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review 2016-07-21 11:05
Humor mit der Brechstange
Die Anderen - Boris Koch

„Die Anderen“ von Boris Koch ist der Beweis dafür, dass ein gut gefülltes Bücherregal samt monströsem SuB meiner Ansicht nach ein Segen ist. Nachdem ich „Die Abschaffung der Arten“ von Dietmar Dath gelesen hatte, musste ein leichte, lockere Lektüre her, die ich mir für jede meiner Challenges anrechnen konnte. Ich brauchte einen High Fantasy – Roman von einem deutschen Autor oder einer deutschen Autorin mit einem grünen Cover. Vier Anforderungspunkte sollten erfüllt sein. Mit meiner Privatbibliothek ist das kein Problem. „Die Anderen“ passte einfach perfekt, weshalb ich mich von etlichen negativen bzw. durchschnittlichen Rezensionen nicht einschüchtern ließ.

 

Das Orakel. Die Prophezeiung. Ein unbekanntes Volk, das die Welt bedroht und nur durch die Zusammenarbeit der vier Völker besiegt werden kann. Der Stoff, aus dem Helden gemacht sind!
Halt, halt, halt! Zusammenarbeit? Helden? Dass ich nicht lache! Zweckgemeinschaft egoistischer Chaoten trifft es eher. Zwei Elfen, die ihre Angebetete aus der Verbannung retten wollen, ein Trupp Orks, der sich bei der sadistischen Königin einzuschmeicheln versucht, ein Troll, der Medizin für den erkälteten Finstergeist des Berges sucht und zwei Zwerge, der eine auf der Suche nach seiner Herkunft, der andere auf einer obsessiven Mission zur Vernichtung aller Monos, gehen wohl kaum als Weltrettungskommando durch. Oder doch? Was als loser Verbund individueller Ziele begann, entwickelt sich schnell zu einer Gemeinschaft, die mit allen Wassern gewaschen ist. Sind sie bereit, es mit dem gefährlichsten Feind aufzunehmen, den die Welt je gesehen hat? Sind sie bereit für die Anderen?

 

Ich verstehe, warum sich die Begeisterung für „Die Anderen“ bei vielen Leser_innen in Grenzen hielt. Es ist stumpf, es ist reißerisch, es spielt auf billigste Art und Weise mit den Klischees des Fantasy – Genres. Es ist ganz und gar überflüssig, sinnlos und grundsätzlich Zeitverschwendung. Es gelesen zu haben, hat mich in meinem Leben weder vorangebracht, noch hat es selbiges nachhaltig beeinflusst. Aber wisst ihr was? Ich habe trotzdem gelacht. Und wie ich gelacht habe. Man will es kaum glauben, doch manchmal lese ich wirklich ausschließlich zum Spaß. Berücksichtigt man meine Ausgangssituation, hätte ich mir keine passendere Lektüre zum Durchatmen wünschen können. „Die Anderen“ ist ein Buch zum Abschalten, eine Parodie voller Anspielungen auf die großen Werke der Fantasy. „Harry Potter“, „Der Herr der Ringe“, „Die Orks“, „Die Zwerge“ – sie alle werden mächtig durch den Kakao gezogen. Boris Koch macht noch nicht einmal vor dem verstorbenen Sir Terry Pratchett Halt und bedient sich seiner Vorliebe für ausschweifende Fußnoten, um klugscheißerische Kommentare zu seinem eigenen Manuskript abzugeben. Es gibt Werbeunterbrechungen, Kanalwechsel und Illustrationen. In einer Szene wird aus dem Prosatext plötzlich ein Comic, was sogar den Figuren auffällt. Da fragt man sich, wie Koch neben all den Ablenkungen überhaupt eine zusammenhängende Geschichte erzählen kann, oder? Nun, genau das ist der Punkt: die Handlung von „Die Anderen“ spielt keine Rolle. Es ist völlig unwichtig, was in dem Buch geschieht, weil es lediglich darum geht, eine typische High Fantasy – Geschichte möglichst absurd zu parodieren. Vor diesem Hintergrund finde ich „Die Anderen“ äußerst gelungen. Objektiv betrachtet enthält das Buch alle traditionellen Elemente, von der Quest über die Heldengruppe bis hin zur Legende eines alten Relikts, das in sich die Macht zur Rettung der Welt trägt. Aber was Koch daraus macht, ist ganz und gar untypisch. Er verdreht die üblichen Handlungsstrukturen, bis sie kaum wiederzuerkennen sind, lässt seine Figuren beispielsweise versehentlich in die Realität (Mallorca oder die Ostsee) stolpern und stellt die unumgängliche finale Schlacht als surreale Prügelei dar, in der Verluste mit einem Schulterzucken abgetan werden. Man erfährt nie, in welcher Welt man sich eigentlich befindet und kann über die absichtlich klischeehaften Figuren nur den Kopf schütteln. Fragwürdige Slapstick-Einlagen unterstreichen die gewollte Komik der Szenen, sodass sich eine Atmosphäre der Unberechenbarkeit entwickelt, weil man nie weiß, wann Boris Koch das nächste Mal jemanden eine Treppe herunterfallen, auf einer Banane ausrutschen oder auf eine Harke treten lässt. Diese Art von Humor gefällt nicht allen Leser_innen, aber mir kam der Stumpfsinn des Ganzen sehr entgegen. Ich habe mich köstlich amüsiert, weil „Die Anderen“ wirklich keinen Funken Ernsthaftigkeit enthält. Ich lese so oft ernste, strenge, komplexe, bedeutsame und/oder eindringliche Literatur, dass mir ein Ausflug in die Banalität einfach guttat. Es tat gut, über all das, was ich sonst ehrfürchtig bestaune, aus voller Kehle zu lachen und sich darüber lustig zu machen. Dieser Roman hat mir genau das geboten, was ich in diesem Moment gebraucht habe.

 

Bei der Lektüre von „Die Anderen“ sind der Zeitpunkt und das Erwartungsmanagement immens wichtig. Kann man von Boris Koch erwarten, dass er seine Leser_innen zum Lachen bringt? Definitiv. Kann man von ihm feinsinnigen, subtilen, intelligenten Humor erwarten? Himmel, nein. Humor mit der Brechstange, das ist sein Metier. Deswegen ist es essenziell, dass man in der richtigen Stimmung ist, wenn man dieses Buch zu lesen beabsichtigt. Sicherlich hilft auch eine Vorliebe für flache, doofe Witze und für das Spiel mit Stereotypen. Meiner Ansicht nach muss man nicht unbedingt ein Fan der Fantasy sein, um sich von „Die Anderen“ unterhalten zu fühlen, aber es ist garantiert von Vorteil, weil sonst all die Anspielungen auf andere Werke unbeachtet verpuffen und die Absicht hinter diesem Roman verloren geht. Für mich war das Buch mentaler Urlaub, eine Erholung von allem Bedeutungsvollen und eine Gelegenheit, intellektuell endlich mal wieder alle Viere gerade sein zu lassen. Was könnte dafür besser geeignet sein als hochkarätiger Schwachfug?

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/21/boris-b-b-b-koch-die-anderen
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text 2016-05-31 10:33
Ein Abschluss, endlich ein Abschluss!
Godspeed - Die Ankunft (Across The Universe, #3) - Beth Revis

Die „Godspeed“ – Trilogie von Beth Revis ist eine Altlast meines Bücherregals. Als ich den ersten Band „Die Reise beginnt“ 2011 gebraucht ersteigerte, beging ich den folgenschweren Fehler, die Hardcover-Ausgabe zu erwerben. Dadurch war ich gezwungen, die Folgebände ebenfalls gebunden zu kaufen. Ich hatte nicht bedacht, dass diese neu jeweils knapp 20€ kosten, was meiner geizigen Ader gar nicht passte. Immer wieder verschob ich es, die Trilogie weiterzuverfolgen, obwohl mir der Auftakt gut gefiel. Wann der zweite Band „Die Suche“ bei mir einzog, weiß ich nicht mehr, doch das Finale „Die Ankunft“ schaffte es erst dieses Jahr, 2016, in meine Privatbibliothek. Ich brauchte geschlagene 5 Jahre, um die Trilogie abzuschließen. Zwischenzeitlich glaubte ich selbst nicht mehr daran, dass ich „Godspeed“ irgendwann einmal zu Ende lesen würde, weshalb ich jetzt wirklich stolz bin, es endlich hinter mich gebracht zu haben.

 

Nachdem die Godspeed über Generationen hinweg in der Umlaufbahn der Zentauri-Erde kreiste, treffen Junior und Amy die Entscheidung, den Gefahren auf der Oberfläche zu trotzen und das Raumschiff zu landen. Eine neue Ära soll anbrechen. Doch auf dem Planeten angekommen, läuft nichts so, wie Amy und Junior es sich vorgestellt hatten. Die Zusammenarbeit der Schiffsbewohner_innen mit den Eingefrorenen von der Erde gestaltet sich als schwierig; zu groß scheinen die Unterschiede, die sie trennen. Nicht einmal Amys Vater ist in der Lage, die Gräben zwischen ihnen zu überwinden. Dabei ist Zusammenhalt ihre einzige Hoffnung, wollen sie überleben, denn der Planet ist ihnen nicht freundlich gesinnt. Nicht nur bevölkern riesige Monster ihre neue Heimat – ein Geheimnis umgibt Zentauri, das ihr aller Leben bedroht. Werden Amy und Junior das Mysterium aufdecken und die Zukunft ermöglichen, die sie sich mehr als alles andere wünschen?

 

5 Jahre sind eine lange Zeit. Hätte ich die „Godspeed“ – Trilogie heute begonnen, ich bezweifle, dass ich sie weiterverfolgt hätte. Nicht, weil ich die Geschichte nicht mögen würde, sondern weil sie sehr simpel gestrickt ist. Für mich hat die Trilogie deutlich an Reiz verloren, da mich das Finale nicht forderte und es selbst für das Young Adult – Genre recht anspruchslos ist. Beth Revis zielte meiner Ansicht nach darauf ab, ihren Abschluss möglichst dramatisch zu gestalten, worunter die Überzeugungskraft der Geschichte etwas litt. Zwar mochte ich die inhaltliche Auflösung der Trilogie, doch einige Komponenten erschienen mir allzu künstlich und erzwungen, wie zum Beispiel der Konflikt zwischen Erd- und Schiffsgeborenen. Auf den ersten Blick wirkt die Spannung zwischen den beiden Gruppen naheliegend; schließlich wuchsen sie unter sehr unterschiedlichen Bedingungen auf und den Menschen der Godspeed wurde seit Generationen eingetrichtert, dass eine Führung des Militärs zu ihrem Nachteil wäre. Denkt man jedoch länger darüber nach, ergibt diese Feindseligkeit keinen Sinn, zumindest nicht seitens der Eingefrorenen. Das Ziel der Mission lautet, Zentauri zu kolonisieren. Durch die Entfernung zur Erde sind die Ressourcen stark begrenzt – das schließt die Ressource „Mensch“ ein. Auf dem neuen Planeten ist jedes menschliche Leben unersetzlich und kostbar, allein schon, weil der Genpool für eine erfolgreiche Bevölkerung so divers wie möglich sein muss. Es ist nicht logisch, dass die Erdgeborenen Schiffsgeborene als verzichtbar einschätzen. Sie brauchen einander. Ich habe nicht verstanden, warum niemand bestrebt ist, die Wogen zwischen den beiden Lagern zu glätten. Ich hatte erwartet, dass diese Rolle Amys Vater zufallen würde, doch dieser enttäuschte mich auf ganzer Linie. Beth Revis charakterisierte ihn als herrisch, stur und trotzig, wodurch er auf mich wie ein unvernünftiger Teenager im Körper eines unsympathischen Erwachsenen wirkte. Dieser Eindruck vertiefte sich, je länger ich die Beziehung zu seiner Tochter beobachtete. Meiner Meinung nach arbeitete Revis das natürliche Eltern-Kind-Machtgefüge nur ungenügend heraus. Sie lässt Amy ebenbürtig und gleichberechtigt erscheinen, was weder realistisch noch glaubhaft ist. Sie ist klüger, toleranter und verständnisvoller, kurz, besser als ihre Eltern. Ich fand ihr Verhältnis zueinander unausgewogen, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass Amy Kraft und Sicherheit daraus schöpft. Sie verlässt sich mehr auf Junior als auf ihre Eltern. Junior selbst… Kann ich euch ein Geheimnis verraten? Ich konnte Junior nie besonders gut leiden. Ich war nie in der Lage, ihm voll zu vertrauen. Obwohl er der Held der Trilogie ist und auch im Finale heldenhaft agiert, habe ich ihn bis zum Ende argwöhnisch beäugt. Ich konnte mein Misstrauen einfach nicht überwinden.

 

„Die Ankunft“ ist der Abschluss einer Trilogie, die mich jahrelang begleitet hat. Es ist wohl nur natürlich, dass sich meine Einschätzung und Wahrnehmung der Geschichte in dieser Zeit verändert hat. Auf gewisse Weise habe ich vermutlich bereits damit gerechnet, dass „Godspeed“ heutzutage nicht mehr dieselbe Resonanz ihn mir provoziert, denn enttäuscht hat mich das Finale trotz diverser Mängel nicht. Rückblickend finde ich, dass es die Geschichte angemessen ausklingen lässt, nur passt diese nicht mehr völlig zu meinem Lesegeschmack. Daran hat niemand Schuld und ich werfe es Beth Revis nicht vor. Sicher hätte sie meines Erachtens nach einige Punkte überzeugender konzipieren können, doch da ich offensichtlich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, bin ich bereit, es einfach dabei zu belassen. Ich bin zufrieden, die „Godspeed“ – Trilogie nun endlich ad acta legen zu können und habe dementsprechend genau das erhalten, was ich mir von der Lektüre von „Die Ankunft“ versprochen hatte.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/05/31/beth-revis-die-ankunft
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review 2013-05-07 19:19
mord.net - Dag Öhrlund, Dan Buthler
mord.net - Dan Buthler,Dag Öhrlund,Sabine Thiele

Dag Öhrlund, Dan Buthler
mord.net
Thriller
Audible GmbH, 2009
Dauer: 12 Std., 27 Min (ungekürzt)
gelesen von Martin Keßler
Download: 20,95 € oder im
Flexi-Abo: 9,95 €

 

Bewertung:

 

Inhaltsangabe (Audible):

 

Kreuz und quer über den Globus geschehen Morde, die nicht aufgeklärt werden können, weil es einfach kein Motiv gibt. Erst durch die Nachlässigkeit einer Täterin stoßen die Ermittler auf eine Internetseite, über die die Verbrechen gesteuert werden. Wer einen Mord bestellt, muss im Tausch selbst einen begehen.
Wer steckt dahinter?

 

>> Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird Ihnen exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

 

Das Internet ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wie sehr wir uns doch an diese Technologie gewöhnt haben. Und was man inzwischen alles machen kann, wenn man sich ein bisschen auskennt… Als ich anfing, mich in den Weiten des WWW umzusehen, mit einer viel langsameren Verbindung als heute, war ich froh, elektronische Briefe verschicken und lesen zu können, bei Wikipedia nachzuschlagen und in einem Chatraum zu chatten, bis mich die langsame Verbindung wieder trennte. Wie viel mehr unternehmen wir heute über das Internet?!

 

Dass man mit dem Internet auch Geld verdienen kann, habe ich dann als Partner von Amazon und Audible erfahren dürfen, wobei ich von den Erlösen natürlich nicht reich werde. Aber für jeweils ein Buch und Hörbuch extra im Jahr reicht es

 

Die Drahtzieher von mord.net machen allerdings richtig Kohle. Sie haben ein Netzwerk aufgebaut, das mit wenig Aufwand und Einsatz etliche Millionen Dollar einbringt, und das auf Kosten anderer, einfach indem eine menschliche Schwäche ausgenutzt wird: der Wunsch nach Rache, Vergeltung, Gerechtigkeit.

 

“Brauchen Sie Hilfe bei der endgültigen Lösung eines Problems?” So die Betreffzeile der eMail, die verzweifelte Menschen eines Tages erhalten. Und nicht wenige klicken auf den in der Mail enthaltenen Link und gelangen zu einer Seite, auf der sie einen Mord in Auftrag geben können.

 

Für nur 50.000 $ Gebühr wird der Schuft, der freigesprochene Vergewaltiger oder die Person, die zwischen einem und der Karriereleiter steht, ermordet. Allerdings ist da noch ein Haken. Dafür muss man selbst auch einen Mord begehen! Schreckt das die Menschen ab? Manche vielleicht, doch es gibt eine Reihe von Menschen, die sich darauf einlassen. Und so funktioniert die selbstlaufende Geschäftsidee. Die Menschen bringen sich gegenseitig um und bezahlen auch noch 50.000 $ dafür.

 

Natürlich stehen Menschenschicksale dahinter, und die Autoren schildern diese in Episoden so, dass der Hörer eine Vorstellung von der Tragweite dieses Netzwerkes erhält.

 

Dieser Plot um das Mord-Netzwerk an sich ist eine interessante Story, die einzelnen Episoden individuell ausgearbeitet, teilweise wirklich heftig. Super auch die Zusammenarbeit der Polizei der verschiedenen Länder. Allerdings gefallen mir persönlich die Motive der Drahtzieher nicht, das wirkt in meinen Ohren nicht sehr überzeugend.

 

Martin Keßler hat wieder hervorragend gelesen. An ihm habe ich nichts auszusetzen.

 

Ich gebe somit 07/10 Punkte.

Source: sunsys-blog.blogspot.de/2013/05/ausgehort-mordnet-d-ohrlund-d-buthler.html
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