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review 2019-09-11 16:11
Dann doch lieber gleich Christoph Marzi
Ravinia: Roman - Thilo Corzilius

Thilo Corzilius‘ Debütroman „Ravinia“ erschien 2011, während seines Studiums der Evangelischen Theologie. Ein Jahr später erhielt er sein Diplom und war ein wenig verloren, denn er hatte entschieden, doch kein evangelischer Pfarrer werden zu wollen. Das Schreiben füllte die Lücke. Als freier Schriftsteller veröffentliche Corzilius bis 2017 Romane und Kurzgeschichten. Er war erfolgreich genug, um sein Leben zu finanzieren, aber was für andere die Erfüllung eines Traums darstellt, befriedigte den jungen Theologen nicht. Deshalb hängte er seine Vollzeit-Autorenkarriere 2017 an den Nagel, ließ sich zum alt-katholischen Priester weihen und wurde Vikar in Freiburg im Breisgau. Ich finde das interessant, denn normalerweise läuft es ja umgekehrt: aus dem Hobby wird ein Beruf. Ich bin gespannt, ob Corzilius zukünftig dennoch Bücher veröffentlichen wird.

 

Wieso schenkt jemand einer 16-Jährigen einen altmodischen Schlüssel? Natürlich ist Lara mit den gelegentlichen Verrücktheiten ihres Großvaters vertraut, aber dieses seltsame Geschenk ist selbst für ihn ungewöhnlich. „Victoria Street, Edinburgh“ ist in den Schlüsselkopf eingraviert. Neugierig beschließt Lara, den Schlüssel an der erstbesten Tür auszuprobieren, die ihr begegnet: ihrer Haustür. Sie staunt nicht schlecht, als der Schlüssel nicht nur passt, sondern die Tür zu ihrem Haus plötzlich auf die Victoria Street in Edinburgh führt. Unmöglich! Oder nicht? Dort angekommen, trifft sie den exzentrischen alten Schlüsselmacher Mr. Quibbes und seinen Gesellen Tom, die ihr seelenruhig erklären, dass ihr Schlüssel magisch und nicht der einzige seiner Art ist. Mr. Quibbes bietet ihr an, bei ihm in die Lehre zu gehen und sie in die Geheimnisse seiner Zunft einzuweihen. So lernt Lara Ravinia kennen, eine magische Welt, eine Zuflucht für alle mit besonderen Talenten. Doch Ravinia ist in Gefahr. Die Stadt droht, von einer Verschwörung in ihren Grundfesten erschüttert zu werden – und Lara ist die einzige, die sie aufhalten kann.

 

„Ravinia“ wird damit beworben, die ideale Lektüre für alle Fans von Christoph Marzi zu sein. Ich kenne Marzis Romane gut, sie begleiten mich bereits seit vielen Jahren und seine „Uralte Metropole“ eroberte sich einen dauerhaften Sitz in meinem Herzen. Thilo Corzilius ist nicht Christoph Marzi und ich finde nicht, dass ihm dieser Vergleich einen Gefallen erweist. Diese Behauptung kreierte eine bestimmte Erwartungshaltung, die Corzilius nicht erfüllen konnte und die meine Leseerfahrung negativ beeinflusste, weil ich nach Parallelen Ausschau hielt, statt die Geschichte eigenständig auf mich wirken zu lassen. Da ich von Beginn an mit der Nase darauf gestoßen wurde, musste mir auffallen, dass Corzilius‘ Schreibstil so sehr an Marzi erinnert, dass „Ravinia“ nicht mehr originell erscheint. Ich weiß nicht, ob die Ähnlichkeiten ein Zufallsprodukt sind oder beabsichtigt waren, aber ich hatte den Eindruck, dass Corzilius versuchte, Marzi zu kopieren und dabei kläglich versagte. „Ravinia“ reicht nicht mal ansatzweise an die Qualität der „Uralten Metropole“ heran und behandelt kaum den Schatten der Geschichte, den das Buch zu erzählen beabsichtigt. Sie hat keinen greifbaren Körper und fällt bei der kleinsten Nachfrage in sich zusammen wie ein Kartenhaus, denn jegliche Logik hängt am seidenen Faden. Die Handlung wurde durch nachlässige Oberflächlichkeiten, andauernde Geheimniskrämerei und das irritierende, erratische Verhalten der Figuren maßgeblich beeinträchtigt. Ich hatte fortwährend das Gefühl, die Geschichte nie ganz zu fassen zu bekommen und den Gedankengängen des Autors nicht folgen zu können. Corzilius inszenierte „Ravinia“ als ein gigantisches Mysterium, was mich furchtbar frustrierte, weil ich ihm Antworten auf meine zahllosen Fragen beinahe mit Gewalt entreißen musste. Er gefiel sich so gut in der Rolle des kryptischen Erzählers, dass er sich lieber in dubiosen Andeutungen verlor, die den Spannungsbogen sabotierten, statt eine stabile Kausalkette zu aufzubauen. Ich verstand die meiste Zeit nicht einmal, was er überhaupt schildern wollte und worum es in diesem Buch geht. Das Worldbuilding der losgelöst in einer Blase aus Zeit und Raum existierenden Stadt Ravinia, die Verschwörung, die Motivationen der einzelnen Charaktere, die Verwicklung der Protagonistin Lara – all das hielt Corzilius viel zu vage. Es mag sein, dass „Ravinia“ in seinem Kopf wunderbar Sinn ergab, ich sah darin jedoch nur eine lückenhaft zusammengekritzelte Skizze, der es an Nachvollziehbarkeit, Überzeugungskraft und Plausibilität mangelte. Ich verlor schnell die Lust daran, mich für diese wenig aufregende Obskurität anzustrengen. Wozu auch, ich wurde ja ohnehin nicht warm mit den Figuren oder Ravinia und fühlte mich nie an der Geschichte beteiligt. Literarische Magie verlangt eben mehr als träumerische Formulierungen und Wortneuschöpfungen wie „düstergolden“.

 

Ich bin nicht sicher, ob Thilo Corzilius in der Lage gewesen wäre, „Ravinia“ zugänglicher zu gestalten. Dank seiner permanenten Geheimnisklüngelei ist das schwer einzuschätzen, denn ich weiß nicht, welche Geschichte sich da in seiner Fantasie eigentlich abspielte. Ich weiß nur, dass mich dieses Buch ermüdete, nervte und ganz und gar unbefriedigt zurückließ. Da seine grundsätzliche Idee magischer (Handwerks-)Künste in einer geheimen Stadt nicht gerade die Spitze der Originalität darstellt, hätte sich Corzilius meiner Ansicht nach deutlicher darum bemühen müssen, die Handlung schlüssig und spannend aufzuziehen. Er hätte eine mitreißende Erzählung entwerfen müssen, die keine Zweifel an Logik und Vorstellbarkeit aufkommen lässt, um ihr dann seine ganz eigene Note zu verleihen. Stattdessen empfand ich „Ravinia“ als enttäuschenden Abklatsch der Romane von Christoph Marzi, der dem Vorbild nicht annähernd gerecht wird. Dann doch lieber gleich die „Uralte Metropole“ und garantiert nicht die Fortsetzung „Epicordia“.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/09/11/thilo-corzilius-ravinia
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review 2017-12-13 11:01
Er ging Zigarettenholen
Frankenstein - Mary Shelley

„Frankenstein“ (Untertitel: „The Modern Prometheus“) von Mary Shelley ist meiner Meinung nach Pflichtlektüre, interessiert man sich für Fantastik- und Science-Fiction-Literatur. 1818 anonym erstveröffentlicht, entwickelte es sich zu Shelleys bekanntestem Werk, das die Pop-Kultur wie kein zweites prägte. Die damals 18-jährige Autorin wurde von einem Albtraum inspiriert, der sie 1816 heimsuchte, während sie in Begleitung ihres Ehemannes Percy Bysshe Shelley und ihrer Stiefschwester Claire Clairmont Lord Byron in Genf besuchte. Bis heute ist umstritten, welche Einflüsse Mary Shelleys Traum auslösten, es scheint jedoch sicher, dass der in der Gruppe diskutierte Galvanismus ein entscheidender Faktor war. Für mich spielt es letztendlich keine Rolle, warum Shelley die Geschichte des Wissenschaftlers Victor Frankenstein niederschrieb – ich freue mich einfach, dass ich sie 200 Jahre später lesen kann.

 

Von Kindesbeinen an wird Victor Frankenstein von seinem unstillbaren Verlangen nach Erkenntnissen getrieben. Sein Wissensdurst ist grenzenlos. Er trachtet danach, die Geheimnisse von Leben und Tod zu entschlüsseln. Als Student in Ingolstadt profitiert er von den jüngsten Ergebnissen der modernen Forschung des 19. Jahrhunderts. Erfüllt von fieberhaftem Ehrgeiz gelingt ihm, wozu nur Gott fähig sein sollte: die Belebung toten Fleisches. Berauscht erschafft Frankenstein die unheilige Kopie eines Menschen. Doch seine Schöpfung entpuppt sich als abstoßend, monströs. Angewidert von der Frucht seiner Arbeit wendet sich Frankenstein ab. Die Ablehnung seines pervertierten Kindes wird ihm zum Verhängnis, denn das Monster weigert sich, seine Zurückweisung zu akzeptieren. Verbunden durch gegenseitigen Hass beginnen Schöpfer und Schöpfung einen tödlichen Tanz, der sie bis ans Ende der Welt führt.

 

„Frankenstein“ von Mary Shelley gilt als der erste Science-Fiction-Roman der Geschichte. Es ist immer schwierig, einen Klassiker, der so großen Einfluss auf Literatur und Kultur hatte, zu rezensieren. Oberflächlich scheint „Frankenstein“ lediglich der Unterhaltung zu dienen; erst in der Tiefe offenbaren sich zahlreiche elementare Themen, die sich um die zentrale Schöpfungsgeschichte des namenlosen Monsters herumranken. Dadurch entsteht eine verblüffende Ambiguität, die eine gradlinige Einteilung in Gut und Böse strikt verweigert. Die psychologisch konsequente, realistische Konstruktion der Protagonisten erlaubt der Geschichte, weit über diese engen Dimensionen hinauszuwachsen. „Frankenstein“ enthüllt sich als Tragödie dunkelster Couleur, die unausweichlich fatal enden muss. Ich war in vielerlei Hinsicht von der Lektüre überrascht. Am meisten erstaunte mich, dass ich Victor Frankenstein seinem Monster vorzog. Ich bin vom Gegenteil ausgegangen. Ein Grund ist sicher die Ich-Perspektive des ehrgeizigen Wissenschaftlers, doch diese Erklärung genügt nicht, um meine Schwierigkeiten mit dem Monster zu determinieren. Obwohl ich den Status der Kreatur als einsame, enttäuschte und verlassene Schöpfung anerkenne und objektiv Mitgefühl empfinde, stieß mich ihre aggressiv-explosive Seite ab. Das Monster ist kein rehäugiger, sanfter Galan, es wird von Zorn und Rachsucht beherrscht. Selbstverständlich sind diese Gefühle gerechtfertigt, aber die Verbissenheit, mit der es eine tödliche Fehde mit Frankenstein provoziert, erschien mir kleingeistig, selbstzerstörerisch und seines intellektuellen Potentials nicht würdig. Anstatt die Zurückweisung seines Schöpfers als Chance zu interpretieren und seine miserable Existenz eigenständig zu verbessern, reagiert es jähzornig und gewalttätig, wenn seine plumpen, ungelenken Versuche, Kontakt mit der Gesellschaft aufzunehmen, scheitern und versteift sich auf die widerwärtig egoistische und gewissenlose Idee, Frankenstein schulde ihm eine Gefährtin. Als dieser ablehnt, gewinnt der obsessive Hass des Monsters auf seinen Schöpfer die Oberhand. Aufgrund dieser Negativentwicklung war ich nicht in der Lage, mich dem Monster emotional zu nähern. Das heißt jedoch nicht, dass ich Victor Frankenstein als Opfer betrachte. Von Arroganz geblendet und frei von Demut schwingt er sich eigennützig zum Schöpfer auf, leugnet seine menschliche Fehlbarkeit, die ihm erst der erschreckende Anblick seiner Schöpfung vor Augen führt. Er bereut, dass er keinen Menschen nach seinem Abbild formen konnte. Er bereut nicht, sich überhaupt an der Schöpfung vergangen zu haben. Er ist sich bis zum Ende keiner Schuld bewusst, spricht sich von jeglicher Verantwortung frei und weigert sich, sein Versagen hinsichtlich seiner bizarren Elternrolle einzugestehen. Mit seiner gleichgültigen Grausamkeit verdammt er das Monster und sich selbst unwiderruflich. Die Sünde, seine Schöpfung im Stich zu lassen, ist unverzeihlich. Victor Frankenstein ist ein Vater, der Zigarettenholen ging und nie zurückkehrte.

 

Mary Shelley war ihrer Zeit weit voraus. Nicht nur literarisch, als Begründerin eines komplett neuen Genres, sondern auch gesellschaftsphilosophisch. „Frankenstein“ ist eine anregende Diskussion des Rechts auf Leben, der Position des Individuums in der Gesellschaft und des Grabens zwischen Schöpfer und Schöpfung. Obwohl Mary Shelley keine überragende Autorin war, kaschierte sie ihre Schwächen elegant und wirkungsvoll, indem sie sich hinter ihrer Geschichte völlig zurücknahm und ihren Figuren bescheiden das Rampenlicht überließ. Für mich war die Lektüre interessant und wertvoll, weil sie mir die ursprüngliche Form der Legende des Victor Frankenstein fernab von verfälschten Verfilmungen näherbrachte, die Erzählung, die der historische Beginn der Science-Fiction war. Ich hoffe, dass Mary Shelley im Jenseits beobachten kann, wie viel sie für die (weibliche) Literatur getan hat und sich daran erfreut, dass ihr Roman, der einst einem Albtraum entsprang, 200 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer gelesen wird.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/12/13/mary-shelley-frankenstein
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review 2016-07-11 13:25
Der Sound meines Lebens - Eine 2. Chance
Der Sound meines Lebens: Roman - Jonathan Tropper

Was ist schlimmer als ein Looser zu sein?
ZU wissen das man ein totaler Versager ist. Ich hänge ihr mit meinen 2 Kumpels in einem "Hotel" rum, und bemitleide mich selber, meine besten Tage sind vorbei, ich bin seit 7 Jahre geschieden, doch ich liebe diese Frau noch immer, auch meine Tochter hab ich lange nicht mehr gesehen, denn sie will nichts mehr von mir wissen. Würde ich wohl auch noch wollen wenn ich so ein Vater hätte wie mich.

Doch wie das Leben manchmal so spielt, hält es ab uns zu doch noch ein kleines Leckerli bereit. Dieses Leckerli ist meine Tochter, sie taucht völlig unverhofft bei mir auf, mit der Offenbarung das sie Schwangersei. Ich wittere natürlich gleich die Möglichkeit einige Fehler ausbügeln zu können und möchte für sie da sein. Doch das Leben, diese Sau, macht mir auch gleich wieder einen Strich durch die Rechnung denn sie schenkt mir ein Aneurysma und die Aussicht auf den Tot wenn ich mich nicht operrieren lasse...

Der Anfang...

    Es ist Dienstag. In wenigen Wochen wird seine Frau heiraten, und in ein paar Tagen wird Silver zu dem vorläufigen Schluss gelangen, dass das Leben nicht mehr unbedingt lebenswert ist, wenn man so versagt wie er. Es ist ziemlich genau sieben Jahre und viel Monate her, seit Denise sich vom ihm scheiden liess, und rund neun Jahre, seit er und seine Band, Bent Deisies, ihr erstes und letztes Album veröffentlichten und mit ihrer einzigen Hitsingle "Rest in Piece" über Nacht zu Rockstars wurden.


Meine Gedaken zum Buch
Wie immer geh ich natürlich als erstes auf das Cover ein. Dieses gefällt mir wirklich gut, es ist schlicht, und doch recht passend. Auch wenn ich mit dem Titel vielleicht nicht ganz sooooo zufrieden bin. Der Originaltitel passt viel besser und weckt auch gleich ne ganz andere Assoziation. "One Last Thing before I Go" lässt dass das Ende auch nicht so unpassend zurück wie beim deutschen Titel. Hingegen beim Cover gefällt mir die deutsche Ausgabe besser.

Der Schreibstil von Jonathan Tropper ist wie immer direkt, frisch von der Leber, dennoch voller Witz und Sarkasmus. Und doch mit vielen leisen und einfühlsame Töne. Man kommt gleich in die Geschichte rein und kann flüssig durch die Seiten lesen.

Aber wichtiger ist ja die Geschichte, Weilche mir wieder sehr gut gefallen hat. Auch dieses mal hat der Protagonist ein riesen Päckchen zu tragen. Denn Silvers Leben verlief ganz anders als er sich das gewünscht hat. Zwar hatte er ein kurzes Hoch mit seiner Band vor 9 Jahren. Sie wurden praktisch über Nacht zu Rockstars aber nach dem ersten und gleich letzten Album passierte nichts mehr. Dazu ging seine Ehe mit seiner grossen Liebe in die Brüche und seit da wandelt er fast schon zombimässig durch sein Leben, ohne grosse Ereignisse. Seine Tochter sieht er auch nicht mehr, einfach weil er sie verschonen will. So ein mieser Vater wie ihn braucht kein Kind. Zusammen mit seinen beiden Kumpels Oliver und Jack wohnt er in einem "Dauerhotel", trauert seiner Vergangenheit nach und spendet jeden Dienstag seinen Samen, um etwas Geld zu verdienen. Dazu ab und an total unbedeutenden Sex, denn Frauen zieht er auch nicht mehr an so wie früher. Es ist ihm bewusst das er ein Versager ist und eigentlich auch keinen grund mehr darin sieht weiter zu Leben. Da kommt ihm sein neu erworbenes Aneurysma grade gegen, denn das wird seinem erbärmlichen Leben ein Ende bereiten.

Tja, Silver hat aber diese Geschichte ohne seine Tochter geplant, denn diese steht plötzlich vor ihm und beichtet das sie schwanger ist. Grade 18, und ungewollt schwanger und da kommt sie all die Jahre auf die Idee zum ihm zu kommen. Er nimmt sich vor für sie da zu sein. Doch so einfach ist des nicht denn dies bringt eine ganz menge mehr in Bewegung, so das er plötzlich wieder Hoffnung hat und ein Licht am Ende des Tunnels sieht. Er will ein besserer Mensch werden, ein besserer Vater sein und ... er will Leben...

Ich liebe wie Jonathan Tropper seine Figuren beschreiben kann. Es sind Menschen mitten aus dem Leben. Genau so jemand könnte man auf der Strasse treffen, zum Freund haben. Mit all seinen Problemen. Silver ist an sich selber gescheitert, und doch mochte ich ihn gleich vom ersten Augenblick. Seine Gedanken sind völlig menschlich, seine Ängste und Sorgen, aber auch seine Hoffnungen... Auch seine Tochter Casey ist gut ausgearbeitet mit all ihren widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken gegenüber ihrem Vater und auch seine Ex kann man gut verstehen. Und natürlich auch ihr neues Freund Rich.

Dies ist eine Geschichte über den Makrokosmos Familie. Es geht um Verlust, Trauer und Ängste, aber auch Hoffnung und über die Erkenntnis was das Leben, lebenswert macht. Und es geht über um den Sinn des Lebens.

Mein Fazit
Sicher nicht nur ein Buch für Männer, wobei es sicher bei denen gut ankommen wird, denk ich mal. Ich kann das Buch jedem empfehlen, vielleicht eher etwas älteren Lesern, so ab 30, da es doch Themen sind die meist vorher nicht wirklich relevant sind. Ich kann nur sagen, mir hat das Buch wirklich super gefallen.

Danke Herr Thropper, immer wieder gerne ;)

 

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review 2013-12-11 09:30
Aufwachsen in der Drogenhölle
Platzspitzbaby - Michelle Halbheer
In diesem Buch erzählt Michelle Halbheer über ihre Kindheit bei einer schwerst drogensüchtigen Mutter. Wie das ganze ihre Familie zerstörte, was sie alles er- und überleben musste und mit was das sie heute noch zu kämpfen hat. Vielen, vor allem denjenigen die in meinem Alter, oder älter sind, wird der Begriff Platzspitz vielleicht noch bekannt sein. Er war damals nicht nur National sondern internationaler Gesprächsstoff. Denn da hausten grausige Zustände!! Es war eine offene Drogenszene. Da gingen alle Drogensüchtigen hin, um sich ihren Stoff zu besorgen. Eigentlich ein wirklich schöner Park, war übersät mit Unrat aller Art, und natürlich gebrauchte Spritzen, weggetretenen Menschen, Menschen auf dem Aff, Dealer und... ja man will es eigentlich gar nicht wahrhaben Kinder!! Denn drogensüchtige Eltern nahmen meist auch ihre Kinder mit, oder schickten sie dorthin um ihren was zu besorgen. 
 
Michelle erzählt uns von ihrer Kindheit, wie sie das ganze Erlebt hat. 
 
1992 wurde dieser Platz mit grossem Polizeiaufgebot geräumt und wieder hergestellt. So das die Öffentlichkeit wieder einen schönen Park vor sich hatte um zu flanieren. Doch leider haben sie das Übel nicht an der Wurzel gepackt denn kurz drauf bildetet sich weiter vorne einfach eine neue offene Drogenszene, die konnte sich aber nicht lange etablieren... 
 
 
 
 
Wie immer beginne ich mit Titel und Cover. Der Titel ist treffend, man weiss was auf einen zu kommt, also man hat eine Ahnung davon. Das Cover find ich sehr schön, denn es zeigt die heute hübsche 28 jährige Michelle, die mit einem mit tiefen Blick anschaut. Augen die mehr gesehen haben als manch einer ertragen könnte. 
 
Zum erzählten, ja, erst macht es einen wirklich sprachlos, dann stutzt man und fragt sich was da denn eigentlich schief läuft und dann wird man wütend. Ja, ich schon denn diese Geschichte ist eine, die leider nicht nur einmal passiert ist. Und auch heute noch leben sehr viele Kind in Familien wo ein, oder beide Elternteile schwerst Abhängig sind. Was diese Kinder durchmachen müssen erzählt eben Michelle. 
 
Am Anfang erzählt sie uns kurz woher sie kommt, also ihre Mutter und Grossmutter. Sie erzählt von der Grossen Liebe ihrer eltern und das beide gemeint haben, das ein Kind gut ist für die Mutter, es eine Motivation ist um clean zu werden. Ja, so dachten nicht nur die Drogensüchtigen, das war, und ist auch heute noch viel Fach die gängige Meinung der offiziellen Stellen wie, Sozialbehörden, der Vormundschaftsbehörden und vielen anderen. Warum? Dass ist eine gute Frage. Auf alle Fälle ist die genau diese Haltung das grösste Versagen, denn die, die Helfen könnten tun es meistens nicht, oder nur unzureichend, vielleicht um ihr eigenes gewissen zu beruhigen. Sie überlassen die Kinder ihrem Schicksal und wundern sich dann das sie im Teeager-Alter auffällig werden. Und dann, dann kommen sie und Massenahmen greifen. 
 
Michelles Leben war gezeichnet von Angst, Gewalt, Hunger, Ausgrenzung und Vernachlässigung. Sie hat Strategien entwickelt um zu überleben. Und dennoch wurden ihre Hoffnungen immer wieder aufs neue kaputt gemacht. Früh musste sie einsehen das die Frau, die einst ihre liebende Mutter war, andere Prioritäten hatte, sie nur Missbrauchte um an ihren Stoff zu gelangen, oder um was essbares zu besorgen, oder sie war überflüssig, im Weg und an ihrem Elend mit schuld. Aber dennoch war es ihre Mutter, sie liebte sie und war auch nicht fähig sie zu verraten. Sie schwieg, bis auf einmal, und da fiel ihr der Beistand erbärmlich in den Rücken. 
 
Wenigstens hatte sie am Anfang noch ihren Vater, der alles versuchte um die Mutter von den Drogen fern zu halten. So naiv das auch war, er wusste es wohl nicht besser. Bis auch er an der ganzen Situation zerbrach, er sich von ihr Scheiden liess und Michelle der Mutter überlassen musste. Das Drama nahm keine Ende... 
 
Auch dann nicht, als endlich Hilfe in Sicht war, kam sie nur in eine andere Art von Gefangenschaft, von Druck, von Unterdrückung. 
 
Wie sie sich aber dennoch aus dem ganzen heraus winden konnte, wo sie heute steht und was für Gefühle, Gedanken und Träume sie hat, das erzählt Michelle Halbheer in diesem wirklich beeindruckenden Buch. 
 
Das einzige was ich an dem Buch schade finde ist, das es nicht Michelle selbst geschrieben hat, sondern Franziska K. Müller. Nicht das es schlecht geschrieben wäre, nein, es ist zu Gut, in dem Sinne, zu glatt, zu professionell. Ich denke, eine Frau die da aufgewachsen ist wo eben Michelle aufgewachsen ist, eben auf der Gasse, hat etwas eine andere Ausdrucksweise, was ich aber eben nicht schlimm fände sondern eher erfrischend, authentischer. Aber daran soll es nun nicht scheitern das man das Buch nicht liest! 
 
Leider ist der Kinderschutz auch heute noch in den Kinderschuhen, zu viele Kinder leben in der Schweiz oder auch Deutschland unter solchen Verhältnissen. Kinder die erwachsen werden und auch dann noch leiden... 
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