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review 2018-08-14 09:19
Munteres Geschichten-Stapeln
Girl of Nightmares - Kendare Blake

Im Frühling 2016 wurde bekannt, dass Kendare Blake die Filmrechte von „Anna Dressed in Blood“ an Stephenie Meyer verkaufte. Die Produktionsfirma der „Twilight“-Autorin legte sofort los, benannte Regisseurin, Drehbuchautorin und einen Teil des Casts. Seitdem wurde es still um das Projekt. Vielleicht wurde „Anna Dressed in Blood“ einfach nur hinter Meyers Serien-Realisierung ihres Romans „The Chemist“ zurückgestellt – vielleicht wurde die Verfilmung aber auch gecancelt. Wir haben ja schon oft erlebt, dass solche Projekte im Sande verlaufen. Für mich hat der Film allerdings ohnehin keine Priorität, obwohl ich mir vorstellen könnte, ihn mir anzusehen. Die Fortsetzung „Girl of Nightmares“ war definitiv wichtiger.

 

Cas, Carmel und Thomas verdanken ihre Leben einem Geist: Anna Korlov, besser bekannt als Anna Dressed in Blood. Sie opferte sich, um die drei zu schützen und zog den schrecklichen Obeahman hinab in die Hölle. Cas weiß, dass Carmel und Thomas die beängstigenden Ereignisse dieser Nacht hinter sich lassen möchten, doch er kann nicht vergessen, was Anna für sie getan hat. Er kann nicht aufhören, an sie zu denken. Er träumt oft von ihr – blutige, unheimliche Albträume. Als er beginnt, Anna auch tagsüber zu sehen, zweifelt er an seinem Verstand. Die Visionen sind verstörend; sie wirkt gequält, gehetzt und verzweifelt. Ist es möglich, dass es sich gar nicht um Halluzinationen handelt? Versucht Anna, um Hilfe zu rufen? Sofort ist Cas fest entschlossen, Anna zu retten. Die einzigen, die ihm einen Weg in die Hölle weisen können, sind die Mitglieder des mysteriösen Ordens, der sein Athame erschuf. Diese verfolgen allerdings ganz eigene Pläne, für die Cas nicht unbedingt überleben muss. Und in der Hölle wartet schon der Obeahman auf ihn…

 

Überflüssig. Hätte man auch sein lassen können. Ich hatte keine hohen Erwartungen an „Girl of Nightmares“, weil mich bereits der erste Band „Anna Dressed in Blood“ nicht vom Hocker riss. Aber ich habe schon angenommen, dass sich einige Fragen, die der Vorgänger offengelassen hatte, klären würden. Beispielsweise, welch merkwürdige Beziehung Cas‘ Familie zu dem Athame hat und ob sie die einzigen Jäger auf der Welt sind. Gibt es nur Geister und Hexen, oder auch Monster? Vampire, Werwölfe, Banshees? Und wie kann es eigentlich sein, dass Cas‘ Mutter einverstanden ist, ihren minderjährigen Sohn auf Geisterjagd zu schicken und ihn ihr Leben bestimmen zu lassen? „Girl of Nightmares“ beantwortet keine dieser Fragen zufriedenstellend. Es fügt der Geschichte nichts hinzu, was ich hätte wissen müssen, beleuchtet keine Hintergründe und fühlte sich irritierend losgelöst vom ersten Band an. Obwohl die Handlung an „Anna Dressed in Blood“ anknüpft, hatte ich den Eindruck, Kendare Blake hätte einfach nur eine weitere Geschichte auf die erste gestapelt, statt erläuternde Verbindungen zwischen den Bänden herzustellen, die das Verständnis erweitern. Vielleicht wollte sie das gar nicht, vielleicht wollte sie zwei weitgehend eigenständige Geschichten erzählen, doch ich hatte mit unter der Fortsetzung eben etwas anderes vorgestellt. Unsere Prioritäten liegen offenbar recht weit auseinander. Während ich Hintergrundwissen als deutlich wichtiger als Action einstufe, scheint Blake handfeste Szenen zu lieben und schreibt lieber übernatürliche Prügeleien, anstatt Details in einen Kontext zu setzen. Trotz dessen bemühte sie sich, die Horroraspekte der Fortsetzung eher aus der psychischen, als aus der physischen Perspektive anzugehen. Es gelang ihr, eine ansatzweise gruselige Atmosphäre heraufzubeschwören, die meine Vorstellungkraft allerdings nicht auf eine Achterbahnfahrt des Grauens schickte. Für meinen Geschmack ging sie definitiv zu zaghaft vor. Als Cas beginnt, Visionen von Anna zu haben, besucht sie ihn eines Nachts. Ein gequälter, gefolterter Geist steht plötzlich an seinem Bett. Doch statt das unheimliche Potential der Situation voll auszuspielen, lässt Kendare Blake die beiden reden. Sie reden! Schnarch. Ich fand „Girl of Nightmares“ aufgrund solcher Szenen ziemlich langweilig und war enttäuscht, dass sich meine Schwierigkeiten mit Cas, die ich im ersten Band kritisiert hatte, leider nicht legten. Ich halte ihn noch immer für einen arroganten Kotzbrocken. Es ist ja ganz toll, dass er mittlerweile erkannte, dass Freunde eine praktische Sache sind, aber sein Mangel an Demut stieß mir weiterhin sauer auf. Er interessiert sich nur für Anna, die Schicksale anderer Geister sind ihm so gut wie gleichgültig. Außerdem verstehe ich einfach nicht, was an ihm so besonders ist. Er hat keine speziellen Kräfte, sein einziges Ass im Ärmel ist das Athame, das jeder andere Mensch ebenfalls führen könnte. Was qualifiziert ausgerechnet ihn als Geisterjäger? Kendare Blake schaffte es nicht, mich von seinem Sonderstatus zu überzeugen, weshalb ich das gesamte Buch in Frage stellte. Nicht einmal der finale Showdown, für den die Autorin wieder den Obeahman als Endgegner hervorzerrte, vermochte die Lektüre für mich zu retten. Das offene Ende war schlicht unbefriedigend, weil es die Geschichte nicht wirklich abschließt. Wir erfahren nicht, was aus Cas und seinem Familienauftrag wird. Kendare Blake dreht sich einfach um und geht.

 

Wenn ihr „Girl of Nightmares“ mit der Erwartungshaltung lest, lediglich ein weiteres Abenteuer mit dem Geisterjäger Cas zu erleben zu wollen, kann euch diese Fortsetzung sicher glücklich stimmen. Erwartet ihr hingegen Erklärungen, wie es bei mir der Fall war, wird euch das Buch enttäuschen. Die Handlung bietet zwar durchaus neue Informationen, aber ein Erkenntniszuwachs blieb aus. Es fühlte sich an, als hätte Kendare Blake Neues begonnen, bevor das Alte abgearbeitet war, was dadurch unter den Tisch fallen musste. Ich mochte diese Herangehensweise nicht. Daher verabschiede ich mich jetzt kurz, schmerzlos und unzeremoniell von der „Anna“-Dilogie und widme mich wieder dem Original. Supernatural, ich komme.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/08/14/kendare-blake-girl-of-nightmares
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review 2016-07-13 08:51
Nahrung für die eigenen Tagträume
Die Seiten der Welt: Blutbuch - Kai Meyer

Nach der Veröffentlichung meiner Rezension zu „Nachtland“ erwartete mich eine kleine Überraschung. Mit jeder Publikation eines neuen Blogbeitrags wird automatisch ein Tweet gepostet, den ich vorher formuliert habe. Ich wusste, dass Kai Meyer ebenfalls auf Twitter vertreten ist, ich habe aber nicht angenommen, dass er meine Rezensionen lesen würde. Da habe ich ihn wohl unterschätzt. Meyer antwortete auf meinen Post zu „Nachtland“ und ging sogar auf meine Kritik ein. Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut. Es ist eine große Ehre, dass sich ein berühmter Autor wie Kai Meyer die Zeit nimmt, meine Gedankengänge zu seinem Buch zu lesen. Wer weiß, vielleicht höre ich ja erneut von ihm, sobald diese Rezension zu „Blutbuch“ online ist.

 

Als die Ideen das Sanktuarium zerstörten, wurde Furia nicht ausgelöscht, sondern strandete zwischen den Seiten der Welt. Halb bewusstlos fand sie ein Bibliomant und brachte sie in die Nachtrefugien, einen ungastlichen Ort ewiger Dunkelheit, das schmutzige Geheimnis der Adamitischen Akademie. Hier leben die Tintlinge unter der Herrschaft von Phaedra Herculanea. Furia möchte heimkehren, aber die Urmutter der Bibliomantik hat andere Pläne. Die Macht, die Siebenstern Furia verlieh, wird ihr jetzt zum Verhängnis. Währenddessen verschlingen die Ideen die Errungenschaften der Bibliomantik. Die Akademie, angeführt von Cats Vater Jonathan Marsh, wird die Refugien aufgeben und die Zugänge verschließen, um den Vormarsch der Ideen aufzuhalten. Hunderte Menschen und Exlibri werden sterben.
Die bibliomantische Welt droht, in sich zusammenzubrechen. Nun liegt es allein in Furias Händen, sie zu bewahren. Die Bücher der Schöpfung rufen nach ihr. Doch welchen Preis wird sie für die Rettung einer ganzen Welt zahlen müssen?

 

Insgesamt hat mir „Blutbuch“ besser gefallen als der Vorgänger „Nachtland“, obwohl ich hin und wieder das Gefühl hatte, dass die Handlung etwas schwerfällig vorankommt. Meine Verbindung zu den Charakteren war stabiler und greifbarer; ich konnte mich besser in sie hineinversetzen. Ich könnte allerdings nicht definieren, was sich verändert hat. Im Wesentlichen sind die Figuren noch immer die gleichen, sie durchleben keine großen Entwicklungssprünge. Vermutlich ist meine gesteigerte Verbundenheit tatsächlich auf die äußeren Umstände zurückzuführen, die Furia und ihre Freunde in extreme Situationen bringen, in denen ich sehr leicht mit ihnen fühlen konnte. Furia, die zum Spielball verschiedener Parteien wird, weil sie eine Macht besitzt, über die sie nie verfügen wollte; Isis, die auf ihrer verzweifelten Suche nach ihrer Freundin immer tiefer in die verheerende Absolonsucht abrutscht; Cat und Finnian, die erkennen müssen, dass der Widerstand der Adamitischen Akademie allein einfach nicht gewachsen ist – die Atmosphäre der Ausweglosigkeit im Finale von „Die Seiten der Welt“ schweißte mich näher an die Akteure. Ich wünschte mir und ihnen ein Happy End. Die Vorstellung, der bibliomantischen Welt und all ihren Wundern langsam beim Sterben zusehen zu müssen, machte mich unglücklich. Natürlich habe ich die Hoffnung nie aufgegeben, doch speziell der Kampf gegen die Ideen beunruhigte mich, weil sie eine abstrakte Bedrohung darstellen. Wie verteidigt man überhaupt irgendetwas gegen manifestierte Gedanken? Mehr sind die Ideen ja im Grunde nicht und doch gefährden sie eine gesamte Welt, ach was rede ich, ein vollständiges Universum. In dieser Zeit der Not zeigt sich die Adamitische Akademie von ihrer hässlichsten Seite. Sie sind hilflos. Es wundert mich, dass die Akademie so lange Zeit das Zepter in der Hand behalten konnte. Hat sie jemals etwas Gutes hervorgebracht? Ich frage mich, wie sie ihre Autorität etablieren und rechtfertigen konnte. Wenn nicht einmal die mächtigsten Bibliomant_innen ihre Heimat und die Bibliomantik selbst schützen können, welchen Nutzen hat diese Institution dann? Es hat mich schockiert, was für ein labiles, empfindliches Konstrukt die bibliomantische Welt offenbar ist. Dass eine Welt, die auf Literatur fußt, von Ideen, ergo purer Kreativität, aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann… Das ist fast schon lächerlich paradox. Ich glaube, Kai Meyer hat an philosophischen Gedankenspielchen dieser Art großen Spaß, was sich meines Erachtens nach auch darin offenbart, dass er in „Blutbuch“ das Schöpfungsthema erneut aufnimmt und weiterspinnt. Er wird konkret und veranschaulicht das Prinzip, nach dem die bibliomantische Welt aufgebaut ist, welches mir bereits aus der Science-Fiction und Fantasy bekannt war. Die Szene, die er dazu nutzt, erschien mir seltsam und schwer in den Kontext zu setzen, aber schließlich handelt es sich bei dieser Theorie um eine Abstraktion, die vom menschlichen Gehirn nur bis zu einem gewissen Grad erfasst werden kann – ein wenig Verwirrung ist da wohl durchaus angebracht.

 

„Blutbuch“ führt die Erzählstränge der beiden Vorgänger „Die Seiten der Welt“ und „Nachtland“ zusammen. Es ist der logische Abschluss einer aufregenden Geschichte, die sich durch Originalität und Detailverliebtheit auszeichnet. Meinem Empfinden nach wird ihr dieses Finale definitiv gerecht, trotz der etwas umständlichen Handlungskonstruktion. Nach meiner Erfahrung mit „Nachtland“ habe ich von „Blutbuch“ kein fulminantes Feuerwerk erwartet und wurde positiv überrascht. Besonders das Ende gefiel mir außerordentlich gut, weil es all die actiongeladenen vorangegangenen Ereignisse ruhig, gefasst und hoffnungsvoll ausklingen lässt.
Ich bereue nicht, mir die Trilogie „Die Seiten der Welt“ zugelegt und sie gelesen zu haben. Sie hielt zwar nicht ganz das, was ich mir durch den Hype davon versprochen hatte, war aber nichtsdestotrotz eine lohnenswerte Lektüre. Kai Meyers liebevoll ausgearbeitete bibliomantische Welt muss man einfach erlebt haben und sei es nur, um die eigenen Tagträume um die eine oder andere fantastische Idee zu bereichern.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/13/kai-meyer-blutbuch
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