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review 2020-05-22 16:49
Facettenreicher Familienroman, in dem auch der "Wahnwitz" nicht zu kurz kommt..
Dreck am Stecken - Alexandra Fröhlich

Vier teils schrullige Halbbrüder, die bei ihrem Großvater aufwachsen, irgendwie ihre herausfordernde Jugend überstehen und mittlerweile zu Männern mit ihren ganz eigenen Problemfeldern und Familienkonstrukten geworden sind, stehen nach dem Tod des Opas vor vielen rätselhaften Fragen zu ihrer eigenen Familiengeschichte, die eh schon wenig normal erscheint. Sie suchen Antworten und gehen aus diesem Grund auf Reise – denn eines ist ganz offensichtlich: „Opa hatte Dreck am Stecken“.

Alexandra Fröhlich hat mit ihrem neuesten Buch einen tollen Familienroman vorgelegt, der sich nicht nur mit den Familienangelegenheiten und vielen Eigenheiten der vier Halbbrüder und ihrem Großvater auseinandersetzt, sondern auch Geschichte, sowie Schuld und Reue behandelt. Allerdings schreibt die Autorin wie gewohnt mit so viel Witz und trotz manch derbem Sprachgebrauchs der Charaktere mit so viel Feingefühl, dass das Lesen des Buches großen Spaß macht. Es ist sehr facettenreich und die Figuren, sind trotz aller Kuriosität liebevoll in Szene gesetzt und gut in ihre jeweilige Rolle eingefügt. Ich finde, der Roman lässt sich sehr leichtgängig lesen und bietet viele eher lustige, aber einige auch spannende Szenen. Die Erzählung ist in ihrem Fluss zum Ende hin vielleicht nicht zu 100% authentisch (zu viel „Ganoventum“), aber im Gesamtrückblick trotzdem noch sehr stimmig. Meines Erachtens war der Vorgänger-Roman „Gestorben wird immer“ zwar noch etwas besser, aber auch „Dreck am Stecken“ ist eine wahre Lesefreude. Deshalb von meiner Seite für das Buch 5 Sterne.

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text 2017-08-30 11:07
Taugt maximal als Trinkspiel
Schwarzes Blut - Roger Smith,Max Wilde

„Schwarzes Blut“ von Max Wilde ist ein Mängelexemplar vom Grabbeltisch, das ich vor einigen Jahren erbeutete. Ich erinnere mich, dass der wenig aussagekräftige Klappentext meine Neugier entfachte. Damals wusste ich nicht, dass Max Wilde das Pseudonym des erfolgreichen südafrikanischen Thriller-Autors Roger Smith ist, dessen Roman „Kap der Finsternis“ 2010 den zweiten Platz beim Deutschen Krimipreis belegte. „Schwarzes Blut“ erschien bei Heyne Hardcore, einer gesonderten Sparte des Verlags, die neben einem Angebot von Musik- und Erotikliteratur auf grenzwertige, sehr blutige und brutale Horrorliteratur spezialisiert ist. Kurz, ich wusste, worauf ich mich einließ.

 

Skye weiß, dass sie verfolgt wird. Sie kann die Männer hinter sich hören. Sie hat Angst. Nicht davor, dass sie ihr wehtun könnten, sondern davor, dass der Andere die Kontrolle übernimmt, wenn sie sie verletzen. Seit sie zurückdenken kann, teilt sie ihren Körper mit diesem… Ding, einem Monster, das sich unter ihrer Haut verbirgt und unerträgliche Gelüste hat. Skyes Wachsamkeit darf niemals nachlassen, denn die Konsequenzen wären furchtbar. Für sie selbst, für ihren Adoptivbruder Gene und für ihren kleinen Neffen Timmy. Ist der Andere frei, sterben Menschen. Skye ahnt nicht, dass ihre Verfolger erst der Anfang sind. Da draußen lauert jemand, der die Wahrheit über sie kennt. Jemand, der mehr über ihre Herkunft weiß, als sie selbst. Jemand, der nur ein Ziel verfolgt: er will den Anderen.

 

Herzlichen Glückwunsch Max Wilde aka Roger Smith! „Schwarzes Blut“ ist meine erste 1-Stern-Bewertung des Jahres 2017! Jawohl, ich schrieb, ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich mir dieses Buch vornahm. Ich hatte vorher sogar wohlweislich einige Rezensionen gelesen, die tendenziell stark auseinanderdrifteten. „Faszinierend und erschreckend“ hieß es da, aber auch „eklig“ und „bestialisch“. Als stolze Schlachten-Veteranin bin ich wahrlich nicht zartbesaitet; ich nahm an, dass die negativen Rezensionen von Leser_innen stammten, die sich versehentlich ins falsche Genre vorgewagt hatten. Kann ja mal passieren. Ich hätte nicht erwartet, dass ich mich ihrem Urteil anschließen muss. „Schwarzes Blut“ ist buchstäblich das widerlichste, abstoßendste, ekelerregendste Buch, das ich jemals gelesen habe. Es ist ein Fall für Trigger- und Jugendwarnungen auf dem Cover. Es löste in meinem Kopf eine hitzige Debatte mit mir selbst hinsichtlich einer FSK für Bücher aus. Zugegeben, ich habe mit Hardcore-Literatur keine Erfahrung, aber wenn die entsprechenden Bücher alle so sind wie dieses, möchte ich diesen Umstand keinesfalls ändern. Bäh. Würg. Ich habe mit Gewaltdarstellungen keine Schwierigkeiten, ich kann Horrorfilme (für die Kenner: Exploitation) bereits zum Frühstück sehen, doch dieses … nennen wir es mal neutral Werk, sprengt selbst meine Grenzen. Das Problem ist, dass „Schwarzes Blut“ Gewalt um der Gewalt willen abbildet und ansonsten grottenschlecht ist. Die Story ist fadenscheinig, absurd und völlig sinnentleert. Selbst wenn man akzeptiert, dass die Protagonistin Skye ihren Körper mit einer Art Dämon teilt, der einen gesunden Appetit für Menschenfleisch pflegt, ist das ganze Konstrukt rettungslos unrealistisch. Skyes Verwandlungen (jap, Plural) in den Anderen sind lächerliche HULK-Gedächtnis-Momente, samt schwellenden Muskeln und reißenden Klamotten. Es gibt eine Vielzahl aufgesetzter, unechter Charaktere, die in schöner Regelmäßigkeit abgeschlachtet werden, eine psychiatrische Abteilung aus der Hölle und einen undefinierbaren Brei aus Okkultismus, Korruption, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und Drogenhandel. Es wird gefoltert, aufgeschlitzt, gewürgt, erschossen, zerstückelt, enthauptet, vergiftet, gefressen. Die extrem expliziten, voyeuristischen Beschreibungen sollen die Leser_innen schockieren, das ist die Quintessenz von „Schwarzes Blut“. Alle Elemente der Handlung dienen lediglich dazu, dieses Schlachtfest, diese Gewaltorgie irgendwie zu verbinden, komme was wolle. Max Wilde aka Roger Smith schmeißt einfach alles, was irgendwie gruselig, gefährlich und abartig ist, in einen großen Topf, stellt die Flamme auf Anschlag und rührt kräftig durch. Was dabei herauskommt, ist dieses Buch. Ich hangelte mich von Kapitel zu Kapitel, verlor immer mal wieder den Faden und konnte einfach nicht fassen, dass irgendein Verlag diesen Dreck überhaupt mit der Kneifzange anfassen würde. Nein, ich entschuldige mich nicht für das Wort „Dreck“, denn ein Manuskript, das dermaßen gewaltverherrlichend ist, verdient es nicht besser. Es ist eine Sache, scheußliche Darstellungen zu verwenden, um etwas zu vermitteln, irgendeine Botschaft, ein Motiv, eine Moral, eben IRGENDETWAS, aber wenn es dabei offenbar nur um eine perverse Freude an Blut, Folter, Mord und Tod geht, läuft meiner Meinung nach etwas falsch. Da drängt sich die Frage auf, nein, sie springt mir geradezu ins Gesicht, was es über den Autor aussagt, dass er so etwas schreibt.

 

Ihr mögt es blutig? Ihr mögt es brutal? Nur zu, ich urteile nicht über euch. Aber bitte, bitte, bitte lasst die Finger von „Schwarzes Blut“, die Begeisterung für grenzwertige Literatur in allen Ehren. Das Buch ist schlecht, so einfach ist das. Da kann es noch so explizit und farbenfroh sein oder eine spezielle Zielgruppe ansprechen, eine miese Geschichte bleibt eine miese Geschichte. Ich muss zugeben, dass ich von einem etablierten, preisgekrönten Krimi-Autor weit mehr erwartet hatte. Wenn er seine verdrehten Fantasien literarisch verarbeiten möchte, ist das für mich vollkommen in Ordnung, weil dieses Ventil zumindest harmlos ist, aber ein gewisser Qualitätsanspruch muss gestattet sein. In dieser Form taugt „Schwarzes Blut“ meiner Ansicht nach nur als Trinkspiel für Hartgesottene. Kippt man bei jedem Toten einen Kurzen, ist man am Ende der 320 Seiten garantiert ordentlich betrunken. Und vielleicht ein wenig traumatisiert.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/08/30/max-wilde-schwarzes-blut
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review 2017-06-06 10:24
Älter, härter, besser!
Kings of the Wyld - Nicholas Eames

Wisst ihr, wie ich auf „Kings of the Wyld“ von Nicholas Eames aufmerksam wurde? Auf dem Cover steht „The Boys Are Back In Town“. Ich dachte sofort an den berühmten Thin Lizzy – Song. Assoziationen von Sex, Drugs and Rock’n‘Roll schwirrten wild durch meinen Kopf und als ich las, dass die Geschichte von einer gealterten Söldnertruppe handelt, die sich auf eine letzte selbstmörderische Mission durch ein monsterverpestetes Land begibt, kannte ich kein Halten mehr. Ich bestellte das Buch, zählte die Stunden bis zu seinem Eintreffen, riss das Paket auf (vielleicht waren Zähne im Spiel) und begann die Lektüre, ohne auch nur daran zu denken, es auf meinen SuB zu legen.

 

Clay Cooper ist alt geworden. Seine Knie schmerzen, seine Blase treibt ihn peinlich oft aus dem Bett und er wird dafür bezahlt, tagein tagaus als Wache auf der Stadtmauer die Berge anzustarren. Früher, ja früher, war er ein Mitglied der besten und berüchtigtsten Söldnerbande im Heartwyld: Saga. Seite an Seite kämpfte er mit Gabriel, Arcandius Moog, Ganelon und Matrick Skulldrummer. Legenden, allesamt. Doch das ist so lange her, dass er sich nicht mehr erinnern kann, wie er all ihre irrwitzigen, mörderischen Abenteuer eigentlich überlebte. Die Erinnerung überfällt ihn eines Abends, als Gabriel persönlich auf seiner Türschwelle hockt. Sein alter Freund ist ein abgerissenes, verdrecktes Häufchen Elend. Vom Glamour vergangener Tage keine Spur. Verzweifelt bittet er Clay um Hilfe: seine Tochter Rose ist in der schwer belagerten Stadt Castia eingeschlossen. Castia wird nicht standhalten. Eine Rettungsmission wäre dumm, gefährlich, vollkommen aussichtslos – und genau Sagas Stil. Es ist Zeit, die Jungs zusammenzutrommeln, eine letzte Tour durch den Heartwyld zu unternehmen und dem Alter den Mittelfinger zu zeigen.

 

Ich habe mich unheimlich auf die Rezension zu „Kings of the Wyld“ gefreut. Ich konnte es kaum abwarten, euch endlich von diesem phänomenalen Buch vorzuschwärmen. Ich bin verliebt! Meiner Meinung nach hat Nicholas Eames‘ Erstling alles, was ein hervorragender High Fantasy – Roman braucht: Herz, Humor und jede Menge Action. Eames‘ Schreibstil erinnert mich an Joe Abercrombie, doch seine Geschichte ist leichter, lockerer, weniger grimmig. In seiner Essenz, unter all den Schichten aus Dreck, Monstern und Witzen, ist „Kings of the Wyld“ ein wundervolles Buch über Freundschaft, das eine subtile Tiefe aufweist, die vom Leben selbst geschrieben sein könnte. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich die Söldnertruppe Saga, die ihre besten Zeiten eigentlich längst hinter sich hat. Ihre Mitglieder haben sich mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt, sind alt, fett und bequem geworden. Trotzdem folgen sie Gabriels Ruf, als er sie braucht, um seine Tochter aus Castia zu befreien. Er wendet sich zuerst an Clay, weil dieser nicht nur sein bester Freund, sondern auch das Herz von Saga ist. Er hält sie zusammen. Er ist ihr moralischer Anker; der große, bescheidene, schweigsame Typ, der gar nicht bemerkt, dass sich alle nach ihm richten. Clay Cooper ist definitiv ein Mann, mit dem man befreundet sein möchte, obwohl das auf sie alle zutrifft. Harte Schale, weicher Kern, das ist Saga. Jeder für sich mögen sie Katastrophen sein, aber zusammen sind sie eine Macht, mit der man rechnen muss. Sie ergänzen sich perfekt. Daher ist es nicht überraschend, dass Nicholas Eames nicht die Rettungsmission an sich fokussiert, sondern die Interaktion seiner unheimlich liebenswerten, realistischen Figuren, die bis zum unbedeutendsten Nebencharakter lebendig ausgearbeitet sind. Die finale Schlacht am Ende des Buches ist nicht unausweichlich und im Grunde auch gar nicht so wichtig. Der Weg ist das Ziel. Die alten Herren sind seit Jahrzehnten Freunde, sie kennen sich in- und auswendig. Ihre Gruppendynamik berührte mich und weckte in mir den Wunsch, gemeinsam mit ihnen durch Eames‘ kreative, vielschichtige Welt zu ziehen und mich der originellen Flora und Fauna zu stellen. Sein Universum ist die reinste Freakshow. Denkt an ein Monster. Irgendeins. Im Heartwyld findet ihr es garantiert. Es gefiel mir, dass Eames sich offenbar kaum Gedanken darüber machte, wie er seine Welt bevölkern möchte, sondern einfach alles hineinstopfte, was ihm in den Sinn kam. Von den unsterblichen Druin, die Elben mit Häschenohren ähneln (hihi), über wandelnde Bäume bis hin zu Chimären, Trollen und Kobolden – jede Art hat ihren natürlichen Platz, ohne dass das Buch überladen wirken würde. Schließlich muss es einen Grund haben, dass Söldner dort wie Rockstars gefeiert werden.

 

„Kings of the Wyld“ ist genau wie seine Protagonisten: älter, härter, besser! Während der Lektüre war ich voll drin; ich lachte herzhaft, kicherte albern, kämpfte verzweifelt mit den Tränen und habe wahrhaft mitgefiebert. Ich wollte nicht, dass es endet. Leider muss jedes Buch irgendwann ein Ende haben, aber wisst ihr was? „Kings of the Wyld“ ist ein Reihenauftakt. Nicholas Eames wird in den Heartwyld zurückkehren, im zweiten Band von „The Band“, „Bloody Rose“, der die nächste Generation Söldner_innen beleuchten wird. Ich vermute anhand des Titels, dass Gabriels Tochter Rose eine zentrale Rolle spielen wird und freue mich bereits darauf, zu erleben, wie Eames sein ohnehin erfreulich variables, facettenreiches Frauenbild tiefer ausarbeitet und seinen Leser_innen weitere Ecken seines verrückten Universums zeigt. Hach, ich kann es kaum abwarten und möchte ungeduldig auf und ab hüpfen! Meine Begeisterung will sich verselbstständigen!
Ihr müsst „Kings of the Wyld“ lesen. Wirklich. Ihr müsst. Ich bete dafür, dass es irgendwann übersetzt wird und den deutschen Markt im Sturm erobert, weil dieses Buch den Erfolg einfach verdient. Es ist großartig, mitreißend, berührend und irrsinnig lustig. Ich sehe es schon auf dem Thron meines Jahreshighlights 2017 stehen, auf rotem Samt, von einem einzelnen Spot angestrahlt. Das würde den alten Knackern von Saga sicher gefallen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/06/06/nicholas-eames-kings-of-the-wyld
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review 2015-11-18 10:04
Ein Meisterwerk - ich war so blind!
A Game of Thrones - George R.R. Martin

Ich habe dem Hype um George R.R. Martins populäre High Fantasy Reihe „A Song of Ice and Fire“ sehr lange widerstanden. Es gibt eigentlich keinen plausiblen Grund dafür. Ich empfand einen diffusen Widerwillen der Reihe gegenüber, der einfach damit zu tun hatte, dass alle Welt sie in den Himmel lobt. Die Verfilmung als Serie machte es noch schlimmer, weil plötzlich sogar Menschen davon schwärmten, die sonst kaum oder gar nicht lesen. Das war kleinlich, ich weiß. Ende letzten Jahres habe ich dann nachgegeben und den ersten Band gekauft. Die Neugier siegte. Doch bis ich bereit war, „A Game of Thrones“ auch zu lesen, musste noch einmal einige Zeit vergehen.

 

Lord Eddard Stark von Winterfell wäre vollauf zufrieden gewesen, sein Leben lang über seine Ländereien im kalten Norden zu herrschen, Seite an Seite mit seiner Frau Lady Catelyn und umgeben von seinen Kindern. Doch das Schicksal hat andere Pläne. Als Lord Jon Arryn, die Hand des Königs, überraschend verstirbt, kündigt König Robert Baratheon seinen Besuch in Winterfell an. Der König und Eddard sind alte Freunde, Waffenbrüder, haben sich jedoch viele Jahre nicht gesehen. Eddard vermutet, dass Robert den weiten Weg nach Winterfell nicht ohne Grund auf sich genommen hat. Er behält Recht. Robert erwartet von ihm, dass er das Amt der Hand übernimmt. Obwohl Eddard keinerlei Interesse daran hat und den Norden nicht verlassen möchte, bleibt ihm keine andere Wahl, denn er ist einer perfiden Verschwörung auf der Spur. Der plötzliche Tod Jon Arryns war scheinbar nicht natürlichen Ursprungs. Er wurde ermordet. Eddard und Catelyn verdächtigen Haus Lannister, die machthungrige Familie der Königin. Welche Geheimnisse könnte Lord Arryn aufgedeckt haben, die ihn das Leben kosteten? Eddard begibt sich in das Herz der Macht. Das gefährliche Spiel der Throne beginnt…

 

Gott, war ich dämlich. Ich hätte wissen müssen, dass „A Game of Thrones“ und die Reihe „A Song of Ice and Fire“ die perfekte Lektüre für mich sind. Wie konnte ich nur so verbohrt sein? Ich hätte schon viel früher in die phänomenale Welt von George R.R. Martin eintauchen können und habe es aus eigener Blödheit abgelehnt. Ich kann nur den Kopf über mich selbst schütteln. Doch glücklicherweise werden Bücher ja nicht schlecht und ich konnte diese exorbitante Fehleinschätzung meinerseits korrigieren. Ich denke, ich wusste bereits auf der ersten Seite, dass „A Game of Thrones“ wie geschaffen für mich ist. Ich glitt ganz flüssig und problemlos in die Geschichte hinein, musste mich überhaupt nicht akklimatisieren und fand mich sofort zurecht. Martin hat eine großartige Art und Weise, seine Leser_innen von der ersten Sekunde an zu fesseln und regelrecht in sein Buch hinein zu saugen. Ich bin begeistert, mit welcher Leichtigkeit er einen soliden, kontinuierlichen und ruhigen Spannungsbogen konstruierte. Die Ereignisse überschlagen sich nicht, sie entwickeln sich natürlich auf anhaltend hohem Niveau. Er braucht keine reißerischen Actionkicks, sondern integriert an strategisch sinnvollen Stellen wohl durchdachte Spannungshochs. Er erschafft eine bombastische, greifbare Atmosphäre und malt ein Landschaftsgemälde mit Worten. Jedes Fleckchen seiner Welt hat einen eigenen, realistischen Charakter, von der eisigen Härte der Mauer am nördlichen Rand der Sieben Königreiche bis zur endlosen Weite des Dothrakischen Meers. Inmitten dieser wilden Schönheit spielen die Menschen ihr Spiel um Macht und Einfluss. Ich liebe die vielen Intrigen und Geheimnisse; in Westeros hat jede_r Dreck am Stecken, von den Kindern mal abgesehen, die einfach noch nicht alt genug sind, um bereits Leichen in ihrem Keller anzuhäufen. Noch. Selbst in den jüngsten sehe ich schon jetzt das Potential zu einer weiteren Generation der Ränkeschmiede und kann es kaum abwarten zu erleben, wie sie erwachsen werden. Werden sie auch nur ansatzweise so verschlagen und manipulativ wie ihre Eltern, sehe ich schwarz für eine friedliche Zukunft. Die Animositäten zwischen den Familien haben fast schon Tradition; jedes Haus verfolgt eigene Ziele und Pläne. Dadurch fiel es mir leicht, die vielen Figuren auseinander zu halten, denn sie erschienen mir real und wahrhaft lebendig. Kein einziger Charakter ist nur oberflächlich oder nachlässig gezeichnet – George R.R. Martin schreibt keine Komparsen. Er schreibt dominante, präsente, starke Persönlichkeiten, die meine Aufmerksamkeit nicht nur eroberten, sondern nachdrücklich einforderten. Aus Handlung und Figuren ergab sich so das Gesamtbild einer hochgradig komplexen Geschichte, die ihr wahres Gesicht meiner Ansicht nach noch gar nicht gezeigt hat. „A Game of Thrones“ scheint die Dokumentation extensiver Familienfehden und Machtkämpfe zu sein, doch ich bin sicher, deutliche Hinweise auf eine wesentlich unheimlichere, gefährlichere Entwicklung erkannt zu haben. Winter is coming

 

„A Game of Thrones“ ist ein Meisterwerk. Ich flippe (innerlich) völlig aus, wenn ich daran denke, dass da eine ganze Reihe auf mich wartet, jeder einzelne Band ähnlich brillant wie der erste. Ich kann nicht glauben, dass ich mich so lange gewehrt habe und begreife nicht, wie ich so blind sein konnte. Den ersten Band wollte ich nicht mehr aus der Hand legen und ich verkünde hiermit stolz, dass ich nun auch zu den Infizierten gehöre. Und zu den coolen Kids. ;)
Wer High Fantasy liebt, muss „A Game of Thrones“ einfach lesen. Obwohl die Geschichte bisher nur dezente übernatürliche Elemente enthält, hat sie alles, was wir an diesem Genre so sehr schätzen. Der erste Band ist ein schriftgewordenes Versprechen auf all das, was da noch kommen mag. Macht nicht den gleichen Fehler wie ich. Versagt euch „A Game of Thrones“ nicht, nur, weil euch der Hype nervt. Der Hype besteht zu Recht. Das Buch verdient ihn, wird ihm gerecht und übertrifft ihn noch.

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review 2013-10-10 18:58
Dreck - David Vann
Dreck - David Vann Dreck - David Vann

David Vann
Dreck
zeitgenössische Literatur
parlando Verlag
Dauer: 7 Std., 40 Min (ungekürzt)
gelesen von Christian Brückner
Download: 16,70 € oder
im Flexi-Abo 9,95 €
gehört über die Audible-App auf dem iPhone

 

Bewertung: 

 

Inhaltsangabe (Audible):

 

Galen, 22 und unfähig, sein Leben in die Hand zu nehmen, ist hungrig nach Erlösung. Er lebt mit seiner Mutter auf einer Plantage in Kalifornien und hasst alles: die Hitze, den Dreck, die Macht der Mutter über ihn. Als sie ihn vernichten will, merkt er, zu was er fähig ist.

 

Dies ist ein merkwürdiges, ein heftiges und verstörendes Buch. Es braucht eine Zeit, bis man sich hinein findet, akzeptiert und dem Warum nachspürt. Etwa ab der Hälfte des Buches erkennt der Leser oder Hörer dann mehr und macht sich seine eigenen Gedanken zu dieser Familie, die eigentlich keine ist, denn dass dort einiges gewaltig schief läuft, liegt von Anfang an auf der Hand.

 

Die Familie besteht bis auf Galen nur aus Frauen: seiner Mutter, seiner Tante, seiner Cousine und seiner Großmutter. Er ist der einzige Mann – und genau das ist das Problem und wird ihm zum Verhängnis.

 

Was genau dazu geführt hat, dass Galen so ist, wie er ist, lässt sich nur vermuten, da niemand über die Vergangenheit spricht. Jedenfalls ist er zwar intelligent, aber auf seine Art allein nicht lebensfähig. Ein Grund mag sein, dass seine Mutter ihn an sich binden wollte, auf ihre Art verhindern wollte, dass er zum Mann reift. Da hat sie allerdings nicht mit seiner Cousine gerechnet, die sexuelle Spielchen mit ihm treibt…

 

Dieses Buch klingt noch einige Zeit nach, weshalb ich auch noch kein neues Hörbuch begonnen habe. Es ist tiefgründig und philosophisch mit einem dramatischen Ende.

Der Sprecher – Synchronstimme von Robert De Niro – passt hier ganz hervorragend, er bringt das Verstörende dramatisch ins Ohr, vielleicht auch gerade weil er manchmal ohne Punkt und Komma spricht und keine Luft dort holt, wo jeder andere geatmet hätte.

 

Fazit:
Mir hat das Hörbuch gut gefallen.
Für die Story gebe ich 07/10 und für den Sprecher 08/10 Punkte
Ergo: 07/10 Punkte in der Gesamtheit des Hörbuchs.

Source: sunsys-blog.blogspot.de/2013/10/ausgehort-dreck-david-vann.html
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