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text 2020-01-24 20:38
Reading progress update: I've read 102 out of 366 pages.
HERKUNFT - Saša Stanišić

I caved and got the audiobook (read by the author, I couldn't resist) to accompany my read of this book. It turns out this was an excellent decision - not only is the author a great narrator but I was able to cook dinner while listening.

 

Irrespective of format, tho, I believe this will my first 5* read of 2020.

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text 2020-01-22 22:32
Reading progress update: I've read 20 out of 366 pages.
HERKUNFT - Saša Stanišić

I'm not having a lot time to read this week, but I thought I'd take a look at what book I might want to spend time with this weekend. 

 

Sasa Stanisic's Herkunft (tr. "Origin") jumped out at me. I've read the first 20 pages and can already tell that I am going to enjoy this one. 

 

Now, bring on Friday night! 

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review 2020-01-17 10:44
Wo komm ich her und wo gehör ich hin
HERKUNFT - Saša Stanišić

Bei preisgekrönten Büchern, vor allem wenn ein Werk den deutschen Buchpreis erhalten hat, erlaube ich mir immer, vorab ein knackiges Fazit anzubringen – inklusive einer persönlichen Wertung, ob der Autor meiner Meinung nach die Auszeichnung verdient hat.

 

Ist es ein wichtiges Buch – Ja absolut wichtig.
Hält es, was der Hype verspricht? – Ja.
Hat es den Buchpreis verdient? – Ja.
Ist es das beste Buch, das Du 2019 gelesen hast? – Nein.
Ist es das beste 2019 erschienene deutschsprachige Buch, das Du gelesen hast? – Nein, da gab es noch ein paar weniger bekannte Österreicher und Schweizer, die ich wesentlich besser fand. Mir gefiel sogar ein älteres Buch von Stanišić um eine kleine Nuance besser (Wie der Soldat das Grammophon repariert).

 

Aber nun detailliert zu den Hintergründen dieser Zusammenfassung:

In Herkunft webt Saša Stanišić in Form eines autobiografischen Romans einen Teppich aus Geschichten und Anektdoten, aus Erinnerungen, Fakten und Fiktion, die sich mit seiner Jugend im bosnischen Višegrad, der Flucht nach Deutschland aus einem zerissenen Land im Krieg, der Integration in die deutsche Gesellschaft, seiner Identität und seiner Familie beschäftigen.

 

Es ist ein sehr persönliches und sehr wichtiges Buch, denn es zeigt vor allem, aus welchen einzelnen Schnipseln: Erinnerungen, Erfahrungen, Identitäten und Identifikationen sich der Autor schlussendlich als Ganzes zusammensetzt. Da Saša Stanišić ja eine bosnische Fluchtbiografie hinter sich hat und sich schon alleine die unterschiedlichen im Krieg befindlichen Ausgangs-Ethnien wie eine Bruchlinie auch quer durch seine Familie ziehen, ist er das Paradebeispiel eines mehrfach Zerrissenen, das weit über die Integration in ein einziges fremdes Zielland hinausgeht. Somit können sich nicht nur jene vom Balkankrieg betroffenen Leser*innen mit dieser dargestellten Zerrissenheit und gleichzeitig auch komplexen Einheit eines Menschen identifizieren, sondern nahezu alle Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchtbiografien, auch in vorangegangenen Generationen, finden sich irgendwo im Roman punktgenau wieder. Eigentlich sind alle angesprochen, die sich selbst nicht als mehrgenerationenweise autochthon bezeichnen.

 

Diese innere Zerrissenheit versucht Stanisic auch sprachlich mittels Montagetechnik ganz intensiv zu untermauern, was in sehr schnellen und vielen Szenewechseln und vielen aneinandergereihten Anekdoten mündet, die den Autor selbst in seinem Erzählfluss und mich in meinem Lesefluss hin und wieder doch ein bisschen zu sehr behindert hat. Der Flow riss mitunter etwas zu oft ab, wodurch das Buch etwas schwer verdaulich und – möglicherweise auch unnötig – sehr, beziehungsweise zu anspruchsvoll wird. Selbstverständlich folgt diese Dekonstruktion der Handlung anschaulich dem Inhalt: Der Dekonstruktion und Kleinteiligkeit einer aus unterschiedlichen Ethnien geformten und gut integrierten, mit Migrationshintergrund ausgestatteten, komplex zusammengesetzten Persönlichkeit und natürlich der Demenz der Großmutter. Mir war diese stilistische Unterstreichung aber um eine Nuance zu sprunghaft und dadurch zu viel Störung des Lesevergnügens.

Diese Geschichte beginnt mit einem Bauern namens Gavrilo, nein mit einer Regennacht in Višegard, nein mit meiner dementen Großmutter, nein. Die Geschichte beginnt mit dem Befeuern der Welt durch das Addieren von Geschichten. Nur noch eine! Nur noch eine! Ich werde einige Male ansetzen und einige Enden finden, ich kenne mich doch. Ohne Abschweifungen wären meine Geschichten nicht meine. Die Abschweifung ist Modus meines Schreibens.

Das ist für mich aber ein kleinerer Kritikpunkt, denn obwohl Stanišić wie wild montiert, gibt es innerhalb der Kapitel ausreichend Konsistenz und alles zusammen ergibt irgendwann den Sinn, das Konstrukt der Herkunft und Identität seiner eigenen Person zu ergründen.

 

So nun aber genug des Herumkritisierens, die Stärken des Romans habe ich noch nicht mal erwähnt. Die Fabulierkunst von Stanišić ist sensationell, für seine klugen Sätze könnte man ihn unentwegt abbusserln. Und ich rede hier nicht von ein paar großartigen Formulierungen, die Autoren so ab und an in einem längeren Roman raushauen, sondern die Geschichte strotzt nur so davon. Das sind so in etwa 50 Sätze, beziehungsweise Absätze nur mehr zum Niederknien. Ich markiere solche ungewöhnlichen Perlen ja immer sehr umsichtig mit gelben Post-Its, denn ich bin ja keine barbarische Bucheckenumknickerin oder eine Buchhineinschmiererin. Am Ende schaute das Buch aus, wie ein dottergelb gespickter Käse Igel. Jeden einzelnen der Sätze, die Stanišić eingefallen sind, beziehungsweise die seine Figuren realiter gesagt haben, möchte man sich, wie es ihnen gebührt, mit wunderschönster Schrift eventuell auch kalligraphisch aufmalen und als Bild an die Wand hängen.

Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt! Eine Art Kostüm, das man ewig tragen soll, nachdem es einem übergestülpt worden ist. Als solches ein Fluch! Oder, mit etwas Glück ein Vermögen, das keinem Talent sich verdankt, aber Vorteile und Privilegien schafft.

Wer lässt seine Oma schon sagen:

Das Zögern hat noch nie eine gute Geschichte erzählt.

Oder über die feministische Rolle der Frau im Sozialismus:

Dann kam der Sozialismus und diskutierte die Rolle der Frau, und die Frau ging aus der Diskussion nach Hause und hängte die Wäsche auf.

Das bringt, wie mein Lesefreund Peter so treffend bemerkt hat, mit nur einem einzigen Satz ein ganzes gesellschaftliches Phänomen und leider auch ein Dilemma des Feminismus auf den Punkt. Ich hätte hier noch viele solcher Aussagen und hoffe, ich habe die richtigen gewählt, um Euch meine Begeisterung nahezubringen.

 

Das Ende des Romans hat mich sehr überrascht und begeistert. Stanisic hat sich ein spannendes „Chose-your-own-adventure“-Kapitel mit alternativen Handlungssträngen einfallen lassen, die beliebig von den Lesern gewählt werden können. Das erinnert mich an die Dungeons and Dragons Spiele der Big Bang Theory. Ich musste aber drei Mal zurücksetzen und alternativ weiterspielen, weil meine erste Entscheidung immer einen viel zu kurzen Plot nach sich zog. Einige Literaturfreunde, die lieber das Hörbuch kaufen, haben sich beschwert, dass das Ende im Vergleich zum Buch gekürzt wurde. Jetzt verstehe ich auch, warum so eine innovative Idee beim sequentiellen Hörbuch nicht funktionieren kann. Empfehle den Literaturkonsumenten, dies auch bei der Wahl der Erzählform zu beachten.

 

Fazit: Eine sprunghafte, anekdotische, nicht einfach zu lesende autobiografische Geschichte, die es aber verdient, gelesen zu werden, weil sehr viele spannende Inhalte über Identität, Herkunft, Flucht, Integration und Familie vermittelt werden. Unbedingte Leseempfehlung!

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review 2019-06-04 09:46
Das wahre Abenteuer ist Vasjas Wachstum
The Winter of the Witch - Katherine Arden

Nach dem College lebte die Autorin Katherine Arden drei Jahre in Vermont und zwei Jahre in Moskau. Kein Wunder, dass sie irgendwann genug von kalten Temperaturen hatte. Sie zog nach Hawaii, arbeitete auf einer Farm und wohnte in einem Zelt am Strand. Eine Farm weiter lebte ein 5-jähriges Mädchen. Sie hieß Vasilisa und war der letzte Funken Inspiration, der Arden fehlte, um endlich das Buch zu schreiben, das ihr im Kopf herumspukte. Dort, unter Palmen, entwickelte sie die Idee für die „Winternight Trilogy“ – die Ironie blieb ihr sicher nicht verborgen. Die ersten beiden Bände „The Bear and the Nightingale“ und „The Girl in the Tower” erschienen 2017 recht kurz nacheinander. Auf das Finale „The Winter of the Witch“ mussten Leser_innen, mich eingeschlossen, länger warten. Es erschien im Januar 2019.

 

Der Bär ist frei. Alle Mühen, die Vasja auf sich nahm, um seinen Einfluss auf die Sterblichen zu schwächen, sind vergebens, solange seine Einflüsterungen die Herzen der Menschen verführen. Er muss wieder angekettet werden, bevor er seine finsteren Pläne in die Tat umsetzen kann. Allein wird es Vasja nicht gelingen. Erneut braucht sie die Hilfe des Winterkönigs. Leider zahlte Morozko einen hohen Preis dafür, dass er Vasjas Leben rettete – erst in dem Flammenmeer, das Moskau zu verschlingen drohte, dann vor dem wütenden Mob, der sie als Hexe brennen sehen wollte. Er wurde im süßen Vergessen seiner Vergangenheit eingesperrt. Vasja muss ihn erwecken. Ihre Magie öffnet ihr die Pforte zu einem Ort, an dem weder Zeit noch Raum existieren. In Mitternacht lüftet sie das Geheimnis ihrer Wurzeln und findet unerwartete Verbündete. Doch ihr größter Kampf steht ihr noch bevor. Das Schicksal ihres Volkes ruht auf ihren Schultern. Wird sie sich dieser Bürde als würdig erweisen?

 

Ich lernte Vasilisa Petrovna am Tag ihrer Geburt kennen. Ich sah sie aufwachsen; von einem frechen, ungestümen Mädchen zu einer leidenschaftlichen, mutigen jungen Frau reifen. In „The Winter of the Witch“ überschreitet diese junge Frau die Schwelle zum Erwachsensein. Diese persönliche Entwicklung der Protagonistin ist meiner Ansicht nach das wahre Abenteuer der „Winternight Trilogy“. All die Magie, all die Prüfungen, die Vasja meistern musste, dienten als Meilensteine, die sie auf die Ereignisse des finalen Bandes der Trilogie vorbereiteten und sie letztendlich dazu befähigen, sich selbst zu akzeptieren und ihrer Rolle als Heldin gerecht zu werden. Deshalb empfinde ich „The Winter of the Witch“ als würdigen Abschluss ihrer Geschichte. Es ist ein düsteres Finale, das Vasja ihrer kindlichen Unschuld beraubt, sie allerdings auch lehrt, das Wesen der Welt anzunehmen und zu verstehen, dass Dualität eine simplifizierende Illusion ist. Die Realität besteht aus Grautönen und Ambivalenz lebt in uns allen. Gut und Böse bedingen einander. Diese Wechselwirkung verkörpern der Bär und der Winterkönig. Einzeln erscheinen sie wie gegensätzliche Pole – doch zusammen ergänzen sie sich. Sie sind eins, die zwei Gesichter der Menschheit: Chaos und Zerstörung, Güte und Liebe. Darum erzeugen beide Märchengestalten eine Resonanz in Vasja. Um ihre Identität zu entwickeln und ihr Volk zu schützen, muss sie beide Facetten als Teil ihrer selbst umarmen. Erkennt ihr, wie viel philosophische Tiefe folglich in „The Winter of the Witch“ verborgen ist? Der Trilogieabschluss qualifiziert sich erneut zweifellos als Märchen. Katherine Arden überzeugte mich mit der bezaubernden, träumerischen Atmosphäre des Buches, die sich vor allem in Mitternacht entfaltet. Mitternacht ist das atemberaubende Reich der Lady Mitternacht, ein magisches, beängstigendes Land, in dem Morozko in einer Blase der Vergangenheit gefangen ist. Vasja muss ihn finden und seine Erinnerungen entzünden. Es überraschte mich, dass sie während dieser Mission beiläufig das Geheimnis ihrer Herkunft lüftet. Ich hatte angenommen, dass dies der Kern des dritten Bandes sein würde. Ich kämpfte etwas mit der daraus resultierenden enttäuschten Erwartungshaltung, bin mittlerweile jedoch der Meinung, dass ihre Wurzeln absichtlich eine kleine Rolle spielen. Vasja ist wie sie ist aufgrund ihrer Erfahrungen, nicht aufgrund ihrer Vorfahren. Ardens Entscheidung, ihre Wurzeln lediglich als Nebenhandlungslinie zu thematisieren, unterstützt den Fokus auf ihre Entwicklung. So sehr mich Vasjas Wachstum begeistert, ich muss gestehen, dass der inhaltliche Verlauf von „The Winter of the Witch“ nicht mehr dieselbe mühelose Eleganz aufweist wie die Vorgängerbände. Ich fand es unruhig getaktet; es ist ein ständiges Hin und Her, in dem die Protagonistin von A nach B und wieder zurück reist. Dennoch mochte ich den Höhepunkt, die finale Schlacht, die ein wundervolles Symbol für das zukünftig vereinte Russland darstellt – in spiritueller wie in physischer Hinsicht.

 

Direkt nach der Lektüre von „The Winter of the Witch“ stellte ich widerstrebend fest, dass ich nicht denselben Zauber empfunden hatte. Ich schämte mich fast ein bisschen. Ich vermutete erst, es läge daran, dass ich Katherine Ardens Setting bereits kannte und wenig Raum für Überraschungen übriggeblieben war. Nun habe ich das Buch fröhlich seziert und entwickelte eine andere Theorie. Ich glaube, das Finale der „Winternight Trilogy“ konnte gar nicht denselben Zauber erzeugen. In diesem Buch geht es um das endgültige Erwachsenwerden der Protagonistin. Erwachsen zu sein bedeutet, kindliche Fantasien hinter sich zu lassen und die Welt so zu sehen, wie sie ist, sich Verpflichtungen zu stellen und das Richtige zu tun. Zauber hat da keinen Platz. Ich denke, das ist es, was Katherine Arden illustrieren wollte: die Verluste und Gewinne des Heranwachsens. Daher habe ich meine Bewertung von „The Winter of the Witch“ nachträglich hochgestuft. Arden mag mich nicht mehr im gleichen Maße bezaubert haben, doch dafür zeigte sie mir ihr ganzes Talent als Autorin. Sie schenkte mir ein fabelhaftes, reifes Buch voller Weisheit.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/04/katherine-arden-the-winter-of-the-witch
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text 2017-08-30 11:07
Taugt maximal als Trinkspiel
Schwarzes Blut - Roger Smith,Max Wilde

„Schwarzes Blut“ von Max Wilde ist ein Mängelexemplar vom Grabbeltisch, das ich vor einigen Jahren erbeutete. Ich erinnere mich, dass der wenig aussagekräftige Klappentext meine Neugier entfachte. Damals wusste ich nicht, dass Max Wilde das Pseudonym des erfolgreichen südafrikanischen Thriller-Autors Roger Smith ist, dessen Roman „Kap der Finsternis“ 2010 den zweiten Platz beim Deutschen Krimipreis belegte. „Schwarzes Blut“ erschien bei Heyne Hardcore, einer gesonderten Sparte des Verlags, die neben einem Angebot von Musik- und Erotikliteratur auf grenzwertige, sehr blutige und brutale Horrorliteratur spezialisiert ist. Kurz, ich wusste, worauf ich mich einließ.

 

Skye weiß, dass sie verfolgt wird. Sie kann die Männer hinter sich hören. Sie hat Angst. Nicht davor, dass sie ihr wehtun könnten, sondern davor, dass der Andere die Kontrolle übernimmt, wenn sie sie verletzen. Seit sie zurückdenken kann, teilt sie ihren Körper mit diesem… Ding, einem Monster, das sich unter ihrer Haut verbirgt und unerträgliche Gelüste hat. Skyes Wachsamkeit darf niemals nachlassen, denn die Konsequenzen wären furchtbar. Für sie selbst, für ihren Adoptivbruder Gene und für ihren kleinen Neffen Timmy. Ist der Andere frei, sterben Menschen. Skye ahnt nicht, dass ihre Verfolger erst der Anfang sind. Da draußen lauert jemand, der die Wahrheit über sie kennt. Jemand, der mehr über ihre Herkunft weiß, als sie selbst. Jemand, der nur ein Ziel verfolgt: er will den Anderen.

 

Herzlichen Glückwunsch Max Wilde aka Roger Smith! „Schwarzes Blut“ ist meine erste 1-Stern-Bewertung des Jahres 2017! Jawohl, ich schrieb, ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich mir dieses Buch vornahm. Ich hatte vorher sogar wohlweislich einige Rezensionen gelesen, die tendenziell stark auseinanderdrifteten. „Faszinierend und erschreckend“ hieß es da, aber auch „eklig“ und „bestialisch“. Als stolze Schlachten-Veteranin bin ich wahrlich nicht zartbesaitet; ich nahm an, dass die negativen Rezensionen von Leser_innen stammten, die sich versehentlich ins falsche Genre vorgewagt hatten. Kann ja mal passieren. Ich hätte nicht erwartet, dass ich mich ihrem Urteil anschließen muss. „Schwarzes Blut“ ist buchstäblich das widerlichste, abstoßendste, ekelerregendste Buch, das ich jemals gelesen habe. Es ist ein Fall für Trigger- und Jugendwarnungen auf dem Cover. Es löste in meinem Kopf eine hitzige Debatte mit mir selbst hinsichtlich einer FSK für Bücher aus. Zugegeben, ich habe mit Hardcore-Literatur keine Erfahrung, aber wenn die entsprechenden Bücher alle so sind wie dieses, möchte ich diesen Umstand keinesfalls ändern. Bäh. Würg. Ich habe mit Gewaltdarstellungen keine Schwierigkeiten, ich kann Horrorfilme (für die Kenner: Exploitation) bereits zum Frühstück sehen, doch dieses … nennen wir es mal neutral Werk, sprengt selbst meine Grenzen. Das Problem ist, dass „Schwarzes Blut“ Gewalt um der Gewalt willen abbildet und ansonsten grottenschlecht ist. Die Story ist fadenscheinig, absurd und völlig sinnentleert. Selbst wenn man akzeptiert, dass die Protagonistin Skye ihren Körper mit einer Art Dämon teilt, der einen gesunden Appetit für Menschenfleisch pflegt, ist das ganze Konstrukt rettungslos unrealistisch. Skyes Verwandlungen (jap, Plural) in den Anderen sind lächerliche HULK-Gedächtnis-Momente, samt schwellenden Muskeln und reißenden Klamotten. Es gibt eine Vielzahl aufgesetzter, unechter Charaktere, die in schöner Regelmäßigkeit abgeschlachtet werden, eine psychiatrische Abteilung aus der Hölle und einen undefinierbaren Brei aus Okkultismus, Korruption, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und Drogenhandel. Es wird gefoltert, aufgeschlitzt, gewürgt, erschossen, zerstückelt, enthauptet, vergiftet, gefressen. Die extrem expliziten, voyeuristischen Beschreibungen sollen die Leser_innen schockieren, das ist die Quintessenz von „Schwarzes Blut“. Alle Elemente der Handlung dienen lediglich dazu, dieses Schlachtfest, diese Gewaltorgie irgendwie zu verbinden, komme was wolle. Max Wilde aka Roger Smith schmeißt einfach alles, was irgendwie gruselig, gefährlich und abartig ist, in einen großen Topf, stellt die Flamme auf Anschlag und rührt kräftig durch. Was dabei herauskommt, ist dieses Buch. Ich hangelte mich von Kapitel zu Kapitel, verlor immer mal wieder den Faden und konnte einfach nicht fassen, dass irgendein Verlag diesen Dreck überhaupt mit der Kneifzange anfassen würde. Nein, ich entschuldige mich nicht für das Wort „Dreck“, denn ein Manuskript, das dermaßen gewaltverherrlichend ist, verdient es nicht besser. Es ist eine Sache, scheußliche Darstellungen zu verwenden, um etwas zu vermitteln, irgendeine Botschaft, ein Motiv, eine Moral, eben IRGENDETWAS, aber wenn es dabei offenbar nur um eine perverse Freude an Blut, Folter, Mord und Tod geht, läuft meiner Meinung nach etwas falsch. Da drängt sich die Frage auf, nein, sie springt mir geradezu ins Gesicht, was es über den Autor aussagt, dass er so etwas schreibt.

 

Ihr mögt es blutig? Ihr mögt es brutal? Nur zu, ich urteile nicht über euch. Aber bitte, bitte, bitte lasst die Finger von „Schwarzes Blut“, die Begeisterung für grenzwertige Literatur in allen Ehren. Das Buch ist schlecht, so einfach ist das. Da kann es noch so explizit und farbenfroh sein oder eine spezielle Zielgruppe ansprechen, eine miese Geschichte bleibt eine miese Geschichte. Ich muss zugeben, dass ich von einem etablierten, preisgekrönten Krimi-Autor weit mehr erwartet hatte. Wenn er seine verdrehten Fantasien literarisch verarbeiten möchte, ist das für mich vollkommen in Ordnung, weil dieses Ventil zumindest harmlos ist, aber ein gewisser Qualitätsanspruch muss gestattet sein. In dieser Form taugt „Schwarzes Blut“ meiner Ansicht nach nur als Trinkspiel für Hartgesottene. Kippt man bei jedem Toten einen Kurzen, ist man am Ende der 320 Seiten garantiert ordentlich betrunken. Und vielleicht ein wenig traumatisiert.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/08/30/max-wilde-schwarzes-blut
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