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review 2019-06-11 08:09
Niemand wird böse geboren
Fairest - Marissa Meyer

Als Marissa Meyer begann, die „Lunar Chronicles“ zu schreiben, wusste sie, dass die zentrale Antagonistin ihrer Geschichte auf der bösen Königin aus „Schneewittchen“ basieren würde. Ihre Figur faszinierte sie. Welche Frau würde so großen Wert auf Schönheit legen, dass sie bereit wäre, all diese furchtbaren Dinge zu tun? Was müsste dieser Frau zugestoßen sein, um diese Skrupellosigkeit zu entwickeln? Meyer gab ihrer bösen Königin den Namen Levana. Sie konzipierte ihre Biografie mental parallel zu den Heldinnen ihrer Reihe, stieß mit dieser Taktik jedoch an eine Grenze, als sie den letzten Band „Winter“ schrieb. Einige Szenen bereiteten ihr Schwierigkeiten. All diese Szenen hatten eines gemeinsam: sie drehten sich um Levana. Um ihre Blockade aufzulösen, entschied die Autorin, Levanas Hintergrundgeschichte auszuformulieren. Das Ergebnis ist der Zwischenband „Fairest“, den man laut Meyer nicht zwangsläufig zwischen „Cress“ und „Winter“ lesen muss, der allerdings gewisse Entwicklungen in „Winter“ verständlicher gestaltet. Ich hielt mich an Meyers Empfehlung und las „Fairest“ nach „Cress“.

 

Cinder und ihre Verbündeten kennen Königin Levana als skrupellose, kaltherzige Herrscherin des Reiches Luna. Doch einst war sie ein junges Mädchen voller Hoffnungen und Träume. Am Hofe Lunas war sie unsichtbar. Sie wollte geliebt werden, sehnte sich nach Aufmerksamkeit und Respekt. Sie wurden ihr verwehrt. Ihre Einsamkeit vergiftete ihre Seele, bis sie vor nichts mehr zurückschreckte, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Dies ist ihre Geschichte, eine Geschichte voller Tragik und Leid. Denn niemand wird als böse Königin geboren.

 

Ich bin sehr froh, dass Marissa Meyer „Fairest“ schrieb und veröffentlichte. Meiner Meinung nach ist es der bisher beste Band der „Lunar Chronicles“ und eine wertvolle Ergänzung der Reihe, die mein Verständnis der Ereignisse vertiefte und Königin Levana in ein anderes Licht rückte, weg von der einseitigen Darstellung als ultrafiese Antagonistin. Levanas Biografie ist eine Tragödie voll enttäuschter Liebe und traumatischer Erfahrungen, die mein Mitgefühl weckte und ihre Motivationen nachvollziehbar und einfühlsam enthüllte. Sie ist garantiert kein Unschuldslamm und trifft egoistische und oft schlicht grausame Entscheidungen, aber nicht, weil sie von Geburt an eine schlechte Person wäre, sondern weil sie einsam, zornig und bedauernswert unglücklich ist. Sie wurde emotional verkrüppelt und rutschte langsam in ihren ganz persönlichen Wahnsinn hinab, der sie jede abscheuliche Tat vor sich selbst rechtfertigen lässt. Ich fand es erstaunlich, dass sie angesichts der Schwere der psychischen Verletzungen, die ihr seit frühester Kindheit zugefügt wurden, überhaupt zu einer einigermaßen verträglichen Persönlichkeit heranwuchs. Es hätte noch viel schlimmer kommen können, denn Levana hatte niemals ein positives Vorbild, keinerlei Orientierung, die sie den Unterschied zwischen Richtig und Falsch lehrte. Das ist einerseits ein Versäumnis ihrer dysfunktionalen Familie, andererseits eine Folge der gesellschaftlichen Umstände auf Luna. Meyer bietet mit „Fairest“ nicht nur ein überzeugendes Porträt von Levana, sie gewährt ihren Leser_innen darüber hinaus intime Einblicke in Lunas soziale, politische und wirtschaftliche Strukturen. Das Königreich des Mondes ist eine klassische, totalitäre Monarchie, die sich klar in eine Elite und das gemeine Volk teilt. Lunas Hof vermittelt eine entschieden barocke Atmosphäre; Protz und Prunk beherrschen das Bild und der Adel vertreibt sich die Zeit mit komplizierten Intrigen. Echtes politisches Interesse ist rar gesät, weshalb ich geschockt war, dass sich Levana tatsächlich als gute Königin entpuppt, die sich aufrichtig um das Wohl Lunas sorgt. Es wäre allerdings ein Fehler, anzunehmen, dass ihre Bemühungen die Nöte ihrer Untergebenen berücksichtigen würden. Levana begreift ihr Reich nicht als Gesamtheit ihres Volkes, sondern als abstrakte Idee und Verlängerung ihres Ichs. Deshalb ist es für sie keineswegs problematisch, Erlasse zu realisieren, die herzlos wirken. Ihre oberste Priorität besteht darin, Luna als Nation voranzubringen und aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Erde zu führen. Aus dieser Perspektive betrachtet und unter Einbeziehung ihrer kulturellen Prägung sind die meisten ihrer politischen Entscheidungen vollkommen logisch und naheliegend. Dennoch hat ihr Plan, die Erde zu kontrollieren, überraschend wenig mit politischem Kalkül zu tun. Nein, darin zeigt sich das verzweifelte kleine Mädchen, das Levana in ihrem Inneren noch immer ist und ihre zunehmende Distanz zur Realität. Ach, was hätte aus ihr werden können, wäre all ihr Potential nicht in Negativität gelenkt worden?

 

Ich glaube, Marissa Meyer und ich haben etwas gemeinsam: wir haben ein Herz für böse Königinnen. Meiner Ansicht nach muss sie Levana trotz ihrer Fehler wahrhaft lieben, sonst hätte sie „Fairest“ nicht schreiben können. In diesem Zwischenband erstellt sie ein glaubhaftes, fundiertes psychologisches Profil, das nachdrücklich Empathie für eine Figur einfordert, die bisher sicherlich keine Sympathieträgerin war. Sie diktiert ihren Leser_innen nicht, wie sie für Levana zu empfinden haben, sie ruft uns lediglich ins Gedächtnis, dass niemand böse geboren wird. Levana ist das Produkt einer Vielzahl verstörender Erlebnisse, die nicht spurlos an ihr vorbeigingen. Ich habe sehr viel über sie gelernt und war fasziniert davon, wie sie sich selbst sieht. Obwohl „Fairest“ streng genommen nicht zur Geschichte der „Lunar Chronicles“ zählt, kann ich euch nur empfehlen, nicht auf die Lektüre zu verzichten. Es ist ein leuchtendes Stück Young Adult – Literatur, ein Buch, das sich nicht nur im Rahmen der Reihe lohnt, sondern auch für sich selbst. Viele Autor_innen können liebenswerte Figuren konzipieren – nur wenige können Figuren erschaffen, die man nicht mögen muss, um sie zu verstehen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/11/marissa-meyer-fairest
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text 2018-10-09 14:52
Fiberboard Packaging Market Growth to be Fuelled by 2024

Profound understanding of the science of fiberboard materials can be repurposed in development of new packaging designs. Boxes and trays made out of solid fiberboard are a sought-after commodity used in providing rigid packaging solutions for fragile products. Fiberboard boxes have been in great demand for freight applications in the consumer goods industry. In multiple aspects, fiberboard packaging continues to exhibit competitive advantage over corrugated packaging and paperboard packaging. Food items, alcoholic drinks and beverages are seldom transported in fiberboard boxes. In addition, automotive components as well as pharmaceuticals continue to remain promising applications for fiberboard packaging.

Fiberboard can be segmented on the basis of fiberboard style: Regular Slotted fiberboard,

Half Slotted fiberboard, Overlap Slotted fiberboard, Full overlap Slotted fiberboard, Center Special Slotted fiberboard, Center Special Overlap Slotted fiberboard, Center Special Full Overlap Slotted fiberboard; basis of application: Automotive industry, Food & Beverage industry, Pharmaceuticals industry, Consumer Goods, Medical & Electronic Equipment,

Furniture industry

A wide variety in fiberboard materials makes selection of proper packaging a meticulous task. An ongoing study conducted by Research Market insights segments the global market for fiberboard packaging across fiberboard types such as regular-slotted, full overlap, half-slotted, center special slotted, and overlap slotted, among others. This study also aims at analyzing the future growth of global fiberboard packaging market on the basis of fiberboard construction, flutes, and application.

 Request For Report Sample: https://www.researchreportinsights.com/report/upsample/120124608/Fiberboard-Packaging-Market

Considering the vast, multi-faceted purview of fiberboard packaging, new developments in packaging technologies andenhancement in raw materials will continue to significantly influence the dynamics of this packaging vertical. Two key developments pegged to change the landscape of fiberboard packaging in the future have been enlisted below.

  • Accreditation designed forEPA's Formaldehyde Rule

Formaldehyde Emissions Standards for Composite Wood Productsdeveloped by the US Environmental Protection Agency (EPA) have been in effect for years. Recently, EPA recognized the American National Standards Institute as one of the four accreditation body to provide services under the Formaldehyde Rule.

The newly-recognized body intends to reduce formaldehyde emission exposure from particular types of wood products domestically produced or imported into the US. Medium-density fiberboard is among such composite wood materials which will remain under the application of EPA’s formaldehyde emission standards. Fiberboard packaging companies and manufacturers of raw fiberboard in the USare likely to be evaluated on the basis of their adherence to EPA’s formaldehyde emission standards.

  • Rising Production of Rice Straw Fiberboard

Investments in production of fiberboard made from rice straw are witnessing an uptick, particularly in the US. Of late, CalAg LLC invested over US$ 300 Mn by commissioning German plant engineering company Siempelkamp GmbH & Co to set up a manufacturing unit in Willow, California. According to the reports, the new Siempelkamp plant will boost CalAg’s annual fiberboard production to 200,000 cubic meters, with manufacturing to kick-off by 2018-end.

Request For Report TOC: https://www.researchreportinsights.com/report/TOC/120124608/Fiberboard-Packaging-Market

Fiberboard can be segmented on the basis of fiberboard style: Regular Slotted fiberboard, Half Slotted fiberboard, Overlap Slotted fiberboard, Full overlap Slotted fiberboard, Center Special Slotted fiberboard, Center Special Overlap Slotted fiberboard, Center Special Full Overlap Slotted fibreboard; application: Automotive industry, Food & Beverage industry, Pharmaceuticals industry, Consumer Goods, Medical & Electronic Equipment, Furniture industry

A key characteristic of this plant is that it will solely produce fiberboard made from rice straw. By employing complete preparation technology for rice straw bales, coarse materials and dust will be removed through shredders and separate cleaning system. The procured rice straw will be fiberized through two refiners equipped with horizontal digesters. The processed rice straw fiber will be dried and converted into sheets of fiberboard.

In addition to such developments, changing guidelines recommended to improve freight applications of fiberboard boxes in less-than-truckload (LTL) environments will also play an instrumental role in the future of global fiberboard packaging market.

Key Market Players:  Kapstone, Action Packaging, Moore Packaging Corporation, Empire Packaging & Displays, Jarra Creek v. Corrugated Fiberboard Manufacturers, Robin Resources (Malaysia) Sdn Bhd, ESA Acoustic Wooden Panels,

Report Analysis: https://www.researchreportinsights.com/report/upcomming/120124608/Fiberboard-Packaging-Market

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review 2018-10-03 10:58
Katzenbach ist zahm geworden
Der Psychiater: Psychothriller - John Ka... Der Psychiater: Psychothriller - John Katzenbach,Eberhard Kreutzer,Anke Kreutzer

John Katzenbach ist meine erste große Thriller-Liebe. Ich erinnere mich noch genau, wie sehr mich „Die Anstalt“ begeisterte, mein erster Roman aus seiner Feder und meiner Meinung nach der beste, den er je geschrieben hat. Nie zuvor war ich mit einem ähnlichen Level nervenzerfetzender, psychologischer Spannung konfrontiert worden. Katzenbach begründete mit diesem Buch meine ausgedehnte Thriller-Phase. In den folgenden Jahren las ich alles, was der Mann veröffentlichte. Leider verzeichnete ich einen graduellen Qualitätsverlust, gestand ihm jedoch stets eine neue Chance zu. Mein letzter Katzenbach war 2013 „Der Wolf“, den ich insgesamt ziemlich enttäuschend fand. 2017 entdeckte ich, dass er einen neuen Einzelband geschrieben hatte: „Der Psychiater“. Selbstverständlich wollte ich auch diesen lesen.

 

Ohne die Hilfe seines Sponsors, seines Onkels Ed, hätte es der 24-jährige Alkoholiker Timothy „Moth“ Warner niemals geschafft, trocken zu bleiben. Selbst jetzt, nach 100 Tagen der Abstinenz, ist er auf seine Unterstützung angewiesen. Deshalb ist Moth alarmiert, als Ed ein wichtiges Treffen der Anonymen Alkoholiker verpasst. Besorgt fährt er in Eds Praxis. Was er dort vorfindet, lässt das Blut in seinen Adern gefrieren: die Leiche seines Onkels. Alle Spuren deuten auf Suizid hin. Die Polizei schließt den Fall.
Eds Verlust wirft Moth völlig aus der Bahn. Er kann einfach nicht glauben, dass sich sein lebensbejahender, ausgeglichener Onkel selbst getötet haben soll. Schon bald beschleicht Moth ein furchtbarer Verdacht. War es vielleicht gar kein Selbstmord? Aber wer könnte den harmonieorientierten, hilfsbereiten Psychiater tot sehen wollen? Verärgerte er einen Patienten? Verstört und in tiefer Trauer begibt sich Moth auf einen gefährlichen Weg: er ist entschlossen, Eds Mörder zu finden. Unterstützt von seiner Jugendliebe Andy Candy und der Staatsanwältin Susan beginnt er, in Eds Vergangenheit zu graben und bemerkt nicht, dass er längst beobachtet wird…

 

John Katzenbach hat seinen Biss verloren. Ich weiß nicht, wo und wie, aber für mich ist es eindeutig, dass seinen Thrillern seit einigen Jahren der spezielle Nervenkitzel fehlt, den ich in „Die Anstalt“ liebte, der mich an die Seiten fesselte und mich veranlasste, mir die Nächte um die Ohren zu schlagen. Ich empfinde beim Lesen seiner Bücher schon lange keine Anspannung mehr. Katzenbach ist zahm geworden. „Der Psychiater“ ist ein psychologisch anspruchsvolles Katz-und-Maus-Spiel, das für mich leider schnell an Reiz einbüßte. Ich konnte dem Spannungsbogen des Buches einfach nicht folgen und fragte mich lange, was Katzenbach mit dieser Struktur erreichen wollte. Anfangs glaubte ich, es ginge darum, herauszufinden, ob Moth‘ Onkel Ed tatsächlich umgebracht wurde. Diese Frage klärte sich nach einigen Andeutungen endgültig mit dem ersten Kapitel aus der Sicht des Mörders. Danach mutmaßte ich, ich sollte Beweggründe und Identität des Killers erraten. Warum tötete er den liebenswerten Onkel Ed und welche Beziehung hatte er zu ihm? Das Motiv offenbart Katzenbach jedoch ebenfalls recht früh. Hm. Und jetzt? Letztendlich entpuppte sich „Der Psychiater“ als tödliches Wettrennen zwischen Moth und dem Killer. Diese Entwicklung war per se nicht schlecht, aber das Auf und Ab des Spannungsbogens und Katzenbachs Freigiebigkeit frustrierten mich, weil er mich mit jeder geschenkten Information ausschloss. Ich durfte nicht miträtseln, ich durfte nur zuschauen und ein Duell psychologischer Profile beobachten. Dieses Duell arrangierte Katzenbach allerdings vorzüglich. Die Kapitel aus der Perspektive des Mörders faszinierten mich, weil es sich um einen Profi handelt, dessen Disziplin, Kreativität und Präzision beeindrucken. Er ist ein Geist, der die Kunst, unsichtbar in der Gesellschaft zu verschwinden, perfektionierte. Es ist erschreckend, wie gründlich die Spuren einer Existenz sogar im Kommunikationszeitalter ausgelöscht werden können. Sein Kontrahent Moth verkörpert in vielerlei Hinsicht sein Gegenteil. Es war interessant, ihre Unterschiede und Parallelen zu ermitteln. Moth‘ Leben ist von seiner Suchtkrankheit geprägt; er kämpft täglich um Selbstkontrolle. Eds Verlust treibt ihn an den Rand eines Rückfalls und nur sein Entschluss, dessen Mörder aufzuspüren, bewahrt ihn davor. Daher stellte ich mir die spannende Frage, ob Moth fähig gewesen wäre, seine riskante Mission durchzuziehen, wäre er kein Alkoholiker. Ich denke nicht. Ich glaube, wäre er emotional und mental stabil, hätte er die Gefahr gescheut. Im englischen Original heißt das Buch „The Dead Student“, doch ich finde den deutschen Titel „Der Psychiater“ dennoch passend. Nicht nur, weil Ed Psychiater ist, sondern weil Katzenbach seine Leser_innen in die Position eines Psychiaters manövriert: er konfrontiert sie mit zwei erkrankten Persönlichkeiten, die durch Ed eine außergewöhnliche Verbindung teilen und überlässt es ihnen, sie zu analysieren und ihr Verhalten vorauszusagen. Deshalb sehe ich in diesem Roman eher ein psychologisches Spiel als einen mitreißenden Thriller: intellektuell stimulierend, aber leider nicht aufregend.

 

Ich weiß nicht so genau, worauf John Katzenbach mit „Der Psychiater“ hinauswollte. Das Kräftemessen zwischen Moth und dem Mörder seines Onkels erschien mir als handlungstragendes Element nicht ausreichend. Spannung oder gar Nervenkitzel wollten nicht recht aufkommen und da sich Katzenbach nicht bemühte, mich in das tödliche Duell einzubinden, fühlte ich mich zum passiven Zaungast degradiert. Auch über die Nebenfiguren fand ich keinen Zugang, weil ich ihre Rollen in der Geschichte nicht durchschaute. Das Buch spülte über mich hinweg, ohne emotionale Resonanz zu erzeugen. Theoretisch ist es eine ausgefeilte Studie psychischer Abgründe, doch praktisch erreichte es mich einfach nicht. Vielleicht ist es eine adäquate Lektüre für Psychologie-Nerds, für mich war es jedoch erneut eine Enttäuschung.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/10/03/john-katzenbach-der-psychiater
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review 2017-01-14 14:52
Rettung via Wildschwein
Das Joshua-Profil: Thriller - Sebastian Fitzek

Am 14. Oktober 2016 erschien "Die Blutschule" von Max Rhode, einem bis dato gänzlich unbekannten Autor. Zwölf Tage später erschien "Das Joshua-Profil" von Sebastian Fitzek, - in dem es um den erfolglosen Autor Max Rhode geht, dessen einziger großer Erfolg sein Debütroman war: "Die Blutschule".

Ja, Max Rhode gibt es gar nicht, beziehungsweise: Max Rhode und Sebastian Fitzek sind ein und dieselbe Person.

Genial, dachte ich damals. Was für eine großartige Idee, eine fiktive Figur ein Buch schreiben zu lassen und das dann auch zu veröffentlichen! Fasziniert beschloss ich, beide Bücher zu lesen - doch leider erwartete mich eine große Ernüchterung, denn "Die Blutschule" fand ich, ehrlich gesagt, bemüht schockierend und banal. (Kurz fragte ich mich sogar, ob das so beabsichtigt sein könnte, um zu zeigen, warum Max Rhode so ein erfolgloser Autor ist!) Aber gut, dachte ich, vielleicht lohnt es sich dann, wenn ich "Das Joshua-Profil" lese.

Tja, was soll ich sagen.

Vor zwei Tagen war ich etwa zur Hälfte durch und erwog ernsthaft, das Buch einfach abzubrechen. Das habe ich dann zwar nicht getan, überzeugen konnte es mich aber keineswegs.

Um erstmal mit etwas Positivem anzufangen: Sebastian Fitzek spricht hier wichtige und interessante Themen an. Im Mittelpunkt steht etwas, das man aus zum Beispiel aus dem Film "Minority Report" kennt, was aber beileibe keine Science Fiction mehr ist: die Auswertung über eine Person gesammelter Daten, um vorauszuberechnen, welche Straftaten sie in der Zukunft begehen wird. Da ist es bis zur Vorverurteilung nur ein kleiner Schritt, und heute, wo die meisten Menschen ihre Daten freiwillig auf sozialen Medien preisgeben und es ein Klacks ist, ihre Einkäufe über Kundenkarten zurückzuverfolgen, ist das Sammeln einfacher denn je! Außerdem spricht der Autor Themen wie Kindesmissbrauch, Pädophilie und Rehabilitierung an.

Leider fand ich die Umsetzung dieser Themen nur wenig gelungen.

Die meisten Szenen sind sehr kurz, und allzu viele davon enden mit einem künstlichen "Cliffhanger": dem Leser wird suggeriert, es sei etwas Schreckliches geschehen - dann Schnitt, nächste Szene, und später erfährt man, übertragen gesprochen, dass die Blutlache doch nur Ketchup war. Wenn dieses Stilmittel gezielt und sparsam eingesetzt wird, kann es durchaus Spannung erzeugen! Wenn es allerdings in gefühlt jeder zweiten Szene vorkommt, bewirkt es bei mir das Gegenteil und es fällt mir schwer, das Buch noch ernstzunehmen.

Auch das Stilmittel des "deus ex machina" wird überstrapaziert: die Rettung durch ein vollkommen unmotiviert eintretendes Ereignis. Wenn sonst gar nichts mehr geht, prescht eben ein wütendes Wildschwein durch die Szene und rettet den Tag. (Ohne Scherz.)

Obwohl das Buch jede Menge Action bietet, kam bei mir daher schnell überhaupt keine Spannung mehr auf.

Die Charaktere könnten von ihren Anlagen her eigentlich interessant sein, aber sie kranken in meinen Augen daran, dass sie sich nicht natürlich anhand ihrer Erlebnisse weiterentwickeln, sondern anhand dessen, wie es gerade in die Geschichte passt, oft sehr sprunghaft und auf größtmöglichsten Überraschungseffekt angelegt. Manchmal kam es mir dann vor, als würde ich über zwei ganz verschiedene Personen lesen!

Max Tochter Jola ist zehn, wirkt aber oft wie eine taffe Erwachsene und kann auch dann noch erstaunlich klar denken, wenn jemand eine Pistole auf sie gerichtet hat und sie damit rechnen muss, jeden Moment erschossen zu werden. (Außerdem müsste sie gegen Ende eigentlich komplett traumatisiert sein, denn ihr stößt eine unsägliche Anzahl schlimmer Dinge zu.)

Die Gefühle der Protagonisten kamen bei mir oft nicht an. Mir wird zum Beispiel gesagt, dass Jola Panik empfindet, aber es wird mir nicht so gezeigt, dass ich es mitempfinden könnte.

Die Glaubwürdigkeit geriet für mich schnell ins Wanken. Vieles erschien mir viel zu überzogen, viel zu extrem, viel zu wenig plausibel. Die Menschen, die im Hintergrund die Strippen ziehen, wirken fast schon allmächtig.

Der Schreibstil wirkte auf mich... Durchwachsen. Oft einfach und eher flach, dann wieder mit übertrieben dramatischen, für mich nicht stimmigen Metaphern, und nur manchmal so packend und dicht-atmosphärisch, wie ich es aus seinen anderen Büchern in Erinnerung hatte.

Fazit:
Viele der angesprochenen Themen sind wichtig und interessant, vom gläsernen Menschen und "predictive policing" bis hin zu Pädophilie und Rehabilitation. Eine actionreiche Szene jagt die nächste, wobei jede zweite mit einem erzwungen dramatischen Höhepunkt endet: Tod! Verderben! Und dann zwei Szenen später meist die Entwarnung: oh, doch nicht... Auf Dauer raubte mir das jede Spannung, und auch die Glaubwürdigkeit nahm für mich im Laufe des Buches immer mehr ab. Auch die Charaktere erschienen mir nicht in sich stimmig.

Nach "Die Blutschule" ist nun leider auch "Das Joshua-Profil" für mich eine große Enttäuschung.

Source: mikkaliest.blogspot.de/2017/01/das-joshua-profil-von-sebastian-fitzek.html
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review 2016-08-23 10:20
Das Joshua Profil von Sebastian Fitzek
Das Joshua-Profil: Thriller - Sebastian Fitzek

Mein Name ist Max, Max Rhode und ich bin auf der Suche nach meiner Tochter. Denn jemand hat sie mir weg genommen, und spielt jetzt ein krankes Spiel mit mir. Ich bin nicht nur auf der Suche nach ihr, sondern gleichzeitig auf der Fluch vor der Polizei. Wenn meiner Tochter, Pflegetochter, etwas passieren sollte, werde ich zum Tier. Aber alleine kann ich das nicht schaffen darum verbünde ich mich mit dem Monster, meinem Bruder, mit dem ich eigentlich gar nichts mehr zu tun haben wollte. Aber dies ist die einzige Chance meine Tochter wieder zu finden und sie zu retten...

Der Anfang...

    Es sah aus wie in einem Klassenzimmer. Wie in einem ärmlichen Klassenzimmer, denn die ackerfarbenen Stühle mit den unzerstörbaren Metallkufen sowie die dazu passenden Pulte wirkten wie vom Flohmarkt zusammengekauft. Von Generationen von Schülern zerkratzt und abgewetzt und eigentlich längst ausrangiert, standen sie hier völlig fehl am Platz.


Meine Gedanken zum Buch
Ja, die Fitzekcovers sind so eine Sache, manchmal gefallen sie mir und passen meiner Meinung auch sehr gut zum Buch, manchmal frag ich mich, was das Cover mit der Geschichte zu tun hat. Auch dieses mal find ich es zwar okay, aber für mein Empfinden hätte man's vielleicht anders machen können. Wobei die Vernetzungen  die hier mit dem Fadenspiel schon symbolisch widergegeben sind. Also ja, es ist okay. Der Titel passt natürlich, denn es geht nicht nur um Max sondern vor allem um das Joshua Projekt, eine Maschine die Verbrechen vorhersagen soll.

Dann komm ich wie immer an dieser Stelle zum Schreibstil. Ich denke der hat sich in den letzten Jahren nicht verändert, er ist noch immer rassant, packend, spannend und manchmal gespickt mit Sarkassmus und Ironie. Schon seit dem ersten Buch bin ich Fitzek verfallen, mit seinen anschaulichen Sichtweisen der Geschichte, der gut recherchierten Psyche der Protagonisten...

Aber nun zum wichtigsten Teil, der Geschichte. Wieder hat Fitzek ein heiss disskutiertes Thema aufgegriffen. In diesem Roman geht es um Joshua, einer Maschine die Verbrechen vorhersagen soll. Dank all den Big-Datas, die wir alle Tag täglich ins weiter World Wide Web raus hauen, die einen mehr die anderen weniger, werden so nicht nur Verbrechen sondern auch Täter vorherberechnet um all das schreckliche nicht passieren zu lassen. So weit so gut mag man denken, doch so einfach ist es wahrscheinlich nicht. Wass wenn sich die Maschine irrt, oder der Faktor Mensch? Genau dieser Frage geht Fitzek nach, denn Max passiert genaus das. Die Maschine spuckt sein Name aus, er soll derjenige sein der seine Tochter was furchtbares antun will. Völlig entsetzt von diesen Fakten versucht Max, der bis jetzt auf keinster Weise kriminell aufgefallen ist, seine Tochter auf eigene Fraust wieder zu finden und gerät zwischen die Fronten. Zwischen jenen die umbedingt wollen das Joshuas Vorhersage stimmt und alles dafür tun um das auch so passieren zu lassen und jenen, die für die Freiheit sind und versuchen Max, trotz allem zu beschützen.

Fitzek hat in diesem Roman ein wirklich heikles Thema aufgegriffen das uns alle angeht. Wollen wier die totale Überwachung zu Gunsten unserer Freiheit und Privatsfähre, nur um die vermeintliche "Sicherheit" zu erlangen? Verbrechen und das Böse allgemein auzumerzen? Wenn ja, wo sind die moralischen Grenzen, die ethischen? Was passiert mit ungefilterten Daten, mit falsch interpretierten? Gibt es die 100% Sicherheit überhaupt? Ich denke nicht.

Auch das Thema Pädophilie kam hier vor. Und wie ich finde hat er auch dieses Thema sehr gut integriert. Und alles zusammen hat er gut zu einer Geschichte verpackt, wie immer ohne erhobenen Zeigefinger. Ein Spannendes Thema welches wir uns mal genauer anschauen sollten, denn in manchen deutschen Städten, in der Schweiz und sonst auch in den USA, ist so ein Programm schon im Einsatz wenn auch bei den meisten erst als Testgang. Auch wenn du selber immer denkst; "Ich hab ja nichts zu verbergen.", stell dir die Frage was passieren könnte... Ich fühle mich wirklich nicht sicherer, nur weil wir alle von einer Maschine überwacht werden. Und ehrlich, ich würde das auch gar nicht wollen, denn man kann auch damit Geld machen! Und wo geld im Spiel ist, wird es unsicher. Fragen über Fragen die sich während des lesens auftun.

Was die Protagonisten angeht, hat es Sebastian Fitzek geschafft wieder sehr interessante Menschen zu erschafen die seine Geschichte erzählen. Da wäre natürlich Max, der Pflegevater. Er wird da in eine Sache reingedrängt um die Erfolgsrate dieser Maschine zu beweisen. Er wird zur Marionette, auch wenn in den Augen der Akteure etwas früher als erwartet, aber die Zeit drängt. Es geht um viel Geld! Er ist eins ehr emotionaler Mensch, der für seine Familie sterben würde. Und somit ein hervorragender Protagonist!

Jola, die 13 jährige Pflegetochter. Ein cleveres, starkes Mädchen mit viel Grips. Sie ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen.

Dann noch Cosmo, der pädophiele Bruder von Max. Ein wirklich sympatischer Mensch. Ja, das ist er wirklich. Trotz allem was er getan hat schaffte es der Autor ihn menschlich darzustellen. Nicht durch den meist verzerrte Blick des Hasses auf diese Menschen. Und das fand ich wirklich sehr gut. Denn sie sind Menschen. Und ja, ich weiss das ich da wahrscheinlich bei manchen in ein Wespennest steche, wäre nicht das erste mal.

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