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review 2018-06-20 08:03
Gier hält meinen Kitschradar zum Narren
Saphirblau - Kerstin Gier

Kerstin Gier widmete sich erst spät in ihrer Karriere der fantastischen Jugendliteratur. Sie war bereits seit mehr als einem Jahrzehnt als Autorin erfolgreich, bevor sie 2009 den Genrewechsel wagte. Sie wollte eine romantische Liebesgeschichte schreiben, die Humor und Fantasy vereint, Abenteuer, historische Kostüme und Degenkämpfe involviert und kein historischer Roman ist. Ambitioniert. Zusätzlich verlangte die damalige Programmchefin des Arena-Verlags, dass Giers neustes Projekt international vermarktbar sein sollte. Mit anderen Worten: es sollte nicht in Deutschland spielen. Die Lösung hieß Zeitreisen, das Ergebnis ist die „Edelstein-Trilogie“. „Saphirblau“ ist der zweite Band dieses Welterfolgs, den ich direkt im Anschluss an „Rubinrot“ las.

 

Lange macht Gwendolyn den Zeitreise-Zirkus ja noch nicht mit, aber eines hat sie bereits begriffen: als Zeitreisende lebt man gefährlich. In den letzten Tagen ist sie nur knapp einem Attentat entgangen, ihre verschollene Cousine Lucy lauerte ihr auf und zu allem Überfluss scheint sie nun in eine Verschwörung mit ihrem gegenwärtig verstorbenen Großvater verstrickt zu sein. Von der sie keinen blassen Schimmer hat. Jedenfalls noch nicht. Offenbar hat ihr zukünftiges Ich ein Treffen mit Lord Lucas Montrose im Jahr 1948 arrangiert, um herauszufinden, warum Lucy und Paul den zweiten Chronografen stahlen. Es muss einen Grund haben, dass die beiden glaubten, der Kreis dürfe sich nicht schließen. In der Loge erklärt Gwen ja niemand jemals irgendetwas, also muss sie sich selbst helfen. Vielleicht kann die zukünftige Gwen ihr auch gleich einen Rat in Liebesdingen geben, denn aus Gideon wird sie einfach nicht schlau. Zwischen den Zeiten ist eben alles doppelt kompliziert.

 

Am Ende von „Rubinrot“ hatte ich das Gefühl, dass der erste Band hauptsächlich der Orientierung dient. Die Protagonistin Gwen entpuppt sich als Trägerin der Zeitreise-Gens und erlebt ihre ersten Zeitsprünge, doch worum es in der Handlung der Trilogie eigentlich gehen sollte, konnte ich noch nicht determinieren. Folglich erwartete ich von der Fortsetzung „Saphirblau“ Aufklärung. Ich hoffte, den Kern der Geschichte freilegen zu können. Ich schätze, es ist mir gelungen, aber ich kann nicht behaupten, dass die Autorin Kerstin Gier dabei hilfreich gewesen wäre. Obwohl ich mit „Saphirblau“ ebenso viel Spaß hatte wie mit „Rubinrot“ und erneut ratzfatz durch war, weil es aufregend und fesselnd ist, erscheint es mir rückblickend äußerst unfokussiert. Szene für Szene musste ich Gwens romantische Eskapaden mit Gideon demontieren, sie bewusst ignorieren, um zum harten Gerüst der Handlung vorzudringen. Das anstrengende Hin und Her des Teenager-Dramas lenkt massiv vom tatsächlichen Geschehen ab. Ich musste das Buch für die Inhaltsangabe noch einmal querlesen. Interessant daran ist, dass mir erst im Nachhinein bewusstwurde, wie lückenhaft sich die Handlung in meinem Gedächtnis festsetzte. Während der Lektüre fiel mir gar nicht auf, dass das Liebesleben der Protagonistin deutlich dominanter ist als die Entwicklung der Ereignisse. Nun könnte man Kerstin Gier vorwerfen, dass „Saphirblau“ unausgewogen geriet und diese Kritik wäre berechtigt. Trotz dessen spricht es für Fortsetzung und Autorin, dass ich mich beim Lesen selbst nicht daran störte. Gier versetzt sich so überzeugend in die 16-jährige Gwen hinein, dass ich die Gesellschaft der Ich-Erzählerin genoss und mich nostalgisch lächelnd daran erinnerte, wie es war, in diesem Alter zum ersten Mal verliebt zu sein. Ich fand es nur ein bisschen schade, dass Gier Gideons Perspektive ausklammerte, da sein sprunghaftes Verhalten dadurch unerklärlich wirkte. Ich vermutete allerdings, dass sein rätselhaftes Benehmen irgendwie mit den Plänen der zukünftigen Gwen zusammenhing. Gemeinsam mit ihrem Großvater versucht sie herauszufinden, warum ihre Cousine Lucy und deren Freund Paul den zweiten Chronografen stahlen und arbeitet somit aktiv daran, die Geheimnisse der Loge und des Grafen von Saint Germain aufzudecken. Die blinde Loyalität und Ergebenheit der Wächter für den Grafen konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie ist es ihm gelungen, sich selbst in eine Position zu manövrieren, aus der er fähig ist, intelligente, erwachsene Männer aus der Vergangenheit heraus zu kontrollieren? Das stinkt doch. Nie im Leben ist er der Wohltäter, als der er sich präsentiert. Ich fand es bezeichnend, dass ein 16-jähriges Mädchen die einzige ist, die den Mut besitzt, ihm die Stirn zu bieten. Gwen ist die einzige, die sich nicht mit seinen kryptischen Antworten zufriedengibt und die Vergangenheit auf eigene Faust nach der Wahrheit durchforstet. Es beeindruckte mich abermals, wie simpel Kerstin Gier das Zeitreisethema gestaltet. Sie geht nur auf Zeitsprünge ein, wenn es absolut notwendig ist und erklärt alle daraus resultierenden Situationen transparent und einleuchtend. Sie beweist, dass ein kompliziertes Leben zwischen den Zeiten mitnichten kompliziert beschrieben sein muss.

 

Die „Edelstein-Trilogie“ ist überwältigend feminin. Die weibliche Note ist auf jeder Seite spürbar, sei es in der detaillierten Beschreibung der historischen Kostüme oder in Gwens Herzschmerz-Drama mit Gideon. Normalerweise habe ich für Bücher, die das Liebesleben der Hauptfiguren dominanter thematisieren als die tatsächliche Handlung, wenig übrig. Ich leide unter einer ausgeprägten Kitsch-Allergie. Es ist ein kleines Wunder, dass mir weder „Rubinrot“ noch „Saphirblau“ Ausschlag verursachten. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach die Mischung: „Gidolyns“ Eiertanz ist erträglich und sogar unterhaltsam, weil Kerstin Gier die romantische Ebene der Geschichte in einen rasanten, actiongeladenen Strom handfester Ereignisse integrierte. Von wegen seichte, flache Unterhaltungsliteratur. Meinen hypersensiblen Kitschradar hält sonst niemand so leicht zum Narren. Das muss ihr erst mal jemand nachmachen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/06/20/kerstin-gier-saphirblau
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review 2017-07-12 11:05
Ich werde wohl nie ein Fan der Chic-Lit
P.S. Ich liebe Dich - Cecelia Ahern,Christine Strüh

Einst schwor ich, sollte mir jemals ein Chic-Lit-Roman begegnen, der mein Interesse weckt, würde ich ihm eine Chance geben. Im April 2017 ging ich an der Buch-Telefonzelle vorbei, die bei uns in der Nähe aufgestellt ist. Einem Impuls folgend schaute ich mir an, welche Bücher dort aktuell auf ein neues Zuhause warteten und hielt plötzlich „P.S. Ich liebe Dich“ von Cecelia Ahern in der Hand. Ich kannte die Geschichte bereits, denn vor Jahren hatte ich die Verfilmung mit Gerard Butler und Hilary Swank gesehen. Ich mochte den Film, also entschied ich meinem Vorsatz entsprechend, es mit dem Buch zu versuchen. Gekauft hätte ich es sicherlich nicht, aber da ich es umsonst ergatterte, fand ich, ich hätte nichts zu verlieren.

 

Man sagt, stirbt ein geliebter Mensch, stirbt ein Teil von uns mit ihm. Als Gerry starb, verlor Holly nicht nur ihren Ehemann, ihren besten Freund und ihren Seelenverwandten, sondern auch sich selbst. Sie weiß nicht, wie sie allein weiterleben soll. Gerry war ihre ganze Welt, die Sonne ihres Universums. Depression und Trauer haben sie fest im Griff. An den meisten Tagen findet sie nicht einmal die Kraft, aufzustehen. Doch ihr Angetrauter kannte seine Frau besser, als sie dachte. Nach seinem Tod erreicht Holly ein Päckchen, in dem sich 10 nach Monaten beschriftete Briefe befinden. Hollys Herz setzt beinahe aus, als sie Gerrys Handschrift erkennt. Jeder Brief enthält genaue Anweisungen; Aufgaben, die Holly Monat für Monat meistern soll. Zögernd, aber entschlossen, Gerrys Wünsche zu erfüllen, begibt sie sich auf die schwerste und beängstigendste Reise, die sie je unternehmen musste: den Weg zurück ins Leben.

 

Ich denke, ich habe durch „P.S. Ich liebe Dich“ herausgefunden, welches grundsätzliche Problem ich mit Chic-Lit habe. Doch bevor ich euch von dieser bahnbrechenden Erkenntnis berichte, erst einmal ein paar Worte zum Buch selbst. Für das richtige Publikum ist Cecelia Aherns Erfolgsroman garantiert die Erfüllung eines literarischen Traums. Die Idee, dass der verstorbene Gerry seiner Frau Briefe hinterlässt, um ihr zurück ins Leben zu helfen, ist ohne Zweifel süß und – so ungern ich das Wort gebrauche – romantisch. Gerry liebte Holly und kannte sie gut genug, um zu wissen, dass es ihr schwerfallen würde, sich eine Zukunft ohne ihn vorzustellen. Trauer lähmt. Cecelia Ahern illustriert diesen Fakt elegant, indem sie Hollys Umfeld große Veränderungen durchleben lässt, während sie selbst stillsteht. Um sie herum geht das Leben weiter, nur sie tritt auf der Stelle. Gerrys Tod versetzte sie verständlicherweise in eine Schockstarre, aus der sie erst die Briefe langsam befreien. Sie ist verblendet, vollkommen in ihrer Trauer versunken und nicht mehr in der Lage, sich selbst korrekt wahrzunehmen. Als sie sich in einem Film sieht, den ihr Bruder an einem feuchtfröhlichen Abend mit ihren Freundinnen drehte, ist Holly schockiert, wie unfassbar traurig sie nach außen wirkt. Sie glaubte, sich gut zu schlagen, dabei ist ihr ins Gesicht geschrieben, wie furchtbar unglücklich sie ist. Ahern versäumt es nicht, abzubilden, dass ein Verlust dieser Größenordnung durchaus hässliche Seiten hat. Holly ist selten eine würdevoll trauernde Witwe, oft überkommen sie giftige, eifersüchtige, ungerechte Gefühle und Gedanken, betrachtet sie das Glück ihres Freundeskreises. Ich fand ihren Trauerprozess insgesamt sehr realistisch beschrieben und hatte keinerlei Schwierigkeiten, jede der vier Phasen (nach Kast) zu erkennen und nachzuvollziehen. Trotz dessen berührte mich Hollys Leidensweg nicht in dem Maße, wie er es vermutlich sollte. Zu oft wurde ich daran erinnert, wie abhängig die junge Frau von ihrem Ehemann war. Das Frauenbild, das Holly verkörpert, widerspricht allem, was ich mir für mein Leben wünsche. Ohne Gerry hat Holly nichts: kaum Freunde, keine Hobbys, keinen Job und keinen Lebenssinn. Sie definierte sich über ihre Beziehung; es war ihr genug, Gerrys bessere Hälfte zu sein und er scheint sie nie dazu inspiriert zu haben, mehr erreichen zu wollen. Er ist an ihrer Hilflosigkeit nicht unschuldig, denn er ließ es zu, dass sie sich von ihm abhängig machte. Sie sah sich nie veranlasst, eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln und steht deshalb jetzt vor der Mammutaufgabe, sich selbst zu erfinden. Ich konnte sie nur bedingt bemitleiden, weil ich das Gefühl hatte, ihre unbestreitbar schmerzhafte und grauenvolle Situation wäre leichter zu ertragen gewesen, hätte sie sich bereits weit vor Gerrys Tod ein eigenes Leben aufgebaut. Außerdem war mir der Druck, Holly bemitleiden zu müssen, viel zu stark. Ich denke, DAS ist mein Problem mit der Chic-Lit. Ich reagiere allergisch auf die allzu plakative Manipulation meiner Emotionen. Ich will Mitgefühl empfinden, weil die Figuren es verdienen, nicht, weil ich gezwungen werde. Ich will aus eigenem Antrieb weinen, nicht, weil ich keine andere Wahl habe. Zwang erstickt jegliches natürliche Gefühl im Keim.

 

„P.S. Ich liebe Dich“ ist ein gutes Buch. Das kann ich reinen Gewissens behaupten. Cecelia Aherns nahbarer Schreibstil liest sich leicht und flüssig; die Geschichte ist einfühlsam und psychologisch realistisch, wenn auch ein wenig kitschig, was ich allerdings erwartet hatte. Ich bereue nicht, es gelesen zu haben, obwohl mich der Film damals besser erreichte. Das wichtigste Ergebnis dieses Lektüre-Experiments ist für mich indes, verstanden zu haben, warum ich der Chic-Lit kaum etwas abgewinnen kann. Alle Autor_innen manipulieren die Gefühle ihrer Leser_innen. Das ist ihr Job als Geschichtenerzähler_innen. Autor_innen wie Cecelia Ahern jedoch spielen berechenbar und unverblümt auf der Klaviatur der Emotionen, was mir persönlich einfach nicht subtil genug ist. Kurz gesagt, ich möchte nicht merken, dass ich manipuliert werde. Daher werde ich vermutlich niemals ein Fan der Chic-Lit. Und das ist okay. Ich habe es versucht, herausgefunden, dass es mir nicht zusagt und die Gründe dafür analysiert. Fall abgeschlossen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/07/12/cecelia-ahern-p-s-ich-liebe-dich
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review 2013-10-13 07:13
Anfangs zuckersüß, doch beim Abgang eher zäh
Mein Herz zwischen den Zeilen - Jodi Picoult

Inhalt: »Hilf mir« - Deliah kann es kaum fassen, als sie diese Nachricht in ihrem Lieblingsbuch findet. Offensichtlich hat Oliver, der umwerfend gut aussehende Prinz der Geschichte, die Bitte speziell für sie hinterlassen. Und tatsächlich: Schnell stellen die beiden fest, dass sie über die Grenzen der Buchseiten hinweg miteinander sprechen können. Doch das reicht ihnen schon bald nicht mehr aus. Oliver ist schon lange genervt von seinem Märchen, das er immer wieder durchspielen muss, sobald ein Leser das Buch aufschlägt. Und er findet Gefallen an Deliah, die so anders ist als die langweilige Prinzessin Seraphima, die er sonst immer küssen muss. Da ist es doch klar, dass er endlich zu ihr will! Und Deliah: Die hat sich längst Hals über Kopf in ihren Märchenprinzen verliebt. Und ist begeistert von der Idee, Oliver aus dem Buch herauszuholen. Doch wie können die beiden es schaffen, die Grenzen zwischen ihren so unterschiedlichen Welten zu überwinden? (Quelle: Amazon.de)

 

Meinung: Zu Beginn des Buches war ich wirklich Feuer und Flamme für diese Geschichte. Es war wirklich so zucker-zuckersüß, dass ich nur dachte: "Ich will das Gleiche haben, wie sie." Denn wer wünscht sich das nicht, dass man als Einzige mit einem Buchcharakter reden kann und er sich ebenfalls in einen verliebt? (Also ich hätte da ein paar Charaktere, die ich zu gerne ... mal richtig kennenlernen würde.)

Doch leider wurde es ab der Hälfte nur noch zäh und sehr langatmig. Die Spannung hat mir einfach gefehlt. Entweder hier hat eine der beiden Autorinnen die Regie übernommen - also, dass sie sich das aufgeteilt hatten - oder sie haben irgendwie versucht während des Schreibens eine Lösung für das Problem zu finden um, dass das Buch ja handelt.

 

Der Schreibstil war angenehm, die (Märchen-)Charaktere wirklich schön gestaltet und auch die Illustrationen waren ein Hingucker. Aber leider fand ich den Aufbau nicht so schön. Dadurch, dass man immer aus der Sicht von Oliver und Delilah gelesen hat, war man wunderbar in der Handlung drin, aber die ständige Unterbrechung mit dem Märchen hat einfach gestört. Man hätte vielleicht einfach am Anfang komplett das Märchen vorstellen können und dann erst der Verlauf der Story zwischen den beiden Hauptprotagonisten. 

 

Nun gut, ... dennoch kann ich sagen, dass das (digitale) Buch wirklich wunderschön gestaltet war (und ich es mir als gebundene Ausgabe für mein Regal nachkaufen werde) und für zwischendurch wirklich schön war, um die Welt um sich herum vergessen lassen zu können. :) 

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review 2013-07-01 16:48
Ein Buch, das zum Träumen einlädt...
Silber - Das erste Buch der Träume: Roman - Kerstin Gier

"Nirgendwo lernt man einen Menschen besser kennen als in seinen Träumen, und nirgendwo kann man über seine Schwächen und Geheimnisse erfahren." - Henry, Seite 356

"Welch ein schöner, klangvoller Titel für ein Jugendbuch!", sagte ich mir, als ich das erste Mal von Kerstin Giers neuer Trilogie, erschienen am 20. Juni im Fischer FJB Verlag, erfuhr. Die Autorin selbst ist trotz ihres großen Erfolges mit ihren Büchern auf dem Teppich geblieben: Der erste Band der Edelsteintrilogie wurde bereits verfilmt und die visuelle Umsetzung eines ihrer weiteren Bücher ist bereits in Planung. Nun hat die Bestsellerautorin den Grundstein für eine neue Jugendbuchreihe gelegt, mit Erfolg, wie ich selbst festgestellt habe. Denn auch ich konnte mich dem Sog von der Träume nicht entziehen und verschlang die 400 und ein paar Seiten in der Nacht vom 22. Juni 2013 und am darauffolgenden Morgen, während der Silbernacht. Nicht nur dieses Event machte Spaß, auch Kerstin Giers Buch machte Spaß und so möchte ich euch heute meine Meinung zu »Silber, das erste Buch der Träume« - ein Buch, das gerade in (fast) aller Munde ist - mitteilen.

Lasst uns gemeinsam träumen..

Liv Silber, oder eigentlich Olivia, hat vielbeschäftigte Eltern. Ihre Mutter ist Literaturwissenschaftlerin und wechselt ehrgeizig Jahr um Jahr von Lehrstuhl zu Lehrstuhl, ihre entnervten Töchter Olivia und Mia mitsamt Kindermädchen Lottie rastlos mit sich schleppend. Livs Eltern sind getrennt, ihr Vater, von Beruf Ingenieur, war ähnlich ruhelos wie seine Exfrau. Dieses Mal führt der Weg für Mutter und die Geschwister nach Oxford, doch aus der anfänglichen Freude über ein niedliches Cottage außerhalb Londons wird jäh Unmut, als ihre Mutter bei dem Mann einzuziehen gedenkt, der ihr den Lehrauftrag an der Universität verschafft hat: Mr. Planänderung alias Ernest Spencer. Auch die Kinder des neuen Stiefvaters, Florence und Grayson zeigen sich nicht sonderlich begeistert von dieser Idee. Doch das ist nicht alles. Grayson scheint ein Geheimnis mit sich zu tragen und zu allem Überfluss taucht der junge Mann auf einmal in Livs Träumen auf. Seltsame Dinge gehen vor sich, ein unheimliches Ritual, Türen mit Eidechsenknauf und ein düsterer Friedhof bei Nacht wabern durch Livs Verstand. Träumt sie? Oder passiert das hier wirklich?

 



Düster-atmosphärisches Design

Ein großes Auge starrt mir aus dem Zentrum des Covers entgegen, darüber prangt der Titel in silbernen Buchstaben und auch die restlichen Illustrationen auf dem Cover von »Silber« Band #1 sind sehr hübsch anzusehen: florale Elemente, eine stilisierte Eidechse mit einem Schlüssel an der langen Zunge, eine rot akzentuierte Eule und der Schriftzug "dream a little dream" vervollständigen den gelungenen Gesamteindruck der Umschlagillustration. Darunter verbirgt sich ein feuerrotes Buchdeckel, auf welchem eine geheimnisvolle Tür zu sehen ist. Auf dem Vorsatzpapier findet sich neben einem schicken Muster auch noch ein Plätzchen für Ex Libris-Eintragungen. Die floralen Rankenverzierungen setzen sich auch im Buch selbst fort und zieren die Buchseiten - ein rundherum gelungenes grafisches Designkonzept, das mir sehr gut gefiel. Vom Stil her erinnerte mich die Aufmachung an die Edelsteintrilogie, die im Scherenschnittdesign daher kam und ebenfalls eine Augenweide ist.

Interessante Grundidee!

Kerstin Gier hat sich ein spannendes Thema für ihre neue Trilogie ausgesucht: Sie lässt ihre Protagonisten träumen. Das klingt nun nicht ungewöhnlich, doch sie träumen nicht allein. Die Charaktere in »Silber« sind fähig, bewusst einander im Traum zu begegnen und das eröffnet spannende Voraussetzungen für ein düsteres und auch sehr geheimnisvolles Buch. Meine anfänglichen Bedenken, ob mir der Schreibstil eventuell zu jugendlich pubertär wäre, zerstreuten sich bereits auf den ersten Seiten. Kerstin Gier schreibt locker und frech, doch sie übertreibt nicht mit jugendlichem Slang und trägt bei weitem nicht so dick auf wie viele ihrer amerikanischen Autorenkolleginnen. In der Vergangenheit war ich oft genervt, nicht weil mir Charaktere zu naiv vorkamen - das gehört zur Pubertät einfach dazu - sondern weil der Schreibstil gekünstelt, aufgesetzt und unecht wirkte.

"Ich hatte einen wirren Traum gehabt, der auf dem Highgate-Friedhof spielte und eine Art Geisterbeschwörung beinhaltete, in deren Verlauf ich unglücklicherweise auf einem Altar in der Mitte eines brennenden Drudenfußes gelandet war. So weit, so verrückt. Aber keineswegs ungewöhnlich." - Seite 130

Wie froh war ich, dass Kerstin Gier mit witzigem und schwarzem Humor zu unterhalten wusste, eine eloquente Wortwahl in den Mund ihrer jungen Figuren legte und mich ein ums andere Mal zum schmunzeln brachte. Sehr oft griff ich zu meinen Buchdarts und markierte Textstellen, die mit dem einen oder anderen Zitat sicherlich auch den Weg in diese Rezension finden werden, aber auch in meiner Zitatesammlung ein Plätzchen bekommen.

Humorvoll, witzig, gut durchdacht - tolle Mischung!

Kerstin Gier wählt die Ich-Perspektive, um uns aus Liv Silbers Sicht eine rundherum spannende Story zu liefern und mir gleichzeitig eine Protagonistin vorzustellen, deren Wesen und Charakterentwicklung mir recht gut gefiel. Liv Silber ist ein sympatisches, junges Mädchen, besticht durch intelligentes, logisches Handeln und hat mich in ihrer unkomplizierten Art sofort für sich begeistern können. Schön zu sehen, wie sie sich im Laufe der Handlung entwickelt, mitdenkt und mich mit ihrem flapsigen, jugendlichen Charme durch ihre Träume führt. Es wurde nie langweilig, noch eine weitere Traumtür zu öffnen und zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Gerade das machte den Spannungsverlauf in »Silber« aus: Der Plot wechselt zwischen der realen Welt des Schulalltages, dem damit verbundenen familiären Umfeld und der nächtlichen Traumwelt hin und her. Befanden wir uns eben noch beim Abendessen, so wechselt der Handlungsort im nächsten Kapitel schon in die Traumwelt. Die Autorin beschreibt die Welt der Träume mit viel Liebe zum Detail und lässt dennoch ausreichend Raum für die Phantasie und Spekulationsbereitschaft des Lesers.

"Und sagen sie, das Leben sei ein Traum: das nicht;
nicht Traum allein. Traum ist ein Stück vom Leben.
Ein wirres Stück, in welchem sich Gesicht
und Sein verbeißt und ineinanderflicht (...)" - Seite 132

Spannungseinbrüche? Keine Spur! Kerstin Giers Einsteig in Livs Traumwelt birgt Suchtpotential und ihre Idee ließ mich federleicht durch die Seiten schweben. Ehe ich mich versah, war das letzte Wort gelesen und ich schloss mit Wehmut den Buchdeckel, denn es hat wirklich Spaß gemacht, diesen Trilogieauftakt zu lesen. Ich hätte am liebsten noch weiter gelesen, immer weiter geträumt, mich in den Träumen verloren und mich in der zarten und wirklich romantischen Liebesgeschichte verloren. Ja, auch Romantikfans kommen auf ihre Kosten und das, obwohl die Protagonistin Miss Silber doch immun gegen Jungs ist? Wie schnell man seine Vorsätze über Bord werfen kann. Es war wirklich für alle Sinne etwas dabei: eine leichte, junge Romanze, Spannung und Mystik um einen Dämon, den Herrscher der Träume - eine gelungene, spannende Mischung!

»Ich zeige dir meine Tür, wenn du mir deine zeigst«, sagte er dann." - Seite 157

Das I- Tüpfelchen bildete der im Buch auch grafisch und in anderer Schriftart dargestellte Tittle-Tattle-Blog, den ihr übrigens wirklich besuchen könnt - ein netter, kleiner Marketing-Gag des Fischer Verlags. Bis zum letzten Wort spekuliert der Leser, wer sich hinter dem geheimnisvollen Schreiberling namens Secrecy verbirgt. Ganz ehrlich? Ich habe da ja so meine Vermutungen angestellt, wer es sein könnte, aber Kerstin Gier verrät es uns (noch) nicht. Habt ihr eine Vermutung wer hinter der geheimnisvollen Person stecken könnte?

Mein Fazit: Ein gelungenes, erfrischend humorvolles Jugendbuch, voller spannender Momente und interessanten Charakteren, das man so schnell nicht mehr aus der Hand legen kann. Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen, um mit Liv hinter geheimnisvolle Türen zu blicken und freue mich schon auf die Fortsetzung! Eines ist gewiss: Ich muss nun die Edelsteintrilogie lesen, denn »Silber« macht Lust auf mehr Kerstin Gier!

Volle Punktzahl!

Source: www.buechernische-blog.de/kerstin-gier-silber-das-erste-buch-der-traume-jugendbuch-rezension-1-3
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review 2013-02-10 16:31
Drama, Baby!
Wenn es plötzlich Liebe ist - Jessica Bird,Annette Charpentier

Inhalt: Eine Frau, die nicht mehr zu träumen wagt, begegnet einem Mann, dem das Herz einst versteinerte …

Auf den ersten Blick scheint die junge Grace Hall alles zu haben, was das Herz begehrt. Aber ihr Reichtum macht sie verwundbar. Als einige prominente Frauen überfallen werden, heuert sie schweren Herzens einen Bodyguard an. Der verschlossene John Smith gibt ihr zwar Sicherheit, aber zugleich rauben seine Regeln ihr die Freiheit. Es kommt zu scharfen Konflikten, doch langsam wird Grace sehr neugierig, was eigentlich hinter der harten Schale dieses Mannes steckt … (Quelle: Amazon.de)

 

Meinung: Oh Himmel! Ich liebe diese Autorin, ganz ehrlich!

Ich habe das Buch gestern angefangen, nachdem ich enttäuscht von meinem Postboten war, der mir mein Paket nicht gebracht hatte. Und ich hatte mir vorgenommen es vor der Lieferung durchzulesen und dachte, dass es eher eine Qual werden würde so schnell 414 Seiten zu lesen. Doch ich hatte mich geirrt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es wirklich sehr flüssig zu lesen war und meinen Nerv traf. Die richtige Mischung aus Spannung und Romanze - wie man es von J.R. Ward - hier als Jessica Bird genannt - gewohnt ist.

 

Mit den beiden Hauptcharakteren konnte ich mich wunderbar identifizieren und alles wirkte auf mich, bis auf ein paar Stellen zum Schluss, sehr authentisch. Und obwohl mir die Art der Gräfin manchmal auf den Keks ging, konnte ich gut mit ihr mitfühlen und verstand ihre Gedankengänge und Empfindungen. Ebenso war es auch bei ihrem Leibwächter John Smith. (Bei dem ich nur sagen kann: Am Ende hat mich sein wahrer Name wirklich gestört :-D)

 

Ich wusste schon irgendwie, dass es ein 3-Sterne-Buch werden wird und doch gebe ich ihm jetzt 4 Sterne, weil es wirklich selten bei mir ist, dass ich so schnell ein Buch verschlinge und alles stimmig aufeinander passte von der Idee und der Umsetzung.


Für einen wunderbaren literarischen Happen für zwischendurch wirklich zu empfehlen!

Jetzt muss ich nur zusehen, wie ich zu dem nächsten Roman von "Jessica Bird" komme! :-D

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