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text 2019-11-09 16:45
Reading progress update: DNF on page 33
Komisch, alles chemisch! - Mai Thi Ngyuen-Kim

TRÖT-TRÖT-TRÖT!

Der Schreck wirft mich fast aus dem Bett. Mein Herz pocht bis zum Hals.

 

And so this book begins, which is supposed to be an attempt to teach the ordinary layman something about chemistry. An effort, which I completely approve of.

What I don´t approve of, however, is the style that this book is written in. Honestly, the way the author speaks to me, I feel like a dumb 12-year old who is getting told by someone that chemistry, above all, is cool:

 

Um zwischen Aggregatszuständen zu wechseln, muss man die Temperatur verändern, das kennen wir vom Wasser. Erhitzen wir festes Wasser, also Eis, schmilzt es zur Flüssigkeit; erhitzen wir es noch weiter, verdampft es weiter und wird gasförmig. Trifft der Wasserdampf nun auf eine kühle Fläche, etwa wie beim Spiegel im Bad, kondensiert er, wird also wieder flüssig. Kühlen wir Wasser weiter ab, erstarrt es zu Eis. 

 

 

[Source]

 

*sarcasm* Whaaaattt? I´m officially mindblown! *sarcasm ends*

 

Ist doch alles klar, warum erzähle ich euch das? Weil ich einen kleinen Mindblow für euch habe: Temperatur ist nichts anderes als die Bewegung von Teilchen. Je heißer, desto schneller, je langsamer, desto kälter. Ist es nicht cool, eine molekulare Definition für Temperatur zu haben? Findet ihr das nicht auch viel befriedigender als eine Temperatur auf einem Thermometer?

 

[Source]

 

Moving on to the next chapter, which starts with this little exchange on the phone:

 

"Wo bist du gerade?", frage ich, als Christine endlich an ihr Handy geht.

"Auf dem Weg ins Labor." Sie klingt verärgert.

"Also, was ist jetzt mit Jonas?" 

"Bei dem war ich gerade." schnaubt sie.

"Du hast also doch bei ihm übernachtet? Wie..."

"Mai", unterbricht sie mich. "Er benutzt NATURZAHNPASTA."

 

 

[Source]

 

And I´m out.

 

My friend gave me this book to read, so I feel bad for not being to able to put up with this crap. But I simply cannot do it.

 

And sorry, this is a German book and I don´t feel like translating anything of this drivel.

 

 

 

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review 2017-06-01 10:14
Der lausigste Luzifer aller Zeiten
Devil Said Bang - Richard Kadrey

Satan. Herrscher der Hölle. Gottes ewiger Widersacher. Eine Position voller Macht und Prestige. James Stark alias Sandman Slim will den Job trotzdem nicht. Was nützt all die Macht, wenn ihm der Tag regelmäßig durch Budgetbesprechungen, sinnentleerte Rituale und lächerliche Attentatsversuche versaut wird? Nein, Stark will raus. Schließlich hat er sich nie um die Stelle beworben; der originale Luzifer trickste ihn aus und genießt jetzt Ferien im Himmel. Toll. Einfach Fabelhaft. Seit er Gebieter der Verdammten wurde, sucht Stark unermüdlich nach einem Weg, die Hölle zu verlassen und nach L.A. zurückzukehren. Ganz so simpel ist das nur leider nicht. Die Verdammten hassen ihn und wenn es nach ihm ginge, könnten sie ihm alle getrost den Buckel runterrutschen, aber die Hölle braucht einen Anführer; jemanden, der den Papa spielt und Händchen hält. Also, was macht man mit einem miesen Blatt? Richtig. Bluffen, was das Zeug hält und die erste günstige Gelegenheit beim Schopfe packen. Dummerweise wird Starks glorreiche Heimkehr nach L.A. von einem serienmordenden Geist überschattet, der offenbar im Auftrag einer Fraktion der Sub Rosas handelt, die die Realität umschreiben will. Diese Idioten schaffen es doch tatsächlich, ein Loch ins Universum zu reißen. Da sehnt man sich fast nach der bizarren Idylle der Hölle, nicht wahr?

 

Stark als Herrscher der Hölle. Ich muss immer noch in mich hineinkichern, wenn ich daran denke. Mein Kumpel Stark als Satan. Tut mir leid, aber das ist zum Brüllen komisch. Ironie des Schicksals. Es war doch wohl von Vornherein klar, dass das schiefgehen muss. Natürlich ist Stark ein lausiger Luzifer. In den vorangegangenen Bänden machte Richard Kadrey unmissverständlich klar, dass sein Protagonist nicht das Zeug zum Anführer hat und seine Eskapaden in „Devil Said Bang“ bestätigen diesen Eindruck zweifelsfrei. Stark hasst die Hölle, weil sie das Schlechteste in ihm zum Vorschein bringt. Er weiß genau, sucht er nicht so schnell wie möglich das Weite, wird die Verlockung, sein inneres Monster das Ruder übernehmen zu lassen, eines Tages zu groß sein. Er muss gehen, weil er sonst nie mehr geht. Mal davon abgesehen, dass mich Kadreys Darstellung der Hölle als bürokratischer Albtraum samt Meetings, Komitees und kleinlicher Politik köstlich amüsierte und ich die Idee, ihre Bewohner_innen als selbstmordgefährdet zu charakterisieren, fantastisch und erstaunlich naheliegend finde, bewundere ich vor allem seine einfühlsame Beschreibung von Starks Gefühlen, die Ambiguität seiner Empfindungen. Er ist sich vollkommen im Klaren darüber, zu was er fähig, wie tiefschwarz ein Teil seiner Seele ist. Er kämpft dagegen an, obwohl die Versuchung ach so süß ist und ihm eben diese Facette seiner Persönlichkeit wer weiß wie oft den Hintern rettete. Er gibt sich keinen Illusionen hin und ist trotzdem bestrebt, ein besserer Mensch (na ja, Nephilim) zu sein. Er will kein Monstrum sein. Seine Fähigkeit und Bereitschaft, sich permanent selbst zu hinterfragen und Kritik anzunehmen, beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Daher macht es mir auch nicht allzu viel aus, dass sich dieser vierte Band wie ein Zwischenspiel anfühlte. Ich denke, dass „Devil Said Bang“ innerhalb der übergeordneten Handlung wichtig, für sich selbst aber eher belanglos ist. Das Buch ist keines von Kadreys besten Werken; ich stolperte durch eine Geschichte, die mir von arg vielen Zufällen geprägt und daher nicht überzeugend durchdacht erschien. Die Auflösung wirkte hastig und einige Szenen wurden ausschließlich durch Starks unvergleichlichen Humor und seine herrlich schlagfertigen Sprüche gerettet. Kadrey verdankt es seinem Protagonisten, dass ich nachsichtig bin und 3 Sterne vergebe. Ich fühle mich mit Stark einfach viel zu wohl, um die Bände der „Sandman Slim“ – Reihe nicht zu genießen, unabhängig davon, wie ungelenk die Handlung daherkommt. Nur eines kann ich meinem Kumpel nicht verzeihen: seine Beziehung zu dieser fürchterlichen Schnepfe Candy. Ich kann sie nicht ausstehen. Sie ist wie eine 14-Jährige mit einem Waffentick und einer Schwäche für große böse Jungs. Sie bringt Stark in Gefahr, weil für sie alles nur ein Spiel ist. Ich wünschte, er würde sie endlich abschießen, denn sie ist definitiv nicht die Richtige für ihn. Ich warte nur darauf, dass er erkennt, wie ungesund ihr seltsames Techtelmechtel für ihn ist und dass er jemanden braucht, der all die Konflikte in seinem Inneren versteht und beruhigt, statt sie anzufachen und zu verschärfen. Candy ignoriert den Krieg in seiner Seele bewusst. Ich hoffe, dass er bald eine Frau findet, die ihm Frieden schenkt. Bitte Stark, schick die blöde Gans in die Wüste!

 

„Devil Said Bang“ ist meiner Meinung nach bisher der schwächste Band der „Sandman Slim“ – Reihe. Ich hätte das Buch vermutlich noch weit kritischer bewertet, empfände ich nicht eine fast schon lächerlich intensive Nähe und Bindung zum Protagonisten Stark. Er ist mein Kumpel. Ich bin sein größter Fan. Trotzdem erwarte ich von Richard Kadrey, dass die Handlung des nächsten Bandes „Kill City Blues“ besser ist. Überzeugender. Ausgereifter. Nach der Erfahrung mit „Devil Said Bang“ bin ich ehrlich besorgt, dass die Reihe fortschreitend an Qualität einbüßt. Das möchte ich wirklich nicht erleben, denn es wäre tragisch, bedauerlich und ein Verbrechen des Autors an seinem Zugpferd. Stark ist eine herausragende Figur, die einen ebenso außerordentlichen und außergewöhnlichen Rahmen verdient, um sich nach Belieben auszutoben. Ich weiß, ein einziger mittelmäßiger Band bedeutet noch lange nicht, dass es mit der Reihe bergab geht und ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich habe so etwas schon viel zu oft durchgemacht, um die ersten Anzeichen zu ignorieren. Ich flehe Sie an Mr. Kadrey: lassen Sie Stark und mich nicht hängen.

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review 2016-12-29 10:15
Wenn jemand zu einem Messerkampf eine Pistole mitbringt...
Das Buch des Todes: Roman - Anonymus

Anfang 2016 habe ich mir vorgenommen, in diesem Jahr die „Bourbon Kid“-Reihe von Anonymus zu beenden. Im Mai startete ich voller Elan mit dem dritten Band in dieses Vorhaben. Leider enttäuschte mich „Das Buch ohne Gnade“, weil es weder die Geschichte weiterführte, noch qualitativ an die beiden Vorgänger heranreichte. Ich war irritiert. Was sollte ich mit dieser losgelösten Episode anfangen? Und was sagte sie über das Finale der Reihe aus, „Das Buch des Todes“? Aufgrund meiner Zweifel hatte ich Hemmungen, weiterzulesen und verschob die Lektüre des letzten Bandes wieder und wieder. Im Dezember beschloss ich, dem Elend ein Ende zu setzen. Ich wappnete mich mit geringen Erwartungen und nahm mir endlich „Das Buch des Todes“ vor.

 

Santa Mondegas Straßen schwimmen in Blut. Nur wenige Stunden sind vergangen, seit der Bourbon Kid in einer Orgie der Gewalt Menschen und Vampire gleichermaßen massakrierte. Aber er erwischte nicht alle. Ausgerechnet die ehemalige Mumie Gaius Rameses ist noch immer quicklebendig. Na ja, oder so lebendig, wie ein Untoter eben sein kann. Nun plant der König der Vampire, mithilfe des Auge des Mondes die Weltherrschaft an sich zu reißen. Der Kid ist der einzige, der ihn aufhalten könnte, sieht sich im Moment allerdings mit einem lästigen Problem konfrontiert: das Auge des Mondes gab ihm seine Seele zurück. Mit diesem unnützen Ballast kann er sich nicht in den gnadenlosen Killer verwandeln, der er sein muss, um eine von Vampiren regierte Zukunft zu verhindern. Er muss sie loswerden. Mit qualmenden Reifen macht er sich auf den Weg zum Devil’s Graveyard, denn glücklicherweise kennt er da jemanden, der für das Ding eher Verwendung hat als er…

 

Ich habe mich grundlos selbst kirregemacht. Ich hätte meiner Intuition vertrauen sollen, die mir bereits nach der Lektüre von „Das Buch ohne Gnade“ beharrlich mitzuteilen versuchte, dass dieser dritte Band garantiert seine Berechtigung hat, die ich nur noch nicht erkennen konnte. Sie hatte Recht. Ohne „Das Buch ohne Gnade“ ist die gewohnt absurd-witzige, temporeiche, gewaltverherrlichende Handlung von „Das Buch des Todes“ nicht zu verstehen. Will man begreifen, warum die Geschichte des Bourbon Kid und seines Rachefeldzugs gegen die Untoten so endet, wie sie endet, braucht man das Vorwissen, das der Vorgänger bietet. Ich bin zutiefst erleichtert, dass all meine Befürchtungen überflüssig waren. „Das Buch des Todes“ setzt genau da ein, wo „Das Buch ohne Staben“ abriss: kurz nach Halloween, in den deutlich entvölkerten Straßen des Höllenlochs Santa Mondega. Oh wie ich diese Stadt liebe, für ihren rotzigen, gesetzlosen Charme des Wilden Westens, für die absolute Ichbezogenheit und Verderbnis ihrer Bewohner_innen und für die Selbstverständlichkeit, mit der dort das Übernatürliche behandelt wird. Vampire wollen die Weltherrschaft übernehmen? Das könnte schlecht fürs Geschäft sein, die Kundschaft könnte ausbleiben, weil die Kundschaft die bevorzugte Nahrungsquelle der Vampire ist. Das geht so nicht! Bei entsprechender Entlohnung würde sich der Großteil der Bevölkerung Santa Mondegas eher den Arm abhacken, als etwas Uneigennütziges zu tun. Offenbar sprechen sie meiner persönlichen dunklen Seite damit aus der Seele. Ich finde es reizvoll, mir ein Leben auszumalen, das völlig frei von moralischen Grundsätzen und Verantwortungsbewusstsein ist, in dem ich egoistisch und lasterhaft sein könnte. Natürlich ist das nicht mehr als ein Tagtraum, in der Realität würde mir so ein Dasein wohl kaum gefallen, aber das hinderte mich nicht daran, den Barkeeper Sanchez voller Begeisterung dabei zu beobachten, wie er die Schneemänner von Kindern über den Haufen fuhr und den Weihnachtsmann abfackelte. Ich feuerte den Bourbon Kid trotzdem aus sicherer Entfernung an und bewunderte die Kreativität seiner tödlichen Methoden. In Santa Mondega ist der Titel „Held“ eben etwas flexibler definiert und man verdient ihn sich versehentlich. Auch im Finale stolpern die Figuren durch ein schier endloses Repertoire grotesker Szenen und folgen unwissend den Plänen des unbekannten Autors, der ganz offensichtlich diebische, sadistische Freude dabei empfindet, seine Macht über sie voll und ganz auszukosten. Mir gefällt seine Kompromisslosigkeit, die Konsequenz, mit der er seine Geschichte abschließt, wie es ihm passt, ohne Rücksicht auf Verluste oder die zarten Gefühle seiner Leserschaft. Wer nicht mithalten kann, kommt unter die Räder, basta. Dadurch ist „Das Buch des Todes“ unvorhersehbar, überraschend und nervenaufreibend. Keine Zeit, ungläubig zu staunen oder um dahingeschiedene Charaktere zu trauern, die nächste Sensation, der nächste Kick warten schon! Pass auf, sonst springen sie dir ins Gesicht!

 

„Das Buch des Todes“ ist das hysterische, unpassende Kichern während einer Beerdigung. Es ist der Messerkampf, zu dem einer eine Pistole mitbringt. Es ist unfair, bösartig und zum Schreien komisch; eine trashige Aneinanderreihung von Absurditäten, die erneut bemerkenswert schlüssig ist. Leider war es mein letzter Ausflug nach Santa Mondega. Schnief. Ich bin definitiv traurig, dass es nun vorbei ist. Zumindest vorerst. Offiziell. Eigentlich wollte Anonymus weiterschreiben, bis alle tot sind. Ohne zu viel zu verraten: einige wenige überleben diesen Wahnsinn. Theoretisch müsste er also… Nein, lassen wir das. Es bringt nichts, darüber zu spekulieren, was dieser Autor tun wird, denn wer sich brutale Achterbahnfahrten dieser Art ausdenkt, lässt sich sowieso nicht in die Karten schauen. Den Bourbon Kid werde ich auf jeden Fall in dem Einzelband „Drei Killer für ein Halleluja“ wiedertreffen und ich hoffe, dass dieser ähnlich abgefahren ist wie die „Bourbon Kid“-Reihe. Und vielleicht, nur vielleicht, wird Anonymus sein Versprechen eines Tages einlösen und noch einmal literweise Blut in Santa Mondega fließen lassen. Ist doch okay, dass ich mir das wünsche?

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/12/29/anonymus-das-buch-des-todes
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review 2016-05-05 10:55
Das Untotenproblem des Devil's Graveyard: Zombies, Killer und eine Castingshow
Das Buch ohne Gnade - Michael Kubiak,Anonymous

Seit ich im Juni 2014 „Das Buch ohne Namen“ und „Das Buch ohne Staben“ gelesen habe, bin ich ein Fan des Bourbon Kid. Ich kann nicht genau erklären, warum ich diesen durchgeknallten Serienmörder sympathisch finde und vielleicht sollte mir das zu denken geben, aber ich weiß zumindest, warum ich die ersten beiden Bände der gleichnamigen Reihe liebe. Sie sind Trash. Sie sind Punk. Sie sind hart, dreckig und auf absurde Weise komisch. Die unbarmherzige Einstellung des Autors gegenüber seinen Figuren imponiert mir. Trotzdem mussten knapp zwei Jahre vergehen, bis ich mir endlich den dritten Band „Das Buch ohne Gnade“ vornahm. Wieso ich die Fortsetzung so lange verschleppt habe, kann ich ebenfalls nicht erklären. Vielleicht sind zwei Abenteuer mit dem Bourbon Kid genug für zwei Jahre?

 

Einmal im Jahr erfreut sich das Hotel Pasadena eines großen Auflaufs von Gästen. Jedes Jahr an Halloween veranstaltet der Inhaber des Hotels, Nigel Powell, ein Festival unter dem Motto „Back from the Dead“. Mitten in der Wüste, auf Devil’s Graveyard, treffen halbwegs talentierte Möchtegernmusiker, Kneipensternchen und abgebrannte Verzweifelte aufeinander, um sich in einem Gesangswettbewerb zu messen. Sie alle begehren das Preisgeld: einen Vertrag über 1 Million Dollar mit Nigel Powell. Kaum jemand weiß, dass Devil’s Graveyard ein gewaltiges Untotenproblem hat. Dieses Jahr sind die auferstandenen Toten jedoch die geringste Sorge der Teilnehmer. Dieses Jahr hat sich der Bourbon Kid selbst zur Party eingeladen und all die Lokalberühmtheiten müssen sich fragen, welches das schlimmere Übel ist: die Zombies oder der schlecht gelaunte Serienkiller aus Santa Mondega?

 

Ich gebe zu, ich habe mir mein Wiedersehen mit dem Bourbon Kid etwas anders vorgestellt. Besser. Meiner Meinung nach kommt „Das Buch ohne Gnade“ nicht an die beiden Vorgänger heran. Obwohl mein Liebling Bourbon Kid in diesem dritten Band weitaus präsenter ist, hatte ich das Gefühl, dass die Handlung weniger dicht und konsequent konstruiert ist. Sie führt die Geschichte der Reihe eigentlich nicht weiter, sondern wirkte wie eine losgelöste Episode, was mich etwas enttäuschte. Ich hatte erwartet, dass die Komplikationen, die sich am Ende von „Das Buch ohne Staben“ abzeichneten, nun auch thematisiert würden. Leider war das nicht der Fall, trotz des Auftretens mehrerer alter Bekannter. Es war zwar interessant und unterhaltsam, den Barkeeper Sanchez, den Auftragskiller Elvis und die Wahrsagerin Annabel de Frugyen in einer anderen Umgebung als Santa Mondega zu beobachten, doch unglücklicherweise empfand ich die räumliche Begrenzung des Hotels Pasadena eher als Fluch denn als Segen. Diese ist meiner Ansicht nach dafür verantwortlich, dass die Verbindung der Szenen nicht mehr so zufällig-absurd geriet, wie ich es aus den Vorgängern gewohnt war. Ich wusste diese surrealen Verstrickungen sehr zu schätzen und fand es schade, dass Anonymus diese spezielle Eleganz entglitt. Häufige Perspektivwechsel trugen darüber hinaus dazu bei, dass ich viele Szenen mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln erlebte, was die Handlung künstlich steckte und sie bisweilen langatmig erscheinen ließ. Deswegen war „Das Buch ohne Gnade“ nicht weniger rasant oder witzig, mich beschlich jedoch der Eindruck, dass es kaum genug inhaltliche Substanz enthielt, um die knapp 430 Seiten zu füllen. Nichtsdestotrotz bot das neue Setting auch einen gewaltigen Vorteil: haufenweise neue Figuren, die Anonymus das Zeitliche segnen lassen konnte. Die Todesrate ist im dritten Band der „Bourbon Kid“ – Reihe ungebrochen hoch, allerdings ließ der Autor dieses Mal meist Statisten über die Klinge springen, zu denen ich keine tiefere Beziehung aufgebaut hatte. Angesichts dessen, dass ich darauf eingestellt war, mich erneut von zahllosen liebgewonnenen Charakteren verabschieden zu müssen, empfand ich es als angenehme Abwechslung, mir einmal keine kaum Sorgen um meine Favorit_innen machen zu müssen, obwohl Anonymus sie mit einer neuen Bedrohung konfrontierte: Zombies. Was ist von einem Ort, der Devil’s Graveyard heißt, auch anderes zu erwarten? Da bekommt die Redewendung „Die Wüste lebt“ gleich mal eine ganz neue Bedeutung. Ein wenig überrascht war ich trotzdem, denn ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass es sich bei den lebenden Toten abermals um Vampire handeln würde. Letztendlich passt es aber zu Anonymus, sich kommentarlos einer weiteren übernatürlichen Spezies zuzuwenden. Ich glaube, er hatte eben einfach Bock, über Zombies zu schreiben.

 

Je länger ich über „Das Buch ohne Gnade“ nachdenke, desto mehr wächst in mir die Hoffnung, dass dieser dritte Band eine Verbindung zur übergeordneten Handlung der Reihe hat, die ich einfach noch nicht abschätzen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anonymus die ursprüngliche Geschichte so sträflich vernachlässigt und links liegen lässt, obwohl sie noch nicht abgeschlossen ist. Bisher zeichneten sich die Bände immer durch eine beeindruckend runde Konstruktion aus. Vielleicht braucht er dieses Mal lediglich mehr Anlauf, um den Kreis zu schließen. Ich vermute, dass die Fortsetzung „Das Buch des Todes“ das Finale der Reihe darstellt – es wäre möglich, dass die verbindenden Fäden erst dort zu Tage treten. Das sähe Anonymus ähnlich. Dementsprechend werde ich „Das Buch des Todes“ auf jeden Fall lesen. Ich will wissen, wie „Das Buch ohne Gnade“ in die Reihe hineinpasst.
Ich weiß nicht genau, wie ich „Das Buch ohne Gnade“ empfehlen soll, denn welchen Wert es für die Reihe hat, ob man es lesen muss oder getrost auslassen kann, kann ich noch nicht sagen. Für sich genommen ist ein solider Urban Fantasy – Roman, der den Leser_innen nichts abverlangt, außer einer gewissen Unempfindlichkeit gegenüber Blut und Tod. Anonymus will nicht fordern. Er will unterhalten, schockieren. Und das ist ihm durchaus gelungen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/05/05/anonymus-das-buch-ohne-gnade
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