logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: paradoxon
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
review 2015-11-06 09:49
Für Liebhaber des Zeitreise-Themas
Timebound - Rysa Walker

„Timebound“ ist der Debütroman der Autorin Rysa Walker und begegnete mir bei Netgalley. Es war das Cover, das mich neugierig machte, doch der Klappentext leistete die nötige Überzeugungsarbeit, um mich dazu zu bringen, das Buch anzufragen. Ich hatte sehr lange keine Zeitreise-Geschichte mehr gelesen, obwohl mich dieses Thema fasziniert. Die Frage, ob es prinzipiell möglich ist, sich rückwärts in der Zeit zu bewegen, konnte bisher nicht empirisch geklärt werden. Rysa Walkers Geschichte funktioniert nur, da sie von der everettschen Vielwelten-Theorie ausgeht. Laut dieser führt eine Zeitreise in die Vergangenheit unweigerlich zu einem alternativen Ablauf der Ereignisse, der parallel zum ursprünglichen Ablauf existiert. „Timebound“ spielt also mit der Idee paralleler Zeitlinien, die die Protagonistin sowohl besucht als auch verändert.

 

Die meisten Menschen müssen niemals an ihrer Familiengeschichte zweifeln. Es ist ja auch selbstverständlich, dass die eigenen Großeltern vor einem selbst geboren wurden. Nicht so für die 16-jährige Kate Pierce-Keller. Als ihre Großmutter Katherine wie ein Wirbelwind in ihr Leben rauscht und ihr eröffnet, dass sie das CHRONOS-Gen in sich trägt, das es ihr ermöglicht, durch die Zeit zu reisen, steht ihre Welt plötzlich Kopf. Auf einmal hängt das Schicksal ihrer Familie und der gegenwärtigen Gesellschaft von ihr ab, denn in der Vergangenheit treibt ein Mörder sein Unwesen, dessen Taten auch Kates eigene Existenz bedrohen. Sie reist zur Weltausstellung von 1893 in Chicago, um ihn aufzuhalten und ihre Auslöschung zu verhindern. Doch die Zeit ist ein zerbrechliches Gut. Sie zu verändern hat weitreichende Konsequenzen. Gelingt es Kate, den Mörder zu stoppen, rettet sie ihr Leben – verliert damit jedoch ihre große Liebe.

 

Um „Timebound“ genießen zu können, muss man die Idee von Zeitreisen wirklich lieben. Bei mir ist das passenderweise der Fall, wodurch mir dieser Science Fiction Young Adult Roman viel Spaß gemacht hat. Rysa Walker hat eine angenehme Art, mit diesem komplizierten Thema umzugehen. Ich bin überzeugt, dass die Geschichte das eine oder andere Paradoxon enthält, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, weil ich keine Muße hatte, dieser Vermutung gedanklich nachzugehen. Das Buch hat mich unterhalten – nach logischen Fehlern zu suchen, erschien mir zu anstrengend. Es wäre den Aufwand nicht wert gewesen, denn ich hätte mir „Timebound“ damit selbst madig gemacht. Also habe ich es gelassen und die Lektüre einfach genossen. Ich gebe zu, ich habe ein Weilchen gebraucht, um mich einzufinden, da Kates Geschichte anfangs recht verwirrend wirkt. Man lernt sie und ihre Familie kennen und schon kurz darauf beginnen die Ereignisse, sich zu überschlagen, weil der Mörder in der Vergangenheit mit den Zeitlinien herumpfuscht. Glücklicherweise greift Rysa Walker gerade noch rechtzeitig ein und beginnt, die Hintergründe für ihre Leser_innen aufzudröseln. Sie verrät nicht alles, denn „The CHRONOS Files“ ist als Trilogie ausgelegt, doch sie dreht genügend Puzzleteile um, damit „Timebound“ den Eindruck eines stimmigen Gesamtbildes ergibt. Der Mörder hat es natürlich nicht nur auf Kates Familie abgesehen, sondern verfolgt ein größeres Ziel. Seine Handlungen gehören zu einem umfassenden Plan. Obwohl ich nicht ausplaudern darf, worum es sich dabei handelt, kann euch berichten, dass ich die Idee dazu großartig, intelligent und sehr spannend finde. Rysa Walker beweist an dieser Stelle ein sensibles Gespür für unsere Gesellschaft, das ich in einem YA-Roman so nicht erwartet hätte und schon gar nicht in einem Erstling. Meiner Ansicht nach fehlt der Autorin allerdings noch ein wenig der Feinschliff, was ihr schriftstellerisches Können anbelangt. „Timebound“ ist sehr dialoglastig und bietet statt einer überzeugenden, dichten Atmosphäre hauptsächlich Innenansichten von Kate. Wird eine Geschichte aus der Ich-Perspektive des/der Protagonist_in geschildert, ist die Verlockung, sich intensiv mit seiner/ihrer Gefühlswelt zu beschäftigen, immer groß, doch in diesem Fall fand ich das sehr schade, da das Setting der Weltausstellung in Chicago 1893 wirklich fantastisch ist. Ich wünschte, Walker hätte hier mehr aus den Vollen geschöpft und mir das Gefühl gegeben, an Kates Seite vor Ort zu sein, statt nur durch ihre Augen zu sehen. Sie hätte die Perspektive durchaus weiter öffnen können, denn ich war bereit, mich überwältigen zu lassen. Nichtsdestotrotz mochte ich Kate gern, weswegen ich mit der Nähe zu ihr leben konnte. Noch ist sie nichts Besonderes und reiht sich nahtlos in lange Reihe der YA-Heldinnen ein, aber ich bin optimistisch, dass sich in den nächsten Bänden das gewisse Etwas ihrer Persönlichkeit offenbart. Außerdem ist ihre spezielle Liebesgeschichte einfach zuckersüß und unwiderstehlich tragisch, wodurch ich nicht anders konnte, als gemeinsam mit ihr zu hoffen, zu bangen, zu leiden und glücklich zu sein.

 

„Timebound“ ist der vielversprechende, fesselnde Auftakt der Trilogie „The CHRONOS Files“. Sowohl die Geschichte als auch die Autorin Rysa Walker haben meiner Meinung nach noch einiges Potential nach oben. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Nachwuchsschriftstellerin mit dem Voranschreiten ihrer Trilogie entwickeln wird und möchte allein schon deshalb weiterlesen. Selbstverständlich trägt aber auch der Cliffhanger am Ende von „Timebound“ seinen Teil dazu bei.
Zeitreisen sind nicht jedermanns Sache; ihr solltet euch daher ganz sicher sein, dass euch die Thematik gefällt, bevor ihr zu diesem Buch greift. Mir bietet die Idee von Reisen in die Vergangenheit unheimlich viel Spielraum für eigene Gedanken und die Inspiration zu bunten, turbulenten Tagträumen, weswegen ich mit „Timebound“ genau richtig lag. Wenn es euch genauso ergeht, kann ich euch diesen Trilogieauftakt von ganzem Herzen empfehlen.

Vielen Dank an den Verlag Skyscape and Two Lions für dieses Rezensionsexemplar, das ich via Netgalley im Austausch für eine ehrliche Rezension erhielt!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/11/06/rysa-walker-timebound
Like Reblog Comment
review 2015-10-30 10:00
Als Parabel zu bedeutungsschwer
Das eherne Buch: Eine Geschichte vom Ende allen Krieges - Christian von Aster

Ich habe „Das Eherne Buch“ in einer LovelyBooks-Leserunde gewonnen. Es ist ein wenig merkwürdig, dass es erst diese Leserunde brauchte, damit ich es endlich mit dem Autor Christian von Aster versuche, denn seine humoristische Fantasy-Trilogie Die Große Erzferkelprophezeiung steht seit Jahren ungelesen in meinem Regal. Ich weiß nicht genau, was mich abhält. Die Wege des allwissenden Bauches sind unergründlich. „Das Eherne Buch“ hatte ich vor meiner Bewerbung für die Leserunde auf einigen Blogs gesehen und war furchtbar neugierig auf die Geschichte. Andernfalls hätte ich mich wohl auch nicht beworben, denn meine Erfahrungen mit Leserunden waren bisher nicht sehr positiv. Da mich das Buch jedoch wirklich interessierte, beschloss ich, dem Prinzip der Leserunde noch einmal eine Chance zu geben.

 

Ein Reich, zerrissen vom Krieg. Die Legende eines Schwertes, das den Frieden bringen soll. Und ein junger Bibliothekar, auf dessen Schultern das Schicksal des gesamten Landes liegt.
Es ist mitten in der Nacht, als Jaarn unerwartet zu seinem Vater gerufen wird und sein Leben sich für immer verändert. Der alte Fürst Eonh von Stahl überreicht ihm Das Eherne Buch, die sagenumwobene Geschichtenklinge, geschmiedet aus den Geschichten und Mythen des Landes. Mit dessen Hilfe soll Jaarn dem Reich den Frieden bringen, denn der Legende nach versprach der Kriegbringer Dhur’Kharr, den Krieg zu beenden, legte man ihm das Schwert zu Füßen. Ein weiter Weg voller Gefahren und Abenteuer liegt vor Jaarn. Mächtige Feinde trachten danach, ihm die Klinge zu entreißen. Kann er das Reich vor sich selbst retten und Hoffnung in die Herzen der Menschen tragen?

 

Ich glaube, „Das Eherne Buch“ war nicht die richtige Lektüre für mich. Ich weiß, dass es auf vielen Blogs hoch gelobt wurde und ich verstehe auch wieso. Doch mich hat die Geschichte einfach nicht abgeholt. Sie erschien mir wie ein Kunstmärchen, dessen Symbolgehalt fast schon aufdringlich vermittelt wurde. Es war, als würde mir Christian von Aster sein Buch um die Ohren schlagen und dabei laut kreischen „Los, denk über Krieg und Frieden und Hoffnung nach!“. Ich bin sicher, dass das nicht seine Absicht war, aber auf mich wirkte es so, weil mir Subtilität in philosophischen Erzählungen sehr wichtig ist. Ich mag es feiner, leiser und habe gern mehr Gedankenspielraum. „Das Eherne Buch“ erschien mir belehrend, ja fast schon bevormundend, wodurch das gesamte Konzept für mich nicht funktionierte. Der 15-jährige Protagonist Jaarn zieht aus, um dem Kriegbringer die legendäre Geschichtenklinge zu Füßen zu legen und auf diese Weise den Krieg im Reich zu beenden. So sehr ich die Idee des aus Sagen und Mythen geschmiedeten Schwertes mochte, war mir dessen Bedeutung einfach zu offensichtlich: das Wort ist mächtiger als jedes Kriegsgerät und birgt Hoffnung, die längst verloren scheint. Mit dem Ehernen Buch dürfen keine Hiebe ausgeführt werden, da sonst Geschichten herausgerissen werden. Wir sprechen hier also über ein pazifistisches Schwert, ein hübsches Paradoxon. Mit Jaarn selbst konnte ich hingegen nur wenig anfangen. Er hat kaum Persönlichkeit, ist mehr Bote als wahrer Akteur. Er transportiert die Geschichte und wird von ihr vorangetrieben, ohne sie tatsächlich zu lenken. „Das Eherne Buch“ ist nicht seine Geschichte, es ist eine Geschichte. Sein Anteil daran wirkte auf mich zufällig. Natürlich reist Jaarn nicht allein, sondern wird von dem schroffen, mysteriösen Rugk begleitet. Rugk hat viele Namen und viele Geheimnisse, die er eifersüchtig hütet. Ich empfand ihn als den interessantesten Charakter des Buches, doch leider geriet die Aufklärung seiner Vergangenheit etwas unspektakulär. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihm diese gerecht wird. Insgesamt fand ich, dass Christian von Aster zu wenig aus seinen Figuren herausgeholt hat. Das imposanteste Beispiel ist die Eisenmutter, die Söldnerin und Hebamme zugleich ist. Sie vereint Leben und Tod, Anfang und Ende – wieder so eine Metapher, deren Bedeutung auf den ersten Blick erkennbar ist. Ich wünschte, sie wäre mehr als nur ein wandelndes Sinnbild gewesen. Zwar überraschte sie mich in der einen oder anderen Szene, doch unterm Strich hatte ihre Persönlichkeit zu wenig Tiefe, um wahrhaft überzeugend und glaubhaft zu sein.

 

„Das Eherne Buch“ ist eine Parabel. Unglücklicherweise konnte ich schon während meiner Schulzeit nichts mit Parabeln anfangen und habe nie richtig verstanden, warum Autor_innen diese besondere Form der Literatur nutzen. Obwohl ich erkennen konnte, was Christian von Aster erreichen und vermitteln wollte, hat mir seine Geschichte schlicht zu wenig Spaß bereitet. Es gab ein paar lichte Momente, doch im Großen und Ganzen fand ich sie nicht spannend und zu bedeutungsschwer. Die Symbolik des Buches überlagerte meiner Meinung nach Handlung, Charaktere und Atmosphäre, wodurch seine Botschaft dominanter als alle anderen Elemente auf mich wirkte. Ich hätte mir mehr Ausgeglichenheit gewünscht, sodass sich meine Gedanken freier hätten entfalten können und weniger in eine bestimmte Richtung gezwängt worden wären.
Ob „Das Eherne Buch“ etwas für euch ist, hängt meiner Ansicht nach stark davon ab, inwieweit ihr euch mit Christian von Asters Umsetzung seiner philosophischen Überlegungen anfreunden könnt. Leider müsst ihr das selbst herausfinden.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich nicht mehr an Leserunden auf LovelyBooks teilnehmen werde. Ein Buch nach Abschnitten zu lesen und zu bewerten entspricht nicht meinem Wesen als Leserin. Die Entwicklung meiner Gedanken und meiner Meinung zu einem Buch ist ein Prozess, der erst abgeschlossen ist, wenn das Buch beendet ist – daher kann ich an den vorgegebenen Punkten häufig kein Urteil abgeben. Auch empfinde ich den Zwang, nach einer bestimmten Seitenzahl etwas schreiben zu müssen, als störend. Das setzt mich unter Druck und beschneidet mein Lesevergnügen. Für mich ist das Experiment „LB-Leserunde“ somit abgeschlossen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/10/30/christian-von-aster-das-eherne-buch
More posts
Your Dashboard view:
Need help?