezension-the-hate-u-give-von-angie-thomas
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review 2017-03-31 10:15
Vin: Revolutionärin, Superheldin, einzigartiges Schneeflöckchen
Krieger des Feuers - Brandon Sanderson,Michael Siefener

Der Oberste Herrscher ist tot. Die Skaa sind befreit und zum ersten Mal in der langen Geschichte des Letzten Reiches erhält das Volk Selbstbestimmung. Elant Wager arbeitet als neuer Herrscher fieberhaft daran, Freiheit und Gerechtigkeit in den Gesetzen des Reiches zu verankern, unterstützt von der Nebelgeborenen Vin und Kelsiers alter Mannschaft. Leider brachte die Revolution Unsicherheit und Instabilität mit sich. Gierig drängt der Adel in die Lücke, die der Oberste Herrscher hinterließ. Wölfen gleich reißen sie sich um die Macht und bedrohen Luthadel. Kaum ist die neue Ära geboren, müssen Elant und seine Verbündeten sie bereits verteidigen. Doch nicht nur machthungrige Adlige und Armeen bedrängen das Reich. Die Asche fällt immer dichter, der Nebel hält sich länger und länger. Es häufen sich Berichte, dass der Nebel die Menschen krankmacht und in einigen Fällen sogar tötet. Vin lassen die letzten Worte des Obersten Herrschers keine Ruhe: „Indem ihr mich tötet, verdammt ihr euch selbst“. Was hat der alte Tyrann gemeint? Kannte er Geheimnisse, von denen sein Volk nichts ahnt? Die Revolution sollte die Welt verbessern – besiegelte sie stattdessen ihren Untergang?

 

Von „Kinder des Nebels“ war ich enttäuscht. Ein Grund dafür war der Mangel an Hintergrundinformationen. Ich hatte das Gefühl, Brandon Sanderson würde mich absichtlich an der Nase herumführen und äußerst viel zurückhalten. In „Krieger des Feuers“ ist er freigiebiger was die Geschichte des Letzten Reiches betrifft. Demzufolge gefiel mir der zweite Band der „Mistborn“ – Reihe wesentlich besser. Sanderson erklärt, inwiefern die ursprüngliche Prophezeiung die Machtübernahme des Obersten Herrschers direkt bedingte und ermöglichte. Die starren Funktionsweisen des Letzten Reiches unter seiner eisernen Regentschaft schälen sich klarer heraus und verdeutlichen, warum Elant, Vin und ihre Verbündeten große Schwierigkeiten haben, dem Volk die neue Ordnung schmackhaft zu machen. Elant ist ein Idealist, ein Charakter, der sich dem Motto der Französischen Revolution, „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, mit glühender Leidenschaft angeschlossen hätte. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ist liebenswürdig, stellt ihn bezüglich der Zukunft des Reiches jedoch vor arge Probleme. Er versucht, einen krassen Wechsel von Absolutismus zu Demokratie durchzusetzen. Das konnte nicht funktionieren. Ich war beeindruckt, wie realistisch Brandon Sanderson die Folgen des Todes des Obersten Herrschers schildert. Selbstverständlich ist das Volk, Adel wie Skaa gleichermaßen, von Elants Veränderungen verängstigt und verunsichert. Ihre ganze Welt wird auf den Kopf gestellt; alles, woran sie glaubten, hat plötzlich keine Gültigkeit mehr. Selbstbestimmung müssen sie erst erlernen. Sie sind nicht das erste Volk, das auf den Tod seines tyrannischen Diktators kopflos und panisch reagiert, statt die neugewonnene Freiheit zu preisen. Elant braucht lange, um zu verstehen, dass seine Untertanen noch nicht bereit sind, die Demokratie zu umarmen und in dieser Zeit des Wandels einen starken Anführer brauchen, der ihnen Hoffnung und Stabilität vermittelt. Als er es begreift, durchlebt er eine interessante Entwicklung vom Idealisten zum Realisten. Er sieht ein, dass das Beste für das Volk nicht automatisch dem entspricht, was das Volk will. Ich denke, diese Erkenntnis beweist sein Potential zu einer verlässlichen Führungspersönlichkeit, das nicht einmal Kelsier besaß. Kelsier inspirierte die Menschen, doch er war zu egoistisch, um zu führen. Es überraschte mich, dass seiner alten Mannschaft und vor allem Vin Kelsiers negative Eigenschaften und Schwächen durchaus bewusst sind. Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihn objektiv beurteilen können und Vin sich keinerlei Illusionen hinsichtlich seines Charakters hingibt. Natürlich vermisst sie ihn dennoch sehr, weil sie sich allein der Aufgabe stellen muss, sich selbst zu finden und zu definieren, wer sie sein möchte. Sie ist deutlich gereift seit „Kinder des Nebels“ und ging mir erfreulicherweise weniger auf die Nerven, obwohl ich ihre persönliche Unsicherheit als anstrengend empfand. Ihre Selbstfindungsmission ist ein existenzieller Baustein von „Krieger des Feuers“, aber deshalb musste Sanderson nicht dauernd wiederholen, dass sie ihre Vergangenheit als Straßenkind, ihre Zeit als Adlige und ihre Identität als Nebelgeborene nicht unter einen Hut bekommt. Ich leide nicht an Vergesslichkeit. Ich muss nicht ständig an ein und denselben Fakt erinnert werden. Außerdem fand ich ihre übermenschlichen Fähigkeiten unglaubwürdig und übertrieben. Vin, die Superheldin, die so viel mächtiger ist als alle anderen Allomanten. Das einzigartige Schneeflöckchen. Könnte ich definieren, warum Vin so unbesiegbar ist, wäre ich vielleicht eher geneigt gewesen, ihre Überlegenheit zu akzeptieren, doch da Sanderson hierauf nicht näher eingeht, ging mir eine Frage nicht aus dem Kopf: wieso ist diese dürre, kleine Person so verdammt mächtig?

 

„Krieger des Feuers“ lag mir definitiv besser als „Kinder des Nebels“. Nicht nur habe ich das Gefühl, nun begriffen zu haben, wieso die Welt, in der die Reihe spielt, so funktioniert, wie sie funktioniert, all das politische Taktieren des zweiten Bandes kam mir auch unbestritten entgegen. Ich empfand ihn als ausgeglichener und erwachsener. Es geht nicht länger darum, die bestehende Ordnung in Brand zu stecken, sondern etwas Neues entstehen zu lassen. Nichtsdestotrotz ist „Krieger des Feuers“ keineswegs langweilig oder trocken. Die Action kommt nicht zu kurz und es warten noch diverse Geheimnisse darauf, im nächsten Band gelüftet zu werden. Ohne zu viel zu verraten: die Prophezeiung ist weniger unschuldig und hoffnungsvoll, als wir bisher angenommen haben. Vielleicht war der Oberste Herrscher nicht der gnadenlose Tyrann, den Kelsier in ihm gesehen hat. Vielleicht ist er gar nicht der wahre Bösewicht der Geschichte.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/03/31/brandon-sanderson-krieger-des-feuers
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review 2016-07-30 11:06
I would die for my country but I'd rather kill for it
The Autumn Republic - Brian McClellan

Die monatelange Reise hinter feindlichen Linien, stets auf der Flucht vor den Kez, hat ein Ende. Feldmarschall Tamas und seine Pulvermagier sind wieder in Adro. Der Feldmarschall ahnt nicht, dass ihn in seiner Heimat unangenehme Überraschungen erwarten. Er plant, sich schnellstmöglich mit den verbliebenen Truppen Adros zu vereinigen, doch die Armee ist durch Verrat tief gespalten und wurde in eine desaströse Lage manövriert. Sein Sohn Taniel Two-shot ist gezwungen, sich vor seinen eigenen Kameraden in den Bergen zu verstecken. Seine einzige Verbündete ist Ka-Poel, deren fremdartige, beängstigende Magie den Gott Kresimir in Ketten legte. Nun befindet sich die Essenz des Gottes in den Händen einer jungen Frau, die rein instinktiv handelt. Taniel muss sie und ihre riskante Fracht unbeschadet nach Adro bringen, weit weg von den Kez, um zu verhindern, dass der Gott erneut erwacht und in den Krieg eingreift.
Währenddessen wird in Adros Hauptstadt Adopest die erste demokratische Wahl vorbereitet. Die Ernennung eines Ersten Ministers soll das Machtvakuum füllen, das Tamas‘ Putsch hinterließ. Einer der Kandidaten ist der undurchsichtige Lord Claremonte, dessen Geheimnisse Inspektor Adamat beunruhigen. Er ist überzeugt, dass Claremonte mehr ist, als er zu sein vorgibt und sein Wahlsieg katastrophale Folgen hätte.
Adro gleicht einem Pulverfass. Das Land steht am Scheideweg. Erwartet die Menschen eine Zukunft in Frieden und Freiheit oder eine Zukunft im Zeichen der Gewalt?

 

Es verblüfft mich immer noch, dass mich militärische Fantasy zu begeistern vermag. Brian McClellans fabelhafte „Powder Mage“ – Trilogie überzeugte mich von diesem Subgenre und beseitigte meine Skrupel, sodass ich nun bereit bin, es für mich zu erforschen. Ich habe entdeckt, dass ich für das Gemeinschaftsgefühl und die Loyalität einer Armee sehr empfänglich bin. Ich kann nachvollziehen, warum sich Männer und Frauen entscheiden, unter einem charismatischen Anführer wie Feldmarschall Tamas zu dienen und ihm bis in den Tod folgen. Seine Überzeugungskraft ist unglaublich. Lauscht man seinen Worten, besteht kein Zweifel, dass man für das Richtige kämpft, dass seine Ideen es wert sind, das eigene Leben zu opfern – für eine bessere Zukunft, die in „The Autumn Republic“ mit einer Präsidialrepublik gleichgesetzt ist. Adro an der Schwelle zur Demokratie zu erleben fand ich unheimlich aufregend. Zum ersten Mal erhält das Volk eine Stimme und betritt einen Weg, der idealerweise zu mehr Gerechtigkeit und Freiheit für alle führt. Leider ist in diesem krisengeplagten Land niemals etwas einfach, weshalb es mich nicht überraschte, dass der nebulöse Lord Claremonte fest entschlossen ist, in Adros Politik einzugreifen. Mein tief verwurzeltes Misstrauen ihm gegenüber teilte ich mit Adamat, der sich der Aufgabe annimmt, Claremonte zu demaskieren. Er findet heraus, dass Claremonte seine Fühler schon viel länger nach Adro ausstreckt, als er öffentlich behauptet, was impliziert, dass er bestimmte Ereignisse zu seinen Gunsten manipulierte. Wer weiß, vielleicht hatte er auch beim Putsch die Finger im Spiel? Die Möglichkeit, dass Tamas all die Jahre von äußeren Mächten beeinflusst wurde, empfand ich als ungeheuerlich. Er würde alles für sein Land tun, strebt immerzu das Beste für Adro an und ist eventuell doch nur eine unwissende Marionette in einem Spiel, das sich seiner Kontrolle entzieht. Meiner Ansicht nach unterstreicht das die Tragik, die seine Figur umgibt und betont seine Erschöpfung, die erst jetzt zu spüren war. Zu Beginn der Trilogie strahlte er eine unbeugsame, eisenharte Energie aus, doch nun ist er müde. Er will nicht mehr kämpfen. Diese durchaus realistische Entwicklung erschreckte mich, weil ich Tamas gern als unbesiegbar betrachte. Die Entwicklung seines Sohnes Taniel hingegen war sehr erfreulich. Taniel durchlebt einen umfassenden, überzeugenden Reifungsprozess. Ein verzogener, wütender Junge wächst zu einem verantwortungsbewussten Mann heran. Sicherlich trägt Ka-Poel ihren Teil dazu bei, denn trotz ihrer Wehrhaftigkeit sorgt sich Taniel permanent um sie. Ihre Kräfte erscheinen mir noch immer mysteriös, während ich die Elementarmagie der Privilegierten nun sehr viel besser begreife. Es gefiel mir außerordentlich, dass Brian McClellan sich im finalen Band seiner Trilogie noch die Zeit nimmt, diese wichtige Komponente seines Universums zu erklären. Er wartete den perfekten Moment ab, sodass seine Erläuterungen elegant und natürlich wirken, statt losgelöst von der Handlung im Raum zu schweben. Obwohl er meiner Meinung nach ein hohes Maß an Kontrolle ausübt, beweist McClellan auf diese Weise, dass er seinen Figuren und seiner Geschichte genau den Raum zur Entfaltung zugesteht, die sie benötigen. Es lohnt sich, ihm zu vertrauen.

 

Die „Powder Mage“ – Trilogie ist mit „The Autumn Republic“ abgeschlossen. Doch die Geschichte Adros ist es meiner Empfindung nach nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn Brian McClellan irgendwann in der Zukunft noch einmal dorthin zurückkehrt. Ich hoffe es, schließlich verlässt man das Land zu Beginn einer neuen Ära. Adro erwarten wilde Zeiten und ich möchte nicht eine Sekunde davon verpassen. Vorerst werde ich mich allerdings damit zufriedengeben, ein anderes Land in McClellans Universum kennenzulernen: Fatrasta. Fatrasta ist der Schauplatz seiner nächsten Trilogie (?), deren erster Band „Sins of Empire“ im März 2017 erscheinen soll, welchen ich mir natürlich nicht entgehen lassen werde. Die „Powder Mage“ – Trilogie überzeugte mich von McClellans schriftstellerischem Talent und eröffnete mir eine Sparte der Fantasy, von der ich bisher annahm, sie würde nicht zu mir passen. Die drei Bände strotzen nur so vor Kreativität, Originalität, politischem Verständnis und strategisch-militärischem Wissen, vernachlässigen aber auch das Emotionale nicht. Ich fand diese Mischung großartig und kann euch die Trilogie guten Gewissens empfehlen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/29/brian-mcclellan-the-autumn-republic
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