Seymour Willis macht sich auf den Weg ins Gesundheitsamt, weil er sich nicht mehr zu helfen weiß. Dort hält man ihn für verrückt, weil sein Problem absolut unglaubwürdig klingt. Der alte Mann behauptet, dass sein Haus atmet. Zuerst schiebt es der Gesundheitsbeamte John Hyatt auf Senilität, denkt sich aber, dass ein merkwürdiger Lärm im Haus durchaus gesundheitsschädliche Folgen haben kann. Er erbarmt sich des Mannes und begibt sich zum Lokalaugenschein.
In dem Haus stellt John Hyatt fest, dass die Geräusche durchaus wie Atem klingen und der alte Seymour Willis doch nicht altersbedingter Senilität verfallen ist. Nun holt er sich einen weiteren Kollegen zu Rate, um den häuslichen Geräuschen auf den Grund zu gehen. Auf sie wartet Schauriges ...
Protagonist John Hyatt erzählt in der Ich-Perspektive aus erster Hand. Daher weiß man zumindest schon, dass er das Spektakel einigermaßen unbeschadet überstehen wird. Er ist ein engagierter junger Mann, der seine Tätigkeit beim Gesundheitsamt ernst nimmt, ohne übertrieben motiviert zu wirken.
Der Einstieg in den Roman ist spannend, sogartig und sehr faszinierend. Ich mag es besonders gern, wenn Horror-Romane mit alltäglichen Situationen beginnen und so eine wartet hier: Der alte Seymour Willis kommt ins Gesundheitsamt und erzählt von seinem Problem. John Hyatt bringt es nicht über's Herz den Senioren abzuweisen und nimmt sich seiner an.
Darauf folgen etlichen gruselige Szenen, die an Horror-Filme aus den 1970er-Jahren denken lassen. Es wird ein Drink genommen und das Grauen baut sich langsam auf.
Bis hierhin mochte ich es extrem gern und die ersten übernatürlichen Elemente und Begegnungen fand ich durchaus packend. Autor Graham Masterton baut richtig grausliche Szenen ein ohne allzu blutrünstig zu werden. Er spielt mit der Vorstellungskraft des Lesers und an manchen Stellen hatte ich ekelerregende Bilder im Kopf.
Thematisch hat sich Graham Masterton stark an indianischen Mythen und Legenden orientiert. Im Vorwort geht er zudem auf die Hintergründe zu diesem Roman ein und betont, dass er ‚echte‘ Indiander-Sagen verwendet hat.
Der weitere Hergang der Handlung war dann weniger meins, weil alles sehr glatt gegangen ist. Die Horror-Elemente basieren eben auf indianischen Sagen und Legenden und daher ist ein indianischer Schamane nicht weit, der die nachfolgenden Ereignisse steuert.
Weitere Figuren betreten die Bildfläche, die sich erstaunlicherweise ziemlich schnell vom übernatürlichen Charakter des Geschehens überzeugen lassen. Meiner Meinung nach ist dieses Verhalten nicht einleuchtend, weil man wahrscheinlich erst an letzter Stelle eine transzendente Erklärung glaubt. Hier hat mir mehr Widerstand gefehlt, weil die mysteriöse Bedrohung zu einfach hingenommen wird.
Im späteren Verlauf summieren sich die Actionszenen, ein Inferno hebt San Francisco aus den Angeln und ein boshafter Dämon sorgt für Unheil. Das letzte Drittel hat Blockbuster-Niveau und liest sich dementsprechend eintönig. Die Gruselstimmung ist dahin, es geht um’s nackte Überleben und daher werden scharfe Geschütze aufgefahren, was mich auch nicht mehr beeindrucken konnte.
Auf jeden Fall entspricht „Das Atmen der Bestie“ ganz den Horror-Romanen seiner Zeit aus den 1970er-Jahren und ist trotz meiner Kritikpunkte gut zu lesen. Man darf sich nur kein allzu schauriges Ambiente erwarten, sondern es ist eher ein Thriller auf Action-Niveau, der auf Horror-Elementen basiert.