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review 2019-10-23 11:24
Auf Nimmerwiedersehen, Rachel
Blutsbande (The Hollows, #10) - Kim Harrison

„Blutsbande“ ist für mich der letzte „Rachel Morgan“-Band. Ich breche die Reihe ab. Ich habe wirklich versucht, mit der Protagonistin Rachel auszukommen, aber es funktioniert nicht. Wir passen nicht zusammen. Ein geeigneter Moment, um zurückzuschauen und euch zu erzählen, wie die Reihe entstand. Der erste Band „Blutspur“ begann als Kurzgeschichte, die Kim Harrison schrieb, als sie unter ihrem echten Namen Dawn Cook veröffentlicht werden wollte. Anfang der 2000er war der Kurzgeschichtenmarkt äußerst bizarr. Harrison wusste, dass sie dieses Level niemals erreichen würde, also schrieb sie die merkwürdigste Szene, die ihr einfallen wollte, steckte eine Hexe, einen Pixie und eine Vampirin in eine Bar und wartete ab, was passierte. Ihre Kurzgeschichte trug den Titel „Life is a Bowl of Cereal“ und wurde später das erste Kapitel von „Blutspur“. Obwohl ich es sympathisch finde, dass „Rachel Morgan“ ihren Anfang mit einer Trotzreaktion nahm, hindert es mich dennoch nicht daran, Rachel nun Lebewohl zu sagen.

 

Endlich ist Rachel Morgan die haltlosen Vorwürfe des Hexenzirkels los. Dummerweise bringt ein offizieller Status als Dämon allerdings haufenweise bürokratische Unannehmlichkeiten mit sich. Rachel darf nicht mal Autofahren. Deshalb überlegt sie nicht lange, als ihr die Inderland Security einen Deal anbietet: hilft sie ihnen dabei, eine grausige Mordserie aufzuklären, bekommt sie ihren Führerschein zurück. Die ritualisierten Morde weisen auf dämonische Aktivitäten hin, Rachel erkennt jedoch schnell, dass die Tatorte inszeniert sind. Nicht von Dämonen, nicht von Inderlandern, sondern von Menschen. Eine radikale Hassgruppe entführt Hexen und experimentiert mit ihnen, um einen Weg zu finden, alle Übernatürlichen vom Antlitz der Erde zu tilgen. Bisher ohne Erfolg. Bisher. Denn jetzt, da Rachel die Ermittlungen übernommen hat, befindet sich die eine Zutat, die dazu beitragen könnte, alle Inderlander auszulöschen, in greifbarer Nähe: Rachels Blut …

 

Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass meine Entscheidung, „Rachel Morgan“ nach „Blutsbande“ abzubrechen, meine Lektüre nicht beeinflusst hätte. Natürlich hatte das Auswirkungen auf meine Wahrnehmung des zehnten Bandes. Mich interessierte nicht mehr wirklich, was ich da las. Ich wollte es lediglich hinter mich bringen, um mich endlich von Rachel verabschieden zu können. Daher empfand ich kaum emotionale Resonanz. Mein Herz machte ein Nickerchen und wachte ausschließlich auf, wenn Rachel mich mal wieder auf die Palme brachte. Mein Kopf hingegen war hellwach und erkannte säuerlich, dass „Blutsbande“ genau dieselben Probleme aufweist wie bereits die Vorgängerbände. Es hat sich nichts geändert. Rachel lässt sich in Konflikte hineinziehen, die eigentlich nicht die ihren sind und macht durch ihre Anwesenheit alles nur noch schlimmer. Und wofür das alles? Wofür setzt sie durch ihre Involvierung in einen unnötig komplizierten, sehr weit hergeholten und übertrieben dramatisierten Kriminalfall die Zukunft aller Inderlander aufs Spiel? Für ihren Führerschein. Sie will Autofahren. Wurde jemals ein banalerer Grund für die Teilnahme an einer Mordermittlung erfunden? Die Inderland Security ist auf ihre Hilfe angewiesen, sie hätte alles verlangen können – aber nein, Rachel möchte einfach wieder hinterm Steuer sitzen. Was für ein Humbug. Vielleicht sah sogar Kim Harrison ein, dass Rachels Motivation bestenfalls fragwürdig ist und dichtete deshalb ein Erpressungsszenario und eine versehentliche Entführung dazu. Ich hatte das Gefühl, dass sie Rachel krampfhaft in den Fall verwickeln wollte und deshalb ständig neue künstliche Verbindungen herstellte. Da ihr dieses Drama aber offenbar immer noch nicht ausreichte, eröffnete sie einen überflüssigen Nebenschauplatz, der mich erst recht aufregte. Dieser Nebenschauplatz heißt Wayde. Solltet ihr euch jetzt fragen, wer zum Teufel Wayde ist, keine Sorge, mir erging es ebenso. Wayde ist Rachels Bodyguard, der irritierenderweise nie richtig vorgestellt wird. Kim Harrison behandelte ihn, als wäre er schon immer Teil der Geschichte, als müsste ich ihn kennen, doch ich kann mich nicht daran erinnern, ihm vor „Blutsbande“ begegnet zu sein. Damit hätte ich mich durchaus abfinden können, woran ich mich allerdings massiv störte, war die Art und Weise, wie Rachel sich ihm gegenüber verhält. Sie ist ja grundsätzlich nicht für ihre souveränen sozialen Kompetenzen bekannt, aber an Waydes Stelle hätte ich sofort gekündigt. Erst unterstellt sie ihm, dass er seinen Job nicht beherrscht, spricht ihm jegliche Kompetenz ab und ist trotz seiner Natur als Werwolf felsenfest überzeugt, dass sie ihm überlegen ist. Dann beweist er ihr, dass er sehr wohl weiß, was er tut und plötzlich beschwert sie sich, dass er „ihre Freiheit einschränkt“. Meine Güte, Rachel. Lass den armen Mann doch in Ruhe.

 

Aus, Ende, vorbei. „Blutsbande“ war definitiv mein letztes Abenteuer mit Rachel Morgan und ich weine ihr keine Träne nach. Drei Bände lang habe ich mich nur über sie aufgeregt und geärgert – ich bin erleichtert, dass wir jetzt getrennte Wege gehen. Ich denke, ich bin der Reihe „Rachel Morgan“ einfach irgendwann entwachsen. Kim Harrison gelingt es nicht mehr, meine inhaltlichen Ansprüche zu erfüllen. Ich finde ihre Protagonistin unerträglich anstrengend und hysterisch; die Handlung erscheint mir oft umständlich, nicht plausibel und übertrieben dramatisch. Erstaunlicherweise nehme ich ihr das allerdings nicht übel. Im Gegensatz zu Rachel ist mir Harrison durchaus sympathisch, es ging mir lediglich auf, dass wir literarisch nicht auf einer Wellenlänge schwingen und es vermutlich auch nie werden. Sie setzt andere Prioritäten als ich. Es hätte keinen Sinn, mich nur deshalb weiter durch „Rachel Morgan“ zu quälen, um die Reihe abzuschließen. Ich fühle mich mit diesem Abbruch wohl und verabschiede mich von Kim Harrison ohne Groll. Rachel hingegen … Die kann bleiben, wo der Pfeffer wächst.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/10/23/kim-harrison-blutsbande
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review 2019-02-27 08:48
Habe ich das Buch überhaupt gelesen?
The Breedling and the City in the Garden (The Element Odysseys) - Kimberlee Ann Bastian

Kennt ihr die irische Legende von Stingy Jack? Vielleicht kennt ihr ihn als Jack O’Lantern, zu dessen Ehren an Halloween Kürbislaternen aufgestellt werden. Der Sage zufolge trickste Jack den Teufel am Abend vor Allerheiligen aus, sodass dieser niemals seine Seele beanspruchen würde. Als Jack starb, wiesen ihn sowohl Himmel als auch Hölle ab. Er wurde auf die kalte, dunkle Erde zurückgeschickt, um dort auf ewig unter den Sterblichen zu wandeln. Aber der Teufel hatte Mitleid mit ihm und schenkte ihm ein Stück Kohle, das Jack in einer ausgehöhlten Rübe aufbewahrte. Daraus leitete sich der Volksglaube ab, dass eine Rüben- oder Kürbislaterne vor dem Teufel und bösen Geistern schützt. Außerdem inspirierte die Legende die Autorin Kimberlee Ann Bastian dazu, ihren Debütroman „The Breedling & The City in the Garden“ zu schreiben, Auftakt der Reihe „The Element Odysseys“, den ich als Rezensionsexemplar via Netgalley erhielt.

 

Jahrhundertelang kannte Bartholomew nur die Grenzen seines Käfigs, in den ihn seine Meister als Strafe für seinen Ungehorsam sperrten. Der unsterbliche Seelenfänger traf eine Wahl. Er wählte den Widerstand, um ein Geheimnis zu schützen. Seiner magischen Kraft beraubt siechte er in seinem Gefängnis dahin, ohne Hoffnung auf Freiheit. Bis sich unerwartet eine Tür in die menschliche Welt öffnete und Bartholomew sich in einem Inferno wiederfand. Desorientiert und traumatisiert wäre er in den Flammen des brennenden Waisenhauses gestorben, hätte ihn nicht der junge Charlie Reese gerettet. Nun sind ihre Schicksale verknüpft. Unter Charlies Führung versuchen sie, in Chicagos Straßen der 30er Jahre einen Hinweis auf Bartholomews ursprüngliche Mission und das Geheimnis zu aufzuspüren, das er von seinen Meistern bewahrte. Doch Gefahren lauern an jeder Ecke und schon bald muss Bartholomew entscheiden, ob er bereit ist, für seinen Auftrag Charlies Seele zu riskieren.

 

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob meine Inhaltsangabe den Kern von „The Breedling & The City in the Garden“ erfasst. Ich weiß es nicht, weil ich nur eine vage Vorstellung davon habe, worum es in diesem historischen Urban Fantasy – Roman geht. Die Lektüre war eine absurde Verschwendung meiner kostbaren Lesezeit. Ich habe aus dem Klappentext auf Goodreads mehr über den Inhalt der Geschichte erfahren, als durch das Buch selbst. Meinem Empfinden nach wollte Kimberlee Ann Bastian besonders pfiffig sein und die Grundpfeiler ihres Reihenauftakts sehr subtil vermitteln – so subtil, dass ich sie nicht finden konnte. In meinem Kopf herrscht ein wildes Durcheinander verschiedener Elemente und Momentaufnahmen, an die ich mich erinnere, aber ich bin nicht fähig, sie zu einem konsistenten Gesamtbild zu kombinieren oder sie mit der Legende von Jack O’Lantern in Zusammenhang zu bringen. Ein dauerhaftes Ärgernis war Bartholomew, den ich mir von Anfang an völlig anders vorgestellt hatte. Die kleine Kröte ist ein Kind. Ich dachte, ich bekäme es mit einem zwielichtigen, erwachsenen Magier und Seelensammler zu tun. Ich war wie vom Donner gerührt, als er sich als etwa 8-jähriger Junge entpuppte. Nun könnte man argumentieren, dass er nur äußerlich ein Kind, in Wahrheit aber unsterblich und uralt ist. Dem muss ich vehement widersprechen. Bartholomew ist definitiv kindlich. Ein sensationell anstrengendes, bedürftiges und hilfloses Kind. Der arme Charlie tat mir schrecklich leid, weil er ihn ertragen musste. Ich mochte den 17-jährigen gern, aber meinem Verständnis von „The Breedling & The City in the Garden“ half das leider nicht. Die Handlungen, Entscheidungen und Reaktionen aller Figuren gaben mir Rätsel auf. Dafür, wie dialoglastig das Buch ist, wird schockierend wenig offenbart. Es gibt kaum Szenen, in denen sich niemand unterhält, was mir unfokussiert und langatmig erschien. Ich musste wichtige Informationen Krümelchen für Krümelchen aus dem stetigen Strom überflüssigen Geblubbers herausfiltern. Ein passendes Beispiel: Bartholomew fragt Charlie, wieso er im Waisenhaus war, was mit seinen Eltern geschah. Statt einfach die Frage zu beantworten, lässt sich Charlie erst einmal lang und breit über die Persönlichkeiten seiner Mutter und seines Vaters aus. So ist das ganze Buch: eine enervierende Abfolge zielloser Gespräche vor einer schemenhaften Kulisse. Die Atmosphäre der 1930er Jahre in Chicago kam überhaupt nicht rüber; ich könnte nicht einmal sagen, zu welcher Jahreszeit „The Breedling & The City in the Garden“ spielt. Von der Parallelwelt, aus der Bartholomew stammt, mal ganz zu schweigen. Über diesen nebulösen Ort erfuhr ich gar nichts. Ich vermute, dass die Entitäten, die wir als Elemente kennen, also Feuer, Erde, Wasser und Luft, laut Kimberlee Ann Bastians Entwurf Wesen aus dieser Parallelwelt sind, die in der menschlichen Realität dann zu entscheidenden Akteuren des christlichen Glaubens wurden. Das Feuer ist der Teufel, so in der Art. Klingt verdreht und unnötig kompliziert? Goldrichtig. Irgendwie besteht eine Verbindung zu Bartholomew, er muss irgendwas tun – ich habe keinen Schimmer, was. Ich weiß weder, wieso genau er gefangen war, noch welches Geheimnis er schützte oder was das alles mit Charlie zu tun hat. Aber es ist mir auch vollkommen egal.

 

Ich habe noch nie eine Rezension über ein Buch geschrieben, über das ich so wenig wusste wie über „The Breedling & The City in the Garden“. Es fühlt sich an, als hätte ich es gar nicht gelesen. Dieser Reihenauftakt ist unzusammenhängend, wirr und konfus. Ich musste mich durchquälen, war abwechselnd gelangweilt und genervt. Meiner Ansicht nach handelt es sich bei diesem Debüt um ein weiteres Rezensionsexemplar, das noch viel zu roh und unausgereift ist, um es Leser_innen vorzusetzen. Ich konnte nicht einmal erkennen, was Kimberlee Ann Bastian eigentlich erreichen wollte. Ich muss euch daher raten, einen weiten Bogen um „The Breedling & The City in the Garden“ zu machen und euch die Reihe „The Element Odysseys“ zu ersparen.

 

Vielen Dank an Netgalley und den Verlag Wise Ink Creative Publishing für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/02/27/kimberlee-ann-bastian-the-breedling-the-city-in-the-garden
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review 2018-05-25 10:00
Das Beste war der Dämon
The Dark of the Moon - E.S. Bell

Jeden Tag erinnert das Loch in ihrer Brust Selena Koren daran, dass sie die Gunst ihres Gottes verlor. Eisige Kälte flutet ihren Körper bei jedem Atemzug. Seit 10 Jahren kennt sie keine Wärme – seit sie 400 unschuldige Leben opferte, um Lunos‘ Krieg mit den Zak’reth zu beenden. Sie setzte ihre beträchtliche Macht als Paladin ein und zahlt einen hohen Preis dafür. Sie würde beinahe alles tun, um die schreckliche Wunde zu schließen. Doch kann sie es verantworten, für ihren Orden der Aluren zur Attentäterin zu werden und zwei dunkle Priester der Bazira zu töten? Widerwillig übernimmt Selena die Quest, nicht ahnend, dass sie bald selbst zur Beute wird.
Sebastian Vaas ist der beste Assassine in ganz Lunos. Der Zak’reth-Krieg nahm ihm seine Familie, schenkte ihm jedoch die Erkenntnis, dass er sein Talent teuer verkaufen kann. Nach einem Jahrzehnt des Blutvergießens plant Sebastian, sich zur Ruhe zu setzen. Ein letzter Job soll seinen Ruhestand sichern. Der Orden der Bazira heuert ihn an, um einen Paladin der Aluren auszuschalten. Als er erfährt, dass Selena sein Ziel ist, die gefallene Heldin, die hunderte der Zak’reth in den Tod schickte, zögert er. Aber eine Unbekannte wird ihn nicht von seinem Ruhestand abhalten. Er nimmt den Auftrag an.
So beginnt eine wilde Jagd, die Selena und Sebastian quer durch das Inselreich führt. Zu spät begreifen sie, dass sie beide lediglich Bauern in einem viel größeren Spiel sind – und der Einsatz ist Lunos‘ Schicksal.

 

„The Dark of the Moon“ verwandelte mich in Dornröschen. Es langweilte mich in einen 100 Jahre andauernden Tiefschlaf. Meine Güte, war das vielleicht ÖDE. Meine Augen werden immer noch glasig, wenn ich an die Lektüre zurückdenke. Sofort stellt sich das Bedürfnis ein, einfach zur Seite zu kippen, um auf der Stelle einzuschlafen. Wie gelang es E.S. Bell, aus einer spannenden Ausgangsidee ein dermaßen dröges Buch zu kreieren? Wie ist es möglich, dass mir sogar eine Verfolgungsjagd mit Zombie-Meerjungfrauen lediglich ein müdes Gähnen entlockte? Ich glaube, der Großteil meiner Probleme hing damit zusammen, dass der Reihenauftakt äußerst vorhersehbar ist, aber bis die Autorin den erwarteten Punkt erreicht, dauert es entsetzlich lang. Sie schlachtet Szenen und Situationen bis zum Bersten aus, wodurch die Handlung qualvoll langatmig ist und nur stockend Fortschritte macht. Sie stockte vor allem dann, wenn ein Dialog ins Spiel kam, was oft der Fall war, denn „The Dark of the Moon“ ist dialoglastig. Per se ist das nicht negativ, doch leider sind ihre Dialoge vollkommen hölzern und finden im luftleeren Raum statt. Wird sich unterhalten, interagiert plötzlich niemand mehr mit der Umgebung. Die Autorin beschreibt Gespräche nur, statt sie natürlich in die Handlung zu integrieren. Dadurch entstand der Eindruck interaktiver Löcher, die meine visuelle Vorstellungskraft stark beeinträchtigten. Ich kann allerdings generell nicht behaupten, dass ich mich wohl oder angekommen gefühlt hätte, obwohl ich ein großer Fan von Seefahrer-Geschichten bin. Lunos ist ein Inselreich. Einst war es ein zusammenhängender Kontinent, bis Drachen das Reich vor tausenden von Jahren in einem schrecklichen Krieg zerstörten und die Landmasse zersplitterte. Ihre Nachfahren, die Vai’Ensai, werden deshalb noch immer mit Argwohn und Ablehnung behandelt. Idiotisch, wenn ihr mich fragt, aber okay. Lassen wir durchgehen. 10 Jahre vor der Handlung in „The Dark of the Moon“ wurde Lunos von einem weiteren Krieg erschüttert. Die gefürchteten Zak’reth raubten, plünderten und mordeten sich von Insel zu Insel. Mir ist nicht klar, wer dieses Volk eigentlich ist. Was wollten die in Lunos? Woher kamen sie? Sind es Menschen? Dämonen? Schreckensgestalten von outta space? Die Bewohner_innn waren in großer Not, sie hatten der erbarmungslosen Kriegstreiberei der Zak’reth nichts entgegen zu setzen. Erst der heldenhafte, aufopferungsvolle Einsatz von Selena Koren wendete das Blatt. Leider wurde Selena jedoch nicht belohnt, sondern ist seit diesem verhängnisvollen Tag mit einer grässlichen Wunde gestraft, die Kälte in ihren Körper atmet. Von ihrem Gott verlassen, von ihrem Orden als unrein geschnitten. Tragisch. Ich hätte Selena vermutlich bemitleiden können, wäre sie nicht ohne Fehl und Tadel. Ihre berechenbare Rechtschaffenheit ermüdete mich, weil sie keinerlei Ecken und Kanten hat. Erst gegen Ende erhält sie ein wenig Feuer, aber da war es für mich bereits zu spät. Selena wird permanent von ihrem Freund und Beschützer, dem Vai’Ensai Ilior, begleitet. Die Beziehung der beiden fand ich zum Gruseln. Ilior verhält sich Selena gegenüber wie ein bevormundender, übervorsichtiger großer Bruder. Er untergräbt ihre Autorität als Paladin. Er stellt ihre Befähigung, sich allein zu behaupten, ständig in Frage. Ich hätte ihn längst zum Teufel gejagt, besonders, da Selena gleich zwei Mordanschläge plant. Den Unterschied zwischen Aluren und Bazira habe ich ebenfalls nicht kapiert. Für mich sind beide Orden lupenreine Fanatiker und ihre Differenzen erschienen mir maximal oberflächlich. Als Höhepunkt negiert dann eine Wendung am Ende noch die gesamte Handlung des ersten Bandes, sodass ich mich fragte, warum ich den Quatsch überhaupt lesen sollte.

 

Gäbe es einen Preis für Bücher, die heftiges Augenrollen auslösen, „The Dark of the Moon“ hätte ihn zweifellos verdient. Der pfiffige Sebastian Vaas kann mit einem Jutesack über dem Kopf hervorragend kämpfen und unsere liebe Selena ist so clever, anzumerken, dass die stumme Mannschaft eines Schiffes ja gar nicht anders aussieht. Man möchte sich fremdschämen und hinter einer ausladenden Pflanze verstecken. Selbstredend werde ich die „Chronicles of Lunos“ nicht weiterverfolgen. Es ist schon bezeichnend, wenn meine liebste Figur in einem Buch ein bösartiger, fieser Dämon namens Svoz ist, der mit Vorliebe einen Morgenstern schwingt, während mir die Hauptcharaktere völlig am Po vorbeigehen. Svoz, hau sie doch einfach alle zu Mus.

Vielen Dank an den Verlag Trillian und Netgalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/05/25/e-s-bell-the-dark-of-the-moon
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review 2016-11-29 10:38
Laaaaangweilig!
First Circle Club - Alex Siegel

Mich faszinieren Geschichten, die von Himmel und/oder Hölle handeln. Erstaunlich angesichts der Tatsache, dass ich nicht gläubig bin. Offenbar teile ich diese Faszination mit dem Autor Alex Siegel, dessen neueste Reihe „First Circle Club“ ein Ermittlungsteam aus Himmel und Hölle fokussiert. Der gleichnamige Reihenauftakt ist bereits Siegels 19. Roman. Insgesamt veröffentlichte er bis heute 24 Bücher. Mir fiel „First Circle Club“ bei Netgalley ins Auge.

 

Ungewöhnliche Umstände verlangen ungewöhnliche Methoden. Als der Serienmörder Daniel Shipman aus dem Achten Kreis der Hölle entkommt und sein blutiges Handwerk auf der Erde sofort wiederaufnimmt, herrscht sowohl in der Hölle als auch im Himmel helle Aufregung. Es ist ein Skandal! Niemand sollte aus der Hölle fliehen können! Der Vorfall gefährdet das gesamte System! Da laut Überirdischem Vertrag weder Engel noch Dämonen direkt in weltliche Belange eingreifen dürfen, wird eine nie dagewesene Taskforce zusammengestellt: vier menschliche Seelen, zwei aus dem Ersten Kreis der Hölle, zwei aus der Ersten Ebene des Himmels, werden auf die Erde geschickt, um Daniel zu finden und zurückzubringen. Der ehemalige U.S. Marshal Virgil ist mehr als glücklich, seine persönliche Hölle vorübergehend hinter sich zu lassen. Die Ewigkeit damit zu verbringen, den Papierkram von Dämonen zu sortieren, ist nicht gerade ein Spaß. Klar, es hätte schlimmer kommen können, aber noch einmal seine speziellen Talente zum Einsatz bringen zu können und die Erde wiederzusehen ist definitiv eine Verbesserung. Sein Team besteht aus der Polizistin Lisa, der Leichenbeschauerin Sara und dem forensischen Psychologen Alfred, alle schön verpackt in dämonische bzw. engelhafte Hüllen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Daniel. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass der Serienkiller nicht allein arbeitet…

 

Es gab genau drei Punkte, die ich an „First Circle Club“ mochte: die Idee, das übergreifende Thema der Reihe und das Konzept von Himmel und Hölle. Den Rest empfand ich als langweilig und mangelhaft umgesetzt, sodass mich die Geschichte nur gerade so ausreichend bei Laune hielt, um das Buch zu Ende zu lesen. So interessant Alex Siegels Ansatz ist, ein Team aus Himmel und Hölle zusammenzustellen und auf die Erde zu schicken, um einen Serienkiller wiedereinzufangen, erschien mir das Verhalten der vier Seelen kopflos und unprofessionell, ihre Ermittlungsarbeit öde. Mag sein, dass Siegel sich bezüglich ihrer Nachforschungen an reeller Polizeiarbeit orientierte, aber darüber möchte ich in einem Urban Fantasy – Roman einfach nicht lesen. Wenn ich das will, greife ich zu einem Krimi. Sara und Alfred erhielten himmlische Körper, Virgil und Lisa dämonische Hüllen. Sie alle haben jeweils eine besondere, übernatürliche Fähigkeit, sind unmenschlich stark, fühlen keinen Schmerz und können gravierende Verletzungen einstecken, die einen Menschen töten würden. Da muss doch mehr rauszuholen sein als das, was Alex Siegel in „First Circle Club“ abliefert. Er beschränkt sich fast ausschließlich auf die körperlichen Aspekte, lässt Virgil und Lisa in vielen kleinen Scharmützeln kämpfen und beleuchtet die psychischen wie emotionalen Auswirkungen ihrer Rückkehr auf die Erde so gut wie gar nicht. Ich fand das Buch furchtbar unkreativ. Ich habe ja nichts gegen Action und ein bisschen Gewalt, wenn es denn passt, aber es kann nicht sein, dass die Figuren immer wieder die gleichen Verletzungen erleiden. Ich glaube, im Laufe der Geschichte verliert Virgil ganze drei Mal sein Augenlicht, während Sara und Alfred die gesamte Jagd unbeschadet überstehen. Sie beteiligen sich meist gar nicht erst an den Kämpfen, obwohl auch sie überirdisch stark sind. Alfred hat trotz dessen eine Daseinsberechtigung, weil seine Fähigkeit, Menschen durch den Einsatz seiner Stimme positiv zu beeinflussen und seine Kompetenzen als forensischer Psychologe durchaus hilfreich sind. Sara hingegen… Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sie in der Geschichte zu suchen hat. Wozu braucht man eine Leichenbeschauerin, wenn der modus operandi des Serienkillers bekannt ist? Daniel Shipman hat eine festgefahrene Methode, seine Opfer auszuwählen und zu töten, die 40 Jahre in der Hölle nicht verändert haben. Vielleicht wird Sara in den Folgebänden wichtig, doch im Auftakt ist sie völlig überflüssig. Ihre Fähigkeit zu heilen sollte praktisch sein, da sie allerdings nicht in der Lage ist, Virgils und Lisas Wunden zu versorgen und das Team ohnehin nicht in die Ordnung der Dinge eingreifen darf, ist ihr Nutzen fragwürdig. Inwieweit die vier ihre himmlischen bzw. dämonischen Kräfte überhaupt einsetzen dürfen, erschloss sich mir bis zum Ende nicht. Während Alfred munter herumläuft und jede_n manipuliert, wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, erhalten Virgil und Sara bereits für kleine Eingriffe einen Rüffel ihrer Vorgesetzten, weil sie die Schicksale der Menschen beeinflussen. Ziemlich unausgeglichen und irgendwie unfair.

 

„First Circle Club“ war eine Enttäuschung. Wie man aus einer spannenden Idee ein so langweiliges Buch kreieren kann, ist mir ein Rätsel. Alex Siegel hatte offenbar nicht genügend Material, um diese Idee anzudicken und mitreißend umzusetzen. Er wiederholt sich sowohl inhaltlich als auch in seinen Formulierungen. Der Humor der Geschichte basiert fast ausschließlich auf der Tatsache, dass die Protagonist_innen seit mehreren Jahrzehnten tot sind und demzufolge Schwierigkeiten mit der modernen Technik haben. Billig. Wer weiß, vielleicht wollte Siegel Kracher und Lacher für die Folgebände aufsparen. Ich werde das aber nicht mehr erleben. Die Reihe „First Circle Club“ hat sich für mich nach dem gleichnamigen ersten Band erledigt. Es ist mir vollkommen gleichgültig, wie es mit der Taskforce weitergeht. Für Langeweile muss ich kein Buch von Alex Siegel lesen – ich könnte auch einfach aus dem Fenster starren.

Vielen Dank an den Verlag Smith Publicity für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars via Netgalley im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/11/29/alex-siegel-first-circle-club
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review 2016-06-15 10:26
Was bist du doch für ein Püppchen
Broken Dolls - Tyrolin Puxty

„Broken Dolls“ ist der Debütroman der australischen Autorin Tyrolin Puxty. Puxty blickt auf einen bunten Lebenslauf zurück und war in ihrer Heimat vor der Veröffentlichung ihres Erstlings eine erfolgreiche Songwriterin. Auf Amazon erreichte „Broken Dolls“ Platz 1 der Bestsellerliste; mir begegnete das Buch allerdings bei Netgalley. Wie so oft auf dieser Plattform fiel es mir aufgrund des Covers ins Auge – der Klappentext besiegelte meine Entscheidung, mich zu bewerben. Die Idee des Romans klang frisch und originell; ich wollte die Geschichte dazu unbedingt kennenlernen.

 

Ella ist eine Puppe. Einst war sie wohl ein Mensch, doch nun lebt sie bereits seit Jahren auf dem Dachboden des Professors. Sie kann ihre Zeit verbringen, wie es ihr beliebt. Der Professor kümmert sich gut um sie. Nur nach draußen darf sie nicht. Es ist zu gefährlich. Ella könnte zerbrechen. Sie kann sich nicht entsinnen, jemals unglücklich gewesen zu sein. Es macht ihr nichts aus, eine Puppe zu sein – zumindest nicht, bis Lisa in ihr Leben tritt. Die wilde Gothic-Puppe ist völlig anders als Ella und eindeutig verrückt. Von der ersten Sekunde an spinnt sie haarsträubende Verschwörungstheorien; bezeichnet den Professor gar als ein Monster, das junge Mädchen entführt und in Puppen verwandelt, um seiner perversen Sammelleidenschaft zu frönen. Natürlich glaubt Ella diesen hanebüchenen Unsinn nicht. Der Professor ist ein guter Mann, davon ist sie fest überzeugt. Aber wieso antwortet er auf keine ihrer Fragen nach ihrer Vergangenheit? Was verschweigt er ihr? Als der Professor plant, Ellas beste Freundin, seine eigene Enkelin Gabby, ebenfalls in eine Puppe zu verwandeln, kann Ella nicht tatenlos zuschauen. Sie muss ihn aufhalten. Selbst wenn es bedeutet, sich den dunklen Geheimnissen ihres Lebens zu stellen.

 

Ich bleibe dabei: die Idee hinter „Broken Dolls“ ist frisch, originell und gefiel mir außerordentlich gut. Leider handelt es sich dabei allerdings wieder einmal um ein Buch, das beweist, dass eine tolle Idee nicht genug ist. Ich wünschte, Tyrolin Puxty hätte mehr aus ihrem Ansatz herausgeholt und Ellas Geschichte mehr Substanz verliehen. Meinem Empfinden nach passiert in „Broken Dolls“ einfach nicht genug. Nun muss ein Buch selbstverständlich nicht besonders ereignisreich sein, um zu überzeugen. Es gibt Bücher, die fast ausschließlich die Gefühlswelt ihrer Protagonist_innen thematisieren und trotzdem spielend fesseln. Für „Broken Dolls“ war ein strenger Fokus auf Ella jedoch keine Option, da sie nicht tief genug ausschattiert ist, um eine glaubhafte Darstellung ihrer Psyche zu erlauben. Sie ist tatsächlich ein Püppchen, allzu perfekt, ohne Ecken oder Kanten; ein süßliches, braves Mädchen, das akzeptiert, was immer man ihr vorsetzt und kaum Durchsetzungskraft besitzt. Ich fand sie schrecklich langweilig. Demzufolge konnte sie die Geschichte nicht selbst tragen; es brauchte das Fortschreiten der physischen Handlung, um ihre ermüdende Lieblichkeit auszugleichen. Unglücklicherweise empfand ich diesen Prozess hauptsächlich als frustrierend. Meiner Meinung nach ist Tyrolin Puxty eine typische Köder-Autorin. Das Geheimnis, das Ellas Vergangenheit umgibt, ist wirklich spannend und ich konnte mich nicht dagegen wehren, wissen zu wollen, was es mit ihr auf sich hat, doch jedes Mal, wenn ich den Antworten nahekam, brach Puxty die Szene einfach ab, teilweise sogar völlig abrupt. Sie ließ mich am ausgestreckten Arm verhungern. Diese Strategie ärgerte mich, weil es eine so plumpe Methode ist, eine Geschichte künstlich in die Länge zu ziehen. Auf diese Weise kann man Seite um Seite füllen, ohne wahres schriftstellerisches Talent zu besitzen oder sich um inhaltliche Kontinuität zu bemühen. Ich hatte beim Lesen regelrechte Stimmungsschwankungen, weil Puxty meine Gefühle einer Sinuskurve gleich manipulierte. Je höher meine innere Anspannung anstieg, desto tiefer war anschließend der unausweichliche Fall. Dieses anstrengende Auf und Ab löste sich erst zum Ende der Geschichte auf, als Puxty mich mit einer schockierenden Wendung konfrontierte, die parallel offenbarte, worauf sie eigentlich hinauswollte. Ich fand, dass dieser Twist das beste Elemente des gesamten Buches war, war mit den Konsequenzen daraus jedoch nicht besonders glücklich. Ich konnte kaum glauben, dass Puxty ihrer Geschichte wahrhaft ein abwegiges Happy End zusammenschusterte, das meiner Ansicht nach nicht nur überhaupt nicht dazu passte, sondern auch die kafkaeske, schauerliche Atmosphäre in sich zusammenstürzen ließ. Eine Erzählung wie diese ist der falsche Rahmen für einen Ritt in den Sonnenuntergang, das hätte ihr klar sein müssen und sie hätte nicht darauf bestehen dürfen. Mag sein, dass sie so keine Fortsetzung hätte schreiben können, aber ich bin der Ansicht, es wäre das Opfer wert gewesen.

 

Es enttäuscht mich, dass „Broken Dolls“ wenig mehr als eine kreative Idee zu bieten hat, denn ich habe große Hoffnungen in das Buch gesetzt. Ich empfand die Umsetzung als einfallslos und billig, weil sie mit simpelsten Mitteln darauf abzielt, die Leser_innen bei der Stange zu halten, während Tyrolin Puxty den Höhepunkt der Geschichte hinauszögert. Ich habe prinzipiell nichts dagegen, beim Lesen von Autor_innen manipuliert zu werden, doch es ärgert mich, wenn ich das Gefühl entwickle, dass es ihnen nur darum geht, möglichst viele Seiten zu füllen und nicht darum, den Lesespaß zu erhöhen. Daher habe ich mich dagegen entschieden, der Fortsetzung „Shattered Girls“ eine Chance zu geben. Ich glaube nicht, dass ein weiterer Versuch meine Meinung von Tyrolin Puxty ändern würde. Folglich möchte ich auch euch von „Broken Dolls“ abraten. Die Lektüre lohnt sich nicht. Ich sagte es bereits und kann es nicht oft genug wiederholen: eine fabelhafte, zündende Idee ist einfach nicht genug.

 

Vielen Dank an Netgalley und den Verlag Curiosity Quills Press für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/06/15/tyrolin-puxty-broken-dolls
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