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review 2018-06-08 16:18
Langweiliger Todesengel
Milo - Geliebter Todesengel: Thriller - A. Fiend

Marcus Wirtmann ist von seinem Leben fadisiert. Der triste Arbeitsalltag raubt ihm zunehmend die letzten Energiereserven, während er in einer grauen Welt unterzugehen droht. Doch in San Francisco lernt er die mysteriöse Milo in einer brenzligen Situation kennen und verliebt sich kurzerhand in sie. Jedoch ist Milo kein Mädchen von nebenan, sondern ein gefährlicher Todesengel, der ganz genau weiß, was er will.

An diesem Buch hat mich Marcus Wirtmanns Leben neugierig gemacht. Wer kennt das nicht? Aus Job, abendlichen Vergnügungen und manch privater Verpflichtung wird allzu rasch grauer Alltag, wo sich die tristen Tage nahtlos und unspektakulär aneinanderreihen. Manchmal ist es gut, wenn gar nichts passiert. Doch manchmal kann einem dieses Nichts zu viel werden. Und genau das ist bei Marcus der Fall. 

Marcus kämpft mit sich, seinem Leben und seinem Job. Er hasst es. Er ist als Unternehmensberater bei SAP angestellt und hat dauernd mit anstrengenden Kunden zutun. Hier hatte der Protagonist für mich eindeutig Identifikationspotential, weil mein Arbeitsalltag bei mir ähnlich gestrickt ist. Argumentieren, brillieren und überzeugen - das kann oft richtig nervtötend sein. 

Diesmal ist Marcus mit seinem Kollegen in San Francisco unterwegs. Nach den auslaugenden Kundengesprächen wird abends das eine oder andre Gläschen gehoben, damit der Tag ausklingen kann. Allerdings hat Marcus einen starken Hang zu Übertreibungen und gibt sich schon in aller Frühe einen kleinem Muntermacher - Whiskey pur - hin. 

Dieser Einsteig hat mir alles in allem sehr gut gefallen, weil der Autor auf das Alltagstier anspielt, dem wir alle aufgesessen sind: 

"Morgens aufstehen. Einen Scheißjob machen. Abends hinlegen. Ist das etwa alles?" (S. 32)

Hier hat er mir oftmals aus der Seele geschrieben, obwohl ich mit der Whiskey-Taktik des Protagonisten wenig anfangen kann. 

Dann lernt Marcus den titelgebenden Todesengel Milo kennen. Zu Milo kann ich nicht besonders viel sagen, weil man kaum etwas über sie erfährt. Sie ist eine Kämpferin und scheint aus Quentin Tarantinos "Kill Bill" entsprungen zu sein. Mit einem Samuraischwert haut sie ihren Gegenspielern auf die Finger und zieht Marcus in ihren Bann. Marcus schmeißt darauf sein Leben hin und fängt bei Milo eine Lehre als Killer an.

Dieser Teil hat mich stark an den Film "Fight Club" erinnert. Wie im Film entflieht der Protagonist seinem grauen Leben indem er durch Kämpfen seinen Körper spürt und zu einem richtig harten Typen wird. 

Damit wäre die Grundhandlung auch schon erzählt und ich frage mich ernsthaft, wo denn die wirkliche Handlung abgeblieben ist. Über das ganze Buch hinweg reiht sich eine Actionszene an die andere. Gefühlt war ich ständig in Kampfhandlungen involviert, mit Marcus im Training mit Blut beschmiert, es wurden Wunden versorgt oder Whiskey inhaliert.

Im Übrigen ist der Whiskey-Konsum in diesem Buch ein eigenes Thema, denn er ist Milos Lebenselixier. Andauernd schütten sich Milo und Marcus Hochprozentiges rein und erklären Jim Beam zur Nahrungsquelle Nummer eins. Ich glaube, das sollte einen charmant-herben Zug in die Handlung bringen, hat aber auf mich eher wie Product Placement gewirkt:

"Mit einem riesigen fetten Grinsen betrachte ich abwechselnd Milo und unser Lebenselixier. Ich bin wahrhaftig der glücklichste Mann der Welt." (S. 120)

Ich persönlich konnte mit den Beschreibungen und der Handlung nicht viel anfangen. Wie gesagt, der Einstieg in Marcus bescheidenen Arbeitsalltag hat mich gepackt und ich war ganz gespannt, wie es dann weitergeht. Meine Spannung war allerdings rasch verflogen, als sich nur noch eine Actionszene an die andere reiht. 

Bemerkenswert ist allerdings der geniale Schreibstil des Autors. Locker-leicht mit derber Sprachgewalt hätte er mich sofort bei der Hand gehabt, wenn ein nachvollziehbarer Spannungsbogen vorhanden gewesen wäre.

Meiner Meinung nach werden hier wohl männliche Fantasien bedient oder das Traumbild einer merkwürdigen Partnerschaft kreiert. Wahrscheinlich handelt es sich eher um ein Männerbuch, das bei mir schlicht an der falschen Adresse gelandet ist. Wer neugierig auf den Todesengel Milo ist, sollte sich unbedingt selbst ein Bild von ihr machen. Denn es ist trotz meiner Kritik ein spezielles Buch, das dem richtigen Leser bestimmt besser gefällt.

Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at
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text 2017-04-19 10:51
Das Zeugnis eines gebrochenen Mannes
De Profundis - Oscar Wilde

Dies ist keine gewöhnliche Rezension. Vielleicht ist euch bereits aufgefallen, dass ich dieses Mal auf eine Sternevergabe verzichtet habe. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich glaube, dass „Epistola in Carcere et Vinculis“ oder auch kurz „De Profundis“ von Oscar Wilde es nicht verdient, mit einer plumpen Sternenanzahl beurteilt zu werden. Bei dem Text handelt es sich um einen Brief von etwa 50.000 Worten, den Wilde während seiner Zeit im Zuchthaus von 1895 bis 1897 an seinen ehemaligen Liebhaber Lord Alfred Bruce Douglas schrieb. Wie anmaßend wäre es, ein Schriftstück bewerten zu wollen, in dem ein verzweifelter Mann sein Innerstes nach außen kehrte und niederschrieb, was ihn bewegte?

 

Daher habe ich beschlossen, von der gewohnten Struktur meiner Rezensionen Abstand zu nehmen und diesen berührenden Brief vollkommen eigenständig zu besprechen. Es ist kein Roman. Es ist keine Geschichte, obwohl der Text durchaus eine Geschichte erzählt. Ich kann meine üblichen Maßstäbe hier nicht anlegen. Stattdessen möchte ich euch zuerst die historischen Fakten darlegen, bevor ich erkläre, wie „De Profundis“ auf mich wirkte und welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehe. Es ist das tragische Zeugnis eines gebrochenen Mannes, das ihr ohne Kontext nicht verstehen werdet. Ich war entsetzt, was aus dem ehemals erfolgreichen Autor Oscar Wilde geworden war.

 

 

Oscar Wilde ging stets recht offen mit seiner Homosexualität um. Obwohl er verheiratet war und mit seiner Frau Kinder gezeugt hatte, machte er nie einen Hehl daraus, dass er sich zu Männern sexuell und emotional hingezogen fühlte. Er arbeitete seine persönlichen Vorlieben in seine Werke ein, die nachweislich homoerotische Unterströmungen beinhalten. Trotz dessen wäre er vielleicht nie im Gefängnis gelandet, hätte er im Juni 1891 nicht die Bekanntschaft von Lord Alfred Bruce Douglas gemacht. Die Details ihres Kennenlernens konnte ich leider nicht herausfinden, in „De Profundis“ deutet Wilde allerdings an, dass Douglas sich als Oxford-Student mit einem Problem an ihn wandte und um Hilfe bat. Die beiden Männer trennte ein Altersunterschied von 16 Jahren; 1891 war Wilde 37, Douglas – genannt Bosie – 21 Jahre alt. Sie waren ein halbes Jahr befreundet, bevor sie eine Liebesbeziehung eingingen. Diese hatte anfangs wohl eine sexuelle Komponente, Wilde und Douglas berichteten jedoch beide, dass diese nur kurz währte und ihre Affäre fortan rein emotionaler Natur war.

 

Die Beziehung zwischen Wilde und Douglas war turbulent und dramatisch. Sie stritten oft, hauptsächlich wegen der ungeheuren Summen, die der vergnügungssüchtige Douglas täglich verprasste. Er war es auch, der Wilde in die geheime Welt der männlichen Prostituierten einführte. Er ließ sich wie selbstverständlich von seinem älteren Liebhaber aushalten und pflegte einen extravaganten Lebensstil, den der aus dem Bürgertum stammende, disziplinierte Autor nur schwerlich nachvollziehen konnte. Obwohl Oscar Wilde öffentlich als Bon-Vivant und Dandy bekannt war, nahm er seine Arbeit sehr ernst und zeigte sich hinsichtlich seiner Texte als unverbesserlicher Perfektionist.

 

Douglas‘ Leben war allzeit von dem schwierigen, konfliktbelasteten Verhältnis zu seinem Vater, dem 9. Marquis von Queensberry, geprägt. Dieser hatte seinem flatterhaften Sohn stets jegliche Anerkennung verwehrt und war demzufolge höchstwahrscheinlich indirekt dafür verantwortlich, dass Douglas sich auf eine Beziehung zu einem deutlich älteren Mann einließ. Daddy Issues aus dem Lehrbuch. Der Marquis vermutete, dass zwischen Wilde und Douglas mehr als eine Freundschaft existierte und verlieh seinem Verdacht 1895 Ausdruck, indem er seine Visitenkarte im Albemarle Club (ein Etablissement, das Wilde oft besuchte) hinterließ, die er mit der beleidigenden Aufschrift „Für Oscar Wilde / posierenden Sodomiten“ („For Oscar Wilde posing Somdomite [sic!]“) versehen hatte. Von selbst hätte Wilde auf diese Beschimpfung möglicherweise nicht reagiert, er ließ sich jedoch von Douglas zu einer Verleumdungsklage drängen, entgegen des Rats seiner Freunde. Douglas war entzückt von der Vorstellung, seinem Vater eins auswischen zu können und scheute sich nicht, seinen Liebhaber für seine Rache einzuspannen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Als Beklagter fiel es dem Marquis zu seiner Verteidigung zu, den Wahrheitsgehalt seiner Beschuldigung zu beweisen. Das Blatt wendete sich, Wilde wurde vom Kläger zum Angeklagten und musste sich plötzlich selbst verteidigen. Er wurde verhaftet und wegen Unzucht angeklagt. Er verlor den Prozess. Am 25.05.1895 wurde er zu 2 Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Eine Flucht aus England lehnte er ab. Paradoxerweise war es nicht Wildes Verhältnis zu Douglas, das ihm zum Verhängnis wurde, sondern sein Umgang mit männlichen Prostituierten, die als Zeugen gehört worden waren. Douglas hingegen kam straffrei davon, weil eine Prüfung die Geringfügigkeit seiner sittlichen Vergehen feststellte.

 

Zu Beginn seiner Strafe war Oscar Wilde im Londoner Zuchthaus Wandsworth untergebracht, wurde allerdings am 20.11.1895 nach Reading überführt, wo er den Großteil seiner Strafe abbüßte. Noch im Gefängnis wurde er enteignet, weil er die Prozesskosten nicht tragen konnte und durch den Marquis von Queensberry als bankrott erklärt.
Wilde erholte sich von seiner Inhaftierung nie mehr. Seine Gesundheit hatte unter den menschenunwürdigen Bedingungen im Zuchthaus schwer gelitten. Nach seiner Entlassung 1897 traf er sich noch einmal mit Alfred Douglas. Gemeinsam verbrachten sie einige Wochen in Neapel, bis sie ihre verhängnisvolle Beziehung endgültig beendeten. Danach floh er ins Exil nach Paris und lebte dort verarmt und isoliert. Er schrieb außer „Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading“ nichts mehr. Freunde, die ihn besuchten, beschrieben ihn als vereinsamt und niedergeschlagen. Er starb 3 Jahre später am 30.11.1900, wahrscheinlich an Syphilis, obwohl eine Theorie südafrikanischer Wissenschaftler behauptet, sein Tod sei von einer schweren Hirnhautentzündung verursacht worden. Er hatte seine Heimat Britannien nach seiner Flucht nie wieder betreten.

 

„De Profundis“ entstand während Wildes Zwangsaufenthalt in Reading. Er durfte ihn nicht abschicken, es wurde ihm jedoch gestattet, den Brief bei seiner Entlassung mitzunehmen. Er übergab ihn seinem Lektor, Freund und ehemaligen Liebhaber Robert Baldwin Ross, der ihn aufbewahren und eine Kopie an Alfred Douglas schicken sollte. Douglas bestritt, den Brief je erhalten zu haben. Ob das der Wahrheit entspricht, ist bis heute nicht geklärt.
Veröffentlicht wurde das Werk posthum; die erste, gekürzte Ausgabe erschien im Februar 1905 bei S. Fischer in Berlin und etwa zwei Wochen später in England. Die vollständige, korrekte Version erblickte erst 1962 das Licht der Welt, in dem Band „The Letters of Oscar Wilde“. Das Originalmanuskript wird im British Museum verwahrt.

 

Ich persönlich vertrete die Meinung, dass Alfred Douglas den an ihn adressierten Brief sehr wohl erhielt. Robert Ross hätte Wildes Wunsch nicht ignoriert, da bin ich sicher. Ich denke, Douglas glaubte, einfach so tun zu können, als hätte ihn „De Profundis“ nie erreicht, um sich nicht öffentlich mit dessen Inhalt auseinandersetzen zu müssen. Die Veröffentlichung des Textes machte ihm dann natürlich einen Strich durch die Rechnung. Statt demütig seine Fehler einzugestehen, teilte Douglas aus und äußerte sich oft abfällig und beleidigend über Oscar Wilde. Er gab später zu, dass seine Wut auf „De Profundis“ zurückging und bedauerte sein Benehmen. Selbstverständlich war sein Verhalten falsch, aber ich verstehe ihn. Ich verstehe, dass Douglas fuchsteufelswild war, weil die intimen Bekenntnisse seines ehemaligen Geliebten nun öffentlich zugänglich waren. Die Dinge, die Wilde schrieb… ganz ehrlich, so etwas würde ich auch nicht über mich und eine vergangene Beziehung veröffentlicht sehen wollen.

 

In „De Profundis“ rechnet Oscar Wilde mit seinem Verhältnis zu Alfred Douglas und seinem eigenen Leben ab. Er führt bis ins kleinste Detail auf, wann und inwiefern sich Douglas seiner Meinung nach falsch und verletzend aufführte. Er zeichnet das Bild eines Parasiten, der immer nur nahm, ohne jemals zu geben. Er schildert Szenen ihrer Beziehung, ihres gemeinsamen Lebens in allen Einzelheiten und geht hart mit Douglas ins Gericht. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass Douglas keine einzige positive Eigenschaft besaß. Durch Wildes Aussagen erschien er mir extrem unsympathisch: anstrengend, melodramatisch, undankbar, egoistisch und launisch. Mir ist natürlich bewusst, dass diese Charakterbeschreibung vollkommen subjektiv ist und nur eine Seite der Realität darstellt. So eingängig und nachvollziehbar Wilde seine Gefühle wiedergibt, bleibt doch eine Frage bestehen – wieso trennte er sich nicht von Douglas, wenn ihm dessen Gesellschaft persönlich und professionell schadete?

 

Wilde bietet auf diese Frage eine Antwort. Er betont, dass er durchaus wiederholt versuchte, ihre Beziehung zu beenden, es aber einfach nicht schaffte. Douglas stahl sich immer wieder in sein Leben und war sich nicht zu schade, dafür die Hilfe seiner eigenen Mutter oder der Freunde und Familie seines Liebhabers in Anspruch zu nehmen. Ich gestehe, diesbezüglich fehlt mir ein wenig historisch-gesellschaftliches Kontextwissen. Ich weiß nicht, ob die gesellschaftlichen Normen Wilde zwangen, die Freundschaft weiterzuführen. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt eine andere Wahl hatte, sobald seine Freunde und in einem beispiellosen Fall sogar seine eigene Ehefrau ihn für seine Distanz zu Douglas schalten und ihn in dessen Namen baten, den Kontakt wiederaufzunehmen. Ich habe keine Vorstellung davon, ob er ihnen die Situation hätte erklären können oder ob es sich für damalige Verhältnisse nicht schickte, diese vertraulichen Details zu offenbaren. Ich habe wirklich keine Ahnung. Nichtsdestotrotz erschien mir das Eingeständnis seiner eigenen Willensschwäche eher fadenscheinig und nicht besonders glaubwürdig. Er mag zugegeben haben, dass er sich dem Druck von außen nicht entgegenstellen konnte, meiner Ansicht nach sah er die Schuld dafür jedoch trotzdem bei Douglas, nicht bei sich selbst. Ich glaube nicht, dass er seinen eigenen Anteil am katastrophalen Wesen ihrer Beziehung einsah. Meinem Empfinden nach sind seine harschen Anschuldigungen zu umfangreich, vorwurfsvoll und nachdrücklich; aus seinen Worten sprach zwischen den Zeilen zu viel Schmerz und Enttäuschung. Tatsächlich bin ich sogar überzeugt, dass Wilde Douglas noch immer liebte, als er „De Profundis“ schrieb.

 

Wie bereits erwähnt, war das Thema Finanzen zwischen Oscar Wilde und Alfred Douglas ein immerwährender Konfliktherd. Für mich war es befremdlich, Wilde in seinem Brief die Kosten seines Lebens mit seinem Liebhaber genauestens aufrechnen zu sehen. Oh ja, er nennt Zahlen, als hätte er exakt darüber Buch geführt. Ausgerechnet der Mann, der in der Öffentlichkeit den Anschein eines Dandys erwecken wollte und dieses Bild penibel pflegte, warf seinem Geliebten Verschwendung vor. Ich will nicht behaupten, dass diese Kritik ungerechtfertigt war, es war nur seltsam, dass sie jemand äußerte, dem Schönheit und Spaß im Leben stets überaus wichtig waren. Ich denke, diesbezüglich zeigt „De Profundis“ sehr deutlich, wie stark sich Oscar Wildes äußeres Image und seine wahre Persönlichkeit unterschieden. Er wollte als Luftikus erscheinen, dem kaum etwas viel bedeutete außer seinem Vergnügen, nicht einmal seine Werke. Glücklicherweise wissen wir mittlerweile, dass das nicht stimmt. Ich denke, seine bürgerliche Herkunft war in Oscar Wilde stärker verwurzelt, als er zugeben wollte. Natürlich konnte er demzufolge mit dem ausgefallenen Lebensstil des Adels, aus dem Douglas stammte, nichts anfangen und hatte kein Verständnis für dessen verschwenderische Vergnügungssucht. Teure Essen, teure Weine, Club- und Theaterbesuche – offenbar brauchte und wollte Wilde all das gar nicht in dem Maße, nach dem es Douglas verlangte. Scheinbar war er viel bescheidener, als ich bisher annahm.

 

Neben all den Verletzungen und Kränkungen, die Wilde durch Douglas erlitt, nahm er ihm dessen Drängen auf eine Verleumdungsklage gegen seinen Vater vermutlich am übelsten. Er sah sich als Opfer des Hasses zwischen Vater und Sohn und glaubte, von beiden Seiten in einer alten, festgefahrenen Fehde benutzt und instrumentalisiert worden zu sein. Obwohl ich ihm hier grundsätzlich zustimmen muss, weil auch ich denke, dass es bei der Provokation des Marquis und dem darauffolgenden Prozess nie um Oscar Wilde persönlich ging, hatte ich doch erneut das Gefühl, dass er seine eigene Verantwortung mehr oder weniger ignorierte. Niemand zwang ihn, den Marquis zu verklagen. Es war seine eigene Entscheidung, nicht auf den Rat seiner Freunde zu hören und sich in den Kleinkrieg zwischen Douglas und dessen Vater hineinziehen zu lassen. Er muss gewusst haben, dass er ein Risiko einging und sich das Blatt wenden könnte. Warum er sich trotzdem auf diesen Wahnsinn einließ, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wollte er Douglas beeindrucken. Vielleicht wollte er ein Vorbild sein und seinem jüngeren Partner zeigen, was es bedeutete, für ihre Beziehung einzustehen und für einander da zu sein. Ich weiß es nicht.

 

Die kleinliche Abrechnung mit Douglas stellt nur den ersten Teil des Briefes dar. Der zweite Teil von „De Profundis“ ist eine Einschätzung von Wildes eigenem Leben und der verzweifelte Versuch, seiner hoffnungslosen Lage etwas Positives abgewinnen zu können. Wilde wird sehr theologisch; er philosophierte über Jesus, der seiner Meinung nach das Herz und die Seele eines Künstlers besaß. Ich fand, dass sich dieser Part sehr zäh und schleppend las. Er schwor, sein Leben zu ändern und beteuerte, dass sich seine Persönlichkeit durch die Haft bereits verändert hätte. Fest entschlossen, sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist, schmiedete er Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung. Es ist tragisch, dass er diese Vorhaben nie verwirklichen konnte. Das Wissen darum, dass sich all seine guten Vorsätze spätestens in dem Moment, in dem ihm ein halbjähriger Aufenthalt als Büßer in einem Jesuitenkolleg verwehrt wurde, in Luft auflösten, gestaltete die Lektüre für mich sehr bitter. Wilde wollte sich ändern. Ich denke, seine Gelöbnisse waren definitiv ernst gemeint und kamen von Herzen, doch offenbar war die Ablehnung des Kollegleiters für ihn dermaßen niederschmetternd, dass ihn jegliche Hoffnung verließ. Meiner Ansicht nach nahm ihm diese letzte Demütigung seinen Lebenswillen. All die Erkenntnisse, die er während seiner Inhaftierung über sich selbst gewonnen hatte, der Entwicklungsprozess, den er durchlebt hatte, waren plötzlich wertlos, weil ihm nicht gestattet wurde, sie in Freiheit auszuleben. Also fiel er in alte Muster zurück, floh nach Paris und lebte dort auf Kosten des Besitzers eines billigen Hotels, bis er schließlich starb. Ich denke, er resignierte einfach, gebrochen und desillusioniert. Wer weiß, was man noch von ihm hätte erwarten können, hätte er diese 6 Monate in dem Jesuitenkolleg verbringen dürfen. Vielleicht hätte er zu seiner alten Form zurückgefunden. Es ist eine Tragödie.

 

Im dritten und letzten Part des Briefes kommt Wilde noch einmal auf Alfred Douglas zurück. Er berichtete von seiner Korrespondenz mit Douglas‘ Mutter, die ihn hinter dem Rücken ihres Sohnes oft bat, positiven Einfluss auf ihn zu nehmen, während sie selbst es nicht über sich brachte, seine Fehler offen anzusprechen. Wilde beschwerte sich darüber, dass Douglas‘ Mutter ihre Verantwortung unter dem Mantel der Verschwiegenheit an ihn abzugeben versuchte. Betrachtet man Douglas‘ Eltern, wird schnell klar, warum seine Persönlichkeit so viele negative Züge aufwies. Sein Vater war abwesend, dominant und aggressiv; seine Mutter nicht fähig oder nicht willens, ihrem Sohn Grenzen aufzuweisen. Er hatte zwei ältere Brüder, von denen nur einer eine gewisse Vorbildfunktion hätte erfüllen können. Soweit ich das sehe, hätte die ganze Familie in psychotherapeutische Behandlung gehört. Der junge Alfred Douglas konnte gar nicht lernen, ein guter Mensch zu sein, weil es ihm niemand beibrachte. An Wildes Stelle hätte ich von Anfang an einen großen Bogen um diesen Mann gemacht. Tja, aber wie sagt man so schön? Das Herz will, was das Herz will. Am Ende von „De Profundis“ forderte Wilde seinen Liebsten auf, sein Leben und ihre Beziehung objektiv zu betrachten und sich in ihn hineinzuversetzen. Ich denke nicht, dass Douglas dazu in der Lage war. Später vielleicht, aber nicht im Alter von 27 Jahren. Er hatte es ja noch nicht einmal fertiggebracht, Wilde während seiner Inhaftierung auch nur ein einziges Mal zu schreiben. Die Enttäuschung darüber äußerte Wilde wiederholt, konnte ganz zum Schluss allerdings nicht aus seiner Haut. Mit den letzten Worten seines Briefes öffnete er Douglas doch noch einmal seine Tür. Er schien zu glauben, dass zwischen ihnen noch nicht alles verloren sei. Meinem Empfinden nach vermisste Wilde Douglas weit mehr, als er eingestehen wollte. Vielleicht ist das die größte Tragödie ihrer geteilten Geschichte: trotz des fatalen Verlaufs ihrer Beziehung konnte er nie von Douglas lassen. Möglicherweise konnte er ihn bis zu seinem Lebensende nicht loslassen, obwohl er ihre Verbindung nach seiner Entlassung endgültig trennte.

 

Ich weiß nicht, was in ihren letzten gemeinsamen Wochen in Neapel vorgefallen ist, doch ich habe den Eindruck, dass die Trennung eine rein vernunftbasierte Entscheidung seitens Wilde war, weil er wusste, dass Douglas ihm nicht guttat. Ich denke jedoch, dass er nie aufhörte, ihn zu lieben. Die Umstände seiner letzten Lebensjahre, die resignierte Einsamkeit, die ihn gefangen hielt, erscheinen mir die direkten Folgen eines gebrochenen Herzens zu sein. Ach, ist das alles traurig. Vielleicht interpretiere ich zu viel in diese Geschichte hinein, das will ich nicht ausschließen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Alfred Douglas trotz all des Kummers, den er ihm bereitete, Oscar Wildes große Liebe war.

 

Zusammenfassend lässt sich wohl getrost behaupten, dass die Beziehung zwischen Oscar Wilde und Lord Alfred Bruce Douglas eine verhängnisvolle Liebschaft war. Der Autor hätte sich niemals auf den viel jüngeren, unsteten Mann einlassen dürfen. Dieses Verhältnis zerstörte buchstäblich sein Leben. Ich schreibe absichtlich „Verhältnis“ und schiebe den schwarzen Peter nicht Douglas zu, weil ich fest davon überzeugt bin, dass zu einer fatalen Beziehung immer zwei gehören. Natürlich ist der negative Einfluss des exzentrischen Adligen nicht zu leugnen, schreibt Wilde doch, dass er in Anwesenheit desselben nicht in der Lage war, seiner Arbeit nachzugehen, aber Wilde war derjenige, der diesen negativen Einfluss zuließ. Er war älter, er war reifer, er hätte erwachsen genug sein müssen, um die unkontrollierbaren Auswüchse ihrer Beziehung zu erkennen und entsprechend zu handeln. Ich weiß nicht, ob er es nicht konnte oder schlicht nicht wollte. Es fällt mir jedenfalls schwer zu glauben, dass Wilde keine Möglichkeit hatte, ihre toxische Verbindung zu lösen. Ich kann ihn von seiner Verantwortung nicht freisprechen. Trotz dessen hätte ich mir natürlich ein anderes Ende für den unvergleichlichen Autor gewünscht. Er hatte ein Happy End verdient.

 

„De Profundis“ hat mein Verständnis meines Lieblingsautors deutlich vertieft. Ich habe begriffen, dass sich hinter all den Vergnügungen, dem scharfen, ironischen Witz und der unleugbaren Arroganz ein empfindsamer, verletzlicher und ernsthafter Mann verbarg, der erstaunlich bodenständige Vorstellungen vom Leben hatte. Er wollte als der akzeptiert werden, der er war, trotz all seiner öffentlichen Exzentrik. Das Schreiben war sein Leben. Seine Hingabe zur Kunst war mindestens ebenso stark wie seine Gefühle für Lord Alfred Bruce Douglas. Es ist so schade, dass ihn seine Zeit im Zuchthaus für immer von seiner Muse trennte und er dadurch nicht mehr Werke erschaffen konnte, die die Menschen bis heute bewegen. Er ist definitiv zu früh gestorben. Obwohl er mir da vielleicht widersprechen würde. Schließlich lauteten seine angeblichen letzten Worte „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/04/19/oscar-wilde-de-profundis-epistola-in-carcere-et-vinculis
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review 2016-02-08 11:36
Gefährlicher Geliebter - Göttliche Intrigen
Gefährlicher Geliebter - Göttliche Intrigen - Alexa Lor

Story:
Nachdem Sean und Tarben sich erfolgreich gegen sämtliche Widerstände zur Wehr gesetzt haben, steht einem glücklichen Zusammenleben im Palast des Wempyrkönigs Furor nichts mehr im Wege. Einzig die Tatsache, dass Sean in der Lage ist die unsterblichen Dessla zu sehen, was darauf schließen lässt, dass in seinen Adern ebenfalls das Blut der Dessla fließt, legt den Grundstein für eine nahende Katastrophe. Mit Hilfe von Gor, einem Krieger der Dessla, lernen Tarben und Sean dessen Gott kennen, der Furor eine Bitte gewähren soll: Seans Erbe zu wecken, um ihm ein ähnlich langes Leben zu geben, wie Tarben. Allerdings ist die Göttin der Wempyre alles andere als begeistert von Furors Plan und da sie die homosexuelle Beziehung ihres Schützlings Tarben vollkommen ablehnt, löscht sie dessen Gedächtnis nahezu vollständig. Zudem zwingt sie Furor dazu etwas gegen Phober zu unternehmen und entführt aus diesem Grund eine der Töchter des Königs.

 

Für Sean bricht eine schwere Zeit an, denn Tarben weiß zum einen nicht wer er ist, zum anderen versucht er ein ehrenhafter Wempyr zu sein, dessen Aufgabe es ist eine Frau zu heiraten und Kinder in der Welt zu setzen. Richtig unerträglich wird die Situation erst, als die Nichte des Königs die Bühne betritt und auch Sean jemanden kennenlernt …

 

Eigene Meinung:
Mit „Göttliche Intrigen“ setzt Alexa Lor ihre „Gefährlicher Geliebter“-Reihe fort, die ursprünglich neben ihrer Reihe „Jäger der Dessla“ beim Sieben Verlag erschien. Inzwischen erscheinen beide Reihen beim Main Verlag und sind noch nicht beendet. So endet der vorliegende Band mit einem bösen Cliffhanger, der die Neugierde auf den dritten Teil schürt.

 

Inhaltlich setzt der Band da an, wo „Gefährlicher Geliebter“ endete – die Bedrohung durch Phober ist beseitigt, die Vampire haben ihre Jagd auf Sean eingestellt und dessen Familie hat in Furors Palast ein neues Zuhause gefunden. Natürlich wird dem glücklichen Paar keine Atempause gegönnt, denn sie schlittern recht schnell in die nächste Katastrophe, die ihre Liebe auf eine ganz neue Probe stellt – dieses Mal müssen sie sich der rachsüchtigen Göttin Sarpenzia, die ihre eigenen Pläne verfolgt und dabei über Leichen geht. Dieser Aspekt ist durchaus spannend, wenngleich der Aspekt mit dem Gedächtnisverlust ein wenig abgedroschen wirkt. Gerade in Mangas ist dies ein beliebtes Element, was genutzt wird um eine Liebesgeschichte gleich zwei Mal zu erzählen und um die unerschütterliche Liebe der Figuren zu beweisen. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Drama, denn Alexa Lor spart nicht an entsprechenden Szenen und Passagen: Eifersucht, Abweisungen und das mutwillige Verletzen des anderen. Das Ganze wird natürlich auch mit Erotik und Romantik kombiniert, so dass Fans von heißeren Szenen nicht gänzlich darben müssen. Man kann sogar sagen, dass „Göttliche Intrigen“ wesentlich gemäßigter ist, als der erste Band, wo Sean und Tarben zu jeder passenden und unpassenden Situation übereinander hergefallen sind.

 

Dennoch konzentriert sich die Geschichte zu sehr auf Sean und Tarben – sicher, sie stehen im Zentrum, doch Alexa Lor vergisst dabei Teile ihres Plots: Was aus Furors entführter Tochter wird, weiß der Leser auch am Ende nicht: Das Ultimatum ist abgelaufen, aber Erwähnung findet sie nie wieder. Aber vielleicht hat auch Furor sie vergessen, immerhin tut er herzlich wenig, um sie zu finden oder die Bedingungen von Sarpenzia gänzlich zu erfüllen. Auch die Erklärungen, warum Tarben tut, was er tut, wirken mit der Zeit arg an den Haaren herbei gezogen. So komplex die Intrigen auf den ersten Blick anmuten – sie bilden kein logisches Ganzes, teilweise ist man vollkommen verwirrt. So kann die Geschichte trotz guter Ansätze nur teilweise überzeugen.

 

Die Charaktere sind, wie nicht anders gewohnt, gut ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sean und Tarben ergänzen sich gut, wenngleich Letzterer dem Leser im Laufe der Zeit immer mehr auf die Nerven geht. Er scheint wenig mit dem alten Tarben gemein zu haben, den man im ersten Band kennengelernt hat. Auch Sean springt immer wieder hin und her – gerade als Demnenos auftaucht. Es fehlt ein wenig an Kontinuität.
Dafür lernt man die anderen Charaktere besser kennen – Furor und seine Familie, Seans Frau und die übrigen Vampire. Zudem werden Fans der „Dessla“-Reihe ein kurzes Wiedersehen mit Gor haben, dessen Geschichte in „Liebe unaufhörlich“ erzählt wird.

 

Stilistisch sind Alexa Lors Romane Geschmackssache. Während im ersten Band immer wieder Worte fehlten, der Satzbau stellenweise holperte und man mitunter das Gefühl hatte, dass sich die Autorin selbst verhedderte, hat man dieses Mal mit einem Übermaß an Adjektiven und Schachtelsätzen zu kämpfen. Es passiert mir wahrlich nicht oft, dass mir Romane zu adjektivlastig sind, da ich blumige und ausführliche Beschreibung mag – bei „Göttliche Intrigen“ war es einfach zu viel des guten. Auch gibt es zu viele Wiederholungen, teils inhaltlich, teils stilistisch, die das Lesen erschweren und es nicht einfach machen in die Welt der Wempyre einzutauchen. Zudem schleichen sich mit der Zeit immer wieder Rechtschreibfehler ein, die negativ ins Auge fallen.

 

Fazit:
Mit „Göttliche Intrigen“ folgt Alexa Lor dem Aufruf ihrer Fans die Geschichte von Sean und Tarben fortzuführen. Teilweise gelingt ihr auch eine spannende, komplexe Fortführung der Ereignisse, die sie geschickt mit ihren anderen Romanen verwebt. Allerdings stören einige Logiklücken und „vergessene Figuren“ das Lesevergnügen, ebenso der gewöhnungsbedürftige Stil, der vor Adjektiven nur so strotzt. Wer sich daran nicht stört und wem Band 1 gefallen hat, sollte einen Blick riskieren, alle anderen sollten sich zunächst den ersten Band der „Gefährlicher Geliebter“ – Reihe zu Gemüte führen. Ohne diesen versteht man die Ereignisse von „Göttliche Intrigen“ nämlich nicht.

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review 2015-05-16 14:42
[Rezension] Geliebter Dschinn von Juliane Schneeweiss
Geliebter Dschinn - Juliane Schneeweiss

PRODUKTDETAILS:

 

Titel: Geliebter Dschinn

Reihe:  Mystery Romance (verschiedene Kurzgeschichten)

Autor: Juliane Schneeweiss

Genre: Mystery Romance im Kurzgeschichtenbereich

Herausgeber: Waldhardt Verlag

Erscheinungstermin: 24. April 2015

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-9457-4601-1

Format: eBook

Seitenzahl: 78 Seiten

 

PRODUKTINFORMATIONEN:

 

Kurzbeschreibung:

Die siebzehnjährige Silvana hat es tatsächlich geschafft, den Geburtstag ihrer besten Freundin zu vergessen. Da Aylin nicht nur zu den beliebtesten, sondern auch zu den anspruchsvollsten Mädchen der Schule gehört, muss sie sich etwas einfallen lassen, um ihren Fehler wiedergutzumachen und ihre Freundschaft nicht zu gefährden. Deshalb sucht Silvana auf dem Flohmarkt nach etwas ganz Besonderem. An einem orientalischen Stand wird sie schließlich fündig und glaubt, mit einer einzigartigen silbernen Teekanne, das perfekte Geschenk gefunden zu haben. Doch schon auf dem Nachhauseweg merkt sie, dass damit etwas nicht stimmt. Die Geräusche aus dem Inneren und das ständige Wackeln können doch keine Einbildung sein. Oder doch? Zu Hause will sie der Sache auf den Grund gehen. Doch beim Versuch, die Kanne zu säubern, weckt sie das Wesen, das in ihr geschlafen hatte. Der furchteinflößende - und noch dazu gutaussehende - Dschinn stellt sich als ihr Diener vor und erklärt ihr, dass sie drei Wünsche frei hat. Mit der Situation vollkommen überfordert, lässt Silvana den hübschen Zorkham in ihr Leben und ahnt nicht, dass er seine eigenen Ziele verfolgt (...)

 

Der Verlag über das Buch

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DIE BEWERTUNG

 

Meinung:

Mit kurzweiligen und uninteressanten, blass gezeichneten Figuren die gerne voller Klischees sind, bleibt das auf der Spur, was in der Ausschreibung des Wettbewerbes der Reihe Mystery Romance gefordert wurde. Knisternde Leidenschaft und Mystery wird man hier vergebens suchen. Allenfalls einen keuchen Kuss und eine Handlung die schon beim Lesen der ersten Seiten zu erraten ist, wird den Leser erwarten.

 

Das Cover/Die Gestaltung:

Das Cover, welches in einem kühlen Blau gehalten wurde, setzt prägnant die beiden Hauptprotagonisten in Szene, sodass man als Leser sich keine weiteren Assoziationen über die im Buch beschrieben Figuren machen kann. Dieses Buch setzt deutlich auf seine Zielgruppe von jungen Mädchen, die eine Identifikation benötigen, um zu einem Buch zu greifen. Während die weibliche Hauptfigur im Vordergrund vor allem mit ihrem lieblichen Gesicht heraussticht, wird bei dem männlichen Protagonist Wert auf die entblößte Brust gelegt. Diese ist mit einem üppigen Ornament verziert, welches auch in der Story später beschrieben wird.

0,5/2,0 Punkten

 

Die Sprache/Der Satzbau:

Der Stil von Juliane Schneeweiss ist stark geprägt von einer jugendlichen Sprache, die sich nahe an der Erlebniswelt der Zielgruppe orientiert. Manchmal jedoch verfällt die Autorin in detailverliebten Beschreibungen, die dem Leser keinen Raum für weitere Vorstellungen lassen. Zudem treten manchmal deutliche Unterschiede zwischen der Sprache der Hauptfigur auf und der von ihr geschilderten Umgebung auf, sodass man als Leser das Gefühl hat, dass die Autorin ihrer weiblichen Hauptfigur eine gänzlich andere Stimme gegeben hat, als es ihrer eigentlichen Sprache entspricht.

1,0/2,0 Punkten

 

Die Figurentiefe/Die Figurenentwicklung:

Klischee behaftete weibliche Hauptfiguren und die mehr oder weniger angedeutete Entwicklung der anderen Nebenfiguren, lassen diese Kurzgeschichte alles andere als spannend erscheinen. Zwar bleiben die Figuren in ihren angelegten Rollen, wirken aber so konstruiert, dass man sich manchmal fragt, ob einige der beschrieben Figuren wirklich so alt sind, wie es angegeben wird, oder ob man sich im Kindergarten befindet. Denn durch die vorgegebenen Rollen, lässt die Autorin ihnen keinen Platz zur eigenständigen Entwicklung. Mit wehleidigen, grotesken und überzeichneten Gefühlswendungen geht allenfalls die Glaubwürdigkeit verloren, wodurch sich die Figuren beliebig ersetzten lassen würden und blass bleiben.

0,5/2,0 Punkten

 

Der Plot/Der Geschichtsverlauf:

Der Verlauf ist schon mit den ersten Seiten so konstruiert, dass er keinerlei überraschende oder spannende Wendungen offen lässt und wirkt durch die Belanglosigkeiten eher mehr in die Länge gezogen. Deutlich ist erkennbar, dass es bei dieser Kurzgeschichte eher um die Liebesgeschichte der beiden Hauptprotagonisten geht, als um einen mysteriösen Fantasyroman mit vielen Facetten. Dennoch springt der Funke dieser sich aufbauenden Liebesbeziehung keineswegs über, weil die Autorin wohl eher mehr Wert legt auf körperliche Anziehung und Begehren, als aufkeimende Gefühle, die sich keineswegs nur mit tiefschwarzen Haaren, einem muskelösen Körper und einem sexy Hüftschwung, aufbauen würden. So wird auch dieser Aspekt der Story alles andere als nachvollziehbar und lahm, keinesfalls sexy oder berauschend. Die angegebene Zielgruppe für die Ausschreibung beim Reihenwettbewerb 2015 des Verlages, ist somit vollkommen verfehlt und spricht eher eine jüngere Zielgruppe an, die sich über einen keuchen Kuss auf den Mund zufrieden geben.

0,0/2,0 Punkten

 

Der Aufbau/Die Nachvollziehbarkeit:

Mit unglaubwürdigen Figuren und einem Plot, der so sehr an der angegebenen Zielgruppe vorbei ist, bleibt ebenso die Nachvollziehbarkeit der ganzen Kurzgeschichte im Hintergrund. Während sich zwar die Handlung chronologisch aufbaut, bleibt der angelegte Plot so sehr im langweiligen Bereich, dass sich keine Spannung und kein Gefühl aufbauen kann.

0,0/2,0 Punkten

 

Fazit:

Mit 2,0 von 10,0 Punkten vergebe ich all denjenigen die Leseempfehlung, die eine sehr kurzweilige und schnell gelesene Liebesgeschichte lesen wollen. Innerhalb weniger Minuten wird einem schnell bewusst, dass weder die Figuren, noch die Handlung sich in seiner Gänze aufbauen können, weil dafür einfach kein Platz gelassen wurde. Wer es schafft sich durch die kindischen Gefühlswelten der Hauptprotagonisten noch nicht an einen Kindergarten erinnert fühlt, wird es spätestens bei der „sehr brisanten“ Auflösung tuen. 

Source: zeilensprung-literatur-erleben.blogspot.de/2015/05/rezension-geliebter-dschinn-von-juliane.html
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review 2015-01-25 20:02
Gefährlicher Geliebter
Gefährlicher Geliebter - Alexa Lor

Story:
So hat sich der Biologe Sean das Wiedersehen mit dem gutaussehenden Kerl nicht vorgestellt, mit dem er in den geheimen Kellerräumen eines Clubs ein heißes Intermezzo hatte. Und doch taucht Tarben als neues Versuchskaninchen im geheimen Versuchslabor seines Arbeitgebers Phober Pharmaceuticals auf, wo man mit Vampiren experimentiert, um deren Schwachstellen herauszufinden. Nicht nur, dass Tarben zu den verhassten Erzfeinden gehört, Sean fühlt sich unwiderstehlich zu dem Vampir hingezogen – und Tarben geht es ähnlich. Für Sean steht fest, dass Tarben nicht für eines der grausamen Experimente sein Leben lassen darf und er dem Vampir zur Flucht verhelfen will. Doch der Plan missglückt und plötzlich befinden sich beide auf der Flucht – vor Phober, die nicht davor zurückschrecken Seans Frau und Tochter als Druckmittel einzusetzen, und vor den anderen Vampiren, die nur zu gern an einem Phobianer wie Sean Rache nehmen wollen …

Eigene Meinung:
Gay Romance ist im Kommen – nicht nur die Selfpublisher habe den Trend entdeckt, auch kleinere und mittelständige Verlage bringen die ersten Titel mit schwulen Charakteren heraus. Nachdem der Sieben Verlag mit dem Krimi „Bodyguard – Spezialauftrag Liebe“ von Corinna Bach bereits auf sich aufmerksam machte, erschien nun der paranormale Gay Romance „Gefährlicher Geliebter“ von Alexa Lor, die im Verlag auch für die Reihe „Jäger der Dessla“ verantwortlich ist.

Inhaltlich legt die Autorin eine interessante und spannende Grundgeschichte vor. Sie präsentiert den Lesern eine Welt, in der Vampire, Werwölfe und andere Rassen unerkannt zwischen den Menschen leben. Die Firma Phober Pharmaceuticals scheint als einziges von den Vampiren zu wissen und versucht innerhalb geheimer Forschungslabore ein Mittel zu finden, um die unsichtbare Bedrohung zu vernichten. Ein wenig seltsam ist allerdings, warum man sich nie die Mühe gemacht hat, mit den Vampiren zu sprechen, bevor man sie innerhalb diverser Versuche über den Jordan schickt, und herausfindet, ob diese überhaupt gefährlich sind. So wirkt die Hintergrundgeschichte ein wenig konstruiert, da man nicht alles nachvollziehen kann.
Auch zum Ende hin häufen sich die Fragen, insbesondere da etliche Punkte offen bleiben. Wer damit gerechnet hat, dass Tarben und Sean sich zusammentun, um etwas gegen Phober Pharmaceuticals zu unternehmen, irrt sich. Sie sind auf der Flucht (was sie leider nicht davon abhält, nahezu überall übereinander herzufallen), finden mal hier, mal dort Unterschlupf und stehen am Ende beide dem König der Vampire gegenüber, der Sean auf den Zahn fühlen will. Ein Kampf gegen Seans alte Firma und deren Machenschaften wird nicht einmal ansatzweise angedeutet, stattdessen dürfen sich Sean und Tarben ausgiebig miteinander vergnügen. Nichts gegen Erotik, aber hier wären andere Dinge wichtiger und spannender gewesen, als die Beschreibung, in welchen Stellungen es die beiden miteinander treiben.

Die Charaktere sind alles in allem gut durchdacht und sympathisch. Man lernt sowohl Sean, als auch Tarben kennen, da die Perspektive zwischen den beiden hin- und herspringt, und kann sich gut in sie hineinversetzen. Ab und zu sind sie ein wenig zu „schwanzgesteuert“, da sie oftmals übersehen, dass sie verfolgt werden und zum Beispiel ein Quickie in der Kanalisation keine gute Idee ist. Ihnen mangelt es ein wenig an Tiefgang, aber darüber kann man hinwegsehen, da die Geschichte spannend und unterhaltsam ist.
Auch die Nebenfiguren wissen zu gefallen – seien es Tarbens Familie und Freunde, Seans Frau und Tochter, oder auch die Kollegen des Biologen, die natürlich die Rolle der Gegner einnehmen. Zugegeben, Phober Pharmaceuticals ist fast ein wenig zu böse und zu gefährlich, aber es passt irgendwie zum Buch, auch wenn die Autorin es mit dem Feindschema ein wenig übertreibt.

Stilistisch ist „Gefährlicher Geliebter“ Geschmackssache – Alexa Lor hat einen etwas holprigen, mitunter schwer lesbaren Schreibstil. Das zeigt sich immer wieder an Sätzen, wo Worte zu fehlen scheinen (ich weiß nicht, ob das Absicht ist, oder nicht) und man sich den Sinn erst nach mehrmaligem Lesen der Passage selbst zusammenreimen muss. Man fliegt beim Lesen immer wieder aus dem Text, was mit der Zeit ärgerlich ist. Ein lockerer Schreibstil schön und gut, aber nicht auf Lasten der Verständlichkeit und schon gar nicht bei Schachtelsätzen, in denen sich die Autorin selbst verheddert. Dadurch braucht man durchaus Geduld und starke Nerven, um den Roman zu lesen.

Fazit:
„Gefährlicher Geliebter“ ist ein Gay Mystery, der mit einer interessanten Grundidee und einen starken Start fesseln kann, jedoch die hohe Spannungskurve nicht bis zum Ende durchhält. Dafür geht zu viel an Potenzial für die Beziehung der Charaktere und deren sexuellen Eskapaden drauf, ebenso bleiben etliche Dinge und Fragen offen. Es ist schade, dass der Kampf gegen Phober Pharmaceuticals kein Bestandteil des Buches mehr ist und „Gefährlicher Geliebter“ dadurch viel an Spannung, Action und Handlung verliert. Alexa Lors holpriger Schreibstil ist ebenfalls nicht jedermanns Geschmack und sorgt dafür, dass man nicht richtig in die Geschichte eintauchen kann.

Insgesamt solider Gay Romance, aus dem man jedoch wesentlich mehr hätte rausholen können und der nicht an „Bodyguard – Spezialauftrag Liebe“ heranreicht.

Source: www.like-a-dream.de
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