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review 2017-07-12 12:02
nouw.com/cwidmann/lieber-herr-dueck-30675596
Flachsinn: Ich habe Hirn, ich will hier ... Flachsinn: Ich habe Hirn, ich will hier raus - Gunter Dueck,Matthias Lühn

Ein wichtiges Buch im Zeitalter von Stream, Filterblase und digitalen Schlammschlachten. Erobern wir das Netz zurück!

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review 2017-06-01 10:14
Der lausigste Luzifer aller Zeiten
Devil Said Bang - Richard Kadrey

Satan. Herrscher der Hölle. Gottes ewiger Widersacher. Eine Position voller Macht und Prestige. James Stark alias Sandman Slim will den Job trotzdem nicht. Was nützt all die Macht, wenn ihm der Tag regelmäßig durch Budgetbesprechungen, sinnentleerte Rituale und lächerliche Attentatsversuche versaut wird? Nein, Stark will raus. Schließlich hat er sich nie um die Stelle beworben; der originale Luzifer trickste ihn aus und genießt jetzt Ferien im Himmel. Toll. Einfach Fabelhaft. Seit er Gebieter der Verdammten wurde, sucht Stark unermüdlich nach einem Weg, die Hölle zu verlassen und nach L.A. zurückzukehren. Ganz so simpel ist das nur leider nicht. Die Verdammten hassen ihn und wenn es nach ihm ginge, könnten sie ihm alle getrost den Buckel runterrutschen, aber die Hölle braucht einen Anführer; jemanden, der den Papa spielt und Händchen hält. Also, was macht man mit einem miesen Blatt? Richtig. Bluffen, was das Zeug hält und die erste günstige Gelegenheit beim Schopfe packen. Dummerweise wird Starks glorreiche Heimkehr nach L.A. von einem serienmordenden Geist überschattet, der offenbar im Auftrag einer Fraktion der Sub Rosas handelt, die die Realität umschreiben will. Diese Idioten schaffen es doch tatsächlich, ein Loch ins Universum zu reißen. Da sehnt man sich fast nach der bizarren Idylle der Hölle, nicht wahr?

 

Stark als Herrscher der Hölle. Ich muss immer noch in mich hineinkichern, wenn ich daran denke. Mein Kumpel Stark als Satan. Tut mir leid, aber das ist zum Brüllen komisch. Ironie des Schicksals. Es war doch wohl von Vornherein klar, dass das schiefgehen muss. Natürlich ist Stark ein lausiger Luzifer. In den vorangegangenen Bänden machte Richard Kadrey unmissverständlich klar, dass sein Protagonist nicht das Zeug zum Anführer hat und seine Eskapaden in „Devil Said Bang“ bestätigen diesen Eindruck zweifelsfrei. Stark hasst die Hölle, weil sie das Schlechteste in ihm zum Vorschein bringt. Er weiß genau, sucht er nicht so schnell wie möglich das Weite, wird die Verlockung, sein inneres Monster das Ruder übernehmen zu lassen, eines Tages zu groß sein. Er muss gehen, weil er sonst nie mehr geht. Mal davon abgesehen, dass mich Kadreys Darstellung der Hölle als bürokratischer Albtraum samt Meetings, Komitees und kleinlicher Politik köstlich amüsierte und ich die Idee, ihre Bewohner_innen als selbstmordgefährdet zu charakterisieren, fantastisch und erstaunlich naheliegend finde, bewundere ich vor allem seine einfühlsame Beschreibung von Starks Gefühlen, die Ambiguität seiner Empfindungen. Er ist sich vollkommen im Klaren darüber, zu was er fähig, wie tiefschwarz ein Teil seiner Seele ist. Er kämpft dagegen an, obwohl die Versuchung ach so süß ist und ihm eben diese Facette seiner Persönlichkeit wer weiß wie oft den Hintern rettete. Er gibt sich keinen Illusionen hin und ist trotzdem bestrebt, ein besserer Mensch (na ja, Nephilim) zu sein. Er will kein Monstrum sein. Seine Fähigkeit und Bereitschaft, sich permanent selbst zu hinterfragen und Kritik anzunehmen, beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Daher macht es mir auch nicht allzu viel aus, dass sich dieser vierte Band wie ein Zwischenspiel anfühlte. Ich denke, dass „Devil Said Bang“ innerhalb der übergeordneten Handlung wichtig, für sich selbst aber eher belanglos ist. Das Buch ist keines von Kadreys besten Werken; ich stolperte durch eine Geschichte, die mir von arg vielen Zufällen geprägt und daher nicht überzeugend durchdacht erschien. Die Auflösung wirkte hastig und einige Szenen wurden ausschließlich durch Starks unvergleichlichen Humor und seine herrlich schlagfertigen Sprüche gerettet. Kadrey verdankt es seinem Protagonisten, dass ich nachsichtig bin und 3 Sterne vergebe. Ich fühle mich mit Stark einfach viel zu wohl, um die Bände der „Sandman Slim“ – Reihe nicht zu genießen, unabhängig davon, wie ungelenk die Handlung daherkommt. Nur eines kann ich meinem Kumpel nicht verzeihen: seine Beziehung zu dieser fürchterlichen Schnepfe Candy. Ich kann sie nicht ausstehen. Sie ist wie eine 14-Jährige mit einem Waffentick und einer Schwäche für große böse Jungs. Sie bringt Stark in Gefahr, weil für sie alles nur ein Spiel ist. Ich wünschte, er würde sie endlich abschießen, denn sie ist definitiv nicht die Richtige für ihn. Ich warte nur darauf, dass er erkennt, wie ungesund ihr seltsames Techtelmechtel für ihn ist und dass er jemanden braucht, der all die Konflikte in seinem Inneren versteht und beruhigt, statt sie anzufachen und zu verschärfen. Candy ignoriert den Krieg in seiner Seele bewusst. Ich hoffe, dass er bald eine Frau findet, die ihm Frieden schenkt. Bitte Stark, schick die blöde Gans in die Wüste!

 

„Devil Said Bang“ ist meiner Meinung nach bisher der schwächste Band der „Sandman Slim“ – Reihe. Ich hätte das Buch vermutlich noch weit kritischer bewertet, empfände ich nicht eine fast schon lächerlich intensive Nähe und Bindung zum Protagonisten Stark. Er ist mein Kumpel. Ich bin sein größter Fan. Trotzdem erwarte ich von Richard Kadrey, dass die Handlung des nächsten Bandes „Kill City Blues“ besser ist. Überzeugender. Ausgereifter. Nach der Erfahrung mit „Devil Said Bang“ bin ich ehrlich besorgt, dass die Reihe fortschreitend an Qualität einbüßt. Das möchte ich wirklich nicht erleben, denn es wäre tragisch, bedauerlich und ein Verbrechen des Autors an seinem Zugpferd. Stark ist eine herausragende Figur, die einen ebenso außerordentlichen und außergewöhnlichen Rahmen verdient, um sich nach Belieben auszutoben. Ich weiß, ein einziger mittelmäßiger Band bedeutet noch lange nicht, dass es mit der Reihe bergab geht und ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich habe so etwas schon viel zu oft durchgemacht, um die ersten Anzeichen zu ignorieren. Ich flehe Sie an Mr. Kadrey: lassen Sie Stark und mich nicht hängen.

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review 2016-02-16 15:20
Opfer: Lasst uns hier raus! - Jesper Wung-Sung,Friederike Buchinger

An einem heißen Sommertag bricht ein Lehrer zusammen. Sie bitten Lehrer und Schüler zu bleiben. Kurzfristig. Dann bauen sie einen Zaun. Ein Hubschrauber wirft Pakete ab. Es bleibt eine Drohne, die ihre Kreise dreht. Viele Fragen und keine Antwort.

 

Vom ersten bis zum letzten Satz war ich gefesselt. Zu gleichen Teilen vom Thema des Buches, als auch vom Schreibstil des Autors. Kalt, klar, unbarmherzig, menschlich, hoffnungsvoll, traurig, warm, stark, verwirrend und nachdenklich.

 

Was passiert, wenn Menschen in einem alltäglichen Kosmos, hier ist es eine Schule, in eine Ausnahmesituation geraten und völlig auf sich allein gestellt sind? Ohne Kontakt zur Außenwelt. Ohne zu wissen, wie es enden wird?

 

Das Buch gibt Ansätze auf Antworten zu Fragen, aber keine absolute Antwort. Weil es, denke ich, keine geben kann. 

 

Einen Stern Abzug, da das Konstrukt des Gedankenexperiments erkennbar ist. Was dem Thema an sich keinen Abbruch tut, jedoch unterm Strich die Theorie den Realismus verwässert.

 

Eine beklemmende, zugleich hoffnungsvolle Geschichte, die in deinen Gedanken sehr schnell Wellen schlägt. 

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text SPOILER ALERT! 2016-02-16 14:56
Seite 142 | Zitat | Ende
Opfer: Lasst uns hier raus! - Jesper Wung-Sung,Friederike Buchinger

Benjamin kletterte nach oben und auf der anderen Seite wieder herunter. Sein Herz klopfte, als er mit den Füßen den Boden berührte, aber nichts passierte. Er blieb stehen und hob den Kopf, blickte zum Wikingergrab, über das Feld und hoch zur Landstraße.

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text 2016-02-15 14:13
Seite 49 | Zitat
Opfer: Lasst uns hier raus! - Jesper Wung-Sung,Friederike Buchinger

Ganz oben in der Kiste lag dieselbe Nachricht, die auch auf dem Bildschirm stand: BITTE SCHULGELÄNDE NICHT VERLASSEN UND AUF WEITERE ANWEISUNGEN WARTEN. Darüber hinaus enthielt sie: Essen, Getränke, Süßigkeiten, Decken, Filme, zwei große Pakete Medikamente und einen Stapel Regencapes. Der Inhalt wurde aufgeteilt und näher untersucht. Es waren keine Regencapes. Am Reißverschluss des obersten schwarzen Leichensacks hing ein Zettel: BEERDIGT EURE TOTEN.

 

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