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review 2016-10-29 12:28
Ein Buch für mein inneres "Supernatural"-Fangirl
Anna Dressed in Blood - Kendare Blake

„Anna Dressed in Blood“ von Kendare Blake war eine Goodreads-Empfehlung, die mir auf der Startseite prominent vor die Nase gehalten wurde. Titel in Kombination mit dem Cover weckten meine Neugier, doch es war der Klappentext, der mich überzeugte. Geisterjagd? Familienauftrag? Das „Supernatural“-Fangirl in mir japste. Die Parallelen waren unübersehbar und unwiderstehlich. Völlig egal, dass es statt zwei Brüdern nur einen Protagonisten gibt und die Geschichte eher im YA-Bereich angesiedelt ist. Ich musste das Buch haben!

 

High-School, Homecoming-Ball und Dates – über die Dramen seiner Altersgenossen kann Cas nur müde lächeln. Sein Leben wird von völlig anderen Dingen bestimmt. Von toten Dingen. Cas ist ein Geisterjäger, wie bereits sein Vater vor ihm. Begleitet von seiner Mutter reist er im Namen des Familienauftrags durch Nordamerika. Wo immer ein Geist die Lebenden terrorisiert und bedroht, ist er zur Stelle. Anna Dressed in Blood ist die Lokallegende des kanadischen Städtchens Thunder Bay. In den letzten 50 Jahren soll sie 27 Teenager getötet haben. Cas ist fest entschlossen, ihrem mörderischen Treiben ein Ende zu setzen. Doch dieses Mal ist alles anders. Anna ist stärker als jeder Geist, dem er bisher begegnet ist. Intelligenter. Tödlicher. Um sie aufhalten zu können, muss Cas herausfinden, woher sie Macht bezieht und beginnt, in ihrer tragischen Vergangenheit zu graben. Stück für Stück lernt er Anna besser kennen und muss sich bald eingestehen, dass ihn ihre Geschichte tief berührt. Als der Moment der Entscheidung gekommen ist, weiß Cas nicht mehr, ob er Anna überhaupt noch ins Jenseits schicken möchte…

 

„Anna Dressed in Blood“ befriedigte mein inneres „Supernatural“-Fangirl nur teilweise. Ich habe nicht erwartet, es mit einem Buch zu tun zu bekommen, das ohne Weiteres als Drehbuch für eine Folge dienen könnte. Ich bin allerdings davon ausgegangen, dass es mir das gleiche Gefühl vermitteln würde, das ich beim Schauen meiner Lieblingsserie erlebe. Trotz gewisser grundsätzlicher Ähnlichkeiten wie Geisterjagd, Familienauftrag und ständiger Umzüge wollte sich bei mir einfach nicht die gleiche ungezügelte Begeisterung einstellen. Meiner Meinung nach ist dieser Mangel an Euphorie hauptsächlich der Young Adult – Ausrichtung des Romans geschuldet. Die genretypischen Muster schimmerten unter der Handlung hindurch, dezent, aber deutlich wahrnehmbar. Ich rechne es Kendare Blake hoch an, dass sie sich um Originalität bemühte und dem altbackenen Prinzip von „Junge-trifft-Mädchen“ einen neuen Anstrich verpasste, im Endeffekt bleibt eine Teenie-Romanze jedoch immer eine Teenie-Romanze, unabhängig der Umstände. Für mich hätte sie definitiv noch einige Schritte weitergehen und „Anna Dressed in Blood“ richtig schaurig gestalten können. Ich habe mich nicht gegruselt, weil es eher blutig als unheimlich ist. Der Horror des Buches fußt auf physischer Gewalt, nicht auf psychischem Terror. Es gibt diverse effektvolle Szenen, in denen das Blut nur so spritzt, aber als High Fantasy-Schlachten-Veteranin lassen mich derartige Beschreibungen nun mal ziemlich kalt. Meine Ängste wurden nicht angesprochen, die Atmosphäre entwickelte keine emotionale Beklemmung. Dadurch hatte ich das Gefühl, nicht in die Tiefen der Geschichte vorzudringen, sondern lediglich an der Oberfläche entlang zu kratzen.
Möglicherweise fiel mir der Zugang auch deshalb schwer, weil ich Schwierigkeiten mit dem Protagonisten Cas hatte. Ich habe lange gebraucht, bis ich einigermaßen warm mit ihm wurde. Anfangs glaubte ich sogar, dass ich ihn nie würde ausstehen können, da er sich fürchterlich arrogant, altklug und herablassend gab. Er belächelt seine Altersgenossen für ihre Unwissenheit und Unbeschwertheit, als wäre das Dasein eines normalen Teenagers gänzlich unter seinem Niveau. Schlimmer noch, er behandelt auch die Geister, die er weiterschickt, nicht mit der angemessenen Demut. Er zeigt keinerlei Mitgefühl und Verständnis für die Tragik ihrer Situation. Er hält sich für abgeklärt, wirkt dadurch jedoch kaltherzig. Glücklicherweise ändert sich seine Einstellung, nachdem er Anna kennenlernt. In Thunder Bay findet er entgegen seiner Gewohnheiten Freunde, die ihn begreifen lassen, dass ein Sozialleben durchaus Vorteile hat. Nicht einmal ein Geisterjäger muss einsam sein, wenn er es nicht will. Anna bringt Cas‘ gute Seiten zum Vorschein. Der positive Einfluss eines mordenden Geistes – klingt paradox, nicht wahr? Wie das zusammenpasst, müsst ihr schon selbst herausfinden, ich kann euch allerdings verraten, dass Anna Cas unter die Haut geht. Ihretwegen denkt er zum ersten Mal darüber nach, wohin er die Geister überhaupt schickt, was meiner Ansicht nach längst überfällig war. Es erschien mir seltsam, dass er sich diese Frage noch nie gestellt hat. Ich denke, er hatte zu seinen Talenten bisher eine rein pragmatische Beziehung und hat es vermieden, zu intensiv über deren Natur zu grübeln. Mit der spirituellen Ebene seiner Berufung stand er nicht in Kontakt. Erst Anna zeigt ihm, dass er mehr als ein übernatürlicher Kammerjäger ist.

 

„Anna Dressed in Blood“ ist eine flüssige, leichte Lektüre für zwischendurch, die viel Action und ein akzeptables Maß an Romantik bietet. Das Buch ist nicht übertrieben kitschig und konnte mich durch die Kreativität der Autorin überzeugen. „Supernatural“ in Buchform – das Experiment ist geglückt, wenn auch nicht uneingeschränkt. Sicher hätte man das eine oder andere besser umsetzen können, aber insgesamt hat mir das Lesen Freude bereitet, worauf es ja letztendlich ankommt. Ich werde der Fortsetzung „Girl of Nightmares“ eine Chance geben, weil ich glaube, dass sich meine Sympathieprobleme mit Cas nun erledigt haben und ich unheimlich neugierig bin, wie sich seine Beziehung zu Anna weiterentwickelt.
Wenn ihr Interesse an „Anna Dressed in Blood“ habt, dann greift zu! Gerade jetzt zu Halloween gibt es wohl kaum ein Buch, das passender wäre.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/10/29/kendare-blake-anna-dressed-in-blood
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review 2016-01-29 10:31
Düstere Southern Gothic
Beautiful Darkness - Margaret Stohl,Kami Garcia

Wusstet ihr, dass weder Kami Garcia noch Margaret Stohl aus den Südstaaten der USA stammen? Garcia wurde in Washington, D.C. geboren und lebt heute in Los Angeles, Stohl in Pasadena, Kalifornien. Mich hat das sehr überrascht, denn angesichts ihrer überzeugenden Darstellung der Südstaaten-Kleinstadt Gatlin in den „Caster Chronicles“ hätte ich erwartet, dass zumindest eine der beiden im Süden aufgewachsen ist. Vielleicht ist es aber gerade diese Distanz, die es ihnen erlaubte, Gatlin mit einem Augenzwinkern zu charakterisieren.

 

Lenas 16. Geburtstag hinterließ tiefe Wunden. Zwar konnte sie ihre Berufung verhindern und ihrer dunklen Mutter Sarafine die Stirn bieten, doch der Preis für ihren Widerstand war entsetzlich. Zerfressen von Kummer und Schuld zieht sich Lena immer weiter zurück. Sie erträgt es nicht, Ethan anzusehen. Ethan hingegen versucht, ihr so viel Zeit und Raum zu geben, wie sie braucht, spürt allerdings, dass ihm die Liebe seines Lebens zu entgleiten droht. Als er abermals von mysteriösen Visionen heimgesucht wird und ein neuer Song das Unheil des Siebzehnten Mondes voraussagt, kann er nicht länger zusehen, wie Lena sich selbst zerstört. Unterstützt von seinen Freunden wagt sich Ethan in das Labyrinth der Caster-Tunnel, um sie vor sich selbst zu retten. Doch der Feind schläft nicht und verfolgt weiterhin furchterregende Pläne. Wird Ethan Lena aus ihrem Strudel des Schmerzes und der Gefahr befreien können?

 

„Beautiful Darkness“ ist sehr viel düsterer als „Beautiful Creatures“ und verdient sich meiner Meinung nach erst recht einen Platz im Genre der Southern Gothic. Die Ereignisse des ersten Bandes werfen ihren schwermütigen Schatten auf Ethan und Lena und stellen sie vor neue Herausforderungen. Ihre Beziehung steht auf dem Prüfstand; sie müssen einander beweisen, dass sie gemeinsam nicht nur mit äußeren Faktoren zurechtkommen, sondern auch mit den Problemen, die sie selbst verursachen. Mir gefiel es außerordentlich gut, dass Garcia und Stohl die Handlung aus „Beautiful Creatures“ konsequent weiterführen und keine heile Welt präsentieren. Sie wagen es, ihr ProtagonistInnen-Pärchen von einer neuen Seite zu zeigen, wodurch die Geschichte einen realistischen Weg einschlägt. Friede, Freude, Eierkuchen hätte ich ihnen nicht abgekauft. Den Handlungsverlauf von „Beautiful Darkness“ empfand ich weniger gradlinig, denn unsere beiden Hauptcharaktere arbeiten nicht auf ein klar definiertes Ziel hin. Stattdessen vermittelt Ethan als Ich-Erzähler ein Maß an Verzweiflung, Verwirrung und Hilflosigkeit, das mir wirklich zu Herzen ging. Er weiß nicht, wie er Lena in ihrer selbst errichteten Festung des Kummers erreichen soll. Das Mädchen, das er liebt, distanziert sich mehr und mehr von ihm und er hat lange Zeit das Gefühl, nichts dagegen unternehmen zu können. Ich hätte gern eingegriffen, Lena geschüttelt oder ihr eine saftige Ohrfeige verpasst, damit sie wieder zur Besinnung kommt. Ich wollte Ethan beschützen, denn obwohl ich Lenas Schmerz durchaus verstehen konnte, fand ich, dass sie sich extrem verhält. Sie merkt nicht, dass sie in dem Bestreben, sich selbst zu bestrafen, auch andere bestraft und wegstößt, allen voran natürlich Ethan. Ich war froh, dass Ethan nicht nur seine Familie an seiner Seite hat, sondern auch einen großartigen besten Freund: Link. Link ist für ihn da, während Lena es nicht ist. Ethan kann sich zu 100% auf ihn verlassen, ganz gleich wie haarsträubend und gefährlich die Situation zu werden droht. Trotzdem hinterlässt Lenas Rückzug selbstverständlich eine physische und emotionale Lücke, in die Garcia und Stohl eine neue Figur treten lassen. Liv ist Britin, Marians studentische Hilfskraft und ein totaler Nerd. Ich mochte sie von der ersten Sekunde an. Ethan ist mit ihrem Auftauchen überfordert, weil zwischen den beiden eine unleugbare Anziehungskraft wirkt. Liv verkörpert all das, was Ethan haben könnte, wenn er nicht hoffnungslos in ein Caster-Mädchen verliebt wäre: ein normales, einfaches Leben voller Glück und Lachen, ohne magische Verwicklungen. Kein Wunder, dass ihn ihre Anwesenheit durcheinanderbringt. Vielleicht ist sie einer der Gründe dafür, dass Ethan sehr lange wartet, bis er einschreitet, um Lena vor sich selbst zu retten. Meiner Meinung nach ergreift er zu spät die Initiative. Lenas Trauerprozess in allen Ehren, aber er hätte ihren Eskapaden viel früher ein Ende setzen müssen, denn sie entwickelt sich zu einer ernsthaften Gefahr für die Menschen, die ihm etwas bedeuten. Er ist zu nachsichtig mit ihr. Schließlich interveniert er aber doch und folgt Lena in die Caster-Tunnel, die sich durch den ganzen Süden der USA (und vermutlich weit darüber hinaus) ziehen. Als Setting gefielen mir die Tunnel gut, da sie rätselhaft und ein bisschen unheimlich sind, allerdings bringen sie auch Unruhe in die Geschichte. Sie sind schwer fassbar und verändern sich ständig. Ich hatte hin und wieder Probleme, sie mir vorzustellen. Das Gleiche gilt für den finalen Kampf gegen Ende des Buches, der zwar spannend, meinem Empfinden nach jedoch nicht plastisch genug beschrieben ist.

 

Insgesamt fand ich „Beautiful Darkness“ anders als „Beautiful Creatures“. Nicht besser oder schlechter, sondern eben einfach anders. Genau das gefiel mir. Kami Garcia und Margaret Stohl rollen die Geschichte des ersten Bandes nicht noch einmal auf, sondern führen sie logisch weiter. Sie gestehen ihren Charakteren Entwicklung zu und trauen sich, die psychologischen Konsequenzen des Vorgängers zu verdeutlichen. Die liebevoll gezeichneten Charaktere fesselten mich an die Handlung; besonders Ethan habe ich wirklich ins Herz geschlossen, aber auch Link, Liv und Ethans gesamte Familie. Meine heiß entflammte Liebe zu den „Caster Chronicles“ ist ungebrochen. Diese Reihe ist wirklich magisch und ich freue mich darauf, zu erfahren, wie es in Gatlin weitergeht!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/01/29/kami-garcia-margaret-stohl-beautiful-darkness
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