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review 2017-07-04 11:10
Die seltsamste Rezension, die ich je geschrieben habe
Harry Potter: Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Special Rehearsal Edition Script) - J.K. Rowling,John Kerr Tiffany,Jack Thorne,Anja Hansen-Schmidt,Klaus Fritz

Die Rezension zu „Harry Potter und Das verwunschene Kind“ ist vermutlich die seltsamste, die ich jemals geschrieben habe. Die ganze Situation ist maßlos seltsam. Bereits die Aussicht, nach all den Jahren ins Potter-Universum zurückzukehren, erst durch den Reread (gemeinsam mit meiner Schwester im Geiste Marina aka DarkFairy) und jetzt durch eine neue Geschichte, löste in mir eine wahre Flut verschiedener, teils gegensätzlicher Emotionen aus.

 

Als ich erfuhr, dass sich Joanne K. Rowling mit dem Drehbuchautor Jack Thorne und dem Theater-Regisseur John Tiffany zusammengetan hatte, um die „Harry Potter“ – Reihe mit einem Theaterstück weiterzuführen und dieses als Buch erscheinen sollte, war ich erst nicht sicher, ob ich es überhaupt lesen wollte. Vielleicht erging es einigen von euch ähnlich. Die Romane dieser Reihe sind mir heilig; sie sind ein bedeutender Teil meiner Kindheit, Jugend und meines erwachsenen Lebens. Der ursprünglich letzte Band „Harry Potter und Die Heiligtümer des Todes“ erschien 2007 – 2016, neun Jahre später, sollte es nun also eine Fortsetzung für die Bühne geben? Das erschien mir wie ein Sakrileg. Blasphemie. Hatten Jack Thorne und John Tiffany überhaupt eine Ahnung von „Harry Potter“? Wussten die beiden Männer, welches enorme Erbe sie antreten wollten und wie viel Verantwortung sie damit auf ihre Schultern luden? Potterheads sind empfindliche, verletzliche Wesen, deren Zorn furchtbar sein kann, beschmutzt man das Andenken an „ihre“ Bücher. Ich bin da keine Ausnahme. Die Geschichte des Zauberlehrlings ist für uns eben nicht nur eine Geschichte. Sie ist literarische Magie. Wir lachten, weinten, bangten mit Harry und wurden an seiner Seite erwachsen. Dieses ominöse Stück, „Harry Potter und Das verwunschene Kind“, musste schon verdammt gut sein, um der Erinnerung an Jahre der Liebe und Verbundenheit gerecht zu werden.

Was mich letztendlich überzeugte, das Bühnenstück doch zu lesen, war – neben purer Neugierde – Joanne K. Rowlings Mitarbeit. Ich dachte, wenn Harrys schriftstellerische Mutter das Projekt überwachte, für gut befand und darauf achtete, dass es sich homogen in die Reihe einfügte, konnte mein Risiko nicht allzu groß sein. Ich gestand ihr einen Vertrauensvorschuss zu und wollte daran glauben, dass sie niemals zulassen würde, dass Harry in diesem neuen Buch lächerlich gemacht würde. Sie kennt die Fans. Sie weiß, was Harry uns bedeutet. Ich bin überzeugt, dass er ihr mindestens genauso viel bedeutet. Also ließ ich mich auf das Experiment ein und kaufte „Harry Potter und Das verwunschene Kind“, womit es übrigens der erste Potter überhaupt ist, den ich selbst bezahlte.

 

19 Jahre ist es her, dass Harry Potter Lord Voldemort bezwang und die Welt rettete. Der verzweifelte Waisenjunge wurde erwachsenen. Er wurde ein überarbeiteter Ministeriumsangestellter, ein Ehemann, der Vater dreier Kinder. Harry liebt seine Familie, nur sein mittlerer Sohn Albus Severus bereitet ihm Sorgen. Albus ist nicht wie seine Geschwister James und Lily. Er ist anders und kann mit dem Vermächtnis seines berühmten Nachnamens nicht umgehen. Er will mit dem Erbe seiner Geburt nichts zu tun haben. Als ihn der Sprechende Hut bei seiner Aufnahme in Hogwarts nach Slytherin schickt und er sich ausgerechnet mit Scorpius Malfoy, Draco Malfoys Sohn, anfreundet, reißen die Gräben zwischen Vater und Sohn stetig weiter auf. Dunkle Zeichen werfen ihre Schatten am Horizont und plötzlich scheint es, als hole Harry die Vergangenheit ein. Wird er seinen Sohn vor den gleichen finsteren Mächten beschützen können, die einst auch sein Leben bedrohten? Oder ist die Kluft zwischen ihnen längst zu groß?

 

Als ich „Harry Potter und Das verwunschene Kind“ aufschlug, wusste ich, dass Harry nicht mehr derselbe sein würde. Der Held meiner Kindheit ist erwachsen geworden. Ich war bereit, ihn noch einmal ganz neu kennenzulernen. Ich freute mich darauf, seine Familie zu treffen, auf die ich am Ende des letzten Bandes „Harry Potter und Die Heiligtümer des Todes“ einen kurzen Blick werfen durfte. Tatsächlich beginnt „Das verwunschene Kind“ mit genau dieser hoffnungsfrohen, berührenden Szene in King’s Cross, in der Harry und Ginny ihre beiden Söhne am Hogwartsexpress verabschieden. Ich fühlte mich auf den älteren Harry vorbereitet. Worauf ich hingegen nicht vorbereitet war, ist das Konzept des Bühnenstücks. Es fiel mir unheimlich schwer, mich auf das Skript einzulassen und mich daran zu gewöhnen, dass die Geschichte aus vielen kurzen Szenen besteht, die die Handlung rasant vorantreiben. Mal davon abgesehen, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie diese rasche Abfolge von Szenenwechseln auf der Bühne umsetzbar ist, stotterte und stockte mein Kopfkino gewaltig. Ich war erst zu Beginn des zweiten Aktes wirklich drin, obwohl die Regieanweisungen erstaunlich umfangreich sind und beinahe an Prosa erinnern. Ich hatte das Gefühl, dass sich Joanne K. Rowling arg zurückhalten musste, um die Szenen nicht zu ausschweifend zu beschreiben. Grundsätzlich stört dieser Detailreichtum selbstverständlich nicht, doch ein Teil von mir begann sich schmollend zu fragen, wieso sie nicht gleich einen Roman schrieb, wenn sie so viel zu sagen hatte. Wieso ein Stück, mit all seinen Begrenzungen und Einschränkungen?

 

Die Geschichte fokussiert einerseits den erwachsenen Harry Potter und andererseits seinen komplizierten, mittleren Sohn Albus Severus. Der erste Akt rauscht durch Albus‘ erste Jahre in Hogwarts und zeigt, wie schwer er es sowohl in seiner Familie als auch in der Schule für Zauberei hat. Albus gehört nirgendwo richtig dazu; er ist anders als seine Geschwister und fühlt sich in Hogwarts nicht wohl. Er empfindet sich selbst als das berüchtigte schwarze Schaf. Er kann den Erwartungen, die in ihn als Sohn des berühmten Harry Potter gesetzt werden, nicht gerecht werden und erlebt seine Schulzeit daher als Außenseiter. Seine Freundschaft zu Scorpius Malfoy erschwert seine Situation zusätzlich, da über Scorpius grauenvolle Gerüchte kursieren und dieser ebenso ausgegrenzt wird wie Albus selbst. Ich mochte die beiden trotzdem sehr gern. Ich erkannte in Albus die Züge seines Vaters: sein gutes Herz, seinen Mut, seine Abenteuerlust, aber auch die Trotzhaltung, die Harry vor allem im fünften Band „Der Orden des Phönix“ an den Tag legte. Scorpius hingegen ist völlig anders als sein Vater. Ich sah in ihm nichts, was mich an Draco erinnerte – das könnt ihr durchaus als Kompliment werten. Angesichts der grausamen Dinge, die über Scorpius behauptet werden, finde ich, dass er sogar bemerkenswert gut geraten ist. Es überraschte mich nicht, dass Albus sich in die Freundschaft zu ihm flüchtet, weil er sich in seiner Familie missverstanden und ausgeschlossen fühlt.

 

Die Beziehung zwischen Albus und Harry brach mir fast das Herz. Es ist furchtbar traurig, dass sie überhaupt keinen Draht zueinander haben, obwohl sie sich so ähnlich sind. Marina, mit der ich mich während der Lektüre weiterhin alle 100 Seiten austauschte, bemerkte, dass Harry erneut beweist, wie wenig Einfühlungsvermögen er besitzt. Mein erster Impuls war, ihn heftig zu verteidigen, doch je länger ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, wie Recht sie hat. Es ist wahr, Harry ist überhaupt nicht in der Lage, sich in seinen „missratenen“ Sohn hineinzuversetzen. Es war, als würden sie in unterschiedlichen Sprachen permanent aneinander vorbeireden. Albus tat mir schrecklich leid, weil Harry in seiner Rolle als Vater in diversen Szenen kläglich versagt. Es ist nicht Albus‘ Schuld, dass er sich nicht mit seiner Familie identifizieren kann; es ist die Aufgabe seiner Eltern, ihm Liebe, Geborgenheit und Verständnis zu vermitteln.

 

Es war ein wenig befremdlich, wenn auch interessant, Hogwarts mit den Augen eines Protagonisten zu sehen, der sich dort nicht Zuhause fühlt. Ich bin so daran gewöhnt, die Schule als romantisiertes, idealisiertes Paradies für heimatlose, einsame Kinder wahrzunehmen, dass es mir schwerfiel, mich daran zu erinnern, dass es immer Schüler_innen gab, die Hogwarts nicht als Antwort auf ihre Gebete erlebten. Mobbing, Lästereien und fiese Gerüchte gehören ebenso zum Alltag wie der Unterricht. Harry erfuhr am eigenen Leib, wie gemein seine Mitschüler_innen sein konnten, doch die Ablehnung, die ihm entgegenschlug, hatte ja meist mit seiner speziellen Position innerhalb der Gemeinschaft von Zauberern und Hexen zu tun. Ich übersah dadurch, dass es durchaus Kinder gab, die ohne besonderen Grund gehänselt wurden, nur, weil sie anders aussahen, ärmer als die anderen oder tollpatschig waren wie Neville Longbottom. Severus Snape, Albus Severus‘ Namensvetter, war in Hogwarts vermutlich niemals glücklich und Draco Malfoy ebenfalls nicht. Es betrübt mich, dass sein Sohn das Gleiche erleben muss.

 

Inhaltlich ist „Das verwunschene Kind“ eine logische Fortsetzung der Originalreihe. Natürlich ist der Zeitsprung enorm – in den knapp 20 Jahren, die seit der Schlacht von Hogwarts vergingen, ist einiges passiert, doch das Universum wurde nicht vollkommen auf den Kopf gestellt. Im Gegenteil, Rowling verdichtet ihre Welt sogar weiterhin und offenbart das eine oder andere Detail, das bisher im Dunkeln lag. Es gefiel mir hervorragend, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht.
Die Handlung knüpft an ein altes Unrecht aus Harrys Teenagerzeit an, was ich einfach großartig fand, weil es meiner Meinung nach naheliegend und realistisch ist. Selbst nach all dieser Zeit lässt diese spezielle Wunde Harry keine Ruhe und belastet sein Gewissen schwer. Angesichts dessen, dass ich mich während des Rereads mental intensiv mit diesem Vorfall auseinandergesetzt habe und zu dem Schluss kam, dass dieser extrem wichtig für seine Entwicklung war, wunderte es mich überhaupt nicht, dass Harry noch immer unter den Erinnerungen leidet. Er hat sich nie verziehen, was damals geschehen ist.

 

Diese Empfindungen sind der Ausgangspunkt der Ereignisse des Stücks, die in der Folge zu den für die „Harry Potter“ – Bände typischen turbulenten Verwicklungen führen. Action, Humor, Dramatik, philosophische Tiefe, Kreativität und große Emotionen ergeben erneut die Mischung, die ich seit meinem neunten Lebensjahr liebe. Es war fabelhaft, alte Bekannte wiederzutreffen und zu sehen, was aus ihnen geworden ist, obwohl nicht alle Lebensläufe meinen Erwartungen entsprachen. Harry zum Beispiel ist beruflich wesentlich erfolgreicher, als ich angenommen hatte und Hermine… Hermine ist noch immer außergewöhnlich. Belassen wir es dabei. ;) Der einzige, mit dessen Rolle ich unglücklich war, ist Ron. Wo ist der loyale, gutherzige Junge geblieben, der für seine Freunde über Leichen gehen würde? Ich habe ihn kaum wiedererkannt, denn in „Das verwunschene Kind“ ist er zum lächerlichen Kaspar verkommen, über dessen Scherze niemand wirklich lachen kann. Er ist der vermeintlich witzige Sidekick, der am laufenden Band unpassende Kommentare absondert. Ich finde das ungerecht, weil er diese Position meines Erachtens nach nicht verdient. Ron ist Harrys bester Freund, kein seichter Möchtegern-Witzbold.

 

Ich habe für „Harry Potter und Das verwunschene Kind“ gerade mal 2 Tage gebraucht. Kaum angefangen, war ich schon wieder durch. Schwupps. Ich muss gestehen, es ging mir zu schnell. Die Geschichte war zu kurz. Ich weiß, ich weiß, das liegt daran, dass es ein Stück ist, aber wie bereits erwähnt, sagt mir dieses Konzept grundsätzlich nicht zu. Ich vermute, dass Jack Thorne und John Tiffany damals an J.K. Rowling herantraten, nicht andersherum und die Geschichte deshalb genau auf die Bühne zugeschnitten ist – aber ich bin irgendwie ein bisschen enttäuscht. Was hätte Rowling aus diesem Stoff herausholen können, hätte sie sich für einen Roman entschieden? Wir hätten garantiert wieder einen 600 Seiten – Wälzer vorgesetzt bekommen. Ich kann einfach nicht leugnen, dass mir das besser gefallen hätte. Ich hätte mich gern zum Abschluss noch einmal richtig im Potter-Universum gesuhlt, wäre gern ganz tief eingetaucht und hätte jeden Satz so lange ausgekostet, bis quasi nichts mehr von ihm übrig wäre. Durch den Rahmen des Schauspiels ging das nicht, weil das Tempo und die Taktung vollkommen anders sind, eben an die Bühne angepasst, auf zwei Abende der Unterhaltung ausgelegt. Es ist nicht die Geschichte an sich – die gefällt mir sehr, aber ich bin überzeugt, dass ich von einem Roman mehr gehabt hätte. Schade. Trotzdem, sollte das Stück jemals nach Deutschland und Berlin kommen, werde ich es mir ansehen.

 

Insgesamt bin ich glücklich mit „Harry Potter und Das verwunschene Kind“. Vielleicht hätte es diese Fortsetzung nicht unbedingt gebraucht, vielleicht war sie nicht notwendig, doch ich finde, das Stück ist inhaltlich eine angemessene Ergänzung der Originalreihe und für wahre Potterheads ein Muss. Ich bin allerdings traurig, dass es nun endgültig vorbei ist. Der Abschiedsschmerz lastet schwer auf meinem Herz. Ich möchte Harry nicht Lebewohl sagen. Wobei, eine kleine Chance besteht. Bei J.K. Rowling weiß man ja nie. Möglicherweise packt es sie eines Tages doch noch mal. Ich bin sonst kein Fan davon, eine Geschichte ewig weiterzuführen und ihr nicht den Abschluss zu gönnen, den sie verdient, aber in diesem Fall… Ich liebe das Universum einfach zu sehr. Ich möchte zurückkehren. Ich möchte neue Abenteuer. Aber dann bitte als Roman.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/07/04/joanne-k-rowling-jack-thorne-john-tiffany-harry-potter-und-das-verwunschene-kind
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review 2014-05-22 16:43
Fantastische Elemente versus Wissenschaft - ein spannendes Kinderbuch!
Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt - Tom Llewellyn,Petra Sparrer

Das Kinderbuch, das ich euch heute vorstellen möchte, birgt eine wirklich schräge (Wortwitz), spannend erzählte Geschichte hinter einem Cover, das mich buchstäblich aus den Socken gehauen hat. Ich liebe dieses Cover, ganz ehrlich! Ich könnte es stundenlang betrachten, weil es die Grundidee des Buches so farbenprächtig und innovativ wiedergibt. Hach, einfach toll. Doch nun möchte ich euch erst einmal berichten, worum es in »Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt« geht. Dieser Titel ist doch wohl der absolute Knaller, oder?

 

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Haus 1418 ist schräg, in mehrfacher Hinsicht!

 

Jacob und Charlie ziehen gemeinsam mit ihrem Großvater und ihren Eltern in Haus Nummer 1418 in der Stechpalmenstraße, einer etwas merkwürdigen Wohngegend. Haus Tilton, wie das Schild am Eingang verlauten lässt, ist ein – wie soll ich sagen – im wahrsten Sinne des Wortes schräges Zuhause: Alle Böden im Haus sind um 3° Grad geneigt und sämtliche Wände, Decken, sogar die Treppengeländer sind mit seltsamen Formeln, Gleichungen und Diagrammen übersät. Der Besitzer, ist vor kurzem verstorben, lebte sehr zurückgezogen und hat sich zuletzt nicht mehr aus seinen vier Wänden bewegt. Familie Hensley kann sich das Haus mit dem Gehalt von Vaters Museumsjob und Mutters Halbtagsjob im Schulsekretariat gerade so leisten und versucht mit ein wenig Farbe an der Außenfassade Gemütlichkeit in ihr neues Zuhause zu bringen. Doch sie sind nicht alleine. Eine Rattenfamilie beansprucht das Domizil des 70jährigen Vorbesitzers  ebenfalls für sich. Das sind jedoch keine gewöhnlichen Ratten, Papa Ratte, der auf den Namen Mr. Daga hört, kann nämlich sprechen und ist sehr erbost, als das jüngste Familienmitglied versehentlich umgebracht wird. Was erlauben sich diese Menschen, einfach in ihr Haus einzuziehen! Doch das ist nicht das einzige Unglück, welches die frisch in Haus Nr. 1418 gezogene Familie miterleben muss. Seltsame Dinge gehen vor sich, die etwas mit zwei rabenschwarzen Geiern, Unsichtbarkeit, Nachbarsmädchen Lola, Wachstumspulver und einem Schatz zu tun haben…

 

Traumhafter Anblick!

 

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Ist das nicht ein wundervoller Anblick? Ich finde dieses Cover grandios schön ♥

Seht euch dieses Cover an, das ist doch ein klarer Kandidat für meine Coverjuwelen, findet ihr nicht auch? Eine erfrischend kreative Farbkombination sowie eine sehr gelungene Kombination aus Illustration undtypographischen Spielereien machen dieses Titelbild einfach perfekt. Das ist ein richtiges Schmuckstück in meinem Bücherregal und wird dort nicht nur mit seinem Buchrücken zu sehen sein. Auch die schwarz-weißen Illustrationen, welche sich oberhalb der Kapitelüberschriften befinden, sind sehr gelungen und runden den Look ab. Interessant finde ich, wie die kreativen Köpfe hinter den Verlagskulissen die zahlreichen Formeln und Phrasen auf den Wänden des Hauses typographisch hervorhoben. Beim Lesen entdeckte ich sehr oft Sätze, die durch eine feine, wie Handschrift wirkender Schriftart betont wurden und so einen zusätzlichen Blickfang bilden. Da merkt man, wieviel Liebe zum Detail in diesem Buch steckt! 

 

Das Titelbild der englischen Hardcoverausgabe gefällt mir nicht ganz so gut. Die Farbgebung ist deutlich wärmer; die Illustrationen des englischen Covers sind schön, der Stil eher scherenschnittartig. Die kühlen Farbtöne passen meiner Meinung nach jedoch besser zum schaurigen Thema, aber das ist wie immer natürlich Geschmackssache.

 

Fantastische Elemente versus Wissenschaft

Ein Sonnenstrahl schien kraftvoll durch die offene Tür und ließ die umherwirbelnden Staubteilchen aufleuchten. Als meine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, fiel mir etwas auf. Mit Füller und Bleistift gekritzelte Worte, Ziffern, Diagramme und Zeichnungen bedeckten die Wände, die Geländer und fast den ganzen Boden. – Seite 8

Die Hensleys müssen sich an ihr neues, ungewöhnliches Zuhause erst einmal gewöhnen. Eigentlich ist das eine ganz normale Familie, die fünf könnten deine Nachbarn sein.  Wir sprechen hier nicht von Zauberern oder Hexen. Das sind Menschen wie du und ich, mitten aus dem Leben gegriffen. Der einzige Unterschied: Sie leben eben in einem sehr seltsamen Haus, das von außen betrachtet noch nicht so auffällig erscheint, doch hinter Wänden, unter Teppichen, in engen Nischen und selbst auf dem Dachboden für einige Überraschungen sorgen wird. Und sprechende Ratten sind da noch das harmloseste Phänomen! ;-)

 

Eine ganz normale Familie in einem ungewöhnlichen Zuhause

 

Vater Hensley ist der kreative und kunstverliebte Kopf der Familie, liebt seinen Job in einem Museum, während Mama Hensley mit ihrem Halbtagsjob im Schulsekretariat ein wenig Geld zum nicht ganz so prall gefüllten Portemonnaie beisteuert. Auch die Kinder Charlie und Jacob, aus dessen Ich-Perspektive die Geschichte geschildert wird, bietet reichlich Identifikationspotential für die junge Leserschaft. Man möchte schnell Jacobs bester Freund sein, und mit ihm gemeinsam die Geheimnisse des schiefen Hauses erkunden, durch den engenTrau-dich-ganz-nach-oben-Raum im Dachgeschoss kriechen und verborgene Schätze entdecken. Oder dem Geheimnis all dieser Kritzeleien auf der Tapete auf die Spur kommen! Dabei bringt der Autor den jungen Leser auf spannende und kindgerechte Weise mit der Welt der Zeitreisen, physikalischen Gesetzmäßigkeiten und mathematischen Gleichungen ein.  Wissenschaft vermischt mit Fiktion sorgt hier für spannende Aha-Erlebnisse, die verblüffen und dafür sorgen, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Tom Llewellyn verblüfft mit seinem Ideenreichtum und ich bin wirklich gespannt, was er in Zukunft noch so aus seinem schrifstellerischen Hut zaubern wird.

Biologische akustische
Informationsübertragung.
Klang und Bedeutung.
Zungenschnalzen versus Quieken. – Seite 20

Was den Namen des Autors betrifft, musste ich meine Neugier befriedigen und habe ein wenig im Internet nachgeforscht. Dabei fand ich heraus, dass Tom einen Namensvetter namens Thomas Llewellyn hat; ein theoretischer Physiker und angewandter Mathematiker, welcher Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurde. Ob das ein spannender Zufall ist? Vielleicht holte sich der Autor ja hier ein wenig Inspiration für die wissenschaftlich angehauchten Aspekte des Buches?

 

Packend bis zur letzten Seite!

 

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Der erfrischende, packende Erzählton nimmt junge wie erwachsene Leser einfach an die Hand und zieht sie mitten hinein in ein spannendes, gruseliges und oft sehr lustiges Abenteuer. Sympathiepunkte sammelt Familie Hensley bei mir allein schon durch den Umstand, dass sie erst einmal Buchstapel unter die Möbel legten, um die Schräge der Räume auszugleichen. Keine Sorge, den Büchern passiert dabei bestimmt nichts. Doch auch der emotionale und ernstere Teil des Plots wusste mich zu begeistern. Die Auflösung rund um Haus Tilton auf den letzten etwa 50 Seiten des Buches überrascht, bewegt und schließt die Geschichte mit einem sehr zufrieden stellenden Ende ab.

 

Dieses Kinderbuch ist wirklich pures Vergnügen und versetzt mich zurück in meine eigene Kindheit, als ich noch Höhlen aus Stühlen und Wolldecken baute oder Schatzkarten zeichnete. Tom Llewellyn schrieb »Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt« zwar als Standalone, doch ich könnte mir durchaus vorstellen, in weiteren spannenden Geschichten rund um Haus Nummer 1418 in der Stechpalmengasse zu schmökern. Das wollte ich genauer wissen und darum habe ich Tom Llewellyn einfach mit ein paar Fragen gelöchert. Da die Antwort noch ein wenig auf sich warten lässt, veröffentliche ich das kleine Interview etwas später separat. Ich hoffe, das klappt so wie ich es mir wünsche :-)

 

Mein FazitEin spannendes, schaurig-schönes Abenteuer, welches ich kurz nach dem Beenden zunächst mit vier Monsterpunkten bewerten wollte. Einen Tag später, nachdem ich es etwas sacken ließ, betrachtete ich das Cover, ließ das Gelesene noch einmal Revue passieren, erinnerte mich mit einem Schmunzeln an so manche witzige Situation und dachte an die gefühlvollen Momente, die Auflösung und das Ende, das dieses Kinderbuch einfach rundherum gelungen abschließt. Nein, dieses Buch mit seinem außergewöhnlichen Titel hat die volle Punktzahl verdient. Darum hebt das gelbe Lesemonster nun fröhlich sein Schildchen hoch und verkündet lautstark: 5 Monsterpunkte für ein tolles, ein wenig – im wahrsten Sinne des Wortes – schräges Kinderbuch, das ich euch allen wärmstens ans Herz legen möchte, großen wie kleinen Schatzsuchern!

 

Bewertung: 5 Lesemonster-Punkte

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review 2012-06-17 00:00
Sprechende Männer: Das ehrlichste Buch der Welt - Maxim Leo,Jochen-Martin Gutsch Während ich in Bielefeld gewohnt habe, habe ich an manchen Wochenenden exzessiv WDR 2 gehört. Und an einem Sonntag Mittag haben sie auf WDR 2 das Buch „Sprechende Männer“ vorgestellt. Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch sind beides Männer um die 40. Sie sind auf dieselbe Schule gegangen, kannten sich als Kinder aber nicht enger und verloren sich dann aus den Augen. Nach vielen Jahren finden sie sich dann plötzlich als Kollegen wieder und ein Redakteur macht ihnen das Angebot, ein Gespräch zu führen.

„Zwei Männer, die ein Frauengespräch führen. Klasse!“ Und so fangen die beiden an, sich jeden Tag Mails zu schreiben, unendlich viele Mails, sie führen ein E-Mail-Gespräch. Und über was unterhalten sich „sprechende Männer“ so? Man darf verraten: Es geht nicht ein einziges Mal um Fußball oder Autos. Es geht um Frauen, um Liebe, um Sehnsucht und ob man(n) welche haben sollte. Es geht um Gefühle und Sex, um Bindungsangst, um die Angst, etwas zu verpassen, die Angst, ein langweiliges Leben zu führen.

Dieses Gespräch verspricht viele Klischees, da Maxim schon seit 17 Jahren mit derselben Frau zusammen ist. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder, ist verantwortungsvoller und treusorgender Familienvater. Und dann ist da Jochen, der mit 39 immer noch überzeugter Single ist und sehr glücklich damit. Er möchte sich eigentlich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen, möchte sich von den ganzen „Pärchen-Menschen“ nicht missionieren lassen. Teilweise konnte ich Maxims Meinung besser nachvollziehen, allerdings konnte ich Jochen sehr gut verstehen, als er berichtete, wie er von allen möglichen Leuten immer als „unfertig“, als komisch angesehen wird, als jemand, dem etwas entscheidendes fehlt im Leben, nur weil er keine Frau und keine Familie hat und das eigentlich auch gar nicht will. Nur manchmal, da hat er solche „Sehnsuchts-Anfälle“, die sind dann aber auch schnell wieder vorbei.

Und Maxim, der ist überzeugter Monogamist und ist glücklich mit seinem Leben. Er bekommt zwar, wenn er einkaufen gehen soll, Zettel mit genauen Anweisungen, die in Ausrufezeichen enden, geschrieben und an manchen Tagen auch ganze To-do-Listen, aber er liebt seine Frau Catherine und kann sich nicht vorstellen, eine andere Frau zu lieben. Er lässt sich da von Jochen auch nicht einreden, sein Leben sei Langweilig, nur weil es viele Rituale beinhaltet.

Ich fand es sehr unterhaltsam und spannend, diesem sehr ausführlichen Männergespräch zu lauschen, mir hat das Buch sehr gut gefallen und mich stellenweise sehr sentimental und rührselig gemacht. Ich kann nur jedem empfehlen, es auch zu lesen – es lohnt sich!
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