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review SPOILER ALERT! 2021-07-15 12:41
Das schwarze Band von Alex Beer, Emmerich #4
Das schwarze Band - Alex Beer

Wien, Juli 1921. Mitten in einer Hitzewelle werden Emmerich und Winter zu einem Tatort mit 2 Frauenleichen gerufen - 2 Prostituierte wurden ermordet, eine 3. scheint auf der Flucht zu sein. Da Emmerich mal wieder wegen Beleidigung des Bundeskanzlers in Ungnade gefallen ist, muss er just zu diesem Zeitpunkt in eine Disziplinarschulung und Winter mit den Ermittlungen im Rotlichtmilieu alleine lassen. Doch auch sein Seminar stellt sich als bald als komplizierter dar, als es ihm lieb ist.

Dies ist der 4. Roman der Emmerich-Reihe. Wie immer zeichnet Beer ein hochinteressantes Bild der Nachkriegsgesellschaft zwischen bitterer Armut und offen gezeigter Dekadenz, zwischen junger verachteter Demokratie und dem Schwelgen in Monarchie-Erinnerungen und -Fantasien. In diesem Fall wird alles miteinander verwoben, heraus kommt ein spannend zu lesender Roman, wenn gleich auch der letztendliche Rädelsführer zu offensichtlich ist.

Aufgewogen wird dies allerdings durch die persönlichen Seiten, denn sowohl über Winter, der zumindest in Ansätzen diesmal alleine ermitteln darf, als auch über Emmerich erfährt man mehr. Dazu inkludiert Emmerich Winter immer mehr in seine kleine Familie, die irgendwie auch den Schmuggler/Neo-Politiker Kolja mitumfasst. Ich hoffe auch, dass Irina gekommen ist, um zu bleiben.

Beer vermag es spielend, ihren Figuren immer neue Facetten zu geben, aber auch schon bekannte weiter auszuarbeiten. Man lebt mit mit Winter, der sich endlich beweisen will, und Emmerich, der sein Leben als alleinerziehender Vater, Kriminalinspektor, Mentor für Winter und die Suche nach seiner Herkunft irgendwie jonglieren will. Und genau davon leben diese Romane! Natürlich werden auch die Fäden zu Band 5 gelegt, der im Herbst 2021 erscheinen soll - ich freu mich jedenfalls schon drauf.

Der einzige kleine Kritikpunkt betrifft die Edition: Das Taschenbuch umfasst 348 Seiten - aufgrund der verwendeten Schriftgröße und des Zeilenabstands hätte man hier durchaus auch auf 250 Seiten reduzieren können... Es muss ja nicht unbedingt ein größerer Umfang vorgegeben werden, als im Endeffekt da ist. Leider fiel mir das aber auch schon bei anderen Beer-Romanen auf.

Fazit: spannend, mitreißend... die Emmerich-Serie zeigt bislang keine Abnutzungserscheinungen. So soll's sein!

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review 2019-07-09 08:14
Nicht perfekt, aber ungemein befriedigend
The High Lord - Trudi Canavan

Wie viele Autor_innen entwickelte Trudi Canavan früh den Wunsch, Geschichten zu erzählen. Als sie in der Grundschule war, hätte sie allerdings beinahe den Mut verloren. Sie langweilte sich während der Geschichtsstunde der Schulbibliothekarin und beschwerte sich. Diese fragte, ob sie an ihrer Stelle erzählen wolle. Die kleine Trudi nutzte ihre Chance und spann eine Variante von „Die kleine Meerjungfrau“, an deren Ende der Prinz starb. Das gefiel ihrem jungen Publikum gar nicht und sie erfuhr erstmals, wie Fans reagieren, wenn man ihre Lieblingsfigur tötet. Heutzutage begeht Canavan solche Kardinalsfehler natürlich nicht mehr, doch das heißt nicht, dass das Finale ihrer „The Black Magician Trilogy“, „The High Lord“, ganz ohne Verluste auskäme.

 

Gildenmeister Akkarin hat Sonea in der Hand. Sie hasst den mächtigen Magier, der offiziell als ihr Mentor auftritt und dessen dunkles Geheimnis schwer auf ihrem Gewissen lastet. Doch dann beginnt Akkarin, sein Protegé zu ermutigen, Bücher seiner privaten Bibliothek zu lesen. Verbotene Bücher, die ein völlig neues Licht auf die Geschichte der Magier-Gilde werfen. Sonea findet heraus, dass die Praktiken, die heute als schwarze Magie geächtet sind, einst offen gelehrt wurden – bis eine schreckliche Katastrophe die Gilde überzeugte, diese unter Strafe zu stellen. Akkarin eröffnet Sonea, dass die Mordfälle, die Imardin in Angst und Schrecken versetzen, die Spitze eines uralten Konflikts zwischen der Gilde und den verbannten Magier_innen Sachakas sind, die noch immer nach Rache dürsten. Er behauptet, er allein könne einen Angriff der sogenannten Ichari verhindern und bringt Sonea in eine verzwickte Lage. Entweder, sie vertraut Akkarin und riskiert, für düstere Absichten benutzt zu werden oder sie setzt die Zukunft der Gilde aufs Spiel, indem sie ihn verrät. Wie wird sie sich entscheiden?

 

Manchmal erscheine ich in meinen Rezensionen vermutlich ziemlich streng. Ich kritisiere und mäkele herum, warte mit Verbesserungsvorschlägen auf und finde zielsicher Schwachstellen. Mir ist klar, dass ich dadurch vielleicht übertrieben anspruchsvoll wirke, als wäre kein Buch jemals gut genug. Tatsächlich ist das nicht wahr. Eigentlich möchte ich einfach nur zufrieden aus einer Lektüre rausgehen. Macht mich ein Buch glücklich, kann ich Mängel verzeihen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Trudi Canavan das verstanden hat. „The High Lord“ ist nicht perfekt und etwas langatmig, aber ungemein befriedigend. Ich halte es für ein angenehm rundes Finale, das sowohl inhaltlich als auch emotional erneut mit vielen unerwarteten Wendungen überrascht und die meisten offenen Fragen klärt. Im letzten Band „The Novice“ habe ich mich darüber gewundert, dass die Grenze zu schwarzer Magie nicht eindeutig definiert zu sein scheint. „The High Lord“ räumt mit dieser vertretbaren Fehleinschätzung auf und konzentriert die Handlung auf den ältesten Konflikt der Welt: Gut gegen Böse. Wer allerdings glaubt, die Leser_innen bekämen es mit einer eindimensionalen Einteilung zu tun, irrt gewaltig. Obwohl die Rolle der Antagonisten unmissverständlich von den Ichari, den verbannten Magier_innen aus Sachaka, erfüllt wird, ist die Situation speziell für Sonea mit zahlreichen moralischen Stolpersteinen gespickt. Schwarze Magie ist in diesem Universum kein Teufelspakt, kein Direktflug in die Verdammnis. Es handelt sich lediglich um eine spezifische Praxis, die negatives Potential besitzt, per se allerdings nicht böse ist. Es ernüchterte mich, wie schmal das Spektrum schwarzer Magie daher ist, was auch das Repertoire der Ichari stark einschränkt. Sie stellen nur deshalb eine ernsthafte Bedrohung für die Gilde dar, weil sie skrupellos genug sind, diese Spielart als Waffe zu missbrauchen, während die Gilde an ihren selbst auferlegten Vorschriften scheitert. Ich mochte, dass Trudi Canavan die Gilde als fehlbare Institution charakterisiert, diese niemals glorifiziert und mir folglich erlaubte, ihre Methoden zu hinterfragen und mich mit Soneas Gewissenskonflikt zu identifizieren. Die Novizin muss entscheiden, ob der Schutz ihrer Lehreinrichtung und ihres Landes Kyralia eine drastische Regelübertretung rechtfertigt. Unterstützung erhält sie dabei von einem alten Bekannten: Cery. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen mit dem jungen, gewitzten Gangster, der es in der Organisation der Diebe weit brachte und mir nun deutlich reifer erschien. Für mich fungierte er als willkommenes Gegengewicht zu Akkarin, an dessen distanzierter, kühler Art ich mir die Zähne ausbiss. Wenngleich mich die Offenbarung seiner Vergangenheit berührte, konnte ich keine Verbindung zu ihm aufbauen. Mir war Cery bedeutend lieber, außerdem kehrt Sonea seinetwegen noch einmal in die labyrinthischen Tunnel unter Imardin zurück – ein hübsches Detail, das harmonischen Einklang zwischen Beginn und Ende der „Black Magician Trilogy“ herstellt.

 

Anlässlich meiner Lektüre der „Black Magician Trilogy“ erzählten mir viele Leser_innen, wie sehr sie diesen Dreiteiler lieben. Besonders die weibliche Fraktion teilte ihre Erinnerungen an schöne Lesestunden in jüngeren Jahren mit mir. Nachdem ich die Trilogie mit „The High Lord“ beendet habe, kann ich diese positiven Eindrücke mühelos nachvollziehen. Soneas Geschichte ist entschieden feminine High Fantasy, die sanfte Spannung erzeugt, jede Menge Herz besitzt und mit einer starken Protagonistin aufwartet, ohne langweilig oder weichgespült zu wirken. Mir gefiel Trudi Canavans milde Herangehensweise, die die Magie ihres Universums konkurrenzlos in den Mittelpunkt stellt, sehr gut. Ich fühlte mich in Kyralia und den angrenzenden Nationen äußerst wohl und freue mich darauf, mit der „Traitor Spy Trilogy“ in diese Welt zurückzukehren. Das Kapitel Sachaka ist noch nicht abgeschlossen und bietet tonnenweise Entwicklungspotential. Schließlich endet der Kampf für das Gute niemals.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/07/09/trudi-canavan-the-high-lord
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review 2019-07-03 10:13
Teenagerdrama, Mordermittlung, Geheimnisse und ganz viel Magie
The Novice - Trudi Canavan

Die Autorin Trudi Canavan stammt aus Australien. Ihr Heimatland ist die Fantasy betreffend etwas eigen. In einem Interview von 2011, als viele australische Schriftstellerinnen den Weltmarkt stürmten, beschrieb sie, dass in Australien eine klare Genderdiskrepanz in der Literatur zu beobachten ist: Frauen lesen und schreiben Fantasy, Männer lesen und schreiben Science-Fiction. Merkwürdig, denn in Europa und Nordamerika ist gerade die High Fantasy ja noch immer eher „Männersache“, wie man so schön sagt. Scheint, als müsste ich mich mal in Down Under umschauen, um weibliche High Fantasy meiner Bibliothek hinzuzufügen. Canavan gilt als Vorreiterin, ihre „The Black Magician Trilogy“ feierte global Erfolge. „The Novice“ ist der zweite Band, in den ich große Hoffnungen setzte.

 

Sonea ist ein historisches Phänomen. Als erstes Kind der Slums wird sie in der Magier-Gilde von Imardin ausgebildet. Nachdem ihre beachtlichen Kräfte unkontrolliert aus ihr hervorbrachen, fiel es ihr schwer, ihr Misstrauen den Magier_innen gegenüber zu überwinden. Doch nun ist sie eine von ihnen, eine Novizin. Leider wird sie von ihren Mitschüler_innen, Sprösslingen der Adelshäuser, nicht mit offenen Armen empfangen. Jeden Tag lassen sie sie spüren, dass sie anders ist. Nur ihre Freundschaft mit ihrem Mentor Lord Rothen hilft ihr, die grausamen Streiche zu erdulden und sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Gemeinsam tragen sie die Bürde des Wissens um die finsteren Machenschaften des Gildenmeisters Akkarin. Auf Geheiß des Gildenverwalters Lorlen bewahren sie das Geheimnis. Ihre einzige Chance, Akkarin das Handwerk zu legen, ist Lord Dannyl, der als Botschafter nach Elyne berufen wurde und dort heimlich in der Vergangenheit des Gildenmeisters forscht, um herauszufinden, wie dieser von schwarzer Magie verführt wurde. Wird er ihnen die dringend benötigten Antworten liefern, bevor Akkarin die Gilde korrumpieren kann?

 

„The Novice“ war ein famoser Spaß. Der zweite Band entpuppte sich für mich als absolute Wohlfühl-Lektüre, die mich hervorragend unterhielt und meine Hoffnungen, dass die Geschichte der „The Black Magician Trilogy“ nach der etwas langatmigen Etablierung des Universums in „The Magician’s Guild“ Fahrt aufnimmt, voll erfüllte. Ich habe das Buch wirklich genossen. Wie könnte ich auch nicht, schließlich verblüffte mich Trudi Canavan am laufenden Band. Ich wusste nie, wohin sich „The Novice“ entwickeln und was als nächstes geschehen würde. Es gelang ihr, ihre mitreißende Mischung aus Teenagerdrama, Mordermittlung, Geheimnissen und ganz viel Magie vollkommen unvorhersehbar zu gestalten, sodass ich von allen Wendungen ehrlich überrascht war. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert und dafür danke ich der Autorin von Herzen.
Die Geschichte spielt hauptsächlich in Imardin, der Hauptstadt Kyralias, in der die Protagonistin Sonea nun eine Novizin der Magier-Gilde ist. Sie wusste vorher, dass sie es als Slumkind zwischen all den adligen Söhnen und Töchtern schwer haben würde, aber das Ausmaß der Ablehnung, das ihr entgegenschlägt, konnte niemand prophezeien. Ich litt aufrichtig mit ihr, da sie mir jetzt deutlich sympathischer war und sie nicht nur von ihren Mitschüler_innen drangsaliert wird, sondern auch die meisten ihrer Lehrer_innen an ihr zweifeln. Ich zürnte ihnen allen solidarisch, obwohl ich es ein bisschen schade fand, dass Soneas private Probleme ihre Ausbildung überdeckten. Ich hätte gern mehr ihres Unterrichts miterlebt, bin diesbezüglich aber wohl einfach „Harry Potter“-verwöhnt und fand auch ihr persönliches Drama sehr spannend, deshalb handelt es sich hier lediglich um einen kleinen Kritikpunkt.
Parallel zu Soneas Perspektive in Imardin, die durch Lord Rothens und Verwalter Lorlens Blickwinkel ergänzt wird, begleiten die Leser_innen Lord Dannyl, der als Botschafter der Gilde durch die Nachbarländer reist und die dunklen Praktiken des Gildenmeisters Akkarin aufzudecken versucht. Sein diplomatischer Auftrag war ein cleverer Schachzug Canavans, der es ihr erlaubt, die an bekannte Kulturen des mediterranen Raums erinnernden Nationen rund um Kyralia vorzustellen. Einzig Sachaka bleibt ein Mysterium, was mir sofort verdächtig erschien. Die Vermutung, dass Akkarin dort mit schwarzer Magie in Kontakt kam, liegt nahe. Wie genau sich schwarze Magie in diesem Universum eigentlich definiert, behält Canavan weiterhin für sich. Niemand scheint zu wissen, welche Fähigkeiten damit verbunden sind – seltsam, denn sonst sind die magischen Grenzen in traditioneller High Fantasy meist sehr klar abgesteckt. Daher weiß auch niemand, was Akkarin plant. Persönlich bin ich ja ziemlich sicher, dass er nicht der skrupellose Schurke ist, für den gerade Sonea ihn hält. Ich glaube, er hat gute Gründe, schwarze Magie einzusetzen, selbst wenn ich mir noch nicht vorstellen kann, wie diese aussehen mögen. Ich werde mich wohl bis zum finalen Band „The High Lord“ gedulden müssen.

 

Trudi Canavan erklärte, müsste sie ihre Bücher für jemanden beschreiben, der/die keine Erfahrung mit Fantasy hat, würde sie sie irgendwo zwischen „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“ einordnen. Ich finde, auf „The Novice“ trifft diese Kategorisierung ausnehmend gut zu. Der zweite Band der „The Black Magician Trilogy“ ist klassische, nicht allzu anspruchsvolle High Fantasy, die moderne Schwerpunkte anspricht und somit einen greifbaren Realitätsbezug herstellt. Homophobie und Mobbing sind wiederkehrende Themen, die die Handlung jedoch nicht dominieren. Canavan findet die Balance zwischen einer altmodischen, magisch beeinflussten Gesellschaft und ihren zeitgemäßen, wirklichkeitsnahen sozialen Konflikten, was mich intellektuell ebenso wie emotional begeisterte. Ich fühlte mich mit dieser Fortsetzung pudelwohl und freue mich, dass sich mein Optimismus auszahlte. „The Black Magician Trilogy“ bietet offenbar doch genau den Lesespaß, den ich von Anfang an darin vermutete.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/07/03/trudi-canavan-the-novice
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review 2019-06-20 09:16
Steigen eine Hexe, ein Pixie, eine Vampirin und ein Elf in ein Auto...
Blutdämon - Kim Harrison,Vanessa Lamatsch

Kim Harrison hat einen Abschluss in wissenschaftlicher Technologie, mit dem Schwerpunkt Biologie. Ihr Vater schüttelt bis heute den Kopf darüber, dass sie diese Ausbildung genoss, um jetzt Bücher zu schreiben. Harrison lässt ihr Studium allerdings sehr wohl in ihre Werke einfließen. Das Magiesystem der „Rachel Morgan“-Reihe ist ihr Versuch, Ley-Linien wissenschaftlich zu erklären. Die Kraftlinien sind Einschnitte im Zeitgefüge, die alternative Realitäten miteinander verbinden und der Protagonistin Rachel erlauben, die Domäne der Dämonen zu besuchen. Sie sind darüber hinaus der Grund, dass die Reihe in Cincinnati, Ohio, spielt, weil die salzige Luft der Küsten Magie negiert. Im neunten Band „Blutdämon“ muss sich Rachel mit genau diesem Effekt herumschlagen, denn ihr steht eine Reise nach San Francisco bevor.

 

Steigen eine Hexe, ein Pixie, eine Vampirin und ein Elf in ein Auto… Was wie der Beginn eines schlechten Witzes klingt, entpuppt sich für Rachel Morgan als wahrgewordener Albtraum. Sie wusste, dass der Weg nach San Francisco schwierig und gefährlich werden würde, aber ein Roadtrip in der Begleitung von Trent Kalamack stand ganz oben auf der Liste der Dinge, die sie niemals tun wollte. Leider ist sie auf ihn angewiesen, will sie rechtzeitig an die Westküste gelangen, um an ihrer Verhandlung vor dem Hexenzirkel teilzunehmen und ihren Namen reinzuwaschen. Natürlich ist Trents Hilfe nicht umsonst. Er braucht eine Eskorte, denn er hat etwas zu erledigen. Als sie auf ihrer Route von Elfen angegriffen werden, dämmert es Rachel, dass es sich wohl nicht um ein Geschäftsessen handelt. Trent pfuscht mit uralter, wilder Magie herum und schon bald müssen sie sich ebenso vor den Folgen seiner Experimente schützen wie vor den Schergen des Hexenzirkels, die versuchen, Rachel aufzuhalten. Ein Witz ist diese Reise ganz sicher nicht.

 

Ich begann „Blutdämon“ in dem Wissen, dass meine Tage mit „Rachel Morgan“ gezählt sind. Die Reihe entspricht nicht mehr meinem Geschmack, weshalb ich entschieden habe, sie nach den letzten beiden ungelesenen Bänden in meinem Regal abzubrechen. Ich wappnete mich für eine weitere Begegnung mit einer Protagonistin, die ich mittlerweile unerträglich finde. Tatsächlich gestaltete sich die Lektüre jedoch weniger schlimm, als ich erwartet hatte. Ich kam überraschend gut mit diesem Band zurecht; einerseits, weil ich auf Rachel vorbereitet war, andererseits, weil ich mir einen Spaß daraus machte, zu analysieren, wieso sie mich aufregt. Alles eine Frage der Einstellung. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich „Blutdämon“ wirklich gern gelesen habe. Etwa die Hälfte der Handlung besteht aus einem Roadtrip nach San Francisco, den Rachel gemeinsam mit Ivy, Jenks und ihrem Erzfeind Trent Kalamack unternimmt, um vom Hexenzirkel für ihren Einsatz von schwarzer Magie begnadigt zu werden. Über 300 Seiten lang sind die Figuren in einem viel zu kleinen Auto eingepfercht – und ich mit ihnen. Es fühlte sich an wie die längste, anstrengendste Autofahrt aller Zeiten, weil die räumliche Enge alle reizbar stimmt und ihre Spannungen unangenehm in den Vordergrund rückt. Rachel ist ohnehin keine ausgeglichene Person; eingesperrt in einem Wagen mit Trent bricht sich ihre kindisch-bockige Art ungezügelt Bahn und überträgt sich auf ihn, sodass auch er sich infantil und trotzig aufführt. Sie provoziert ihn, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Wäre sie nur ein wenig reifer und vernünftiger, hätten viele Konflikte durch Kommunikation vermieden werden können. Aber nein, sie bleibt stur und streitet sich lieber Meile für Meile. Gepaart mit der erneut sehr hohen Rate heftiger Actionszenen entfaltete sich „Blutdämon“ daher als laute, schrille Lektüre voller Gekreisch und Geschrei. Das Buch tat mir in den Ohren weh. Ich hoffte, dass sich das Erregungslevel mit der Ankunft in San Francisco etwas beruhigen würde – natürlich nicht. Dort trifft Rachel auf den Hexenzirkel, deren Mitglieder Kim Harrison als rückständige, verbohrte Narren und Amateure darstellt, denen ihre alberne, willkürliche Unterteilung in schwarze und weiße Magie wichtiger ist als die Bedrohung aus dem Jenseits. Die Beziehung zwischen Rachel und dem Zirkel ist ein passendes Beispiel, um ein Problem zu illustrieren, das mich grundsätzlich an der Reihe stört. Rachel ist meiner Ansicht nach als Hexe mäßig talentiert. Sie verfügt über großes magisches Potential, weiß diesen Vorteil jedoch selten effektiv zu nutzen. Ihre Impulsivität steht ihr im Weg und verführt sie zu unklugen Entscheidungen. Um ihren Status als Heldin dennoch zu bestätigen, spricht Kim Harrison allen Figuren in ihrem Umfeld Kompetenz ab. Der Zirkel erscheint wie ein Haufen Stümper, Trent hat keine Kontrolle über seine Elfenmagie, Ivy wird trotz ihrer vampirischen Kräfte immer wieder verletzt und Jenks disqualifiziert sich durch seine Größe. Sie dürfen nicht fähig wirken, damit Rachel sie retten kann. Diese Rollenverteilung gefällt mir nicht. Ich finde es falsch, alle Nebenfiguren schwächer zu charakterisieren, nur um Rachel stärker wirken zu lassen. Eine wahre Heldin hat das nämlich nicht nötig.

 

„Blutdämon“ festigte meinen Entschluss, die „Rachel Morgan“-Reihe nach dem nächsten Band abzubrechen. Wie alle anderen Leser_innen auch lasse ich mich gern ab und zu von leichter Unterhaltungsliteratur berieseln, doch mit diesen Romanen gelingt mir das nicht. Mir missfällt der Tenor der Reihe: laut, grell, atemlos, aggressiv. Ich empfinde die Geschichte als disharmonisch und übertrieben dramatisch. Eine Katastrophe jagt die nächste, die Protagonistin Rachel balanciert stets auf dem schmalen Grat zum vollständigen Kontrollverlust und reißerische Special Effects ersetzen eine gut durchdachte Handlung. Ich kann nicht abschalten, weil ich mich entweder ärgere oder gehetzt fühle. „Rachel Morgan“ bietet mir nicht das, was ich suche, wenn ich mich für Urban Fantasy entscheide. Glücklicherweise kann ich mich bald verabschieden.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/19/kim-harrison-blutdaemon
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review 2019-04-08 17:08
Tante Poldi und die Schwarze Madonna (Befriedigend)
Tante Poldi und die Schwarze Madonna - M... Tante Poldi und die Schwarze Madonna - Mario Giordano

Mario Giordano

Tante Poldi und die Schwarze Madonna

Bastei Lübbe

 

Autor: Mario Giordano, geboren 1963 in München, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. "Tatort", "Schimanski", "Polizeiruf 110", "Das Experiment"). Bei Bastei Lübbe ist er mit der Apocalypsis-Trilogie und vor allem mit seiner Krimireihe um die charismatische Tante Poldi sehr erfolgreich. Giordano lebt in Berlin. (Quelle: Luebbe)

 

Der Neffe von Tante Poldi hat sich, wegen eines Anrufes seiner Tante, an den diese sich allerdings nicht mehr erinnert, auf den Weg nach Sizilien gemacht, wo Tante Poldi wohnt. Dort angekommen gibt es auch gleich einen neuen Fall, von dem Tante Poldi ihrem Neffen berichtet. Bei einem Exorzismus an Rosaria, spricht diese ausgerechnet mit der Stimme von Tante Poldi. Als dann auch noch, nach dem Exorzismus die junge Nonne Suor Rita tot aufgefunden wird, ruft das den Commissario Morello und Padre Stefano auf den Plan.

 

Die Handlung von “Tante Poldi und die schwarze Madonna” wird in 15 Kapiteln erzählt, wobei sich zwei von den restlichen unterscheiden. Die Standard-Überschrift in dem Buch ist lediglich die Angabe des Kapitels, außer bei zweien, die unterscheiden sich da etwas. Diese zwei Kapitel haben eine richtige Überschrift bekommen, der in Deutsch und italienisch geschrieben steht. In diesen zwei Kapiteln erfährt der/die Leser/-in einige, wichtige Dinge über Hintergründe der Tat.

In den anderen 15 Kapiteln verfolgt der/die Leser/-in die Handlung von Tante Poldi und ihren Freunden, wobei wir die eigentliche Handlung als Erzählung von Tante Poldi an ihren Neffen präsentiert bekommen. Zwischen den Erzählungen, findet man sich allerdings auch in der Gegenwart wieder, zum Beispiel dann, wenn es einen Einwand zu dem Erzählten gibt. Diese Sprünge sind nicht besonders gekennzeichnet, sieht man von dem Zeilenabstand vor jedem Wechsel ab. Trotzdem hat es der Autor Mario Giordano geschafft, dass man der Handlung recht gut folgen kann, trotz der recht vielen Sprünge in der Erzählzeit und das auch ohne die Vorgänger gelesen zu haben (auch wenn man hier sicherlich empfehlen kann die Vorgänger ebenfalls zu lesen). Was außerdem recht auffällig ist, ist die Tatsache das zu Beginn eines jeden Kapitels, eine kleine Zusammenfassung von dem steht, was dem/die Leser/-in in dem jeweiligen Kapitel erwartet. Dies klingt anfänglich recht skurril, denn warum sollte man das ganze Kapitel lesen, wenn man doch schon eine Zusammenfassung bekommt?! Recht schnell wird man aber feststellen, dass die Kapitel weit mehr umspannen als das, was in den Zusammenfassungen zu finden ist. Ich persönlich habe diese Zusammenfassungen für überflüssig erachtet, jedoch passen sie recht gut zu dem gesamten Stil von “Tante Poldi und die Schwarze Madonna”. Neben dem Humor, der auf fast jeder Seite zu finden ist, hält “Tante Poldi und die Schwarze Madonna” gerade gegen Ende des Buches, einige Überraschungen und sogar Action für den/die Leser/-in bereit.

Die Charaktere des Buches hat Autor Mario Giordano gut gewählt, diese Passen und Ergänzen sich wirklich gut, was nicht selten in humorvollen Dialogen endet. Im Laufe des gesamten Buches gibt es auch immer mal wieder einige Informationen, die das Bild der Charaktere erweitert und schärft. Jeder der Charaktere hat seine eigene Art, der man auch immer wieder im Laufe des Buches begegnet (z. B. Tantae Poldis “Lecktsmiamarsch”). Aber auch hier gibt es wieder einen Charakter, der für Szenen sorgt, die man mögen muss. Die Rede ist hier von dem “Tot”, der im Abenteuer von Tante Poldi nicht fehlen darf. Wirken diese Stellen verwirrend und unrealistisch, wobei man allgemein nicht mit zu viel Realitätssinn an “Tante Poldi und die Schwarze Madonna” herangehen sollte, passen sie doch recht gut in den Stil und das Gesamtbild des Buches.

Am Ende des Buches lässt Mario Giordano seine Leser/-innen mit einer Tatsache zurück, die eigentlich nur für ein weiteres Abenteuer von Tante Poldi sprechen kann.

 

Fazit: Autor Mario Giordano schafft mit “Tante Poldi und die Schwarze Madonna” ein Buch, das seinen eigenen Stil präsentiert. Manch einer wird sich sicherlich erst ins Buch einlesen müssen, bis er vollends das Buch genießen kann, jedoch wird es sicherlich auch den/die ein oder andere/n geben, der/die mit dem Buch nichts anfangen kann. Ich persönlich bin sehr unentschlossen was das Buch angeht, konnte es mich über weite Strecken unterhalten, gab es trotzdem immer wieder Stellen, an denen ich mich etwas schwertat. Eine generelle Empfehlung kann/will ich daher nicht aussprechen, weshalb sich jeder sein eigenes Bild machen sollte.

So komme ich am Ende bei “Tante Poldi und die Schwarze Madonna” zu einer Bewertung von soliden 3/5 Sternen.


Klappentext: Lecktsmiamarsch, Poldis Geburtstag steht vor der Tür! Blöderweise sieht es nicht so aus, als ob sie den überleben würde. Denn als in Rom eine junge Ordensschwester vom Dach des Apostolischen Palastes stürzt, gerät die Poldi höchstpersönlich unter Verdacht. Einziger Hinweis auf den Täter: eine Schwarze Madonna. Und diesmal hat es die Poldi mit sehr gefährlichen Leuten zu tun. Als sich dann noch in Torre Archirafi auf einmal alle von ihr abwenden, reicht es ihr. Krachledern, mit Perücke und tüchtig Dings stürzt die Poldi sich in einen neuen Fall und gerät mit dem Commissario ihres Herzens voll ins Visier der Mörder … (Quelle: Luebbe)

 

Autor: Mario Giordano

Titel: Tante Poldi und die Schwarze Madonna

Verlag: Bastei Lübbe

Genre: Krimi

Seiten: 384

Preis: Taschenbuch:15,00 // eBook:9,99

Erstveröffentlichung: 2019

ISBN: 978-3431041156

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