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review 2017-08-15 11:07
Lieber der Teufel, den man kennt
Circus of the Damned - Laurell K. Hamilton

Die „Anita Blake“-Reihe ist der umfangreichste Mehrteiler, den ich kenne. Laurell K. Hamilton schreibt seit 24 Jahren daran. Im Schnitt erscheint jedes Jahr ein neuer Band. Mittlerweile besteht die Hauptreihe aus 25 Bänden, Nummer 26 befindet sich aktuell im Lektorat und soll 2018 erscheinen. Rechnet man die Kurzgeschichten hinzu, bewegen wir uns steil auf ein Gesamtwerk von 30 Bänden zu. Ich weiß ehrlich nicht, wie Hamilton das macht. Hat sie denn nie genug von Anita? Ich liebe Anita sehr, aber ich kann mir nicht vorstellen, mich ein Vierteljahrhundert lang ständig mit ihr zu beschäftigen. Glücklicherweise muss ich das auch nicht, sondern kann sie besuchen, wann immer mir danach ist.

 

Eine blutleere Leiche im Morgengrauen zu untersuchen, gehört nicht gerade zu Anita Blakes bevorzugten Arten, einen neuen Tag zu beginnen. Die Bissspuren am Körper des Toten deuten darauf hin, dass dieser das Opfer von fünf Vampiren wurde: ein Meister und seine Gefolgschaft. Hält sich ein neuer Meister in St. Louis auf, weiß der Meister der Stadt darüber Bescheid. Anita muss mit Jean-Claude sprechen, obwohl sie sich lieber den rechten Arm abhacken würde, als ihn aufzusuchen, seit sie von seinem Plan weiß, sie zu seiner menschlichen Dienerin zu machen. Sie ist die einzige, die Informationen aus ihm herauskitzeln kann, um weitere Morde zu verhindern. Keinesfalls darf er den Gewissenskonflikt bemerken, der in ihr tobt. Denn nur Stunden zuvor wurde sie bedrängt, Jean-Claudes Identität und Schlafplatz einer radikalen Anti-Vampir-Bewegung preiszugeben. Sie weigerte sich, doch die Zweifel nagen an ihr. Ohne Jean-Claude wäre sie frei. Kann sie es verantworten, ihn aus persönlichen Gründen ans Messer zu liefern?

 

Viele Leser_innen waren von „Circus of the Damned“ enttäuscht. Das wird deutlich, liest man die Rezensionen auf Goodreads. Ich kann die Kritik verstehen, bin allerdings anderer Meinung. Ich halte diesen dritten Band für extrem wichtig hinsichtlich der Etablierung und Ausarbeitung des Universums. Nachdem Laurell K. Hamilton im letzten Band „The Laughing Corpse“ einen Ausflug in Anitas Fachgebiet, die Totenerweckung, wagte, stehen in „Circus of the Damned“ nun wieder die Vampire im Vordergrund. Ein unbekannter Meister mordet sich munter durch St. Louis‘ Straßen. Die Blutspur, die er hinterlässt, ist eine direkte Beleidigung und Herausforderung für den Meister der Stadt. Es obliegt Jean-Claude, ihn zu stoppen und seine Position zu verteidigen. Laurell K. Hamilton nutzt das Eindringen des neuen Meisters in Jean-Claudes Revier demzufolge geschickt, um die Hierarchie und Strukturen der Vampirgemeinschaft zu verdeutlichen. An Anitas Seite lernen die Leser_innen, dass unter den Blutsaugern ein permanenter Machtkampf wütet und Jean-Claude noch ein vergleichsweise kleines Übel ist. Oh, es könnte viel, viel schlimmer sein. Leider ist er weder der älteste, noch der mächtigste Vampir, der unter dem Nachthimmel dahinschreitet, weshalb sein Status ständig in Frage gestellt wird. Er kann sich nur aus einem einzigen Grund an der Spitze halten: er ist ein verdammt cleverer Mistkerl. Er weiß, wie er sich vorteilhaft in Szene setzt, was die gewiefte, medienwirksame Vermarktung der Übernatürlichen in St. Louis beweist und wählt seine Allianzen sorgsam. Deshalb will er Anita als menschliche Dienerin. Natürlich verhält er sich unerträglich aufdringlich, bevormundend und besitzergreifend, aber ich muss zugeben, dass ich mich hin und wieder bei dem Gedanken erwischte, dass eine Verbindung zu ihm vielleicht nicht das Schlechteste für Anita wäre. Selbst sie erkennt die Verlockung dieses Angebots. Ihr Geplänkel ist meines Erachtens nach eher darin begründet als in der sexuellen Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht. Als menschliche Dienerin wäre sie sehr schwer zu töten und einem normalen Menschen in allen Belangen überlegen. Gar nicht so übel, muss man zum Beispiel gegen eine unsterbliche Lamia und ihren Meister, einen Millionen Jahre alten Vampir, antreten. Ich fand nicht, dass dieser unvorstellbar alte Vampir nicht beängstigend genug ist, was von einigen Leser_innen bemängelt wurde. Meiner Ansicht nach sind seine scheinbare Passivität und seine indirekten Manipulationen vollkommen plausibel. Er ist ein Puppenspieler, kein Frontsoldat und dadurch umso bedrohlicher.
Anita begegnet in „Circus of the Damned“ jedoch nicht nur neuen Bösewichten, sondern auch neuen Gefährten. Außer ihrem neuen Kollegen Larry, den sie mehr schlecht als recht ausbildet, trifft sie eine der wichtigsten Figuren der ganzen Reihe: Richard Zeeman. Ich hatte fast vergessen, was für ein interessanter, witziger, schlagfertiger und charmanter Mann Richard anfangs war. Es knisterte herrlich zwischen ihnen. Unglücklicherweise weiß ich, dass es so nicht bleiben wird. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.

 

All die Kritikpunkte, die andere Leser_innen an „Circus of the Damned“ stören, empfinde ich als Stärken dieses dritten Bandes. Das Tauziehen zwischen Anita und Jean-Claude ist wichtig für die Entwicklung ihrer Beziehung und die Vorstellung eines Feindes, der so mächtig ist, dass er Anita zum Narren hält und nicht einmal mehr selbst in Erscheinung treten muss, um seine Pläne zu verwirklichen, hebt die Geschichte auf ein neues Level. Er ist älter, kultivierter und anpassungsfähiger, ein Vampir 2.0 und eine Vision dessen, was Jean-Claude eines Tages werden könnte. Ich finde das wahnsinnig aufregend und bewundere Laurell K. Hamilton für die weitsichtigen Perspektiven, die sie in „Circus of the Damned“ beleuchtet. Natürlich eröffnet mir der Reread andere Betrachtungsweisen und vielleicht weiß ich deshalb zu schätzen, was andere verteufeln. Woran auch immer es liegt, ich hatte viel Spaß mit diesem actionreichen, rasanten dritten Band und ich freue mich auf die Fortsetzung „The Lunatic Cafe“. Schließlich weiß ich, dass es jetzt erst so richtig interessant wird.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/08/15/laurell-k-hamilton-circus-of-the-damned
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review 2017-06-09 10:05
Eine Hommage an alles Zauberhafte, Unerklärliche und Wundersame
Der Nachtzirkus - Erin Morgenstern

Erin Morgenstern, die Autorin des Erfolgsromans „Der Nachtzirkus“, ist mir unheimlich sympathisch. Nicht, weil ihr Buch zauberhaft ist (obwohl es das ist), sondern weil sie ehrlich ist. Seit 2011 hat Morgenstern nichts mehr veröffentlicht. Sie arbeitet an einem neuen Projekt, ohne dass ein Ende absehbar wäre. Warum wird die gute Frau nicht fertig, fragt ihr euch? Weil ihr das Schreiben unfassbar schwerfällt, was sie auf ihrem Blog offen bekennt. Genau das ist der Grund, weshalb ihr spontan mein Herz zufliegt. Sie ist kein Naturtalent. Sie muss hart für jedes Wort kämpfen und jeden Satz mühsam erarbeiten. Ich verstehe, dass sie der Schreibprozess folglich häufig frustriert und das letzte, was sie hören oder lesen möchte, Fragen danach sind, wann endlich ihr neues Buch rauskommt. Also, lassen wir Erin Morgenstern doch einfach in Ruhe und erfreuen uns an dem, was wir haben: „Der Nachtzirkus“.

 

Er kündigt sich nicht an. Er kommt auf leisen Sohlen, im Schutz der Nacht. Eines Morgens stehen seine Zelte plötzlich auf einem Feld oder einem freien Platz in deiner Stadt, wie von Geisterhand. Er öffnet erst nach Einbruch der Dunkelheit. Einen Besuch wirst du nie mehr vergessen. Er lehrt dich das Staunen, verzaubert dich mit unbeschreiblichen Wundern: der Cirque des Rêves.
Niemand ahnt, dass der gefeierte Zirkus der Träume hinter den Kulissen der Austragungsort eines magischen Wettstreits ist. Zwischen den fantastischen Zelten einzigartiger Attraktionen tobt der Kampf zweier konkurrierender Zauberer, ein Kampf auf Leben und Tod. Jahrelang bereiteten sie ihre Schützlinge akribisch auf die Anforderungen des Wettbewerbs vor, schulten und testeten sie unabhängig voneinander. Marco und Celia wurde das Geschenk der Magie zuteil. Doch dieses Geschenk fordert einen entsetzlich hohen Preis. Wie hoch dieser Preis tatsächlich ist, erfahren sie erst, als sie sich begegnen und sich unsterblich ineinander verlieben…

 

Ich will mir ein Beispiel an Erin Morgensterns Ehrlichkeit nehmen: die Rezension zu „Der Nachtzirkus“ fällt mir schwer. Ich weiß nicht so richtig, was ich schreiben soll. Diesem Buch ist nichts hinzuzufügen, es gibt meiner Meinung nach keine Rätsel, die analysiert oder entschlüsselt werden müssten. Es steht für sich selbst. Die Geschichte lebt durch sich selbst, nach versteckten Bedeutungen fahndete ich vergeblich. Ich habe das Gefühl, dass Erin Morgenstern nicht versuchte, eine Botschaft zu vermitteln, sondern einfach einen Roman schrieb, der eine wundervolle Hommage an die Fantasie und die Liebe, an alles Zauberhafte, Unerklärliche und Wundersame ist. Sie schrieb ein Buch zum Genießen, ein Buch zum Träumen. Ich denke nicht, dass sie möchte, dass sich ihre Leser_innen den Kopf über Dinge zerbrechen, die gar nicht da sind, auf Teufel komm raus jedes Wort interpretieren und jeden Satz zerpflücken. Ich glaube, dieses Buch muss man einfach so nehmen, wie es ist: märchenhaft und träumerisch. Dieser Intuition folgte ich während der Lektüre und gab mir große Mühe, den Cirque des Rêves wahrhaft zu erleben, mich der geheimnisvollen, mystischen Atmosphäre hinzugeben und jeden Augenblick auszukosten. Der Zirkus ist eine sagenhafte Kulisse und ein unverzichtbarer Baustein im Geflecht der Geschichte. Fast wirkte er auf mich wie ein lebendiges Wesen, mit einer individuellen Persönlichkeit und einem eigenen Charakter. Er verbindet die vielen verschiedenen, liebenswert skurrilen Akteure des Romans, die in ihm alle etwas anderes, aber genau das finden, was sie suchen und brauchen. Er erfüllt die Menschen, Besucher_innen wie Betreiber_innen gleichermaßen. Er inspiriert Liebe und die Bereitschaft, an Wunder zu glauben. Magie schimmert zwischen und in den Zelten, in jeder Ecke und jedem Winkel, da Marco und Celia ihm während ihres unfreiwilligen Wettstreits unbeabsichtigt Leben einhauchen. Ihre Liebesgeschichte ist eine bezaubernde Variation des „Romeo und Julia“ – Motivs, die sich unaufdringlich einschleicht. Obwohl ihre Situation durchaus dramatisch und tragisch ist, verzichtete Erin Morgenstern auf billige, plakative Dramatik und schildert ihren verzweifelten Kampf gegen die Beschränkungen und Regeln des Wettbewerbs, für eine gemeinsame Zukunft, ernsthaft und glaubwürdig. Effekthascherei und Kitsch scheinen ihr völlig fremd zu sein, sodass ich mich von der emotionalen Ebene in „Der Nachtzirkus“ nicht abgestoßen, sondern berührt fühlte. Ich wünschte Marco und Celia, dass sie eine Möglichkeit finden, zusammen zu sein. Trotz dessen muss ich gestehen, dass mir das Buch beinahe zu leise, zu sanft und zart erschien. Es ist so filigran und subtil, dass mir ein wenig der Wow-Moment fehlte. Beim Lesen empfand ich keine Spannung, sondern Faszination. Es reißt nicht mit, es nimmt die Leser_innen behutsam an die Hand. Nun ist das natürlich reine Geschmackssache, doch ich mag es einfach etwas zupackender.

 

„Der Nachtzirkus“ ist fantasievoll und charmant. Der Reiz der Geschichte bündelt sich in dem atemberaubenden Setting, denn der Cirque des Rêves ist Dreh- und Angelpunkt aller inhaltlichen Entwicklungen. Er ist Ursache und Wirkung, Alpha und Omega, Anfang und Ende. Jede Seite des Buches ist von seiner besonderen Magie gezeichnet, weshalb die Lektüre für mich eine einzigartige Erfahrung war, die ich von Herzen weiterempfehlen kann. Obwohl ich normalerweise keine große Vorliebe für Liebesgeschichten habe, ging die anmutige Romantik von Marcos und Celias Beziehung zueinander und ihrer Beziehung zum Zirkus nicht an mir verloren. Ich war verzaubert. Ich wünschte, ich könnte nur eine Nacht lang durch die Gänge und Zelte schlendern, den Alltag vergessen und selbst all die Wunder erleben, die hinter den schwarz-weiß gestreiften Planen darauf warten, entdeckt zu werden. Es ist wahr: einen Besuch im Cirque des Rêves vergisst man nie mehr. Selbst, wenn man ihn nur mental mit Erin Morgensterns Hilfe in „Der Nachtzirkus“ betreten konnte.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/06/09/erin-morgenstern-der-nachtzirkus
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review 2013-10-28 17:11
Kurzgeschichten für makabre Zeiten
Carniepunk - Kevin Hearne,Kelly Gay,Jackie Kessler,Nicole Peeler,Kelly Meding,Hillary Jacques,Allison Pang,Jaye Wells,Delilah S. Dawson,Rob Thurman,Rachel Caine,Seanan McGuire,Mark Henry,Jennifer Estep

Vierzehn Kurzgeschichten ziehen in dieser Anthologie LeserInnen in die oft schaurige, pervertierte oder einfach nur surreale Welt des Zirkus.
Vierzehn Geschichten, vierzehn AutorInnen – und alle betreten den Zirkus auf ganz unterschiedliche Weise. Was alle gemein haben, ist die Verbindung zum Grauen oder zu Dämonen, die auf der Jagd nach Seelen sind …
Kommt zahlreich, mutige Abenteurer, die Manege ruft!

- It took me two days to die. On the first night, I met Madame Laida, and on the second night, I met the Cold Girl.
And this is how it happened. -
The Cold Girl, Rachel Caine, S. 153



Halloween naht und da kommt so eine Kurzgeschichtensammlung mit horrormäßigen Szenarien doch gerade recht! Ich habe dem Buch zwar nur 2 Sterne vermacht, das liegt aber hauptsächlich daran, dass mir manche Geschichten zu abgedreht und eklig waren (ganz vorne mit dabei war hier The Sweeter the Juice von Mark Henry), während manche dafür unheimlich gut waren. Meine Lieblingsgeschichte war eindeutig Cold Girl von Rachel Caine, gefolgt von The Inside Man von Nicole Peeler und The Demon Barker of Wheat Street von Kevin Hearne. Bei letzterem hat das Fangirl in mir wieder zugeschlagen und dafür gesorgt, dass diese Anthologie auf meinem Bücherstapel landete.
Allein für diese drei Geschichten also hat sich die Anschaffung von Carniepunk schon gelohnt und führt immerhin dazu, dass ich die beiden genannten Autorinnen Caine und Peeler näher unter die Lupe nehmen werde.

Manche der abgedruckten Geschichten basieren außerdem auf bereits bestehenden Buchreihen der AutorInnen und liefern einen Einblick in diese Romane, was ganz nett ist, wenn man auf der Suche nach etwas neuem ist und noch nicht weiß, wofür man sich entscheiden will.

Meine Eindrücke zu den einzelnen Geschichten habe ich hier zusammengefasst, wer noch stimmungsvollen Lesestoff für die Gruseltage sucht, sollte einen Blick rein werfen.

Source: www.bibliotheka-phantastika.de/rezensionen/carniepunk
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review 2013-01-13 00:00
Alarm im Zirkus Sarani - Stefan Wolf For the Indonesian lover of STOP series, it might amuse you to know that Sporty's original nickname in German is... 'drumroll'... TARZAN! LOL.... actually it's a bit strange, I read him being referred as Tim as well, though his real name is still Peter Carsten. Perhaps the editor in the new edition think Tim needs a trendy name, like Tarzan....Anyhow, I'm thankful that the translated version I had ruthlessly change everyone's name to get the group name STOP. I like it more, it's just more catchy than TKKG. Also, the fat kid, I think I know him as Oscar.... Oscar is actually the dog in original version.The book itself, like so many other foray into the past, the sweet nectar is usually the memory attached to it. I found them rather annoyingly goody two shoes right now. Reading it in German I've also realised how pedagogical minded Stefan Wolf is. This book is aimed to increase children's vocabulary; first by seeming to cram a thesaurus into the text (I catch him using several different expression to say 'bicycle' in 2-3 paragraph) and second by directly putting in explanation beside the deemed to be difficult words (in bracket and italic). The Germany itself looks so simplistic, so homogenic, although I'd have guess the setting to be Frankfurt or Hamburg. Anyway, the story sure show its age as a poison threat doesn't link directly to terrorist attack & only simple small scale ganoven.
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